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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Das ABDA-Zukunftspapier wollte die Rolle der Apotheken neu definieren, doch statt Dynamik zeigt sich Ernüchterung: Ärzteverbände zeigen sich skeptisch, pDL-Zahlen stagnieren, das Impfen bleibt Randerscheinung und die Digitalisierung der BtM-Rezepte droht erneut am Haushalt zu scheitern, obwohl gerade hier durch Fälschungen bei Fentanyl oder Ozempic der Handlungsdruck massiv wächst, während gleichzeitig der Sachverständigenrat mit klaren Vorschlägen zur Preisbildung innovativer Arzneimittel aufzeigt, wie ein lernendes Gesundheitssystem auf Hochpreistherapien reagieren müsste, allerdings auch hier die Umsetzung an politischen Entscheidungsstaus zu scheitern droht, was wiederum die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken vor eine denkbar schwierige Aufgabe stellt, denn ohne mutige Entscheidungen, interprofessionelle Zusammenarbeit nach dem Vorbild von ARMIN und eine klare Finanzierungsperspektive wird das Potenzial der Apotheken als Impf- und Beratungszentren ebenso verpuffen wie die Chancen auf einen zukunftsfähigen Arzneimittelmarkt, während Karl Lauterbach mit seinem Ausschussvorsitz für Technikfolgenabschätzung zwar neue Felder betritt, das Versorgungsdilemma jedoch zurücklässt, sodass eine zentrale Frage bleibt: Wo ist die Gesundheitsreform, die tatsächlich umgesetzt wird – nicht angekündigt, nicht geplant, sondern gemacht?
In der Apothekerschaft keimt Zukunftsdenken – doch der Aufbruch bleibt zäh. Das von der ABDA veröffentlichte Zukunftspapier ist zwar da, aber seine Wirkung verpufft bislang in der Standeslandschaft. Nicht etwa, weil die Inhalte fehlen, sondern weil der Mut zur Umsetzung und das Gespräch mit den ärztlichen Partnern stocken. Während sich Abyou, die Nachwuchsorganisation, mit Zukunftskongressen wie dem „Future.Lab“ an der Vision einer erweiterten Rolle der Apotheken abarbeitet, bleibt die Resonanz aus dem ABDA-Apparat selbst auffällig verhalten. Dass das Zukunftspapier nicht als fertiges Konzept, sondern als Anstoß verstanden werden solle, wie BAK-Vize Franziska Scharpf betonte, ist ein diplomatischer Hinweis – aber keiner, der Richtung vorgibt. Der Konsens mit der Ärzteschaft fehlt, kritisiert Tim Steimle von der TK. Und auch Dorothee Brakmann, Vertreterin der Industrie, wünscht sich mehr Klartext. Tatsächlich scheint das Papier – wie so viele – vor allem eines zu sein: ein Versprechen, das sich erst bewähren muss.
Ein zentrales Element im Zukunftspapier ist die Stärkung des Impfens in Apotheken. Die Realität aber spricht eine andere Sprache: Gerade einmal ein Prozent der Grippeschutzimpfungen zulasten der TK wird bislang in Apotheken erbracht – das ist keine Durchdringung, das ist ein Randphänomen. Brakmann hält es für betriebswirtschaftlich klug, das Impfen ganzjährig zu etablieren – das würde auch die Rolle der Apotheke im Versorgungssystem nachhaltig verändern. Georg Kippels, Parlamentarischer Staatssekretär im BMG, sekundiert: Das Impfen sei ein Gemeinschaftsprojekt von Ärzten und Apothekern – eine partnerschaftliche Lösung sei gefragt. Doch noch steht sie aus. Abda-Vize Ina Lukas betont, man wolle nicht ersetzen, sondern ergänzen – das sei keine Entmachtung, sondern eine gemeinsame Chance. Dass diese Botschaft bei der Ärzteschaft noch nicht ganz angekommen ist, zeigt KBV-Chef Andreas Gassen, der die ABDA lieber wieder in die pharmazeutische Komfortzone schicken will. Dagegen setzt sein Stellvertreter Stephan Hofmeister auf ARMIN – die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen – als Blaupause für Kooperation. Doch auch ARMIN bleibt Stückwerk: politisch versandet, strukturell unvollendet.
Ähnlich verhält es sich mit den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL), die als Innovationsmotor in der Versorgung angepriesen werden. Die Zahlen aber sprechen eine ernüchternde Sprache. Gerade einmal 0,4 Prozent der TK-Versicherten kamen bislang in den Genuss einer pDL. Von einem „Erfolgsmodell“, wie es die ABDA postuliert, kann unter diesen Bedingungen keine Rede sein. Auch der Not- und Nachtdienstfonds meldet: Nur 15,64 Millionen Euro wurden im zweiten Halbjahr 2024 für pDL ausgezahlt – bei einer Verfügungsmasse von 150 Millionen Euro jährlich. Zwar ist ein Anstieg gegenüber dem Vorhalbjahr erkennbar, doch von struktureller Integration oder einem flächendeckenden Rollout kann keine Rede sein. Die Ursachen? Mangel an Zeit, Personal, Schulung – und vielleicht auch wirtschaftlichem Interesse. Denn während niedrig vergütete Leistungen wie die Inhalatorschulung dominieren, bleiben komplexere Angebote wie die Medikationsberatung oder Betreuung bei onkologischen Therapien unterrepräsentiert. Dabei sind diese Leistungen mit 90 Euro pro Fall durchaus attraktiv – aber eben auch zeitintensiv. Der Wille zur Fortbildung und Prozessumstellung fehlt in vielen Betrieben. Die ABDA hat zwar unterstützendes Material ausgearbeitet – doch das reicht nicht. Es braucht eine strategische Kampagne, politisches Rückgrat und finanzielle Impulse.
Die Diskussion um neue Rollen und Aufgaben der Apotheken gewinnt noch an Brisanz, wenn man sie mit der digitalen Rückständigkeit verknüpft, die das Gesundheitssystem weiterhin lähmt. Der elektronische Datenaustausch – als Schlüssel für Sicherheit und Effizienz – wird weiter verschleppt. Besonders deutlich wird das beim E-BtM-Rezept. Offiziell soll es ab Juli 2025 eingeführt werden – realistisch ist das nicht. Die Spezifikationen sind nicht finalisiert, die Finanzierung unklar, die Umsetzung vertagt. Dabei wäre der Nutzen evident: Gefälschte Rezepte, etwa für Fentanyl-Pflaster oder Ozempic, könnten durch digitale Authentifizierung massiv eingedämmt werden. Die AOK Nordwest ruft nun Apotheken zur erhöhten Wachsamkeit auf. Doch auch das kann nur ein Notbehelf sein. Die Lösung liegt im System – nicht in Einzelappellen.
Und während sich die Versorger durch Fälschungsschutz, Digitalisierungslücken und Honorarlücken arbeiten, feiert sich der frühere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für seinen neuen Ausschussvorsitz. Forschung, Technologie, Raumfahrt – das klingt nach Weite, nach Vision, nach Zukunft. Und vielleicht ist es auch genau das, was Lauterbach nun sucht: Abstand zu den zähen Verteilkämpfen des Gesundheitswesens. Bei Quantencomputern, KI und Technikfolgen lässt sich visionärer sprechen – und leichter glänzen. Dass dabei die Frage unbeantwortet bleibt, wie sich Gesundheit finanzieren lässt, wenn Arzneimittelpreise explodieren, sei dahingestellt.
Denn genau diese Frage stellt das neue Gutachten des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege. Es zeigt: Der Preisbildungsmechanismus für innovative Arzneimittel ist dysfunktional. Noch immer kann ein Hersteller beim Markteintritt den Preis selbst festlegen – ein Systemfehler, der den GKV-Haushalt ruiniert. Der Rat empfiehlt daher ein zweistufiges Verfahren: Interimspreise, orientiert an Vergleichstherapien, und spätere Anpassung auf Basis des Zusatznutzens. Auch Pay-for-Performance-Modelle und eine Ausweitung des EU-weiten Joint Procurements gehören zur Werkzeugkiste. Doch ob diese Instrumente in die Realität überführt werden, bleibt fraglich – und ist eine Aufgabe für die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, der das Gutachten bereits übergeben wurde.
Wenn man all das zusammenführt – die digitale Lähmung beim E-Rezept, die schleppende pDL-Umsetzung, das zögerliche Impfen, die unsichere Zusammenarbeit mit den Ärzten und das überforderte Finanzierungssystem –, ergibt sich ein Bild. Es ist das Bild eines Systems, das sich nach vorne denkt, aber nicht vorwärtskommt. Der Apothekenstand will Zukunft – doch zwischen den politischen Absichtserklärungen, den wirtschaftlichen Zwängen und der fehlenden strategischen Durchschlagskraft bleibt er oft in der Gegenwart gefangen. Was fehlt, ist Mut. Was fehlt, ist gemeinsames Handeln. Und was fehlt, ist eine Reformpolitik, die nicht nur weiß, was nötig ist – sondern es auch tut.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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