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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die steuerpolitische Stoßrichtung der SPD zielt auf fiskalische Entlastung im OTC-Bereich, doch dabei geraten Apotheken strukturell unter die Räder – weder als Systemakteure noch als wirtschaftlich betroffene Marktstellen finden sie Beachtung, während zugleich neue Risiken durch Cybervorfälle, Rezeptbetrug oder Versicherungslücken die Stabilität gefährden, die Betriebsverantwortung verschärft sich im Schatten versäumter Absicherungen, und gleichzeitig verschieben sich Marktanteile: Zentiva kauft gezielt Naturmedizinmarken des italienischen Anbieters Aboca auf und verstärkt seine Präsenz im CHC-Bereich, eine Entwicklung, die durch steuerliche Differenzierung neue Dynamik erhalten könnte, wenn Apotheken jedoch nicht aktiv einbezogen werden, entsteht ein Gleichgewichtsverlust auf mehreren Ebenen – politisch, wirtschaftlich, organisatorisch.
Wenn steuerpolitische Impulse gesetzt werden, wirken sie selten nur fiskalisch – sie greifen tief in bestehende Marktarchitekturen ein, verschieben Anreizstrukturen und definieren Verantwortungsachsen neu. So auch beim aktuellen Kurs der SPD, die im Vorfeld ihres Bundesparteitags Ende Juni eine Reihe steuerpolitischer Initiativen zur Debatte stellt. Während Krankenhausreform, Pflegekräftesicherung und psychische Gesundheit prominent diskutiert werden, bleibt der Apothekenbereich auffällig unterbelichtet. Nur zwischen den Zeilen – dort, wo es um die Mehrwertsteuer für Arzneimittel geht – lässt sich erahnen, wie die Sozialdemokraten künftig zwischen Rx- und OTC-Produkten differenzieren möchten. Das Problem: Die Apotheken, die diese Produkte verkaufen, werden dabei nicht mitgedacht – weder als Akteure der Versorgungssicherung noch als wirtschaftlich belastete Betriebe.
Geplant ist offenbar, die Mehrwertsteuer für rezeptpflichtige Arzneimittel in ihrer jetzigen Form zu belassen – also bei 19 Prozent, während für rezeptfreie Produkte, insbesondere im CHC-Bereich, ein ermäßigter Steuersatz diskutiert wird. Was fiskalisch als Verbraucherentlastung erscheint, entwickelt sich versorgungspolitisch zum Katalysator einer problematischen Dynamik: Der OTC-Markt würde künstlich stimuliert, während Rx-Produkte relativ verteuert blieben – ein Systembruch, der nicht nur die Apothekenkalkulation belastet, sondern auch den beratungsintensiven Charakter von OTC-Waren aus dem Gleichgewicht bringt. Die Apotheken geraten dabei in eine prekäre Doppellage: Auf der einen Seite stagnierende Honorare im Rx-Geschäft, auf der anderen Seite eine steuerpolitisch verzerrte Wettbewerbssituation im Selbstmedikationsbereich. Dass der Parteitagsantrag den Apotheken als strukturrelevanter Faktor keinerlei Raum gibt, ist kein Zufall, sondern Ausdruck politischer Blindstellen – und symptomatisch für eine Gesundheitspolitik, die Versorgung nur durch die Linse der Großsysteme sieht.
Während Apotheken also kaum berücksichtigt werden, geraten sie andernorts verstärkt unter Druck – vor allem dort, wo betriebliche Risiken unterschätzt oder systematisch ausgeblendet werden. Die Sicherheitsfrage hat sich vom klassischen Schutz gegen Einbruch, Wasserschaden oder Feuer längst in neue Dimensionen verlagert: Cyberrisiken, E-Rezept-Ausfälle, Rezeptbetrug, Lagerleckagen oder datenschutzrechtliche Haftungsszenarien sind zu den stillen, aber realen Bedrohungen des Apothekenalltags geworden. Die wirtschaftliche Substanz vieler Betriebe wird dabei unterspült – nicht durch sichtbare Katastrophen, sondern durch die permanente Erosion der innerbetrieblichen Sicherheit. Wer heute eine Apotheke führt, muss nicht nur Arzneimittel verstehen, sondern Risikomanagement auf Unternehmensebene betreiben – operativ, analytisch und mit Weitblick.
Dabei zeigt sich: Versicherbarkeit ist längst keine bloße Vertragsfrage mehr, sondern Ausdruck betrieblicher Führungskultur. Apotheken, die Sicherheitslücken ignorieren oder ihre Policen aus falschem Spartrieb auf Mindestdeckung herunterfahren, riskieren im Ernstfall nicht nur Betriebsunterbrechungen, sondern existenzielle Schieflagen. Eine defekte Sprinkleranlage, ein falsch gelagerter Kühlartikel, ein E-Rezept, das doppelt beliefert wurde – all das mag auf dem Papier banal erscheinen, verursacht in der Realität aber Kosten, die schnell sechs- oder siebenstellig werden. Die klassische Inhaltsversicherung greift dabei oft zu spät oder zu schwach, betriebliche Haftpflicht ist meist auf Standardrisiken fokussiert, und Spezialversicherungen – etwa für Cyberangriffe oder Dokumentationsfehler – sind selten passgenau implementiert. Besonders heikel: Viele Versicherer reagieren zunehmend restriktiv auf branchenspezifische Schadensmeldungen, fordern aktive Risikoprävention oder verweigern Deckung bei wiederholten Vorfällen.
Im Schatten dieser systemischen Risiken vollzieht sich ein weiteres Marktgeschehen, das zunehmend strategischen Charakter annimmt: die Neujustierung des Consumer-Healthcare-Markts. Zentiva – bislang primär bekannt für sein Generikageschäft – expandiert mit bemerkenswerter Entschlossenheit in den CHC-Bereich und hat sich dazu fünf führende Phytomarken des italienischen Familienunternehmens Aboca gesichert. Ab Juli sollen diese Marken in das europäische Vertriebsnetz von Zentiva eingebunden werden. Dahinter steht nicht nur eine Portfolioerweiterung, sondern eine Standortentscheidung: Der Markt für natürliche Selbstmedikation wächst überdurchschnittlich – nicht nur aus Konsumentenneigung, sondern auch aus regulatorischen Verschiebungen heraus. Die steuerpolitisch geplante OTC-Förderung könnte diesem Trend zusätzlichen Schub verleihen – allerdings zum Preis weiterer Margenverlagerungen im Apothekenregal.
Die Verknüpfung dieser Entwicklungen – Steuerpolitik ohne Apothekenfokus, Risikodynamik ohne Schutzlogik, Marktbewegungen ohne Stabilitätsgarantie – ergibt ein beunruhigendes Bild. Die SPD mag mit ihren Vorschlägen intendieren, soziale Gerechtigkeit im Gesundheitswesen zu stärken. Doch wer Systemveränderung will, muss auch Systemträger sichtbar machen – und Apotheken nicht zum blinden Fleck seiner Politik degradieren. Gleichzeitig gilt: Wer Versicherbarkeit ernst nimmt, muss sie betriebslogisch denken – und nicht als Nebenabrede zur Existenzführung. Und wer auf Naturmedizin als Zukunftssparte setzt, darf nicht übersehen, dass ihre Distribution nur dann funktioniert, wenn Apotheken als stabile Marktanker erhalten bleiben.
Denn letztlich ist die Schnittstelle zwischen steuerlicher Rahmensetzung, betrieblicher Absicherung und strategischem Sortiment keine technische, sondern eine politische: Wer Versorgung gestalten will, muss nicht nur steuern – sondern absichern, integrieren, stabilisieren.
Die Folgen dieser politischen, ökonomischen und versicherungstechnischen Entkopplung lassen sich längst im operativen Apothekenalltag beobachten: Während die Fixkosten aufgrund gestiegener Energiepreise, Löhne und IT-Anforderungen massiv steigen, bleibt der Spielraum zur betriebswirtschaftlichen Gegensteuerung begrenzt. Die Honoraranpassung für rezeptpflichtige Arzneimittel ist politisch blockiert, die Ausgaben für Sicherheitsinfrastruktur nehmen zu, und die Einnahmeseite wird durch immer härtere Rabattverträge, Nullretaxationen und neue Dokumentationspflichten weiter belastet. Parallel wachsen die Risiken entlang der gesamten Versorgungskette – vom kühlpflichtigen Arzneimittel über Betäubungsmittelverordnungen bis hin zum Rezeptfälschungsbetrug mit GLP-1-Analoga oder Krebsarzneien. Jeder Fehler kann hier zur regresspflichtigen Eskalation führen – und zwar auf der Seite der Apotheke, nicht beim System.
Versicherungen reagieren darauf mit einer zunehmend selektiven Annahmepolitik. Verträge werden nur bei nachweisbarer Risikominimierung erneuert, Beitragserhöhungen sind drastisch, und viele Apotheken berichten von faktischer Ablehnung, wenn mehrere Schäden in kurzer Zeit auftreten – etwa im Fall von E-Rezept-Ausfällen kombiniert mit einem Wasserschaden und einer Cyberattacke. Der Begriff der „versicherbaren Apotheke“ beginnt sich zu verändern: Gemeint ist nicht mehr die Betriebsstätte mit intakten Räumen, sondern die Organisation mit systematischer Sicherheitsarchitektur, laufender Risikoüberprüfung und gelebter Prävention. Wer diesen Wandel nicht mitgeht, verliert nicht nur Schutz, sondern in vielen Fällen auch den Zugang zu stabilen Finanzierungsbedingungen oder Investitionsoptionen, etwa bei Apothekenerweiterungen oder Filialgründungen. Denn Banken, Investoren und Förderprogramme prüfen inzwischen standardmäßig, wie resilient ein Apothekenbetrieb strukturell aufgestellt ist – ein versicherbares Risiko ist dabei Grundbedingung.
Diese Entwicklung fällt zusammen mit einer weiteren strategischen Erschütterung: der Veränderung des Arzneimittelabsatzes durch steuerliche Umsteuerungen und gezielte Markenpolitik. Zentiva, dessen Herkunft als Generikaanbieter in Ost- und Zentraleuropa liegt, hat sich längst zur europäischen CHC-Größe entwickelt – mit klarer Wachstumsagenda, hohem Investitionsdruck und nun auch mit eigenem Portfolio im Bereich der pflanzlichen Selbstmedikation. Die Übernahme der Aboca-Marken ist nicht nur ein Deal, sondern ein Signal: Der Wettbewerb im OTC-Segment wird internationaler, technischer und kapitalintensiver. Markenaufbau, Rezepturpflege und Vertriebsstrategie gehen hier Hand in Hand – stets mit Blick auf Apotheken, die als Distributionsknoten fungieren, aber zunehmend auch als Risiko gesehen werden, wenn sie instabil, unterfinanziert oder betriebswirtschaftlich fragil erscheinen.
Denn genau hier liegt die strategische Schnittstelle, die kaum politisch adressiert wird: Der CHC-Markt kann nur funktionieren, wenn seine Kerninfrastruktur – die Apotheke – wirtschaftlich tragfähig bleibt. Steuererleichterungen für OTC-Produkte mögen Nachfrageimpulse setzen, doch sie schaffen keinen Mehrwert, wenn Apotheken schließen, Personal abbauen oder Sortimente aus Margengründen ausdünnen. Auch die geforderte Beratung, die bei vielen pflanzlichen Mitteln essenziell ist, entfällt in digitalen Vertriebskanälen oder bei Discounter-Platzierungen – ein Aspekt, der im gesundheitsökonomischen Kalkül der SPD bislang kaum Beachtung findet. Die politische Logik scheint zu sein: Wo Verbraucher sparen, ist das System effizient. Doch sie verkennt, dass Beratung, Sicherheit und Versorgung eben nicht kostenfrei zu haben sind.
Parallel dazu verlagert sich auch die Erwartungshaltung der Versicherten: Wer in Apotheken geht, erwartet Zuverlässigkeit, Sicherheit, Fachberatung – und rechnet zunehmend damit, dass auch in Notlagen Unterstützung gewährleistet ist. Doch viele dieser Leistungen sind nicht vergütet. Sie basieren auf persönlichem Engagement, struktureller Überlastung und oft auch der Hoffnung, dass der nächste Betriebsprüfer, Versicherer oder Regressbearbeiter nicht genau hinschaut. Das ist ein Zustand struktureller Überforderung, der sich mit jeder weiteren Aufgabe – vom Impfangebot über die Arzneimittelberatung bis zur pharmazeutischen Dienstleistung – weiter zuspitzt.
Gerade hier wäre eine politische Korrektur dringend nötig. Eine Steuerpolitik, die nicht nur Produkte, sondern Prozesse entlastet. Eine Versicherungskultur, die nicht auf Schadensabwehr, sondern auf Risikoteilung basiert. Ein Marktumfeld, in dem auch Apotheken wachsen dürfen – nicht nur Konzerne. Und eine Politik, die versteht, dass Apotheken nicht in der Bilanz des Gesundheitswesens stehen, sondern im Zentrum seiner Funktionsfähigkeit.
Denn die Wahrheit ist unbequem, aber eindeutig: Ohne wirtschaftlich stabile, strategisch geführte und versicherungstechnisch abgesicherte Apotheken wird kein Versorgungsmodell der Zukunft funktionieren – weder im Rx-Bereich, noch im CHC-Markt, weder im ländlichen Raum noch in der urbanen Versorgungslücke.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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