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  • 08.06.2025 – Apotheken-News: Wertschöpfung braucht Verlässlichkeit, Apotheken brauchen Realitätssinn, Reformen brauchen Verantwortung
    08.06.2025 – Apotheken-News: Wertschöpfung braucht Verlässlichkeit, Apotheken brauchen Realitätssinn, Reformen brauchen Verantwortung
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Der Mittelstand braucht Struktur, Apotheken brauchen Planungssicherheit. Eine Kampagne zeigt Gesicht, ein Zuschlagsmodell bringt Hoffnung,...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Wertschöpfung braucht Verlässlichkeit, Apotheken brauchen Realitätssinn, Reformen brauchen Verantwortung

 

Warum der Mittelstand ein Gesicht verdient, die Apothekenfinanzierung klare Regeln braucht und politische Versprechen nicht reichen

In Baden-Württemberg rückt eine landesweite Kampagne den Mittelstand ins Rampenlicht und verleiht jenen ein Gesicht, die Wirtschaft nicht als Aktienkurs, sondern als tägliche Verantwortung begreifen. Mit der Apothekerin Tatjana Buck wird der Beruf als Versorgungsstütze sichtbar – wohnortnah, glaubwürdig, tragend. Doch während die Politik den Mittelstand feiert, geraten Apotheken wirtschaftlich ins Abseits: Weder Soforthilfe noch Fixumanpassung wurden umgesetzt, Investitionsprogramme zielen am Bedarf vorbei, Förderversprechen verpuffen, weil Liquidität fehlt. Der Vorschlag eines Grundkostenzuschlags für die ersten 20.000 Packungen pro Apotheke – ein fairer, administrativ schlanker Ansatz – könnte Struktur sichern, Gleichpreisigkeit erhalten und Fehlanreize vermeiden. Doch es fehlt der politische Wille zur Umsetzung. Parallel zeigt Bayern, wie Nachwuchsgewinnung seriös gelingen kann: mit der Kampagne „Du machst Bayern gesund“, getragen von Franziska Scharpf und Judith Gerlach, inhaltlich stark und ohne imagepolitischen Zynismus. Scharpfs Präsidentschaft bringt frischen Wind in die Kammerpolitik – offen, sachorientiert, zukunftsgewandt. Im Kontrast dazu steht die Debatte um eine Apotheken-GmbH, die das Fremd- und Mehrbesitzverbot untergraben würde und Investoren den Weg bereiten könnte. Ein Strukturbruch mit Ansage – rechtlich riskant, versorgungspolitisch folgenschwer. Auch die Teilnahme von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken am Deutschen Apothekertag ändert daran vorerst nichts: Ein Grußwort ersetzt keine Strukturentscheidung. Der Tag der Apotheke zeigt das ganze Dilemma – gute Leistungen, schwache Wirkung, politische Immunität gegen Argumente. Der Mittelstand braucht mehr als Sichtbarkeit – er braucht Handlungssicherheit, Planung, Finanzierung. Vor allem aber braucht er politische Verlässlichkeit statt symbolischer Geste.


Der Mittelstand in Deutschland ist nicht nur ein wirtschaftlicher Akteur, sondern das strukturelle Rückgrat einer Gesellschaft, die Vielfalt, Nähe, Verantwortung und Stabilität zugleich erwartet. In Baden-Württemberg, wo über 99 Prozent aller Unternehmen dem Mittelstand angehören, wo zwei Drittel aller Arbeitsplätze von genau diesen Betrieben getragen werden, wurde dieser Zusammenhang in eine prägnante Kampagne überführt: „mittel ist MEGA“. Der Slogan ist programmatisch, nicht werblich. Er verleiht einer Realität Sichtbarkeit, die politisch oft vernachlässigt und medial verzerrt dargestellt wird. Große Marken dominieren die Schlagzeilen, doch es sind kleine Betriebe, die Regionen prägen, Ausbildungen schaffen, lokale Verantwortung übernehmen und langfristig investieren. Diese Leistung findet sich auch im Gesundheitswesen – insbesondere in den Apotheken vor Ort.

Tatjana Buck, Apothekerin in Bad Saulgau, steht exemplarisch für dieses Engagement. Ihr Auftritt im Rahmen der Mittelstandskampagne macht deutlich, dass Apotheken mehr sind als Abgabestellen für Medikamente. Sie sind Vertrauensorte, medizinische Anlaufstellen, niedrigschwellige Beratungszentren, Versorgungsanker in der Fläche. Und dennoch sind sie ökonomisch gefährdet – trotz ihrer systemischen Relevanz, trotz wachsender Aufgaben, trotz steigender Anforderungen. Was Tatjana Buck in ihrem Statement verkörpert, ist mehr als persönliche Berufung. Es ist eine politische Botschaft, die in der Gesundheits- und Wirtschaftspolitik längst hätte ankommen müssen: Der Mittelstand braucht keine Sonderlösungen, sondern verlässliche Strukturen, klare Regeln und wirtschaftliche Planungssicherheit.

Genau diese Sicherheit fehlt jedoch zunehmend – besonders im Apothekenwesen. Die wirtschaftliche Lage vieler Betriebe ist angespannt bis existenzgefährdend. Inhaber kleinerer Landapotheken berichten von rückläufigem Umsatz, wachsendem bürokratischem Aufwand, steigenden Kosten und fehlender politischer Rückendeckung. Währenddessen präsentiert das Bundeswirtschaftsministerium unter dem Label „Investitionsbooster“ ein Maßnahmenpaket, das steuerliche Anreize setzen, Abschreibungsoptionen erweitern und Innovationskraft fördern soll. Doch was auf dem Papier nach Wachstumsimpuls aussieht, entpuppt sich im Apothekenalltag als Luftnummer. Degressive Abschreibung, Thesaurierungsvorteile, verbesserte Investitionsprämien – das alles setzt Investitionsfähigkeit voraus. Wer wirtschaftlich auf Kante genäht ist, kann keine Rücklagen bilden und keine Investitionsentscheidungen treffen. Der sogenannte Booster ist ein Instrument für wirtschaftlich Starke – und verstärkt damit die strukturelle Schieflage, anstatt sie zu korrigieren.

Die Apothekerschaft verlangt jedoch keine Sonderprivilegien. Sie fordert nur das, was jeder andere mittelständische Betrieb auch erwarten kann: ein wirtschaftlich tragfähiges Fundament, faire Rahmenbedingungen und eine Honorierung der Leistungen, die sie im Alltag zusätzlich erbringen – von Impfungen über Medikationsanalysen bis hin zu Notdiensten. Dass der Koalitionsvertrag zwar eine Anhebung des Fixums auf 9,50 Euro vorsieht, diese aber nicht umgesetzt wurde, ist kein politisches Detailversäumnis, sondern ein struktureller Affront. Noch dramatischer wird es mit Blick auf die Landapotheken: Hier war zusätzlich eine Honoraranhebung bis zu 11 Euro vorgesehen – unter der Bedingung, dass die Apotheke in einem Gebiet mit geringer Versorgungsdichte liegt. Doch genau diese Definition ist juristisch unscharf, administrativ aufwendig und politisch manipulierbar.

Ein konkreter und praktikabler Gegenvorschlag kommt von der Treuhand Hannover: Statt unscharfer Förderkriterien solle ein Grundkostenzuschlag eingeführt werden, der die ersten 20.000 Rx-Packungen pro Apotheke zusätzlich absichert. Der Charme des Modells liegt in seiner systemischen Eleganz: Es ist transparent, administrativ schlank, gerechtigkeitsorientiert und leistungsneutral. Kleine Apotheken, die wirtschaftlich besonders unter Druck stehen, würden proportional stärker profitieren, ohne dass Großfilialisten bevorteilt werden. Über ein gesondertes Fondsmodell ließe sich zudem die Gleichpreisigkeit absichern – ein Aspekt, der im Apothekenwesen nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch versorgungspolitisch von entscheidender Bedeutung ist. Die große Frage ist: Wird es der ABDA gelingen, diesen Vorschlag politisch durchzusetzen? Und falls nicht: Was wäre der alternative Weg, der kurzfristige Entlastung bringt, ohne neue Bürokratie zu schaffen?

Während wirtschaftliche Fragen unbeantwortet bleiben, wird in Bayern sichtbar, wie Imagepflege, Nachwuchswerbung und Berufsidentität intelligent zusammenwirken können. Die Kampagne „Du machst Bayern gesund“, getragen von der Bayerischen Landesapothekerkammer und unterstützt von Gesundheitsministerin Judith Gerlach, steht exemplarisch für einen Kommunikationsstil, der Seriosität und Zukunftsorientierung miteinander verbindet. Die Kampagne verzichtet bewusst auf ironische Brechung, wie sie im ABDA-Format „How to sell drugs offline fast“ für Empörung gesorgt hatte. Stattdessen rückt sie die Vielseitigkeit des Berufs in den Mittelpunkt – mit 3D-Videos, echten Fallbeispielen, authentischen Gesprächsangeboten. Kammerpräsidentin Franziska Scharpf verkörpert dabei nicht nur den personellen Wandel an der Spitze der Standesvertretung, sondern auch einen strategischen Paradigmenwechsel: Weg vom symbolischen Aktionismus, hin zur inhaltlich begründeten Berufsprofilierung.

Dieser Wandel ist überfällig. Denn der demografische Wandel trifft das Apothekenwesen hart. Der Nachwuchsmangel ist nicht nur eine Frage fehlender Bewerbungseingänge, sondern struktureller Herausforderungen: Ausbildungskapazitäten sind ungleich verteilt, berufspolitische Perspektiven oft unklar, das Image des Berufs schwankt zwischen Überlastungserzählung und Digitalisierungskritik. Insofern ist die bayerische Kampagne nicht bloß ein kommunikatives Gegenmodell zur ABDA – sie ist eine politische Intervention im besten Sinn, weil sie Berufswahl zur Zukunftsentscheidung erklärt.

Parallel dazu entfaltet sich auf politischer Ebene eine Diskussion, die weitreichende Folgen für die Apothekenstruktur haben könnte – die Einführung einer Apotheken-GmbH. Was von einigen als modernisierende Antwort auf bürokratische Hürden gefeiert wird, birgt in Wahrheit ein gefährliches Risiko. Denn die GmbH-Struktur würde das bislang gültige Fremd- und Mehrbesitzverbot unterhöhlen – selbst dann, wenn es formal nur auf approbierte Gesellschafter begrenzt bliebe. Die Erfahrung mit vergleichbaren Strukturveränderungen in anderen Ländern zeigt: Wo einmal juristische Öffnungen geschaffen wurden, sind ökonomische Interessen schwer zu bremsen. In Frankreich etwa führte die anfängliche Liberalisierung der Apothekenstruktur innerhalb weniger Jahre zu einer Marktkonzentration, die sich kaum noch zurückdrehen lässt. Auch in Österreich stehen Apothekerketten de facto bereit – rechtlich abgesichert durch gesellschaftsrechtliche Konstruktionen, die schwer kontrollierbar sind.

Die Apotheken-GmbH wäre ein Dammbruch. Sie würde nicht zu mehr Vielfalt führen, sondern zu mehr Konzentration. Nicht zu mehr Freiheit, sondern zu mehr Marktmacht für kapitalkräftige Strukturen. Und sie würde genau das fördern, was öffentlich immer wieder als Bedrohung dargestellt wird: die schleichende Kommerzialisierung eines Berufsstandes, dessen Existenzgrundlage eigentlich das Vertrauen der Bevölkerung ist. Wer diesen Weg ernsthaft diskutiert, sollte sich bewusst machen, dass es in dieser Frage kein Zurück gibt.

Inmitten dieser politischen Unklarheit kündigt Nina Warken, neue Bundesgesundheitsministerin, ihre Teilnahme am Deutschen Apothekertag an. Ihr Grußwort ist mit Spannung erwartet – doch die Erwartungen sind mehr als höflich. Sie sind substanziell. Die Apothekerschaft will wissen: Wird sie zur Gestalterin einer echten Reformpolitik oder zur freundlichen Verwalterin überkommener Versprechen? Die bisherige Bilanz gibt keinen Anlass zur Euphorie. Die versprochene Soforthilfe wurde nicht umgesetzt, das Fixum blieb unangetastet, die Versorgungsstruktur weiter ausgedünnt. Der Herbst wird zur Nagelprobe: Bleibt Warken bei Ankündigungen – oder kommt endlich ein Entwurf?

Am Tag der Apotheke zeigte sich einmal mehr das Dilemma einer Branche, die ihre Leistungen zwar öffentlich macht, aber politisch kaum durchdringt. Die Liste der Zusatzleistungen ist lang, die Rhetorik der ABDA wohltönend – doch in der politischen Arena bleibt das Echo leise. Die ABDA agiert wie ein Akteur im Ausnahmezustand, der aus Rücksichtnahme auf politische Entscheidungsprozesse seine Durchsetzungskraft zusehends verliert.

Die Konsequenz liegt auf der Hand. Der Apothekenmarkt befindet sich nicht mehr in einer Übergangsphase, sondern in einer strukturellen Krise. Was fehlt, ist keine zusätzliche Kampagne, kein weiterer Appell, keine neue Imageoffensive. Was fehlt, ist politisches Handeln – in Form von gesetzlich verankerten Förderstrukturen, wirtschaftlich tragfähigen Zuschlagsmodellen, steuerlich abgesicherten Investitionshilfen und einem klaren Nein zur GmbH-Struktur. Wer die Apotheke vor Ort retten will, muss sie nicht erklären, sondern stärken – mit Regeln, mit Mitteln, mit Verantwortung.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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