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  • 20.07.2025 – Kommentar des Tages – Seyfettin Günder: Wenn Apotheken haften, während das System sich entzieht
    20.07.2025 – Kommentar des Tages – Seyfettin Günder: Wenn Apotheken haften, während das System sich entzieht
    APOTHEKE | Systemblick |  Versorgung ohne Systemrückhalt: Apotheken stemmen Verantwortung, haften juristisch, tragen digital – und bleiben strukturell ungeschützt. Kom...

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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Systemblick | 

Kommentar des Tages – Seyfettin Günder: Wenn Apotheken haften, während das System sich entzieht

 

Ausgabe Nr. 9 | ePA-Leere, Preisbindungsstreit, Versicherungsversagen, Kulturbruch im Versorgungssystem

Apotheken-News: Kommentar von heute

Was schützt, wenn alles schweigt?
Warum Apotheken zu Risikozentren geworden sind – und das System es in Kauf nimmt

Wenn ein Gebrauchtwagenurteil aus Lübeck zur Grundsatzfrage der Versorgung wird, die elektronische Patientenakte trotz Millionen Nutzerkonten leer bleibt, ein Halteverbot den Kundenstrom einer Apotheke kappt, Hitze die Pharmakologie verändert, das höchste Gericht über Preisbindung streitet, die Versicherungen pauschale Risiken ignorieren und eine Apotheke in Gummersbach gegen alle Wahrscheinlichkeiten 50 Jahre überlebt – dann ist es Zeit, nicht mehr über Symptome, sondern über das System zu sprechen. Ein System, das Verantwortung kennt, aber Schutz verweigert.

Der Blick auf die elektronische Patientenakte wirkt wie ein Brennglas: Millionen Accounts, kaum aktive Nutzung. Warum? Weil das System Optionen baut, aber keine Verantwortung strukturiert. Weil Patienten mit Tools allein gelassen werden, während Apotheken haften, wenn etwas schiefläuft. Die Digitalisierung ist nicht das Problem – die Verantwortungslücke ist es.

Derweil verhandelt der Bundesgerichtshof über die Preisbindung – ein Prinzip, das über Jahrzehnte Versorgung stabilisiert hat. Und was macht das System? Es lässt zu, dass Versandlogik gegen Versorgungsrealität ausgespielt wird. Wer in diesem Spiel unterliegt, ist längst klar: Die Vor-Ort-Apotheke wird zum letzten Anker im Sturm – ohne Ankerseil.

Diese Apotheken wiederum geraten nicht nur ökonomisch, sondern auch juristisch unter Druck. Jede Rezeptur, jede Dokumentation, jeder BtM-Vorgang kann zur Haftungsfalle werden. Gleichzeitig steigen Bürokratie, Pflichten, und der Gesetzgeber kündigt mit dem ApoRG ein Reformpaket an, das den Strukturbruch eher verstärkt als abfedert. Was fehlt, ist nicht Regulierung – was fehlt, ist Schutz.

Und auch dieser lässt sich messen: Versicherer bieten Policen an, die Cyberrisiken ignorieren, keine pharmazeutischen Dienstleistungen kennen, Pflegeheimversorgung nicht sauber abbilden – dabei sind genau das die Zukunftsbereiche. Apotheken tragen Verantwortung für Versorgung, aber niemand trägt Verantwortung für ihre Absicherung.

Der Fall der Margareten-Apotheke in Bonn zeigt das im Kleinen: Zwei verschwundene Parkplätze und ein Halteverbot ruinieren die Frequenz – und die Verwaltung sagt: Pech gehabt. So klingt ein Staat, der nicht mehr schützt, sondern durchreguliert. Nicht weil er nicht kann – sondern weil er nicht mehr will.

Derweil verändert Hitze nicht nur das Klima, sondern auch die Arzneiwirkung. Die Calor-Liste ist ein gutes Projekt – aber wieder landen Verantwortung und Umsetzung bei den Apotheken. Ohne Vergütung, ohne strukturelle Rückendeckung. Versorgung wird erwartet – Unterstützung nicht angeboten.

Und trotzdem gibt es Orte wie die Agger Apotheke in Gummersbach. Fünf Jahrzehnte im Bestand – in einem System, das Kleinbetriebe nicht mehr vorsieht, sondern durchrechnet. Der Bestand wird zur Ausnahme, die Ausnahme zum Skandal, das Überleben zum Widerstand.

Dazu passt der Beschluss zur Liposuktion bei Lipödem: Richtig, wichtig, notwendig – aber spät. Die Versicherten mussten kämpfen, warten, hoffen. Und die Apotheken, die sie in dieser Zeit begleitet haben, standen dabei oft allein – ohne Schutz, ohne Status, ohne Systemmacht.

Wenn alle diese Themen etwas eint, dann dies: Es geht nicht um Einzelfälle. Es geht um ein System, das die Letztleister – die Apotheken – strukturell überfordert, rechtlich exponiert, versicherungstechnisch im Stich lässt und gleichzeitig rhetorisch zur Verantwortung ruft. Es geht um ein Missverhältnis zwischen dem, was verlangt wird, und dem, was angeboten wird.

Die Apotheken sollen digital kommunizieren, analog absichern, wirtschaftlich bestehen, juristisch haften, gesellschaftlich Vertrauen sichern und politisch ruhig bleiben. Was sie nicht dürfen: versagen. Doch genau dafür sorgt das System – strukturell.

Und darum lautet die zentrale Frage: Wenn Apotheken alles geben – was gibt das System zurück?

Manchmal liegt die Wahrheit nicht im Fehlverhalten Einzelner, sondern im Versäumnis aller. Wenn ein System von Verantwortung lebt, aber keinen Schutz mehr liefert, entsteht keine Effizienz – sondern Erschöpfung. Und am Ende wird nicht der Fehler haften, sondern der, der ihn tragen muss. Immer.

SG

Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs

Kontakt: sg@aporisk.de

 

Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.

Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.

Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.

Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.

 

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