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  • 18.07.2025 – Versorgung bricht auf, Verantwortung driftet ab, Fortschritt ringt mit Systemgrenzen
    18.07.2025 – Versorgung bricht auf, Verantwortung driftet ab, Fortschritt ringt mit Systemgrenzen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Belumosudil, Lipödem, Mikroplastik, Apothekensterben, Versandhandel, Bewegungstyp, Berufsanerkennung – wie Fortschritt, Versorgung und ...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Versorgung bricht auf, Verantwortung driftet ab, Fortschritt ringt mit Systemgrenzen

 

Wie Apothekenreform, Liposuktion, ROCK2 und Co. zeigen, wo Gesundheit versagt und Zukunft neu gedacht werden muss

Apotheken-News: Bericht von heute

Gesundheitspolitik, Apothekenreform, therapeutischer Fortschritt – vieles bewegt sich, aber wenig greift ineinander: Während Belumosudil in den USA längst chronische GvHD effektiv behandelt, fehlt in Europa die regulatorische Freigabe, während in Deutschland das Lipödem zwar endlich GKV-relevant wird, viele Betroffene aber weiter durchs Raster fallen. In den USA erreicht das Apothekensterben dramatische Ausmaße, während deutsche Apotheken mit einem ABDA-Handout durch Wahlkreise tingeln sollen. Gleichzeitig bedrohen Mikroplastikpartikel den menschlichen Blutkreislauf, Trinkverhalten wird zur Gesundheitsfrage, Sport zum Persönlichkeitsspiegel und der Versandhandel zur Infrastrukturfrage. Berufsanerkennung wird versprochen, aber kaum operationalisiert. Selbst die verschobene Verfassungsrichterwahl offenbart eine neue Achse zwischen Gesundheitswirtschaft, Öffentlichkeit und politischer Destabilisierung. Was wie ein Flickenteppich wirkt, ist in Wahrheit ein strukturelles Gesamtversagen an der Schnittstelle von Fortschritt und Versorgung – das nur eine Richtung kennt: Systemumbau jetzt.


Das System ist überlastet – aber nicht nur organisatorisch, sondern strukturell. Während Parlamente in die Sommerpause gehen und Wahlkreisbesuche zur Pflichtveranstaltung mutieren, driften die zentralen Versorgungslinien in medizinische Grauzonen. Die ABDA ruft Apotheken zur politischen Kontaktaufnahme auf, als müsse man auf der Straßenecke für sein Fortbestehen werben. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Standorte, um Honorar, um Lieferengpässe oder um den oft bemühten Versorgungsauftrag – es geht um eine wachsende Divergenz zwischen realem Gesundheitsbedarf und struktureller Steuerung, zwischen therapeutischem Fortschritt und politischer Handlungskraft.

Beispiele dafür finden sich an allen Ecken – in Deutschland, in den USA, in der Körpermitte, im Kopf, im Blut. In der Debatte um Fettabsaugungen beim Lipödem etwa, wo der Gemeinsame Bundesausschuss endlich die Kostenübernahme durch die GKV erweitert, aber gleichzeitig Einschränkungen definiert, die viele der betroffenen Frauen gar nicht erfüllen können. Ein gesundheitspolitischer Fortschritt – ja. Aber auch ein erneutes Exklusionsrisiko, weil die Zugangsvoraussetzungen nicht an der Realität der Patientinnen, sondern an Formeln ausgerichtet sind. Die Schmerzen bleiben – strukturell legitimiert.

Gleichzeitig verschärft sich das Apothekensterben in den USA. Ganze Landstriche verlieren ihren Zugang zu rezeptpflichtigen Medikamenten, zu Beratung, zu Prävention – weil große Ketten dichtmachen, weil ländliche Apotheken nicht überleben, weil das Geschäftsmodell nicht mehr trägt. In der Folge steigt nicht nur die Medikamentenunsicherheit – es verschärfen sich auch soziale Ungleichheiten. Wer keine Apotheke in Reichweite hat, verliert nicht nur ein Angebot, sondern oft auch seine gesundheitliche Autonomie.

Zurück nach Deutschland: Belumosudil, ein Kinasehemmer gegen chronische Graft-versus-Host-Disease, wirkt präzise im ROCK2-Signalweg – eine molekulare Glanzleistung, die in den USA längst zugelassen ist, in Europa aber weiter auf ihre EMA-Freigabe wartet. Währenddessen warten Patient*innen, deren Immunsysteme gegen den eigenen Körper kämpfen, auf eine Option, die längst real ist – nur eben systemisch noch nicht angekommen. Die Lücke zwischen biomedizinischer Machbarkeit und regulatorischer Verzögerung wird hier zum Ausdruck einer strukturellen Ethikfrage: Wieviel Sicherheit darf Hoffnung blockieren?

In dieselbe Logik fällt der Vorstoß zur schnelleren Anerkennung ausländischer Apotheker*innen, den die BAK begrüßt. Denn der Fachkräftemangel ist real – aber die bürokratischen Hindernisse sind es ebenso. Wer in Deutschland arbeiten will, muss sich durch ein Anerkennungsverfahren kämpfen, das von föderaler Kleinteiligkeit und behördlicher Überforderung geprägt ist. Hier soll nun etwas geschehen – gut. Aber wie verbindlich? Wie schnell? Und mit welcher Umsetzungskraft?

Ganz andere Ebene, gleiche Strukturlogik: Mikroplastik im Blut. Was einst als Umweltproblem galt, ist inzwischen ein biologisches Faktum – Plastikpartikel zirkulieren durch den menschlichen Kreislauf. Ein internationales Forschungsteam zeigt nun, dass diese Partikel möglicherweise durch therapeutische Blutwäschen entfernt werden könnten. Ein Hoffnungsschimmer – aber auch ein Signal, dass Umwelt und Körper längst untrennbar sind. Die Grenzen verschwimmen, und mit ihnen die Verantwortung.

Verantwortung ist auch beim Trinken eine Frage der Systematik. Zu wenig, zu spät, zu unbewusst – das Problem ist nicht die Empfehlung, sondern das Verhalten. Wer im Sommer dehydriert, hat oft nicht nur Hitze, sondern auch Routinemangel. Das Durstgefühl ist kein Frühwarnsystem, sondern ein Notruf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät zu 30 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht – doch was heißt das für Senior*innen, für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, für Pflegebedürftige? Auch hier zeigt sich: Gesundheit ist oft weniger eine Frage des Wissens als der strukturellen Ermöglichung.

Und das gilt auch für Bewegungsstrategien. Wer sich regelmäßig sportlich betätigt, lebt gesünder – das ist banal. Doch eine neue Studie zeigt, dass der Sporttyp stark von der Persönlichkeit abhängt. Ängstliche, gestresste Menschen profitieren am meisten – wenn sie das richtige Format finden. Doch wie oft erlaubt unser Alltag genau das? Welche Bewegungsräume existieren überhaupt für Menschen mit chronischen Schmerzen, mit psychischer Belastung, mit struktureller Überforderung?

Inmitten all dessen: die Verfassungsrichterwahl. Was auf den ersten Blick nichts mit Apotheken, Trinkverhalten oder Liposuktionen zu tun hat, ist bei näherem Hinsehen Ausdruck eines tiefgreifenden Medien- und Machtwandels. Der CGM-Gründer Frank Gotthardt, über Jahre ein treibender Akteur im Gesundheitsdatensektor, ist nun mit Nius – einem rechtskonservativen Medienprojekt – in die politische Arena eingestiegen. Gemeinsam mit Julian Reichelt, Ex-BILD-Chefredakteur, prägt er eine Rhetorik, die Faktenlage und Deutungsmacht umcodiert. Die geplante Wahl eines Verfassungsrichters wurde aufgeschoben – auch, weil das Echo in den neuen Öffentlichkeiten zu laut war. Was bedeutet das für die politische Strukturfestigkeit? Für das Verhältnis von Gesundheitswirtschaft, Öffentlichkeit und Justiz? Die Frage ist nicht abstrakt – sie ist systemrelevant.

Gleichzeitig rollt der Versandhandel weiter – nicht nur mit Kosmetik und Nahrungsergänzungsmitteln, sondern auch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die ABDA mahnt, dass bei der anstehenden Apothekenreform besonders auf den Versandhandel geachtet werden müsse. Es gehe nicht nur um Gleichbehandlung, sondern auch um Versorgungssicherheit, Beratung, Kühlketten, Arzneimittelfälschung. Hier geht es um keine Branchenlobby – sondern um Sicherheitsarchitektur.

Diese Sicherheitsarchitektur zeigt Risse. Nicht nur bei der Belieferung, sondern auch im therapeutischen Verlauf. Wer eine Liposuktion zur Behandlung eines Lipödems braucht, kämpft nicht nur mit Schmerzen und gesellschaftlicher Ignoranz, sondern oft auch mit Kreditraten, weil die Kasse bisher nicht zahlte. Der neue Beschluss des G-BA soll das ändern – aber nicht alle profitieren. Wer die neuen Kriterien nicht erfüllt – etwa einen bestimmten BMI nicht erreicht oder die konservative Vorbehandlung nicht dokumentieren kann –, fällt weiter durch das Raster. Die psychischen Folgen sind erheblich. Denn das Lipödem ist nicht nur ein physischer Zustand, sondern auch eine gesellschaftliche Stigmatisierung, die mit Ästhetik, Gewicht und Geschlecht verknüpft ist. Wer betroffen ist, leidet nicht nur am Schmerz, sondern oft auch an Kommentaren, Vorverurteilung, Unverständnis. Eine strukturelle Verletzung.

Und genau hier, am Schnittpunkt von Biologie, Versorgung, Systemlogik und individueller Lebensrealität, liegt das eigentliche Thema dieser Zeit: Wir leben in einem Gesundheitswesen, das immer mehr weiß, aber immer weniger zusammenführt. Das medizinisch fortschrittlich ist, aber strukturell rückständig. Das Innovationen produziert – von ROCK2-Hemmern bis Mikroplastikfiltern –, aber oft nicht weiß, wie sie in reale Versorgung überführt werden können. Das Personalisierung predigt, aber strukturelle Gerechtigkeit unterlässt.

Der Sporttyp eines Menschen hängt von seiner Persönlichkeit ab. Aber die Fähigkeit, überhaupt Sport zu treiben, hängt von Infrastruktur, Zeit, Belastung, Geld, Gesundheit, Motivation – und Systemzugang ab. Die Lust auf Bewegung ist nicht das Problem. Die Möglichkeit ist es.

Das ist keine Anklage – es ist eine Diagnose. Und aus ihr muss eine neue Struktur folgen. Eine Struktur, die nicht nur Therapien zulässt, sondern sie auch erreichbar macht. Eine, die nicht nur Personal importieren will, sondern es auch anerkennt. Eine, die nicht nur empfiehlt zu trinken, sondern Rahmenbedingungen schafft, damit es geschieht. Eine, die nicht nur im Blut nach Plastik sucht, sondern versteht, dass Politik und Körper längst ineinander übergehen.

Es braucht eine Versorgung, die ihre Verantwortung kennt. Eine Politik, die weiß, dass es kein Sommerloch gibt, wenn Strukturen versagen. Eine Öffentlichkeit, die erkennt, dass jeder Apothekenverlust ein Strukturverlust ist – nicht nur ein Laden weniger, sondern ein Schutzraum weniger. Und es braucht ein Gesundheitssystem, das nicht nur anwendet, was verfügbar ist, sondern ermöglicht, was notwendig ist.

Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.

 Gesundheit ist keine Dienstleistung. Sie ist Struktur, Schutz, Spiegel. Und jeder Bereich – ob Lipödem, Belumosudil, Trinkverhalten oder Verfassungsrichterwahl – ist ein Segment im Körper eines Systems, das nur dann funktioniert, wenn seine Organe zusammenarbeiten. Was wir heute brauchen, ist kein neuer Fortschritt. Wir brauchen ein System, das mit dem bereits Erreichten endlich sinnvoll umgeht.

 

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