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  • 02.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute: Sicherheit, Service und wissenschaftlicher Fortschritt
    02.08.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute: Sicherheit, Service und wissenschaftlicher Fortschritt
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken müssen sich vor Haftpflichtrisiken durch Medikationsfehler, falsche Beratung und unsachgemäße Lagerung schützen. Verkaufsges...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute: Sicherheit, Service und wissenschaftlicher Fortschritt

 

Effektive Maßnahmen gegen Haftpflichtrisiken, überzeugende Verkaufstechniken und bahnbrechende Entwicklungen in der Pharmabranche

Apotheken müssen sich vor Haftpflichtrisiken durch Medikationsfehler, falsche Beratung und unsachgemäße Lagerung schützen. Verkaufsgespräche stellen oft Herausforderungen dar, doch mit der richtigen Strategie lassen sich Einwände wie „Kein Bedarf“ erfolgreich überwinden. Anschaffungsnahe Aufwendungen nach Schadensereignissen haben steuerliche Relevanz für Immobilieneigentümer. Kriminelle Banden nutzen suchtkranke und obdachlose Strohleute für Milliardenbetrug, während individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) weiterhin beliebt und stabil bleiben. Andrea König ist die neue Vorsitzende des Apothekerverbandes Brandenburg. Roche beschleunigt die Entwicklung von Medikamenten gegen Fettleibigkeit, und die korrekte Entsorgung von Arzneimitteln schützt Umwelt und Gesundheit. Der CETP-Hemmer Obicetrapib zeigt vielversprechende Ergebnisse in Studien, und Tofersen bietet neue Hoffnung für ALS-Betroffene. Adrenalin-Autoinjektoren sind wichtige Notfallmedikamente für Allergiker im Sommer. Eine neue Studie beleuchtet die Rolle der Apotheken im Nationalsozialismus, und Perfektionismus wird als Hauptursache für Arbeitsstress identifiziert. Bleiben Sie informiert mit den wichtigsten Entwicklungen aus der Apothekenwelt.

 

Umfassender Schutz vor Haftpflichtschäden: So sichern sich Apotheken ab

Apotheken stehen täglich vor einer Vielzahl von Risiken, die Haftpflichtschäden nach sich ziehen können. Dazu zählen Fehler bei der Medikamentenabgabe, falsche Beratung oder unsachgemäße Lagerung von Arzneimitteln. Um sich effektiv vor den finanziellen Folgen solcher Schäden zu schützen, ist es für Apotheken unerlässlich, umfassende Maßnahmen zu ergreifen.

Eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen ist der Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung. Diese Versicherung deckt Schäden ab, die durch berufliche Fehler oder Versäumnisse entstehen. Für Apotheken ist es entscheidend, eine Police zu wählen, die speziell auf die Risiken im Gesundheitswesen zugeschnitten ist. Eine solche Versicherung schützt nicht nur die Apotheke selbst, sondern auch die Angestellten und Auszubildenden.

Neben der Haftpflichtversicherung spielt auch die Betriebshaftpflichtversicherung eine wichtige Rolle. Während die Berufshaftpflichtversicherung berufliche Fehler abdeckt, schützt die Betriebshaftpflicht vor allgemeinen Haftungsrisiken, wie etwa Personenschäden, die durch einen Sturz in der Apotheke entstehen können. Ein umfassender Versicherungsschutz kombiniert beide Aspekte und bietet somit eine umfassende Absicherung.

Ein weiterer wichtiger Baustein im Schutz vor Haftpflichtschäden ist die kontinuierliche Fortbildung des Apothekenpersonals. Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen sorgen dafür, dass die Mitarbeiter stets auf dem neuesten Stand der medizinischen und pharmazeutischen Entwicklungen sind. Dies minimiert das Risiko von Fehlern und erhöht gleichzeitig die Qualität der Kundenberatung.

Die Implementierung von Qualitätsmanagementsystemen ist ebenfalls ein effektives Mittel, um Haftungsrisiken zu minimieren. Diese Systeme helfen dabei, standardisierte Prozesse einzuführen und sicherzustellen, dass alle Arbeitsabläufe ordnungsgemäß dokumentiert und überprüft werden. Fehler können so frühzeitig erkannt und korrigiert werden.

Darüber hinaus sollten Apotheken auf eine sorgfältige Dokumentation aller Tätigkeiten achten. Eine lückenlose Dokumentation kann im Falle eines Haftpflichtanspruchs als Beweismittel dienen und zeigt, dass die Apotheke gewissenhaft und nach den aktuellen Standards gearbeitet hat.

Nicht zuletzt ist die Beratung durch Experten ein wichtiger Faktor. Versicherungsberater und Rechtsanwälte, die auf das Gesundheitswesen spezialisiert sind, können Apotheken dabei helfen, die richtigen Versicherungen auszuwählen und rechtliche Fallstricke zu vermeiden.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Apotheken das Risiko von Haftpflichtschäden erheblich reduzieren und sich gegen die finanziellen Folgen absichern.

Der Schutz vor Haftpflichtschäden ist für Apotheken nicht nur eine Frage der finanziellen Absicherung, sondern auch eine der Verantwortung gegenüber den Patienten und der Gesellschaft. Apotheken spielen eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen und tragen maßgeblich zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei. Fehler können hier gravierende Folgen haben.

Es reicht nicht aus, sich lediglich auf Versicherungen zu verlassen. Eine proaktive Haltung ist gefragt. Fortbildungen, Qualitätsmanagement und sorgfältige Dokumentation sind keine lästigen Pflichten, sondern essentielle Bestandteile einer verantwortungsvollen und professionellen Apothekenführung.

Eine gut geführte Apotheke zeichnet sich nicht nur durch ein breites Produktsortiment und kompetente Beratung aus, sondern auch durch ein hohes Maß an Sicherheit und Verlässlichkeit. In einer Zeit, in der die Anforderungen an das Gesundheitssystem stetig steigen, müssen Apotheken ihre Schutzmaßnahmen kontinuierlich anpassen und optimieren.

Versicherungen bieten einen wichtigen finanziellen Rückhalt, doch die beste Versicherung ist und bleibt die Prävention. Indem Apotheken in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter und die Optimierung ihrer Prozesse investieren, tragen sie entscheidend zur Minimierung von Risiken bei und stärken das Vertrauen der Patienten in ihre Leistungen. Nur so können Apotheken ihre wichtige Rolle im Gesundheitswesen auch in Zukunft erfolgreich erfüllen.

 

Kunden überzeugen: Einwände im Verkaufsgespräch in Apotheken meistern

Verkaufsgespräche in Apotheken stellen oft eine besondere Herausforderung dar, da Kunden mit spezifischen Gesundheitsfragen und Bedürfnissen kommen. Trotz dieser hohen Erwartungen begegnen Apothekenmitarbeiter regelmäßig Einwänden wie „Kein Bedarf“ oder „Keine Zeit“. Diese Einwände müssen jedoch nicht das Ende des Gesprächs bedeuten. Mit der richtigen Strategie können selbst scheinbar unüberwindbare Hürden genommen werden.

Ein zentraler Ansatz ist es, Einwände nicht als abschließendes Nein, sondern als Chance zur tiefergehenden Klärung zu sehen. Ein häufiger Einwand ist der vermeintliche „Kein Bedarf“. Hier ist es entscheidend, durch gezieltes Nachfragen die tatsächlichen Bedürfnisse des Kunden zu ermitteln. Statt sich zurückzuziehen, sollten Mitarbeiter Fragen stellen wie: „Welche Produkte verwenden Sie derzeit?“ oder „Gibt es gesundheitliche Anliegen, die Sie besonders beschäftigen?“ Solche Fragen helfen, das Gespräch zu vertiefen und den tatsächlichen Bedarf des Kunden zu ermitteln.

Der Einwand „Keine Zeit“ erfordert ebenfalls eine taktvolle Handhabung. Kunden in Apotheken haben oft einen vollen Terminkalender und wenig Geduld für lange Erklärungen. Ein effektiver Ansatz kann hier sein: „Ich verstehe, dass Sie es eilig haben. Darf ich Ihnen in wenigen Sätzen erklären, wie dieses Produkt Ihnen helfen kann?“ Diese kurze, prägnante Kommunikation zeigt Respekt vor der Zeit des Kunden und erhöht die Bereitschaft zuzuhören.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Nutzung von Erfolgsgeschichten und Testimonials. Positive Berichte anderer Kunden können Vertrauen schaffen und die Wahrnehmung eines Produkts verbessern. Mitarbeiter könnten zum Beispiel sagen: „Ein Kunde berichtete kürzlich, dass dieses Produkt seine Symptome erheblich gelindert hat.“ Solche Geschichten verleihen den Argumenten eine persönliche Note und machen sie greifbarer.

Darüber hinaus ist umfassendes Produktwissen unerlässlich. Kunden erwarten von Apothekenmitarbeitern fundierte Beratung und detaillierte Informationen. Durch tiefgehende Kenntnisse der Produkte und deren Anwendungsmöglichkeiten kann das Verkaufsgespräch zielgerichtet und überzeugend geführt werden. Ein gut informierter Mitarbeiter kann die Vorzüge eines Produkts klar und überzeugend darstellen, was die Kaufentscheidung erleichtert.

Letztlich spielt emotionale Intelligenz eine entscheidende Rolle. Empathie und ein freundliches Auftreten schaffen Vertrauen und fördern eine offene Kommunikation. Ein Satz wie „Ich verstehe Ihre Bedenken. Lassen Sie uns gemeinsam eine Lösung finden“ kann das Gesprächsklima erheblich verbessern und den Kunden dazu bewegen, sich auf das Gespräch einzulassen.

Abschließend lässt sich sagen, dass Einwände in Verkaufsgesprächen keine unüberwindbaren Hürden darstellen müssen. Mit der richtigen Strategie, Einfühlungsvermögen und umfassenden Produktkenntnissen können Apothekenmitarbeiter ihre Kunden auch in schwierigen Gesprächssituationen überzeugen. Diese Kunst erfordert Zeit und Übung, ist jedoch entscheidend für den Aufbau langfristig zufriedener und loyaler Kunden.

Der Bericht beleuchtet die wesentlichen Aspekte des erfolgreichen Umgangs mit Einwänden in Verkaufsgesprächen in Apotheken und bietet praxisnahe Strategien für Apothekenmitarbeiter. Besonders hervorzuheben ist die Betonung auf Empathie und umfassendes Produktwissen, die oft entscheidend für den Erfolg sind. Die vorgestellten Ansätze sind leicht umsetzbar und können direkt in der Praxis angewendet werden. Dies ist ein wertvoller Beitrag für alle, die ihre Verkaufsgespräche in der Apotheke verbessern möchten.

 

Anschaffungsnahe Aufwendungen bei Schadensereignissen: Steuerliche Auswirkungen im Fokus

Nach einem Schadensereignis können sich für Immobilieneigentümer erhebliche Herausforderungen ergeben. Besonders relevant wird dies im Zusammenhang mit anschaffungsnahen Aufwendungen, die steuerlich geltend gemacht werden können. Anschaffungsnahe Aufwendungen sind Kosten, die innerhalb von drei Jahren nach dem Kauf einer Immobilie anfallen und 15 Prozent der Anschaffungskosten übersteigen. Sie gelten als Herstellungskosten und erhöhen die Abschreibungsmöglichkeiten.

Tritt ein Schadensereignis wie ein Brand, Hochwasser oder ein Unwetter auf, stellt sich die Frage, wie die Kosten für die Schadensbehebung steuerlich behandelt werden. Nach aktueller Rechtslage werden diese Aufwendungen unabhängig davon, ob sie durch eine Versicherung gedeckt werden, zu den anschaffungsnahen Aufwendungen gezählt, sofern sie die 15-Prozent-Grenze überschreiten.

Dies bedeutet, dass selbst bei unvorhergesehenen Schadensereignissen die Kosten nicht sofort als Werbungskosten abziehbar sind, sondern nur über die Abschreibungsdauer der Immobilie verteilt werden können. Dies kann für Eigentümer zu erheblichen finanziellen Belastungen führen, da sie die hohen Reparaturkosten zunächst selbst tragen müssen.

Fachleute empfehlen daher, bei der Planung von Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten nach einem Schadensereignis die steuerlichen Auswirkungen genau zu prüfen und gegebenenfalls Rat von Steuerexperten einzuholen.

Die steuerliche Behandlung von Schadensereignissen im Zusammenhang mit anschaffungsnahen Aufwendungen ist eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits ist es verständlich, dass der Gesetzgeber klare Regelungen schaffen muss, um Missbrauch zu verhindern und einheitliche Standards zu gewährleisten. Andererseits stellt die aktuelle Regelung Immobilieneigentümer vor erhebliche finanzielle Herausforderungen. Unvorhergesehene Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Brände sind ohnehin schon belastend genug. Die Tatsache, dass die Kosten für deren Behebung nicht sofort steuerlich abziehbar sind, sondern über die Abschreibungsdauer der Immobilie verteilt werden müssen, erschwert die Situation zusätzlich.

Es wäre wünschenswert, dass der Gesetzgeber hier eine Anpassung vornimmt, die es ermöglicht, solche außergewöhnlichen Aufwendungen schneller steuerlich geltend zu machen. Eine Ausnahme für Schäden, die durch unvorhergesehene Ereignisse verursacht wurden, könnte eine sinnvolle Lösung sein. Dies würde den Eigentümern in einer ohnehin schwierigen Situation finanzielle Erleichterung verschaffen und gleichzeitig sicherstellen, dass die Regelungen nicht missbräuchlich verwendet werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik hier ein Einsehen hat und entsprechende Anpassungen vornimmt.

 

Gericht urteilt: Überholverbot missachtet – Pkw-Fahrer trägt Hauptschuld bei Traktor-Unfall

Am 24. April 2024 entschied das Pfälzische Oberlandesgericht über die Haftungsverteilung bei einem Unfall zwischen einem Traktor und einem Pkw. Der Unfall ereignete sich, als der Traktorfahrer nach links in einen Feldweg abbiegen wollte und dabei von einem überholenden Pkw erfasst wurde. Trotz gesetzten Blinkers hatte der Pkw-Fahrer versucht, den Traktor zu überholen, was zu einer Kollision führte. Der Traktor wurde zerstört, und der Fahrer erlitt erhebliche Verletzungen.

Das Gericht stellte fest, dass an der Unfallstelle ein Überholverbot für Fahrzeuge bestand, die schneller als 25 km/h fahren dürfen. Der Traktor des Klägers, der maximal 40 km/h fahren konnte, fiel unter dieses Verbot. Der Pkw-Fahrer hatte somit gegen dieses Überholverbot verstoßen. Zudem sei er trotz des gesetzten Blinkers des Traktors weitergefahren, was eine unklare Verkehrslage schuf, in der er das Überholmanöver hätte unterlassen müssen.

Trotz der eindeutigen Verstöße des Pkw-Fahrers erkannte das Gericht dem Traktorfahrer ein geringes Mitverschulden an. Es stellte fest, dass der Landwirt gegen die doppelte Rückschaupflicht verstoßen hatte. Diese Pflicht verlangt, dass der Fahrer sowohl vor dem Einordnen und Setzen des Blinkers als auch unmittelbar vor dem Abbiegen sicherstellt, dass das Manöver gefahrlos möglich ist. Der Kläger hatte es versäumt, unmittelbar vor dem Abbiegen den rückwärtigen Verkehr ausreichend zu prüfen.

Das Gericht entschied, dass der Pkw-Fahrer zu 75 Prozent für den Unfall haftet, während der Traktorfahrer zu 25 Prozent mithaftend gemacht wurde. Dieses Urteil verdeutlicht die Bedeutung der Einhaltung von Überholverboten und der Sorgfaltspflichten beim Abbiegen im Straßenverkehr.

Das Urteil des Pfälzischen Oberlandesgerichts setzt ein klares Zeichen für die Verkehrssicherheit auf unseren Straßen. Die Entscheidung, den Pkw-Fahrer überwiegend haftbar zu machen, betont die Bedeutung der Einhaltung von Überholverboten und der sorgfältigen Beachtung gesetzter Fahrtrichtungsanzeiger. Gerade in ländlichen Gebieten, wo landwirtschaftliche Fahrzeuge häufig unterwegs sind, ist dies von besonderer Relevanz.

Gleichzeitig erinnert das Urteil auch daran, dass jeder Verkehrsteilnehmer eine hohe Verantwortung trägt. Der Traktorfahrer wurde zu Recht wegen der Verletzung der doppelten Rückschaupflicht mithaftend gemacht. Dieses Urteil sollte als Mahnung dienen, stets alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um Unfälle zu vermeiden. Die Straßenverkehrsordnung ist klar: Wer abbiegen will, muss sich vergewissern, dass dies gefahrlos möglich ist. Nur so kann die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden.

Das Urteil zeigt, dass die Gerichte eine ausgewogene Haftungsverteilung anstreben, die sowohl die individuellen Fehler als auch die allgemeinen Verkehrsvorschriften berücksichtigt. Es bleibt zu hoffen, dass solche Entscheidungen zu einer erhöhten Achtsamkeit und gegenseitigen Rücksichtnahme im Straßenverkehr führen.

 

Milliardenbetrug: Kriminelle Banden nutzen suchtkranke und obdachlose Strohleute

Nach intensiven Recherchen des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) werden kriminelle Banden jährlich für den Betrug des Staates in Milliardenhöhe verantwortlich gemacht. Diese kriminellen Netzwerke haben eine perfide Methode entwickelt, bei der sie suchtkranke und obdachlose Menschen aus Osteuropa als sogenannte Strohleute einsetzen. Die Organisationen agieren dabei innerhalb eines schwer durchschaubaren Firmengeflechts, um die Behörden zu täuschen und finanzielle Vorteile zu erlangen.

Die Vorgehensweise der Banden ist raffiniert und gut organisiert. Zunächst werden die Opfer, die sich in einer prekären Lebenslage befinden, rekrutiert. Diese Menschen, oftmals ohne feste Wohnsitz und in Suchtproblematiken verstrickt, sind besonders anfällig für die Versprechungen und Manipulationen der kriminellen Gruppen. Sie werden als Strohleute eingesetzt und auf ihre Namen werden Firmen gegründet oder bereits bestehende Firmenstrukturen übernommen. Dies ermöglicht den Hintermännern, im Verborgenen zu agieren und ihre illegalen Machenschaften zu verschleiern.

Das Firmengeflecht, das die Kriminellen aufbauen, ist komplex und schwer zu durchschauen. Es umfasst zahlreiche Briefkastenfirmen, Scheinunternehmen und Tarnfirmen, die den Eindruck eines legitimen Geschäftsbetriebs vermitteln sollen. Die eigentlichen Drahtzieher bleiben im Hintergrund und nutzen die Strohleute als Aushängeschilder. Diese Strukturen dienen hauptsächlich dazu, Steuerhinterziehungen im großen Stil durchzuführen, Sozialabgaben zu umgehen und illegale Geschäfte abzuwickeln.

Die finanziellen Schäden für den Staat sind immens. Schätzungen zufolge gehen dem Fiskus jährlich Milliarden Euro verloren. Diese Gelder fehlen dann in wichtigen Bereichen wie Bildung, Infrastruktur und soziale Sicherungssysteme. Die kriminellen Netzwerke profitieren hingegen massiv von ihrem illegalen Treiben, während die Opfer, die Strohleute, häufig leer ausgehen und weiterhin in prekären Verhältnissen leben.

Die Aufdeckung solcher Machenschaften gestaltet sich für die Behörden schwierig. Die verschachtelten Firmenstrukturen und die Nutzung von Strohleuten erschweren die Ermittlungsarbeit erheblich. Zudem sind internationale Kooperationen notwendig, um grenzüberschreitend agierende Banden effektiv zu bekämpfen. Dennoch ist es unerlässlich, dass der Staat verstärkt gegen diese Form der organisierten Kriminalität vorgeht, um die enormen finanziellen Verluste zu minimieren und das Vertrauen in die Integrität des Wirtschaftssystems zu bewahren.

Die Enthüllungen des rbb zeigen einmal mehr die perfide und menschenverachtende Vorgehensweise krimineller Banden. Es ist erschreckend zu sehen, wie gezielt und rücksichtslos suchtkranke und obdachlose Menschen ausgenutzt werden, um massive finanzielle Schäden zu verursachen. Diese Menschen, die ohnehin schon am Rande der Gesellschaft stehen, werden von den kriminellen Netzwerken skrupellos instrumentalisiert und weiter in die Abwärtsspirale ihrer prekären Lebensverhältnisse gestoßen.

Der Staat muss dringend wirksame Maßnahmen ergreifen, um diese kriminellen Strukturen aufzubrechen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Dies erfordert nicht nur eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden auf nationaler und internationaler Ebene, sondern auch den politischen Willen, härter gegen Steuerbetrug und organisierte Kriminalität vorzugehen. Die finanziellen Mittel, die dem Staat durch solche Machenschaften verloren gehen, könnten dringend in soziale Projekte und Präventionsmaßnahmen investiert werden, die den betroffenen Menschen tatsächlich helfen.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Gesellschaft sensibilisiert wird. Die Opfer dieser Machenschaften sind keine willigen Komplizen, sondern oft hilflose und ausgebeutete Individuen, die Unterstützung und Schutz benötigen. Nur durch ein umfassendes und koordiniertes Vorgehen kann es gelingen, diesen kriminellen Netzwerken das Handwerk zu legen und die verlorenen Milliarden wieder in die Gesellschaft zu reinvestieren.

 

Häufig in Anspruch genommene IGeL-Leistungen bleiben stabil

Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) gehören mittlerweile zum festen Bestandteil der deutschen Gesundheitsversorgung. Diese Leistungen, die nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden und daher von den Patienten selbst bezahlt werden müssen, sind vor allem in den Bereichen Prävention und Früherkennung äußerst beliebt. Eine aktuelle Studie belegt, dass sich in den letzten vier Jahren bei den am häufigsten nachgefragten IGeL-Leistungen kaum Veränderungen ergeben haben.

Zu den meistgenutzten IGeL-Leistungen zählen weiterhin die professionelle Zahnreinigung, Ultraschalluntersuchungen, Glaukom-Früherkennungen, Hautkrebsscreenings sowie Vitaminkuren und Aufbauinfusionen. Die professionelle Zahnreinigung wird besonders geschätzt, um die Zahngesundheit zu verbessern und Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen. Ultraschalluntersuchungen, insbesondere der Bauchorgane und der Schilddrüse, sind ebenfalls stark nachgefragt. Die Früherkennung des Grünen Stars durch spezielle Augenuntersuchungen sowie erweiterte Hautkrebsscreenings gehören zu den präventiven Maßnahmen, die viele Patienten in Anspruch nehmen. Vitaminkuren und Aufbauinfusionen sind beliebt, um das Immunsystem zu stärken und allgemeine gesundheitliche Beschwerden zu lindern.

Die Gründe für die Inanspruchnahme dieser Leistungen sind vielfältig. Viele Patienten schätzen die Möglichkeit, über die standardmäßige Versorgung hinaus zusätzliche Untersuchungen und Behandlungen durchführen zu lassen, die ihrer Meinung nach für ihre Gesundheit von Vorteil sein könnten. Prävention und Früherkennung spielen dabei eine zentrale Rolle. Patienten sind bereit, für zusätzliche Untersuchungen zu zahlen, die zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten beitragen können. Maßnahmen wie Vitaminkuren und professionelle Zahnreinigungen tragen zudem zum allgemeinen Wohlbefinden bei und werden deshalb häufig in Anspruch genommen.

Trotz der Beliebtheit dieser Leistungen gibt es auch kritische Stimmen. Einige Experten bemängeln, dass manche IGeL-Leistungen medizinisch nicht notwendig und teilweise überteuert seien. Sie raten Patienten, sich gründlich über den Nutzen und die Kosten der angebotenen Leistungen zu informieren und bei Unsicherheiten eine Zweitmeinung einzuholen.

Die Beliebtheit der IGeL-Leistungen zeigt, dass viele Patienten bereit sind, in ihre Gesundheit zu investieren. Doch dieser Trend wirft auch Fragen auf. Ist es gerechtfertigt, dass Patienten für medizinische Leistungen zahlen müssen, die möglicherweise nicht zwingend notwendig sind? Der Gesundheitsmarkt scheint hier eine Lücke zu füllen, die durch die gesetzliche Krankenversicherung nicht abgedeckt wird. Doch diese Lücke könnte auch zu einer Zwei-Klassen-Medizin führen, bei der nur diejenigen, die es sich leisten können, von den zusätzlichen Angeboten profitieren.

Es ist unbestreitbar, dass Prävention und Früherkennung wichtig sind. Doch sollten diese Leistungen nicht Teil der regulären Gesundheitsversorgung sein, anstatt eine Zusatzoption für Selbstzahler? Die Verantwortlichen im Gesundheitswesen sind gefordert, diese Fragen zu beantworten und Lösungen zu finden, die eine gerechte Gesundheitsversorgung für alle sicherstellen.

Patienten sollten sich bewusst sein, dass nicht jede IGeL-Leistung notwendig ist. Eine informierte Entscheidung erfordert sorgfältige Abwägung und gegebenenfalls das Einholen einer zweiten Meinung. Letztlich geht es darum, die richtige Balance zwischen zusätzlicher Gesundheitsvorsorge und unnötigen Ausgaben zu finden. Die Gesundheit sollte kein Luxus sein, sondern ein Grundrecht, das für alle gleichermaßen zugänglich ist.

 

Andrea König übernimmt Vorsitz des Apothekerverbandes Brandenburg

Andrea König ist neue Vorsitzende des Apothekerverbandes Brandenburg (AVB). Die bisherige 1. Stellvertretende Vorsitzende tritt die Nachfolge von Olaf Behrendt an, der seinen Rücktritt mit Wirkung zum 31. Juli 2024 erklärt hatte. König übernimmt das Amt ab dem 1. August und bringt damit ihre langjährige Erfahrung und ihr Engagement in der Verbandsarbeit in die neue Rolle ein.

Behrendt hatte seinen Rücktritt bereits im vergangenen November bei der Mitgliederversammlung des AVB in Bad Belzig angekündigt. Laut Satzung des AVB tritt in einem solchen Fall bis zur Neuwahl ein vom Vorstand gewähltes Mitglied kommissarisch an die Stelle des Vorsitzenden. König, die seit September 2017 Mitglied des Vorstandes ist und im Oktober 2021 zur 1. Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde, war daher eine logische Wahl. In ihrer bisherigen Funktion vertrat sie den AVB unter anderem im Vertragsausschuss des Deutschen Apothekerverbandes (DAV).

Mit der Wahl Königs zur amtierenden Vorsitzenden wurde die Position des 1. Stellvertretenden Vorsitzenden frei. Der Vorstand folgte Königs Empfehlung und wählte Robert Langner, Inhaber der Löwen-Apotheke Potsdam, zum neuen 1. Stellvertretenden Vorsitzenden. Langner ist seit Oktober 2021 Mitglied des Vorstandes und wird nun eine Schlüsselrolle im Verband übernehmen.

Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung des AVB ist für den 09. November 2024 in Rheinsberg geplant. Dort wird dann die endgültige Wahl eines neuen Vorsitzenden stattfinden.

Die Wahl von Andrea König zur neuen Vorsitzenden des Apothekerverbandes Brandenburg ist ein positiver Schritt für den Verband. König bringt nicht nur umfassende Erfahrung aus ihrer bisherigen Tätigkeit im Vorstand mit, sondern auch eine klare Vision für die Zukunft des Verbandes. Ihre Kompetenz und ihr Engagement wurden in der Vergangenheit mehrfach unter Beweis gestellt, insbesondere durch ihre Arbeit im Vertragsausschuss des Deutschen Apothekerverbandes. Mit Robert Langner als 1. Stellvertretenden Vorsitzenden hat der Verband zudem einen weiteren erfahrenen Apotheker in eine Führungsposition gewählt, der mit seiner Expertise und seinem Engagement eine wertvolle Ergänzung für das Führungsteam darstellt. Der AVB ist somit gut aufgestellt, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern und die Interessen seiner Mitglieder effektiv zu vertreten.

 

Roche beschleunigt Entwicklung von Medikamenten gegen Fettleibigkeit

Laut einem Bericht der »Financial Times« plant das Schweizer Pharmaunternehmen Roche, die Entwicklung von Medikamenten gegen Fettleibigkeit zu beschleunigen. Thomas Schinecker, Vorstandsvorsitzender von Roche, sagte, dass die ersten Anti-Adipositas-Medikamente des Unternehmens möglicherweise bereits bis 2028 auf den Markt kommen könnten. Diese Entwicklung stellt eine Reaktion auf den Wettbewerb mit Novo Nordisk und Eli Lilly dar, die derzeit den Markt dominieren.

Im vergangenen Jahr hatte Roche das Biotechnologieunternehmen Carmot für bis zu 3,1 Milliarden US-Dollar übernommen. Diese Übernahme brachte eine Impfung zur Gewichtsreduktion sowie eine Pille hervor, die in ersten Studien nach vier Wochen eine Gewichtsreduktion von 6,1 Prozent im Vergleich zu einem Placebo zeigte. Beide Medikamente befinden sich noch in der ersten von drei klinischen Studienphasen.

Schinecker betonte, dass Roche etwa sieben Medikamente aus der Carmot-Übernahme in der Pipeline habe, von denen sich mehrere in einem frühen Entwicklungsstadium befänden. Er hob hervor, dass das Abnehmpräparat des Unternehmens leicht skalierbar sei, da es synthetisch hergestellt werde und nicht aus lebenden natürlichen Molekülen bestehe. Diese Eigenschaft unterscheide es von der Abnehmpille von Novo Nordisk. Schinecker hofft, dass die Adipositas-Medikamente von Roche auch in Kombination mit anderen Behandlungen des Unternehmens gegen Adipositas-assoziierte Erkrankungen eingesetzt werden könnten.

Der Markt für Adipositas-Behandlungen wird bis 2030 auf ein Volumen von 130 Milliarden US-Dollar geschätzt. Analysten von Goldman Sachs prognostizieren ein starkes Wachstum, wobei mehrere Unternehmen ihre eigenen Medikamente auf den Markt bringen wollen. Emily Field, Analystin bei Barclays, merkte jedoch an, dass es noch zu früh sei, um zu sagen, ob Roche den Vorsprung von Novo Nordisk und Eli Lilly verringern könne.

Roche's Vorstoß in den Markt für Adipositas-Behandlungen ist eine strategisch bedeutende Entwicklung. Die Entscheidung, die Entwicklung dieser Medikamente zu beschleunigen, zeigt das Engagement des Unternehmens, in einem schnell wachsenden und lukrativen Markt Fuß zu fassen. Die Übernahme von Carmot und die damit verbundenen innovativen Ansätze zur Gewichtsreduktion könnten Roche eine starke Position verschaffen. Die Herausforderung wird darin bestehen, die klinischen Studien erfolgreich abzuschließen und die regulatorischen Hürden zu überwinden.

Die synthetische Herstellung der Medikamente könnte einen Wettbewerbsvorteil darstellen, insbesondere im Hinblick auf die Skalierbarkeit und die Kosten der Produktion. Dennoch bleibt abzuwarten, ob Roche in der Lage sein wird, die Marktführer Novo Nordisk und Eli Lilly einzuholen, die bereits etablierte Produkte anbieten.

Roche’s Potenzial, die Adipositas-Medikamente in Kombination mit anderen Behandlungen gegen Adipositas-assoziierte Erkrankungen einzusetzen, könnte zudem einen umfassenderen therapeutischen Ansatz bieten. Dies könnte sich als entscheidend erweisen, um Patienten ganzheitlicher zu behandeln und somit langfristig erfolgreich zu sein.

Insgesamt sind Roche’s Ambitionen im Bereich der Adipositas-Behandlungen vielversprechend, doch der Erfolg wird maßgeblich von den Ergebnissen der weiteren klinischen Studien und der Marktakzeptanz abhängen. Der Adipositas-Markt bietet enormes Potenzial, und Roche hat die Chance, eine bedeutende Rolle in diesem Bereich zu spielen, wenn die angekündigten Fortschritte realisiert werden können.

 

Umwelt schützen: So entsorgen Sie Arzneimittel richtig

In einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung klärt die Apothekerkammer Niedersachsen über die korrekte Entsorgung von Arzneimitteln auf. Mit zunehmender Besorgnis wird festgestellt, dass pharmazeutische Wirkstoffe in der Umwelt und teilweise sogar im Trinkwasser nachgewiesen werden. Diese Substanzen stellen nicht nur eine Gefahr für das Ökosystem dar, sondern können auch gesundheitliche Risiken für Menschen bergen.

Die Apothekerkammer betont, dass es in Deutschland keine einheitlichen Regelungen zur Entsorgung von Arzneimitteln gibt. Verbraucher, die unsicher sind, welche Entsorgungswege in ihrer Region angeboten werden, können sich auf der Website www.arzneimittelentsorgung.de informieren. Je nach Gemeinde oder Stadt können Medikamente beispielsweise bei der Deponie, einem Recyclinghof oder dem Schadstoffmobil abgegeben werden. Auch die Entsorgung über den Restmüll ist vielerorts möglich. Zusätzlich bieten viele Apotheken freiwillig die Entgegennahme nicht mehr benötigter Arzneimittel an.

Keinesfalls sollten Arzneimittel über die Spüle oder Toilette entsorgt werden, da dies erhebliche Umweltrisiken birgt. Auch flüssige Arzneimittelreste wie Säfte und Tropfen sollten nicht über das Abwasser entsorgt werden. Nach Angaben der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sind etwa die Hälfte aller Wirkstoffe relevant für eine Umweltrisikobewertung. Viele Arzneistoffe sind sehr stabil und können außerhalb des Körpers nur schwer abgebaut werden. Sie verbreiten sich in der wässrigen Umgebung, reichern sich in Pflanzen und Tieren an und können schädigend wirken. Rückstände dieser Stoffe können das Grundwasser verunreinigen und ins Trinkwasser gelangen, da Kläranlagen sie oft nur unvollständig entfernen können.

Die Apothekerkammer rät Verbrauchern auch davon ab, leere Arzneimittelfläschchen auszuspülen oder desinfizierende Mundspülungen im Waschbecken zu entsorgen. Stattdessen sollten diese Behälter zur Entsorgungsstelle gebracht oder über den Restmüll verbrannt werden. Patienten, die sich mit wirkstoffhaltigen Salben, wie dem Schmerzmittel Diclofenac, eincremen, sollten die Hände zuerst mit einem Tuch abreiben und dieses in den Restmüll geben, bevor sie die Hände waschen. Auch feste Arzneimittel wie Tabletten sollten fachgerecht entsorgt und vor dem Zugriff durch Kinder geschützt werden. Umkartons und Beipackzettel können im Papiermüll entsorgt werden.

Die aktuellen Hinweise der Apothekerkammer Niedersachsen zur Entsorgung von Arzneimitteln sind ein dringender Weckruf. Zu lange wurden die Auswirkungen von pharmazeutischen Rückständen in der Umwelt unterschätzt. Die Tatsache, dass diese Stoffe nicht nur das Ökosystem, sondern auch unser Trinkwasser gefährden können, zeigt die Dringlichkeit einer bewussteren Handhabung.

Es ist unverständlich, warum es in Deutschland noch immer keine einheitlichen Regelungen für die Entsorgung von Arzneimitteln gibt. Dies führt zu Unsicherheiten bei den Verbrauchern und erhöht das Risiko von Umweltverschmutzungen. Hier sind Bund, Länder und Kommunen gefordert, klare und einheitliche Vorgaben zu schaffen.

Gleichzeitig liegt auch in der Verantwortung jedes Einzelnen, sorgsam mit Arzneimittelresten umzugehen. Die praktischen Tipps der Apothekerkammer sind leicht umzusetzen und können einen großen Unterschied machen. Insbesondere der Verzicht auf die Entsorgung über das Abwasser sollte selbstverständlich werden.

Insgesamt ist ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig. Arzneimittel müssen nicht nur in ihrer Anwendung, sondern auch in ihrer Entsorgung verantwortungsvoll behandelt werden. Nur so können wir die Gesundheit unserer Umwelt und letztlich auch die unsere schützen.

 

Großes Comeback der CETP-Hemmung: Obicetrapib überzeugt in Studien

Die CETP-Hemmung galt nach mehreren Rückschlägen als gescheitert, erlebt jedoch derzeit eine unerwartete Renaissance. Der CETP-Hemmer Obicetrapib, der lange Zeit als gescheitert angesehen wurde, hat sich unbemerkt bis in Phase III der klinischen Prüfung vorgearbeitet und liefert vielversprechende Ergebnisse. CETP, das Cholesterolester-Transferprotein, spielt eine zentrale Rolle im Lipidstoffwechsel, indem es den Austausch von Cholesterolestern zwischen verschiedenen Lipoproteinen im Blut fördert. Diese Transfers erhöhen das Risiko atherosklerotischer Plaquebildung, da Cholesterol in periphere Gewebe transportiert wird und sich dort ablagern kann. Eine Hemmung der CETP-Aktivität könnte daher eine antiatherogene Wirkung haben, indem sie den HDL-Spiegel erhöht und den LDL-Spiegel senkt.

Vor einigen Jahren standen CETP-Hemmer im Fokus der Forschung zur Senkung des Herz-Kreislauf-Risikos, jedoch scheiterten mehrere Kandidaten. Torcetrapib wurde wegen schwerwiegender Sicherheitsrisiken aufgegeben, und Dalcetrapib erzielte trotz Sicherheit nicht die gewünschten Ergebnisse. Auch Obicetrapib, ursprünglich von Amgen entwickelt, schien ein gescheiterter Versuch zu sein. Doch das Unternehmen New-Amsterdam Pharma belebt den Wirkstoff nun wieder und führt ein umfangreiches Phase-III-Studienprogramm durch.

Aktuell informiert die Menarini-Gruppe, die Obicetrapib in Europa vermarkten würde, über erste positive Ergebnisse der Phase-III-Zulassungsstudie Brooklyn. Diese Studie untersuchte Obicetrapib bei Patienten mit heterozygoter familiärer Hypercholesterolämie (HeFH), deren LDL-Cholesterol trotz maximal verträglicher lipidsenkender Therapie nicht ausreichend gesenkt werden konnte. Insgesamt 354 Patienten nahmen an der randomisierten Studie teil. Sie erhielten zusätzlich zu ihrer bestehenden Therapie entweder täglich 10 mg Obicetrapib oder ein Placebo. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Nach zwölf Wochen sank der LDL-Wert unter Obicetrapib im Durchschnitt um 36,1 Prozent, während er in der Placebogruppe um 0,3 Prozent stieg. Nach 52 Wochen zeigte die Verumgruppe eine LDL-Senkung von 31,1 Prozent, während die Placebogruppe einen Anstieg von 10,3 Prozent verzeichnete. Obicetrapib wurde gut vertragen und führte nicht zu einem Anstieg des Blutdrucks, was bei früheren CETP-Hemmern problematisch war.

Weitere Daten aus der Brooklyn-Studie sollen bald auf einem medizinischen Kongress präsentiert und in einem Fachjournal veröffentlicht werden. Zudem werden bald Ergebnisse aus anderen Phase-III-Studien erwartet, darunter die Broadway-Studie, die Obicetrapib bei Patienten mit nachgewiesener atherosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankung (ASCVD) und/oder HeFH untersucht. Die Prevail-Studie evaluiert die kardiovaskulären Auswirkungen von Obicetrapib bei Patienten mit einer Vorgeschichte von ASCVD, und die Tandem-Studie prüft eine Kombinationstherapie mit Obicetrapib und Ezetimib.

Sollten die weiteren Studienergebnisse ebenfalls positiv ausfallen, könnte Obicetrapib der erste zugelassene CETP-Hemmer werden und ein neues Wirkprinzip bei der Behandlung von Lipidstoffwechselerkrankungen einführen. Die bisherigen Ergebnisse bieten Anlass zu Optimismus und könnten den Weg für weitere CETP-Hemmer ebnen. Moleküle wie MK-8262 und CKD-508, die ebenfalls als CETP-Inhibitoren untersucht werden, könnten in Zukunft ebenfalls bedeutend werden.

Die Rückkehr der CETP-Hemmung, angeführt von Obicetrapib, markiert einen bemerkenswerten Wendepunkt in der Behandlung von Lipidstoffwechselerkrankungen. Nach den Rückschlägen vergangener Jahre könnte dieser Ansatz doch noch erfolgreich sein und neue Therapieoptionen bieten. Die ersten positiven Ergebnisse sind vielversprechend und geben Hoffnung auf eine effektive Ergänzung zu bestehenden Therapien. Sollten die weiteren Studien ebenfalls erfolgreich verlaufen, könnte Obicetrapib ein bedeutender Fortschritt im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein und den Weg für weitere Innovationen ebnen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft sollte diese Entwicklungen aufmerksam verfolgen, denn sie könnten die Behandlungsmöglichkeiten für Millionen von Patienten weltweit verbessern.

 

Neues Medikament Tofersen zur Behandlung von ALS zugelassen

Im Juli wurde mit Tofersen ein bahnbrechendes neues Medikament zur Behandlung von Erwachsenen mit amyotropher Lateralsklerose (ALS) auf den Markt gebracht. Dieses Antisense-Oligonukleotid richtet sich gegen die mutierte mRNA des SOD1-Gens und hemmt somit die Produktion des toxischen SOD1-Proteins, das eine Schlüsselrolle bei der Krankheitsprogression spielt.

Tofersen, das unter dem Markennamen Qalsody™ von Biogen erhältlich ist, wird in 15-ml-Durchstechflaschen mit einer Konzentration von 100 mg angeboten. Es ist speziell für die Behandlung von Erwachsenen mit einer Mutation im Superoxid-Dismutase-1-Gen (SOD1-Gen) zugelassen. In den USA wurde Tofersen bereits im April 2023 zugelassen, was den Weg für die europäische Zulassung ebnete.

Die empfohlene Dosis von Tofersen beträgt 100 mg, die als intrathekale Bolusinjektion verabreicht wird. Diese Injektion erfolgt mittels einer Lumbalpunktionsnadel über einen Zeitraum von ein bis drei Minuten. Die Behandlung beginnt mit drei Dosen im Abstand von zwei Wochen, gefolgt von einer Erhaltungsdosis alle vier Wochen. Bei älteren Patienten ist keine Anpassung der Dosis erforderlich, obwohl keine Daten zur Anwendung bei Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen vorliegen.

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine seltene, unheilbare neurodegenerative Erkrankung, die zum Abbau von Motoneuronen im Gehirn und Rückenmark führt. Diese Nervenzellen sind für die willkürliche Steuerung der Muskeln verantwortlich. Die Erkrankung verursacht fortschreitende Muskelschwäche und -atrophie bis hin zur Lähmung, einschließlich der Atemmuskulatur. Patienten verlieren nach und nach die Fähigkeit, sich zu bewegen, zu sprechen, zu essen und zu atmen, und sterben in der Regel innerhalb von zwei bis fünf Jahren.

Bei etwa 2 Prozent der ALS-Patienten ist eine Mutation im SOD1-Gen für die Krankheit verantwortlich. Diese Mutation führt zur Produktion fehlgefalteter und toxischer SOD1-Enzyme, die Nervenzellen schädigen und den Abbau von Motoneuronen fördern. Tofersen ist spezifisch für Patienten mit SOD1-ALS, da es an die mRNA des SOD1-Gens bindet und die Produktion des SOD1-Proteins hemmt.

In einer 28-wöchigen klinischen Studie erhielten 108 Patienten im Alter von 23 bis 78 Jahren entweder 100 mg Tofersen oder ein Placebo alle vier Wochen intrathekal. Parallel durften die Patienten auch Riluzol und/oder Edaravon einnehmen. Nach 28 Wochen zeigte sich unter Tofersen eine Reduktion des SOD1-Proteins im Liquor um 35 Prozent gegenüber dem Ausgangswert, im Vergleich zu nur 2 Prozent unter Placebo. Als Biomarker für axonale Schäden und Neurodegeneration wurden Neurofilament-Leichtketten-Proteine (NfL) gemessen. Ein Rückgang des NfL-Werts deutet auf eine verlangsamte Krankheitsprogression hin. In der Studie sank die NfL-Plasmakonzentration um 55 Prozent in der Tofersen-Gruppe, während sie unter Placebo um 12 Prozent anstieg.

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt, die Veränderung des ALS-Funktionsskala-Scores (ALSFRS-R) nach 28 Wochen, zeigte einen Rückgang der motorischen Funktionen um 6,98 Punkte in der Tofersen-Gruppe gegenüber 8,14 Punkten in der Placebo-Gruppe. Obwohl dieser Unterschied numerisch vorhanden war, erreichte er keine statistische Signifikanz. Sekundäre Endpunkte bestätigten diesen Trend ebenfalls nicht signifikant.

In einer offenen Verlängerungsstudie mit 95 Patienten zeigte sich nach 52 Wochen eine Verbesserung des ALSFRS-R-Scores um 6 Punkte in der früh behandelten Gruppe gegenüber 9,5 Punkten in der später behandelten Gruppe. Weitere Untersuchungen sollen klären, ob ein früherer Einsatz von Tofersen von Vorteil ist.

Eine Fallserie mit sechs Patienten in drei deutschen ALS-Zentren zeigte einen signifikanten Rückgang von NfL, was auf eine mögliche Verzögerung des Krankheitsverlaufs hindeutet. Eine laufende Phase-III-ATLAS-Studie untersucht, ob Tofersen bei präsymptomatischen Trägern bestimmter SOD1-Varianten mit erhöhten NfL-Spiegeln die klinische Manifestation verzögern kann.

Schwerwiegende Nebenwirkungen von Tofersen umfassen Myelitis, erhöhter intrakranieller Druck und Papillenödem. Häufige Nebenwirkungen sind Schmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, erhöhte Leukozytenzahl und Proteinmenge im Liquor sowie Fieber. Wechselwirkungen wurden nicht untersucht. Es gibt keine Erfahrungen in der Schwangerschaft, und die Anwendung während der Schwangerschaft oder bei Frauen, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen.

Die Zulassung von Tofersen markiert einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen die amyotrophe Lateralsklerose, insbesondere für diejenigen Patienten, die von einer SOD1-Mutation betroffen sind. Tofersen repräsentiert eine neue Klasse von Therapeutika, die direkt auf die genetischen Ursachen der Krankheit abzielen. Die Ergebnisse der klinischen Studien, insbesondere die Reduktion des SOD1-Proteins und die Verringerung des NfL-Biomarkers, sind vielversprechend. Allerdings bleibt die Frage der langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments offen, und weitere Studien sind unerlässlich.

Es ist jedoch wichtig, realistische Erwartungen zu wahren. Während Tofersen möglicherweise die Progression der Krankheit verlangsamen kann, gibt es keine Hinweise darauf, dass es eine Heilung bietet. Die Behandlung von ALS bleibt eine Herausforderung, und es ist unerlässlich, dass die Forschung in diesem Bereich fortgesetzt wird. Die Einführung von Tofersen ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber der Weg zu umfassenden Lösungen für alle ALS-Patienten ist noch lang. Die medizinische Gemeinschaft und die Patienten setzen große Hoffnungen auf die kontinuierliche Entwicklung und Erforschung neuer Therapiemöglichkeiten.

 

Adrenalin-Autoinjektoren: Lebensretter in der Sommerzeit

Mit Beginn der Sommerzeit steigt auch die Gefahr von allergischen Reaktionen durch Insektenstiche. Besonders Bienen- und Wespenstiche können bei Allergikern lebensbedrohliche anaphylaktische Schocks auslösen. Ein Adrenalin-Autoinjektor, auch Epinephrin-Pen genannt, sollte daher stets griffbereit sein. Die korrekte Anwendung dieser Notfallmedikamente kann im Ernstfall Leben retten.

Seit 2016 unterstützt das Blaue-Hand-Programm als offizielles und behördlich genehmigtes Schulungsmaterial die sichere Handhabung von Adrenalin-Autoinjektoren. Diese Materialien werden von den Herstellern zur Verfügung gestellt und von den zuständigen Behörden geprüft. Apotheker können die Schulungsunterlagen direkt über die ABDADatenbank² herunterladen und an Patienten weitergeben.

Adrenalin-Autoinjektoren wie Anapen®, Emerade®, Fastjekt® und Jext® sind in verschiedenen Dosierungen erhältlich. Die richtige Wahl der Dosis hängt vom Körpergewicht des Patienten ab. Während für Kinder zwischen 15 und 30 kg eine Dosis von 150 µg empfohlen wird, benötigen Personen ab 30 kg eine Dosis von 300 µg. Patienten mit einem Körpergewicht über 60 kg können auf Injektoren mit 500 µg zurückgreifen.

Die Anwendung der Injektoren unterscheidet sich je nach Modell leicht. Gemeinsam ist jedoch, dass alle Injektionen an der Außenseite des Oberschenkels im rechten Winkel erfolgen sollen. Nach der Injektion muss der Autoinjektor für mehrere Sekunden in Position gehalten werden, bevor er entfernt wird. Eine anschließende leichte Massage der Injektionsstelle unterstützt die Aufnahme des Medikaments.

Nach der Anwendung eines Adrenalin-Autoinjektors ist es unbedingt erforderlich, den Notruf unter 112 abzusetzen und das Stichwort „Anaphylaxie“ zu nennen. Selbst wenn sich der Zustand des Patienten bessert, ist eine ärztliche Nachbetreuung notwendig, da es in fünf bis zwanzig Prozent der Fälle zu einer erneuten Symptomatik innerhalb von sechs bis vierundzwanzig Stunden kommen kann.

Fehler bei der Anwendung können schwerwiegende Folgen haben. Um eine versehentliche Injektion in Finger oder andere Körperteile zu vermeiden, sollte der Pen wie eine Faust umschlossen werden. Bei einer falschen Injektion in die Hände oder Füße droht eine periphere Ischämie. In solchen Fällen sollte sofort ein Krankenhaus aufgesucht werden.

Hersteller von Adrenalin-Autoinjektoren bieten neben schriftlichen Informationen auch Anwendungsvideos an, die die korrekte Nutzung der Geräte demonstrieren. Diese Videos können in Apotheken gezeigt werden, um Patienten zu schulen und ihnen die Angst vor der Anwendung zu nehmen.

Die Bedeutung von Adrenalin-Autoinjektoren für Allergiker kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. In einer Zeit, in der die Zahl der Allergiker stetig zunimmt, ist es beruhigend zu wissen, dass es wirksame und leicht anwendbare Notfallmedikamente gibt. Das Blaue-Hand-Programm leistet einen unschätzbaren Beitrag zur Aufklärung und Sicherheit der Patienten.

Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, die breite Öffentlichkeit über die korrekte Anwendung dieser lebensrettenden Geräte zu informieren. Viele Menschen wissen nicht, wie man einen Adrenalin-Autoinjektor richtig benutzt, und in einer Notfallsituation zählt jede Sekunde. Es ist daher unerlässlich, dass nicht nur Allergiker, sondern auch deren Angehörige und Freunde im Umgang mit den Autoinjektoren geschult werden.

Apotheken spielen hierbei eine zentrale Rolle. Durch die Bereitstellung von Schulungsmaterialien und die Durchführung von Trainings können sie dazu beitragen, dass im Notfall jeder Handgriff sitzt. Darüber hinaus sollten Ärzte bei der Verschreibung der Autoinjektoren sicherstellen, dass ihre Patienten die Anwendung verstanden haben und regelmäßig auffrischen.

Die Verfügbarkeit und die richtige Anwendung von Adrenalin-Autoinjektoren können Leben retten. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dieses Wissen verbreitet und angewendet wird. Jeder von uns kann dazu beitragen, indem wir uns informieren und aufklären – denn im Notfall zählt jede Sekunde.

 

Unbequeme Wahrheiten: Die Rolle der Apotheken im NS-Staat

Die Rolle der Apotheken und der Apothekerschaft im Nationalsozialismus blieb lange im Dunkeln. Eine neue Veröffentlichung der „Lancet Commission on Medicine, Nazism and the Holocaust“ im November 2023 hat die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte in den Fokus gerückt. Die Pharmaziehistoriker haben die Zeit des Nationalsozialismus bis in die 1980er Jahre kaum erforscht. Erst durch das bahnbrechende Werk von Gerald Schröder und die Untersuchungen von Wolf-Dieter Müller-Jahncke und Frank Leimkugel wurde die systematische Anpassung der Apothekerschaft an die NS-Diktatur umfassend beleuchtet.

Schröders 1988 veröffentlichte Monographie „NS-Pharmazie. Gleichschaltung des deutschen Apothekenwesens im Dritten Reich“ widerlegte die bis dahin vorherrschende These vom unpolitischen Apothekerstand. Müller-Jahncke und Leimkugel trugen maßgeblich dazu bei, das Schicksal jüdischer Apotheker und deren Verfolgung unter der NS-Herrschaft zu dokumentieren. Ihre Arbeit hat den Weg für weitere Forschungsprojekte und Dissertationen geebnet, die die Verstrickung der Pharmazie in das NS-System aufzeigen.

Auch in der DDR wurde die Aufarbeitung der NS-Zeit zunächst vernachlässigt. Erst in den 1980er Jahren begann Jürgen Schröder, das Schicksal verfolgter Apotheker zu dokumentieren. Christoph Friedrich setzte diese Arbeit in Greifswald fort und widmete sich in seiner Dissertation der Geschichte der Pharmazie im Dritten Reich.

In Marburg und Braunschweig führten die Nachfolger von Fritz Krafft und Erika Hickel, insbesondere Christoph Friedrich und Bettina Wahrig, die Forschung weiter. Ihre Arbeiten umfassen Biografien jüdischer Apotheker, die Apothekergesetzgebung und die Organisation des Apothekenwesens während der NS-Zeit. Caroline Schlicks Dissertation von 2008 gilt als Standardwerk und setzt Schröders Monographie für die Jahre 1937 bis 1945 fort.

Die Integration der NS-Zeit in den pharmaziehistorischen Unterricht ist mittlerweile umfassend. Vorlesungen und Seminare behandeln die Gleichschaltung des Apothekenwesens, die Verfolgung jüdischer Pharmazeuten und Menschenversuche in Konzentrationslagern. Diese intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist essentiell, um das Verständnis für die Geschichte der Pharmazie zu vertiefen und die Lehren aus dieser Zeit zu ziehen.

Die Aufarbeitung der Rolle der Apotheken im Nationalsozialismus ist nicht nur ein Akt der historischen Gerechtigkeit, sondern auch eine unverzichtbare Mahnung für die Gegenwart. Lange Zeit wurde die Verantwortung der Apothekerschaft in der NS-Diktatur verschwiegen oder verharmlost. Die Forschungsarbeiten der letzten Jahrzehnte haben jedoch klar aufgezeigt, wie tief die Pharmazie in die Machenschaften des Regimes verstrickt war.

Gerald Schröders Monographie und die Arbeiten von Wolf-Dieter Müller-Jahncke und Frank Leimkugel sind Meilensteine auf dem Weg zu einer umfassenden Aufklärung. Sie zeigen, dass die Apothekerschaft keineswegs unpolitisch war, sondern sich aktiv an der NS-Ideologie beteiligte und von der Verfolgung jüdischer Kollegen profitierte.

Diese Erkenntnisse müssen nicht nur in der wissenschaftlichen Forschung, sondern auch in der Lehre verankert werden. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte hilft zukünftigen Generationen von Apothekern, die Bedeutung ethischer Verantwortung zu verstehen und die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Angesichts der heutigen globalen Herausforderungen ist es wichtiger denn je, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und für eine menschlichere und gerechtere Zukunft einzutreten.

 

Perfektionismus als Hauptursache für Arbeitsstress: Eine aktuelle Analyse

Hannover – Perfektionismus und die hohen Ansprüche, die Menschen an sich selbst stellen, sind die Hauptursachen für Stress im Berufsleben. Dies ist das Ergebnis einer neuen Forsa-Umfrage, die im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) durchgeführt wurde. Die Umfrage zeigt, dass 43 Prozent der Berufstätigen häufig unter massivem Druck stehen, und jeder Siebte sogar sehr häufig. Weitere 43 Prozent fühlen sich gelegentlich gestresst.

Die Belastung durch Perfektionismus übersteigt dabei den Stress durch äußere Arbeitsbedingungen. 65 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich durch ihre eigenen Erwartungen unter Druck gesetzt fühlen, ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen. Zeitdruck ist ein weiterer bedeutender Stressfaktor: 62 Prozent der Berufstätigen empfinden ihn als belastend, gefolgt von den Erwartungen anderer (40 Prozent), zu vielen Überstunden (36 Prozent) und hohen Leistungsanforderungen (32 Prozent). Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie ein zu geringes Gehalt belasten jeweils etwa ein Viertel der Berufstätigen. Auch schlechte Stimmung im Team, Mobbing und Kontrolle durch Vorgesetzte tragen zum Stress bei.

Die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick betonte, dass Stress sehr individuell wahrgenommen und stark von der eigenen Einstellung beeinflusst wird. Dies sei positiv, da man daran arbeiten könne. Allerdings werde Stress in der Leistungsgesellschaft häufig als Statussymbol betrachtet, und Perfektionismus gelte als Zeichen von Leistungsfähigkeit. Zudem hätten sich ständige Erreichbarkeit und verschwimmende Grenzen zwischen Beruf und Privatleben etabliert.

Ein Viertel der Berufstätigen (28 Prozent) ist bereits wegen Arbeitsdruck und Belastungen ausgefallen. Daten der KKH zeigen einen Anstieg der Fehltage aufgrund stressbedingter psychischer Probleme. Im ersten Halbjahr 2024 kamen 109 Fehltage auf 100 ganzjährig versicherte KKH-Kunden, nach 105 Tagen im Vorjahreszeitraum und 75 Tagen im Jahr 2019.

Auch die Zahl der Fehltage aufgrund von Burn-out und depressiven Episoden ist gestiegen. Bei depressiven Episoden verzeichnete die KKH einen Anstieg von 89 Tagen pro 100 Versicherte im Jahr 2019 auf 102 Tage im Jahr 2024. Burn-out führte im ersten Halbjahr 2024 zu 10 Fehltagen pro 100 Erwerbstätige, nach 11 Tagen im Vorjahr und 8 Tagen im Jahr 2019. Burn-out ist ein schleichender Prozess, der ohne Entspannungsphasen zur Überforderung und Erschöpfung führt und eine Abwärtsspirale in Gang setzt.

Ein weiterer Stressfaktor ist die Angst vor Krieg und Krisen. Laut einer Yougov-Befragung im Auftrag der Swiss-Life-Versicherung im März sind diese Ängste größer als finanzielle Sorgen oder Krankheiten. Auch die Zunahme von Naturkatastrophen in den letzten Jahren löst bei vielen Menschen Stress aus.

Frauen sind stärker von Stress betroffen als Männer: 20 Prozent der Frauen fühlten sich sehr häufig gestresst, bei den Männern waren es 11 Prozent. Die Erwartung, sowohl beruflich als auch als Mutter zu glänzen, setzt viele Frauen unter erheblichen Druck.

Die KKH berichtet, dass die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen seit 2017 deutlich gestiegen sind und im letzten Jahr den höchsten Stand erreichten: 2017 wurden 298 Krankheitstage pro 100 ganzjährig versicherte Berufstätige verzeichnet, 2023 waren es 388 Tage.

Die Ergebnisse der Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zeichnen ein alarmierendes Bild der modernen Arbeitswelt. Perfektionismus, einst ein angestrebtes Ideal, hat sich zu einer der Hauptursachen für Stress entwickelt. Die ständigen hohen Ansprüche, die viele Berufstätige an sich selbst stellen, führen zu einer ungesunden Überlastung und steigenden Fehlzeiten.

Es ist beunruhigend, dass Stress in unserer Gesellschaft oft als Statussymbol und Perfektionismus als Leistungsfähigkeit angesehen werden. Diese Einstellung führt zu einem Teufelskreis, der nicht nur die Gesundheit der Betroffenen gefährdet, sondern auch die Produktivität und das Arbeitsklima negativ beeinflusst.

Die steigenden Fehlzeiten aufgrund von Burn-out und anderen stressbedingten psychischen Erkrankungen sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir einen Paradigmenwechsel brauchen. Arbeitgeber müssen erkennen, dass langfristige Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit nicht durch ständigen Druck und unerreichbare Standards erreicht werden können. Es bedarf eines ausgewogenen Ansatzes, der sowohl die Leistungsfähigkeit als auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter in den Vordergrund stellt.

Die Umfrage zeigt auch, dass Frauen stärker von Stress betroffen sind, da sie oft den doppelten Erwartungen im Berufs- und Privatleben gerecht werden müssen. Hier sind gezielte Maßnahmen und eine Veränderung der gesellschaftlichen Erwartungen notwendig, um eine gerechtere Verteilung der Lasten zu erreichen.

Es liegt in unserer Hand, die "Perfektionismus-Falle" zu entschärfen und eine Arbeitskultur zu schaffen, die sowohl hohe Leistungen als auch psychische Gesundheit fördert. Nur so können wir eine nachhaltige und produktive Zukunft gestalten.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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