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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News: Themen der Woche
Während das BGH-Urteil zur Preisbindung kaum praktische Auswirkungen hat, schafft DocMorris mit einem 15-Euro-Bonus Fakten – ohne politische oder juristische Reaktion. Die ABDA ruft Apotheken in der Sommerpause zum Gespräch mit Abgeordneten auf, doch das zeigt vor allem, wie sehr das Vertrauen in reguläre Kommunikationswege geschwunden ist. Gleichzeitig kündigt dm den Einstieg ins OTC-Versandgeschäft an, während digitale Plattformen Cannabis-Rezepte auf Zuruf ermöglichen, das eRezept in der Praxis für Frust sorgt und Retaxationen wegen Bagatellen ganze Betriebe gefährden. Die politische Untätigkeit kontrastiert mit einer strukturellen Verschiebung: Versandhandel wird normalisiert, Beratung marginalisiert und Verantwortung abgewälzt – auf Apotheken, die zwischen Nachwuchsmangel, Honorarlücke und regulatorischer Ignoranz zerrieben werden. Die vermeintliche Sommerpause ist in Wahrheit ein systemischer Rückzug aus der Verantwortung. Wer nicht handelt, überlässt anderen die Deutungshoheit – und setzt das Fundament patientennaher Versorgung aufs Spiel.
Der Ton war neutral, die Wirkung ist real: Das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Unverbindlichkeit der deutschen Arzneimittelpreisbindung für ausländische Versandapotheken markiert keinen Rechtswandel, sondern den juristischen Schlusspunkt eines längst überdehnten Zustands. Karlsruhe bestätigt, was Luxemburg bereits 2016 entschieden hatte: Die deutsche Rx-Preisbindung ist nicht auf EU-Versender anwendbar. Doch während die Presse in fein ziselierten Kommentaren den Richterspruch seziert, entfaltet sich das eigentliche Drama ganz woanders – nicht in der Justiz, sondern in der politischen Untätigkeit, der strategischen Leere und der systemischen Erosion einer Berufsgruppe, die zwischen Bonussystemen, Versandprivilegien und Strukturversagen zerrieben wird.
Denn während die Richter das Recht klären, setzt DocMorris längst Fakten: Der Konzern bietet wieder Rx-Boni in Höhe von 15 Euro – demonstrativ, offensiv, kalkuliert. Es ist kein juristischer Testballon, sondern ein Statement: gegen die Autorität der Apothekenaufsicht, gegen die politische Symbolrhetorik, gegen die Idee eines solidarisch regulierten Arzneimittelmarktes. Dass niemand dagegen klagt, ist kein Zufall. Es ist ein Ausdruck institutionalisierter Erschöpfung. Die zuständigen Behörden schweigen, die Krankenkassen weichen aus, die Politik zeigt auf den Herbst. Es ist Sommerpause – auch im Kopf.
Dabei ist die Lage alles andere als saisonal: Während Vor-Ort-Apotheken um Nachwuchs ringen, Fortbildungspflichten stemmen, Nacht- und Notdienste absichern und zwischen Inflation, Lohnkosten, Lieferengpässen und eRezept-Rückbau navigieren, werden Versandmodelle steuerlich, strukturell und kommunikativ bevorzugt. Wer Arzneimittel heute googelt, landet bei Rabattaktionen, Versandplattformen oder digitalen Rezeptabwicklern, nicht beim Gesundheitsversorger um die Ecke. Die Apotheke wird unsichtbar – nicht aus Mangel an Bedeutung, sondern aus Mangel an politischer Rahmung.
Diese Erkenntnis scheint auch die ABDA ereilt zu haben. In einem Appell ruft sie Apothekerinnen und Apotheker auf, während der Sommerpause das persönliche Gespräch mit Bundestagsabgeordneten zu suchen – ausgerüstet mit einem Handout zur Apothekenreform. Argumentationshilfe als Selbstverteidigung, politische Nähe als letzte Hoffnung. Doch der Subtext ist ernster: Die Spitzenorganisationen des Berufsstandes spüren, dass das Vertrauen in ihre Durchsetzungskraft schwindet. Die Plattformen bauen weiter aus. Die Drogeriemarktkette dm will ins OTC-Versandgeschäft einsteigen. Und die Politik beschäftigt sich mit Grundsatzpapieren, statt mit konkreten Entscheidungen.
Das Beispiel dm ist dabei besonders symbolträchtig. Der Drogerieriese, längst einer der mächtigsten Handelsakteure im Gesundheitsnahbereich, kündigt an, rezeptfreie Arzneimittel künftig auch online zu vertreiben. Eine Nebensächlichkeit? Mitnichten. Der Schritt markiert die nächste Stufe einer Entwicklung, in der die Grenze zwischen Apothekenpflicht, Gesundheitsprodukt und Lifestyle-Medikament systematisch verschwimmt. Nahrungsergänzungsmittel, Phytopräparate, „Medical Beauty“ und Schmerzmittel – was bei dm verkauft wird, unterliegt oft keiner Beratungspflicht, wird aber zunehmend als medizinisch wirksame Alternative wahrgenommen. Wenn nun auch klassische OTC-Präparate verschickt werden, geraten nicht nur Preise, sondern auch Aufklärung, Wechselwirkungsberatung und Risikoeinschätzung ins Rutschen.
Parallel dazu wächst der Graubereich rund um Medizinalcannabis: Plattformanbieter wie „420legal“, „TeleCannabis“ oder „DrAnsay“ verbinden digitale Anamnese mit niederschwelliger Rezeptausstellung und Versandkooperation. Die Apotheken, die Cannabis abgeben, geraten in ein Spannungsfeld: zwischen ärztlicher Legitimierung, regulatorischer Unsicherheit und wachsender Nachfrage. Dass diese Entwicklung nicht stärker öffentlich debattiert wird, liegt nicht nur an der Sommerpause, sondern an der schleichenden Normalisierung von Marktlogiken im Gesundheitsbereich. Was einst als „Versorgungsauftrag“ galt, wird heute als Geschäftsmodell gedacht. Und die politische Aufsicht? Beobachtet, moderiert, wartet.
Noch brisanter zeigt sich das in der Retaxationspraxis. Neue Prüfsoftware, aggressive Regelinterpretationen, starre Formulardogmatik: Was als Instrument gegen Missbrauch gedacht war, ist zur strukturellen Bedrohung der Betriebe geworden. Immer mehr Apotheken berichten von existenzbedrohenden Retaxationen wegen Bagatellen – falsch gesetzter Dosiervermerk, nicht aktualisierte Arztstempel, angeblich unvollständige Rezeptangaben. Der Kontrahierungszwang verpflichtet zur Belieferung – auch wenn der wirtschaftliche Verlust bereits einkalkuliert ist. Eine absurde Konstellation: Die Apotheke muss liefern, obwohl der Schaden vorprogrammiert ist.
Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Die Bundesregierung hat zwar das Apothekenhonorar geprüft, angekündigte Anpassungen sind jedoch vertagt. Stattdessen dominiert das Prinzip der Projektpolitik: hier eine digitale Modellregion, dort ein pDL-Voucher-Projekt, daneben ein Pilotversuch zu Medikationsanalysen. Die flächendeckende Honorierung pharmazeutischer Leistungen bleibt ebenso aus wie die strukturelle Absicherung des Berufsbilds. Wer heute Apothekerin oder Apotheker wird, entscheidet sich für einen Beruf mit wachsender Verantwortung, aber sinkender Wertschätzung – gesellschaftlich, politisch und finanziell.
Hinzu kommt die paradoxe Situation um das eRezept. Was als Digitalisierungserfolg gefeiert wurde, erweist sich in der Praxis als administratives Störfeuer: technische Ausfälle, Schnittstellenprobleme, Kommunikationsbrüche, Verfügbarkeitslücken. Statt Prozesse zu vereinfachen, hat das eRezept in vielen Apotheken für Mehraufwand und Frust gesorgt. Die ursprüngliche Idee – Entlastung durch Digitalisierung – ist im bürokratischen Klein-Klein versickert. Währenddessen präsentieren Plattformanbieter schlanke, vollautomatisierte Lösungen – oft mit dem Nebeneffekt, dass Patientinnen und Patienten gleich beim Anbieter bleiben und die Versorgung vor Ort ignorieren.
In dieser Gemengelage verliert auch die politische Kommunikation an Glaubwürdigkeit. Wenn Apotheken in Ferienzeiten ihre gewählten Vertreter aufsuchen müssen, um überhaupt noch gehört zu werden, ist das nicht gelebte Demokratie, sondern ein Symptom der Distanz. Die Parlamente verabschieden jährlich Milliardenpakete zur Gesundheitsversorgung – doch die lokale Struktur, die tägliche Versorgung, die Apotheke um die Ecke, bleibt ein nachgelagerter Reflex. Wer laut wird, bekommt Aufmerksamkeit. Wer versorgt, geht unter.
Dabei wäre die Lösung nicht fern: Ein klares politisches Bekenntnis zur Rolle der Apotheke. Eine strukturelle Neuausrichtung des Honorarsystems. Ein Schutzschirm gegen ungerechtfertigte Retaxationen. Eine saubere Trennung zwischen marktwirtschaftlicher Plattformlogik und gemeinwohlorientierter Versorgung. Und nicht zuletzt: eine gesetzlich definierte Exklusivität für apothekenpflichtige Produkte – auch im digitalen Raum.
Doch all das erfordert eine Regierung, die Versorgung nicht nur als Kostenfaktor, sondern als kulturelle Errungenschaft begreift. Eine Gesellschaft, die ihre Gesundheitsberufe nicht als Dienstleister im Rabattkrieg, sondern als Träger öffentlicher Verantwortung versteht. Und Verbände, die nicht um Gehör bitten, sondern politische Konsequenzen einfordern. Das Handout der ABDA ist ein Anfang – aber kein Systemwechsel.
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.
Wenn Gerichte urteilen, Konzerne handeln und Politik schweigt, entsteht keine Reform – sondern eine neue Realität. Eine Realität, in der Boni den Apothekenmarkt strukturieren, OTC-Versender das Beratungssystem aushöhlen und Cannabis-Plattformen das Verschreibungsrecht als Angebot sehen. Der Apothekenberuf wird nicht von außen zerstört, sondern von innen entwertet – durch Schweigen, durch Toleranz, durch das Abwarten auf bessere Zeiten. Doch bessere Zeiten kommen nicht. Sie werden gestaltet. Und wer dabei schweigt, verliert nicht nur Marktanteile, sondern Vertrauen. In einem System, das Gesundheit verspricht, darf Schweigen keine Option sein. Auch nicht im Sommer.
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