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  • 08.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherheitsstrategien, Reformen und Branchenentwicklungen
    08.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherheitsstrategien, Reformen und Branchenentwicklungen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apothekenbranche sieht sich derzeit einer Reihe bedeutender Herausforderungen gegenüber: Sicherheitsstrategien werden entwickelt, um ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherheitsstrategien, Reformen und Branchenentwicklungen

 

Ein umfassender Überblick über die aktuellen Herausforderungen in der Apothekenbranche, von Kühlschrank-Ausfällen und Personalengpässen bis hin zu Reformkontroversen und Marktentwicklungen

Die Apothekenbranche sieht sich derzeit einer Reihe bedeutender Herausforderungen gegenüber: Sicherheitsstrategien werden entwickelt, um Kühlschrank-Ausfälle und Verderbschäden zu verhindern. Gleichzeitig sorgt das Apotheken-Reformgesetz für Aufsehen, da die Verzögerungen Fragen aufwerfen und die Glaubwürdigkeit von Gesundheitsminister Lauterbach auf die Probe stellen. Auf dem Land zwingt Personalmangel Traditionsapotheken zur Schließung, während die Pharmaindustrie 2023 trotz eines Umsatzwachstums einen Rückgang der Wertschöpfung verzeichnet und dringend eine zukunftsorientierte Politik fordert. Auch die Unterstützung für die Demo in Erfurt wurde aufgrund mangelnden Interesses abgesagt. Lauterbachs Reformpläne stellen die Zukunft des Apothekerberufs in Frage und werfen die Frage auf, ob er weiterhin als Heilberuf oder nur als Handelsbetrieb gilt. In England kämpfen Apotheken mit finanziellen Problemen und reduzieren ihre Dienste. Gleichzeitig verbessern neue Prüfmethoden die Identifizierung von Octenidindihydrochlorid. Die Verhandlungen über Honorare für die Befüllung der elektronischen Patientenakte ab 2025 haben begonnen, während der Apothekenmarkt 2023 Rekordumsätze bei rezeptpflichtigen Medikamenten verzeichnet. Ein Lieferengpass bei ADHS-Medikamenten betrifft Atomoxetin, dessen Produktion vorübergehend eingestellt wurde. Eine neue Studie warnt vor den Langzeitrisiken einer übermäßigen Anwendung von Corticosteroiden, und Deutschland erlebt einen historischen Höchststand bei akuten Atemwegserkrankungen im Sommer.

 

Sicherheitsstrategien für Apotheken: Vermögensschutz bei Kühlschrank-Ausfällen und Verderbschäden

Apotheken stehen vor einer ständigen Herausforderung: Die Aufrechterhaltung der optimalen Lagerbedingungen für temperaturempfindliche Medikamente. Ein defekter Kühlschrank oder eine Stromunterbrechung können schnell zu Verderbschäden führen, was nicht nur medizinische Risiken birgt, sondern auch erhebliche Vermögensverluste nach sich ziehen kann. Doch wie können Apotheken sich effektiv gegen solche Schäden absichern?

Eine der grundlegendsten Maßnahmen ist die Investition in hochwertige Kühlschränke, die speziell für die Lagerung von Medikamenten konzipiert sind. Diese Geräte sind oft mit Alarmsystemen ausgestattet, die bei Temperaturabweichungen sofort warnen. Zudem bieten sie eine bessere Isolation und Stabilität der Temperatur, was das Risiko von Verderb verringert.

Neben der technischen Ausstattung spielt auch das Monitoring eine entscheidende Rolle. Moderne Kühlsysteme lassen sich mit digitalen Überwachungssystemen koppeln, die rund um die Uhr die Temperaturdaten aufzeichnen und in Echtzeit überwachen. Diese Systeme können im Falle einer Abweichung sofort Alarm schlagen, sodass schnell reagiert werden kann, bevor die Medikamente Schaden nehmen.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Schadensprävention ist die Schulung des Apothekenpersonals. Mitarbeiter sollten nicht nur in der Bedienung der Kühlsysteme geschult werden, sondern auch in der Durchführung regelmäßiger Wartungen und Kontrollen. So können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden.

Doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es immer zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen. Daher ist eine umfassende Versicherung unerlässlich. Eine spezielle Versicherung für Vermögensschäden durch Verderb in Medikamentenkühlschränken kann Apotheken vor den finanziellen Folgen schützen. Diese Policen decken in der Regel den Wert der verdorbenen Medikamente sowie mögliche Folgekosten ab.

Es empfiehlt sich zudem, einen Notfallplan zu erstellen, der im Falle eines Kühlsystemausfalls greift. Dieser sollte klare Anweisungen zur schnellen Verlagerung der Medikamente in alternative Kühlmöglichkeiten beinhalten. Auch die Zusammenarbeit mit benachbarten Apotheken oder Gesundheitseinrichtungen kann hierbei hilfreich sein.

Schließlich sollten Apotheken regelmäßig ihre Lagerbestände überprüfen und nur die tatsächlich benötigten Mengen an temperaturempfindlichen Medikamenten vorrätig halten. Dies minimiert nicht nur das Risiko von Verderbschäden, sondern hilft auch, den Überblick über die Bestände zu bewahren und eine effiziente Lagerverwaltung zu gewährleisten.

Durch eine Kombination aus hochwertiger technischer Ausstattung, kontinuierlichem Monitoring, regelmäßiger Wartung, umfassender Schulung und einer passenden Versicherung können Apotheken das Risiko von Vermögensschäden durch Verderb in Medikamentenkühlschränken deutlich reduzieren. Dies ist nicht nur ein wirtschaftlicher Vorteil, sondern trägt auch zur Sicherheit der Patientenversorgung bei.

Die Vermeidung von Vermögensschäden infolge von Verderbschäden in Medikamentenkühlschränken ist für Apotheken eine essenzielle Aufgabe. Es geht hierbei nicht nur um den Schutz wertvoller Arzneimittel, sondern vor allem auch um die Sicherstellung einer kontinuierlichen und sicheren Patientenversorgung.

Indem Apotheken in moderne Technik und umfassende Überwachungssysteme investieren, setzen sie ein starkes Zeichen für Qualität und Verantwortungsbewusstsein. Regelmäßige Schulungen und Wartungen sorgen dafür, dass Mitarbeiter stets auf dem neuesten Stand sind und im Notfall schnell und effektiv reagieren können.

Der Abschluss einer passenden Versicherung ist ebenfalls ein kluger Schachzug, der im Ernstfall die finanzielle Belastung abmildert und die Existenz der Apotheke sichert. Letztlich profitieren nicht nur die Apotheken von diesen Maßnahmen, sondern auch die Patienten, die sich darauf verlassen können, dass ihre Medikamente stets in einwandfreiem Zustand sind.

In einer Zeit, in der die Sicherheit und Effizienz im Gesundheitswesen immer wichtiger werden, zeigen proaktive Maßnahmen zur Vermeidung von Vermögensschäden, dass Apotheken bereit sind, in die Zukunft zu investieren und Verantwortung zu übernehmen. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen der Kunden, sondern sichert auch langfristig den Erfolg der Apotheken.

 

Urlaubs-Mythos entlarvt: Verzögerung des Apotheken-Reformgesetzes hat tiefere Gründe

Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) konnte im Juli nicht ins Kabinett eingebracht werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) erklärte, die Ressortabstimmung sei zwar abgeschlossen gewesen, doch die Rechtsförmlichkeitsprüfung habe aufgrund des Urlaubs von Justizminister Marco Buschmann (FDP) nicht beendet werden können. Diese Darstellung stammt von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat dies hinterfragt und konnte Lauterbach widerlegen.

Das BMG hat die Schuld für die Verzögerung dem Bundesjustizministerium (BMJ) zugeschoben, da der Kabinettsentwurf Ende Juli nicht beschlossen werden konnte. Tino Sorge wollte vom BMJ wissen, ob Justizminister Buschmann tatsächlich persönlich an der Rechtsförmlichkeitsprüfung beteiligt ist und ob diese von seiner Urlaubsplanung abhängig ist. Das BMJ antwortete, dass gemäß § 46 Absatz 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) dem BMJ bei umfangreichen Entwürfen ausreichend Zeit zur Prüfung eingeräumt werden muss. Die Urlaubsplanungen der Bundesminister haben darauf jedoch keinen Einfluss.

Sorge erkundigte sich weiterhin, ob sich in dieser Legislaturperiode die Einbringung von Rechtssetzungsvorhaben ins Kabinett aufgrund des Urlaubs von Minister Buschmann verzögert hat. Das BMJ stellte klar, dass der Urlaub von Bundesminister Buschmann keinen Einfluss auf die Einbringung von Gesetzentwürfen ins Kabinett hat.

Laut BMJ hätte Lauterbach ein Schlupfloch nutzen können. Das ApoRG hätte auch ohne abgeschlossene Rechtsförmlichkeitsprüfung im Kabinett vorgelegt werden können. In Ausnahmefällen kann vermerkt werden, dass die Prüfung durch das BMJ noch nicht abgeschlossen ist, dies aber der Kabinettsbefassung nicht im Wege steht und die Prüfung im weiteren Verfahren nachgeholt wird. Ob dies bereits in dieser Legislaturperiode vorkam, wird nicht statistisch erfasst.

Dass das Gesetz nicht ohne die abgeschlossene Prüfung vorgelegt wurde, deutet auf ernsthafte juristische Bedenken hin. Experten hatten vor Angriffen auf die Berufsfreiheit der Apothekerinnen und Apotheker sowie auf die Rechtfertigung des Fremdbesitzverbots gewarnt. Das BMJ erklärte, dass die Rechtsförmlichkeitsprüfung nicht nur eine formelle Abschlussprüfung sei, sondern auch eine umfassende Rechtsprüfung, die standardmäßig eine Verfassungsrechtsprüfung beinhaltet.

Während die Rechtsförmlichkeitsprüfung die Einhaltung der äußeren Form sicherstellt, betrifft die rechtssystematische Prüfung auch inhaltliche Fragen. Es wird geprüft, ob Widersprüche zum bestehenden Recht bestehen und ob die neuen Regelungen in dem vorgesehenen Umfang notwendig sind, um das Ziel des Gesetzes zu erreichen.

Die Verzögerung des Apotheken-Reformgesetzes zeigt eindrucksvoll die Komplexität und die oft undurchsichtigen Abläufe in der deutschen Gesetzgebung. Gesundheitsminister Lauterbach hat die Schuld schnell auf den Urlaub des Justizministers geschoben, doch die Nachfragen von Tino Sorge brachten eine andere Wahrheit ans Licht: Die Urlaubsplanung des Ministers hat keinen Einfluss auf die Einbringung von Gesetzentwürfen.

Es wird deutlich, dass es tiefergehende juristische Bedenken und umfangreiche Prüfungen sind, die zur Verzögerung führen. Dass Lauterbach diese Möglichkeit hatte, das Gesetz trotz offener Rechtsförmlichkeitsprüfung einzubringen, dies aber nicht tat, könnte darauf hindeuten, dass die juristischen Bedenken nicht leichtfertig abgetan werden können.

Dies sollte ein Weckruf für alle Beteiligten sein. Gesetzgebungsverfahren müssen transparent und nachvollziehbar sein. Schuldzuweisungen helfen dabei nicht weiter und verzögern nur dringend notwendige Reformen. Es ist essenziell, dass Ministerien frühzeitig und effektiv zusammenarbeiten, um solche Verzögerungen zu vermeiden und die Qualität der Gesetzgebung zu gewährleisten. Nur so kann das Vertrauen der Bürger in den politischen Prozess gestärkt werden.

 

Kontroverse um Apothekenreform: Lauterbach der Lüge bezichtigt

Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in einer kontroversen Angelegenheit scharf kritisiert. Lauterbach hatte zuvor behauptet, dass das Apothekenreformgesetz (ApoRG) Ende Juni nicht dem Kabinett vorgelegt werden konnte, weil Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann (FDP) im Urlaub war und deshalb die Rechtsförmlichkeitsprüfung nicht rechtzeitig abgeschlossen werden konnte.

Nach Angaben von Sorge entspricht diese Behauptung nicht der Wahrheit. Das Bundesjustizministerium (BMJ) stellte klar, dass der Urlaub des Justizministers keinen Einfluss auf die Verzögerung des Apothekenreformgesetzes hatte. Gemäß § 46 Absatz 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien (GGO) muss dem BMJ bei umfangreichen Entwürfen genügend Zeit zur Prüfung eingeräumt werden, wobei die Urlaubspläne der Minister keine Rolle spielen.

Sorge kritisierte Lauterbach scharf und warf ihm vor, den Urlaub eines Kabinettskollegen als Ausrede vorgeschoben zu haben, um über Verzögerungen bei einem zentralen Gesetzesvorhaben hinwegzutäuschen. Diese Vorgehensweise sei nicht nur eine Täuschung der Öffentlichkeit, sondern auch ein Armutszeugnis für das Miteinander im Ampel-Kabinett, so Sorge.

Auch Georg Kippels, Berichterstatter für Arzneimittel und Apotheken der CDU/CSU-Fraktion, fand klare Worte zu Lauterbachs Aussagen. Er betonte, dass es andere, möglicherweise inhaltliche Gründe für die Verzögerung der Apothekenreform gebe. Kippels empfahl Lauterbach, sich der fachlichen Arbeit zu widmen, anstatt vor der Presse falsche Behauptungen zu verbreiten. Laut Kippels könnte Lauterbachs Kommunikationsverhalten das Vertrauen in das politische Handeln der Bundesregierung weiter untergraben.

Die Diskussion um die Verzögerung des Apothekenreformgesetzes wird von verschiedenen politischen Akteuren aufmerksam verfolgt. Die Klarstellung des BMJ und die Kritik von Sorge und Kippels werfen Fragen zur Transparenz und Kommunikation innerhalb der Bundesregierung auf.

Die jüngste Kontroverse um das Apothekenreformgesetz wirft ein Schlaglicht auf die Kommunikationsprobleme innerhalb der Bundesregierung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Behauptung, die Verzögerung sei auf den Urlaub eines Kollegen zurückzuführen, entpuppt sich als unhaltbar. Dies stellt nicht nur die Glaubwürdigkeit des Ministers infrage, sondern zeigt auch, wie wichtig eine transparente und ehrliche Kommunikation in der Politik ist.

Es ist bedenklich, dass in einer so entscheidenden Frage wie der Apothekenreform offenbar mit ungenauen oder falschen Angaben gearbeitet wird. Die Klarstellung des Bundesjustizministeriums verdeutlicht, dass solche Ausreden nicht akzeptabel sind und das Vertrauen in politische Prozesse untergraben.

Tino Sorge und Georg Kippels haben zurecht auf die Mängel in Lauterbachs Kommunikationsstrategie hingewiesen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Vorfall als Weckruf dient und zu einer ehrlicheren und professionelleren Herangehensweise in der politischen Kommunikation führt. Denn letztlich geht es darum, das Vertrauen der Bürger in ihre Regierung zu bewahren und zu stärken. Eine transparente und wahrheitsgemäße Information ist hierfür unerlässlich.

 

Apothekensterben auf dem Land: Personalnot zwingt Traditionsbetrieb zur Schließung

Die Wagrien-Apotheke in Oldenburg musste eine ihrer Filialen schließen, weil das nötige Fachpersonal fehlt. Inhaberin Dörte Rehmert, die den traditionsreichen Betrieb seit 1996 führt, sieht sich gezwungen, die Nord-Apotheke nach 55 Jahren zu schließen. „Wir bekommen keine Leute, besonders nicht auf dem Land“, erklärt Rehmert die schwierige Lage. Trotz baulicher Mängel schrieb die Nord-Apotheke schwarze Zahlen und hatte eine treue Stammkundschaft.

Die Personalnot trifft Rehmert hart. Mit nur einem angestellten Apotheker und zwei Teilzeit-Apothekerinnen bleibt der Betrieb der verbleibenden Filialen mit 54 Stunden Öffnungszeit pro Woche eine Herausforderung. Rehmert selbst übernimmt rund 35 Nacht- und Notdienste im Jahr. „Wenn ich es nicht aus Leidenschaft machen würde, könnte ich es nicht“, sagt sie und betont, dass sie bis zuletzt für die Vor-Ort-Apotheke kämpfen wird.

Besonders ärgerlich findet Rehmert den Vorstoß von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Apotheken ohne approbierte Apotheker zu betreiben. „Solche Vorschläge kommen von jemandem, der die Abläufe nicht versteht“, kritisiert sie. Laut Rehmert ist es gerade in ländlichen Gebieten unmöglich, eine Apothekerin oder einen Apotheker für Telepharmazie abzustellen, da dies eine Arbeitskraft blockieren würde.

Die Schließung der Nord-Apotheke ist ein weiterer Beleg für die dramatische Situation der Apotheken auf dem Land. Trotz treuer Kundschaft und positiver Bilanz musste die Apotheke aufgrund des Fachkräftemangels schließen. Rehmerts Engagement und ihr Kampfgeist stehen exemplarisch für viele Apothekeninhaber, die unter schwierigen Bedingungen versuchen, die medizinische Versorgung vor Ort aufrechtzuerhalten.

Die Schließung der Nord-Apotheke in Oldenburg ist nicht nur ein Verlust für die dortige Gemeinschaft, sondern auch ein alarmierendes Zeichen für den Zustand der Apothekenlandschaft auf dem Land. Dörte Rehmerts Erfahrungen spiegeln die weit verbreiteten Herausforderungen wider: Fachkräftemangel, hohe Arbeitsbelastung und unzureichende politische Unterstützung.

Der Vorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Apotheken ohne approbierte Apotheker zu betreiben, zeigt eine bedenkliche Distanz zur Realität. In ländlichen Gebieten, wo Personal ohnehin knapp ist, wirkt eine solche Maßnahme kontraproduktiv. Stattdessen braucht es praxisnahe Lösungen, die den Apotheken vor Ort helfen, ihre wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung zu erfüllen.

Rehmerts Kritik ist berechtigt und sollte ein Weckruf für die Politik sein. Es reicht nicht, neue Konzepte am Reißbrett zu entwickeln; notwendig sind Maßnahmen, die die tatsächlichen Bedingungen vor Ort berücksichtigen und unterstützen. Eine starke Apothekenlandschaft ist essentiell für eine flächendeckende medizinische Versorgung, insbesondere auf dem Land.

Die Schließung der Nord-Apotheke zeigt, dass Handlungsbedarf besteht. Es ist an der Zeit, die Gesundheitspolitik so zu gestalten, dass sie die Apotheken und ihre Mitarbeiter stärkt und ihnen die Mittel gibt, ihre Arbeit effizient und unter menschenwürdigen Bedingungen zu leisten. Nur so kann die medizinische Versorgung in allen Regionen sichergestellt werden.

 

Pharmaindustrie 2023: Wachstum trotz sinkender Wertschöpfung

Im Jahr 2023 verzeichnete die deutsche Pharmaindustrie ein beachtliches Umsatzwachstum, obwohl die Anzahl der abgegebenen Arzneimittelpackungen nahezu unverändert blieb. Auch die Beschäftigtenzahl in der Branche stieg. Trotz dieser positiven Entwicklungen meldet Pharma Deutschland, vormals BAH, einen Rückgang der Bruttowertschöpfung und fordert eine „zukunftsorientierte Politik“.

Laut dem jährlichen Bericht von Pharma Deutschland trug die Gesundheitswirtschaft 2023 mit 11,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands bei. Innerhalb der industriellen Gesundheitswirtschaft, zu der auch die Pharmaindustrie zählt, wurden 95 Milliarden Euro zum BIP beigesteuert.

Über Apotheken – einschließlich Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken – wurden im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Arzneimittelpackungen im Gesamtwert von 73 Milliarden Euro abgegeben. Dies entspricht einem Umsatzanstieg von 5,5 Prozent gegenüber 2022, während die Packungszahl nur um 0,3 Prozent stieg. Von den Gesamteinnahmen entfielen 65,3 Milliarden Euro auf verschreibungspflichtige Arzneimittel und 8,3 Milliarden Euro auf OTC-Produkte (Over-the-Counter). Fast die Hälfte der abgegebenen Packungen (49,8 Prozent) waren OTC-Arzneimittel. Der Anteil der Arzneimittelkosten an den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) blieb mit 17 Prozent konstant.

Die Zahl der Beschäftigten in der Pharmaindustrie stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozent auf 132.660. Pharma Deutschland hebt hervor, dass die Branche durch verschiedene Maßnahmen wie Erstattungsbeträge, Herstellerabschläge, Rabattverträge sowie Apothekenabschläge und Zuzahlungen einen signifikanten Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitssystem leistet. Die Krankenkassen wurden dadurch im vergangenen Berichtszeitraum um 30 Prozent entlastet.

Im Bereich der Selbstmedikation wurden 87 Prozent des Umsatzes in Apotheken oder durch Versandapotheken generiert. Die Abgabe von OTC-Produkten wurde durch das Ausstellen von grünen Rezepten durch Ärzte gefördert, deren Anzahl im Berichtszeitraum auf 42,4 Millionen anstieg (2022: 40,8 Millionen).

Von den 8,3 Milliarden Euro Umsatz im OTC-Markt wurden 5,2 Milliarden Euro durch Selbstmedikation in stationären Apotheken erzielt, was einem Anstieg von 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mit ärztlich verschriebenen apothekenpflichtigen Arzneimitteln (OTX) wurden 1,6 Milliarden Euro umgesetzt, ein Plus von 8,4 Prozent. Versandapotheken erzielten mit OTC-Produkten 1,4 Milliarden Euro Umsatz, ein Zuwachs von 4,8 Prozent, und verbuchten im OTX-Bereich 7 Millionen Euro, was einem Umsatzanstieg von 14,9 Prozent entspricht.

Gleichzeitig sank die Anzahl der abgegebenen OTC-Packungen in Apotheken um 1,5 Prozent, während Versandapotheken einen Absatzanstieg von 1,9 Prozent verzeichneten. Bei OTX-Packungen stieg der Absatz in Apotheken leicht um 1,3 Prozent, während Versandapotheken hier einen Zuwachs von 10,1 Prozent erzielten.

Trotz der positiven Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung verzeichnete die Branche einen Rückgang der Bruttowertschöpfung. Diese betrug 2023 16,8 Milliarden Euro, was einen Rückgang um 1,3 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Seit 2014 sank die Bruttowertschöpfung um 5,2 Prozent. Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland, fordert daher eine „zukunftsorientierte Politik“, die eine langfristige Arzneimittelversorgung und Innovationsförderung sicherstellt. Arzneimittel sollten nicht nur als Kostenfaktor betrachtet werden, sondern als effektives Instrument zur langfristigen Reduzierung von Krankheitslast und -kosten.

Die deutsche Pharmaindustrie steht trotz positiver Umsatz- und Beschäftigungsentwicklungen vor großen Herausforderungen. Der Rückgang der Bruttowertschöpfung ist ein Alarmsignal, das nicht ignoriert werden darf. Die Forderung nach einer zukunftsorientierten Politik ist mehr als berechtigt. Innovationen in der Arzneimittelherstellung und eine stabile Versorgung mit Medikamenten sind unerlässlich für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.

Die Politik muss jetzt handeln, um die Rahmenbedingungen für die Pharmaindustrie zu verbessern. Dies umfasst nicht nur finanzielle Anreize und Investitionen in Forschung und Entwicklung, sondern auch eine Reduzierung bürokratischer Hürden. Eine zukunftsorientierte Politik sollte darauf abzielen, die Pharmaindustrie als Schlüsselbranche der Gesundheitswirtschaft zu stärken und ihre Innovationskraft zu fördern.

Arzneimittel sind nicht nur ein Kostenfaktor, sondern ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Reduzierung der Krankheitskosten. Langfristige Einsparungen im Gesundheitssystem können nur durch eine nachhaltige und innovative Pharmaindustrie erreicht werden. Es ist an der Zeit, dass die Politik die notwendigen Schritte unternimmt, um diese Zukunft zu sichern.

 

Keine Shuttlebusse aus Baden-Württemberg zur Demo in Erfurt

Die geplante Unterstützung aus Baden-Württemberg für die Demonstration in Erfurt am 28. August wird nicht wie vorgesehen stattfinden. Bis zum 5. August hatten sich zu wenige Interessierte für die Shuttlebusse angemeldet, teilte der Landesapothekerverband Baden-Württemberg mit. Daher werden keine Busse mit Demonstrationsteilnehmern aus den vier geplanten Standorten nach Erfurt fahren. Der Thüringer Apothekerverband wurde bereits darüber informiert.

Die Demonstration in Erfurt und parallel in Dresden wird kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen stattfinden. Apothekenteams aus den beiden Bundesländern wollen erneut auf die Auswirkungen der geplanten Apothekenreform aufmerksam machen. Sie protestieren gegen das Gesetzesvorhaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und möchten zeigen, dass sie nicht allein sind und von Landespolitikerinnen und -politikern unterstützt werden.

Neben Baden-Württemberg hatte auch Hessen Unterstützung für die Kundgebung in Erfurt angekündigt. In Hessen werden weiterhin Anmeldungen gesammelt. Der dortige Apothekerverband zeigte sich zuversichtlich, dass in der kommenden Woche noch einige Anmeldungen eintreffen werden, da es die letzten Wochen der Sommerferien sind.

Es ist bedauerlich, dass die geplante Unterstützung aus Baden-Württemberg für die wichtige Demonstration in Erfurt ausfällt. Dies zeigt, wie schwer es manchmal ist, eine breite Beteiligung für solche Aktionen zu mobilisieren. Dennoch ist der Einsatz der Apothekenteams in Thüringen und Sachsen bewundernswert. Sie kämpfen für ihre Belange und machen auf die tiefgreifenden Auswirkungen der geplanten Apothekenreform aufmerksam. Es bleibt zu hoffen, dass die Demonstrationen dennoch stark genug sind, um ein Zeichen zu setzen und die Unterstützung aus Hessen tatsächlich zustande kommt. Die Solidarität unter den Apothekern ist in dieser kritischen Phase wichtiger denn je.

 

Apotheken am Scheideweg: Heilberuf oder Handelsbetrieb?

Die deutsche Apothekenlandschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angestrebte Apothekenreform sorgt bereits jetzt für Unruhe in der Branche. Vor allem Personalmangel, Lieferengpässe und zunehmende bürokratische Hürden machen den Apotheken den Alltag schwer und werfen die Frage auf: Ist der Apothekerberuf noch ein Heilberuf oder verkommt er zum bloßen Handel?

Der Apothekenmarkt sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die Reformpläne, die unter anderem eine Neuregelung der Arzneimittelversorgung vorsehen, könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die Struktur und Arbeitsweise der Apotheken haben. Viele Apotheker sehen ihre Existenz bedroht und befürchten, dass der Service für die Patienten darunter leiden könnte. Ein zentrales Problem ist der eklatante Personalmangel. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für das Pharmazie-Studium, was den ohnehin schon belasteten Apothekenalltag weiter erschwert. Hinzu kommen regelmäßige Lieferengpässe bei Medikamenten, die nicht nur die Arbeit der Apotheker behindern, sondern auch die Patientenversorgung gefährden. Diese Engpässe führen zu erhöhtem Arbeitsaufwand, da alternative Medikamente beschafft und die Patienten umfassend beraten werden müssen.

Darüber hinaus kämpfen die Apotheken mit einer immer komplexeren Bürokratie. Die Dokumentationspflichten nehmen zu, was den Arbeitsaufwand weiter steigert und die Zeit für die eigentliche Beratung der Patienten verkürzt. Viele Apothekenbetreiber fühlen sich von der Politik allein gelassen und fordern eine Entlastung und bessere Unterstützung.

Angesichts dieser Probleme stellt sich die Frage, wie viel Wandel der Apothekenberuf verkraften kann. Die Kernaufgabe der Apotheker, nämlich die kompetente Beratung und Versorgung der Patienten, steht auf dem Spiel. Doch wie viele Veränderungen sind die Pharmazeuten bereit, mitzutragen?

Einige Experten fordern eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Apothekerberufs als Heilberuf. Nur so könne gewährleistet werden, dass die Qualität der Patientenversorgung erhalten bleibt. Andere sehen in den Veränderungen auch Chancen, etwa durch die Digitalisierung und den Einsatz moderner Technologien.

Die Apotheken in Deutschland befinden sich an einem entscheidenden Punkt. Die geplante Apothekenreform und die aktuellen Herausforderungen zwingen die Branche, sich neu zu positionieren. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Apotheke mehr ist als ein Handelsplatz für Medikamente. Sie ist eine essenzielle Säule der Gesundheitsversorgung.

Der Personalmangel und die Lieferengpässe sind Symptome eines tieferliegenden Problems. Die Attraktivität des Apothekerberufs muss gesteigert werden. Dazu gehört eine angemessene Vergütung ebenso wie die Möglichkeit zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung. Nur so lassen sich wieder mehr junge Menschen für diesen Beruf begeistern.

Auch die Bürokratie muss dringend abgebaut werden. Apotheker sollten ihre Zeit und Energie in die Beratung und Versorgung der Patienten investieren können und nicht in die Erfüllung überbordender Dokumentationspflichten.

Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Apotheken ermöglichen, ihrer wichtigen Rolle im Gesundheitssystem gerecht zu werden. Gleichzeitig müssen die Apotheker bereit sein, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und innovative Wege zu gehen.

Der Apothekenberuf darf nicht zum bloßen Handel verkommen. Die Beratung und Versorgung der Patienten muss im Mittelpunkt stehen. Nur so kann die Qualität der Arzneimittelversorgung auch in Zukunft gesichert werden. Die Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems – und das muss auch in Zukunft so bleiben.

 

Englische Apotheken streichen Dienste und Öffnungszeiten wegen Finanzdruck

Ein erheblicher finanzieller Druck zwingt ein Drittel der Apotheken in England dazu, ihre Dienstleistungen und Öffnungszeiten erheblich einzuschränken. Dies geht aus einem Bericht des „Pharmaceutical Journal“ hervor, der sich auf eine Umfrage von Community Pharmacy England (CPE) im Juni 2024 stützt. Von den 92 befragten Apothekeninhabenden, die insgesamt 2114 Apotheken repräsentieren, gaben 30 Prozent an, diverse Dienstleistungen aufgrund finanzieller und betrieblicher Belastungen kürzen oder ganz einstellen zu müssen.

Die Umfrage ergab, dass 30 Prozent der Apotheken zunächst den neuen Medikationsservice sowie das Impfen gestrichen haben. Fast alle Befragten (96 Prozent) haben in den letzten zwölf Monaten lokal in Auftrag gegebene Services gestoppt. Diese Services umfassten unter anderem die Bereitstellung von hormonellen Notfallverhütungsmitteln, Raucherentwöhnungsprogramme und andere Leistungen für kleinere Beschwerden, die im sogenannten Pharmacy First Service geregelt sind.

Zusätzlich berichteten 81 Prozent der Apothekeninhabenden, ihre Öffnungszeiten wieder eingeschränkt zu haben. Darüber hinaus bestätigten 90 Prozent, dass sie inzwischen auf Vertretungsapotheker verzichten müssen, und 23 Prozent haben den kostenfreien Botendienst eingestellt. Hauptursachen für diese Maßnahmen sind laut der Umfrage die finanzielle Unsicherheit und die hohen Personalkosten.

Janet Morrison, Geschäftsführerin von CPE, äußerte gegenüber dem „Pharmaceutical Journal“, dass Patienten und Gemeinden in ganz England den Preis für das kollabierende Apothekennetz zahlen, da Tausende von Apotheken keine andere Wahl haben, als ihre Dienstleistungen zu reduzieren. Seit 2015 mussten mehr als 1200 Apotheken in England ihre Türen dauerhaft schließen. Morrison betonte, dass Apotheken vor Ort trotz der Einführung des Pharmacy First Service und ihrer Bemühungen, den Patienten zu helfen, ohne dringend benötigte Hilfe nicht mehr lange in der Lage sein werden, ihre Dienstleistungen aufrechtzuerhalten.

Nick Kaye, Vorsitzender der National Pharmacy Association, äußerte ebenfalls seine Frustration über die Umfrageergebnisse und forderte die Regierung auf, in Apotheken zu investieren, um die Wartezeiten für Allgemeinmediziner zu verkürzen. Er kritisierte, dass anstatt das Potenzial der Apotheken als klinische Experten auszuschöpfen, derzeit ein Rückschritt gemacht werde.

Diese Ergebnisse verdeutlichen die tiefen Schwierigkeiten, in denen sich die Apotheken befinden, und unterstreichen die Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Unterstützung der Apothekeninfrastruktur in England.

Die jüngsten Berichte über die Einschränkungen in englischen Apotheken sind alarmierend und werfen ein Schlaglicht auf ein grundlegendes Problem im Gesundheitssystem. Apotheken sind nicht nur Orte, an denen Medikamente ausgegeben werden, sondern auch wichtige Anlaufstellen für Gesundheitsberatung und präventive Maßnahmen. Die Streichung von Dienstleistungen wie Impfungen und Raucherentwöhnungsprogrammen ist ein Rückschlag für die öffentliche Gesundheit.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Finanzielle Unsicherheit und hohe Personalkosten setzen Apotheken unter enormen Druck. Gleichzeitig hat die Politik es versäumt, nachhaltige Lösungen zur Unterstützung dieser wichtigen Einrichtungen zu finden. Die Schließung von über 1200 Apotheken seit 2015 spricht eine deutliche Sprache und zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Es ist unerlässlich, dass die Regierung in Apotheken investiert und ihnen die nötige finanzielle Stabilität bietet. Apotheken könnten eine Schlüsselrolle bei der Entlastung der Allgemeinmediziner spielen und dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten. Dies erfordert jedoch eine klare Strategie und vor allem eine angemessene finanzielle Ausstattung.

Die Situation der Apotheken in England ist ein Weckruf. Ohne sofortige und wirksame Maßnahmen droht ein weiterer Rückgang der verfügbaren Gesundheitsdienste, was letztlich die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

 

Apotheken am Scheideweg: Heilberuf bewahren oder Handelsdruck nachgeben?

Die deutsche Apothekenlandschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angestrebte Apothekenreform sorgt bereits jetzt für Unruhe in der Branche. Vor allem Personalmangel, Lieferengpässe und zunehmende bürokratische Hürden machen den Apotheken den Alltag schwer und werfen die Frage auf: Ist der Apothekerberuf noch ein Heilberuf oder verkommt er zum bloßen Handel?

Der Apothekenmarkt sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die Reformpläne, die unter anderem eine Neuregelung der Arzneimittelversorgung vorsehen, könnten tiefgreifende Auswirkungen auf die Struktur und Arbeitsweise der Apotheken haben. Viele Apotheker sehen ihre Existenz bedroht und befürchten, dass der Service für die Patienten darunter leiden könnte. Ein zentrales Problem ist der eklatante Personalmangel. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für das Pharmazie-Studium, was den ohnehin schon belasteten Apothekenalltag weiter erschwert. Hinzu kommen regelmäßige Lieferengpässe bei Medikamenten, die nicht nur die Arbeit der Apotheker behindern, sondern auch die Patientenversorgung gefährden. Diese Engpässe führen zu erhöhtem Arbeitsaufwand, da alternative Medikamente beschafft und die Patienten umfassend beraten werden müssen.

Darüber hinaus kämpfen die Apotheken mit einer immer komplexeren Bürokratie. Die Dokumentationspflichten nehmen zu, was den Arbeitsaufwand weiter steigert und die Zeit für die eigentliche Beratung der Patienten verkürzt. Viele Apothekenbetreiber fühlen sich von der Politik allein gelassen und fordern eine Entlastung und bessere Unterstützung.

Angesichts dieser Probleme stellt sich die Frage, wie viel Wandel der Apothekenberuf verkraften kann. Die Kernaufgabe der Apotheker, nämlich die kompetente Beratung und Versorgung der Patienten, steht auf dem Spiel. Doch wie viele Veränderungen sind die Pharmazeuten bereit, mitzutragen?

Einige Experten fordern eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Apothekerberufs als Heilberuf. Nur so könne gewährleistet werden, dass die Qualität der Patientenversorgung erhalten bleibt. Andere sehen in den Veränderungen auch Chancen, etwa durch die Digitalisierung und den Einsatz moderner Technologien.

Die Apotheken in Deutschland befinden sich an einem entscheidenden Punkt. Die geplante Apothekenreform und die aktuellen Herausforderungen zwingen die Branche, sich neu zu positionieren. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Apotheke mehr ist als ein Handelsplatz für Medikamente. Sie ist eine essenzielle Säule der Gesundheitsversorgung.

Der Personalmangel und die Lieferengpässe sind Symptome eines tieferliegenden Problems. Die Attraktivität des Apothekerberufs muss gesteigert werden. Dazu gehört eine angemessene Vergütung ebenso wie die Möglichkeit zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung. Nur so lassen sich wieder mehr junge Menschen für diesen Beruf begeistern.

Auch die Bürokratie muss dringend abgebaut werden. Apotheker sollten ihre Zeit und Energie in die Beratung und Versorgung der Patienten investieren können und nicht in die Erfüllung überbordender Dokumentationspflichten.

Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Apotheken ermöglichen, ihrer wichtigen Rolle im Gesundheitssystem gerecht zu werden. Gleichzeitig müssen die Apotheker bereit sein, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und innovative Wege zu gehen.

Der Apothekenberuf darf nicht zum bloßen Handel verkommen. Die Beratung und Versorgung der Patienten muss im Mittelpunkt stehen. Nur so kann die Qualität der Arzneimittelversorgung auch in Zukunft gesichert werden. Die Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems – und das muss auch in Zukunft so bleiben.

 

Neue Prüfmethoden für Octenidindihydrochlorid

Das Antiseptikum Octenidindihydrochlorid, ein häufiger Bestandteil von Desinfektionsmitteln für Haut, Schleimhäute und Wunden, ist auch in Rezepturarzneimitteln weit verbreitet. Kürzlich wurden die DAC-Monographie sowie die alternativen Identifizierungsmethoden für den Wirkstoff überarbeitet. Dies wurde im Rezepturtipp der Woche von DAC/NRF bekannt gegeben.

Bislang wurde zur Prüfung auf Reinheit der pH-Wert einer einprozentigen Lösung von Octenidindihydrochlorid gemessen. Dieser Wert musste zwischen pH 5,0 und 6,0 liegen. Allerdings erwies sich diese Methode als problematisch, da die Ergebnisse oft schlecht reproduzierbar waren und selbst durch aufwendigere Probenvorbereitung nicht zufriedenstellend verbessert werden konnten. Der dadurch entstehende Mehraufwand hätte zudem zu möglichen Lieferengpässen führen können.

Infolge dieser Schwierigkeiten wird die Reinheit nun nicht mehr über den pH-Wert bestimmt, sondern durch die Titration des Chloridgehalts mit einer Silbernitrat-Lösung. Diese Methode bietet eine höhere Präzision und Zuverlässigkeit, da sie weniger anfällig für Variationen in der Probenvorbereitung ist.

Auch die Identitätsprüfung des Wirkstoffs in Apotheken wurde angepasst. Neben der Chloridprüfung wird nun eine Dünnschichtchromatographie (DC) durchgeführt. Bislang war lediglich die horizontale DC nach DAC-Probe 11 vorgeschrieben. Seit der Ergänzungslieferung 2024/1 ist nun auch die vertikale DC nach DAC-Probe 10 zulässig.

Diese Änderungen sollen die Genauigkeit und Verlässlichkeit der Prüfmethoden für Octenidindihydrochlorid verbessern und gleichzeitig sicherstellen, dass der Wirkstoff weiterhin in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung steht. Diese Anpassungen sind Teil der fortlaufenden Bemühungen, die Qualitätssicherung und Praktikabilität in Apotheken zu optimieren.

Die Überarbeitung der Prüfmethoden für Octenidindihydrochlorid ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die vorherige Methode der pH-Wert-Bestimmung war nicht nur ungenau, sondern auch ineffizient, da sie häufig zu nicht reproduzierbaren Ergebnissen führte. Die Einführung der Chloridgehaltsbestimmung durch Titration ist daher eine willkommene Verbesserung, die die Zuverlässigkeit der Reinheitsprüfung deutlich erhöhen wird.

Ebenso positiv ist die Anpassung der Identitätsprüfung zu bewerten. Die zusätzliche Möglichkeit, neben der horizontalen auch die vertikale Dünnschichtchromatographie zu nutzen, bietet Apotheken mehr Flexibilität und erleichtert die Umsetzung in der Praxis.

Insgesamt tragen diese Änderungen dazu bei, die Qualität und Verfügbarkeit von Octenidindihydrochlorid zu sichern. Dies ist besonders wichtig, da der Wirkstoff in zahlreichen Desinfektions- und Arzneimitteln unverzichtbar ist. Die kontinuierliche Verbesserung der Prüfmethoden zeigt, dass die Verantwortlichen den hohen Stellenwert der Qualitätssicherung in der Pharmazie erkannt haben und entsprechend handeln.

 

Verhandlungen über Honorare für Apotheken bei Einführung der elektronischen Patientenakte ab 2025

Ab 2025 erhalten alle gesetzlich Versicherten in Deutschland automatisch eine elektronische Patientenakte (EPA), sofern sie nicht aktiv widersprechen. Diese Einführung ist Teil des Digital-Gesetzes und soll die Nutzung und den Austausch von Gesundheitsdaten verbessern. Eine wesentliche Rolle bei der Befüllung der EPA kommt den Apotheken zu, die dafür ein spezielles Honorar erhalten sollen. Die Verhandlungen über die Höhe dieses Honorars haben nun begonnen.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) bezeichnet die EPA als Herzstück des Digital-Gesetzes. Ziel ist es, die Versorgung zu optimieren und den Medikationsprozess durch digitale Unterstützung zu erleichtern. Laut § 346 des Sozialgesetzbuches V (SGB V) sind Apotheken künftig verpflichtet, bei der Abgabe von Arzneimitteln die Versicherten bei der Verarbeitung arzneimittelbezogener Daten in der EPA zu unterstützen. Diese Aufgaben können auch von pharmazeutischem Personal übernommen werden. Die Leistungen der Apotheken sollen nicht unentgeltlich erbracht werden. Stattdessen ist eine zusätzliche Vergütung vorgesehen, deren Höhe nun vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-SV) und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) verhandelt wird. Sollte keine Einigung erzielt werden, entscheidet eine Schiedsstelle.

Ein Sprecher des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) erklärte auf Nachfrage, dass die Verhandlungen vorbereitet werden, äußerte sich jedoch aus taktischen Gründen nicht zu den Details. Auch der GKV-SV hielt sich bedeckt und gab keine Auskünfte zu den laufenden Gesprächen.

Das BMG hat klare Vorstellungen darüber, wie sich die Aufgaben der Leistungserbringer im Zusammenhang mit der EPA ändern werden. Leistungserbringer, einschließlich Apotheken, sind künftig gesetzlich verpflichtet, bestimmte Gesundheitsdaten und Dokumente in die EPA einzustellen. Bei Änderungen der Medikation müssen Apotheken die Daten des elektronischen Medikationsplans (EMP) in der EPA aktualisieren. Hierfür dürfen sie im jeweiligen Versorgungskontext auf die EPA zugreifen und die Medikationsliste nutzen, die eine Übersicht über alle verordneten und abgegebenen Arzneimittel bildet.

Apotheken speichern die abgegebenen Arzneimittel in der EPA, sofern dies nicht bereits über den E-Rezept-Fachdienst erfolgt ist. In der Anfangsphase des digital gestützten Medikationsprozesses betrifft dies insbesondere Daten zu frei verkäuflichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Die Verpflichtung zur Dateneingabe gilt, sofern der Versicherte nicht widersprochen hat.

Die ersten Krankenkassen informieren bereits über die EPA. Versicherte haben sechs Wochen Zeit, um zu widersprechen. Andernfalls stellt die Kasse zum 15. Januar 2025 eine EPA bereit. Langfristig sollen alle relevanten Behandlungsinformationen wie Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Berichte und Medikation in der EPA zusammengeführt werden. Versicherte können selbst bestimmen, welche Daten in der EPA gespeichert werden und haben die Möglichkeit, Dokumente auszublenden oder bestimmten Praxen oder Apotheken den Zugriff zu verwehren. Die Zustimmung zur Nutzung der EPA kann auch widerrufen werden.

Für Arztpraxen ist laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) noch etwas Zeit. Am 15. Januar startet die EPA zunächst in den Modellregionen Franken und Hamburg. Die Pilotphase dauert vier Wochen. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, soll der bundesweite Rollout am 15. Februar erfolgen. Größere technische Probleme wie beim Start des E-Rezepts Anfang 2024 sollen dabei vermieden werden.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) markiert einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland. Durch die automatische Bereitstellung der EPA ab 2025 wird ein zentraler Ort geschaffen, an dem alle relevanten Gesundheitsdaten zusammengeführt werden können. Dies verspricht eine effizientere und gezieltere Versorgung der Patienten.

Besonders hervorzuheben ist die Rolle der Apotheken, die bei der Befüllung der EPA eine Schlüsselstellung einnehmen. Die zusätzlichen Aufgaben, die auf die Apotheken zukommen, werden durch das geplante Honorar anerkannt, was die Wichtigkeit dieser Rolle unterstreicht. Die laufenden Verhandlungen über die Höhe des Honorars sind dabei von zentraler Bedeutung, um eine faire und angemessene Vergütung für die zusätzlichen Leistungen sicherzustellen.

Es bleibt abzuwarten, wie gut die Einführung der EPA in den Modellregionen verläuft und ob sich der geplante bundesweite Rollout reibungslos gestalten lässt. Die Erfahrungen aus der Pilotphase werden entscheidend dafür sein, mögliche technische und organisatorische Hürden frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Insgesamt bietet die EPA die Chance, das deutsche Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen und die Versorgung der Patienten deutlich zu verbessern. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie gut dieses ambitionierte Projekt in der Praxis umgesetzt wird.

 

Apothekenmarkt 2023: Rekordumsätze durch rezeptpflichtige Medikamente

Der Apothekenmarkt in Deutschland verzeichnete 2023 einen signifikanten Umsatzanstieg um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was zu einem Gesamtumsatz von 73 Milliarden Euro führte. Dies geht aus einer aktuellen Analyse von Pharma Deutschland hervor. Während der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln seit Jahren stetig steigt, stagniert das Geschäft mit OTC-Produkten.

Pharma Deutschland veröffentlichte heute den Bericht „Der Arzneimittelmarkt – Pharma Daten Deutschland 2023“, der umfangreiche Daten zum Arzneimittelmarkt, einschließlich Umsatz- und Beschäftigungszahlen, enthält. Laut Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland, spiegeln die Zahlen die Stärke der gesamten Gesundheitswirtschaft wider, die 11,5 Prozent zum nationalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt. Davon entfallen 95 Milliarden Euro auf die industrielle Gesundheitswirtschaft, zu der die Pharmaindustrie als treibende Kraft gehört.

Besonders erfreulich ist der Anstieg der Beschäftigtenzahlen um 7,4 Prozent auf 132.660 Menschen im Vergleich zum Vorjahr. Diese Dynamik bestätigt auch eine Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), die ebenfalls in dieser Woche veröffentlicht wurde.

Die Analyse von Pharma Deutschland bietet einen detaillierten Überblick über den Umsatz und Absatz von Arzneimitteln, die in Apotheken abgegeben werden, einschließlich des Versandhandels. Der Gesamtumsatz des Apothekenmarktes ist innerhalb von vier Jahren um etwa 25 Prozent gestiegen. Im Jahr 2019 erzielte der Markt einen Umsatz von rund 58,8 Milliarden Euro, 2023 waren es bereits rund 73 Milliarden Euro. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf die wachsenden Umsätze mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln zurückzuführen, insbesondere aufgrund des Anstiegs bei hochpreisigen Medikamenten.

Der Umsatz mit Rx-Arzneimitteln stieg von 51,7 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 59,1 Milliarden Euro im Jahr 2021 und erreichte 2023 schließlich 65,2 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 26 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. Das Geschäft mit rezeptfreien OTC-Produkten veränderte sich hingegen nur geringfügig. Der Umsatz lag 2019 bei 7 Milliarden Euro und stieg bis 2023 auf etwa 8 Milliarden Euro.

Insgesamt gaben Apotheken im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Packungen ab, wobei etwa jede zweite Packung ein rezeptfreies Arzneimittel war, dessen Anteil am Umsatz jedoch nur 11 Prozent ausmachte.

Pharma Deutschland betont die Bedeutung der Selbstmedikation im Markt für rezeptfreie Produkte. 87 Prozent des Umsatzes im Selbstmedikationsmarkt entfielen auf Apotheken, was deren zentrale Rolle im Gesundheitssystem unterstreicht. Im Vorjahr lag dieser Anteil bei 88 Prozent.

Diese detaillierte Analyse bietet wertvolle Einblicke in die Entwicklungen und Trends des deutschen Apothekenmarktes, wobei der kontinuierliche Anstieg des Rx-Anteils am Umsatz und die konstante Rolle der Apotheken im OTC-Bereich besonders hervorgehoben werden.

Der Apothekenmarkt in Deutschland zeigt ein eindrucksvolles Wachstum, getrieben von einem stetigen Anstieg des Umsatzes mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Während die Bedeutung hochpreisiger Medikamente immer weiter zunimmt, stagniert das Geschäft mit rezeptfreien Produkten. Dies könnte auf eine Sättigung des Marktes oder eine veränderte Nachfrage der Verbraucher hindeuten.

Bemerkenswert ist die Rolle der Apotheken im Bereich der Selbstmedikation, die weiterhin zentral bleibt. Mit 87 Prozent des Umsatzes im Selbstmedikationsmarkt zeigt sich, dass Apotheken trotz des Wachstums des Versandhandels eine unverzichtbare Rolle im Gesundheitssystem spielen.

Die steigenden Beschäftigtenzahlen sind ein positives Signal für die Branche und verdeutlichen die dynamische Entwicklung der Pharmabranche. Dennoch sollte der Fokus nicht nur auf Umsatzsteigerungen liegen. Es ist ebenso wichtig, die Versorgungssicherheit und die Qualität der Dienstleistungen zu gewährleisten.

Abschließend lässt sich sagen, dass der deutsche Apothekenmarkt trotz der Herausforderungen in einer guten Position ist, um weiterhin zum Wohl der Patienten und der nationalen Wirtschaft beizutragen. Die kontinuierliche Anpassung an Marktbedürfnisse und die Stärkung der Apotheken vor Ort werden entscheidend sein, um diesen positiven Trend fortzusetzen.

 

Lieferengpass bei ADHS-Medikamenten: Atomoxetin betroffen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat einen aktuellen Lieferengpass bei Atomoxetin-haltigen Arzneimitteln zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) gemeldet. Ein griechischer Hersteller meldete erhebliche Schwankungen im Wirkstoffgehalt seiner Hartkapseln, was zu einem sofortigen Rückruf der betroffenen Chargen führte. Die Produktion wurde vorübergehend eingestellt, um die Ursache der Qualitätsmängel zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zur Problembehebung zu ergreifen. Eine neue Produktionslinie befindet sich im Aufbau.

Der betroffene Hersteller deckt rund 80 Prozent des Marktvolumens ab, weshalb der Lieferengpass nicht durch andere Anbieter kompensiert werden kann. In enger Abstimmung mit nationalen und europäischen Behörden arbeitet das BfArM daran, den Engpass schnellstmöglich zu beheben. Nach aktuellen Einschätzungen ist dies innerhalb weniger Monate möglich.

Schwerwiegende Folgen für Patientinnen und Patienten werden nicht erwartet. Bislang gibt es keine Meldungen über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit den Wirkstoffschwankungen. Dennoch war der Rückruf aufgrund der festgestellten Abweichungen notwendig.

Atomoxetin macht etwa 4 Prozent der zur ADHS-Behandlung eingesetzten Wirkstoffe aus. Zum Vergleich: Methylphenidat-haltige Medikamente decken 77 Prozent der ADHS-Behandlungen ab. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie rät betroffenen Familien, sich mit ihren Ärztinnen und Ärzten in Verbindung zu setzen, um alternative Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. Alternativen sind Methylphenidat-, Amphetamin-Präparate sowie Guanfacin.

Der Lieferengpass bei Atomoxetin-haltigen Medikamenten zeigt einmal mehr die Anfälligkeit globalisierter Lieferketten im Gesundheitswesen. Ein einziger Qualitätsmangel bei einem dominanten Hersteller kann die Versorgungssicherheit erheblich beeinträchtigen. Diese Abhängigkeit von wenigen Produzenten sollte eine Warnung sein und die Notwendigkeit einer diversifizierteren und robusteren Lieferkette unterstreichen.

Während die sofortigen Maßnahmen des BfArM und die enge Zusammenarbeit mit europäischen Partnern positiv zu bewerten sind, bleibt die Unsicherheit für betroffene Patienten und ihre Familien bestehen. Der vergleichsweise geringe Anteil von Atomoxetin an den ADHS-Medikamentenmarkt mag beruhigend wirken, doch für die Betroffenen ist diese Information wenig tröstlich, wenn ihre Behandlung plötzlich infrage gestellt ist.

Es ist daher entscheidend, dass Ärzte und Patienten nun schnell und unbürokratisch auf alternative Therapien umsteigen können. Langfristig muss die Medikamentenversorgung jedoch widerstandsfähiger gegen solche Störungen gemacht werden. Die aktuelle Krise sollte als Weckruf dienen, um strukturelle Schwächen im Gesundheitssystem zu beheben und die Versorgungssicherheit nachhaltig zu verbessern.

 

Lieferengpass bei ADHS-Medikamenten: Atomoxetin betroffen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat einen aktuellen Lieferengpass bei Atomoxetin-haltigen Arzneimitteln zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) gemeldet. Ein griechischer Hersteller meldete erhebliche Schwankungen im Wirkstoffgehalt seiner Hartkapseln, was zu einem sofortigen Rückruf der betroffenen Chargen führte. Die Produktion wurde vorübergehend eingestellt, um die Ursache der Qualitätsmängel zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zur Problembehebung zu ergreifen. Eine neue Produktionslinie befindet sich im Aufbau.

Der betroffene Hersteller deckt rund 80 Prozent des Marktvolumens ab, weshalb der Lieferengpass nicht durch andere Anbieter kompensiert werden kann. In enger Abstimmung mit nationalen und europäischen Behörden arbeitet das BfArM daran, den Engpass schnellstmöglich zu beheben. Nach aktuellen Einschätzungen ist dies innerhalb weniger Monate möglich.

Schwerwiegende Folgen für Patientinnen und Patienten werden nicht erwartet. Bislang gibt es keine Meldungen über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit den Wirkstoffschwankungen. Dennoch war der Rückruf aufgrund der festgestellten Abweichungen notwendig.

Atomoxetin macht etwa 4 Prozent der zur ADHS-Behandlung eingesetzten Wirkstoffe aus. Zum Vergleich: Methylphenidat-haltige Medikamente decken 77 Prozent der ADHS-Behandlungen ab. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie rät betroffenen Familien, sich mit ihren Ärztinnen und Ärzten in Verbindung zu setzen, um alternative Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. Alternativen sind Methylphenidat-, Amphetamin-Präparate sowie Guanfacin.

Der Lieferengpass bei Atomoxetin-haltigen Medikamenten zeigt einmal mehr die Anfälligkeit globalisierter Lieferketten im Gesundheitswesen. Ein einziger Qualitätsmangel bei einem dominanten Hersteller kann die Versorgungssicherheit erheblich beeinträchtigen. Diese Abhängigkeit von wenigen Produzenten sollte eine Warnung sein und die Notwendigkeit einer diversifizierteren und robusteren Lieferkette unterstreichen.

Während die sofortigen Maßnahmen des BfArM und die enge Zusammenarbeit mit europäischen Partnern positiv zu bewerten sind, bleibt die Unsicherheit für betroffene Patienten und ihre Familien bestehen. Der vergleichsweise geringe Anteil von Atomoxetin an den ADHS-Medikamentenmarkt mag beruhigend wirken, doch für die Betroffenen ist diese Information wenig tröstlich, wenn ihre Behandlung plötzlich infrage gestellt ist.

Es ist daher entscheidend, dass Ärzte und Patienten nun schnell und unbürokratisch auf alternative Therapien umsteigen können. Langfristig muss die Medikamentenversorgung jedoch widerstandsfähiger gegen solche Störungen gemacht werden. Die aktuelle Krise sollte als Weckruf dienen, um strukturelle Schwächen im Gesundheitssystem zu beheben und die Versorgungssicherheit nachhaltig zu verbessern.

 

Langzeitrisiken von Corticosteroiden: Neue Studie warnt vor übermäßiger Anwendung

Eine neue Studie bestätigt, dass oral verabreichte Corticosteroide zwar entzündliche Erkrankungen effektiv kontrollieren können, jedoch nicht über längere Zeiträume angewendet werden sollten.

Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis (AD) bekannt, wird oft als Kinderkrankheit betrachtet. Wie Dr. Yong Hyun Jang von der Kyungpook National University in Daegu, Südkorea, im "JAMA Network Open" betont, handelt es sich jedoch um eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die ein Leben lang wiederkehren kann und kontinuierliche Pflege erfordert. Bei Erwachsenen liegt die Prävalenz in verschiedenen Ländern zwischen 2,1 und 4,9 Prozent. Jeder zehnte betroffene Erwachsene benötigt eine Medikation für moderate bis schwere AD, da topische Behandlungen oft nicht ausreichen. Dieser Anteil ist deutlich höher als bei Kindern, von denen nur 1,5 Prozent moderat bis schwer betroffen sind.

Medizinische Leitlinien empfehlen, orale Glucocorticoide nur über einen kurzen Zeitraum zu verabreichen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Die deutsche S3-Leitlinie "Atopische Dermatitis" sieht eine Anwendung systemischer Glucocorticoide nur als Kurzintervention bei akuten Schüben für maximal drei Wochen vor. Trotz ihrer breiten Verfügbarkeit, Wirksamkeit und Kostengünstigkeit werden diese Medikamente häufig länger als empfohlen verwendet.

Die aktuelle Studie zeigt jedoch, dass bereits bei jungen erwachsenen AD-Patienten das Risiko für Nebenwirkungen steigt. Zwischen 2013 und 2020 nahmen insgesamt 493.112 knapp 40-jährige AD-Patienten an der Studie teil: 164.809 Fälle und 328.303 gematchte Kontrollen. Als Fälle galten Patienten, bei denen mindestens eine der folgenden potenziellen Nebenwirkungen von Corticosteroiden auftrat: Osteoporose, Fraktur, Typ-2-Diabetes, Hyperlipidämie, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, avaskuläre Nekrose, Katarakt oder Glaukom.

Die Studie ergab, dass eine kumulierte Einnahme von oralen Glucocorticoiden für 30 oder mehr Tage innerhalb eines Jahres kein erhöhtes Risiko für die genannten Komplikationen mit sich brachte. Eine Einnahmedauer von 90 oder mehr Tagen hingegen war mit einem leicht erhöhten Risiko verbunden (adjustierte Odds Ratio 1,11). Jedes weitere Jahr der Langzeitanwendung über 90 Tage erhöhte das Risiko weiter (aOR 1,06).

Die Forschenden fassen zusammen, dass das Risiko für Komplikationen einer systemischen Corticosteroidtherapie bei einer Anwendungsdauer von über 90 Tagen geringfügig erhöht ist. Diese Ergebnisse müssen in weiteren Studien bestätigt werden. Ärzte sollten daher eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vornehmen, bevor sie orale Corticosteroide über einen längeren Zeitraum verschreiben, und die potenziellen Nebenwirkungen stets im Blick behalten.

Die Erkenntnisse der aktuellen Studie über die Langzeitanwendung von oralen Corticosteroiden sind alarmierend. Es ist unbestreitbar, dass diese Medikamente bei der Kontrolle von entzündlichen Erkrankungen wie Neurodermitis äußerst wirksam sind. Dennoch zeigt sich erneut, dass die Nebenwirkungen nicht unterschätzt werden dürfen.

Die Empfehlungen der medizinischen Leitlinien, diese Medikamente nur kurzfristig einzusetzen, haben ihren guten Grund. Die häufige und längerfristige Anwendung mag zwar verlockend sein, um akute Schübe zu bekämpfen, birgt aber erhebliche Risiken. Die leichte Erhöhung des Risikos für schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Osteoporose, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Ärzte stehen in der Verantwortung, ihre Patienten umfassend über die möglichen Nebenwirkungen aufzuklären und alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Patienten wiederum sollten sich nicht scheuen, nach den Risiken zu fragen und gemeinsam mit ihrem Arzt die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln.

Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um sichere und wirksame Langzeitbehandlungen für chronisch-entzündliche Erkrankungen zu finden. Bis dahin ist Vorsicht geboten: Die Vorteile einer Langzeitanwendung von Corticosteroiden müssen sorgfältig gegen die potenziellen Risiken abgewogen werden. Nur so kann eine verantwortungsvolle und patientenorientierte medizinische Versorgung gewährleistet werden.

 

Historischer Höchststand bei Atemwegserkrankungen im Sommer

Die Zahl akuter Atemwegserkrankungen hat in Deutschland in den letzten Wochen einen historischen Höchststand für diese Jahreszeit erreicht. Nach Berechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI) sind die Zahlen seit Beginn des Webportals GrippeWeb im Jahr 2011 noch nie so hoch gewesen. GrippeWeb erlaubt es Bürgern, selbst zu melden, ob sie in der Vorwoche eine Atemwegserkrankung hatten.

In der Woche vom 29. Juli bis 4. August wurde eine Gesamtzahl von etwa 3,3 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung errechnet. Obwohl die Zahl der geschätzten Neuinfektionen seit der Vorwoche leicht zurückging, zeigt sich seit dem Winter nur ein geringer Rückgang der Atemwegsinfekte insgesamt.

Verglichen mit den Vorjahren ist dies eine bemerkenswerte Entwicklung, da in den Sommermonaten normalerweise deutlich weniger Menschen an Husten, Schnupfen und Halsschmerzen leiden. Laut RKI sind vor allem Rhinoviren und Coronaviren für die hohen Zahlen verantwortlich. Rhinoviren betreffen nahezu alle Altersgruppen, während Coronaviren vorrangig bei Personen über 15 Jahren festgestellt wurden. Besonders betroffen von Covid-19 sind ältere Menschen, insbesondere über 80-Jährige, die schwere akute Atemwegsinfektionen aufweisen. Influenza- und RS-Viren spielen derzeit keine wesentliche Rolle.

Die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen bleibt auf einem niedrigen Niveau. Das RKI weist darauf hin, dass die Sommerferien sowohl die Infektionsraten als auch die Überwachungssysteme beeinflussen können. Dies könnte teilweise erklären, warum die aktuellen Zahlen von den üblichen saisonalen Mustern abweichen.

Die aktuellen Zahlen zu Atemwegserkrankungen sind besorgniserregend. Noch nie zuvor wurden in den Sommermonaten so viele Fälle gemeldet. Dies zeigt, dass wir auch in der warmen Jahreszeit nicht vor Atemwegsinfektionen gefeit sind. Die Hauptursache liegt laut RKI bei den Rhinoviren und Coronaviren. Besonders alarmierend ist die Situation bei älteren Menschen, die besonders anfällig für schwere Verläufe von Covid-19 sind.

Die Tatsache, dass die Zahl schwerer Atemwegserkrankungen relativ niedrig bleibt, sollte uns jedoch nicht in falscher Sicherheit wiegen. Es ist wichtig, weiterhin aufmerksam zu bleiben und die Hygiene- und Schutzmaßnahmen zu befolgen, um die Ausbreitung dieser Viren zu verhindern. Die Sommerferien könnten die Zahlen beeinflussen, aber das entbindet uns nicht von der Verantwortung, vorsichtig zu sein.

Insgesamt zeigt die aktuelle Lage, dass Atemwegserkrankungen ein ganzjähriges Problem darstellen können. Es bleibt zu hoffen, dass wir aus diesen Erfahrungen lernen und besser vorbereitet in die kommenden Monate gehen. Die Gesundheitsbehörden sind gefordert, ihre Überwachungssysteme weiter zu optimieren und die Bevölkerung kontinuierlich über die Risiken und notwendigen Schutzmaßnahmen zu informieren.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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