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  • 20.07.2025 – Sicherheit ist keine Option, Verantwortung kein Konjunktiv, Struktur kein Zufall
    20.07.2025 – Sicherheit ist keine Option, Verantwortung kein Konjunktiv, Struktur kein Zufall
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Versorgung ohne Schutz: Apotheken stehen unter Digitaldruck, haften für Systemlücken und kämpfen gegen strukturelle Risiken. Ein Beri...

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hier ist der vollständige Text für Sie:

ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Sicherheit ist keine Option, Verantwortung kein Konjunktiv, Struktur kein Zufall

 

Wie Apotheken zwischen digitaler Verwundbarkeit, rechtlicher Haftung und politischem Strukturversagen zerrieben werden – und was das über ein System verrät, das zwar kontrolliert, aber nicht schützt

Apotheken-News: Bericht von heute

Während Millionen Versicherte ihre elektronische Patientenakte gar nicht oder nur passiv nutzen, zeigen sich tiefere Risse im Versorgungsgefüge: Apotheken stehen nicht nur im Schatten technologischer Umbrüche, sondern zunehmend auch ohne verlässliche Schutzstrukturen da – digital verletzbar, juristisch exponiert, wirtschaftlich unter Druck. Zwischen Cyberrisiken, Rezepturverantwortung, DSGVO-Bußgeldern und drohender Preisbindungsaufhebung im Versandhandel wird deutlich, dass Verantwortung in der Versorgung nicht mit Absicherung einhergeht. Der Bundesgerichtshof verhandelt über Systemfragen, während vor Ort Apotheken mit Halteverboten, IT-Ausfällen oder falsch verstandener Parkraumordnung kämpfen. Dazu kommt ein kulturelles Problem: Die Selbstwahrnehmung als bloßer Versorger verkennt die Realität eines Berufsstandes, der längst Manager, Jurist und Risikokoordinator zugleich sein muss. Gerichtsurteile wie das aus Lübeck, das über Offenbarungspflichten bei Gebrauchtwagenverkäufen urteilt, werfen Schatten auf analoge Schweigepraktiken im Gesundheitswesen. Wenn selbst Versicherungen standardisierte Policen anbieten, die digitale Ausfälle, Heimversorgung oder pharmazeutische Dienstleistungen ignorieren, zeigt sich: Die strukturelle Asymmetrie zwischen Verantwortung und Rückhalt wird zum systemischen Risiko. Apotheken sichern Versorgung, aber wer sichert die Apotheken?


Man muss sich eine Apotheke im Jahr 2025 nicht als Ort des Verkaufs vorstellen, sondern als letzten physischen Berührungspunkt zwischen System und Mensch, zwischen Digitalisierung und Beratung, zwischen Versorgungsideal und Reformrealität. Doch während politische Gremien über die Zukunft der Arzneimittelabgabe verhandeln, kämpft der Apothekenalltag mit einer Gegenwart, die strukturell unsicherer, rechtlich gefährlicher und ökonomisch fragiler geworden ist – ohne dass das System einen tragfähigen Schutzrahmen liefert. Die elektronische Patientenakte etwa, ein Leuchtturmprojekt der digitalen Gesundheitsversorgung, erreicht trotz elf Millionen angelegter Akten bei der TK nur 750.000 aktive Nutzer. Auch bei der Barmer: 7,8 Millionen ePAs, aber nur rund 250.000 Menschen, die sich aktiv mit ihren Gesundheitsdaten beschäftigen. Was als Empowerment der Patienten verkauft wird, bleibt eine leere Hülle – symbolisch für ein System, das technische Optionen schafft, aber Verantwortung an die Letztleister delegiert.

Gleichzeitig verhandelt der Bundesgerichtshof über nicht weniger als das Ende der Arzneimittelpreisbindung im Versand – ein Paradigmenbruch, der die Versorgungslogik nicht nur ökonomisch, sondern auch strukturell neu justieren könnte. Während Konzerne auf die Freiheit des Marktes pochen, zieht ein unbeirrbarer Professor gegen das Kippen der Preisbindung zu Felde, als sei er ein Relikt vergangener Ordnung, das dem Zeitgeist trotzt. Doch diese Konstellation zeigt: Was hier verhandelt wird, ist nicht bloß ein juristisches Detail, sondern ein letztes Gefecht zwischen staatlicher Verantwortung und wirtschaftlicher Entgrenzung. Und mittendrin: die Apotheken – nicht als Spieler, sondern als Spielfiguren in einem Match, dessen Regeln sie nicht mehr selbst schreiben.

Denn während auf politischer Ebene Marktlogik verhandelt wird, kämpfen die Apotheken vor Ort längst mit einer Realität, in der Sicherheit weder technisch noch rechtlich gewährleistet ist. Die Digitalisierung bringt nicht nur Effizienz, sondern auch Verwundbarkeit. Das E-Rezept, digitale Schnittstellen zu Ärzten, Rechenzentren und Warenwirtschaftssystemen machen Apotheken abhängig von Infrastrukturen, die bei Ausfall oder Angriff nicht nur die Versorgung lahmlegen, sondern auch sensible Patientendaten gefährden. Cyberangriffe auf Krankenhäuser sind längst bekannt, nun geraten zunehmend auch Apotheken ins Visier – mit potenziell existenzbedrohenden Folgen: Datenverlust, Betriebsunterbrechung, DSGVO-Strafen, Reputationsschäden.

Doch der größte blinde Fleck liegt nicht im Code, sondern im Recht. Die Apothekenleitung ist heute weit mehr als eine betriebswirtschaftliche Instanz – sie ist zur haftungsrechtlich exponierten Schaltstelle geworden. Dokumentationspflichten, korrekte Rezepturführung, BtM-Umgang, Delegationskontrolle – jeder einzelne Vorgang ist ein potenzielles Haftungsrisiko. Fehler bedeuten nicht nur Reputationsschäden, sondern können Regressforderungen der Kassen, Strafanzeigen oder existenzielle Abmahnungen nach sich ziehen. Die Aufsichtsbehörden verschärfen ihr Regime, während politische Rückendeckung ausbleibt.

Parallel dazu verdichtet sich die wirtschaftliche Schlinge. Das geplante Apothekenreformgesetz (ApoRG) aus dem Bundesgesundheitsministerium propagiert neue Versorgungsmodelle, deren Tragfähigkeit in der Fläche nicht einmal ansatzweise erwiesen ist. Während die Honorierung stagniert, steigen Bürokratiekosten, Personalkosten und Prozessaufwände. Apotheken, die heute wirtschaftlich ausbalanciert erscheinen, stehen oft mit dem Rücken zur Wand – ohne ausreichende Rücklagen, ohne strukturelle Entlastung. Jeder Ausfall, ob durch Feuer, Wasser, IT-Crash oder rechtlichen Konflikt, kann zum Kipppunkt in Richtung Schließung werden.

In dieser Gemengelage offenbart sich die eigentliche Systemkrise: Die Risikoverteilung ist asymmetrisch. Während staatliche Stellen bei Versorgungsversagen auf Personalmangel und Komplexität verweisen, haften Apothekerinnen und Apotheker persönlich für jede fehlerhafte Abgabe, jede falsche Dokumentation, jede versäumte Prozessregel. Die Apotheken tragen Verantwortung – doch der Schutzrahmen ist löchrig oder nicht vorhanden. Besonders dramatisch zeigt sich das bei standardisierten Versicherungsverträgen, die weder digitale Risiken noch versorgungsspezifische Geschäftsbereiche wie Pflegeheimversorgung oder pharmazeutische Dienstleistungen korrekt abbilden. Viele Policen ignorieren Ausfallrisiken, Vermögensschäden oder strukturelle Betriebsausfälle – eine Ignoranz, die im Ernstfall ruinös wird.

Hinzu kommt eine kulturelle Dimension: Viele Inhaber verstehen sich primär als Versorger, nicht als Risikomanager. Jahrzehntelang funktionierte das: man versorgte, man arbeitete, man bestand. Doch das reicht nicht mehr. Wer sich heute nicht mit Haftungsfragen, Prozessverantwortung und Risikoszenarien befasst, handelt fahrlässig – nicht nur im juristischen, sondern auch im unternehmerischen Sinn. Die Fallhöhe ist gestiegen. Fehler sind nicht mehr korrigierbare Ausrutscher, sondern potenzielle Endpunkte.

Dass dieses Prinzip der Offenbarungspflicht nicht nur in Apotheken gilt, zeigt exemplarisch ein aktuelles Urteil des Landgerichts Lübeck zum Gebrauchtwagenhandel. Wer als Verkäufer über außergewöhnliche Reparaturen schweigt, begeht arglistige Täuschung – selbst wenn der Käufer nicht explizit danach fragt. Das Gericht stellte klar: Bei „ungewöhnlichen“ Schäden besteht eine aktive Offenbarungspflicht. Ein Urteil, das zeigt, wie Transparenz zur Voraussetzung von Vertrauen wird. Und wie Schweigen – auch im Gesundheitswesen – zur Gefahr wird.

Ein ähnliches Schweigen begegnet man bei einem anderen Skandal: der Vernachlässigung funktionierender digitaler Instrumente wie der elektronischen Patientenakte. Millionen Versicherte haben sie – aber nur ein Bruchteil nutzt sie. Warum? Weil das System keine aktive Aufklärung betreibt, keine Usability garantiert und keine Verantwortung für das eigene Datenmanagement kultiviert. Die Patienten werden mit technischen Möglichkeiten allein gelassen – und gleichzeitig tragen die Letztleister die Konsequenzen für Fehler, Ausfälle und Missbrauch.

Ein strukturelles Problem offenbart sich auch im Stadtbild. In Bonn etwa verliert die Margareten-Apotheke Kundschaft, weil plötzlich ein absolutes Halteverbot vor der Tür steht. Zwei Parkplätze verschwinden, ein Betrieb leidet – und die Stadtverwaltung sagt lapidar: Pech gehabt. Kein Dialog, kein Kompromiss, keine Rücksicht auf Versorgungslogik. Infrastrukturplanung ohne Versorgungsperspektive – ein weiteres Mosaiksteinchen im Bild einer Struktur, die ihre Fundamente selbst untergräbt.

Gleichzeitig bringen neue medizinische Entwicklungen neue Herausforderungen. Das Beispiel Hitze zeigt, wie äußere Umweltbedingungen mit Medikamentenwirkungen interagieren. Die Calor-Liste weist auf hitzeempfindliche Arzneiformen und Risiken hin – doch wer übernimmt Verantwortung für Beratung, Umsetzung, Monitoring? Die Apotheken sollen es leisten. Ohne gesonderte Vergütung, ohne strukturelle Unterstützung. Ein System, das auf Freiwilligkeit setzt, wenn es um Leben geht – das ist keine nachhaltige Versorgungspolitik, sondern strukturelle Erschöpfung.

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Agger Apotheke in Gummersbach: Seit 50 Jahren im Familienbesitz, geführt über Generationen, übersteht sie Digitalisierung, Reformdruck, Strukturverwerfungen. Doch auch hier sagt der aktuelle Inhaber, Jan Simons, sinngemäß: Es ist keine Selbstverständlichkeit mehr, zu bestehen. In einer Zeit, in der Versicherungen standardisieren, Verwaltungen flexibilisieren und Versorger individualisieren müssen, wird jedes funktionierende Kleinunternehmen zur Ausnahme – und jeder Bestand zum Widerstand gegen systemische Erosion.

Dazu passt der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses: Liposuktionen bei Lipödem werden zur Kassenleistung – unabhängig vom Stadium. Eine Entscheidung im Sinne vieler Betroffener, medizinisch nachvollziehbar, aber auch ein Eingeständnis, dass der Kampf um Anerkennung, Aufklärung und Gerechtigkeit oft Jahre dauert. Wie viele Versorgungslücken bleiben bis dahin bestehen? Und wer trägt sie?

Im Schatten dieser Themen verblasst fast eine andere Realität: dass das Vertrauen in Gesundheitsstrukturen messbar sinkt. Nicht weil Versorgung schlechter wäre, sondern weil Transparenz fehlt. Weil Verantwortung nicht geteilt, sondern weitergereicht wird. Und weil Systeme auf Eigenverantwortung pochen, aber Schutzmechanismen verweigern. Das gilt für Versicherer, für Verwaltungen, für politische Akteure – aber auch für die Apotheken selbst.

Die Zukunft der Apotheken wird nicht allein durch Gesetze, Honorare oder Reformmodelle entschieden, sondern durch eine Frage, die im Zentrum aller Krisen steht: Wer übernimmt Verantwortung – und wer schützt die, die sie tagtäglich tragen?

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

Die Sicherheitslücke liegt nicht in der Technik, nicht im Recht, nicht im System allein – sie liegt im Bruch zwischen Verantwortung und Schutz. Apotheken stehen sinnbildlich für diese Lücke: Sie sind verpflichtet, zu leisten, zu dokumentieren, zu haften. Doch sie werden nicht entsprechend abgesichert. Die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems entscheidet sich daher nicht an der Zahl der ePA-Nutzer oder am Text des ApoRG – sondern an der Bereitschaft, Schutz dort zu verankern, wo Verantwortung täglich real wird. Verantwortung ohne Absicherung ist kein Versorgungsmodell – es ist strukturelle Fahrlässigkeit.

 

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