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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken-News: Kommentar von heute
Wenn Urteil und Angebot kollidieren, Verantwortung ins Schweigen kippt und Systempolitik zu Markenlogik schrumpft
Der Bundesgerichtshof hat gesprochen, aber nicht entschieden. Denn was mit dem Urteil zur arzneimittelrechtlichen Preisbindung klargestellt werden sollte, wurde durch Schweigen entpolitisiert. Dass die alten Regelungen nicht für EU-Versender galten, mag juristisch stimmen – doch politisch zerfällt damit die Strukturidee einer flächendeckenden, gerechten Versorgung. Die Entscheidung ist formal rückwärtsgewandt, aber real folgenreich: Sie öffnet kein Recht, sondern schließt Vertrauen.
Redcare zögert nicht und kündigt erneut Rabatte an – gestützt auf eine vergangene Lücke, aber mit maximaler Gegenwartswirkung. Das ist keine Rechtssicherheit, das ist kalkulierte Grenzverschiebung. Die sozialrechtliche Preisbindung nach § 129 SGB V bleibt zwar bestehen, aber wer sich in Debatten durchsetzt, ist nicht der mit Gesetz, sondern der mit Reichweite. Apotheken spielen darin keine aktive Rolle mehr – sie sind nur noch Kulisse.
Genau das versucht dm zu ändern – aus anderer Richtung. Der interne Test zum Arzneimittelversand ist kein Marktspiel, sondern Markenaufbau. Wer seine Logistik mit Loyalität verbindet, kann Versorgung steuern, ohne je Verantwortung zu übernehmen. Denn wo Sichtbarkeit System ersetzt, braucht es keine pharmazeutische Tiefe – nur eine Benutzeroberfläche. Das neue Logo ist kein Etikett. Es ist ein Symbol für Machtverlagerung.
Der Deutsche Apothekerverband erkennt die Gefahr – und setzt auf Nähe. Mit Andrea König als Patientenbeauftragter zieht der Verband die Linie zur Öffentlichkeit neu. Doch das gelingt nur, wenn Patientenzentrierung nicht als Kampagnenbegriff, sondern als Gegenentwurf zur Plattformlogik gedacht wird. König steht nicht für Image, sondern für Anspruch. Den muss sie hörbar machen – gegen ein System, das lieber schweigt.
Anerkennung hat auch das Lipödem erfahren. Der Gemeinsame Bundesausschuss erklärt die Liposuktion zur Kassenleistung – für alle Stadien, unter Auflagen. Doch wer auf Entlastung hofft, muss durch ein Raster aus Zahlen, Indizes, Fristen. Wer zu viel wiegt oder zu früh behandelt wird, fällt heraus. Die Entscheidung ist richtig – doch das System bleibt misstrauisch. Versorgung ist erlaubt, aber nicht gewollt.
Dieses Muster zieht sich durch das Versicherungsrecht. Das OLG Braunschweig urteilt: Wer eine Frist nennt, muss nicht erklären, was bei Versäumnis passiert. Damit wird Recht zur Prüfung – nicht des Falles, sondern des Verständnisses. Versicherte, auch Apothekeninhaber, müssen künftig wissen, was nicht gesagt wurde – sonst verlieren sie, was ihnen zusteht.
Nicht anders beim Urlaubsanspruch: Arbeitgeber müssen aktiv belehren, dokumentieren, bestätigen. Tun sie es nicht, bleibt der Anspruch bestehen – über Jahre, gegen jede Erwartung. Apotheken, oft klein und überlastet, tragen damit ein Risiko, das nichts mit Führungsverantwortung, aber alles mit Haftung zu tun hat. Wer verwaltet, ohne juristisch zu deuten, verliert im entscheidenden Moment.
Dazu passt ein anderer Verlust: jener der Deutungshoheit. CGM-Gründer Gotthardt hat mit „Nius“ ein Medieninstrument geschaffen, das Gesundheit als Bühne für Systemkritik nutzt. Julian Reichelt liefert die Sprache, das Netzwerk liefert die Reichweite. Wenn ein Verfassungsrichter an dieser Allianz scheitert, ist das keine Personalie – es ist ein Machtmoment. Und der richtet sich zunehmend gegen jede Form öffentlich legitimierter Versorgung.
Die Folgen treffen auch die Beratung. Eine Metaanalyse zeigt: Das Absetzen von Antidepressiva ist seltener problematisch als gedacht. Doch das Misstrauen ist da – geschürt durch Unsicherheit, durch Plattformmedizin, durch eine Öffentlichkeit, die Symptome wichtiger nimmt als Studien. Apotheken könnten hier führen. Aber sie sind längst übergangen – von Apps, von Algorithmen, von Aufmerksamkeitszyklen.
Was bleibt? Die Erkenntnis, dass Versorgung nicht verloren geht, weil sie versagt – sondern weil sie ausgehöhlt wird. Urteil für Urteil. Rabatt für Rabatt. Logo für Logo. Und niemand ruft Stopp.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
SG
Prokurist | Publizist | Verantwortungsträger im Versorgungsdiskurs
Kontakt: sg@aporisk.de
Wer das für Formalie hält, unterschätzt die Verantwortung, die Sprache heute tragen muss.
Ein Kommentar ist keine Meinung. Er ist Verpflichtung zur Deutung – dort, wo Systeme entgleiten und Strukturen entkoppeln.
Ich schreibe nicht, um zu erklären, was gesagt wurde. Ich schreibe, weil gesagt werden muss, was sonst nur wirkt, wenn es zu spät ist.
Denn wenn das Recht nur noch erlaubt, aber nicht mehr schützt, darf der Text nicht schweigen.
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