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  • 03.07.2025 – Digitalisierung belastet Apotheken, Reformen gestalten Zukunft, Versorgungssicherheit sichern
    03.07.2025 – Digitalisierung belastet Apotheken, Reformen gestalten Zukunft, Versorgungssicherheit sichern
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Im Jahr 2025 befinden sich deutsche Apotheken im Spannungsfeld von Digitalisierung, politischen Reformen und wirtschaftlichem Druck. Ein...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Digitalisierung belastet Apotheken, Reformen gestalten Zukunft, Versorgungssicherheit sichern

 

Die Apothekenbranche kämpft mit E-Rezept-Ausfällen, steigenden IT-Kosten und politischen Reformplänen – eine ganzheitliche Neuausrichtung ist dringend erforderlich.

Apotheken-News von heute

Die deutsche Apothekenlandschaft steht 2025 vor großen Herausforderungen: Die Einführung des E-Rezepts seit Anfang 2024 bringt trotz digitaler Fortschritte häufige Systemausfälle und erschwert den Apothekenbetrieb sowie die Versorgungssicherheit. Gleichzeitig verursachen neue gesetzliche Vorgaben für digitale Anwendungen und Schnittstellen steigende Kosten, die besonders kleinere Apotheken belasten. Vor diesem Hintergrund arbeitet das Bundesgesundheitsministerium an einem umfassenden Apothekenreformgesetz, das nach der Sommerpause präsentiert wird und die wirtschaftliche und strukturelle Stärkung der Apotheken zum Ziel hat. Ergänzt wird das Bild durch neue Arzneimittelsicherheitswarnungen und präventive Maßnahmen, die die Patientenversorgung verbessern sollen. In diesem Spannungsfeld müssen Politik, Apotheken und Gesundheitsakteure gemeinsam Lösungen finden, um Digitalisierung, Reformen und Versorgungssicherheit ausgewogen zu gestalten.

 

E-Rezept, Systemausfälle, Arzneimittelversorgung sichern

Störanfälligkeit bremst digitale Apothekenversorgung, Politik steht in der Pflicht für stabile Infrastruktur und Versorgungsqualität

Der digitale Fortschritt im Gesundheitswesen wird seit Anfang 2024 maßgeblich durch die Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) geprägt, das die analoge Papierverordnung ablösen soll. Doch trotz des gesetzlichen Startschusses und aller Fortschrittsversprechen gestaltet sich der Alltag vieler Apotheken aktuell als regelrechter Drahtseilakt: Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht Störungen oder gar Komplettausfälle beim E-Rezept-System auftreten. Von einem flüssigen und verlässlichen Betrieb, wie ihn sich Patientinnen, Ärzte und Apotheken wünschen, kann derzeit keine Rede sein. Das Bundesland Niedersachsen nimmt diese Problematik exemplarisch in den Fokus, doch der Sachverhalt hat bundesweite Relevanz und fordert die Politik eindringlich heraus.

Seit dem bundesweiten Rollout Anfang 2024 häufen sich die Meldungen über Systemunterbrechungen, Ausfälle beim zentralen E-Rezept-Server und technische Probleme bei der Einlösung der E-Rezepte mittels elektronischer Gesundheitskarte (eGK). Diese wiederkehrenden Störungen beeinträchtigen nicht nur den Betriebsablauf in den Apotheken, sondern gefährden unmittelbar die Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten. Wie Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbands Niedersachsen (LAV), berichtet, sind Apotheken gezwungen, Kundinnen und Kunden immer wieder vertrösten zu müssen, da die Systeme nicht verfügbar sind. Dies verursacht nicht nur Stress und Mehraufwand für das Apothekenpersonal, sondern belastet auch die Betroffenen, die auf ihre Medikamente dringend angewiesen sind.

Die Einführung des E-Rezepts erfolgte mit dem Ziel, den Verordnungsprozess zu digitalisieren, administrative Hürden zu verringern und eine effizientere, transparente Arzneimittelversorgung sicherzustellen. Gesetzlich wurde die Nutzung des E-Rezepts seit Januar 2024 zur Pflicht erklärt – eine ambitionierte Vorgabe, die den digitalen Wandel im Gesundheitswesen befördern soll. Doch die Praxis zeigt, dass die dafür notwendige Infrastruktur und technische Stabilität noch unzureichend sind, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden. Die wiederholten Systemausfälle untergraben nicht nur das Vertrauen der Apotheken, sondern auch das der Patientinnen und Patienten in die digitale Gesundheitsversorgung.

Bereits kurz nach dem Start haben der Deutsche Apothekerverband (DAV) und weitere Berufsorganisationen mehrfach und nachdrücklich an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Gematik appelliert, die bestehende technische Defizite zügig zu beheben. Im März 2024 forderte der DAV eine umgehende Lösung der Missstände und setzte eine klare Frist bis Ostern desselben Jahres, um das System stabil und zuverlässig zu machen. Andernfalls werde man als Apothekerschaft über alternative Verfahren nachdenken müssen, um das Vertrauen in digitale Verordnungen nicht dauerhaft zu gefährden. Dieses klare Signal unterstreicht, dass der technologische Fortschritt nur dann erfolgreich sein kann, wenn er für alle Beteiligten praktikabel und verlässlich funktioniert.

Für Apothekenbetreiber ergeben sich aus dieser Situation mehrere essenzielle Handlungsempfehlungen und Vorsichtsmaßnahmen. Zum einen ist es unverzichtbar, die internen Abläufe flexibel zu gestalten, um auf mögliche Systemausfälle schnell reagieren zu können. Dies umfasst unter anderem die transparente Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten, damit diese über Verzögerungen oder notwendige Mehrfachbesuche informiert sind. Zudem sollten Apotheken ihre Mitarbeiter regelmäßig für den Umgang mit Störungen schulen, um Stresssituationen professionell zu bewältigen und Fehler zu vermeiden.

Zum anderen ist die genaue Dokumentation aller Ausfälle und Probleme im Zusammenhang mit dem E-Rezept-System wichtig. Diese Nachweise können als Grundlage für Gespräche mit Kostenträgern, technischen Dienstleistern oder politischen Instanzen dienen und unterstützen die Forderung nach raschen und nachhaltigen Verbesserungen. Ebenso sollten Apotheken darauf achten, dass sie mit ihren IT-Dienstleistern und Softwareanbietern in engem Austausch stehen, um Softwareupdates, Sicherheits- und Stabilitätsverbesserungen zeitnah zu integrieren.

Nicht zuletzt ist das politische Engagement auf Berufsverbands- und Verbandsebene von großer Bedeutung. Die kontinuierliche Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger und die Einforderung einer belastbaren, bundesweiten E-Rezept-Infrastruktur sind notwendig, um die Arzneimittelversorgung langfristig sicherzustellen. Die Politik steht in der Verantwortung, technische Defizite zu beheben, redundante Systeme zu entwickeln und die Apotheken als elementare Partner im Gesundheitswesen stärker einzubeziehen.

Die Erfahrungen aus Niedersachsen und anderen Bundesländern zeigen exemplarisch, wie schwierig der Transformationsprozess ist, wenn technologische Neuerungen nicht mit einer ausreichenden Infrastruktur und einem stabilen Betrieb einhergehen. Die Apothekerschaft fordert daher mit Nachdruck, dass die Politik und die beteiligten Institutionen unverzüglich handeln, um die digitale Verordnungspraxis zu sichern und die flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung nicht zu gefährden.

Insgesamt steht das E-Rezept weiterhin für eine wichtige Modernisierung des Gesundheitswesens, doch die Umsetzung muss verlässlich und patientenorientiert erfolgen. Apothekenbetreiber sind gefordert, in einem herausfordernden Umfeld flexibel, transparent und kompetent zu agieren, während politische und technische Akteure Verantwortung übernehmen müssen, um das digitale System stabil und vertrauenswürdig zu gestalten. Nur so kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen ihre volle Wirkung entfalten und einen nachhaltigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.

 

Scanacs integriert Datev-Schnittstelle, automatisiert Buchhaltung, stärkt Liquidität in Apotheken

Automatisierte Verbuchung von Direktabrechnungsdaten optimiert Abrechnungsprozesse und schafft mehr Transparenz

Scanacs hat seine technische Lösung für Apotheken um eine integrierte Datev-Schnittstelle erweitert, die die automatisierte Verbuchung von Direktabrechnungsdaten ermöglicht. Damit setzt der Anbieter einen wichtigen Meilenstein für die Optimierung der Abrechnungsprozesse in Apotheken, indem er den Buchhaltungsaufwand signifikant reduziert und gleichzeitig die Transparenz erhöht. Die direkte Abrechnung von E-Rezepten im eigenen Namen und auf eigene Rechnung wird durch diese Schnittstelle effizienter, da die einzelnen Abrechnungsdaten zeitnah und einzeln erfasst werden. Dies stärkt nicht nur die Liquidität der Apotheken, sondern trägt auch zur schnelleren finanziellen Verfügbarkeit der Erlöse bei.

Die Direktabrechnung über Scanacs erfolgt wöchentlich oder monatlich und hebt sich damit von der klassischen Sammelabrechnung ab, bei der Abrechnungsdaten erst gebündelt übermittelt werden. Die integrierte Datev-Schnittstelle sorgt dafür, dass die individuellen Buchungsdaten automatisch an den Datev-Buchungsdatenservice übertragen werden. Dort werden sie den einzelnen Buchungen zugeordnet und automatisch geprüft. Dadurch entfällt für die Apotheken ein großer Teil der manuellen Buchhaltungsarbeit, was Ressourcen spart und Fehlerquellen minimiert.

Vor der Einführung der Schnittstelle erhielten die Kunden von Scanacs bereits Buchungsdatensätze, die in die Buchhaltungssoftware importiert werden konnten. Mit der neuen Lösung wird dieser Prozess nun vollständig automatisiert und nahtlos in die bestehende Buchhaltungsstruktur integriert. Scanacs-Geschäftsführer Frank Böhme beschreibt das als einen entscheidenden Fortschritt: „Für uns ist das automatisierte Verbuchen ein weiterer wesentlicher Schritt hin zu einem einfachen, raschen und transparenten Abrechnungsprozess. Ich bin stolz, dass wir unseren Kunden damit eine smartere Lösung für den Buchhaltungsprozess bieten können.“

Neben der Zusammenarbeit mit Datev arbeitet Scanacs derzeit mit weiteren Partnern an zusätzlichen Schnittstellen, um das Angebot kontinuierlich zu erweitern und den digitalen Transformationsprozess in Apotheken weiter voranzutreiben. Diese strategische Ausrichtung unterstützt Apotheken dabei, sich den steigenden Anforderungen an Effizienz, Nachvollziehbarkeit und rechtliche Compliance zu stellen.

Die Bedeutung dieser Innovation ist vor dem Hintergrund eines zunehmend komplexen Gesundheitsmarktes besonders hoch. Apotheken sehen sich mit wachsenden regulatorischen Anforderungen und einem steigenden Verwaltungsaufwand konfrontiert, der sie in ihrem Tagesgeschäft belastet. Scanacs schafft mit seiner integrierten Datev-Schnittstelle einen Beitrag dazu, diese Herausforderungen technologisch zu meistern und betriebliche Abläufe zu vereinfachen. Die Kombination aus Direktabrechnung und automatisierter Buchhaltung bietet somit eine nachhaltige Lösung zur Stärkung der wirtschaftlichen Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken.

Insgesamt stellt die Integration der Datev-Schnittstelle einen bedeutenden Schritt hin zu mehr Digitalisierung und Automatisierung in der Apothekenbranche dar. Die beschleunigte, automatisierte Verbuchung von Abrechnungsdaten sorgt für einen reibungsloseren Buchhaltungsprozess und verschafft Apotheken die nötige Flexibilität, um sich auf ihre Kernaufgaben – die optimale Patientenversorgung und den wirtschaftlichen Betrieb – zu konzentrieren. Scanacs positioniert sich mit dieser Lösung als innovativer Partner, der die Apothekenwelt aktiv bei der digitalen Transformation unterstützt und zukunftsfähige Lösungen bereitstellt.

 

Warken bekräftigt Apothekenreform, Kippels benennt Gesetzespaket, Politik gestaltet Zukunft der Arzneimittelversorgung

Apothekenstruktur, Vergütungsmodell, Arzneimittelversorgung – Zukunft der Apothekenlandschaft nach der Sommerpause neu gestalten

Die Zukunft der Apothekenversorgung in Deutschland steht vor einer tiefgreifenden Neuausrichtung. Nachdem Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Georg Kippels bei einer Veranstaltung in Köln erstmals öffentlich angekündigt hatte, dass ein umfassendes Gesetzespaket zur Apothekenreform in Arbeit sei, bestätigte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) diese Pläne nun offiziell. Die Reform soll unmittelbar nach der parlamentarischen Sommerpause eingebracht werden, um den Herausforderungen der Apothekenbranche systematisch zu begegnen und eine zukunftsfähige Grundlage für die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu schaffen.

Die Apothekenlandschaft sieht sich derzeit mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Sinkende Apothekenzahlen, besonders in strukturschwachen ländlichen Regionen, wirtschaftlicher Druck durch gestiegene Kosten und geringere Margen sowie der zunehmende digitale Wandel fordern eine Neujustierung der Rahmenbedingungen. Die Bundesregierung hat erkannt, dass eine nachhaltige Sicherung der Arzneimittelversorgung nur durch eine Modernisierung der Apothekenstruktur und eine Anpassung der Vergütungsmodelle möglich ist.

Dr. Georg Kippels unterstrich, dass das geplante Reformpaket mehrere Schlüsselkomponenten enthalten wird: Neben der Anpassung der finanziellen Rahmenbedingungen für Apotheken – insbesondere eine flexible und leistungsgerechte Vergütung – steht auch der Abbau bürokratischer Hemmnisse im Fokus. Zudem soll die Rolle der Apotheken als Gesundheitsdienstleister über die reine Arzneimittelabgabe hinaus gestärkt werden, indem pharmazeutische Dienstleistungen und Versorgungsleistungen besser honoriert und ausgeweitet werden.

Ministerin Nina Warken konkretisierte: „Mit der Apothekenreform wollen wir eine leistungsfähige und zukunftssichere Infrastruktur schaffen, die den Bedürfnissen aller Bürgerinnen und Bürger gerecht wird. Das bedeutet, die wirtschaftliche Basis der Apotheken zu stabilisieren, den Ausbau digitaler Angebote wie dem E-Rezept zu fördern und neue Versorgungsmodelle zu ermöglichen.“ Die Reform versteht sich als ganzheitlicher Ansatz, der Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Innovation in Einklang bringen soll.

Ein zentrales Element der Reform ist die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo bereits heute erhebliche Versorgungslücken durch Apothekenschließungen bestehen. Neue Anreizsysteme sollen helfen, den Apothekenstandort zu erhalten und die Versorgung auch in strukturschwachen Regionen zuverlässig zu garantieren.

Darüber hinaus wird die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit dem Ausbau und der Integration des E-Rezepts eng verzahnt. Ziel ist es, administrative Prozesse zu vereinfachen, Abrechnungen zu beschleunigen und die Patientensicherheit durch bessere Datenverfügbarkeit zu erhöhen. Auch die Vereinfachung von Abrechnungsmodalitäten und der Rückbau von Retaxationen stehen im Mittelpunkt, um den bürokratischen Aufwand für Apotheken zu minimieren.

Die Reform wird auch Maßnahmen zur Förderung des pharmazeutischen Nachwuchses und der Weiterbildung umfassen. Angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Anforderungen an Apothekenpersonal ist die Sicherung qualifizierter Fachkräfte ein entscheidender Faktor für die langfristige Versorgungsqualität.

Politisch zeichnet sich breite Zustimmung ab, da die wohnortnahe Arzneimittelversorgung als Grundpfeiler des Gesundheitswesens gilt. Die Bundestagsdebatten nach der Sommerpause werden zeigen, wie das Gesetzespaket konkret ausgestaltet und umgesetzt wird.

Für die Apotheken eröffnen sich mit der Reform neue Perspektiven, die angesichts der aktuellen Herausforderungen dringend erforderlich sind. Die geplante Stärkung der Apotheken als Gesundheitsdienstleister, die finanzielle Absicherung und der Ausbau digitaler Versorgungswege setzen klare Signale für eine zukunftsfähige Versorgung.

Insgesamt sendet die Ankündigung von Kippels und Warken ein klares politisches Signal: Die Apothekenreform ist ein zentraler Baustein der Gesundheitspolitik, um die Arzneimittelversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zu sichern und den Apothekenmarkt an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Nach der Sommerpause dürfte das Thema auf der Agenda ganz oben stehen und maßgeblich die Bedingungen im Apothekenwesen neu definieren.

 

Digitalisierung belastet Apotheken wirtschaftlich, E-Rezept-Ausfälle hemmen Betrieb, Kosten für Software und Schnittstellen steigen

Apothekeninhaber berichten von erheblichen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen durch digitale Anwendungen und gesetzliche Vorgaben im Gesundheitswesen.

Die Digitalisierung im Apothekenwesen stellt für viele Selbstständige einen enormen Kraftakt dar. Florian Sedlmeier, Inhaber einer bayerischen Apotheke, beschreibt die aktuelle Situation pointiert: Nicht nur die regelmäßigen Ausfälle beim E-Rezept-System stören den Betriebsablauf und führen zu spürbaren Umsatzeinbußen, sondern auch die stetig wachsenden Anforderungen an digitale Anwendungen, Schnittstellen und Plattformen bringen erhebliche Zusatzkosten mit sich. Diese Entwicklung wirft grundlegende Fragen zur Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit vieler Apotheken auf.

Seit der flächendeckenden Einführung des E-Rezepts Anfang 2024 sehen sich Apotheken immer wieder mit technischen Störungen konfrontiert. Diese führen dazu, dass Patientinnen und Patienten oft nicht unmittelbar mit ihren benötigten Arzneimitteln versorgt werden können, was den Ruf und das Vertrauen in die Apotheken vor Ort belastet. Die daraus resultierenden Umsatzausfälle sind für viele Betriebe nicht unerheblich und gefährden insbesondere kleinere Apotheken mit engen Margen.

Neben den direkten Auswirkungen der E-Rezept-Problematik wachsen die Anforderungen an die digitale Infrastruktur kontinuierlich. Jede neue Software-Einstellung, jede vorgeschriebene Schnittstelle zu gesetzlichen Plattformen oder jede Einführung weiterer digitaler Werkzeuge bedeutet zusätzlichen technischen Aufwand, Personalschulungen und nicht zuletzt erhebliche Kosten. Florian Sedlmeier bringt dies auf den Punkt: „Jede Software-Einstellung kostet Geld.“ Dies betrifft sowohl die Anschaffung als auch die Wartung und die laufende Anpassung der Systeme an sich ändernde gesetzliche Vorgaben.

Die Digitalisierung soll die Effizienz und Qualität der Arzneimittelversorgung verbessern, führt aber paradoxerweise vielfach zu Mehrbelastungen für Apotheken. Die Komplexität der Systeme erfordert Spezialwissen, das viele Apotheken durch externe Dienstleister oder zusätzliche Fachkräfte abdecken müssen. Dies schlägt sich in höheren Betriebskosten nieder und erhöht den Druck auf ohnehin schmalen Gewinnspannen.

Darüber hinaus wird die zunehmende Vernetzung mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen wie Ärzten, Krankenkassen und Behörden zur Herausforderung. Die Datenübermittlung, die Einhaltung von Datenschutzvorgaben und die sichere Integration verschiedenster Systeme verlangen hohe Investitionen in IT-Sicherheit und technische Infrastruktur. Viele Apotheken beklagen, dass die bürokratische Belastung steigt und der Aufwand für digitale Abläufe oft unterschätzt wird.

Aus wirtschaftlicher Sicht sind diese Belastungen problematisch, denn sie wirken sich unmittelbar auf die Wettbewerbsfähigkeit der Apotheken aus. Während große Apothekenketten oder Versandapotheken über zentrale IT-Strukturen und größere Budgets verfügen, kämpfen viele inhabergeführte Betriebe mit den technischen und finanziellen Anforderungen. Dies verschärft die Ungleichheit im Apothekenmarkt und droht, die regionale Versorgung langfristig zu gefährden.

Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der politischen und regulatorischen Steuerung dieses Prozesses. Apothekenverbände fordern mehr Unterstützung und pragmatische Lösungen, die die Digitalisierung für alle Beteiligten tragbar machen. Dazu gehören finanzielle Förderprogramme, klare technische Standards und eine bessere Einbindung der Apotheken in die Entwicklung digitaler Anwendungen.

Die Zukunft der Apotheken hängt maßgeblich davon ab, wie es gelingt, Digitalisierung und wirtschaftliche Machbarkeit in Einklang zu bringen. Technischer Fortschritt darf nicht zu einer zusätzlichen Belastung werden, sondern muss die Versorgungssicherheit verbessern und die Arbeit der Apotheken erleichtern. Nur so kann das Gesundheitssystem den steigenden Anforderungen gerecht werden und die Apotheken ihre unverzichtbare Rolle als lokale Gesundheitsversorger behalten.

Abschließend zeigt sich, dass die Digitalisierung für Apotheken eine doppelte Herausforderung darstellt: Neben der operativen Bewältigung von Ausfällen und Störungen erfordern die kontinuierlichen Investitionen in Software und IT eine nachhaltige finanzielle Planung. Die Akteure im Gesundheitswesen müssen gemeinsam Wege finden, um die digitale Transformation nicht zum Kostenfaktor, sondern zum Nutzen für Patienten und Apotheken zu machen.

 

Apothekenreform in Vorbereitung, Versorgungsqualität sichern, Versandhandel und Freiberuflichkeit debattiert

Gesundheitsministerium arbeitet an umfassendem Gesetzespaket, Apothekenvertreter fordern rasche Umsetzung und gleichberechtigte Rahmenbedingungen.

Die Apothekenreform steht ganz oben auf der Agenda der neuen Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Während ein genauer Zeitplan und detaillierte Inhalte noch nicht vorliegen, sind die Grundlinien der Vorhaben im Koalitionsvertrag klar verankert. Der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Georg Kippels (CDU) machte auf dem Sommerempfang des Kölner Apothekerverbandes deutlich, dass ein umfassendes Gesetzespaket zur Stärkung der Apotheken derzeit in Bearbeitung ist. Dabei hob er die „starke Bindungswirkung“ des Koalitionsvertrags hervor, der erstmals konkrete Zahlen und spezifische Punkte zur Apothekerschaft enthält – ein Novum, das auf besondere politische Wertschätzung hindeutet.

Die Umsetzung der Reformen bezeichnet Kippels als „hochintensiven Prozess“, der gerade erst begonnen habe. Dies verdeutlicht, dass der Weg von der Ankündigung bis zur praktischen Realisierung komplex und arbeitsintensiv sein wird. Für die Apotheken ist dies ein Hoffnungsschimmer angesichts der zahlreichen wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. Abda-Präsident Thomas Preis begrüßte ebenfalls die Aufnahme eines eigenen Textabschnitts im Koalitionsvertrag für die Apotheken und fordert eine zügige Anhebung des Fixhonorars sowie die Aufhebung des Skontoverbots, um die finanzielle Basis der Apotheken nachhaltig zu stärken.

Die Apotheken positionieren sich als unverzichtbare Säule der Gesundheits- und Arzneimittelversorgung, die angesichts der demografischen Entwicklung vor wachsenden Versorgungsaufgaben steht. In ihrem Angebot an die Bundesregierung betonen sie die Bereitschaft, ihre heilberuflichen Kompetenzen stärker einzubringen und neue Aufgabenfelder, etwa in der Prävention, zu übernehmen. Der Koalitionsvertrag unterstützt diesen Ansatz und bekräftigt die Rolle der Apotheken als oft erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen.

Ein zentrales Thema in den Diskussionen bleibt der Arzneimittelversandhandel, den Kippels als „Dorn im Auge“ bezeichnete. Die strukturellen Nachteile der Vor-Ort-Apotheken gegenüber dem Versandhandel werden von vielen Akteuren als eine der größten Herausforderungen für den stationären Sektor wahrgenommen. Kippels forderte klare und faire Rahmenbedingungen – „gleichlange Spieße“ – und betonte, dass Arzneimittel keine handelsüblichen Waren seien, die mit Rabattaktionen oder Bonusprogrammen vermarktet werden dürften.

Die „kompromisslose Dialogbereitschaft“ des Bundesgesundheitsministeriums ist eine weitere Botschaft, die Kippels vermittelte. Der enge Austausch mit den Apothekern, Ärzten und anderen Gesundheitsakteuren sei essenziell, um das Gesundheitssystem gemeinsam weiterzuentwickeln. Neben der wirtschaftlichen Stärkung der Apotheken vor Ort soll auch das Berufsbild der Apotheker weiterentwickelt werden, etwa durch Ausbau der Kompetenzen in der Arzneimittelversorgung und konsequentes Vorgehen gegen Retaxationen.

Die Bedeutung der Freiberuflichkeit als tragende Säule im Gesundheitswesen wurde von Kippels hervorgehoben und ist ein zentrales Element der Reformbestrebungen. Der Erhalt und die Stärkung der eigenverantwortlichen Berufsausübung werden als unverzichtbar angesehen, um die Qualität und Verlässlichkeit der Versorgung sicherzustellen.

Die lokale Perspektive wurde durch das Grußwort von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ergänzt, die den Kölner Apothekerverband zum 75-jährigen Jubiläum beglückwünschte. Die über 200 Apotheken in Köln bezeichnete sie als „unverzichtbaren Teil der Gesundheitsversorgung“, der insbesondere in der Coronapandemie seine zentrale Rolle bewiesen habe. Reker plädierte dafür, Apotheken zu stärken, um den wachsenden Anforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden.

Auch Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Bundesapothekerkammer und der Apothekerkammer Nordrhein, betonte die historische Leistung der Apotheken, seit der Nachkriegszeit eine sichere Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund eines steigenden Versorgungsbedarfs rief er dazu auf, die bestehenden Herausforderungen gemeinsam anzugehen und nicht stehen zu bleiben, sondern die Apothekerschaft kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Insgesamt zeigt sich, dass die Apothekenreform auf einem guten Weg ist, die Weichen für eine moderne, nachhaltige und patientennahe Versorgung zu stellen. Die vielfältigen Herausforderungen – von wirtschaftlichen Fragen über strukturelle Ungleichheiten im Wettbewerb bis hin zur Weiterentwicklung der Berufsrolle – werden mit großer Aufmerksamkeit behandelt. Entscheidend wird sein, wie schnell und effektiv das Gesetzespaket umgesetzt wird und wie die Zusammenarbeit zwischen Politik, Apotheken und weiteren Gesundheitsakteuren gestaltet wird.

Die kommenden Monate und Jahre versprechen intensive Verhandlungen und Entwicklungen, die das Apothekenwesen in Deutschland maßgeblich prägen werden. Für die Apotheken gilt es, ihre Position als unverzichtbarer Partner im Gesundheitswesen zu festigen und neue Aufgabenfelder engagiert zu gestalten, um den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden.

 

Arzneimittelversorgung auf der Kippe, Eigenverantwortung bei Gesundheit, Gerechtigkeit in der Kostenverteilung

Die stagnierenden Zuzahlungen bei Medikamenten stehen im Kontrast zu steigenden Konsumkosten – eine gesellschaftliche Debatte über Eigenrisiko und Solidarität wird immer dringlicher.

Die Arzneimittelversorgung in Deutschland befindet sich an einem Scheideweg. Während der Kaffee im Berliner Prenzlauer Berg für sechs Euro verkauft wird und Genusskultur neue, teils absurde Dimensionen erreicht, verharren die Zuzahlungen für Medikamente seit Jahren nahezu unverändert auf niedrigem Niveau. Auf den ersten Blick mag dies sozial verträglich und solidarisch erscheinen, doch bei näherer Betrachtung offenbart sich ein tiefgreifendes Problem: Wer aktiv seine Gesundheit gefährdet, trägt bislang kaum finanzielle Konsequenzen für sein persönliches Risiko. Diese Ungleichheit wirft drängende Fragen der Gerechtigkeit und Eigenverantwortung im Gesundheitssystem auf, die dringend und kontrovers diskutiert werden müssen.

Das gegenwärtige Modell der Medikamentenzuzahlungen folgt seit Jahrzehnten einer sozialen Schutzfunktion. Es soll sicherstellen, dass keine Patientin und kein Patient aus finanziellen Gründen auf notwendige Arzneimittel verzichtet. Doch die Realität ist komplexer: Die Kosten für Gesundheitsschäden, die durch vermeidbare Lebensstilfaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel entstehen, werden heute fast vollständig solidarisch getragen. Damit lastet die finanzielle Belastung auf der Allgemeinheit, was nicht nur ethische, sondern auch wirtschaftliche Spannungen erzeugt.

Die stagnierenden Zuzahlungen bedeuten konkret, dass sich Menschen, die bewusst gesundheitsschädliche Verhaltensweisen an den Tag legen, nicht durch höhere Beiträge oder Selbstbeteiligungen verantwortungsvoller zeigen müssen. Dies provoziert eine Debatte darüber, ob und in welchem Umfang Eigenverantwortung bei der Finanzierung von Arzneimitteln eingefordert werden soll. Befürworter einer Reform argumentieren, dass ein stärkeres Kostenbewusstsein und individuelle Risikoabschätzung notwendig sind, um das Gesundheitssystem langfristig finanziell stabil zu halten.

Demgegenüber steht der Anspruch auf solidarische Gesundheitsversorgung, der tief in der deutschen Sozialversicherung verankert ist. Eine Erhöhung der Zuzahlungen speziell für Risikogruppen könnte als Diskriminierung empfunden werden und die Akzeptanz des Systems gefährden. Zudem ist die genaue Abgrenzung zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren Gesundheitsrisiken oft schwierig, was die Umsetzung differenzierter Zuzahlungsmodelle erschwert.

Die wirtschaftliche Perspektive zeigt jedoch, dass die Kostenexplosion im Gesundheitswesen in hohem Maße durch die Behandlung vermeidbarer Krankheiten getrieben wird. Steigende Ausgaben für chronische Erkrankungen und Folgebehandlungen belasten die Krankenkassen, die wiederum an die Beitragszahler weitergegeben werden. Die fehlende finanzielle Sanktionierung riskanter Lebensweisen fördert damit indirekt eine erhöhte Belastung der Solidargemeinschaft.

Die politische und gesellschaftliche Debatte muss daher einen Mittelweg finden: Wie kann die Balance zwischen solidarischem Schutz und individueller Verantwortung gewahrt werden? Welche Anreize können geschaffen werden, um gesundheitsbewusstes Verhalten zu fördern, ohne soziale Härten zu verursachen? Hier bieten sich innovative Modelle an, wie etwa differenzierte Zuzahlungen, Bonusprogramme oder präventive Gesundheitsförderung mit finanziellen Anreizen.

Zudem spielt die Transparenz bei der Kostenverteilung eine zentrale Rolle. Wenn Patientinnen und Patienten den finanziellen Einfluss ihres Lebensstils auf das Gesundheitssystem besser verstehen, steigt die Akzeptanz für mögliche Veränderungen. Aufklärung und Bildung sind daher unverzichtbare Säulen einer nachhaltigen Reform.

Die Rolle der Politik ist es, klare Leitplanken zu setzen, die sowohl Gerechtigkeit als auch Effizienz fördern. Eine bloße Anhebung der Zuzahlungen ohne differenzierte Betrachtung wäre politisch riskant und sozial ungerecht. Vielmehr sind intelligente Mechanismen gefragt, die präventives Verhalten honorieren und gleichzeitig den notwendigen Schutz für Benachteiligte garantieren.

Die Herausforderung besteht darin, den gesellschaftlichen Konsens für eine gerechtere Kostenverteilung im Gesundheitssystem zu erneuern. Die stagnierenden Zuzahlungen bei Medikamenten sind dabei nur ein Symptom für eine tieferliegende Problematik: die wachsende Kluft zwischen solidarischer Finanzierung und individuellem Gesundheitsverhalten.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Arzneimittelversorgung zwar stabil erscheint, aber auf einem fragilen Fundament steht. Die steigenden Kosten im Alltag kontrastieren mit unveränderten finanziellen Lasten im Gesundheitssystem. Die Debatte über Eigenverantwortung und gerechte Kostenbeteiligung muss dringend geführt werden, um langfristig die finanzielle Nachhaltigkeit und soziale Akzeptanz der Arzneimittelversorgung sicherzustellen.

Apotheken, Krankenkassen, Politik und Gesellschaft sind gleichermaßen gefordert, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die sowohl solidarisch als auch verantwortungsvoll sind. Nur so kann die Arzneimittelversorgung auch in Zukunft gesichert und an die Herausforderungen eines modernen Gesundheitswesens angepasst werden.

 

Krankenstand auf Rekordniveau, Atemwegserkrankungen dominieren, psychische Belastungen verlängern Ausfallzeiten

Die Arbeitswelt 2024 zeigt anhaltend hohe Fehlzeiten, die „neue Normalität“ für Beschäftigte und Unternehmen bedeuten

Die Arbeitswelt in Deutschland befindet sich weiterhin in einem Zustand erhöhter Krankheitsausfälle: Mit einem Krankenstand von 6,1 Prozent für das Jahr 2024 bleibt die Fehlzeitenrate unverändert hoch und bestätigt eine „neue Normalität“ anhaltend erhöhter Krankheitszeiten. Die jüngste umfassende Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten der Betriebskrankenkasse (BKK) zeichnet ein deutliches Bild einer Arbeitswelt, in der Beschäftigte im Durchschnitt fast zweimal pro Jahr krankgeschrieben sind. Dabei dominieren Atemwegserkrankungen als häufigste Ursache für Fehlzeiten, während psychische Erkrankungen trotz vergleichsweise seltener Fallzahlen mit den längsten Ausfallzeiten besonders belastend für Arbeitnehmer und Unternehmen sind. Regional betrachtet zeigt sich eine Korrelation zwischen Wohlstand und Gesundheit, wie die niedrigen Krankheitsausfallzeiten im wohlhabenden oberbayerischen Landkreis Starnberg belegen. Diese Entwicklung stellt die deutsche Arbeitswelt vor signifikante Herausforderungen und macht Prävention sowie gezielte Gesundheitsförderung zu dringlichen Zukunftsaufgaben.

Die Daten der BKK für das Jahr 2024 bestätigen, dass der Krankenstand mit 6,1 Prozent auf einem konstant hohen Niveau verharrt – ohne erkennbare Entspannung im Vergleich zu 2023. Dieses Niveau spiegelt einen tiefgreifenden Wandel in der Arbeitswelt wider, in der eine deutlich erhöhte Zahl von Fehltagen zum neuen Alltag geworden ist. Die durchschnittliche Zahl der Krankmeldungen pro versichertem Mitglied liegt bei 1,96, also nahezu zwei Krankschreibungen pro Jahr. Diese Häufigkeit stellt eine Belastung sowohl für die betroffenen Beschäftigten als auch für Unternehmen dar, die durch häufige Fehlzeiten in ihrer Personaleinsatzplanung und Produktivität beeinträchtigt werden. Die durchschnittliche Dauer eines Krankheitsfalls beträgt mit 11,4 Tagen verhältnismäßig wenig, was auf eine Zunahme von Kurzzeiterkrankungen hinweist. Die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) hat hierbei eine bedeutende Rolle gespielt, indem sie die Erfassung auch kurzer Krankheitszeiten verbessert und somit die statistische Abbildung realistischer und vollständiger macht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die gesundheitliche Belastung geringer geworden wäre; vielmehr zeigt sich, dass Arbeitnehmer häufiger, wenn auch kürzer krankheitsbedingt ausfallen.

Atemwegserkrankungen prägen das Krankheitsgeschehen maßgeblich. Mehr als ein Drittel aller Krankheitsfälle (35,9 Prozent) entfallen auf Infektionen der Atemwege, die mit durchschnittlich nur 6,3 Tagen die kürzeste Krankheitsdauer aller Hauptursachen aufweisen. Diese Zahlen spiegeln die anhaltenden Auswirkungen saisonaler Grippe- und Erkältungswellen wider, die trotz technischer Fortschritte im Gesundheitswesen und Impfstrategien weiterhin erhebliche Fehlzeiten verursachen. Die Corona-Pandemie hat mit weniger als 1 Prozent der Fälle inzwischen nur noch eine marginale Rolle im Krankheitsgeschehen, dennoch können unerkannte Infektionen als Dunkelziffer weiter präsent sein. Die hohe Frequenz der Atemwegserkrankungen unterstreicht die Bedeutung präventiver Maßnahmen am Arbeitsplatz, wie verbesserte Hygienekonzepte, Lüftungsstrategien und Impfangebote. Gleichzeitig ist das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung weiter geschärft, was sich in der vermehrten Nutzung von Kurzzeitkrankschreibungen widerspiegelt.

Neben den häufigen, kurzzeitigen Atemwegserkrankungen stellen psychische Erkrankungen eine besonders belastende Dimension der Krankheitslandschaft dar. Obwohl sie mit 5,2 Prozent der Krankheitsfälle relativ selten auftreten, führen sie im Durchschnitt zu einer Ausfalldauer von mehr als fünf Wochen – dem längsten Krankheitszeitraum aller untersuchten Krankheitsarten. Zusammen mit Muskel-Skelett-Erkrankungen, die mit 12,4 Prozent der Fälle einen vergleichsweise kleinen Anteil der Fälle ausmachen, jedoch über 20 Prozent aller Fehltage verursachen, sowie den Atemwegserkrankungen, sind diese drei Diagnosen für mehr als die Hälfte aller krankheitsbedingten Ausfalltage verantwortlich. Diese Fakten machen deutlich, dass psychische Gesundheit am Arbeitsplatz eine zentrale Herausforderung für die moderne Arbeitswelt darstellt. Belastungen wie Stress, Überforderung, Burnout oder Depressionen wirken sich nicht nur unmittelbar auf die betroffenen Beschäftigten aus, sondern führen auch zu erheblichen wirtschaftlichen Kosten für Unternehmen durch Produktivitätsausfälle und steigende Gesundheitskosten. Die steigende Zahl der psychisch bedingten Ausfälle fordert daher eine umfassende Strategie, die sowohl Prävention als auch Unterstützung und Rehabilitation umfasst.

Die BKK-Daten zeigen markante regionale Unterschiede in der Krankheitsdauer. So weisen Erwerbstätige im Landkreis Starnberg in Oberbayern, dem wirtschaftlich wohlhabendsten Kreis Deutschlands, mit durchschnittlich 14,6 Krankheitstagen die niedrigsten Fehlzeiten auf. Im Gegensatz dazu verzeichnet der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt mit 32,5 Tagen mehr als doppelt so lange krankheitsbedingte Ausfallzeiten. Die Diskrepanz verdeutlicht, dass wirtschaftlicher Wohlstand offenbar eine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten kann. Diese regionalen Unterschiede lassen sich unter anderem auf Faktoren wie bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gesundheitskompetenz, einen leichteren Zugang zu medizinischer Versorgung und gesündere Lebensstile zurückführen, die in wohlhabenderen Regionen häufiger anzutreffen sind. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln bestätigt diese Tendenzen mit einer Kaufkraftanalyse, die den Landkreis Starnberg an der Spitze sieht und somit eine klare Korrelation zwischen finanziellen Ressourcen und Gesundheit nahelegt.

Der anhaltend hohe Krankenstand bei zugleich häufigen Kurzzeiterkrankungen und längeren Ausfallzeiten durch psychische Erkrankungen stellt eine komplexe Herausforderung dar. Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur direkte Kosten durch Fehlzeiten und Produktionsausfälle, sondern auch indirekte Belastungen wie erhöhte Vertretungsaufwände, sinkende Mitarbeiterzufriedenheit und langfristig Risiken für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig sieht sich die Politik mit der Aufgabe konfrontiert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Gesundheit der Erwerbstätigen nachhaltig stärken. Dazu zählen unter anderem die Förderung von gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen, die Unterstützung von Maßnahmen zur psychischen Gesundheitsförderung und ein besserer Schutz vor arbeitsbedingten Belastungen. Auch die stärkere Verzahnung von Arbeitswelt, Gesundheitswesen und Sozialversicherungssystemen wird notwendig, um passgenaue Präventions- und Interventionsstrategien zu entwickeln.

Die Arbeitsunfähigkeitsdaten der BKK für 2024 bestätigen, dass ein Krankenstand von über sechs Prozent mit fast zwei Krankmeldungen pro Beschäftigten zu einer neuen Normalität in der deutschen Arbeitswelt geworden ist. Die Dominanz kurzzeitiger Atemwegserkrankungen und die signifikanten Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf die Ausfallzeiten erfordern ein Umdenken im betrieblichen Gesundheitsmanagement und der Gesundheitspolitik. Regionale Unterschiede machen zudem deutlich, wie wichtig soziale und wirtschaftliche Faktoren für die Gesundheit der Erwerbstätigen sind. Die Zukunft wird davon abhängen, wie gut es gelingt, Prävention, Gesundheitsförderung und eine ressourcenorientierte Arbeitsgestaltung zu verknüpfen, um Fehlzeiten zu reduzieren und die Arbeitsfähigkeit nachhaltig zu sichern. Unternehmen, Beschäftigte und politische Entscheidungsträger stehen gemeinsam in der Verantwortung, die Herausforderungen einer veränderten Krankheitslandschaft anzunehmen und Antworten zu entwickeln, die Gesundheit und Produktivität in Einklang bringen.

 

Klinikreform braucht Praxisnähe Qualitätsansprüche erhalten Versorgungsstrukturen nachhaltig

Bundesgesundheitsministerin Warken kündigt Nachbesserungen an ohne Kernprinzipien zu verwässern

Die Krankenhausreform gilt als eines der zentralen gesundheitspolitischen Projekte der laufenden Legislaturperiode. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) steht dabei vor der komplexen Herausforderung, einen tiefgreifenden Strukturwandel im Kliniksektor mit vielfältigen regionalen Interessen und praktischen Umsetzungsfragen in Einklang zu bringen. Nach intensiven Beratungen mit den Gesundheitsministerinnen und -ministern der Länder machte Warken deutlich, dass sie die bislang von der Ampel-Koalition initiierte Krankenhausreform „verbessern, aber nicht verwässern“ wolle. Das Ziel bleibt unmissverständlich: Eine qualitativ hochwertige, spezialisierte und zugleich wirtschaftlich tragfähige Krankenhausversorgung für alle Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Dabei soll die Reform „endlich alltagstauglich“ gestaltet werden, um insbesondere den Ländern mehr Flexibilität und Zeit für die regionale Umsetzung zu geben.

Die Krankenhauslandschaft in Deutschland zählt aktuell rund 1.700 Kliniken, die sich in ihrer Größe, Leistungsfähigkeit und regionalen Bedeutung stark unterscheiden. Das bestehende System leidet unter teilweise fragmentierten Strukturen, Doppelvorhaltungen und regional unterschiedlichen Qualitätsstandards. Die Reform will hier gegensetzen, indem sie eine klare Spezialisierung und Konzentration von Leistungen fordert, verbunden mit verbindlichen Qualitätsstandards. Kliniken sollen nicht mehr verpflichtet sein, alle medizinischen Leistungen anzubieten, sondern sich auf einzelne Bereiche konzentrieren, in denen sie höchste Qualität liefern können. Warken formuliert dies mit Nachdruck: „Wir brauchen klare Qualitätsstandards für einzelne Leistungen, und wer die nicht nachweist, kann die zugehörigen Leistungen nicht mehr erbringen.“

Die Umsetzung dieser Vorgaben trifft jedoch auf berechtigte Bedenken insbesondere der Länder und der ländlichen Regionen. Hier sind Kliniken oft unverzichtbare Ankerpunkte der Gesundheitsversorgung, die aber aufgrund begrenzter Ressourcen und Fachkräftesituation teilweise noch nicht alle geforderten Qualitätsmaßstäbe erfüllen können. Warken reagierte darauf mit der Ankündigung von Nachbesserungen, die insbesondere den Zeitplan und Ausnahmeregelungen betreffen. Die Länder sollen künftig mehr Spielraum bekommen, um die Reform schrittweise und an die regionalen Besonderheiten angepasst umzusetzen. Für Kliniken auf dem Land sind „mehr Ausnahmemöglichkeiten“ vorgesehen, um die Versorgungslandschaft nicht abrupt zu destabilisieren.

Die Nachsteuerungen basieren auf Vereinbarungen im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD, die eine pragmatische Weiterentwicklung der Krankenhausreform vorsieht. Die Reform selbst soll bis 2029 vollständig umgesetzt sein, wobei die Zahl der Kliniken voraussichtlich schrumpfen wird, da kleinere oder weniger spezialisierte Häuser zusammengelegt oder geschlossen werden. Dies ist Teil eines bundesweiten Umbaus hin zu einer effizienteren und qualitativ besseren Krankenhausversorgung. Die Länder übernehmen hierbei künftig eine größere Steuerungsfunktion, indem sie regionale Versorgungsbedarfe definieren, Qualitätsanforderungen überwachen und über Ausnahmen entscheiden. Diese Dezentralisierung soll helfen, die Reform realistischer und sozialverträglicher umzusetzen.

Die Politik befindet sich somit in einem schwierigen Balanceakt: Einerseits die dringend notwendige Qualitätssicherung und Spezialisierung im Kliniksektor voranzutreiben, andererseits die Erreichbarkeit und Versorgungssicherheit gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen zu gewährleisten. Die Ankündigung von Nachbesserungen signalisiert eine Einsicht in die Komplexität dieses Vorhabens und die Notwendigkeit, Reform und Praxis besser miteinander zu verzahnen. Warken bekräftigt, dass die Kernprinzipien der Reform trotz aller Flexibilisierung bestehen bleiben und eine Verwässerung der Qualitätsansprüche ausgeschlossen sei.

Experten aus Gesundheitswesen und Wissenschaft sehen in der Reform eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft des Krankenhauswesens. Die klare Fokussierung auf Spezialisierung und verbindliche Qualitätsstandards könne zu verbesserten Behandlungsergebnissen und höherer Patientensicherheit führen. Gleichzeitig wird vor den Herausforderungen gewarnt, die mit der Konzentration von Leistungen einhergehen, etwa längere Anfahrtswege für Patientinnen und Patienten in ländlichen Gebieten. Die angekündigten Ausnahmeregelungen und eine flexible Umsetzung sollen diesen Risiken entgegenwirken und den sozialen Frieden in der Versorgung sichern.

Die Krankenhausreform steht exemplarisch für die Dynamik im deutschen Gesundheitswesen, das sich angesichts demografischer Veränderungen, technischer Innovationen und steigender Kosten neu erfinden muss. Die Politik ist gefordert, dabei einerseits ambitionierte Ziele zu verfolgen, andererseits aber den Realitäten vor Ort Rechnung zu tragen. Der Prozess der Nachbesserungen und der Dialog zwischen Bund und Ländern sind daher entscheidend, um die Reform nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis erfolgreich zu gestalten.

 

Lauterbachs Reformideen auf dem Prüfstand, Warkens Nachfolge prägt Gesundheitsgesetzgebung, Parlamentarische Hürden bestimmen Zukunft

Die Nachfolgerin nimmt zentrale Projekte wie Pflegekompetenzgesetz und Notfallreform auf, doch politische Mehrheiten und Umsetzungsstrategien bleiben entscheidend.

Im Spannungsfeld zwischen politischen Übergaben und inhaltlicher Kontinuität entwickeln sich die bisher liegen gebliebenen Reformvorhaben des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach in der aktuellen Amtszeit seiner Nachfolgerin Nina Warken neu. Die Übernahme von Schlüsselprojekten wie dem Pflegekompetenzgesetz und der Notfallreform in die Vorhabenplanung der CDU-Gesundheitsministerin eröffnet Chancen für ein politisches Comeback bisher blockierter Vorhaben. Zugleich sind parlamentarische Mehrheiten und parteipolitische Verschiebungen sowie Umsetzungsstrategien zentrale Herausforderungen, die den weiteren Weg der Reformen maßgeblich prägen werden.

Im Kern steht die Frage, inwieweit Lauterbachs umfassende Reformagenda, die unter seiner Ägide aus verschiedenen Gründen auf der Strecke geblieben ist, von der neuen Bundesregierung übernommen und mit welchen Anpassungen sie vorangetrieben wird. Die Übernahme von Kerninhalten durch Gesundheitsministerin Nina Warken verweist auf eine gewisse Kontinuität der gesundheitspolitischen Zielsetzungen, obwohl sich die politische Führungsriege verändert hat. Die bislang nicht realisierten Projekte adressieren insbesondere drängende Herausforderungen im Pflegebereich und bei der Notfallversorgung, die bundesweit als systemische Schwachstellen gelten.

Das Pflegekompetenzgesetz sieht eine nachhaltige Stärkung der professionellen Pflegekräfte vor, insbesondere durch Kompetenzförderung und gesetzliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Diese Initiative war Teil von Lauterbachs Vorstoß zur Modernisierung des Pflegewesens mit dem Ziel, den wachsenden demografischen Anforderungen zu begegnen und den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten. Parallel dazu zielt die Notfallreform auf eine bessere Koordination der Notfallversorgung ab, um den zunehmenden Belastungen in Krankenhäusern und Rettungsdiensten entgegenzuwirken.

Vor dem Hintergrund der politischen Neuaufstellung sind jedoch mehrere Herausforderungen zu beachten. Der politische Kurs der CDU-geführten Bundesregierung könnte inhaltliche Anpassungen oder Priorisierungen mit sich bringen, die das ursprüngliche Reformkonzept modifizieren. Zudem ist die Akzeptanz im Parlament, insbesondere im Bundestag mit seiner aktuellen Mehrheitskonstellation, entscheidend für die Umsetzungschancen. Ein Comeback der Lauterbach’schen Reformideen wird daher vom politischen Willen, der Verhandlungsdynamik und möglichen Kompromissen abhängen.

Die politische Kommunikation rund um die Wiederaufnahme der Reformvorhaben spielt eine wichtige Rolle, um gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern und den Druck für eine zügige Umsetzung zu erhöhen. Auch die Rolle der Verbände und Fachorganisationen, die bereits früher unterstützend für die Reformen geworben hatten, bleibt bedeutsam, da sie als Mittler zwischen Politik und Praxis fungieren.

Insgesamt zeichnet sich ein komplexes Bild ab, in dem die Übernahme liegen gebliebener Reformen durch eine neue Führung nicht zwangsläufig deren reibungslose Umsetzung garantiert, jedoch die Chance bietet, dringend benötigte Modernisierungen im Gesundheits- und Pflegebereich wieder auf die politische Agenda zu setzen. Das aktuelle politische Umfeld wird maßgeblich darüber entscheiden, ob Lauterbachs Reformideen ein pragmatisches Comeback erleben oder erneut stagnieren.

 

Mounjaro-Penblockaden vermeiden, Anwendungssicherheit stärken, Patientenerfahrungen verbessern

Lilly gibt wichtige Tipps zur korrekten Handhabung des Tirzepatid-Kwikpens, um Blockaden zu verhindern und Verwirrung bei Restmengen zu minimieren.

Seit Februar berichten Patientinnen und Patienten von gelegentlichen Blockaden beim Mounjaro-Kwikpen (Tirzepatid) des Herstellers Lilly. Neben der technischen Schwierigkeit mit dem Pen sorgt insbesondere die Verwirrung um die verbleibende Restmenge im Pen für Unsicherheit bei Anwenderinnen und Anwendern. Diese Problematik belastet nicht nur die Behandlungszufriedenheit, sondern stellt auch die Apotheken vor beratungsintensive Situationen. Lilly hat daher bereits im August des Vorjahres ausführliche Anwendungshinweise herausgegeben und ergänzt diese aktuell um konkrete Tipps zur Vermeidung von Penblockaden.

Die Ursache für die Blockaden liegt häufig darin, dass die Kolbenstange im Pen auf den Stopfen der Patrone drückt, ohne dass der innere Druck ausreichend abgebaut wird. Dies führt dazu, dass der Dosierknopf schwergängig oder blockiert. Um dies zu verhindern, empfiehlt Lilly, den Dosierknopf während der Injektion bis zum Anschlag gedrückt zu halten und langsam bis fünf zu zählen. Diese einfache Maßnahme soll sicherstellen, dass die gesamte Dosis appliziert wird und keine Rückstände den Mechanismus behindern.

Darüber hinaus weist Lilly auf die Bedeutung der korrekten Lagerung und Nadelhandhabung hin. Jede Anwendung erfordert das Aufsetzen einer neuen Nadel, da wiederholte Nadelbenutzung Verstopfungen und damit Folgeblockaden begünstigt. Der Pen darf nicht mit aufgesetzter Nadel gelagert werden und sollte stets vor Schmutz, Staub und Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden. Zudem kann es vorkommen, dass der Dosierknopf gedrückt wird, obwohl keine Nadel aufgesetzt ist – was ebenfalls zur Blockade des Pens führt.

Ein weiterer häufiger Irrtum betrifft die im Pen verbleibende Restmenge nach der Verabreichung von vier Dosen. Diese Restmenge darf nicht als zusätzliche Dosis interpretiert werden. Lilly rät daher, eine verlässliche Zählmethode zu verwenden, um Überdosierungen oder Fehlanwendungen auszuschließen.

Zur Korrektur bestehender Blockaden empfiehlt Lilly zwei Maßnahmen: das Aufsetzen einer neuen Nadel, da durch den dadurch entstehenden Druck Arzneimittel aus dem Pen entweichen kann, und das Entlüften des Pens, um übermäßigen Innendruck abzubauen. Diese einfachen Handgriffe sind in der Regel ausreichend, um den Pen wieder funktionstüchtig zu machen.

Insgesamt tragen diese Hinweise maßgeblich dazu bei, die Anwendungssicherheit von Mounjaro zu verbessern und Patientinnen und Patienten sowie Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeitern eine verlässliche Handhabung zu ermöglichen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Tirzepatid bei der Diabetes- und Adipositasbehandlung ist eine umfassende Aufklärung und Beratung essenziell, um Therapieabbrüche aufgrund technischer Probleme zu vermeiden.

Apotheken spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie die Patientinnen und Patienten gezielt auf diese Handhabungshinweise hinweisen und praktische Unterstützung bei der korrekten Nutzung des Kwikpens leisten. Eine enge Zusammenarbeit mit Herstellern wie Lilly ermöglicht es zudem, Feedback aus der Praxis in verbesserte Produkthinweise und Schulungsmaterialien zu übersetzen.

Die Sensibilisierung für die korrekte Anwendung von Medikamenten und deren Applikationshilfen gewinnt mit der zunehmenden Komplexität therapeutischer Verfahren weiter an Bedeutung. Die Erfahrung mit Mounjaro zeigt, wie technische Details im Alltag große Auswirkungen auf den Therapieerfolg haben können. Präzise Informationen und praktische Tipps sind daher unverzichtbar, um die Behandlung sicher und effektiv zu gestalten.

 

Hochreines Kokain, Drug-Checking-Innovationen, lebensbedrohliche Festivalzwischenfälle

Beunruhigende Trends bei Kokainqualität auf Festivals, erweiterte Drug-Checking-Angebote und medizinische Notfälle zeigen dringenden Handlungsbedarf

Die jüngsten Analysen am Fusion-Festival 2025 offenbaren besorgniserregende Entwicklungen im Bereich illegaler Substanzen: Das vermehrte Auftreten hochreinen Kokains birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, die sich in einer steigenden Zahl von Krankenhausaufnahmen mit herzmedizinischen Notfällen widerspiegeln. Wissenschaftler und Veranstalter setzen verstärkt auf präventive Maßnahmen wie umfassendes Drug-Checking und neuartige Tests zur Fahrtüchtigkeit, um Konsumenten zu schützen und akute Gefahren zu minimieren. Die Kombination aus intensiver polizeilicher Kontrolle, moderner Analyse im Laborcontainer und individueller Risikoermittlung demonstriert einen multidimensionalen Ansatz, der dringend weiter ausgebaut werden muss. Der dramatische Fall einer lebensbedrohlich erkrankten Festivalbesucherin unterstreicht zudem die ungebrochene Gefahr, die von verunreinigten oder falsch dosierten Substanzen ausgeht. Vor dem Hintergrund von mehr als 70.000 internationalen Festivalgästen zeigt sich, wie essenziell Prävention, Aufklärung und medizinische Bereitschaft sind, um den Balanceakt zwischen kultureller Freiheit und Sicherheit zu meistern.

Die Universitätsmedizin Rostock (UMR) und ihr Forscherteam rund um Dr. Gernot Rücker haben auf dem Fusion-Festival erstmals ein umfassendes Drug-Checking-Angebot etabliert, das 752 Substanzanalysen illegaler Rauschmittel umfasste. Besonders alarmierend war der Nachweis von Kokain mit ungewöhnlich hoher Reinheit, der deutschlandweit einen besorgniserregenden Trend markiert. Nach Angaben von Rücker musste eine zweistellige Anzahl Festivalbesucher aufgrund herzmedizinischer Komplikationen in umliegenden Kliniken behandelt werden. Diese dramatischen Zahlen verdeutlichen, wie sehr der Konsum hochdosierter, oft nicht deklarierter Substanzen das gesundheitliche Risiko deutlich erhöht.

Das Konzept des Drug-Checkings geht dabei weit über die reine Substanzanalyse hinaus: Erstmals konnten Festivalgäste in diesem Jahr auch ihre Fahrtüchtigkeit eigenständig prüfen, indem der Atemalkoholwert mithilfe eines speziellen Testgeräts unter fachkundiger Anleitung gemessen wurde. Diese präventive Maßnahme führte dazu, dass vier Personen auf eine Teilnahme am Straßenverkehr verzichteten, was als Erfolg für die Verkehrssicherheit gewertet wird. Die beteiligte Chemikerin Dr. Anja Gummesson warnte zudem vor einer Gruppe von 20 Ecstasy-Tabletten mit extrem hoher Dosierung, deren Konsum lebensgefährliche Folgen haben könnte.

Die polizeilichen Kontrollen rund um das Festivalgelände blieben ebenfalls nicht ohne Ergebnis. Neben kleineren Beschlagnahmungen stach ein Fall besonders hervor: Ein österreichischer Festivalbesucher wurde mit 1,8 Kilogramm Fruchtgummis festgenommen, die nach einem Schnelltest den Verdacht auf Kokainbeimischung erregten. Diese Form der Substanzverfälschung illustriert die stetig zunehmende Kreativität und Gefährlichkeit im illegalen Drogenhandel.

Ein tragischer Vorfall vom Freitag überschattet die positiven Präventionsansätze: Eine junge Festivalbesucherin wurde in einem lebensbedrohlichen Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert. Die genauen Ursachen sind noch unklar, Untersuchungen sollen klären, ob eine Drogenaufnahme ursächlich beteiligt war. Die Polizei hält sich mit weiteren Aussagen zurück, um Persönlichkeitsrechte zu wahren.

Die Kombination aus hochreinem Kokain, innovativen Drug-Checking-Angeboten und dramatischen Notfällen fordert eine verstärkte, koordinierte Reaktion von Gesundheitsbehörden, Veranstaltern und Sicherheitskräften. Die UMR und das Team von Rücker sehen in der weiterführenden Etablierung von Drug-Checking nicht nur ein Mittel zur Schadensminimierung, sondern auch einen wichtigen Baustein zur Aufklärung und Gesundheitsförderung in der Partyszene. Die aktuellen Ergebnisse vom Fusion-Festival 2025 sind daher ein eindringlicher Appell, den Schutz von Konsumenten zu intensivieren und die Risiken illegaler Substanzen stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken.

 

Hydrocortison, thyreotoxische Paralyse, Arzneimittelsicherheit

Neue Warnhinweise für Hydrocortisonprodukte, seltene Muskellähmung bei Schilddrüsenüberfunktion und klinische Bedeutung von TPP

Hydrocortison, eines der zentralen systemischen Glukokortikoide, steht ab sofort im Fokus einer wichtigen Sicherheitswarnung. Die Europäische Union hat Hersteller verpflichtet, die Produktinformationen bestimmter Hydrocortison-Präparate verbindlich zu ergänzen, da in seltenen Fällen eine thyreotoxische periodische Paralyse (TPP) ausgelöst werden kann. Diese neurologische Komplikation tritt nahezu ausschließlich bei Patient:innen mit Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) auf und kann zu plötzlicher, meist vorübergehender Muskelschwäche oder Lähmungen führen, die vor allem die Gliedmaßen betreffen. Das Bewusstsein bleibt dabei erhalten. Die EU-Frist zur Umsetzung dieser Anpassungen endet am 7. August 2025. Ausgenommen von der Regelung sind Präparate mit veränderter Wirkstofffreisetzung zur Behandlung der Nebenniereninsuffizienz sowie zentral zugelassene pädiatrische Medikamente.

Die Grundlage für diese Sicherheitsmaßnahme bildet eine ausführliche Bewertung durch den Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), die zu einem einstimmigen Beschluss der europäischen Koordinierungsgruppe für gegenseitige Anerkennungs- und dezentrale Verfahren (CMDh) führte. Die Experten erkannten einen möglichen Zusammenhang zwischen Hydrocortisonanwendung und dem Auftreten der seltenen Erkrankung TPP.

In der Fachinformation wird künftig im Abschnitt 4.4 ergänzt, dass bei Patient:innen mit Hyperthyreose und Hydrocortison-induzierter Hypokaliämie TPP auftreten kann. Personen, die während einer Hydrocortisontherapie Anzeichen oder Symptome von Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Krämpfen oder Steifheit zeigen, sollten unverzüglich auf TPP hin untersucht werden. Dies beinhaltet eine zeitnahe Kontrolle der Kaliumspiegel im Blut, da ein starker Kaliumabfall die Ursache für die Muskellähmung ist. Eine rasche Normalisierung des Kaliumspiegels durch geeignete therapeutische Maßnahmen ist essenziell, um schwerwiegende Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder Atemlähmungen zu vermeiden.

TPP ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche neurologische Erkrankung, die praktisch ausschließlich bei Menschen mit Hyperthyreose auftritt. Die pathophysiologie beruht auf einer durch die Schilddrüsenüberfunktion bedingten Störung des Kaliumhaushalts, die einen abrupten Abfall des Kaliumspiegels im Blut auslöst. Klinisch äußert sich TPP durch plötzliche Muskelschwäche oder Lähmungen, wobei das Bewusstsein erhalten bleibt. Typischerweise sind die Gliedmaßen betroffen, insbesondere die proximalen Muskelgruppen. Die klinischen Zeichen einer Hyperthyreose können manchmal erst im Verlauf oder nach einer TPP-Episode erkannt werden, was die Diagnostik erschwert und die Bedeutung der Warnhinweise verstärkt.

Für Apotheken und medizinisches Fachpersonal bedeutet diese neue Warnung eine gesteigerte Verantwortung. Patient:innen mit bekannter Schilddrüsenerkrankung oder entsprechenden Risikofaktoren sollten während der Hydrocortisonbehandlung besonders aufmerksam beobachtet werden. Symptome wie Muskelschwäche oder Muskelkrämpfe müssen ernst genommen und frühzeitig ärztlich abgeklärt werden. Die Ergänzungen in den Produktinformationen und Packungsbeilagen stärken die Pharmakovigilanz und tragen dazu bei, lebensbedrohliche Nebenwirkungen zu verhindern.

Diese Maßnahme verdeutlicht die dynamische Entwicklung der Arzneimittelsicherheit, bei der kontinuierlich klinische Beobachtungen und pharmakovigilante Daten analysiert werden, um die Sicherheit etablierter Medikamente zu gewährleisten. Hydrocortison bleibt trotz dieses seltenen Risikos ein unverzichtbares Therapeutikum bei vielen Krankheitsbildern. Die aktuelle Warnung sensibilisiert jedoch für die potenzielle Komplikation der TPP, besonders bei Patient:innen mit Hyperthyreose, und betont die Wichtigkeit der Risikoaufklärung, Kaliumüberwachung und der engmaschigen klinischen Kontrolle.

Die europäische Zusammenarbeit zwischen EMA, PRAC und CMDh zeigt exemplarisch, wie Risiken bei Medikamentenanwendung frühzeitig erkannt und durch transparente Kommunikation an Fachkräfte und Patient:innen minimiert werden können. Apotheken übernehmen dabei eine Schlüsselrolle in der Aufklärung und Begleitung der Betroffenen, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten.

 

PTA-Gipfel beleuchtet praxisnahe Wundversorgung, fördert pharmazeutischen Nachwuchs, stärkt interschulischen Austausch

Apothekerverein Düsseldorf setzt auf praxisorientierte Nachwuchsförderung, innovative Konzepte zur Wundversorgung und Vernetzung der PTA-Schulen Nordrhein-Westfalens

Der Apothekerverein Düsseldorf und Umgebung (AvDuU) veranstaltete kürzlich den dritten PTA-Gipfel, der sich mit einem zentralen Thema des pharmazeutischen Alltags beschäftigte: der Wundversorgung. Über 90 Schülerinnen und Schüler der PTA-Schulen aus Duisburg, Solingen und Köln nutzten die Gelegenheit, praxisnah in das Thema einzutauchen, sich untereinander auszutauschen und ihr Wissen zu vertiefen. Der Gipfel steht dabei exemplarisch für eine zielgerichtete Nachwuchsförderung, die Theorie und Praxis eng verzahnt und die Bedeutung der Apotheken im Bereich der Wundversorgung hervorhebt.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die erfahrene Wundmanagerin Birgit Siepker, die als Krankenschwester in der Falken-Apotheke von Inhaber Michael Makoschey tätig ist. Sie vermittelte nicht nur fundiertes Fachwissen, sondern machte auch die essenzielle Rolle der Apotheken bei der Versorgung von Patienten mit verschiedenen Wundtypen greifbar. Die Schüler:innen erhielten die Möglichkeit, in praxisorientierten Gruppenarbeiten typische Ursachen von Wunden zu analysieren, die betroffenen Hautschichten zu bestimmen und individuelle Betreuungskonzepte zu entwickeln. Unterstützt wurde der inhaltliche Schwerpunkt von dem Unternehmen Paul Hartmann, das als Partner mit innovativen Produkten und fachlichem Know-how zur Seite stand.

Neben der fachlichen Qualifizierung bot der PTA-Gipfel auch eine wertvolle Plattform für den Austausch zwischen den verschiedenen PTA-Schulen. Da jede Schule eigene pädagogische Ansätze verfolgt, fördert dieser Wissenstransfer den Horizont der Teilnehmer:innen und trägt zur Harmonisierung des Ausbildungsniveaus in Nordrhein-Westfalen bei. Die Organisatoren kündigten an, den Gipfel als wiederkehrende Veranstaltung weiterzuführen. Für das kommende Jahr ist die vierte Ausgabe geplant, bei der noch mehr PTA-Schulen aus Nordrhein-Westfalen erwartet werden. Ziel ist es, den PTA-Gipfel als festen Bestandteil der Nachwuchsförderung zu etablieren und praxisorientierte Fortbildung sowie Vernetzung in der PTA-Ausbildung langfristig zu stärken.

Die Kombination aus theoretischem Wissen, praxisnahen Übungen und kollegialem Austausch macht den PTA-Gipfel zu einem wichtigen Baustein, um die zukünftigen pharmazeutischen Fachkräfte für die Herausforderungen des Apothekenalltags zu rüsten. Die konsequente Förderung der Wundversorgungskompetenzen trägt dazu bei, die Patientenversorgung in den Apotheken nachhaltig zu verbessern und den Stellenwert der PTA als unverzichtbare Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis zu festigen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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