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  • 30.07.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherung der Zukunft durch innovative Strategien
    30.07.2024 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherung der Zukunft durch innovative Strategien
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken stehen vor vielfältigen Herausforderungen und Chancen: Der Schutz vor unvorhergesehenen Gefahren wie Pandemien und Cyberangriff...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherung der Zukunft durch innovative Strategien

 

Schutz vor unvorhergesehenen Gefahren, Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Onlinehandel und nachhaltige E-Rezept-Innovationen

Apotheken stehen vor vielfältigen Herausforderungen und Chancen: Der Schutz vor unvorhergesehenen Gefahren wie Pandemien und Cyberangriffen ist essentiell, ebenso wie Strategien gegen den boomenden Versandhandel. Produktproben belasten die Umwelt und könnten die Klimaneutralität des Gesundheitswesens gefährden. Gleichzeitig erzielen innovative E-Rezept-Lösungen wie die von Redcare Pharmacy beeindruckende Umsatzsteigerungen. Private Krankenversicherer fordern faire Preise für Zyto-Zubereitungen, während eine südkoreanische Studie ein erhöhtes Risiko für Hörverlust bei jungen Erwachsenen durch COVID-19 zeigt. Exklusive Vertriebswege bedrohen die Versorgungssicherheit, und eine Ausstellung beleuchtet die dunkle Vergangenheit der Gesundheitsämter unter dem Nationalsozialismus.

 

Wie Apotheken sich bei unvorhergesehenen Gefahren schützen können

In einer sich ständig wandelnden Welt sehen sich Apotheken nicht nur den alltäglichen Herausforderungen des Gesundheitswesens gegenüber, sondern müssen auch auf unvorhergesehene Gefahren wie Pandemien, Naturkatastrophen und Cyberangriffe vorbereitet sein. Der Schutz vor solchen Risiken ist unerlässlich, um die Versorgungssicherheit und den Betrieb der Apotheken zu gewährleisten.

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Entwicklung eines umfassenden Notfallplans. Dieser Plan sollte detaillierte Verfahren für verschiedene Szenarien enthalten, einschließlich Evakuierungen, Kommunikationsstrategien und Notfallversorgung. Die Apotheken müssen sicherstellen, dass alle Mitarbeiter regelmäßig geschult und auf den neuesten Stand der Notfallpläne gebracht werden. Es ist auch wichtig, regelmäßig Notfallübungen durchzuführen, um die Effektivität des Plans zu testen und eventuelle Schwachstellen zu identifizieren.

Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Sicherung der Medikamentenvorräte. Apotheken sollten ausreichende Bestände an lebenswichtigen Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln lagern, um im Falle von Lieferkettenunterbrechungen handlungsfähig zu bleiben. Es empfiehlt sich zudem, Partnerschaften mit anderen Apotheken und Lieferanten zu pflegen, um im Notfall schnell auf alternative Bezugsquellen zurückgreifen zu können.

Auch die Cybersecurity darf nicht vernachlässigt werden. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung und der damit verbundenen Bedrohungen durch Cyberangriffe müssen Apotheken robuste IT-Sicherheitsmaßnahmen implementieren. Dazu gehören regelmäßige Software-Updates, starke Passwortrichtlinien und die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit verdächtigen E-Mails und Links. Der Einsatz von Verschlüsselungstechnologien und Firewalls trägt zusätzlich dazu bei, sensible Patientendaten zu schützen.

Nicht zuletzt spielt die Kommunikation eine zentrale Rolle im Krisenmanagement. Apotheken sollten klare Kommunikationswege und -protokolle festlegen, um im Notfall schnell und effektiv mit Mitarbeitern, Patienten und Behörden kommunizieren zu können. Dies umfasst auch die Nutzung sozialer Medien und anderer digitaler Plattformen, um aktuelle Informationen zu verbreiten und die Öffentlichkeit zu informieren.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Krisenvorsorge bietet die Pandemieplanung. Apotheken, die frühzeitig Maßnahmen zur Infektionskontrolle, wie die Installation von Schutzscheiben und die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln, ergriffen haben, konnten ihre Kunden und Mitarbeiter besser schützen und den Betrieb aufrechterhalten. Solche präventiven Maßnahmen sollten auch für andere potenzielle Krisen angewendet werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorbereitung auf unvorhergesehene Gefahren für Apotheken von entscheidender Bedeutung ist. Durch die Entwicklung eines umfassenden Notfallplans, die Sicherung der Medikamentenvorräte, die Stärkung der Cybersecurity und die Etablierung effektiver Kommunikationsstrategien können Apotheken ihre Resilienz erhöhen und die Versorgungssicherheit auch in Krisenzeiten gewährleisten.

Der Bericht über die Schutzmaßnahmen von Apotheken bei unvorhergesehenen Gefahren ist ein dringender Weckruf an die Branche. Die globale COVID-19-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, wie verletzlich unser Gesundheitssystem ist und wie wichtig eine sorgfältige Vorbereitung auf Krisensituationen ist. Apotheken sind ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Versorgung und tragen eine enorme Verantwortung, die über die reine Medikamentenausgabe hinausgeht.

Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung eines gut durchdachten Notfallplans. Dieser ist das Rückgrat jeder Krisenvorsorge und muss regelmäßig überprüft und angepasst werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass Apotheken in der Lage sind, auch in Extremsituationen schnell und effizient zu handeln.

Die Sicherung der Medikamentenvorräte ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Lieferkettenunterbrechungen können schwerwiegende Folgen für die Patientenversorgung haben. Hier sind kreative Lösungen und Kooperationen gefragt, um Engpässe zu vermeiden.

Cybersecurity ist ein weiterer kritischer Punkt, der oft unterschätzt wird. Die zunehmende Digitalisierung bringt neben vielen Vorteilen auch erhebliche Risiken mit sich. Ein umfassender Schutz der IT-Infrastruktur und der Patientendaten ist daher unerlässlich.

Schließlich darf die Kommunikation nicht vernachlässigt werden. In Krisenzeiten ist es entscheidend, dass Apotheken schnell und klar mit allen Beteiligten kommunizieren. Dies schafft Vertrauen und ermöglicht eine koordinierte Reaktion auf die Herausforderungen.

Insgesamt zeigt der Bericht deutlich, dass eine proaktive und umfassende Krisenvorsorge für Apotheken unerlässlich ist. Nur durch kontinuierliche Vorbereitung und Anpassung können sie ihrer wichtigen Rolle in der Gesundheitsversorgung gerecht werden und auch in schwierigen Zeiten verlässliche Partner für ihre Patienten bleiben.

 

Apotheken im Wettbewerb: Erfolgsrezepte gegen den Versandhandel

In Zeiten des zunehmenden Onlinehandels stehen traditionelle Apotheken vor großen Herausforderungen. Der Boom des Versandhandels, insbesondere im Bereich der rezeptfreien Medikamente, setzt den stationären Apotheken erheblich zu. Doch wie können sich Apotheken gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem Internet behaupten? Experten und Branchenkenner geben wertvolle Tipps und Strategien, die Apotheken helfen können, ihre Position zu stärken und ihre Existenz zu sichern.

Eine der wesentlichen Maßnahmen, die Apotheken ergreifen können, ist die Schaffung eines einzigartigen Kundenerlebnisses. "Persönlicher Kontakt und individuelle Beratung sind Vorteile, die der Onlinehandel nicht bieten kann", erklärt Dr. Michael Huber, Vorsitzender des Apothekerverbandes. Durch intensive Schulungen des Personals und den Ausbau der Beratungsleistungen können Apotheken ihre Kundenbindung stärken. Individuelle Beratung zu Wechselwirkungen, die Zusammenstellung von individuellen Medikationsplänen und die persönliche Ansprache schaffen Vertrauen und Zufriedenheit beim Kunden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nutzung digitaler Technologien. Viele Apotheken haben bereits erkannt, dass sie durch den Einsatz moderner Softwarelösungen ihre Effizienz steigern und gleichzeitig den Service für ihre Kunden verbessern können. Online-Bestellungen zur Abholung in der Filiale, digitale Rezeptübermittlung und die Nutzung von Apps zur Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten sind nur einige Beispiele, wie Apotheken ihre Dienstleistungen modernisieren können.

Zusätzlich sollten Apotheken verstärkt auf Marketing und Kundenbindung setzen. Treueprogramme, Sonderaktionen und Rabattaktionen für Stammkunden können helfen, die Kundenbindung zu erhöhen. "Es geht darum, dem Kunden einen Mehrwert zu bieten, den er im Internet nicht findet", betont Dr. Huber. Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitsdienstleistern wie Ärzten und Therapeuten kann zur Stärkung der eigenen Position beitragen. Durch gezielte Kooperationen können Apotheken ihr Netzwerk erweitern und zusätzliche Kunden gewinnen.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch die Lage der Apotheke. Apotheken in ländlichen Gebieten oder Stadtteilen mit geringer medizinischer Versorgung haben nach wie vor eine hohe Relevanz für die lokale Bevölkerung. "In diesen Gebieten kann die Apotheke oft noch mit ihrem umfassenden Service und der persönlichen Beratung punkten", so Dr. Huber.

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die eine noch stärkere Regulierung des Versandhandels fordern. Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, die den fairen Wettbewerb sicherstellen, so die Forderung vieler Apotheker. Es gehe nicht darum, den Versandhandel zu verbieten, sondern um Chancengleichheit und den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung. Regelungen zur Einhaltung von Qualitätsstandards und die Sicherstellung einer qualifizierten Beratung seien unerlässlich.

Es zeigt sich also, dass Apotheken, die sich den Herausforderungen des Versandhandels stellen, vielfältige Strategien verfolgen können, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Individuelle Beratung, digitale Innovationen, gezieltes Marketing und Kooperationen sind Schlüssel, die den traditionellen Apotheken helfen können, ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem auch in Zukunft zu bewahren.

Der Versandhandel hat die Pharmabranche revolutioniert und stellt eine ernsthafte Bedrohung für traditionelle Apotheken dar. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, sollten Apotheken die Chance ergreifen, sich neu zu positionieren und ihre Stärken auszuspielen. Der persönliche Kontakt und die individuelle Beratung sind nach wie vor unschlagbare Vorteile, die es zu nutzen gilt.

Die Digitalisierung bietet Apotheken die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen zu erweitern und effizienter zu gestalten. Die Nutzung moderner Technologien sollte nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden, um den Service zu verbessern und neue Kundengruppen zu erschließen. Eine gut funktionierende Online-Bestellmöglichkeit, digitale Rezeptübermittlung und Erinnerungs-Apps können den Alltag der Kunden erleichtern und deren Zufriedenheit erhöhen.

Auch Marketing und Kundenbindung dürfen nicht vernachlässigt werden. Apotheken müssen kreative Wege finden, um ihre Kunden zu halten und neue zu gewinnen. Treueprogramme und Sonderaktionen sind hierbei nur einige der vielen Möglichkeiten.

Dennoch ist es wichtig, dass die Politik faire Rahmenbedingungen schafft. Der Versandhandel sollte nicht vollständig unreguliert bleiben. Qualitätsstandards und eine qualifizierte Beratung müssen gewährleistet sein, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.

Insgesamt zeigt sich, dass Apotheken trotz der Herausforderungen durch den Versandhandel eine Zukunft haben. Mit der richtigen Strategie, einer innovativen Herangehensweise und dem Fokus auf ihre traditionellen Stärken können sie ihre wichtige Rolle im Gesundheitssystem auch weiterhin ausfüllen. Es ist an der Zeit, den Wandel als Chance zu begreifen und entschlossen in die Zukunft zu gehen.

 

Landgericht Lübeck schafft Klarheit bei Vorfahrt an T-Kreuzung

Am 10. Mai 2024 entschied das Landgericht Lübeck in einem wegweisenden Urteil über die Vorfahrtsregelung an einer T-Kreuzung, die den Anschein einer herkömmlichen Kreuzung erweckte (Az. 14 S 7/23). Der Fall betraf einen Unfall, bei dem der Kläger an einer T-Kreuzung nach links abbiegen wollte, während die Beklagte von einem öffentlichen Parkplatz auf die Straße einbog.

Der Kläger argumentierte, dass die Beklagte gegen die Vorfahrtsregelung des § 10 der Straßenverkehrsordnung (StVO) verstoßen habe, indem sie ihm die Vorfahrt nahm. Die Beklagte entgegnete, dass die Unfallstelle den Eindruck einer vierarmigen Kreuzung erweckt habe, was auch der Kläger hätte bemerken müssen. Das Amtsgericht Lübeck, das zuerst mit dem Fall befasst war, sah ein gegenseitiges Verschulden und legte eine Haftungsquote von je 50 Prozent fest.

In der Berufungsverhandlung widersprach das Landgericht Lübeck dieser Einschätzung. Es stellte fest, dass die Beklagte die Vorfahrt des Klägers missachtet habe, da sie von einem öffentlichen Parkplatz auf die Straße einbog. Das Gericht räumte ein, dass die Unfallstelle an eine vierarmige Kreuzung erinnern könne, stellte jedoch klar, dass die spezifischen Vorfahrtsregeln der StVO Vorrang haben. Demzufolge reduzierte das Gericht die Haftungsquote des Klägers auf 25 Prozent, die aus der Betriebsgefahr seines Fahrzeugs resultierte. Die Beklagte haftet somit überwiegend für den entstandenen Schaden. Das Urteil ist rechtskräftig.

Das Urteil des Landgerichts Lübeck setzt ein klares Zeichen für die Einhaltung der Vorfahrtsregeln, insbesondere im Bereich von Parkplatzausfahrten. Es verdeutlicht, dass die spezifischen Regelungen der Straßenverkehrsordnung Vorrang haben, selbst wenn eine Verkehrssituation den Anschein einer herkömmlichen Kreuzung erwecken kann. Diese Entscheidung schützt die Rechte derjenigen, die sich im fließenden Verkehr befinden, und betont die Verantwortung derjenigen, die von Parkplätzen oder anderen untergeordneten Verkehrsflächen auf öffentliche Straßen einbiegen.

Es ist eine Erinnerung daran, dass Verkehrsteilnehmer stets wachsam und vorausschauend fahren müssen. Das Urteil betont die Notwendigkeit, sich nicht auf äußere Erscheinungen zu verlassen, sondern die geltenden Verkehrsregeln genau zu kennen und zu befolgen. Diese Klarstellung im Verkehrsrecht trägt zur Verkehrssicherheit bei und hilft, Missverständnisse und Unfälle zu vermeiden. Die Entscheidung des Landgerichts Lübeck wird hoffentlich dazu beitragen, dass ähnliche Fälle in Zukunft eindeutiger beurteilt werden können, wodurch die Verkehrssicherheit insgesamt erhöht wird.

 

Redcare Pharmacy: Digitale E-Rezept-Lösung zündet die Rx-Rakete

Redcare Pharmacy, ehemals bekannt als Shop Apotheke, hat im zweiten Quartal 2024 eine beeindruckende Umsatzsteigerung erzielt. Der Umsatz stieg von 420 Millionen Euro im Vorjahr auf 561 Millionen Euro. Dies entspricht einem Gesamtumsatz von mehr als 1,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2024, verglichen mit 792 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, was einem Wachstum von 41,5 Prozent entspricht.

Besonders bemerkenswert ist das Wachstum im Bereich der verschreibungspflichtigen Medikamente (Rx). Hier konnte der Umsatz ohne den Beitrag von MediService im zweiten Quartal von 37 auf 50 Millionen Euro und im ersten Halbjahr von 72 auf 87 Millionen Euro gesteigert werden. Der Umsatz im Non-Rx-Segment, das nicht verschreibungspflichtige Produkte umfasst, wuchs im ersten Halbjahr um 20 Prozent auf 795 Millionen Euro.

Ein wesentlicher Treiber dieses Erfolgs im deutschen Markt war die Einführung des Card-Link-Verfahrens zur Einlösung von E-Rezepten, die den Patienten seit dem 6. Mai eine vollständig digitale Einlösung ermöglicht. Laut Olaf Heinrich, CEO von Redcare Pharmacy, hat diese Innovation entscheidend dazu beigetragen, den Rx-Marktanteil zu erhöhen und einen wichtigen Schritt hin zu einem digitalisierten und effizienteren Gesundheitssystem zu machen.

Auch im DACH-Segment, das Deutschland, Österreich und die Schweiz umfasst, zeigte Redcare Pharmacy starkes Wachstum. Der Umsatz in dieser Region stieg im ersten Halbjahr 2024 auf 907 Millionen Euro, verglichen mit 624 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im Non-Rx-Segment wurde ein Umsatzplus von 18 Prozent auf 581 Millionen Euro erzielt, während die Rx-Umsätze um beeindruckende 147,4 Prozent auf 326 Millionen Euro stiegen.

Das bereinigte EBITDA-Ergebnis für das erste Halbjahr 2024 betrug 27 Millionen Euro, gegenüber 22 Millionen Euro im Vorjahr. Dank einer bereinigten EBITDA-Marge von 2,7 Prozent im zweiten Quartal konnte die Marge in den ersten sechs Monaten auf 2,4 Prozent verbessert werden. Zudem wuchs die Zahl der aktiven Kunden auf 11,6 Millionen, was einem Zuwachs von 1,5 Millionen im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Für das laufende Jahr bleibt die Prognose des Unternehmens optimistisch. Redcare Pharmacy erwartet einen Umsatzanstieg um 30 bis 40 Prozent auf rund 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro, wobei das Non-Rx-Geschäft um 15 bis 25 Prozent wachsen soll.

Die beeindruckenden Wachstumszahlen von Redcare Pharmacy unterstreichen die wachsende Bedeutung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen. Die Einführung des Card-Link-Verfahrens für E-Rezepte zeigt, wie Innovationen den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen verbessern können. Dies ist nicht nur ein Vorteil für die Patienten, die von einem einfachen und schnellen Rezeptmanagement profitieren, sondern auch für das Gesundheitssystem insgesamt, das durch effizientere Prozesse entlastet wird.

Redcare Pharmacy hat mit ihrer strategischen Ausrichtung auf Digitalisierung und Kundenorientierung einen entscheidenden Schritt in die Zukunft gemacht. Die kontinuierliche Steigerung des Umsatzes und der Kundenzahlen belegt, dass das Unternehmen die Bedürfnisse des Marktes erkannt hat und erfolgreich darauf reagiert. Die positive Entwicklung im DACH-Segment und die optimistischen Prognosen für das laufende Jahr lassen darauf schließen, dass Redcare Pharmacy auch weiterhin eine führende Rolle im Online-Apothekenmarkt spielen wird.

Dieser Erfolg ist ein klares Signal an die gesamte Branche: Wer auf Digitalisierung und Kundenzentrierung setzt, kann nicht nur bestehen, sondern auch nachhaltig wachsen. Redcare Pharmacy hat bewiesen, dass sie bereit sind, diesen Weg konsequent zu gehen und damit Maßstäbe für die Zukunft des Gesundheitswesens zu setzen.

 

COVID-19: Deutlich erhöhtes Risiko für Hörverlust bei jungen Erwachsenen festgestellt

Eine neue Studie aus Südkorea zeigt, dass COVID-19 möglicherweise auch das Gehör beeinträchtigen kann. Forschende vom Seoul National University College of Medicine unter der Leitung von Professor Dr. Hye Jun Kim haben einen signifikanten Anstieg von Hörverlusten bei jungen Erwachsenen im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion festgestellt. In einer landesweiten retrospektiven Kohortenstudie analysierten die Forschenden Daten von 6.716.879 Personen im Alter von 20 bis 39 Jahren aus einer Krankenversicherungsdatenbank, die den Zeitraum vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2022 umfasste.

Während des Untersuchungszeitraums identifizierten die Forschenden 38.269 Fälle von Hörverlust und 5908 Fälle eines plötzlichen sensorineuralen Hörverlustes (SSNHL). Die Inzidenzraten beider Beeinträchtigungen waren in der COVID-19-Gruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Die bereinigte Hazard-Ratio (HR) für einen Hörverlust im Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion betrug 3,44, während die HR für SSNHL 3,52 betrug.

Diese Ergebnisse deuten auf ein bisher wenig beachtetes Risiko von Hörstörungen im Zusammenhang mit COVID-19 hin. Trotz einiger Einschränkungen der Studie, wie dem retrospektiven Design und der Unsicherheit bei der Zuverlässigkeit der Diagnosen ohne objektive audiometrische Daten, sind die Hinweise auf einen Zusammenhang stark. Die Forschenden appellieren an Ärzte, sich dieser möglichen Komplikation bewusst zu sein und geeignete Screening- und Follow-up-Strategien zu berücksichtigen.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin »eClinicalMedicine« veröffentlicht. Weitere Forschungen sind notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen, die zu Hörverlusten im Zusammenhang mit COVID-19 führen, und um präventive Maßnahmen entwickeln zu können.

Die Erkenntnisse aus der südkoreanischen Studie sind alarmierend und werfen ein neues Licht auf die vielfältigen Auswirkungen von COVID-19. Während die medizinische Gemeinschaft sich hauptsächlich auf die direkten respiratorischen und systemischen Komplikationen der Infektion konzentriert hat, zeigt diese Studie, dass auch das Gehör betroffen sein kann. Der signifikante Anstieg von Hörverlusten bei jungen Erwachsenen ist besonders besorgniserregend, da diese Altersgruppe oft als weniger anfällig für schwere COVID-19-Verläufe angesehen wird.

Es ist nun von entscheidender Bedeutung, dass behandelnde Ärzte und Gesundheitsbehörden diese neuen Informationen in ihre Überlegungen einbeziehen. Frühe Erkennung und Intervention könnten entscheidend sein, um langfristige Hörschäden zu verhindern. Gleichzeitig unterstreichen diese Ergebnisse die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Mechanismen hinter diesen auditiven Komplikationen zu entschlüsseln.

Die Pandemie hat uns gelehrt, dass COVID-19 weitreichendere Folgen haben kann, als ursprünglich angenommen. Diese neuen Erkenntnisse sollten als Weckruf dienen, um die Nachsorge von COVID-19-Patienten umfassender zu gestalten und die gesundheitlichen Langzeitfolgen gründlicher zu erforschen. Nur so können wir sicherstellen, dass alle Aspekte dieser komplexen Krankheit angemessen behandelt werden.

 

Produktproben bedrohen Klimaneutralität im Gesundheitswesen

Produktproben in Apotheken, Praxen und Kliniken stellen eine erhebliche Belastung für die Umwelt dar und könnten das Ziel der Klimaneutralität des Gesundheitswesens bis 2030 gefährden. Wissenschaftler kritisieren, dass diese Proben nicht nur zeitliche und personelle Ressourcen binden, sondern auch durch ihre Annahme, Sortierung und Entsorgung zusätzliche Kosten verursachen. Das deutsche Gesundheitssystem trägt mit etwa 6,7 Prozent zu den nationalen Treibhausgasemissionen bei, was auf einen hohen Ressourcenverbrauch und entsprechendes Abfallaufkommen hinweist. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel in der Fachzeitschrift "Die Dermatologie" analysierten Forscher dermatologische Produktproben und stellten fest, dass deren Verpackungen erhebliche Treibhausgasemissionen und einen hohen Nutzwasserverbrauch verursachen.

Die Studie untersuchte 43 verschiedene dermatologische Produktproben und zeigte, dass deren Verpackungen oft nicht recycelbar sind, insbesondere bei kleinen Verpackungen und Verbundstoffen. Zudem erfordert die Handhabung von Produktproben in Apotheken, Praxen und Kliniken erhebliche zeitliche und personelle Ressourcen, was zusätzliche Kosten verursacht. Überdimensionierte Transportverpackungen, gefüllt mit unnötigem Material wie Umverpackungen und Empfehlungsblöcken, verschärfen das Problem weiter.

Weiterhin zeigte die Studie, dass viele Produktproben aufgrund ihrer Verschmutzung kaum recycelbar sind und für das Sortieren im Recyclingprozess eine Mindestgröße erforderlich ist. Untersuchungen aus dem Vereinigten Königreich bestätigten diese Problematik, da nur 18 Prozent der dermatologischen Produktproben gemäß Herstellerangaben recycelbar sind. Der Rest ist entweder nicht recycelbar oder es liegen keine Angaben vor.

Das Sampling gilt als Marketinginstrument mit schwer messbarem Effekt. Es bleibt unklar, ob Proben tatsächlich zu einem Produktkauf führen, und das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist fraglich. Dennoch betrachten viele Unternehmen Sampling weiterhin als effektiv. Zukünftige gesetzliche Rahmenbedingungen wie die EU-Taxonomie und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) werden Unternehmen dazu verpflichten, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen und finanzwirtschaftliche Aspekte mit der Reduktion von Treibhausgasemissionen, Ressourcen- und Wasserverbrauch zu verknüpfen.

Produktproben sind nicht nur ökologisch problematisch, sondern könnten langfristig das Rating eines Unternehmens auf den Finanzmärkten negativ beeinflussen. In einem zunehmend umweltbewussten Marktumfeld drohen auch Imageschäden. Statt Sampling sollten fortschrittliche, messbare und nachhaltige Marketingmaßnahmen bevorzugt werden. Diese neuen Ansätze sollten eine präzisere Zielgruppenansprache ermöglichen, Ressourcen- und Kostenverbrauch reduzieren und den CO2-Fußabdruck des Unternehmens minimieren.

Die Diskussion über die ökologischen Auswirkungen von Produktproben im Gesundheitswesen wirft ein wichtiges Licht auf die Notwendigkeit, nachhaltigere Praktiken zu entwickeln. Während Proben traditionell als effektives Marketinginstrument betrachtet wurden, zeigt die aktuelle Forschung, dass deren Umweltauswirkungen erheblich sind. Angesichts der globalen Bemühungen um Klimaneutralität und der steigenden Erwartungen an Unternehmensverantwortung ist es unerlässlich, dass das Gesundheitswesen innovative Ansätze zur Reduzierung von Abfällen und Emissionen annimmt.

Es ist an der Zeit, dass Unternehmen im Gesundheitssektor ihre Marketingstrategien überdenken und sich von umweltschädlichen Praktiken wie dem Sampling abwenden. Nachhaltigkeit sollte nicht nur ein Schlagwort sein, sondern ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Durch den Einsatz fortschrittlicher, nachhaltiger Marketingmethoden können Unternehmen nicht nur ihre Umweltauswirkungen reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend umweltbewussten Markt stärken.

Der Weg zu einem klimaneutralen Gesundheitswesen bis 2030 ist anspruchsvoll, aber machbar. Es erfordert ein Umdenken und die Bereitschaft, alte Gewohnheiten zu hinterfragen und neue, nachhaltigere Wege zu beschreiten. Nur so kann das Ziel der Klimaneutralität erreicht und die Gesundheit unseres Planeten gesichert werden.

 

EMA empfiehlt Indikationserweiterung für Odevixibat: Durchbruch für Alagille-Syndrom-Patienten

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine Indikationserweiterung für Odevixibat empfohlen. Dieses Medikament, ursprünglich im September 2021 unter dem Handelsnamen Bylvay® zur Behandlung der progressiven familiären intrahepatischen Cholestase (PFIC) zugelassen, soll nun auch zur Behandlung des cholestatischen Juckreizes bei Patienten ab sechs Monaten mit Alagille-Syndrom (ALGS) eingesetzt werden. Diese Entscheidung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA könnte eine bedeutende Verbesserung der Lebensqualität für viele Betroffene bedeuten.

Odevixibat, ein reversibler und selektiver Inhibitor des Ileal Bile Acid Transporter (IBAT), reduziert die Wiederaufnahme von Gallensäuren, was zu einer erhöhten Ausscheidung dieser Stoffe und einer Abnahme ihrer Konzentration im Serum führt. Dies lindert den starken Juckreiz, der bei ALGS-Patienten aufgrund einer Cholestase auftritt, erheblich.

Das Medikament wird in Form von Hartkapseln mit verschiedenen Dosierungen (200, 400, 600 oder 1200 µg) angeboten und unter dem neuen Handelsnamen Kayfanda® von Ipsen Pharma vertrieben. Diese Entscheidung folgte auf die Übernahme von Albireo Pharma durch Ipsen im März 2023.

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Odevixibat bei Alagille-Syndrom-Patienten wurde in der Phase-III-Studie ASSERT untersucht, deren Ergebnisse im April 2024 im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht wurden. Die Studie zeigte eine signifikante Reduktion des Juckreizes und eine Verbesserung der Schlafqualität bei den behandelten Patienten. Über 90 Prozent der Teilnehmer reagierten positiv auf die Medikation, und die häufigsten Nebenwirkungen waren Diarrhö und Fieber. Kein Patient brach die Studie aufgrund von Nebenwirkungen ab, und 96 Prozent setzten die Behandlung in der offenen Verlängerungsstudie ASSERT-EXT fort.

Die EMA empfiehlt die Zulassung von Odevixibat zur neuen Indikation „unter besonderen Umständen“, was bedeutet, dass der Hersteller jährlich neue Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments vorlegen muss.

Das Alagille-Syndrom, eine seltene autosomal-dominante Erkrankung, die etwa einen von 70.000 Menschen betrifft, wurde 1969 von dem französischen Arzt Daniel Alagille beschrieben. Es kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter Leberzirrhose und lebensbedrohliche Zustände, die eine Lebertransplantation erforderlich machen können.

Die Empfehlung der EMA zur Indikationserweiterung von Odevixibat bietet eine neue Hoffnung für Patienten mit Alagille-Syndrom und zeigt das Potenzial für eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität durch moderne medizinische Entwicklungen.

Die Empfehlung der EMA zur Indikationserweiterung von Odevixibat ist ein Meilenstein für die Behandlung des Alagille-Syndroms. Diese seltene und oft lebensbedrohliche Erkrankung stellt sowohl Patienten als auch medizinische Fachkräfte vor große Herausforderungen. Die Möglichkeit, den quälenden Juckreiz, der mit dieser Krankheit einhergeht, effektiv zu lindern, ist ein bedeutender Fortschritt. Die positiven Ergebnisse der Phase-III-Studie und die fortlaufende Überwachung durch die EMA bieten zusätzliches Vertrauen in die Sicherheit und Wirksamkeit dieses Medikaments.

Dennoch zeigt der komplexe Prozess der Zulassungserweiterung unter „besonderen Umständen“ die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung und Anpassung von Behandlungsstrategien. Es ist ein Beispiel dafür, wie Wissenschaft, Industrie und Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten müssen, um den Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Diese Entwicklung bringt nicht nur Hoffnung für die Betroffenen und ihre Familien, sondern unterstreicht auch die Bedeutung von Innovation und Forschung im Bereich der seltenen Krankheiten. Die Fortschritte, die durch Medikamente wie Odevixibat erzielt werden, könnten den Weg für zukünftige Therapien ebnen und das Leben vieler Menschen weltweit verbessern.

 

PKV fordert faire Preise: Zyto-Zubereitungen für Privatversicherte sollen günstiger werden

Die Kosten für Zyto-Zubereitungen für privatversicherte Krebspatienten sollen gesenkt werden. Dies ist das Ziel der privaten Krankenversicherer (PKV), die sich dafür einsetzen, in die Preisvereinbarungen der Hilfstaxe einbezogen zu werden. Bisher profitieren nur gesetzliche Krankenversicherungen (GKV) von den zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem GKV-Spitzenverband ausgehandelten Preisnachlässen, was zu erheblichen Preisunterschieden führt.

Die Hilfstaxe bestimmt, wie viel Geld Apotheken von den Krankenkassen für Fertigarzneimittel erhalten, die in patientenindividuell hergestellten Zubereitungen verwendet werden. Diese Preise sollen zukünftig transparenter und strukturierter gestaltet werden, um die als zu hoch kritisierten Einkaufspreise nachvollziehbarer zu machen.

Für Privatversicherte gilt derzeit die Arzneimittelpreisverordnung bei der Abrechnung parenteraler Zubereitungen. Dies führt dazu, dass sie oft höhere Preise zahlen, da Apotheken erzielte Rabatte nicht an sie weitergeben. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Bevacizumab, der in der GKV gemäß Hilfstaxe 1.494,42 Euro kostet, während er in der PKV mit 3.581,04 Euro mehr als doppelt so teuer ist. Der stellvertretende Verbandsdirektor des PKV, Joachim Patt, bezeichnet diese Praxis als unfair und fordert eine Angleichung der Preisgestaltung.

Im Entwurf für das Apotheken-Reformgesetz ist vorgesehen, dass die Preisvereinbarungen der Hilfstaxe künftig auch im Einvernehmen mit dem PKV-Verband erfolgen sollen. Dies soll sicherstellen, dass Effizienzreserven aus den Preisverhandlungen auch den privaten Krankenversicherungen zugutekommen. Allerdings sollen die PKV-Unternehmen sich an den Kosten für die Hilfstaxen-Vereinbarungen und das Schiedsstellenverfahren angemessen beteiligen.

Obwohl die Einbeziehung der PKV in die Hilfstaxe einen Erfolg darstellt, sieht der PKV-Verband weiteren Handlungsbedarf. Um die Rabatte tatsächlich an Privatversicherte weitergeben zu können, seien Änderungen in der Arzneimittelpreisverordnung notwendig, insbesondere in § 5 Abs. 4 und 5 AMPreisV. Diese Forderung hat der PKV-Verband in seiner Stellungnahme zum Referentenentwurf bereits eingebracht.

Der Kabinettbeschluss zum Apotheken-Reformgesetz steht noch aus und wird erst nach der Sommerpause im parlamentarischen Verfahren weiterverhandelt. Die PKV hofft, durch die Reform eine fairere Preisgestaltung für ihre Versicherten zu erreichen und damit die finanziellen Belastungen für krebskranke Privatversicherte zu reduzieren.

Die geplante Einbeziehung der privaten Krankenversicherer in die Hilfstaxe ist ein längst überfälliger Schritt zur Beendigung einer unfairen Praxis. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Privatversicherte für die gleichen Medikamente erheblich mehr zahlen müssen als gesetzlich Versicherte. Die Apotheken profitieren von Rabatten, die sie an die GKV weitergeben, während Privatversicherte die regulären Listenpreise zahlen müssen. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nur ungerecht, sondern auch wirtschaftlich belastend für viele Betroffene, insbesondere für krebskranke Patienten, die ohnehin mit hohen Kosten und emotionaler Belastung kämpfen.

Die Reform des Apotheken-Reformgesetzes ist daher ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Sie sorgt für mehr Transparenz und Gerechtigkeit im Gesundheitssystem. Es ist jedoch entscheidend, dass die Umsetzung sorgfältig überwacht wird, um sicherzustellen, dass die Preisvorteile tatsächlich bei den Privatversicherten ankommen. Nur so kann das Vertrauen in das System wiederhergestellt werden. Die vorgeschlagenen Änderungen in der Arzneimittelpreisverordnung sind ein notwendiger Bestandteil dieses Prozesses und sollten schnellstmöglich umgesetzt werden.

Es bleibt abzuwarten, ob der Kabinettbeschluss nach der Sommerpause diesen positiven Trend fortsetzt. Die Hoffnung ist, dass die Reform nicht nur auf dem Papier gut aussieht, sondern auch in der Praxis die gewünschte Entlastung bringt. Die PKV muss hier wachsam bleiben und sicherstellen, dass die Interessen ihrer Versicherten voll berücksichtigt werden.

 

EMA lehnt Indikationserweiterung für Wegovy zur Herz-Kreislauf-Prävention ab

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat beschlossen, keine Indikationserweiterung für das Präparat Wegovy zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzunehmen. Der Humanarzneimittelausschuss (CHMP) der EMA begründete seine Entscheidung damit, dass die Prävention schwerer Herz-Kreislauf-Probleme bereits durch die bestehenden Indikationen abgedeckt sei. Diese Entscheidung dürfte für viele in Deutschland enttäuschend sein, die auf eine Erstattung des Medikaments durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gehofft hatten.

Semaglutid, der Wirkstoff in Wegovy, hat sich in Studien als wirksam bei der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 und der Unterstützung der Gewichtsabnahme erwiesen. Zudem wurde nachgewiesen, dass es das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse senken kann. Angesichts dieser Erkenntnisse hatte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA im März die Indikation von Wegovy auf die Prävention von Herz-Kreislauf-Problemen bei Erwachsenen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht bzw. Adipositas erweitert. Wegovy ist damit das erste Arzneimittel, das speziell zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos bei Erwachsenen mit Übergewicht oder Adipositas zugelassen ist.

Die EMA entschied jedoch am 26. Juli, dass Wegovy in Europa keine entsprechende Zulassungserweiterung erhalten soll. Die Behörde stellte klar, dass diese Entscheidung nicht aufgrund von Zweifeln an der Wirksamkeit des Medikaments getroffen wurde. Vielmehr sei die Anwendung in der genannten Indikation bereits durch die bestehende Zulassung abgedeckt.

Derzeit ist Wegovy in Europa für Erwachsene als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung zugelassen. Dies umfasst die Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung bei erwachsenen Patienten mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30 kg/m² (Adipositas) oder 27 bis 30 kg/m² (Übergewicht) in Verbindung mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung wie Prädiabetes, Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktiver Schlafapnoe oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für Jugendliche ab 12 Jahren ist Wegovy zur Gewichtsregulierung bei Adipositas und einem Körpergewicht über 60 kg zugelassen.

Der CHMP entschied, keine separate Indikation für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinzuzufügen, obwohl aktuelle Studiendaten zum Nutzen des Medikaments in dieser Hinsicht in die Produktinformationen aufgenommen werden sollen. In Deutschland hatten einige gehofft, dass eine Indikationserweiterung zu einer künftigen Erstattung durch die GKV führen könnte. Lifestyle-Arzneimittel, zu denen auch Wegovy zählt, sind in Deutschland grundsätzlich von der Erstattung durch die GKV ausgeschlossen. Arzneimittel mit Semaglutid, die nicht zur Gewichtsregulierung zugelassen sind, wie solche zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2, fallen jedoch nicht unter diesen Ausschluss.

Die Entscheidung der EMA, Wegovy keine Indikationserweiterung für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu gewähren, hat eine tiefere Bedeutung für das Gesundheitssystem in Europa. Diese Entscheidung zeigt, dass bestehende Indikationen ausreichend sind, um Patienten zu schützen, aber sie offenbart auch die strengen Regularien, denen Medikamente in der EU unterliegen. Während die FDA in den USA bereits den Schritt gemacht hat, Wegovy zur Prävention von Herz-Kreislauf-Problemen zuzulassen, bleibt Europa konservativer.

Für Patienten und Ärzte in Deutschland bedeutet dies, dass der Zugang zu Wegovy als präventive Maßnahme gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin eingeschränkt bleibt. Besonders enttäuschend ist diese Nachricht für diejenigen, die auf eine Erstattung durch die GKV gehofft hatten. Das Gesundheitssystem in Deutschland steht vor der Herausforderung, einen Mittelweg zu finden zwischen der Kosteneffizienz und dem Zugang zu innovativen Therapien.

Die Entscheidung könnte auch breitere Implikationen für die Entwicklung und Zulassung von Arzneimitteln haben. Pharmaunternehmen müssen möglicherweise ihre Strategien überdenken, wenn es darum geht, neue Indikationen für bestehende Medikamente zu erhalten. Dies könnte zu einer Verzögerung bei der Einführung potenziell lebensrettender Therapien führen, was letztendlich zu einer Belastung für das gesamte Gesundheitssystem werden könnte.

Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Entscheidungen besser das Gleichgewicht zwischen regulatorischer Vorsicht und dem medizinischen Fortschritt wahren. Denn am Ende des Tages geht es darum, den Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten, ohne dabei die Stabilität und Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems zu gefährden.

 

Rezeptfreie PDE-5-Hemmer: Wirtschaftliche Chancen und gesundheitliche Vorteile für Apotheken

Die Diskussion um die Aufhebung der Verschreibungspflicht für PDE-5-Hemmer, wie Sildenafil und Tadalafil, nimmt in Deutschland Fahrt auf. Ein möglicher OTC-Switch (von verschreibungspflichtig zu rezeptfrei) könnte nicht nur die Versorgung von Männern mit erektiler Dysfunktion (ED) verbessern, sondern auch signifikante wirtschaftliche Auswirkungen auf Vor-Ort-Apotheken haben. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Bedarf an solchen Medikamenten hoch ist und viele Männer derzeit durch praktische und psychologische Hürden davon abgehalten werden, eine ärztliche Verschreibung zu erhalten.

In mehreren europäischen Ländern, darunter Großbritannien, Norwegen und Polen, sind PDE-5-Inhibitoren bereits rezeptfrei erhältlich. Diese Maßnahme hat dort zu einer verbesserten Versorgungssituation geführt und den Schwarzmarkt eingedämmt. In Deutschland wird ebenfalls über einen solchen Schritt diskutiert, um Männern einen sicheren Zugang zu diesen Medikamenten zu ermöglichen.

Derzeit erhalten nur 22% der Männer mit ED in Deutschland eine wirksame Therapie mit PDE-5-Inhibitoren. Nach einem möglichen OTC-Switch könnte dieser Anteil laut der Studie auf 45% ansteigen. Dies würde nicht nur die Anzahl der behandelten Männer erhöhen, sondern auch mehr Männer dazu motivieren, nach einer Behandlung zu suchen. Trotz der Möglichkeit, die Medikamente rezeptfrei zu erwerben, würden viele Männer weiterhin eine ärztliche Untersuchung wünschen, um die Ursachen ihrer ED abzuklären.

Vor-Ort-Apotheken könnten von dieser Entwicklung erheblich profitieren. Unter der aktuellen Verschreibungspflicht erhalten Apotheken pro abgegebener Packung einen Festzuschlag. Nach einem OTC-Switch würde die Preisbindung für Packungen mit maximal vier Tabletten entfallen, was jedoch zu einem wettbewerbsbedingten Preisverfall führen könnte. Gleichzeitig würde die Menge der verkauften Packungen stark ansteigen, was zu höheren Gesamtmargen führen könnte.

Die Modellrechnung der Studie zeigt, dass sich die Zahl der behandelten Männer nach einem OTC-Switch verdoppeln könnte. Neue Apothekenkunden, darunter auch Männer, die bisher den Schwarzmarkt oder Online-Apotheken genutzt haben, würden hinzugewonnen. Kleinpackungen im OTC-Segment würden zu einem überproportionalen Anstieg der Gesamtpackungen und -margen führen. Cross-Selling-Effekte könnten zusätzliche Umsätze generieren.

Die positiven Effekte auf Umsatz und Margen sind robust und würden den erhöhten Beratungsbedarf in der Indikation wirtschaftlich tragbar machen. Vor-Ort-Apotheken könnten somit von einem OTC-Switch wirtschaftlich profitieren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten.

Ein möglicher OTC-Switch für PDE-5-Hemmer in Deutschland bietet sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Vor-Ort-Apotheken stehen vor der Möglichkeit, ihre Kundenbasis erheblich zu erweitern und neue Umsatzpotenziale zu erschließen. Gleichzeitig müssen sie sich auf einen intensiveren Wettbewerb und einen höheren Beratungsaufwand einstellen.

Die gesundheitlichen Vorteile eines solchen Switches sind nicht zu unterschätzen. Mehr Männer könnten eine wirksame Therapie gegen erektile Dysfunktion erhalten, was ihre Lebensqualität erheblich verbessern würde. Zudem würde die Enttabuisierung des Themas und der sichere Zugang zu den Medikamenten dazu beitragen, den Schwarzmarkt einzudämmen und die gesundheitlichen Risiken zu reduzieren.

Apotheken haben die Chance, sich als wichtige Anlaufstelle für Männer mit ED zu etablieren und dabei auch auf die Notwendigkeit einer ärztlichen Abklärung der Ursachen hinzuweisen. Dies könnte langfristig zu einer besseren Gesundheitsversorgung und Früherkennung von kardiovaskulären Erkrankungen führen.

Insgesamt zeigt die Diskussion um den OTC-Switch, dass gesundheitspolitische Entscheidungen auch bedeutende wirtschaftliche Auswirkungen haben können. Für Vor-Ort-Apotheken bedeutet dies, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und die Chancen zu nutzen, um sowohl wirtschaftlich als auch im Sinne der Patientenversorgung zu profitieren.

 

Durchbruch in der Lungenkrebsbehandlung: EU genehmigt neuen Antikörper

Die Europäische Kommission hat den aus China stammenden monoklonalen Antikörper Sugemalimab in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie zur Erstlinienbehandlung von Lungenkrebspatienten zugelassen. Das Präparat wird unter dem Handelsnamen Cejemly® von SFL Pharmaceuticals vertrieben und soll insbesondere Patienten mit metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) helfen. Die Entscheidung beruht auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie GEMSTONE-302, welche eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS) zeigte.

Sugemalimab ist ein Checkpoint-Inhibitor, der gegen das Protein PD-L1 gerichtet ist, das auf Krebszellen exprimiert wird. Der dazugehörige Rezeptor PD-1 wird auf Immunzellen exprimiert und reguliert das Immunsystem. Die Blockade der PD-1/PD-L1-Interaktion verstärkt die T-Zell-Antwort gegen Krebszellen, wodurch die Immunabwehr des Körpers verbessert wird.

Cejemly® wird als 600-mg-Konzentrat zur Infusion angeboten und ist für die Behandlung von Erwachsenen mit metastasiertem NSCLC ohne spezifische genetische Mutationen zugelassen. Die empfohlene Dosis beträgt 1200 mg für Patienten bis 115 kg und 1500 mg für schwerere Patienten. Die Infusion erfolgt über 60 Minuten, gefolgt von einer Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel. Diese Kombination wird für bis zu vier Zyklen alle drei Wochen wiederholt. Anschließend wird Sugemalimab alle drei Wochen als Erhaltungstherapie verabreicht.

Die Studie GEMSTONE-302 zeigte, dass Sugemalimab in Kombination mit Chemotherapie das progressionsfreie Überleben signifikant verlängerte und die Gesamtüberlebensrate erhöhte. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Anämie sowie erhöhte Leberwerte. Vor der Behandlung sollten keine systemischen Corticosteroide oder Immunsuppressiva verwendet werden, da diese die Wirksamkeit beeinträchtigen können. Nach der Behandlung können sie jedoch zur Bewältigung immunbedingter Nebenwirkungen eingesetzt werden.

Sugemalimab wird bereits in China für verschiedene Indikationen verwendet, darunter Lungenkrebs im Stadium III und IV, extranodales NK/T-Zell-Lymphom, Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs. Mit der Zulassung in Europa steht nun eine weitere effektive Behandlungsoption zur Verfügung, die die Überlebenschancen von Lungenkrebspatienten verbessern könnte.

Die Zulassung von Sugemalimab in Europa markiert einen wichtigen Fortschritt in der Behandlung von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Diese neue Therapieoption bietet Patienten, die bislang nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten hatten, eine Hoffnung auf ein längeres und qualitativ besseres Leben. Die Ergebnisse der Phase-III-Studie sind vielversprechend und deuten auf eine signifikante Verbesserung der Überlebensraten hin. Wichtig ist, dass diese Zulassung nicht nur die Verfügbarkeit innovativer Therapien erweitert, sondern auch das Potenzial moderner Krebsimmuntherapien unterstreicht.

Sugemalimab zeigt, wie internationale Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zu bedeutenden Fortschritten führen kann. Die Kombination von Wissenschaft und klinischer Praxis ermöglicht es, neue Wege in der Krebsbehandlung zu beschreiten und das Leben vieler Patienten zu verbessern. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich diese Therapie in der breiten Anwendung bewährt und welche weiteren Erkenntnisse zukünftige Studien liefern werden. Es ist jedoch klar, dass die Zulassung von Sugemalimab einen bedeutenden Schritt nach vorne darstellt, der Hoffnung und neue Möglichkeiten für Lungenkrebspatienten bringt.

 

Gefahr durch exklusive Vertriebswege: Versorgungssicherheit von Apotheken bedroht

Der vollversorgende Arzneimittelgroßhandel steht gesetzlich in der Pflicht, Apotheken stets ausreichend mit Arzneimitteln zu beliefern, doch Verstöße werden nicht geahndet. Diese Problematik wird im Direktvertrieb besonders deutlich, wie ein aktuelles Beispiel des Herstellers Gilead zeigt. Gilead stellt derzeit seine Warenwirtschaft um, was temporäre Lieferausfälle und -einschränkungen bei wichtigen Arzneimitteln zur Folge hat. Der Hagener Apotheker Christian Fehske wurde kürzlich darüber informiert, dass bestimmte Produkte während der Umstellung nur über den Spezialgroßhändler Virion erhältlich sein werden.

Fehske sieht hierin ein erhebliches Risiko für die Versorgungssicherheit. Seiner Ansicht nach könnte dieses Risiko vermieden werden, wenn der vollversorgende Großhandel mit den betroffenen Arzneimitteln bevorratet würde. Doch je mehr Arzneimittel exklusiv über spezialisierte Vertriebswege wie Virion bezogen werden müssen, desto größer ist das Risiko von Lieferengpässen und Therapieunterbrechungen.

Das Grundproblem liegt in einer unzureichenden gesetzlichen Regelung für die pharmazeutischen Unternehmen hinsichtlich der Bereitstellung von Arzneimitteln. Obwohl das Arzneimittelgesetz (AMG) vorschreibt, dass Hersteller den pharmazeutischen Großhandel zuverlässig und ausreichend versorgen müssen, fehlen konkrete Sanktionsmöglichkeiten für Verstöße. Dies schafft einen rechtlichen Graubereich, der nicht nur die Versorgungssicherheit gefährdet, sondern auch den Apotheken zusätzliche Arbeit aufbürdet, wenn sie auf spezialisierte Großhändler ausweichen müssen.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Apothekensoftwares nur den vollversorgenden Großhandel bei Verfügbarkeitsanfragen berücksichtigen. Kleinere Apotheken könnten daher irrtümlich annehmen, dass ein Präparat nicht erhältlich ist, auch wenn es über den Spezialgroßhandel verfügbar wäre. Dies schränkt die Bezugsmöglichkeiten erheblich ein und erhöht das Risiko, dass wichtige Arzneimittel nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen.

Das Verhältnis der Apotheken zum Direktvertrieb ist somit in mehrfacher Hinsicht problematisch. Es bestehen viele Unklarheiten, insbesondere darüber, wie weit der Kontrahierungszwang für Apotheken reicht, wenn Hersteller ihre Verpflichtungen nach §52 AMG ignorieren. Hersteller bevorzugen oft den Direktvertrieb, um Abflüsse ins Ausland zu kontrollieren, was das Problem weiter verschärft.

Dieses Risiko besteht seit langem und wurde wiederholt auf Apothekertagen kritisiert. Der Gesetzgeber könnte das Problem leicht lösen, indem er Sanktionsmöglichkeiten ins AMG aufnimmt. Doch ohne entsprechende Strafandrohung können die Behörden nicht tätig werden, und so bleibt das Problem ungelöst.

Die aktuellen Entwicklungen um Gilead und die daraus resultierenden Lieferengpässe werfen ein grelles Licht auf die Schwächen des deutschen Arzneimittelgesetzes. Die Verpflichtung zur ausreichenden Belieferung der Apotheken durch den vollversorgenden Großhandel ist klar definiert, doch ohne wirksame Sanktionsmöglichkeiten bleibt diese Vorgabe ein zahnloser Tiger. Der Fall Gilead zeigt exemplarisch, wie leicht Versorgungslücken entstehen können, wenn Hersteller auf spezialisierte Vertriebswege setzen und der vollversorgende Großhandel außen vor bleibt.

Apotheker wie Christian Fehske stehen vor erheblichen Herausforderungen, wenn sie auf solche Lieferengpässe reagieren müssen. Der zusätzliche Aufwand und die Unsicherheiten bei der Beschaffung von Arzneimitteln über spezialisierte Großhändler belasten nicht nur die Apotheken, sondern gefährden auch die Therapie ihrer Patienten.

Es ist höchste Zeit, dass der Gesetzgeber handelt und konkrete Sanktionsmöglichkeiten ins Arzneimittelgesetz aufnimmt. Nur so kann sichergestellt werden, dass Hersteller ihre Verpflichtungen ernst nehmen und eine kontinuierliche Versorgung der Apotheken gewährleisten. Der Schutz der Patienten darf nicht dem Opportunismus einzelner Hersteller zum Opfer fallen. Eine klare, durchsetzbare Regelung würde für alle Beteiligten – Hersteller, Großhandel, Apotheken und vor allem die Patienten – mehr Sicherheit und Verlässlichkeit schaffen.

 

Apotheker im Einsatz: Deutsche Hilfsorganisationen kämpfen um medizinische Versorgung in der Ukraine

Seit über zwei Jahren tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine und richtet weiterhin verheerende Schäden an. Zivilisten und medizinische Einrichtungen werden immer wieder Opfer der Angriffe. Am 8. Juli erschütterte der Beschuss einer Kinderklinik in Kiew, mutmaßlich durch einen russischen Marschflugkörper, die Welt. Inmitten dieser Krise setzen sich mehrere deutsche Hilfsorganisationen aus der Apothekerschaft unermüdlich für die Unterstützung des ukrainischen Gesundheitssystems ein.

Das „Hilfswerk der Baden-Württembergischen Apothekerinnen und Apotheker“ sammelt in Zusammenarbeit mit dem Medikamenten-Hilfswerk „action medeor“ Spenden für die Ukraine. Die gesammelten Medikamente werden über ein Verteilerzentrum in Ternopil an Krankenhäuser im ganzen Land verteilt. Nach dem jüngsten Angriff auf die Kinderklinik in Kiew rief das Hilfswerk erneut zur Unterstützung auf. „Um umliegenden Krankenhäusern in Kiew mit akut benötigten Medikamenten zu helfen, werden dringend Spenden benötigt“, hieß es in einem Newsletter.

Auch die Organisation „Apotheker ohne Grenzen“ (AoG) unterstützt die Kinderklinik in Kiew direkt mit Medikamenten. Auf Instagram zeigte sich AoG „tief erschüttert“ über den Angriff und berichtete, dass sie bereits im Mai 2022 die Kinderklinik mit dringend benötigten Medikamenten im Wert von 30.000 Euro versorgt hatten. Insgesamt konnten AoG seit Kriegsbeginn mehr als 190 Arzneimittellieferungen in medizinische Einrichtungen in der gesamten Ukraine bringen. AoG-Regionalgruppen aus Berlin, Mainz, München, Greifswald und Freiburg organisierten zahlreiche Hilfslieferungen und engagierten sich auch in der Flüchtlingshilfe. Das hauptamtliche Ukraine-Team von AoG baute ab Mai 2022 feste Partnerschaften mit anderen Institutionen auf, um möglichst viele Menschen zu versorgen. AoG betont, dass sie weiterhin alles tun wollen, um die ukrainischen Gesundheitseinrichtungen so lange wie nötig zu unterstützen, auch beim Wiederaufbau nach dem Kriegsende. Dafür bitten sie um Spenden.

Die Organisation „Apotheker Helfen“ ist ebenfalls seit Beginn des Krieges in der Ukraine aktiv. In den ersten Wochen und Monaten des Konflikts wurden vor allem Arzneimittel an verschiedene Kliniken in unterschiedlichen Landesteilen geliefert. Seither bemühen sie sich um regelmäßige Lieferungen von Medikamenten und anderen medizinischen Hilfsgütern in Zusammenarbeit mit „action medeor“, die die Anfragen koordinieren. Der Verein konnte mehrere große Projekte anstoßen. Zu Beginn des Krieges wurden beispielsweise Präparate für Patienten mit chronischen Darmerkrankungen geliefert, nachdem ein Lager mit entsprechenden Medikamenten in der Ukraine von einer Bombe getroffen worden war. Außerdem beschaffte man Hygieneartikel für geflüchtete Ukrainerinnen und deren Kinder im polnischen Kreis Powiat Oświęcimski.

Über zwei Jahre nach Beginn der russischen Invasion ist kein Ende der Kämpfe in Sicht. Auch die Not im ukrainischen Gesundheitssystem wird nicht geringer. Trotz des hohen Bedarfs an Unterstützung teilte der „Apotheker Helfen“-Geschäftsführer Andreas Wiegand mit, dass man in naher Zukunft leider keine wesentliche Hilfe mehr leisten könne, da die Spendenbereitschaft stark zurückgegangen sei.

Die genannten Hilfsorganisationen appellieren weiterhin an die internationale Gemeinschaft und insbesondere an die deutsche Öffentlichkeit, die Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten und durch Spenden dazu beizutragen, das Gesundheitssystem des angegriffenen Landes zu stabilisieren und den betroffenen Menschen zu helfen.

Die anhaltenden Angriffe auf die Ukraine und insbesondere auf zivile und medizinische Einrichtungen sind zutiefst erschütternd. Die deutsche Apothekerschaft zeigt ein bemerkenswertes Engagement, um den Menschen vor Ort zu helfen. Diese Hilfe ist nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sondern auch eine dringende Notwendigkeit. Angesichts der erschütternden Berichte über den Beschuss der Kinderklinik in Kiew und der unverminderten Notlage im Land ist es umso wichtiger, dass die internationale Gemeinschaft und die deutsche Öffentlichkeit ihre Unterstützung nicht zurückziehen.

Die Bemühungen der Apothekerorganisationen wie das „Hilfswerk der Baden-Württembergischen Apothekerinnen und Apotheker“, „Apotheker ohne Grenzen“ und „Apotheker Helfen“ sind vorbildlich und verdienen höchste Anerkennung. Doch ihre Arbeit ist auf Spenden angewiesen, und hier liegt das Problem: Die Spendenbereitschaft geht zurück, während der Bedarf an Unterstützung steigt. Es ist ein trauriger Widerspruch, der gelöst werden muss. Die internationale Gemeinschaft und die deutsche Öffentlichkeit dürfen in ihrer Unterstützung nicht nachlassen. Jede Spende, jede Geste der Hilfe kann einen Unterschied machen und Leben retten. Der Aufruf zur Spendenbereitschaft muss verstärkt und breit gestreut werden, um das Leid in der Ukraine zu lindern und das dortige Gesundheitssystem zu stabilisieren.

Die Apothekerschaft hat gezeigt, dass sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und zu handeln. Es liegt nun an uns allen, diesen Einsatz zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass die Hilfe weitergeht. Die Menschen in der Ukraine dürfen nicht vergessen werden. Sie brauchen unsere Hilfe jetzt mehr denn je.

 

Jede vierte junge Frau weltweit erlebt Gewalt in Beziehungen

Fast jede vierte junge Frau weltweit, die vor ihrem 20. Geburtstag eine Beziehung hatte, erlebt dabei Gewalt. Dies geht aus einer aktuellen Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, die in der Fachzeitschrift "The Lancet Child & Adolescent Health" veröffentlicht wurde. Laut dem Bericht sind rund 19 Millionen Teenagerinnen im Alter von 15 bis 19 Jahren betroffen. Die WHO fordert daher verstärkte Maßnahmen von Schulen, um diesem Problem entgegenzuwirken.

Die Studie zeigt erhebliche regionale Unterschiede. Während im globalen Durchschnitt 24 Prozent der jungen Frauen Gewalt in ihren Beziehungen erfahren, liegt der Anteil in Mitteleuropa bei 10 Prozent. In der Region Ozeanien, zu der Australien, Neuseeland und die kleineren pazifischen Inselstaaten gehören, sind es hingegen 47 Prozent. In Afrika südlich der Sahara beträgt der Anteil 40 Prozent.

Gewalt durch einen Partner hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen. Junge Frauen, die Gewalt erleben, haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen, ungewollte Schwangerschaften, Geschlechtskrankheiten und andere psychische Probleme. Diese Probleme beeinträchtigen nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre schulischen und beruflichen Leistungen sowie ihre zukünftigen Beziehungen.

Das Problem ist in ärmeren Ländern und Regionen stärker ausgeprägt, besonders dort, wo weniger Mädchen weiterführende Schulen besuchen. In Ländern, in denen Mädchen vor dem 18. Geburtstag verheiratet werden, ist das Risiko ebenfalls höher. Oftmals sind die Ehemänner deutlich älter, was zu einem Machtgefälle führt und die Mädchen isoliert.

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass weltweit eines von fünf Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet wird. Diese frühen Ehen tragen wesentlich zur Problematik bei, da die jungen Frauen in diesen Beziehungen häufig Gewalt ausgesetzt sind.

Die WHO hebt die Bedeutung einer umfassenden Aufklärung in Schulen hervor. Jungen und Mädchen müssen über gesunde Beziehungen und die Rechte von Mädchen und Frauen informiert werden. Die Untersuchung der WHO basiert auf Daten aus den Jahren 2000 bis 2018 und umfasst Berichte aus 161 Ländern. Im Fokus standen dabei die Erfahrungen von 15- bis 19-jährigen jungen Frauen.

Durch gezielte Aufklärung und die Stärkung der Rechte von Mädchen können Schulen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Gewalt in Beziehungen leisten und die Zukunftsperspektiven junger Frauen weltweit verbessern.

Die neuesten Zahlen der WHO sind alarmierend und werfen ein erschreckendes Licht auf das Ausmaß der Gewalt, die junge Frauen in Beziehungen weltweit erfahren. Besonders beunruhigend sind die regionalen Unterschiede, die verdeutlichen, dass dieses Problem in bestimmten Teilen der Welt weit verbreiteter ist als in anderen. Während Mitteleuropa vergleichsweise geringere Raten aufweist, sind die Zahlen in Ozeanien und Afrika südlich der Sahara extrem hoch. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Ursachen der Gewalt tief in den sozioökonomischen und kulturellen Strukturen der jeweiligen Regionen verwurzelt sind.

Die Forderung der WHO nach mehr Aufklärung in Schulen ist ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Es ist unerlässlich, dass Jungen und Mädchen frühzeitig lernen, was gesunde Beziehungen ausmacht und welche Rechte ihnen zustehen. Schulen müssen hierbei eine zentrale Rolle übernehmen und als Orte der Prävention und Unterstützung fungieren.

Doch es reicht nicht aus, die Verantwortung allein den Schulen zu übertragen. Die gesamte Gesellschaft ist gefordert, dieses gravierende Problem anzugehen. Regierungen, Nichtregierungsorganisationen und Gemeinschaften müssen zusammenarbeiten, um das Bewusstsein zu schärfen, gesetzliche Rahmenbedingungen zu verbessern und Unterstützungsstrukturen für betroffene junge Frauen auszubauen. Nur durch ein koordiniertes und umfassendes Vorgehen können wir hoffen, die alarmierenden Zahlen zu reduzieren und eine sicherere Zukunft für junge Frauen weltweit zu gewährleisten.

Die WHO-Studie sollte als Weckruf dienen. Es ist an der Zeit, entschlossen gegen die weit verbreitete Gewalt in Beziehungen vorzugehen und die Rechte und das Wohlbefinden junger Frauen in den Mittelpunkt zu stellen. Dies erfordert nicht nur politische und gesellschaftliche Anstrengungen, sondern auch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen, um eine Kultur des Respekts und der Gleichberechtigung zu fördern.

 

Weinheimer Arzt wegen illegaler Fentanyl-Verschreibungen zu Haftstrafe verurteilt

Ein Arzt aus Weinheim im Rhein-Neckar-Kreis wurde vom Landgericht Mannheim zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Das Gericht befand den 50-jährigen Mediziner schuldig, in 88 Fällen illegal Betäubungsmittel verschrieben zu haben. In 65 dieser Fälle handelte es sich um das starke Schmerzmittel Fentanyl, welches ohne ausreichenden medizinischen Grund verordnet wurde. Darüber hinaus stellte das Gericht fest, dass der Arzt Ecstasy und LSD besaß und Kokain erwarb.

Ursprünglich umfasste die Anklage auch den Vorwurf, dass der Arzt zahlreiche Rezepte für medizinisches Cannabis ohne medizinische Notwendigkeit ausgestellt hatte. Dieser Vorwurf konnte jedoch nicht zweifelsfrei bewiesen werden. Das Gericht verhängte zudem ein Berufsverbot von zwei Jahren gegen den Mediziner.

Im Rahmen der Ermittlungen wurden im April 2022 die Praxisräume des Arztes durchsucht. Wenige Monate später, im September 2022, wurde das Ruhen seiner Approbation angeordnet, was ihm die Ausstellung von Verordnungen zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung untersagte. Diese Maßnahme wird in Fällen schwerer Straftaten ergriffen, wie das Sozialministerium mitteilte. Der Arzt befindet sich seit Juni 2023 in Untersuchungshaft.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da eine Revision zum Bundesgerichtshof möglich ist.

Der Fall des verurteilten Arztes aus Weinheim offenbart auf schockierende Weise die Missbrauchsmöglichkeiten innerhalb des medizinischen Systems. Die unverantwortliche Verschreibung von Betäubungsmitteln, insbesondere eines so starken Schmerzmittels wie Fentanyl, ist nicht nur ein schwerwiegendes Vergehen, sondern auch ein Vertrauensbruch gegenüber den Patienten. Dass dieser Arzt zudem noch andere Drogen besaß und erwarb, wirft ein erschreckendes Licht auf seine berufliche und ethische Integrität.

Die verhängte Freiheitsstrafe und das Berufsverbot sind angemessene Maßnahmen, um sowohl die Schwere der Vergehen zu bestrafen als auch die Öffentlichkeit zu schützen. Es ist jedoch ebenso wichtig, dass dieser Fall als Weckruf dient. Strengere Kontrollen und ein verstärktes Bewusstsein für den Missbrauch von Betäubungsmitteln sind notwendig, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Die medizinische Gemeinschaft muss aus diesem Vorfall lernen und sicherstellen, dass die Gesundheit und das Vertrauen der Patienten stets an erster Stelle stehen.

 

Antibiotika in der Schwangerschaft erhöhen Risiko für seborrhoische Dermatitis beim Säugling

Auf der Jahrestagung der Society for Investigative Dermatology 2024 in Dallas, Texas, stellten Forscher bahnbrechende Ergebnisse vor: Die Einnahme von Antibiotika während der Schwangerschaft kann das Risiko für seborrhoische Dermatitis (SD) beim Säugling erheblich erhöhen. Dies ergab eine umfangreiche Analyse medizinischer Daten aus dem Vereinigten Königreich. Interessanterweise konnte kein Zusammenhang zwischen Antibiotikaexposition und dem Auftreten von SD im späteren Kindesalter festgestellt werden.

Die seborrhoische Dermatitis, auch bekannt als seborrhoisches Ekzem, ist eine entzündliche Hauterkrankung, die sich durch vermehrte Talgproduktion und die Bildung gelber, fettiger Schuppen äußert. Bei Säuglingen tritt diese Erkrankung als Kopfgneis auf und verläuft meist selbstlimitierend, während sie bei Erwachsenen chronisch werden kann.

Dr. Zelma C. Chiesa Fuxench, Assistenzprofessorin für Dermatologie an der Universität Pennsylvania, erklärte, dass die genauen Ursachen der seborrhoischen Dermatitis noch unklar sind. Jedoch spielen genetische Faktoren, eine Dysregulation des Immunsystems sowie Veränderungen in der Lipidzusammensetzung und des Hautmikrobioms eine wichtige Rolle. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass eine Antibiotikaexposition im Uterus und in den ersten 90 Lebenstagen das Risiko für atopische Dermatitis erhöht.

Die aktuelle Studie analysierte Daten von 1.023.140 Kindern und deren Müttern, die durchschnittlich 10,2 Jahre nach der Geburt beobachtet wurden. Das Durchschnittsalter der Mütter betrug zu Beginn der Studie 28 Jahre, wobei 3 % an seborrhoischer Dermatitis und 14 % an atopischer Dermatitis litten. Es zeigte sich, dass Mütter mit seborrhoischer Dermatitis während der Schwangerschaft häufiger Antibiotika einnahmen als solche ohne SD. Das Risiko für eine infantile seborrhoische Dermatitis war bei intrauteriner Antibiotikaexposition signifikant erhöht. Dies galt unabhängig vom Antibiotikumtyp und dem Zeitpunkt der Einnahme während der Schwangerschaft.

Zusammengefasst zeigt die Studie, dass eine Antibiotikaexposition im Mutterleib das Risiko für seborrhoische Dermatitis im Säuglingsalter erhöht, unabhängig davon, ob die Mutter selbst an SD leidet. Ein Zusammenhang mit einer SD, die erst im späteren Kindesalter auftritt, konnte nicht nachgewiesen werden. Die Forscher folgerten, dass die Antibiotikaexposition im Uterus das Hautmikrobiom des Neugeborenen stark beeinflusst und somit die Entstehung einer seborrhoischen Dermatitis im Säuglingsalter fördern kann.

Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf die Auswirkungen von Antibiotika während der Schwangerschaft. Während Antibiotika oft unumgänglich sind, um ernsthafte Infektionen zu bekämpfen, zeigt diese Forschung die Notwendigkeit eines bewussteren und differenzierten Einsatzes, besonders während der Schwangerschaft. Die Erkenntnis, dass Antibiotika die Zusammensetzung des Hautmikrobioms beim Neugeborenen beeinflussen und das Risiko für seborrhoische Dermatitis erhöhen können, sollte Ärzte und werdende Mütter zu einer noch sorgfältigeren Abwägung der Risiken und Nutzen bewegen.

Es bleibt zu hoffen, dass weitere Forschung den genauen Mechanismen auf den Grund geht und alternative Behandlungsmethoden entwickelt werden, die sowohl die Gesundheit der Mutter als auch die des Kindes schützen. Diese Studie unterstreicht einmal mehr die Komplexität des menschlichen Mikrobioms und die weitreichenden Auswirkungen, die medizinische Interventionen darauf haben können. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika könnte somit nicht nur unmittelbare, sondern auch langfristige Gesundheitsvorteile für kommende Generationen bedeuten.

 

Fische nutzen doppelte Wahrnehmung zur präzisen Schallortung unter Wasser

Ein Team von Neurowissenschaftlern hat einen bislang unbekannten Hörmechanismus bei Fischen aufgedeckt, der es ihnen ermöglicht, die genaue Position einer Schallquelle unter Wasser zu bestimmen. Diese Entdeckung könnte weitreichende Auswirkungen auf das Verständnis der Unterwasserakustik haben und neue Wege in der Erforschung von Sinneswahrnehmungen eröffnen.

Während Menschen und andere Wirbeltiere nur den Schalldruck wahrnehmen können, nutzen Fische zusätzlich die Schallschnelle zur Lokalisierung von Geräuschen. Dieser doppelte Wahrnehmungsmechanismus ermöglicht es ihnen, präzise zu bestimmen, wo sich eine Schallquelle befindet, eine Fähigkeit, die für das Überleben unter Wasser entscheidend ist. Der Schalldruck setzt die komprimierbare Schwimmblase in Bewegung, die von Haarzellen im Innenohr erkannt wird. Diese Information wird dann mit der Schallschnelle kombiniert, um die Richtung des Schalls zu ermitteln.

Die Forscher haben dieses Phänomen an dem kleinen Fisch Danionella cerebrum untersucht, der in den Flussläufen des südlichen Myanmar vorkommt. Trotz seiner geringen Größe von nur etwa 12 Millimetern bietet dieser Fisch ein ideales Modell, um die komplexen Mechanismen des Hörens unter Wasser zu erforschen.

"Unsere Entdeckung zeigt, wie erstaunlich anpassungsfähig die Natur ist und wie Lebewesen einzigartige Lösungen für ihre Umwelt entwickeln", sagte Dr. Maria Hernández, eine der leitenden Wissenschaftlerinnen der Studie. "Wir sind gespannt, welche weiteren Geheimnisse das Gehör von Fischen für uns bereithält."

Als nächsten Schritt planen die Forscher, die spezifischen Nervenzellen zu identifizieren, die bei der Wahrnehmung von Tönen unter Wasser aktiv sind. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur das Verständnis der Neurobiologie vertiefen, sondern auch praktische Anwendungen in der Entwicklung von fortschrittlichen Unterwasser-Akustiksystemen finden.

Die Entdeckung des doppelten Hörmechanismus bei Fischen ist ein beeindruckendes Beispiel für die Komplexität und Vielseitigkeit der Natur. Während Menschen darauf angewiesen sind, den Schalldruck zu nutzen, haben Fische eine zusätzliche Methode entwickelt, um Geräusche zu lokalisieren. Diese Fähigkeit könnte ihnen nicht nur beim Überleben helfen, sondern bietet auch wertvolle Einblicke für die Wissenschaft.

Die Forschung an Danionella cerebrum zeigt, dass selbst die kleinsten Lebewesen erstaunliche Fähigkeiten besitzen. Es ist eine Erinnerung daran, dass es in der Natur noch viel zu entdecken gibt, und dass jedes Lebewesen, unabhängig von seiner Größe, einzigartige Lösungen für die Herausforderungen seiner Umwelt entwickelt hat.

Diese Erkenntnisse könnten weit über die Neurowissenschaften hinausgehen. Sie könnten beispielsweise dazu beitragen, neue Technologien für die Unterwasserkommunikation und -navigation zu entwickeln. In einer Zeit, in der die menschlichen Aktivitäten die Meere immer mehr beeinflussen, ist es unerlässlich, dass wir ein besseres Verständnis für die natürlichen Mechanismen der Unterwasserwelt entwickeln.

Die Arbeit der Neurowissenschaftler ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung und zeigt, dass wir noch viel von der Natur lernen können. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Durchbrüche diese Forschung bringen wird, aber eines ist sicher: Die Natur ist eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und Innovation.

 

Medizin unter dem Hakenkreuz: Die dunkle Vergangenheit der Gesundheitsämter

Die Ausstellung „Volk, Gesundheit, Staat“ im brandenburgischen Gesundheitsministerium beleuchtet die Rolle der Gesundheitsämter und einzelner Akteure des Gesundheitswesens unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. Basierend auf dem Forschungsprojekt „Der öffentliche Gesundheitsdienst in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Beispiele Thüringen und Württemberg“, initiiert vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes und wissenschaftlich geleitet von Sabine Schleiermacher von der Charité, wird die systematische Verstrickung des Gesundheitswesens in die nationalsozialistische Ideologie detailliert aufgezeigt.

Bei der Eröffnung der Ausstellung am 3. Juli sprachen Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnenmacher, Staatssekretär Thomas Götz, Sabine Schleiermacher und die Vorsitzende des Bundesverbandes, Kristina Böhm. Böhm betonte die Bedeutung des Projektes für die heutige Zeit und warnte vor einer möglichen Instrumentalisierung des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Verantwortung des öffentlichen Gesundheitsdienstes während des Nationalsozialismus.

Die Nationalsozialisten hatten Gesundheitsförderung zu einem zentralen politischen Ziel erklärt, um sowohl rassenideologische Überlegungen als auch die Arbeits- und Kriegstüchtigkeit der Bevölkerung zu fördern. Amtsärzte und andere Akteure des Gesundheitswesens spielten eine zentrale Rolle bei Maßnahmen der „Erb- und Rassenhygiene“, die die Aussonderung, Zwangssterilisation und Ermordung von Menschen beinhalteten, die als „minderwertig“ galten. Jüdinnen und Juden sowie politische Gegner wurden aus dem Gesundheitswesen verdrängt, wobei viele Amtsärzte nach 1933 im Amt blieben und eine starke Affinität zur NSDAP aufwiesen.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das die Grundlage für Zwangssterilisationen schuf. Angehörige des Gesundheitssystems mussten Verdachtsfälle von „Erbkrankheiten“ melden, was oft zu Selbstanzeigen oder Anzeigen von Familienangehörigen führte. Schätzungen zufolge wurden zwischen 300.000 und 400.000 Menschen zwangssterilisiert, wobei etwa 5.000 an den Folgen starben, die Mehrheit davon Frauen.

Regionale Unterschiede in der Umsetzung dieser Maßnahmen werden ebenfalls thematisiert. In Württemberg waren die Anzeigen seltener als in Thüringen, teilweise aufgrund des Einflusses des Katholizismus und der Furcht vor Protesten. Auch die Eheberatung, bei der Gesundheitsämter Fortpflanzungsempfehlungen gaben und Ehetauglichkeitszeugnisse ausstellten, wird beleuchtet, um Ehen zwischen vermeintlich „erbgesunden“ und „erbkranken“ Bürger*innen zu verhindern.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges verschoben sich die Aufgaben der Gesundheitsämter, wobei die Bekämpfung von Epidemien, insbesondere Tuberkulose, in den Vordergrund rückte. Trotz systematischer Diagnosen mangelte es an geeigneten Heilverfahren, was das Leiden vieler Erkrankter verschlimmerte. Manche Tbc-Erkrankte wurden in gefängnisartige Einrichtungen eingewiesen und durch Vernachlässigung getötet.

Die Gesundheitsämter spielten auch eine zentrale Rolle bei den Euthanasie-Morden. Sie sammelten erbbiologisch relevante Daten, die für die Erfassung von Opfern entscheidend waren. Mit einem Geheimerlass des Reichs-Innenministeriums wurden Morde an behinderten Kindern und Säuglingen angeordnet, wobei Hebammen für Meldungen Prämien erhielten. Gutachter-Ausschüsse entschieden über Leben und Tod der Kinder, die in speziellen „Kinderfachabteilungen“ ermordet wurden.

Die Gesundheitsbehörden waren ebenfalls in die massenweise Deportation, Versklavung und Vernichtung von Menschen eingebunden. Amtsärzte urteilten über die Arbeitsfähigkeit von Zwangsarbeiter*innen und entschieden über deren Schicksal. Nach dem Krieg wurden viele Angehörige des Gesundheitswesens von den Besatzungsmächten in ihren Ämtern belassen, und einige NS-Gesetze blieben in der BRD weiterhin in Kraft, wenngleich sie nicht angewendet wurden.

Die Ausstellung „Volk, Gesundheit, Staat“ ist bis zum 1. September 2024 im Foyer des Landes-Gesundheitsministeriums in Potsdam zu sehen und soll sowohl historische Aufarbeitung als auch eine politische Signalwirkung für die Gegenwart und Zukunft bieten. Kristina Böhm betonte die Hoffnung, dass die Ausstellung vor den Landtagswahlen ein Zeichen setzen kann.

Die Ausstellung „Volk, Gesundheit, Staat“ stellt sich der schwierigen Aufgabe, die Rolle des Gesundheitswesens während der NS-Zeit umfassend zu beleuchten. Sie zeigt, wie tief die Medizin und das Gesundheitswesen in die Ideologie und Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt waren. Besonders erschreckend ist die Erkenntnis, dass viele der involvierten Ärzte und Gesundheitsbeamten nach dem Krieg weiterhin in ihren Positionen blieben und einige der NS-Gesetze in der Bundesrepublik fortbestanden.

Diese Ausstellung ist ein notwendiger Schritt zur Aufarbeitung und Mahnung. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, historische Verantwortung zu übernehmen und Lehren für die Zukunft zu ziehen. Gerade in Zeiten, in denen populistische Strömungen wieder an Einfluss gewinnen, ist es entscheidend, dass die Prinzipien des Hippokratischen Eides und die ethischen Grundlagen der Medizin nicht erneut in den Hintergrund geraten. Die Ausstellung setzt ein wichtiges Zeichen und fordert uns auf, wachsam zu bleiben und die Lehren der Vergangenheit niemals zu vergessen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung.

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • Die PharmaRisk® FLEX
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    Eine flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
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Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.

Mit der ApoRisk® FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.

  • Die PharmaRisk® CYBER
    Die PharmaRisk® CYBER
    Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken