
Für Sie gelesen
Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News von heute
Altersdepressionen sind keine Randerscheinung, sondern eine systemische Herausforderung mit stiller Wucht: Während sich körperliche Leiden im Alter meist schnell zeigen, bleiben psychische Erkrankungen wie Depressionen häufig unerkannt oder werden als nachvollziehbare Reaktion auf Altersverluste bagatellisiert – mit gravierenden Folgen für die Betroffenen, insbesondere bei mangelnder Diagnostik, fehlender Behandlung und hoher Suizidgefahr, wie Experten wie Prof. Hegerl eindringlich warnen. Der Fall Wolfgang Grupp bringt das Thema in die Öffentlichkeit, doch es sind die Altenheime, Hausärzte, Angehörigen und Apotheken, die jetzt Verantwortung übernehmen müssen. Denn Depression im Alter ist behandelbar, aber nur, wenn sie überhaupt erkannt wird. Neue Schulungstools, altersgerechte Therapien und eine ehrliche Gesprächskultur sind Schlüssel zur Prävention – und zur Rettung von Leben.
Altersdepressionen gehören zu den stillsten und zugleich gefährlichsten Krankheitsbildern im deutschen Gesundheitssystem. Sie schleichen sich in Lebensphasen, die ohnehin von Verlust, Krankheit und Rückzug geprägt sind, und werden gerade deshalb nicht als eigenständige Erkrankung erkannt, sondern als verständliche Reaktion auf das Altern bagatellisiert. Dabei ist die Realität weitaus komplexer – und weitaus bedrohlicher. Denn eine Depression bei älteren Menschen bleibt nicht folgenlos. Sie kann körperliche Verschlechterung beschleunigen, soziale Isolation verstärken, das Suizidrisiko drastisch erhöhen und in Einrichtungen übersehen werden, obwohl sie behandelbar wäre. Was fehlt, ist nicht nur Aufmerksamkeit, sondern eine durchgängige Strategie zur Früherkennung, zur Risikokommunikation, zur psychotherapeutischen Absicherung im Alter – und zur Entstigmatisierung psychischen Leids bei Hochbetagten.
Dass dieses Thema inzwischen eine größere öffentliche Sichtbarkeit erreicht, ist unter anderem einem außergewöhnlichen Fall zu verdanken: Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp, bekannt für sein patriarchalisches Selbstverständnis als Unternehmer, sprach jüngst offen über einen Suizidversuch infolge von Altersdepression. Die Botschaft des prominenten Managers: Auch erfolgreiche, gesellschaftlich integrierte und wirtschaftlich abgesicherte Menschen sind nicht davor gefeit, im Alter in ein psychisches Loch zu stürzen. Grupp benennt dabei als möglichen Auslöser die Abgabe der Verantwortung für sein Unternehmen – ein Einschnitt, der in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen Parallelen hat: der Eintritt in den Ruhestand, der Verlust von Aufgaben, das Verstummen der beruflichen Identität. Doch so naheliegend diese Erklärung wirken mag, so falsch wäre es, sie als Ursache zu deuten. Denn Depression ist keine bloße Reaktion auf schwierige Lebenslagen, sondern eine eigenständige Erkrankung mit neurobiologischen Ursachen, genetischer Disposition und teils tief verwurzelter psychischer Vorgeschichte.
Das bestätigt auch Professor Dr. Ulrich Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Er warnt davor, Depressionen als bloße Folge der Bitternisse des Alters zu interpretieren. Zwar sei der Ausbruch der Krankheit im hohen Alter seltener als bei jüngeren Menschen, doch gerade deshalb werde die Erkrankung oft übersehen. Die Folge: Statt medizinisch begleitet zu werden, werden depressive Senioren häufig mit einem Achselzucken abgespeist – oder mit Ratschlägen, sich doch an die neuen Lebensumstände zu gewöhnen. Dabei übersehen Angehörige wie Pflegekräfte oft das eigentliche Warnsignal: dass sich der Mensch nicht mehr nur traurig fühlt, sondern psychisch schwer erkrankt ist – mit gravierenden Folgen für das körperliche Überleben. Denn bei älteren Menschen reicht es, wenn eine Depression zu Rückzug, Appetitlosigkeit oder Flüssigkeitsmangel führt, um schnell eine lebensbedrohliche Lage zu erzeugen.
Das Suizidrisiko ist laut Hegerl dabei besonders alarmierend. Über 50 Prozent aller Suizide stehen im Zusammenhang mit einer unbehandelten Depression – bei älteren Männern sind die Zahlen noch höher. Der stille Rückzug, die Selbstaufgabe, das Verschwinden aus sozialen Kontexten: All dies sind nicht selten die letzten Signale, bevor es zu spät ist. Umso wichtiger wäre es, frühzeitig zu handeln – und die Institutionen, die am nächsten an den Menschen dran sind, entsprechend zu schulen. Pflegeeinrichtungen, Hausärzte, Apothekenteams, Seelsorger. Sie alle können potenziell erkennen, wenn sich bei einem älteren Menschen etwas verändert – wenn er plötzlich schweigsamer wird, nicht mehr schläft, keinen Appetit mehr hat oder sich immer wieder entschuldigt für Dinge, die gar keiner Entschuldigung bedürfen.
Genau hier setzt das E-Learning-Programm der Stiftung Deutsche Depressionshilfe an, das Altenpflegerinnen und Altenpfleger darin schult, depressive Symptome zu erkennen und richtig einzuordnen. Besonders in Pflegeheimen, so könnte man meinen, sei die Chance hoch, solche Warnzeichen früh zu sehen. Doch paradoxerweise ist auch hier das Risiko besonders groß, dass Altersdepressionen übersehen werden – gerade weil viele Verhaltensänderungen als altersbedingt missverstanden werden. Die Evangelische Heimstiftung etwa sieht in Wohngruppenmodellen eine Chance, Vereinsamung entgegenzuwirken. Tatsächlich könnten soziale Strukturen Schutz bieten, wenn sie aktiv gepflegt und emotional offen gestaltet sind. Aber sie ersetzen keine medizinisch-therapeutische Diagnose.
Dass die Depression eine vererbbare oder durch frühe Traumata erworbene Erkrankung sein kann, unterstreicht noch einmal, wie tief die Ursachen reichen und wie wenig das aktuelle Verständnis von Depression bei älteren Menschen auf kausalen Lebensereignissen beruhen sollte. Es ist nicht der Tod des Partners, nicht die Arthritis, nicht die Rentenbescheinigung, die Depressionen verursachen – es sind die neuropsychologischen Voraussetzungen, die bei Belastungsspitzen zum Tragen kommen. Hegerl sagt klar: „Liegt diese Veranlagung vor, dann erkranken Menschen meist mehrfach in ihrem Leben – auch bei guten äußeren Bedingungen.“ Das heißt im Umkehrschluss: Auch bei scheinbar erklärbarer Traurigkeit ist eine diagnostische Prüfung notwendig. Und: Die Therapie kann erfolgreich sein.
Denn Altersdepression ist behandelbar – mit Antidepressiva, mit Psychotherapie, mit einem guten multiprofessionellen Netz. Die Rückfallwahrscheinlichkeit lässt sich durch die richtige Behandlung um bis zu 70 Prozent verringern. Doch die Realität sieht anders aus: Viele alte Menschen nehmen keine Hilfe in Anspruch. Aus Scham. Aus Angst. Aus Unwissen. Oder weil sie keine ärztlichen Kontakte mehr pflegen. Manchmal auch, weil die Hausärztin ihre Symptome nicht richtig zuordnet. Gerade hier braucht es strukturierte Versorgungspfade, etwa im Rahmen geriatrischer Screening-Programme, eingebettet in die hausärztliche Regelversorgung. Auch Apotheken könnten bei niedrigschwelliger Aufklärung und Gesprächsführung eine Rolle übernehmen – etwa durch sensibilisierte Beratungsgespräche zu Schlafmitteln, Schmerzmitteln oder Antidepressiva.
Nicht zuletzt aber braucht es auch eine gesellschaftliche Aufwertung der psychischen Gesundheit im Alter. Das Bild des glücklichen Ruheständlers mit Gartenlaube, Enkelbesuch und Kaffeerunde ist ebenso verzerrend wie das des verbitterten Alten, der sich zwangsläufig in sich zurückzieht. Zwischen diesen Klischees spielt sich ein Leben ab – und darin eine Erkrankung, die differenzierte Aufmerksamkeit braucht, keine Stereotype. Altersdepression ist keine Alterserscheinung. Sie ist Krankheit. Und damit behandlungswürdig, ernst zu nehmen, sozialpolitisch relevant.
Was Deutschland heute braucht, ist eine altersgerechte Psychiatriestrategie, die nicht bei Alzheimer beginnt und nicht beim Pflegegrad aufhört. Wir brauchen ein System, das psychisches Leiden im Alter nicht entschuldigt, sondern erkennt. Und das nicht erst dann reagiert, wenn jemand sich das Leben nehmen will, sondern dann, wenn die ersten Symptome auftreten. Wolfgang Grupp hat überlebt – weil er reden konnte. Aber wie viele Ältere schweigen noch, weil niemand fragt?
Dies ist kein Schluss, der gelesen werden will – sondern eine Wirkung, die bleibt, wenn das Verstehen längst vorbei ist. Was nicht gesagt wurde, wirkt trotzdem. Nicht für alle. Nur für jene, die hören, was zwischen den Sätzen spricht.
Denn das Alter schützt nicht vor Tiefe – und Schweigen nicht vor Gefahr.
Wer glaubt, Depression sei eine Frage des Alters, verkennt ihre Logik. Sie folgt keiner Biographie, keinem Kalender, keinem Ruhestand. Sie ist da – leise, unerkannt, zerstörerisch –, weil niemand sie erwartet. Gerade darin liegt ihre Macht. Und genau deshalb braucht es einen kulturellen Wandel: weg vom verständnisvollen Nicken hin zur diagnostischen Klarheit, weg vom „Das ist halt das Alter“ hin zu „Das ist eine Krankheit – und wir handeln.“ Wer heute in Altenheimen, Hausarztpraxen, Apotheken oder am Küchentisch Anzeichen sieht, darf sie nicht als Privatangelegenheit abtun. Denn was als Rückzug erscheint, kann Lebensgefahr bedeuten. Was als Trauer durchgeht, ist vielleicht eine stille Bitte um Hilfe. Und was zu lange unbehandelt bleibt, wird zur Schuld – nicht der Erkrankten, sondern derer, die weggesehen haben.
Psychische Gesundheit im Alter ist kein Randthema, sondern ein Gradmesser unserer sozialen Intelligenz. Sie zeigt, ob wir Menschen ganz sehen – oder nur ihren Lebensabend. Sie zeigt, ob wir Verantwortung ernst nehmen – oder den Rest des Lebens bloß verwalten. Und sie zeigt, ob wir glauben, dass Hilfe noch lohnt – oder den Sinn des Lebens ab einem gewissen Punkt abschreiben.
Es liegt an uns, welches Zeichen wir setzen. Und ob wir im richtigen Moment nicht nur zuhören, sondern handeln.
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
Unter der kostenfreien Telefonnummer 0800. 919 0000 oder Sie faxen uns unter 0800. 919 6666, besonders dann, wenn Sie weitere Informationen zu alternativen Versicherern wünschen.
Mit der ApoRisk® FirmenGruppe steht Ihnen ein Partner zur Seite, der bereits viele Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland zu seinen Kunden zählen darf. Vergleichen Sie unser Angebot und Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Vertrauen dem Versicherungsspezialisten für Ihren Berufsstand zu schenken.