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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Kostenstruktur der Apotheken steht unter Druck durch steigende Ausgaben und sinkende Margen. Apotheker müssen klären, wie viel vom Umsatz nach Abdeckung aller Kosten übrig bleibt. Ein großes DocMorris-Werbeplakat sorgt in einem hessischen Ort für Empörung, da es die einzige Vor-Ort-Apotheke beeinträchtigt. Ab 2025 wird die Notdienstversorgung in Bayern reformiert, um die Effizienz zu steigern. Zudem wird die antiretrovirale Suspension Viramune ab Oktober 2024 ohne Dosierhilfe ausgeliefert, was neue Herausforderungen mit sich bringt. Anlässlich des Weltapothekertags 2024 fordern Apotheker bessere Rahmenbedingungen. Der Abschied von physischen Konnektoren der Telematikinfrastruktur bringt zusätzliche Kosten mit sich. Becanex bringt einen neuen THC-Rohextrakt auf den Markt, der Zeit und Kosten spart. Medikationsfehler, die viele Krankenhausaufenthalte verursachen, unterstreichen die zentrale Rolle der Apotheken als beratende Schnittstelle. Abschließend zeigen Studien, dass Vitamin-D-Supplemente keine erhöhten Risiken für Nierensteine oder Arterienverkalkung darstellen.
Kostenstruktur der Apotheken: Wie viel vom Umsatz bleibt wirklich übrig?
Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen einer Apotheke stehen zunehmend im Mittelpunkt, da die Herausforderungen durch steigende Kosten und sinkende Margen stetig zunehmen. Apothekerinnen und Apotheker müssen sich vermehrt mit ihrer Kostenstruktur auseinandersetzen, um ihre finanzielle Stabilität langfristig zu sichern. Eine der zentralen Fragen lautet: Wie viel bleibt vom Umsatz übrig, nachdem alle laufenden Kosten gedeckt sind?
Zu den größten Ausgabeposten zählen die Personalkosten, die in deutschen Apotheken oft den größten Anteil am Umsatz ausmachen. Sie bewegen sich im Durchschnitt zwischen 50 und 60 Prozent. Durch den aktuellen Fachkräftemangel und steigende Mindestlöhne sind diese Kosten in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen, was für viele Apotheker zunehmend zur Belastung wird. Nicht nur die Löhne, sondern auch die Lohnnebenkosten wie Sozialabgaben und Versicherungen steigen, sodass Apothekenbetreiber ihre Personalplanung und -kosten immer wieder neu bewerten müssen.
Miet- und Nebenkosten variieren je nach Lage der Apotheke. In gut frequentierten Innenstadtlagen können diese Kosten bis zu 20 Prozent des Umsatzes betragen, während sie in ländlichen Regionen häufig niedriger ausfallen. Hinzu kommen Ausgaben für Strom, Wasser und Instandhaltung, die kontinuierlich überwacht werden müssen, um unnötige Ausgaben zu vermeiden.
Der dritte große Kostenblock ist der Wareneinsatz. Er umfasst den Einkauf von Arzneimitteln, Medizinprodukten, Kosmetika und anderen apothekenüblichen Waren. Dieser Bereich macht in der Regel etwa 60 bis 70 Prozent des Umsatzes aus, kann aber je nach Produktsortiment und Rabattverträgen schwanken. Besonders verschreibungspflichtige Arzneimittel, die durch gesetzliche Rabatte und Preisvorgaben reglementiert sind, bieten oft nur geringe Margen. Apotheken müssen hier genau kalkulieren, um nicht durch zu hohe Einkaufspreise in Schwierigkeiten zu geraten.
Ein weiterer Punkt, den Apothekenbetreiber nicht vernachlässigen dürfen, sind die Marketing- und Werbekosten. In Zeiten zunehmender Konkurrenz durch Versandapotheken und den Onlinehandel müssen stationäre Apotheken verstärkt in Kundenbindung und Außenwerbung investieren. Auch hier ist es entscheidend, eine Balance zu finden, um die Ausgaben im Griff zu behalten und gleichzeitig die Sichtbarkeit der Apotheke zu erhöhen.
Apothekenbetreiber sollten regelmäßig eine detaillierte betriebswirtschaftliche Analyse ihrer Kennzahlen durchführen. Der Vergleich mit anderen Apotheken über Betriebsvergleiche und Benchmarking-Studien ist dabei von besonderem Wert. Diese ermöglichen es, eigene Schwachstellen zu erkennen und Strategien zur Optimierung der Kostenstruktur zu entwickeln. Dies gilt nicht nur für klassische Ausgabeposten, sondern auch für versteckte Kosten, etwa im Bereich der Lagerhaltung und des Bestandsmanagements.
Die Digitalisierung bietet hier ein großes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Durch den Einsatz von automatisierten Bestellsystemen und Softwarelösungen für das Warenwirtschaftssystem können Apotheken ihre Lagerkosten minimieren und gleichzeitig sicherstellen, dass sie stets ausreichend, aber nicht zu viel Ware vorrätig haben. Zusätzlich kann die Einführung digitaler Prozesse wie die elektronische Rezeptabrechnung oder Online-Beratungsangebote nicht nur den Service verbessern, sondern auch Kosten reduzieren.
Nicht zu vergessen ist auch der Versicherungsbereich. Apothekenbetreiber müssen sich gegen verschiedene Risiken absichern – von Betriebshaftpflicht- und Allrisk-Versicherungen bis hin zu Cyber-Versicherungen, die in Zeiten zunehmender digitaler Angriffe immer wichtiger werden. Diese Kosten dürfen nicht unterschätzt werden, bieten aber im Ernstfall Schutz vor finanziellen Katastrophen.
Die ökonomischen Herausforderungen, vor denen Apothekenbetreiber heutzutage stehen, sind vielfältig und komplex. Das einst stabile Geschäftsmodell der klassischen Apotheke sieht sich durch steigende Kosten, sinkende Margen und eine wachsende Konkurrenz von Versandapotheken zunehmend unter Druck. Gerade deshalb ist es für Apotheken unerlässlich, ihre Kostenstruktur kontinuierlich zu analysieren und gezielt anzupassen.
Personalkosten bleiben dabei ein besonders sensibles Thema. Sie sind notwendig, um einen hohen Servicestandard zu gewährleisten, aber sie dürfen das betriebliche Gleichgewicht nicht überstrapazieren. Hier besteht die Aufgabe der Apothekenleitung darin, die Balance zwischen einer angemessenen Personalausstattung und einer wirtschaftlich tragbaren Lohnstruktur zu finden. Automatisierungen, beispielsweise durch den Einsatz von Robotern zur Arzneimittelausgabe, könnten hier in Zukunft eine Lösung bieten.
Auch die Mietkosten und der Wareneinsatz erfordern eine sorgfältige Planung. Apotheken in zentralen Lagen profitieren zwar von höherer Kundenfrequenz, müssen aber auch erheblich höhere Fixkosten bewältigen. Ein konsequentes Controlling der Bestellprozesse und die optimale Nutzung von Rabattverträgen können hier helfen, die Kosten zu senken, ohne die Qualität der Versorgung zu gefährden.
Was viele Apotheken noch nicht ausreichend nutzen, ist die Digitalisierung als Hebel zur Kostenreduzierung und Effizienzsteigerung. Die Einführung digitaler Tools und Prozesse kann den Verwaltungsaufwand erheblich reduzieren und gleichzeitig die Kundenbindung stärken. Gerade im Hinblick auf die Konkurrenz durch Online-Apotheken müssen stationäre Betriebe in diesem Bereich aufholen, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Apothekenbetreiber müssen ihre betriebswirtschaftlichen Kennzahlen ständig im Blick behalten und bereit sein, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und an neue Herausforderungen anzupassen. Nur wer sich als Unternehmer versteht und strategische Entscheidungen auf Basis fundierter betriebswirtschaftlicher Analysen trifft, wird langfristig erfolgreich sein. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden sicher nicht einfacher, aber durch gezielte Investitionen in Digitalisierung und Prozessoptimierung können Apotheken zukunftsfähig bleiben.
DocMorris-Werbeplakat direkt vor Apotheke sorgt für Empörung
Eine Apotheke in einem kleinen hessischen Ort sieht sich derzeit mit einem besonders brisanten Problem konfrontiert. Auf einer nahegelegenen Werbefläche wurde ein riesiges Plakat von DocMorris angebracht, das auf die Vorteile des E-Rezepts hinweist. Die Apotheke, die sich auf dem Gelände eines Nahkauf-Marktes befindet, fühlt sich durch diese Maßnahme erheblich beeinträchtigt, da sie die einzige Vor-Ort-Apotheke im Ort ist. Besonders kritisch: Der Supermarkt, der zur Rewe-Gruppe gehört, kooperiert bereits mit dem niederländischen Versandhändler und verkauft dessen Produkte direkt im Markt.
Die Apotheke leidet nicht nur unter dieser direkten Konkurrenz, sondern auch unter den aktuellen Umbauarbeiten auf dem Gelände. Parkplätze sind durch die Bauaktivitäten blockiert, Baumaterial wird direkt vor der Apotheke gelagert, und ein großer Baukran steht unmittelbar vor dem Eingangsbereich. Die Sichtbarkeit der Apotheke ist durch diese Umstände ohnehin schon eingeschränkt – das Werbeplakat von DocMorris verschärft die Situation zusätzlich.
„Es ist frustrierend, das mitanzusehen“, äußerte eine Mitarbeiterin der Apotheke. „Wir werden hier von allen Seiten bedrängt.“ Während das Team den Aufbau des Plakats beobachten musste, kamen zudem Zweifel auf, ob diese Fläche in Zukunft für eigene Werbemaßnahmen genutzt werden könnte. Doch für die Apotheke scheint der Schaden bereits entstanden. Kunden, die ohnehin durch die eingeschränkten Parkmöglichkeiten und die baulichen Barrieren abgeschreckt werden, könnten durch die massive Präsenz von DocMorris weiter verunsichert werden.
Auf digitaler Ebene geht die Konkurrenz ebenfalls in die Offensive. DocMorris wirbt derzeit auf seiner Website und in der App mit einer neuen Kampagne, bei der Kunden beim Scan ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) Gutscheine erhalten. Ein erster Scan ohne ein hinterlegtes E-Rezept bringt bereits einen Gutschein über 10 Euro. Diese Aktion, die nur für Kassenrezepte gilt, läuft noch bis Ende des Jahres und zielt darauf ab, Kunden langfristig an den Versandhandel zu binden.
Während die Apotheke versucht, den Herausforderungen des Marktes und der baulichen Einschränkungen zu trotzen, steht sie weiterhin im direkten Wettbewerb mit einem übermächtigen Konkurrenten. Ob eine eigene Marketingstrategie dem entgegenwirken kann, bleibt abzuwarten.
Die Situation der Apotheke im hessischen Kleinort wirft ein Schlaglicht auf den zunehmenden Druck, dem Vor-Ort-Apotheken durch den wachsenden Versandhandel ausgesetzt sind. Während der digitale Wandel den Zugang zu Arzneimitteln für viele Patienten erleichtert, sehen sich traditionelle Apotheken vor Ort immer häufiger in die Enge gedrängt. Das Werbeplakat von DocMorris, direkt vor der Apotheke platziert, wirkt dabei fast wie ein Symbol für diese schwelende Konkurrenz.
Es stellt sich die Frage, wie solche Vor-Ort-Betriebe künftig bestehen sollen, wenn nicht nur die strukturellen Bedingungen – wie der Zugang zu Parkplätzen und die Sichtbarkeit – sie behindern, sondern auch die gezielte Marketingmacht eines Versandhändlers. Vor-Ort-Apotheken spielen eine wichtige Rolle in der persönlichen Beratung und der unmittelbaren Versorgung der Bevölkerung, doch der Wettbewerb mit dem Onlinehandel stellt diese Rolle zunehmend in Frage.
Letztlich muss die Politik die Rahmenbedingungen so gestalten, dass beide Systeme – der Versandhandel und die Apotheke vor Ort – koexistieren können, ohne dass eines der beiden Modelle unverhältnismäßig benachteiligt wird.
Apotheken-Notdienstreform: Software gesteuerte Verteilung sorgt für Erleichterung
Die Notdienstversorgung in Bayern wird ab 2025 umfassend reformiert. Eine intelligente, softwarebasierte Steuerung soll dafür sorgen, dass die Anzahl der Nacht- und Notdienste für Apotheken landesweit sinkt und gleichzeitig eine flächendeckende Versorgung für die Patientinnen und Patienten gewährleistet bleibt. Während bislang die Notdienste in einem starren turnusmäßigen Rhythmus in rund 180 Notdienstkreisen organisiert wurden, bringt die Reform nun eine unregelmäßigere Verteilung der Dienste, die auf die jeweilige geographische Lage und den tatsächlichen Bedarf abgestimmt ist.
Für viele Apotheken bedeutet dies eine deutliche Entlastung. Der Inhaber der easyApotheke in Bad Neustadt/Saale, Dr. Christian Machon, der maßgeblich an der Reform mitgearbeitet hat, sieht darin einen bedeutenden Fortschritt für die Branche. „Für mich persönlich bedeutet die Reform 22 statt der bisherigen 46 Notdienste pro Jahr – das ist eine erhebliche Erleichterung“, erklärt Machon. Landesweit soll die Zahl der Notdienste im Durchschnitt von 27 auf 18 pro Apotheke gesenkt werden, was insbesondere für Landapotheken eine deutliche Verbesserung darstellt. Apotheken in Grenzregionen zu anderen Bundesländern profitieren ebenfalls von der besseren Verteilung der Dienste.
Die Verteilung der Notdienste erfolgt künftig vorrangig in einem Umkreis von 20 Kilometern, was für etwa 92 Prozent der Bevölkerung bedeutet, dass sie zu jeder Tages- und Nachtzeit eine notdienstbereite Apotheke in erreichbarer Nähe finden. Allerdings wird es an einigen Tagen für wenige Patientinnen und Patienten notwendig sein, einen längeren Weg in Kauf zu nehmen. Trotz der unregelmäßigen Verteilung bleibt für Apotheken die Möglichkeit, Dienste untereinander zu tauschen, und dies sogar vorerst gebührenfrei. Besonders während der Einführungsphase der Reform wird diese Flexibilität als hilfreich angesehen.
Für die Bayerische Apothekerkammer (BLAK) steht fest, dass die Notdienstreform einen längst überfälligen Schritt darstellt. Mit der Einführung der neuen Softwaresteuerung soll nicht nur die Arbeitsbelastung der Apotheken reduziert, sondern auch die langfristige Versorgungssicherheit für die Bevölkerung gewährleistet werden. Ziel war es, dass etwa 90 Prozent der Apotheken künftig weniger Notdienste leisten müssen, während sich für 6 Prozent keine Veränderungen ergeben und nur 5 Prozent mit einer höheren Dienstbelastung rechnen müssen.
Elisabeth Sommersgutter, Inhaberin der Barer Apotheke in München, sieht in der Reform eine positive Entwicklung, auch wenn sich ihre eigene Dienstbelastung nur geringfügig verringern wird. Für die Landapotheken hingegen sei die Reform ein echter Fortschritt. „Viele Kolleginnen und Kollegen auf dem Land müssen künftig nur noch halb so viele Dienste leisten wie bisher, und das ist eine enorme Entlastung für sie“, betont Sommersgutter.
Ein weiterer Aspekt, der durch die Reform an Bedeutung gewinnt, ist die Anzahl der Notdienste als Kriterium für den Verkauf einer Apotheke. „Die Zahl der Notdienste spielt bei Apothekenverkäufen eine zunehmend wichtige Rolle“, erklärt Machon. Die Reform ermöglicht zudem eine bessere Integration kurzfristiger Apothekenschließungen, ohne dass benachbarte Apotheken für die darauffolgenden Jahre übermäßig belastet werden.
Die Notdienstreform für Apotheken in Bayern ist ein notwendiger und überfälliger Schritt, um die Arbeitsbelastung der Apotheken zu senken und gleichzeitig die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Insbesondere Landapotheken, die bislang unverhältnismäßig viele Notdienste leisten mussten, werden deutlich entlastet, was angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der Herausforderungen im ländlichen Raum dringend erforderlich ist. Die von einer Software gesteuerte Verteilung der Dienste sorgt für eine faire und bedarfsorientierte Einteilung, die auf die geographische Lage der Apotheken Rücksicht nimmt.
Gleichzeitig bleibt die Flexibilität für Apotheken, Dienste untereinander zu tauschen, ein wichtiger Punkt, um unvorhergesehene Engpässe zu vermeiden. Auch dass die Bayerische Apothekerkammer die Gebühr für Diensttauschungen vorerst aussetzt, zeigt, dass die Reform nicht nur die Effizienz, sondern auch die Praktikabilität im Blick hat. Für die Apotheken im urbanen Raum bleibt die Veränderung zwar eher moderat, doch profitieren sie indirekt von der besseren Verteilung der Dienste in ländlichen Regionen.
Diese Reform markiert damit einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung und sollte als Vorbild für weitere Maßnahmen zur Entlastung der Apotheken angesehen werden.
Viramune-Suspension künftig ohne Dosierhilfe: Apotheken stehen vor neuen Herausforderungen
Ab Oktober 2024 wird die antiretrovirale Suspension Viramune® (Nevirapin), hergestellt von Boehringer Ingelheim, ohne die bisher beigefügte Dosierspritze und den Adapter ausgeliefert. Die Produktion dieser Zubehörteile wurde eingestellt, was sowohl bei Apotheken als auch bei Patienten und betreuenden Personen Anpassungen erforderlich macht. Bisher erleichterten die beigelegten Hilfsmittel die exakte Dosierung des Medikaments, welches zur Behandlung von HIV-1 in Kombination mit anderen antiretroviralen Therapien eingesetzt wird. Das Medikament ist für Patienten aller Altersgruppen zugelassen, wobei die Dosierung insbesondere bei Kindern unter acht Jahren vom Körpergewicht abhängt. Die Startdosis beträgt einmal täglich 4 mg/kg über zwei Wochen, gefolgt von zweimal täglich 7 mg/kg Körpergewicht.
Apotheken sind angehalten, ihre Kundschaft darüber zu informieren, dass künftig alternative Dosierhilfen wie handelsübliche Spritzen oder Messbecher verwendet werden müssen. Die Verwendung solcher Hilfsmittel ist jedoch mit Herausforderungen verbunden, da sie nach jeder Anwendung gründlich gereinigt werden müssen, um die Reste der Suspension zu entfernen und eine korrekte Dosierung zu gewährleisten. Nevirapin, der Wirkstoff von Viramune®, wirkt als nicht-nukleosidischer Hemmer der reversen Transkriptase (NNRTI). Dieser Mechanismus unterbindet die Virusvermehrung, indem er das Enzym, das die virale RNA in DNA umschreibt, blockiert. Im Gegensatz zu anderen Hemmern, die die Wirkung des Enzyms durch Blockade der aktiven Stelle stoppen, führt Nevirapin zu einer Veränderung der Bindungsstelle des Enzyms, wodurch die katalytische Aktivität gehemmt wird.
Die Entscheidung, auf die mitgelieferte Dosierhilfe zu verzichten, hat in der Praxis weitreichende Konsequenzen. Vor allem bei der Behandlung von Kindern, bei denen die genaue Dosierung von entscheidender Bedeutung ist, könnte es zu Unsicherheiten kommen. Apotheken müssen zudem die zusätzlichen Beratungspflichten erfüllen und geeignete Alternativen zur Dosierung bereitstellen. Die Veränderung fordert nicht nur mehr Aufmerksamkeit in der Patientenbetreuung, sondern erhöht auch die Verantwortung der Apotheken, um eine korrekte Medikamentengabe zu gewährleisten.
Die Entscheidung von Boehringer Ingelheim, die Produktion der Dosierspritzen und Adapter für die Viramune®-Suspension einzustellen, wirft mehrere Fragen auf. Vor allem die Apotheken geraten dadurch unter Druck, da sie nun dafür verantwortlich sind, alternative Lösungen anzubieten und Patienten oder Betreuer darüber aufzuklären, wie sie das Medikament korrekt dosieren können. Dieser zusätzliche Aufwand fällt in eine Zeit, in der Apotheken ohnehin mit steigenden Anforderungen und ökonomischen Zwängen konfrontiert sind. Die erhöhte Beratungsleistung und das Risiko von Fehlanwendungen bringen zusätzliche Lasten mit sich. Gerade in der Behandlung von Kindern könnte eine fehlerhafte Dosierung schwerwiegende Konsequenzen haben. Hier wäre es wünschenswert gewesen, dass Boehringer Ingelheim die Apotheken mit einer klaren Übergangslösung unterstützt. Die nun getroffene Entscheidung zeigt einmal mehr, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit zwischen Pharmaunternehmen und Apotheken ist, um die Versorgungssicherheit und das Wohl der Patienten zu gewährleisten.
Weltapothekertag 2024: Apotheker fordern Anerkennung und bessere Rahmenbedingungen
Der Weltapothekertag 2024, der am 25. September unter dem Motto „Pharmacists: Meeting global health needs“ gefeiert wird, stellt die wichtige Rolle der Apothekerinnen und Apotheker in den Mittelpunkt. Inmitten einer Zeit zunehmender Lieferengpässe bei Arzneimitteln betont Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), die zentrale Bedeutung der Apotheken für die Gesundheitsversorgung. „Ich habe größten Respekt davor, was unsere Kolleginnen und Kollegen jeden Tag leisten, um sicherzustellen, dass Patientinnen und Patienten die verordneten Medikamente erhalten“, erklärte Arnold anlässlich des Aktionstages.
Trotz des unermüdlichen Einsatzes der Apotheker sieht Arnold dringenden Handlungsbedarf bei der Honorierung der Leistungen. Der Vizepräsident fordert mehr Entscheidungsfreiheit für Apotheken, um den zunehmenden Anforderungen gerecht zu werden. „Diese Freiheit gibt es jedoch kaum“, beklagt Arnold und macht darauf aufmerksam, dass die bisherigen Vergütungsstrukturen den wachsenden Herausforderungen nicht mehr gerecht werden.
Auch international steht die Stärkung der Apotheken im Fokus. Auf dem jüngsten FIP-Weltkongress in Kapstadt sowie beim WHO-Kongress in Kopenhagen herrschte Einigkeit darüber, dass die Kompetenzen der Apotheker weltweit stärker genutzt werden sollten. Douglas Hoey, Präsident des World Pharmacy Council (WPC), unterstrich die Bedeutung der Apotheken für die globale Gesundheitsversorgung. Er forderte, dass Apothekerinnen und Apotheker mit ausreichenden Ressourcen ausgestattet und ihre Fähigkeiten umfassend anerkannt werden. „Nur so können sie noch mehr Gesundheitsbedürfnisse erfüllen“, so Hoey.
Seit 2009 wird der Weltapothekertag vom Internationalen Apothekerverband (FIP) jährlich begangen. Mit verschiedenen Veranstaltungen und Kampagnen wird auf die Bedeutung der Apotheken für die Gesundheitsversorgung aufmerksam gemacht und für eine Verbesserung der beruflichen Rahmenbedingungen geworben.
Der Weltapothekertag bietet die Gelegenheit, das immense Engagement der Apothekerinnen und Apotheker zu würdigen, die trotz schwieriger Bedingungen tagtäglich zur Stabilität des Gesundheitssystems beitragen. Doch jenseits von Lob und Anerkennung stehen die Apotheken vor erheblichen Herausforderungen. Die zunehmenden Lieferengpässe bei Medikamenten, die hohen bürokratischen Hürden und die unzureichende Vergütung sind alarmierende Anzeichen dafür, dass die Rahmenbedingungen dringend angepasst werden müssen.
Apotheker sind weit mehr als bloße Arzneimittelabgeber. Sie beraten, klären auf und sichern in vielen Fällen die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen. Die Forderungen nach mehr Entscheidungsfreiheit und einer besseren Vergütung sind daher nicht nur gerechtfertigt, sondern längst überfällig. Es ist an der Zeit, dass die Politik auf die Bedürfnisse der Apotheken reagiert und ihre strukturelle Bedeutung für die Gesundheitsversorgung stärker anerkennt. Ein starkes Apothekenwesen ist nicht nur im Interesse der Patienten, sondern auch im Interesse eines widerstandsfähigen Gesundheitssystems.
Abschied vom Konnektor: Apotheken stehen vor steigenden Kosten
Mit dem bevorstehenden Abschied von den physischen Konnektoren der Telematikinfrastruktur (TI) stehen zahlreiche Apotheken vor einer neuen Herausforderung. Die bis 2025 gültigen Konnektorzertifikate laufen nach einer einmaligen Verlängerung endgültig aus, und Apotheken müssen sich für den Austausch oder Alternativen entscheiden. Insbesondere der Anbieter CompuGroup Medical (CGM) hat bereits Maßnahmen ergriffen, um den Übergang auf die sogenannte TI 2.0 voranzutreiben. Ziel ist es, den bisherigen Konnektor durch Highspeed-Konnektoren in Rechenzentren zu ersetzen und Apotheken so den direkten Zugang über das TI-Gateway zu ermöglichen. Doch dieser Schritt bleibt nicht ohne Folgen, vor allem nicht für die Finanzen der Apotheken.
In einem Schreiben an Apotheken hat CGM die Vorteile des neuen TI-Gateways hervorgehoben. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen jedoch eine Preiserhöhung um rund 5 Prozent ab Januar 2025 an. CGM begründet die steigenden Kosten mit notwendigen Investitionen in den Aufbau eines zweiten, redundanten Rechenzentrums, das als Sicherheitsmaßnahme bei Störungen und Ausfällen dient. Apothekerverbände wie der Sächsische Apothekerverband (SAV) raten ihren Mitgliedern jedoch aktuell von einem überstürzten Umstieg auf das TI-Gateway ab, da dessen vollständige Einführung noch nicht abgeschlossen ist.
Eine Alternative bietet die Zertifikatsverlängerung für bestehende Konnektoren, die laut Gematik bis maximal Ende 2025 möglich ist. Doch auch diese Lösung stellt für viele Apotheken nur eine vorübergehende Entlastung dar. Neben den Konnektoren dürfen weitere Komponenten der TI-Infrastruktur wie die eHealth-Kartenterminals nicht außer Acht gelassen werden. Viele dieser Terminals verlieren nach fünf Jahren ihre Gültigkeit, was einen rechtzeitigen Austausch notwendig macht. Ebenso müssen ab 2024 zahlreiche elektronische Heilberufsausweise (eHBA) und Institutionskarten (SMC-B) erneuert werden. Die zuständigen Vertrauensdiensteanbieter haben bereits angekündigt, Erinnerungs-E-Mails zu versenden, um Apotheker rechtzeitig auf den Ablauf ihrer Zertifikate hinzuweisen.
Doch der finanzielle Druck auf Apotheken wird mit dem Austausch der TI-Komponenten weiter steigen. Zwar ist die monatliche TI-Pauschale ein Bestandteil der Apothekenvergütung, doch zusätzliche Kosten für Wartung und Erneuerung lassen sich nicht refinanzieren. Apotheker blicken daher sorgenvoll auf die Entwicklungen, insbesondere, da fehlende oder ungültige TI-Anschlüsse nicht nur den Arbeitsablauf beeinträchtigen, sondern auch zu Sanktionen führen können.
CGM betont, dass die Weiterentwicklung der TI 2.0 für Apotheken notwendig sei, um langfristig Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Doch vorerst bleiben die Umstellungskosten eine Belastung, die viele Apothekenbetreiber zu spüren bekommen werden. Während einige auf die langfristigen Vorteile hoffen, sehen andere die kurzfristigen Belastungen als ernstes Problem für ihre betriebliche Planung.
Die Einführung der TI 2.0 markiert einen weiteren Schritt in der fortschreitenden Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Doch was auf den ersten Blick als technologische Modernisierung erscheint, bringt für Apotheken erhebliche finanzielle und organisatorische Herausforderungen mit sich. Die Erneuerung der Konnektoren und die Umstellung auf das TI-Gateway erfolgen nicht nur in einem dynamischen Umfeld, sondern auch in einem wirtschaftlich angespannten Moment. Apotheken, die ohnehin unter steigendem Kostendruck stehen, müssen sich erneut auf zusätzliche Investitionen einstellen, während gleichzeitig die Vorteile der neuen Technologie noch nicht für alle unmittelbar spürbar sind.
Die Entscheidung von CGM, die Preise zu erhöhen, mag angesichts der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen gerechtfertigt sein. Dennoch bleibt die Frage offen, wie diese zusätzlichen Kosten von den ohnehin finanziell belasteten Apotheken getragen werden sollen. Die Apothekerverbände haben zu Recht ihre Vorbehalte gegenüber einer vorschnellen Einführung des TI-Gateways geäußert. Es bleibt zu hoffen, dass die weitere Entwicklung der TI-Infrastruktur nicht zulasten der Apotheken geht, die an der Front der medizinischen Grundversorgung stehen.
Insgesamt zeigt die aktuelle Debatte um die Konnektoren, dass der Weg zur vollständigen Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Hürden verbunden ist. Es bedarf klarer, durchdachter Lösungen und einer transparenten Kostenstruktur, um sicherzustellen, dass Apotheken nicht unter den Lasten der technologischen Umstellung zusammenbrechen.
Rücktritt der Grünen-Spitze nach Wahlfiasko – Partei vor strategischem Neuanfang
Nach den schweren Verlusten bei den jüngsten Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg haben die beiden Parteivorsitzenden der Grünen, Ricarda Lang und Omid Nouripour, ihren Rücktritt angekündigt. In Sachsen erreichten die Grünen lediglich knapp die 5-Prozent-Hürde, während sie in Thüringen und Brandenburg nicht mehr in die Landtage einziehen konnten. Diese massiven Rückschläge haben nun personelle Konsequenzen, da der gesamte Bundesvorstand der Grünen zum Parteitag Mitte November zurücktreten wird.
In einer gemeinsamen Erklärung betonten Lang und Nouripour, dass es nach intensiven Beratungen innerhalb des Bundesvorstands zu dem Entschluss gekommen sei, Platz für neue Gesichter zu machen. Nouripour erklärte, dass es Zeit für einen Neuanfang sei, um die Partei aus der derzeitigen Krise zu führen. Lang ergänzte, dass der Schritt zwar schwergefallen sei, jedoch aus Überzeugung getroffen wurde. Ziel sei es, die Grünen strategisch neu auszurichten, insbesondere im Hinblick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, selbst prominentes Mitglied der Grünen und Vizekanzler, lobte den Rücktritt als eine „starke Geste der Verantwortung“. Er hob hervor, dass dies der Partei die Möglichkeit gebe, sich neu aufzustellen. Doch nicht alle teilen diese Sichtweise. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte die Entscheidung als „Bauernopfer“ und forderte den Rücktritt Habecks sowie Neuwahlen auf Bundesebene. Söder steht mit dieser Forderung nicht allein: Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann schloss sich der Forderung nach Neuwahlen an.
Unterdessen äußerte sich FDP-Chef Christian Lindner respektvoll zu dem Rücktritt und würdigte die faire Zusammenarbeit mit Lang und Nouripour. Er zeigte sich gespannt auf die künftige Entwicklung der Grünen und deren Auswirkungen auf die Regierungsarbeit. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich gelassen und betonte, dass ein Wechsel an der Parteispitze ein normaler demokratischer Vorgang sei und keine Auswirkungen auf die Arbeit der Ampelkoalition zu erwarten seien.
Wer die Nachfolge von Lang und Nouripour antreten wird, bleibt bislang offen. Innerhalb der Grünen wird nun verstärkt über einen personellen und strategischen Neuanfang diskutiert, der die Partei bis zur Bundestagswahl wieder in eine stärkere Position bringen soll.
Der Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour ist mehr als nur eine personalpolitische Konsequenz aus den Wahlniederlagen in Ostdeutschland. Es ist ein notwendiger Schritt, um die Partei aus ihrer Krise zu führen und neuen Raum für Innovation und Veränderung zu schaffen. Die Grünen haben in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, politische Debatten zu prägen und Regierungsverantwortung zu übernehmen. Doch die aktuellen Wahlresultate zeigen, dass die Partei an entscheidenden Stellen den Kontakt zu Teilen der Wählerschaft verloren hat.
Die Wahlverluste in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sind Ausdruck einer tiefergehenden Herausforderung für die Grünen, insbesondere in den ländlichen und ostdeutschen Regionen. Die Partei muss nun den Spagat zwischen ihrer ökologischen Kernklientel und den Bedürfnissen einer breiteren Bevölkerung schaffen. Ein personeller Neuanfang könnte hier neue Impulse setzen, doch dies allein wird nicht reichen. Es bedarf einer klaren, glaubwürdigen Strategie, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und die Partei bis zur Bundestagswahl neu aufzustellen.
Während es für Söder und die CSU leicht ist, den Rücktritt als „Bauernopfer“ abzutun, bleibt die Tatsache, dass die Grünen jetzt die Chance haben, die Krise als Wendepunkt zu nutzen. Neuwahlen mögen zwar von Teilen der Opposition gefordert werden, aber entscheidend ist nun, wie die Grünen ihre Inhalte und ihren politischen Kompass neu definieren. Nur so kann die Partei die gegenwärtigen Herausforderungen überwinden und als gewichtige Kraft in der deutschen Politik bestehen bleiben.
Führungswechsel beim GKV-Spitzenverband im kommenden Jahr
Der GKV-Spitzenverband, als zentraler Akteur im deutschen Gesundheitssystem, steht vor einem bedeutsamen Führungswechsel. Nachdem Gernot Kiefer Ende Juni 2024 nach 13 Jahren aus dem Vorstand ausgeschieden ist, wurde seine langjährige Kollegin Stefanie Stoff-Ahnis zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt. Sie wurde vom Verwaltungsrat vorzeitig für eine weitere Amtszeit bestätigt und führt nun gemeinsam mit Doris Pfeiffer, der derzeitigen Vorstandsvorsitzenden, den Verband.
Pfeiffer plant, sich im kommenden Jahr aus ihrer Funktion zurückzuziehen, und bereits jetzt scheint sich ein Nachfolger abzuzeichnen. Der Name Oliver Blatt, derzeit in führender Position beim Verband der Ersatzkassen (vdek), wird in Kreisen des GKV-Spitzenverbandes gehandelt. Eine Findungskommission der Ersatzkassen hatte bereits im Juli 2024 beschlossen, Blatt als Kandidaten für den Vorstandsvorsitz vorzuschlagen. Offiziell soll er Mitte des nächsten Jahres den Posten übernehmen, nachdem Pfeiffer in den Ruhestand gegangen ist. Blatt gilt als erfahrener Gesundheitsmanager, der seit 2009 den Bereich Gesundheit beim vdek leitet und unter anderem für Prävention, Rehabilitation sowie das Leistungsrecht der gesetzlichen Krankenversicherung zuständig ist. Vor seiner Tätigkeit beim vdek war er beim IKK-Bundesverband für die Krankenhausversorgung zuständig.
Die Nachfolgefrage für Doris Pfeiffer ist jedoch nicht die einzige personelle Veränderung, die an der Spitze des GKV-Spitzenverbandes ansteht. Der dritte Vorstandsposten ist aktuell vakant, nachdem die Position seit dem Ausscheiden von Gernot Kiefer nicht neu besetzt wurde. Spekulationen zufolge könnte der Jurist Martin Krasney, ehemaliger Leiter der Rechtsabteilung des GKV-Spitzenverbandes, auf diesen Posten zurückkehren. Krasney wechselte im September 2024 als Partner zur Kanzlei „Dierks + Company“, doch seine langjährige Erfahrung im Verband und seine Expertise in rechtlichen Fragen der gesetzlichen Krankenversicherung machen ihn zu einem aussichtsreichen Kandidaten.
In einer Sitzung des GKV-Verwaltungsrates am 28. August 2024 wurden sowohl Blatt als auch Krasney von Verwaltungsratsvorsitzendem Uwe Klemens als mögliche zukünftige Vorstandsmitglieder ins Spiel gebracht. Die endgültige Wahl der neuen Vorstände wird für den 28. November 2024 erwartet. Bis dahin werden die Selbstverwaltungsgremien des GKV-Spitzenverbandes die Personalvorschläge beraten. Diese Entscheidungen könnten weitreichende Auswirkungen auf die zukünftige strategische Ausrichtung des Verbandes haben, insbesondere in Zeiten wachsender Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem.
Der bevorstehende Führungswechsel beim GKV-Spitzenverband markiert einen Wendepunkt für den wichtigsten Interessenvertreter der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Oliver Blatt, der erfahrene Gesundheitsmanager vom Verband der Ersatzkassen, könnte als neuer Vorstandsvorsitzender maßgeblich die Geschicke des Verbandes lenken. Seine langjährige Expertise in zentralen Bereichen des Gesundheitssystems, wie der Prävention und Rehabilitation, ist vielversprechend. Doch die Herausforderungen, denen sich der GKV-Spitzenverband gegenüber sieht – von der Kostenentwicklung im Gesundheitswesen bis hin zu den Fragen der Digitalisierung – sind immens.
Blatts möglicher Amtsantritt erfolgt zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Die Bundesregierung plant Reformen, die sowohl die gesetzlichen Krankenkassen als auch die Versicherten betreffen. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, dass der neue Vorstand mit einer klaren Strategie auf diese Veränderungen reagiert. Hier könnte auch der mögliche neue dritte Vorstand, Martin Krasney, eine wichtige Rolle spielen. Seine juristische Expertise ist angesichts der zunehmenden Komplexität im Gesundheitsrecht ein wichtiger Faktor für die zukünftige Führungsriege.
Während Pfeiffer in den Ruhestand geht, tritt der GKV-Spitzenverband in eine neue Ära ein. Die Weichenstellungen, die jetzt erfolgen, werden prägend für die kommenden Jahre sein. Es bleibt abzuwarten, ob das zukünftige Führungstrio die richtigen Akzente setzt, um den Verband in einem schwierigen Umfeld stabil zu halten und gleichzeitig notwendige Reformprozesse voranzutreiben.
Neuer THC-Rohextrakt: Becanex bringt 70-Prozent-Produkt auf den Markt
Der Berliner Hersteller Becanex bringt Mitte Oktober einen neuen THC-Rohextrakt auf den Markt, der mit 70 Prozent THC-Gehalt eine interessante Alternative zu den bisher verwendeten Dronabinol-Präparaten bieten soll. Dieser „Becanex PIEX 1 70% THC Rohextrakt“ soll Apotheken Zeit- und Kostenersparnis bieten, da der Extrakt aufgrund seiner niedrigeren Viskosität und seiner honigartigen Konsistenz leichter handhabbar ist und aufwendige Erwärmungsschritte, wie sie bei Dronabinol nötig sind, entfallen. Dies verspricht eine präzisere Dosierung und eine breitere Anwendungsmöglichkeit in der Zubereitung von Rezepturen.
Neben dem hohen THC-Gehalt ist auch der Terpengehalt von vier Prozent hervorzuheben, der den sogenannten Entourage-Effekt unterstützt und somit eine differenziertere Steuerung der Therapie ermöglicht. Das exakte Verhältnis von THC, CBD und Terpenen erlaubt es, verschiedene Darreichungsformen zu entwickeln, darunter Suppositorien, Kapseln und topische Anwendungen. Auch für inhalative Zubereitungen soll der Rohextrakt geeignet sein und erfüllt darüber hinaus mikrobiologische Standards, die sich an der DAB-Monographie „Eingestellter Cannabisextrakt“ orientieren.
Becanex, 2018 von Sebastian Kamphorst und Eral Osmanoglou gegründet, hat sich auf die Extraktion von Cannabis spezialisiert. Seit Januar 2024 besitzt das Unternehmen die Herstellungserlaubnis für Wirkstoffe und ist derzeit der einzige Anbieter eines Cannabisextrakts mit einem derart hohen THC-Gehalt. Kamphorst erklärt, dass Becanex mittels einer einstufigen Extraktionstechnologie das Verhältnis von THC zu Terpenen stabil halten kann, was für eine gleichbleibende Produktqualität sorgt. Der neue Rohextrakt sei das erste Produkt dieser Art, das an Apotheken geliefert werde. Ein CBD-Rohextrakt sei ebenfalls in Vorbereitung.
Becanex beschäftigt derzeit 15 Mitarbeiter und hat seinen Sitz in Berlin-Adlershof. Ursprünglich als Start-up im Bereich „High Tech Food“ gegründet, profitierte das Unternehmen in den Anfangsjahren von der steigenden Nachfrage nach CBD-Produkten. Finanzielle Unterstützung erhielt Becanex durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und die Investitionsbank Berlin Brandenburg (IBB), die insgesamt knapp eine Million Euro bereitstellten, um die Entwicklung von cannabinoidhaltigen Produkten voranzutreiben.
Mit dem neuen Rohextrakt positioniert sich Becanex als Vorreiter im Bereich der Cannabis-Extrakte und ermöglicht Apotheken einen effizienteren Umgang mit THC-haltigen Produkten, was den Patienten zugutekommen dürfte. Die Einführung dieses Produkts könnte dazu beitragen, die Versorgungslücke zu schließen, die in der Vergangenheit durch Engpässe bei Dronabinol entstanden ist.
Mit dem neuen THC-Rohextrakt aus dem Hause Becanex steht Apotheken ein potenzieller Game-Changer zur Verfügung. Die erleichterte Handhabung, die präzisere Dosierung und der Wegfall aufwendiger Erwärmungsprozesse machen das Produkt zu einer willkommenen Alternative zu Dronabinol. Doch die eigentliche Innovation steckt im Detail: Die hohe Terpenkonzentration und das stabile Verhältnis zu THC und CBD könnten die Art und Weise, wie Therapien im Cannabisbereich durchgeführt werden, revolutionieren.
Becanex geht hier den richtigen Weg, indem es nicht nur den THC-Gehalt in den Fokus rückt, sondern auch die Bedeutung der Terpene und des Entourage-Effekts anerkennt. Dies eröffnet Ärzten und Apothekern die Möglichkeit, die Therapieansätze für ihre Patienten noch individueller zu gestalten. Es bleibt abzuwarten, wie schnell Apotheken und Patienten dieses Angebot annehmen werden, doch das Potenzial, die Cannabismedizin auf eine neue Ebene zu heben, ist zweifellos gegeben.
Die Erleichterung der Apotheken bei der Verarbeitung und die Zeitersparnis könnten darüber hinaus nicht nur den Betriebsablauf verbessern, sondern langfristig auch Kosteneinsparungen für Patienten bedeuten. In Zeiten steigender Gesundheitskosten wäre dies eine willkommene Entwicklung. Becanex könnte sich mit dieser Markteinführung in eine strategisch günstige Position manövrieren und die zukünftige Versorgung mit qualitativ hochwertigen Cannabisextrakten sichern.
Medikationsfehler vermeiden: Apotheken als unverzichtbare Partner
Medikationsfehler zählen zu den größten Gesundheitsrisiken in Deutschland. Jedes Jahr führt die unsachgemäße Anwendung von Arzneimitteln zu rund 250.000 Krankenhausaufenthalten – eine beunruhigende Zahl, die bei etwa 2.500 Menschen mit tödlichem Ausgang endet. Viele dieser Fehler wären vermeidbar, wenn Medikation und Kommunikation optimal aufeinander abgestimmt wären. Hier spielen Apotheken eine zentrale Rolle, indem sie nicht nur Medikamente ausgeben, sondern auch als beratende Schnittstelle zwischen Arzt und Patient agieren.
Die Komplexität der Medikation nimmt zu: Ältere Menschen nehmen oft zahlreiche Arzneimittel ein, was das Risiko von Wechselwirkungen und Fehlanwendungen erhöht. Apotheken bieten hier einen entscheidenden Mehrwert. Sie prüfen Verschreibungen auf mögliche Wechselwirkungen, klären Patienten über korrekte Dosierungen auf und stehen für Rückfragen zur Verfügung. Ihr Wissen und ihre Expertise in der Medikationssicherheit werden dabei zunehmend als unerlässlicher Baustein einer sicheren Gesundheitsversorgung anerkannt.
Auch digitale Hilfsmittel kommen immer häufiger zum Einsatz, um Medikationsfehler zu verhindern. Durch den Einsatz von E-Rezepten und digitalen Patientenakten können Apotheker schneller auf alle relevanten Informationen zugreifen und diese mit den vorliegenden Verschreibungen abgleichen. Apotheken übernehmen zudem verstärkt Aufgaben im Medikationsmanagement, wodurch die Risiken weiter minimiert werden können.
Doch trotz dieser Anstrengungen ist es unerlässlich, dass alle Akteure im Gesundheitswesen – von Ärzten über Pfleger bis hin zu Apothekern – eng zusammenarbeiten. Nur so kann das Ziel, Medikationsfehler zu vermeiden, langfristig erreicht werden.
Apotheken haben sich in den letzten Jahren von reinen Ausgabestellen für Arzneimittel zu unverzichtbaren Akteuren der Prävention und Gesundheitsberatung entwickelt. Sie stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, Medikationsfehler zu vermeiden und damit Leben zu retten. Die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet hier Chancen, die genutzt werden sollten, um die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten zu verbessern. Gleichzeitig dürfen Apotheken nicht nur auf ihre wirtschaftliche Funktion reduziert werden – ihre Rolle als Berater und Wächter über die Arzneimittelsicherheit ist ein zentraler Baustein für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Apotheken sollten deshalb auch politisch stärker unterstützt werden, um diesen wichtigen Aufgaben gerecht zu werden.
Vitamin-D-Supplementierung: Keine erhöhten Risiken für Nierensteine oder Arterienverkalkung
Die Einnahme von Vitamin D steht seit Langem im Mittelpunkt der Diskussionen rund um Nahrungsergänzungsmittel und ihre gesundheitlichen Auswirkungen. Befürworter heben die positiven Effekte auf das Immunsystem, die Knochengesundheit und die mögliche Reduktion der Krebssterblichkeit hervor. Kritiker hingegen warnen vor möglichen Risiken wie Nierensteinen und Arterienverkalkung, da Vitamin D die Aufnahme von Calcium im Darm steigert. Diese Erhöhung des Calciumspiegels im Blut (Hyperkalzämie) wird potenziell mit der Entstehung solcher Gesundheitsprobleme in Verbindung gebracht.
Eine aktuelle Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gibt jedoch Entwarnung. Die Forscher Sha Sha, Ben Schöttker und Hermann Brenner untersuchten erstmals in großem Umfang den Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Serumspiegeln und den Auswirkungen auf den Calciumstoffwechsel. Basis der Untersuchung waren die Daten von etwa 500.000 Briten im Alter zwischen 40 und 69 Jahren. Dabei stellte sich heraus, dass ein hoher Vitamin-D-Spiegel im Blut nicht zwangsläufig mit erhöhten Calciumwerten einhergeht. Zwar berichteten 4 Prozent der Studienteilnehmer von einer regelmäßigen Einnahme von Vitamin-D-Präparaten, und 20 Prozent nutzten Multivitaminpräparate, die gering dosiertes Vitamin D enthielten. Dennoch konnten die Forscher keine signifikante Häufung von Hyperkalzämie feststellen.
Selbst bei Personen mit nachgewiesen erhöhten Calciumspiegeln zeigte die Analyse keine vermehrten Fälle von Nierensteinen oder Arterienverkalkung. Die Forscher gehen davon aus, dass andere Ursachen für erhöhte Calciumwerte verantwortlich sind und dass diese nicht direkt mit der Einnahme von Vitamin D zusammenhängen. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sicher ist und keine erhöhten Risiken für Nierensteine oder Atherosklerose birgt“, betonten die Wissenschaftler in ihrer abschließenden Bewertung.
Die in der britischen Bevölkerung gewonnenen Erkenntnisse seien laut den Forschern auf Deutschland übertragbar. Eine Überdosierung von Vitamin D sei nur bei extrem hohen Mengen und über einen längeren Zeitraum zu befürchten. Die in der Europäischen Union übliche Dosierung liegt zwischen 400 und 4000 Internationalen Einheiten (I.E.) pro Tag. Schädliche Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien erst ab einer Dosis von 10.000 I.E. beobachtet.
Mit dieser umfassenden Studie, der weltweit bislang größten zu diesem Thema, liefern die Forscher wichtige Informationen für die Bewertung der Sicherheit von Vitamin-D-Supplementen. Die Ergebnisse sind von großer Bedeutung, da sie die Grundlage für die Abwägung von Nutzen und Risiken der Vitamin-D-Einnahme stärken. Ein maßvoller und auf den individuellen Bedarf abgestimmter Einsatz von Vitamin D könnte eine wichtige Rolle bei der Prävention von Krebs und anderen Krankheiten spielen, ohne dass signifikante gesundheitliche Risiken durch die Supplementierung zu befürchten sind.
Die Erkenntnisse der aktuellen Studie des DKFZ geben Anlass zur Erleichterung. Die jahrelang bestehende Unsicherheit über die möglichen Risiken einer Vitamin-D-Supplementierung wird durch die neuen Daten erheblich gemildert. Kritiker haben wiederholt auf mögliche Gefahren hingewiesen, insbesondere auf das Risiko von Nierensteinen und Arterienverkalkung. Die Tatsache, dass nun keine Korrelation zwischen erhöhten Calciumwerten und solchen Erkrankungen festgestellt wurde, ist von entscheidender Bedeutung.
Die Bedeutung von Vitamin D für die Gesundheit ist unbestritten, insbesondere im Hinblick auf seine Rolle bei der Prävention von Knochenerkrankungen und möglicherweise auch in der Krebsprävention. Doch die Frage, wie viel des Vitamins tatsächlich benötigt wird, bleibt umstritten. Klar ist, dass eine Überdosierung, die zu gesundheitlichen Schäden führen könnte, in der Regel nur bei extrem hohen Mengen und über einen längeren Zeitraum auftritt. Die meisten Menschen, die sich an die empfohlenen Tagesdosen halten, müssen keine gesundheitlichen Bedenken haben.
Die Forschungsergebnisse sind daher eine wichtige Grundlage für eine fundierte Entscheidung über den Einsatz von Vitamin-D-Präparaten. Ärzte sollten jedoch weiterhin ihre Patienten individuell beraten und vor übermäßiger Selbstmedikation warnen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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