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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Wenn ein großer privater Krankenversicherer die Zusammenarbeit mit einem umstrittenen Arzneiversand forciert, beginnt mehr als nur ein Marktversuch: Es ist ein Frontalangriff auf die Vor-Ort-Apotheke und das Prinzip wohnortnaher Versorgung. Doch während Plattformen expandieren, zeigen aktuelle Daten, dass Patientinnen und Patienten mehrheitlich auf Apotheken vor Ort vertrauen. Gleichzeitig verschärfen sich die Bedingungen im Gesundheitswesen: psychische Belastungen, digitale Pflichten, wirtschaftliche Unsicherheiten und neue Risiken in der Arzneimitteltherapie. Eine stille Krise, die das System von innen bedroht.
Ein Schreiben der Allianz Privaten Krankenversicherung hat in den letzten Tagen für erhebliche Unruhe in der Apothekenbranche gesorgt. Darin wird eine neue Kooperationsmöglichkeit beworben: Versicherte sollen künftig Medikamente ohne Vorauskasse direkt über den Versandhändler Shop Apotheke beziehen können. Was für Patientinnen und Patienten wie ein Serviceversprechen klingt, wird von vielen Apothekern als Angriff auf das System der Vor-Ort-Versorgung gewertet. Die Direktabrechnung über einen der größten Onlinehändler für Arzneimittel in Deutschland umgeht nicht nur lokale Apotheken, sondern setzt ein deutliches Zeichen für eine weitere Marktverschiebung zugunsten digitaler Plattformen.
Tatsächlich ist die Allianz mit ihrer Initiative nicht allein: Der Versandhandel boomt, getrieben durch das E-Rezept, veränderte Konsumgewohnheiten und die Zunahme digitaler Schnittstellen. Eine aktuelle Auswertung der Plattform Gesund.de, die mehr als eine Million Transaktionen zwischen Januar 2024 und März 2025 analysierte, zeigt jedoch, dass die Mehrheit der Nutzer weiterhin auf die persönliche Abholung in der Vor-Ort-Apotheke setzt. Rund 81 Prozent der Bestellungen endeten nicht an der Haustür, sondern am Apothekentresen. Nur 19 Prozent der Arzneien wurden ausgeliefert. Dennoch wächst der Botendienst rasant – insbesondere bei älteren, zeitlich eingeschränkten oder chronisch kranken Menschen.
Parallel dazu eskaliert die Debatte um Rezeptpflichten und die Rolle digitaler Plattformen. So sprach sich der Hamburger Urologe Prof. Dr. Christian Wülfing gegen eine Freigabe rezeptpflichtiger Medikamente wie Sildenafil aus – mit Verweis auf die Risiken eines unkontrollierten Marktzugangs. Pikant ist jedoch, dass Wülfing gleichzeitig medizinischer Beirat der Telemedizin-Plattform GoSpring ist, über die verschreibungspflichtige Medikamente nach einem Online-Fragebogen bezogen werden können. Der vermeintliche medizinische Mahnruf entpuppt sich als wirtschaftlich motivierter Vorstoß.
Währenddessen steigen die psychischen Belastungen im Gesundheitswesen weiter. In Rheinland-Pfalz wurden laut DAK-Gesundheitsreport 489 Fehltage je 100 Beschäftigte im Gesundheitsbereich allein aufgrund psychischer Erkrankungen registriert – so viele wie in keiner anderen Branche. Depressionen, Angststörungen und Erschöpfungssyndrome führen dazu, dass das System zunehmend unter der Last der eigenen Strukturen zusammenzubrechen droht.
Auch die Pharmabranche selbst bleibt nicht verschont. Der Darmstädter Konzern Merck meldet zwar gute Quartalszahlen, musste aber die Jahresprognose senken. Ausschlaggebend seien geopolitische Unsicherheiten, insbesondere ein mögliches Comeback Donald Trumps und die damit verbundenen Zolldrohungen im US-Exportgeschäft. Gleichzeitig verkündete Dermapharm einen Gewinneinbruch trotz stabiler Umsätze: Umstrukturierungskosten, Personalabbau und Margendruck belasten das Ergebnis.
Auf regulatorischer Ebene treten neue Verpflichtungen in Kraft: Ab Juni 2025 müssen Apotheken nicht nur räumlich, sondern auch digital barrierefrei sein. Webshops, Apps und Medikationsdienste unterliegen dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Die Inklusivität betrifft dabei nicht nur Seh- und Hörbehinderungen, sondern auch kognitive Einschränkungen – eine Herausforderung für viele kleine Apotheken, die ihre digitalen Angebote bislang nur rudimentär ausgestaltet haben.
Medizinisch zeigt sich unterdessen, wie komplex der Umgang mit Standardtherapien werden kann. Neue pharmakokinetische Studien zeigen, dass übergewichtige Patienten bei intravenöser Gabe von Aciclovir deutlich erhöhte Plasmaspiegel aufweisen können. Die europäische Arzneimittelagentur empfiehlt deshalb eine Überarbeitung der Dosierungsempfehlungen, da toxische Wirkspiegel nicht ausgeschlossen werden können.
Und schließlich rückt ein Thema in den Fokus, das in der Gesundheitskommunikation bislang wenig Beachtung fand: die gesellschaftliche Wahrnehmung der Menstruation. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zeigt, dass 85 Prozent der Frauen zwischen 14 und 50 Jahren ihre Periode als Tabu erleben. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach einem offeneren Umgang – auch, was Krankmeldungen oder zyklusbasierte Gesundheitsberatung betrifft.
Währenddessen gerät ein Dauerbrenner in der Debatte erneut unter Druck: die Rolle von Vitamin D. Trotz massiver medialer Präsenz fehlt es an Evidenz für einen Nutzen der Supplementierung in der Allgemeinbevölkerung. Randomisierte Studien zeigen weder signifikante Effekte auf die Gesamtsterblichkeit noch auf das Frakturrisiko. Der Glaube an die Wirksamkeit wird vor allem durch Medien, Selbsttests und die Nahrungsergänzungsmittelindustrie gestützt – nicht durch belastbare Wissenschaft.
Die Gemengelage in der deutschen Apotheken- und Gesundheitslandschaft ist derzeit ein Spiegel gesellschaftlicher, technologischer und politischer Spannungsfelder. Die Allianz-Kooperation mit Shop Apotheke steht exemplarisch für eine Verschiebung von Versorgung hin zu Plattformmodellen, bei denen Effizienz und Bequemlichkeit zunehmend ethische und strukturelle Fragen überlagern. Dass dies ausgerechnet durch einen großen privaten Krankenversicherer geschieht, untergräbt nicht nur das Vertrauen in das Prinzip der wohnortnahen Versorgung, sondern sendet ein fatales Signal an Versicherte und Apotheker gleichermaßen: Wirtschaftlichkeit vor Versorgungsintegrität.
Gleichzeitig zeigen die Daten von Gesund.de, dass die Rolle der Vor-Ort-Apotheke keineswegs überholt ist. Vielmehr besteht eine klare Nutzungsrealität, die digitale Prozesse zwar integriert, aber nicht ersetzt. Die zunehmende psychische Belastung im Gesundheitswesen, regulatorische Herausforderungen wie Barrierefreiheit und neue medizinische Erkenntnisse zur Medikamentendosierung verdeutlichen: Der Anspruch an eine resiliente, faire und fundierte Versorgung kann nicht allein über Plattformen gelöst werden. Es braucht klare gesetzliche Leitplanken, faire Wettbewerbsbedingungen und einen politischen Willen, der Versorgung als Gemeinwohlaufgabe versteht – nicht als logistische Optimierungsfrage.
Der Gesundheitsmarkt 2025 ist keine Frage von Online versus Offline. Es ist die Frage, ob der Mensch im Mittelpunkt bleibt oder zum Datensatz einer Plattformlogik verkommt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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