ApoRisk® auf Facebook ApoRisk® auf X
  • 19.08.2025 – Versand wächst riskant, Apotheken werben provokant, Apotheken-Nachrichten zeigen digitale und finanzielle Brüche
    19.08.2025 – Versand wächst riskant, Apotheken werben provokant, Apotheken-Nachrichten zeigen digitale und finanzielle Brüche
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Vom riskanten Wachstum bei DocMorris über eine polarisierende Werbeaktion der Stachus-Apotheke bis zu TI-Störungen und der Warnung des...

Für Sie gelesen

Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Versand wächst riskant, Apotheken werben provokant, Apotheken-Nachrichten zeigen digitale und finanzielle Brüche

 

Wie DocMorris Umsatz und Verluste steigert, Münchner Offizinen mit Kampagnen polarisieren, TI-Störungen das Vertrauen gefährden und der Bundesrechnungshof steigende Kassenbeiträge prognostiziert

Apotheken-News: Bericht von heute

Die vergangenen Tage haben gleich mehrere Entwicklungen sichtbar gemacht, die das Apothekenwesen prägen und zugleich seine politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschärfen. Während DocMorris mit einem Umsatzplus von über 40 Prozent seine Macht im Rx-Versandhandel ausbaut, gleichzeitig aber Verluste in Millionenhöhe anhäuft, setzt die Münchner Stachus-Apotheke auf provokante Eigenwerbung und ruft mit „Ohne Jauch geht’s auch“ die Frage nach selbstbewusster Sichtbarkeit auf. Parallel dazu sorgen wiederholte Störungen in der Telematikinfrastruktur für Frust in Apotheken, die mit Ausfällen von SMC-B und HBA nicht nur Arbeitszeit verlieren, sondern auch Kunden an den Versand. Und schließlich warnt der Bundesrechnungshof, dass die Zusatzbeiträge der Krankenkassen dauerhaft steigen werden, weil die Ausgaben strukturell über den Einnahmen liegen – mit Folgen für Versicherte, Arbeitgeber und Leistungserbringer. Gemeinsam zeigen diese Schlaglichter, dass Apotheken zwischen Wettbewerbsdruck, Imagekampf, technischer Unsicherheit und finanzpolitischem Risiko zugleich bestehen müssen.

 

 

Versandhandel wächst, Verluste steigen, Risiken bleiben

DocMorris, einer der größten europäischen Versandhändler für verschreibungspflichtige Arzneimittel, hat im ersten Halbjahr 2025 starke Wachstumszahlen gemeldet und gleichzeitig eine massive Ausweitung seiner Verluste offenbaren müssen. Mit 110 Millionen Franken Umsatz bei Rx-Medikamenten verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg von 40,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Wachstum wird von Beobachtern als Beleg dafür gewertet, dass sich die Nachfrage nach Online-Bestellungen von verschreibungspflichtigen Präparaten in der Breite der Bevölkerung weiter verfestigt. Zugleich verdeutlichen die Zahlen aber, dass Marktanteilsgewinne keineswegs automatisch in solide Wirtschaftlichkeit münden. Denn die Verluste stiegen auf 62 Millionen Franken, fast zwei Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Für den Konzern bedeutet dies, dass seine Wachstumsstrategie in einem fragilen Gleichgewicht zwischen Expansionsdrang und struktureller Unrentabilität steht.

Aus Sicht der Apotheken vor Ort ist dieser Befund zwiespältig. Einerseits zeigt der wachsende Marktanteil von DocMorris, dass viele Patienten und Versicherte bereit sind, ihre Rezepte nicht mehr in der Offizin, sondern online einzulösen. Der digitale Komfort, verbunden mit aggressiven Marketingaktionen, ist für bestimmte Kundengruppen verlockend. Andererseits aber macht der massive Verlust deutlich, dass es sich um ein Geschäftsmodell handelt, das nicht aus eigener Stabilität lebt, sondern von Investoren getragen wird. Das stellt die Frage, wie lange ein solcher Kurs durchgehalten werden kann – und ob ein börsennotierter Player mit dauerhaft roten Zahlen nicht die Versorgungssicherheit gefährdet. Denn anders als eine öffentliche Apotheke, die mit betriebswirtschaftlicher Sorgfalt und gesetzlichem Auftrag handeln muss, kann ein Konzern Verluste jahrelang überbrücken, solange Kapitalgeber bereit sind, Mittel bereitzustellen.

Damit entsteht eine Asymmetrie, die die Standesvertretungen seit Jahren kritisieren. Während Präsenzapotheken Notdienste leisten, Beratung vorhalten und mit festen Margen wirtschaften müssen, kann ein internationaler Konzern den Markt mit Preisen und Kampagnen bespielen, die sich kurzfristig rechnen mögen, langfristig aber enorme Löcher reißen. Abda-Präsident Thomas Preis hat in diesem Zusammenhang wiederholt betont, dass Wettbewerbsbedingungen nur dann fair sind, wenn auch die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Er sieht im Geschäftsgebaren von DocMorris eine Gefahr für die Struktur des Marktes, da Gewinne nicht im Zentrum stehen, sondern die Eroberung von Marktanteilen. Für viele Apothekerinnen und Apotheker vor Ort ist dies ein Schlag ins Gesicht: Während sie um das wirtschaftliche Überleben kämpfen, werden Milliarden im Börsenumfeld mobilisiert, um Verluste auszugleichen.

Hinzu kommt die politische Dimension. Mit jedem Prozentpunkt mehr Umsatz im Versandhandel stellt sich drängender die Frage, wie die Balance zwischen digitalem Angebot und stationärer Versorgung gesichert werden soll. Politikerinnen wie Bundesgesundheitsministerin Nina Warken haben betont, dass die flächendeckende Verfügbarkeit von Arzneimitteln nicht vom Goodwill eines Konzerns abhängen darf, sondern durch ein stabiles Apothekensystem gewährleistet werden muss. Die Verluste von DocMorris unterstreichen, wie unsicher die Basis des Versandhandels ist. Sollte ein solcher Anbieter seinen Kurs nicht mehr halten können, stünde ein erheblicher Teil der Versorgung potenziell infrage. Für die Politik ist es daher notwendig, den rechtlichen Rahmen zu prüfen: Reicht die aktuelle Regulierung aus, oder muss stärker eingegriffen werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern?

Auch für die Versicherten bleibt die Lage ambivalent. Auf den ersten Blick profitieren sie von Rabattaktionen, Boni oder dem Versprechen digitaler Bequemlichkeit. Doch dahinter stehen systemische Risiken: Wenn ein Anbieter mit Verlusten operiert, besteht die Gefahr, dass er entweder aussteigt, Geschäftsmodelle abrupt ändert oder durch internationale Investoren in eine Richtung gedrängt wird, die nicht primär die Versorgungssicherheit im Blick hat. Für Patienten wäre das fatal, weil es keine Garantie gibt, dass Versorgungskontinuität im Krisenfall gesichert bleibt. Apotheken vor Ort bieten hingegen genau diese Sicherheit – sie sind unabhängig von kurzfristigen Investoreninteressen und in die Versorgungsstrukturen eingebettet. Damit wird die Rolle der Offizin deutlich: Sie ist weniger spektakulär, dafür stabil und resilient.

Aus wirtschaftlicher Sicht deutet das Halbjahresergebnis von DocMorris auf ein strukturelles Dilemma hin. Wachstum im Umsatz bringt nicht automatisch Stabilität in der Bilanz. Die hohen Kosten für Marketing, Logistik, IT und Infrastruktur verschlingen die Erlöse, und der Druck, durch aggressive Expansion weitere Marktanteile zu gewinnen, verschärft die Lage noch. Für Investoren mag das kurzfristig attraktiv erscheinen, weil es Marktführerschaft verspricht. Für das Versorgungssystem ist es jedoch ein Risiko, wenn die Grundlage nicht Wirtschaftlichkeit, sondern permanenter Kapitalzufluss ist. Für Apothekenpolitik, Versicherte und Patienten stellt sich deshalb die Frage, ob ein solches Modell dauerhaft tragfähig ist – oder ob die Politik nicht stärker auf ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und Stabilität setzen muss.

 

Apotheke wirbt offensiv, Kampagne polarisiert, Sichtbarkeit steigt

Die Stachus-Apotheke in München hat mit einer ungewöhnlichen Werbekampagne bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Unter dem Motto „Ohne Jauch geht’s auch“ platzierte sie gleich zwei großformatige Anzeigen in einer Münchner Tageszeitung. Der Slogan spielt direkt auf den TV-Moderator Günther Jauch an, der als prominentes Gesicht für einen großen Versandhändler auftritt. Mit dieser Aktion positioniert sich die Offizin bewusst als Gegenpol zur Marktmacht internationaler Plattformen und setzt ein Signal der Selbstbehauptung. Anstelle leiser Aufklärung setzt sie auf provokante Sichtbarkeit – eine Strategie, die in einem stark regulierten Markt bislang ungewöhnlich war. Dass eine Apotheke in einer Innenstadtlage diesen Weg wählt, zeigt, wie stark der Druck auf die Branche geworden ist, im öffentlichen Raum sichtbar zu bleiben und die eigene Rolle in der Versorgung zu verteidigen.

Die Reaktionen auf die Kampagne fielen erwartungsgemäß gespalten aus. Befürworter sehen in dem Auftritt ein mutiges Zeichen, das verdeutlicht, dass Apotheken mehr können, als nur in Fachkreisen um Gehör zu bitten. Sie erkennen darin den Versuch, den Kampf um Aufmerksamkeit offensiv aufzunehmen und die Debatte über die Vor-Ort-Versorgung in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Kritiker hingegen werfen der Apotheke vor, das Niveau zu senken und den Konflikt auf eine persönliche Ebene zu ziehen, die der Seriosität des Berufsstandes schade. Diese Polarisierung ist Teil der Strategie: Nur durch Reibung entsteht Aufmerksamkeit, und Aufmerksamkeit ist in Zeiten dominanter Online-Kampagnen ein knappes Gut. Unabhängig von der Bewertung hat die Stachus-Apotheke erreicht, dass über Apotheken in der Öffentlichkeit gesprochen wird – und zwar jenseits der Fachpresse.

Für die Standespolitik hat die Aktion Signalwirkung. Sie zeigt, dass Vor-Ort-Apotheken bereit sind, eigene Kommunikationswege zu beschreiten, statt auf politische Prozesse oder klassische Kammerstrukturen zu warten. Gerade in einer Zeit, in der die öffentliche Wahrnehmung stark durch Versandapotheken geprägt ist, kann ein selbstbewusstes Auftreten helfen, die Präsenzapotheke im Bewusstsein der Verbraucher zu verankern. Werbung im Gesundheitswesen ist rechtlich eng reguliert, doch innerhalb der Grenzen gibt es Spielräume, die bislang selten genutzt wurden. Dass nun eine Apotheke diese Spielräume ausschöpft, könnte andere ermutigen, ebenfalls stärker in den Dialog mit der Öffentlichkeit einzutreten. Damit verschiebt sich auch die Frage, wie weit Apotheken gehen dürfen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen – und ob sie es sich leisten können, auf Provokation zu verzichten.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann die Kampagne eine strategische Investition in die Markenbildung der Offizin sein. In einem Umfeld, in dem der Wettbewerb zunehmend über Onlinekanäle geführt wird, ist es für Präsenzapotheken entscheidend, ein eigenes Profil zu entwickeln. Die Stachus-Apotheke setzt dabei nicht auf Rabatte oder Sonderangebote, sondern auf ein starkes Symbol: Sie definiert sich über Unabhängigkeit und den direkten Gegensatz zu einem Promi-gestützten Versandhandel. Ob sich dieser Ansatz in gesteigerten Umsätzen niederschlägt, ist offen. Doch der langfristige Wert liegt in der Positionierung: Eine Apotheke, die sichtbar ist, die ihre Stimme erhebt und die Öffentlichkeit erreicht, sichert sich ein Alleinstellungsmerkmal, das über reines Preisargument hinausgeht.

Für die Branche stellt sich die Frage, ob solche Kampagnen Einzelfälle bleiben oder ob sie eine neue Kommunikationskultur einleiten. Klar ist: Apotheken, die schweigen, drohen im öffentlichen Bewusstsein unterzugehen. Versandhändler investieren Millionen in Werbung, nutzen Prominente und mediale Reichweite, während die Offizin oft stillhält. Die Aktion aus München könnte ein Umdenken einleiten – nicht im Sinne plakativer Provokation um jeden Preis, sondern als Ermutigung, eigene Botschaften selbstbewusst zu platzieren. Sie zeigt, dass Sichtbarkeit nicht nur über politische Verbände entsteht, sondern auch aus der Initiative einzelner Betriebe. Damit verändert sich die Rolle der Apotheke: von der reinen Versorgerin im Hintergrund hin zur aktiven Stimme im gesellschaftlichen Diskurs über die Zukunft der Arzneimittelversorgung.

 

Technik stockt, Kunden weichen aus, Apotheken verlieren

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen gilt als Schlüssel zur Zukunftssicherung, doch gerade die Telematikinfrastruktur (TI) zeigt, wie brüchig die technische Basis sein kann. Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen zu Störungen beim Zugang über den Institutionsausweis SMC-B oder beim Heilberufsausweis HBA. Für Apotheken bedeutet das, dass zentrale Prozesse blockiert sind: Rezepte lassen sich nicht einlösen, Daten können nicht übertragen werden, und Patienten müssen warten. Diese technischen Ausfälle sind nicht nur lästig, sondern haben direkte finanzielle Folgen. Wenn Kunden frustriert ihre Verordnungen nicht in der Offizin einlösen oder im schlimmsten Fall zum Versandhändler wechseln, verliert die Apotheke Umsatz, den sie angesichts ohnehin angespannter Margen dringend braucht. Damit wird aus einem IT-Problem ein existenzielles Risiko für den gesamten Berufsstand.

Die Belastung für das Apothekenteam ist enorm. Mitarbeitende, die eigentlich für Beratung und pharmazeutische Dienstleistungen geschult sind, müssen sich mit Hotline-Warteschleifen, temporären Workarounds und improvisierten Lösungen herumschlagen. Das kostet Zeit, Nerven und Kraft – Ressourcen, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden. Hinzu kommt die psychologische Komponente: Wenn die Technik unzuverlässig ist, schwindet das Vertrauen in die Digitalisierung insgesamt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die tagtäglich mit Ausfällen kämpfen, entwickeln Frustration, die langfristig zur Demotivation führen kann. Und Patienten, die ihre Rezepte nicht reibungslos einlösen können, fragen sich, warum das System nicht funktioniert, obwohl Milliarden in die Digitalisierung des Gesundheitswesens fließen. So entsteht eine Vertrauenskrise, die weit über die Apotheke hinausreicht.

Für die Apotheken verschärft sich die Situation, weil der Versandhandel von diesen Problemen weniger betroffen ist. Große Plattformen können ihre Systeme zentral absichern und Störungen besser kompensieren, während einzelne Vor-Ort-Apotheken kaum Möglichkeiten haben, Ausfälle lokal aufzufangen. Jeder technische Fehler wirkt sich unmittelbar auf den Alltag aus, jeder abgewanderte Kunde könnte dauerhaft verloren sein. Das verstärkt die Asymmetrie im Wettbewerb: Während Offizinen gesetzlich verpflichtet sind, die Infrastruktur zu nutzen, können Versandhändler flexibler agieren und profitieren indirekt vom Vertrauensverlust der Patienten gegenüber der TI. Genau hier entsteht eine der größten Gefahren für die Versorgungskultur: Ein System, das eigentlich gleiche Bedingungen schaffen sollte, kippt zugunsten derjenigen, die weniger Verantwortung tragen.

Auch politisch ist die Lage brisant. Die TI wurde mit großem Aufwand und hohen Erwartungen eingeführt, doch die Realität zeigt, dass Stabilität und Zuverlässigkeit oft fehlen. In der öffentlichen Wahrnehmung wird das nicht differenziert: Bürgerinnen und Bürger sehen nur, dass die Apotheke ihre Aufgabe nicht erfüllen kann. Damit gerät die Politik unter Druck, nicht nur die technischen Probleme zu beheben, sondern auch die Kommunikation zu verbessern. Apotheken fordern seit langem, dass es verlässliche Eskalationsmechanismen gibt, die bei Ausfällen greifen, sowie eine Entlastung bei Haftungsfragen. Solange diese fehlt, bleiben die Apotheken die Leidtragenden einer Infrastruktur, deren Fehler sie weder zu verantworten noch zu beheben haben.

Im Kern zeigt die Debatte um die TI-Störungen, wie sehr die Digitalisierung zur Nagelprobe für das Gesundheitssystem geworden ist. Sie kann Effizienz und Transparenz bringen – oder Frust und Wettbewerbsnachteile. Für Apotheken steht viel auf dem Spiel: Sie müssen ihre Position zwischen Patienten, Krankenkassen und Politik behaupten, ohne über die technischen Stellschrauben selbst verfügen zu können. Jeder Ausfall bedeutet nicht nur eine Störung, sondern ein Signal an die Patienten, dass das System unsicher ist. In einer Zeit, in der Vertrauen zur wichtigsten Währung im Gesundheitswesen wird, können sich solche Signale als fatal erweisen. Die TI soll das Rückgrat der Versorgung bilden, doch solange dieses Rückgrat instabil ist, droht die gesamte Konstruktion einzustürzen – mit Folgen, die weit über einzelne Apotheken hinausreichen.

 

Kassen schwächeln, Beiträge steigen, Politik gerät unter Druck

Der Bundesrechnungshof hat in einem aktuellen Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags eindringlich vor einer dauerhaften Schieflage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gewarnt. Bereits im vergangenen Jahr verzeichneten die Krankenkassen ein Rekordwachstum bei den Ausgaben, und auch für die kommenden Jahre geht die Behörde davon aus, dass die Einnahmen kontinuierlich hinter den Kosten zurückbleiben. Besonders kritisch: Diese Entwicklung ist nicht vorübergehend, sondern strukturell bedingt. Für die Versicherten bedeutet das, dass die Zusatzbeiträge – der flexible Hebel im Finanzierungssystem – spürbar steigen werden. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag liegt bereits bei 1,7 Prozent, einzelne Kassen erheben deutlich mehr. Sollte sich der Trend fortsetzen, droht eine anhaltende Mehrbelastung von Millionen Haushalten, die mit steigenden Preisen und wirtschaftlicher Unsicherheit ohnehin zu kämpfen haben.

Die Ursachen für die finanzielle Schieflage sind vielfältig und tief verwurzelt. Neben dem demografischen Wandel, der zu höheren Leistungsausgaben führt, belasten insbesondere teure Innovationen in der Arzneimittelversorgung sowie steigende Personalkosten die Kassen. Hinzu kommt ein politisch sensibler Punkt: In den vergangenen Jahren hat der Staat die GKV wiederholt für gesamtgesellschaftliche Aufgaben herangezogen, etwa bei der Pandemiebekämpfung oder der Finanzierung sozialpolitischer Maßnahmen. Diese Ausgaben wurden nicht vollständig kompensiert, sodass die Kassen immer mehr Eigenlast tragen. In der Folge wächst die strukturelle Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben. Der Bundesrechnungshof spricht in seinem Bericht von einem Risiko für die Stabilität der gesamten Finanzarchitektur der Sozialversicherung.

Für die Apotheken hat diese Entwicklung direkte Konsequenzen. Denn steigende Ausgaben der Krankenkassen führen oft dazu, dass an anderer Stelle gespart wird – insbesondere im Bereich der Arzneimittelversorgung. Schon jetzt wächst der Druck auf die Vergütung der Apotheken, sei es durch Rabattsysteme, neue Vertragsmodelle oder eine restriktive Genehmigungspraxis. Je enger die Budgets der Kassen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Leistungserbringer stärker in die Pflicht genommen werden. Für die Offizin bedeutet das: weniger Spielraum, mehr Bürokratie und eine noch schwierigere wirtschaftliche Lage. Damit wird die Finanzkrise der GKV zu einem Risiko für die flächendeckende Versorgung, denn Apotheken können auf Dauer nicht gleichzeitig mehr leisten und weniger erhalten.

Die politischen Implikationen sind erheblich. Steigende Zusatzbeiträge belasten nicht nur die Versicherten, sondern auch die Arbeitgeber, die die Beiträge paritätisch mittragen. In Zeiten schwacher Konjunktur verschärft dies die Sorgen um Wettbewerbsfähigkeit und Kaufkraft. Für die Regierung ist es ein Spagat: Einerseits darf sie die Beitragszahler nicht überfordern, andererseits müssen die Finanzlöcher geschlossen werden. Der Bundesrechnungshof fordert deshalb eine strukturelle Neuordnung, die über kurzfristige Finanzspritzen hinausgeht. Diskutiert werden Modelle wie eine breitere Einnahmebasis durch Einbeziehung weiterer Einkommensarten, eine stärkere Steuerfinanzierung oder eine strengere Priorisierung der Leistungen. Keine dieser Optionen ist politisch bequem, doch ohne grundlegende Reformen droht ein schleichender Vertrauensverlust in die Handlungsfähigkeit des Systems.

Auch für die Patienten ist die Lage ernst. Steigende Zusatzbeiträge bedeuten reale Einkommenseinbußen, die gerade für Geringverdiener spürbar sind. Wenn gleichzeitig das Leistungsniveau nicht verbessert oder sogar eingeschränkt wird, wächst die Unzufriedenheit mit dem System. Schon jetzt zeigen Umfragen, dass viele Bürgerinnen und Bürger Zweifel haben, ob die GKV langfristig stabil bleibt. Apotheken geraten dabei in eine schwierige Doppelrolle: Sie sind Teil des Systems, das von Finanzproblemen geplagt wird, und gleichzeitig Anlaufstelle für Patienten, die Fragen und Sorgen zu steigenden Kosten haben. Damit stehen sie buchstäblich an der Schnittstelle zwischen Politik, Krankenkassen und Versicherten – und müssen erklären, was eigentlich politisch entschieden wird.

Im Kern ist die Warnung des Bundesrechnungshofs mehr als ein nüchterner Finanzbericht. Sie ist ein Weckruf, dass das Fundament der GKV ins Wanken geraten ist. Wenn die Einnahmen dauerhaft nicht reichen, wird das System instabil, und damit gerät einer der zentralen Pfeiler des Sozialstaates in Gefahr. Für die Politik ist dies ein Auftrag, endlich Reformen anzugehen, die seit Jahren aufgeschoben werden. Für die Apotheken ist es ein Signal, dass ihre wirtschaftliche Lage noch enger an die Gesundheit der Kassen geknüpft ist, als vielen bewusst ist. Und für die Bürger bleibt die Botschaft klar: Ohne tiefgreifende Veränderungen wird Gesundheit nicht nur teurer, sondern auch unsicherer.

 

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt. Denn ob wachstumsgetriebener Versandhandel, provokante Werbung, digitale Ausfälle oder Finanzwarnungen: Sie alle zeigen, dass die Apotheken nicht nur Arzneimittel abgeben, sondern im Zentrum einer Versorgungskultur stehen, deren Stabilität täglich neu ausgehandelt wird.

 

Tagesthemenüberblick: https://aporisk.de/aktuell

Zurück zur Übersicht

Kontakt
Jetzt Ihr persönliches Angebot anfordern!
Rückrufservice
Gerne rufen wir Sie zurück!
Suche
  • Pharmarisk® OMNI: Die Allrisk-Police zu Fixprämien
    Pharmarisk® OMNI: Die Allrisk-Police zu Fixprämien
    Allgefahrenschutz online berechnen und beantragen

Wir kennen Ihr Geschäft, und das garantiert Ihnen eine individuelle und kompetente Beratung.

Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.

Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.

  • Die PharmaRisk® FLEX
    Die PharmaRisk® FLEX
    Eine flexible Versicherung für alle betrieblichen Gefahren
Nutzen Sie unsere Erfahrung und rufen Sie uns an

Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.

Mit der ApoRisk® FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.

  • Die PharmaRisk® CYBER
    Die PharmaRisk® CYBER
    Eine einzige Versicherung für alle Internetrisiken