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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Noch bevor das Rollgitter hochrattert, sitzt Hannah Reuter über drei Browserfenstern: Kontoauszug, Lieferantenportal, Lohnbuchhaltung. Zwischen Rezeptabgabe und Kassenerstattung liegen siebenunddreißig Tage; in dieser Spanne wollen Großhandel, Energieversorger, Finanzamt und das neunköpfige Team ihr Geld. Jeder Tag Verzögerung zieht einen Zinsstrudel, jede Retaxation sticht zusätzlich in den Cash-Flow. Die Politik verspricht Erlösung per elf-Euro-Fixhonorar, doch der Zuschlag schmilzt bereits im Referentenentwurf gegen Tarifabschlüsse und Strompreise. Deshalb flüchten Inhaberinnen in Ein-Personen-GmbHs, um das Eigenheim hinter Haftungswänden zu verstecken, oder rufen StaRUG-Berater, um Gläubiger in stillen Runden zu Zugeständnissen zu bewegen. Währenddessen zerreißt ein Bremer Rezeptfälschungsskandal das Vertrauensfundament, Telemedizin-Portale ziehen Umsätze aus der Fläche, und auf Helgoland entscheidet Nordseewind darüber, ob Insulin rechtzeitig ankommt. Gemeinsam ist allen Krisen ein unsichtbarer Taktgeber: Zeit. Liquidität ist keine abstrakte Kennziffer mehr, sondern der Sekundenzeiger, der über Fortbestand oder Schließung entscheidet – und damit über das letzte Stück wohnortnaher Arzneiversorgung.
Das erste Morgenlicht tastet über die Scheiben der Adler-Apotheke am Rand einer niedersächsischen Kreisstadt. Drinnen knirscht das Mahlwerk der Espressomaschine, doch die wirkliche Spannung liegt im leisen Klicken, mit dem Hannah Reuter ihr Online-Banking aktualisiert. Der Saldo zeigt einen schmalen Puffer, der den Betrieb nicht bis zur nächsten Kassenabrechnung tragen wird. Gestern hat sie 673 Rezepte bedient; die gesetzliche Krankenversicherung überweist frühestens in fünf Wochen. In dieser Spanne stehen vier Lohnläufe an, eine Großhandelsfaktura in fünfstelliger Höhe, die Stromnachzahlung des regionalen Versorgers sowie eine Retaxation, deren Ursache ein Prüfzentrum erst noch bezeichnet. Reuter tippt jede Fälligkeit in eine Tabelle, die sie nüchtern „Überleben“ nennt.
Zwischen Wareneingang und Zahlungseingang klafft ein Zeitloch, das von Jahr zu Jahr breiter wird. Großhändler verlangen Sofortüberweisung, Sozialversicherungen nutzen Valutafristen von dreißig Tagen und überschreiten sie regelmäßig. Festbeträge und Rabattverträge haben die Spannen ausgehöhlt, während Logistik- und Energiekosten steigen. Beratungsunternehmen melden seit Jahresbeginn fast vierzig Prozent mehr stille Notrufe, doch die öffentliche Wahrnehmung verharrt bei wachsenden Branchenumsätzen: Nominal wächst die Zahl, real schrumpft der Spielraum.
Die Bundesregierung setzt auf ein gestaffeltes Fixhonorar: elf Euro pro rezeptpflichtiger Packung bis zur zwanzigtausendsten Einheit, danach neun Euro fünfzig. Für kleine Landapotheken brächte das rechnerisch rund 140 000 Euro im Jahr, doch Branchenökonomen kalkulieren, dass Tarifsteigerungen, Inflation und Strompreise innerhalb von drei Jahren den Vorteil aufzehren. Größere Standorte warnen vor einer verdeckten Umverteilung zulasten hoher Volumina, doch die eigentliche Sollbruchstelle liegt tiefer: Das Modell hebt Ertrag, nicht Geschwindigkeit. Der Cash-Flow bleibt von den trägen Zahlungsketten unverändert abhängig.
Dort, wo die Liquidität bereits bröckelt, greift eine kaum beachtete Rechtsform um sich. Paragraf 7 Apothekengesetz gestattet eine Ein-Personen-GmbH, sofern alle Anteile und die Geschäftsführung in Apothekerhand bleiben. Was lange als exotische Spielerei galt, wird zur Exit-Strategie: Das Privathaus bleibt außerhalb der Haftungsmasse, Kreditlinien lassen sich fairer verhandeln, Nachfolger finden klarere Strukturen. Steuerberaterin Sofia Meinl hat allein 2024 neun Betriebe umgewandelt. Die Kammern mahnen ein diffuses Berufsethos, doch Reuter sieht in der GmbH die einzige Möglichkeit, ihr Familieneigentum vor dem Pfandfluch zu schützen.
Wer erst reagiert, wenn der Dispo erschöpft ist, hat noch einen stillen Rettungsanker: den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen, kurz StaRUG. Ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen zeigt, wie eine Heimversorgungsapotheke binnen sechs Wochen Mietsenkungen, verlängerte Zahlungsziele und einen Lieferanten-Nachrang aushandelt, ohne das Schaufenster zu verdunkeln. Der Betrieb läuft weiter, die Belegschaft bleibt, Patienten ahnen nichts. Trotzdem nutzen weniger als ein Prozent der Betriebe dieses Instrument; die Scham ist größer als die Furcht vor dem Kollaps.
Während Bilanzen schwanken, zerreißt in Bremen ein Rezeptfälschungsskandal das Vertrauensfundament. Sieben Medizinische Fachangestellte sollen 54 Verordnungen für Abnehmspritzen erstellt haben. Der Schaden bewegt sich im sechsstelligen Bereich, doch der eigentliche Sprengsatz liegt im Signal: Ein System, das jahrzehntelang auf Handschlag basierte, zeigt Risse, die bislang unter lackierten Arbeitsflächen verborgen waren.
Gleichzeitig schafft Plattformmedizin neue Bruchlinien. Portale wie Zava oder GoSpring versprechen Ferndiagnose per Fragebogen und liefern Rezepte direkt an Versandapotheken. Die Erlöse ziehen in Serverfarmen ein, während stationäre Offizinen gratis beraten. Jede dieser Packungen fehlt im Umsatz, jede Minute Aufklärung mindert Liquidität. Der Kunde sieht Komfort, die Apothekerin die langsam tropfende Sanduhr über ihrem Konto.
Am härtesten trifft die Logistik, wenn sie an geographische Ränder stößt. Seit der Ostfriesische Flugdienst seine Route nach Helgoland gestrichen hat, transportiert die Inselapothekerin Anika Schwarzmann Arzneien in Kühltaschen auf Fischkuttern. Tide und Wetter diktieren Abfahrten, jede Verzögerung bedroht die Kühlkette von Insulin. Als ein Paket die Flut verpasst, müssen acht Diabetiker einen Tag improvisieren – ein Inseldrama, das die Verletzlichkeit einer nationalen Lieferkette offenlegt.
Über allen Episoden hängt derselbe Sekundenzeiger. Liquidität misst sich nicht in Euro, sondern in Tagen Handlungsfreiheit. Schmilzt der Puffer, kippt der Betrieb lautlos: Das Rollgitter bleibt unten, ein Zettel im Fenster verweist auf die Nachbarstadt, und das rote A erlischt, bevor Rathaus und Krankenkasse die Lücke wahrnehmen.
Liquidität klingt wie der trockene Stoff einer BWL-Vorlesung, doch in der Apothekenwirklichkeit ist sie Puls und Atemzug zugleich. Das deutsche Modell vertraut auf einen Zahlungsstrom, der längst disproportional langsam fließt: Großhändler fordern Vorkasse, Krankenkassen zahlen später, Politik verspricht Pauschalen ohne Indexierung. Das geplante Fixhonorar lindert Symptome, heilt jedoch nicht die Ursache. Solange Valutafristen unangetastet bleiben, drückt man Betäubungssalbe auf eine offene Wunde. Wer Versorgung wirklich sichern will, setzt gesetzliche Zahlungsziele von sieben Tagen, digitalisiert Retaxationen und macht sie binnen einer Woche transparent. Geld muss fließen, bevor Mahnungen schreiben.
Die Ein-Personen-GmbH ist keine moralische Bankrotterklärung, sondern eine logische Reaktion auf asymmetrische Risiken. Persönliche Haftung hat Gewicht, doch sie wird zur Zynik, wenn der Staat Kosten externalisiert und den Einzelnen zur universellen Bürgschaft zwingt. Haftungsbegrenzung hält Kapital in der Branche, statt es im Insolvenzrecht zu verdampfen; sie senkt den emotionalen Preis, den Nachfolger für das rote A zahlen müssen.
StaRUG-Sanierungen belegen, dass Restrukturierung nicht Schande, sondern Verantwortung ist. Jede gerettete Offizin spart Solidargemeinschaft und Nahversorgung Folgekosten, die um ein Vielfaches höher liegen. Doch solange Verbände das Instrument beschämen, bleibt es letzte Notbremse statt geplanter Weichenstellung. Aufklärungskampagnen, Beraterzuschüsse und ein unbürokratisches Gerichtswesen wären billiger als Klinikaufenthalte, die aus unversorgten Rezepten entstehen.
Der Bremer Betrugsfall offenbart, wie porös Vertrauen geworden ist. Eine flächendeckende E-Verordnung mit kryptografischer Signatur kostet weniger als jeder Betrugsfall, der Liquidität und Image zugleich frisst. Plattformmedizin verdeutlicht außerdem, dass Digitalisierung Erlöse verschieben kann. Wenn Beratungspflicht am Tresen bleibt, muss ein Teil der Online-Marge zurückfließen. Sonst verödet die Fläche, während Serverräume klingeln.
Schließlich Helgoland: Die Insel lehrt Logistikdemut. Verkehrskorridore sind Teil der Gesundheitsinfrastruktur, nicht ihr Nebenschauplatz. Ein staatlich garantierter Transportfonds für entlegene Regionen wäre günstiger, als Komplikationen zu behandeln, die aus fehlender Medikation entstehen. Wer das nicht erkennt, verlagert Kosten vom Haushalt in Krankenhausbetten.
Am Ende bleibt eine simple Formel: Liquidität ist Zeit. Wer sie verkürzt, riskiert Versorgungslücken, die sich in Krankheitsraten und Sozialkosten niederschlagen. Wer sie stabilisiert, schafft Raum für Prävention, Beratung und digitale Transformation. Die Entscheidung liegt bei Gesetzgeber und Gesellschaft. Jede vertane Minute treibt den Sekundenzeiger voran – lautlos, bis das Licht im Schaufenster erlischt und mit ihm ein Stück kritischer Infrastruktur.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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