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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Wachsende Werbemacht bedroht redaktionelle Unabhängigkeit, während sich die AfD über parlamentarische Ausschüsse systematisch Einfluss sichert. Gleichzeitig geraten Apotheken durch bürokratische Lasten, mangelhafte Ausbildungsstrukturen und neue Haftungsurteile unter Druck. Digitale Überflutung dominiert den Alltag der Jugend, glutenfreie Ernährung verliert ihre diagnostische Schärfe, und Delgocitinib stellt etablierte Therapien infrage. Wo die Politik in Warteschleifen verharrt, setzen Apotheken auf Innovationsprojekte und strategische Absicherung – etwa mit der Beste-Leistungs-Garantie, die im Schadensfall marktweit für Gerechtigkeit sorgt. Was nach Einzelthemen klingt, verweist auf ein zentrales Muster: die Erosion von Verlässlichkeit in demokratischen, medizinischen und wirtschaftlichen Systemen.
Werbedruck, Medienloyalität, Standortrisiko
Wenn redaktionelle Unabhängigkeit schwindet, ist strategische Mediaplanung überlebenswichtig
Die wirtschaftlichen Fundamente der Medienbranche befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. Während journalistische Leitlinien auf Neutralität, Unabhängigkeit und Integrität fußen, bröckelt dieses Fundament unter der Last ökonomischer Realitäten. Anzeigenkunden entwickeln sich zunehmend zu inoffiziellen Taktgebern redaktioneller Prioritäten. Die Folge ist ein unmerklicher, aber folgenreicher Einflussverlust des Journalismus – und ein wachsendes Misstrauen in der Öffentlichkeit gegenüber der Unabhängigkeit der Medien.
Gerade im Gesundheitsbereich zeigt sich diese Entwicklung in besonderer Schärfe. Werbeanzeigen von Plattformanbietern, Arzneimittelhändlern oder digitalen Gesundheitsdiensten treten in unmittelbare Konkurrenz zu Vor-Ort-Apotheken. Wenn diese Werbung in redaktionellen Formaten eingebettet wird oder mit scheinbar neutralen Gesundheitsinhalten korrespondiert, entsteht ein verzerrtes Bild: Vertrauenswürdigkeit wird zur Handelsware, Sichtbarkeit zum Spielball ökonomischer Interessen. Für Apotheken, die sich täglich in einem überregulierten und margenschwachen Markt behaupten müssen, bedeutet dies ein zusätzliches Risiko: Der öffentliche Eindruck wird nicht mehr von Kompetenz, sondern von Medienpräsenz dominiert.
Hinzu kommt, dass Medienhäuser mit rückläufigen Auflagen und Werbeeinnahmen immer häufiger auf hybride Geschäftsmodelle setzen. Themenpartnerschaften, Content-Marketing, gesponserte Gesundheitsseiten – all diese Instrumente verschieben die Grenze zwischen Information und Einfluss. In dieser Grauzone verliert das journalistische Urteil seine Eigenständigkeit. Sichtbar wird dies etwa an kritischen Themen, die nur noch am Rand verhandelt oder ganz vermieden werden. Gesundheitsversorgung, Medikamentensicherheit, Versorgungsgerechtigkeit – all dies tritt zurück, wenn wirtschaftliche Rücksichtnahme die redaktionelle Linie vorgibt.
Für Apothekenbetriebe ergibt sich daraus ein doppelter Handlungsauftrag: Sie müssen sich einerseits als kritische Beobachter dieser Medienrealität verstehen – andererseits aber auch als aktive Gestalter ihrer eigenen Kommunikationsstrategie. Das bedeutet: Anzeigenbudgets gehören nicht in beliebige Hände. Wer Werbung schaltet, muss prüfen, wie der publizistische Rahmen beschaffen ist. Wird in derselben Ausgabe auch für Versandapotheken oder gesundheitsökonomisch fragwürdige Produkte geworben, droht ein Reputationsschaden durch bloße Nachbarschaft.
Noch schwerer wiegt, dass viele Apothekerinnen und Apotheker keinen Überblick über die redaktionellen Verbindungen ihrer Medienpartner haben. Wer seine Sichtbarkeit fremdgesteuert zulässt, gibt Kontrolle ab – über Inhalte, über Deutungsmacht, über Vertrauen. Die Folge ist eine Verwässerung der eigenen Position im öffentlichen Diskurs. Um dem entgegenzuwirken, braucht es institutionelle Standards: Kriterienkataloge für Mediaplanung, interne Verantwortungsträger für Kommunikationsethik, klare Trennlinien zwischen Werbung und Beratung.
Redaktionelle Integrität ist kein Luxus, sondern ein Schutzgut – für die Medien und für die, die auf faire Sichtbarkeit angewiesen sind. Apotheken gehören dazu. Wer heute im Schatten ökonomisch gelenkter Berichterstattung bestehen will, braucht mehr als Fachwissen. Er braucht ein strategisches Verständnis für mediale Macht – und die Bereitschaft, diese Verantwortung nicht auszulagern.
In der Vorstellung vieler ist Journalismus ein Bollwerk gegen Einflussnahme. Doch wer genauer hinsieht, erkennt ein komplexes Spannungsfeld zwischen Ideal und ökonomischer Wirklichkeit. Anzeigen sind längst nicht mehr bloß Einnahmequelle – sie sind Währung, Hebel, Drohpotenzial. Wer zahlt, erwartet Wirkung. Und wer das verleugnet, verschleiert ein Grundproblem heutiger Medienkultur.
Gerade in Sektoren mit hohem gesellschaftlichem Vertrauen – wie der Gesundheitsversorgung – ist dieser Wandel besonders folgenschwer. Wenn Apotheken, die als niedrigschwellige Versorger eine Schlüsselrolle im Alltag vieler Menschen spielen, durch redaktionelle Nebensätze, durch fehlende Präsenz oder durch fragwürdige Kontextualisierung geschwächt werden, ist das keine redaktionelle Randnotiz. Es ist Standortpolitik.
Die Frage lautet daher nicht, ob Werbung Inhalte beeinflusst – sondern wie professionell Medien damit umgehen. Wer redaktionelle Unabhängigkeit als Marke versteht, muss diese gegen wirtschaftlichen Druck absichern. Das bedeutet: Redaktionen müssen nein sagen können – auch dann, wenn der Anzeigenkunde prominent ist. Es bedeutet auch: Mediennutzer müssen wissen, woran sie sind. Transparenz ist keine Kür. Sie ist Pflicht.
Für Apotheken stellt sich die Aufgabe anders, aber nicht minder dringlich. Sie müssen lernen, Medien nicht nur als Instrument, sondern als Risiko zu begreifen. Wer blind auf Reichweite setzt, ignoriert den Kontext. Wer bloße Sichtbarkeit mit Vertrauen verwechselt, hat die Lektion der letzten Jahre nicht verstanden. Die Gesundheitskommunikation der Zukunft braucht keine lauten Botschaften, sondern glaubwürdige Räume – Räume, die nur entstehen, wenn ökonomische Einflussnahme klar begrenzt wird.
Deshalb gilt: Wer Apothekenbetriebe führt, führt auch einen Kommunikationsraum. Er muss ihn pflegen, schützen, verteidigen – nicht nur gegen politische Eingriffe, sondern auch gegen marktgetriebene Verzerrung. Die Verteidigung der pharmazeutischen Objektivität beginnt nicht im Labor, sondern im Kopf. Und in der Zeitung von morgen.
Beste-Leistungs-Garantie sichert Apotheken ab
PharmaRisk zahlt, wenn andere mehr leisten – automatisch und ohne Beweispflicht
Die Absicherung betrieblicher Risiken ist für Apotheken längst keine Randfrage mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der unternehmerischen Existenzsicherung. Lieferengpässe, chronischer Personalmangel, Digitalisierungslücken und ein massiver bürokratischer Druck lassen im Alltag kaum noch Raum für Unsicherheiten. In diesem angespannten Umfeld gewinnt ein Aspekt der betrieblichen Versicherung besondere Relevanz: die Beste-Leistungs-Garantie der PharmaRisk Apothekenversicherung. Sie verspricht nicht weniger als die bestmögliche Entschädigung im Schadensfall – unabhängig vom eigenen Bedingungswerk, orientiert am besten Leistungsangebot am Markt.
Konkret bedeutet das: Leistet ein anderer Versicherer bei vergleichbaren Schäden mehr, muss die eigene Versicherung nachziehen – automatisch, ohne Antrag, ohne Beweislastumkehr. Der Anspruch ist einklagbar, die Verpflichtung eindeutig. Für Apothekenbetreiber stellt dies eine substanzielle Entlastung dar, insbesondere bei Schäden, die betriebsbedingte Ausfälle nach sich ziehen. Ein Schaden an der Kühlkette oder in Laborräumen kann schnell zu massiven Ertragsverlusten führen – gerade dann, wenn das Alltagsgeschäft ohnehin unter Dauerstress steht.
Noch weiter reicht die Wirkung dieser Garantie in Kombination mit einer Allrisk-Deckung. Während klassische Versicherungen nur benannte Risiken wie Feuer oder Einbruch absichern, geht Allrisk von einem grundsätzlichen Versicherungsschutz aus – es sei denn, bestimmte Schäden sind explizit ausgeschlossen. Dieses Modell schafft einen sogenannten Restrisiko-Airbag für Apotheken: Versichert sind auch unvorhersehbare Schäden, etwa durch neuartige Cyberattacken, Bedienfehler oder technische Defekte an Spezialanlagen wie Impfstoff-Kühlschränken.
Ein praktisches Beispiel verdeutlicht die Tragweite: Kommt es durch eine Spannungsspitze im Stromnetz zu einem Ausfall des Kühlsystems, drohen erhebliche Verluste – nicht nur durch beschädigte Arzneimittel, sondern auch durch den Betriebsstillstand, notwendige Nachbeschaffungen und Dokumentationspflichten. In der klassischen Police ist ein solcher Fall häufig gar nicht abgedeckt oder nur sehr eingeschränkt. Mit der Kombination aus Allrisk und Beste-Leistungs-Garantie jedoch gilt: Sobald ein Wettbewerber solche Schäden übernimmt, muss auch PharmaRisk leisten.
Die Bedeutung dieser Struktur zeigt sich auch bei administrativen Schäden, etwa durch Datenverluste infolge menschlichen Versagens, oder bei Verunreinigungen in Herstellungsräumen, die eine vorübergehende Betriebsschließung erzwingen. Klassische Policen verweisen hier oft auf Ausschlüsse oder unklare Definitionen – ein Nährboden für Streitigkeiten. Die PharmaRisk-Variante dagegen schafft Klarheit: Wenn am Markt für vergleichbare Schäden geleistet wird, greift auch hier der volle Versicherungsschutz.
Diese doppelte Sicherheitsarchitektur entlastet Apotheken nicht nur im Schadenfall, sondern bereits in der Planung. Wer weiß, dass sämtliche relevanten Risiken abgedeckt sind – auch solche, die heute vielleicht noch unbekannt sind – kann sich besser auf das Kerngeschäft konzentrieren. Im Gegensatz dazu führen unklare Klauseln, Interpretationsspielräume und langwierige Regulierungen häufig zu zusätzlichem Druck in ohnehin überlasteten Betrieben.
Nicht zuletzt verschiebt das Modell auch die Machtbalance zwischen Versicherer und Versichertem. Wo bislang die Apotheke mit der Beweispflicht belastet war, kehrt sich das Verhältnis nun um: Die Verantwortung liegt beim Anbieter – ein Schritt zu mehr Fairness, Effizienz und Augenhöhe. Der Versicherer übernimmt dabei aktiv die Prüfung, ob am Markt bessere Leistungen geboten werden – und passt das eigene Verhalten entsprechend an.
Im Ergebnis entsteht ein Versicherungsschutz, der sich nicht mehr an Mindeststandards orientiert, sondern am jeweils besten verfügbaren Schutz. In einem Marktumfeld, das von Unsicherheiten geprägt ist, setzt die Kombination aus Allrisk und Beste-Leistungs-Garantie damit einen neuen Maßstab. Für Apotheken bedeutet das nicht nur einen Schutzschirm in der Krise – sondern ein strategisches Instrument zur Sicherung der eigenen Handlungsfähigkeit im Alltag.
Der traditionelle Versicherungsmarkt war lange geprägt von einem systemischen Ungleichgewicht: Die Anbieter diktierten die Bedingungen, die Versicherten blieben im Zweifel auf der Strecke. Für Apotheken, deren Betrieb nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesundheitspolitisch systemrelevant ist, konnte das fatale Folgen haben. Wer Versorgungssicherheit leisten soll, braucht selbst Sicherheit – und zwar garantiert.
Die Beste-Leistungs-Garantie stellt in diesem Kontext weit mehr dar als nur ein Vertragsdetail. Sie ist Ausdruck eines Perspektivwechsels: weg von einem defensiven, ausschlussorientierten Deckungsverständnis – hin zu einem kundenzentrierten Leistungsversprechen. Sie verlangt vom Versicherer, das beste Angebot am Markt nicht nur zu übertreffen, sondern im Zweifelsfall zu übernehmen. Das ist kein freiwilliger Kulanzmechanismus, sondern einklagbarer Vertragsbestandteil. Damit verändert sich das Machtgefüge im Versicherungswesen: weg von Willkür und Formulierungstricks, hin zu Fairness und Markttransparenz.
Diese Entwicklung ist nicht nur im Sinne der Apotheken, sondern auch ein Signal an die Branche insgesamt. Der Versicherungsmarkt muss sich an den Bedürfnissen seiner Kunden messen lassen – nicht an der Kunst der Ausschlussformulierung. Wer zahlt, muss sich darauf verlassen können, dass im Ernstfall das Bestmögliche geschieht – ohne Diskussion, ohne Ausflüchte, ohne Bürokratie.
Der zusätzliche Einsatz einer Allrisk-Deckung ist in dieser Kombination mehr als ein technisches Detail. Er sichert nicht nur kalkulierbare Risiken ab, sondern auch Unvorhersehbares – gerade das, was im Apothekenbetrieb tagtäglich passieren kann. Diese Verbindung ist keine Luxusvariante, sondern die einzig zeitgemäße Antwort auf eine zunehmend volatile Realität. In ihr liegt ein klares Bekenntnis: Wer Apotheken schützt, schützt die Versorgung – und muss selbst höchsten Standards genügen.
Demokratie auf Bewährung – wenn Ausschüsse kippen
Die AfD nutzt Strukturen des Systems, um es zu destabilisieren
Die AfD hat sich innerhalb weniger Jahre von einer randständigen Oppositionskraft zu einer Fraktion entwickelt, die immer stärker in institutionelle Machtbereiche vordringt. Der neue Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, der in der kommenden Woche konstituiert wird, bildet dabei ein besonders brisantes Beispiel. Mit insgesamt neun ordentlichen Mitgliedern stellt die AfD nun fast ein Viertel der 38 Sitze – eine Zunahme um fünf gegenüber der vergangenen Legislatur. Und es ist nicht allein die Zahl, die aufhorchen lässt, sondern die gezielte Auswahl der Personen.
Die Namen lesen sich wie ein Register der Zuspitzung: Martin Sichert, gesundheitspolitischer Koordinator der Fraktion, trat schon 2021 mit massiver Rhetorik gegen die Pandemiebekämpfung hervor. Christina Baum, Zahnärztin und Impfgegnerin, sprach im Gesundheitsausschuss einst von einer „Vergewaltigung des deutschen Volkes“. Kay-Uwe Ziegler ist rechtskräftig wegen Subventionsbetrugs verurteilt und versuchte sich mit einem selbstgebastelten Schild zum Ausschussvorsitzenden zu ernennen. Weitere Mitglieder bringen keine gesundheitspolitische Expertise mit, dafür aber ein klares ideologisches Profil.
Auffällig ist die Kombination aus agitatorischem Personal, fehlender Fachbindung und gezielter Inszenierung. Der Gesundheitsausschuss, traditionell ein sachlich arbeitendes Gremium für medizinische, ethische und sozialpolitische Fragestellungen, droht zur Bühne kalkulierter Polarisierung zu werden. Die AfD nutzt das Gremium nicht zur Mitgestaltung, sondern zur Provokation – mit dem Ziel, Vertrauen in gesundheitspolitische Prozesse zu untergraben.
Zugleich stellt sich die Frage, wie stabil die parlamentarischen Abläufe bleiben, wenn in zentralen Ausschüssen eine Partei Einfluss gewinnt, die das bestehende System offen infrage stellt. Die AfD testet nicht nur die Grenzen des Sagbaren, sondern auch die Belastbarkeit der Institutionen. Die Zunahme an Sitzen im Ausschuss erlaubt es ihr, Anträge gezielt zu blockieren, Anhörungen in ideologische Richtungen zu lenken oder Tagesordnungen zu beeinflussen.
Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer Strategie. Die Partei verfolgt das Ziel, möglichst viele Schaltstellen parlamentarischer Arbeit zu besetzen – nicht, um Verantwortung zu übernehmen, sondern um das System von innen heraus zu delegitimieren. Das betrifft nicht nur Gesundheitspolitik. Es betrifft das demokratische Fundament.
Die AfD will nicht nur gehört werden – sie will das System umformen, das sie verachtet. Die Beteiligung an Ausschüssen wie dem Gesundheitsausschuss dient dabei nicht der Mitwirkung, sondern der Aushöhlung. Was in dieser Legislaturperiode sichtbar wird, ist keine Marginalie, sondern ein Lackmustest für die wehrhafte Demokratie. Neun Mandate in einem der sensibelsten Gremien des Bundestags, verteilt auf Abgeordnete mit ideologischer Härte, juristischen Altlasten und teilweise bizarren politischen Biografien, markieren den Übergang von der Protestpartei zur institutionellen Besetzung.
Dabei bleibt das eigentliche Ziel der AfD unverändert: die Destabilisierung parlamentarischer Kultur. Sie nutzt das Recht auf Beteiligung nicht zur Lösung gesellschaftlicher Probleme, sondern zur Verschärfung des politischen Klimas. Der Gesundheitsausschuss, in dem es um Fragen wie Impfpflicht, Versorgungsgerechtigkeit oder ethische Standards geht, wird so zur Angriffsfläche einer Partei, die weder an Konsens noch an Verantwortung interessiert ist.
Diese Entwicklung ist gefährlich, weil sie sich legal vollzieht. Die Demokratie schützt auch ihre Gegner – und genau das weiß die AfD zu nutzen. Sie stellt sich als Vertreterin des Volkes dar, bedient sich populistischer Narrative und besetzt Gremien, deren Integrität sie systematisch untergräbt. Der neue Ausschuss wird deshalb nicht nur ein Ort gesundheitspolitischer Debatten sein, sondern ein Versuchsfeld demokratischer Abwehrmechanismen.
Wenn die übrigen Fraktionen, wenn Ausschussvorsitz, Präsidium und Öffentlichkeit nicht klar und entschieden auf Störungen reagieren, dann entsteht ein Präzedenzfall: Dass eine Partei, die das Grundgesetz nicht mitträgt, durch Ausschussarbeit öffentliche Meinung, Gesetzgebungsverfahren und institutionelles Vertrauen beschädigt. Die AfD ist in der Macht angekommen – nicht, weil sie Mehrheiten hat, sondern weil sie Räume besetzen kann. Ihre Beteiligung ist gefährlich, weil sie nicht regieren will, sondern delegitimieren.
Kinder absichern, Risiken übernehmen
BU-Antrag über Dritte kann Apotheker den Versicherungsschutz kosten
Ein Urteil mit weitreichenden Folgen für alle Apotheker, die ihre Kinder gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit absichern wollen: Ein OLG entschied, dass ein BU-Vertrag als nichtig gilt, wenn bei der Antragstellung durch Elternteile relevante Gesundheitsangaben weggelassen wurden. Selbst wenn der Versicherungsnehmer – in diesem Fall das Kind – von der Täuschung nichts wusste, trägt er oder sie die rechtlichen Folgen. Besonders brisant: Das Urteil stellt klar, dass auch Apotheker, die im familiären Vertrauen Anträge durch Eltern oder andere Angehörige ausfüllen lassen, im Ernstfall mit der vollständigen Leistungsfreiheit des Versicherers rechnen müssen.
Der konkrete Fall: Ein junger Mensch wird berufsunfähig, möchte Leistungen aus der zuvor abgeschlossenen BU-Versicherung beanspruchen. Doch der Versicherer lehnt ab. Grund: Bei Vertragsabschluss hatte der Vater den Antrag ausgefüllt und dabei relevante Vorerkrankungen des Kindes verschwiegen. Die Gerichte erkennen darin eine arglistige Täuschung, obwohl das Kind selbst die fehlerhaften Angaben weder gemacht noch initiiert hatte. Doch: Mit der Unterschrift unter dem Antrag wurde auch die Verantwortung für dessen Inhalt übernommen – eine Verantwortung, die juristisch nicht delegiert werden kann.
Für Apotheker, die als Eltern die Verantwortung für den Versicherungsschutz ihrer Kinder tragen, ist dieses Urteil ein deutliches Warnsignal. Es macht klar, dass Vorsorgeverträge nicht im Familienvertrauen, sondern in rechtlich überprüfbaren Fakten bestehen müssen. Jeder Antrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine juristisch relevante Erklärung. Wer diesen Antrag nicht vollständig selbst prüft, läuft Gefahr, dass er oder sie im Ernstfall ohne jegliche Leistungen dasteht – selbst bei medizinisch eindeutig anerkannter Berufsunfähigkeit.
Auch der Wunsch, Eltern als Helfer einzusetzen, entlastet nicht. Die Gerichte stellen auf die Zurechenbarkeit ab: Wer stellvertretend handelt oder den Antrag vorbereitet, wird rechtlich wie ein Vertreter behandelt. Apotheker, die sich auf diese familiäre Hilfe stützen, ohne nachzuprüfen, machen sich haftbar – und schaden letztlich den eigenen Kindern. Denn im Leistungsfall zählt nicht das Vertrauensverhältnis, sondern allein der objektive Inhalt des Antrags.
Für die Praxis heißt das: Apotheker sollten jeden BU-Vertrag für ihre Kinder wie ein sensibles Arzneimittel behandeln – mit doppelter Kontrolle, vollständiger Dokumentation und professioneller Vorsicht. Denn jede Unschärfe, jede Lücke, jedes falsche Kreuz kann zum Totalverlust des Versicherungsschutzes führen. Und wenn das Kind berufsunfähig wird, ist es zu spät, die Antragsangaben zu korrigieren.
Dieses Urteil mag für viele hart klingen – es ist jedoch Ausdruck einer Rechtsprechung, die immer konsequenter zwischen subjektivem Vertrauen und objektiver Verantwortung unterscheidet. Wer bei der Absicherung seiner Kinder auf elterliche Hilfe setzt, mag es gut meinen, trägt aber im juristischen Sinne das volle Risiko. Denn Versicherungsverträge, insbesondere im Bereich der Berufsunfähigkeit, verlangen nicht nur formale Richtigkeit, sondern auch absolute Wahrhaftigkeit – und diese kann nicht delegiert werden.
Für Apotheker ist diese Entscheidung doppelt relevant: Erstens, weil sie in einem Beruf arbeiten, in dem gesundheitliche Risiken real und Berufsunfähigkeit keine Theorie ist. Zweitens, weil sie durch ihre Rolle als Gesundheitsberufler in besonderem Maße für Sorgfalt und rechtliche Genauigkeit stehen. Diese Sorgfalt darf nicht an der Grenze des Privatlebens aufhören – erst recht nicht, wenn es um die Absicherung der eigenen Kinder geht.
Wer heute einen BU-Vertrag unterschreibt – ob für sich selbst oder für sein Kind – muss wissen, dass diese Unterschrift eine vollständige Haftungsübernahme bedeutet. Wer sich stattdessen auf Eltern, Ehepartner oder Bekannte verlässt, unterschreibt möglicherweise nicht nur einen Vertrag, sondern auch den künftigen Leistungsverzicht. Der Schutz für das Kind wird so zur Illusion. Das lässt sich vermeiden – durch Eigenverantwortung, rechtliche Klarheit und eine gesunde Portion Misstrauen gegenüber gut gemeinter Hilfe.
Was in Apotheken für Medikamente gilt, gilt auch für Versicherungen: Verantwortung endet nicht an der Tür zum Privaten. Sie beginnt mit der Unterschrift – und sie endet erst, wenn jede Angabe stimmt.
Heimnetzwerk, Präventionsberatung, Blutdruckerlebnis
Drei Apothekenprojekte setzen neue Maßstäbe in der Patientenversorgung
Trotz wirtschaftlicher Belastung und struktureller Herausforderungen leisten viele Apotheken mehr als nur Arzneimittelabgabe. Dass die Versorgung auch unter widrigen Bedingungen verbessert werden kann, zeigen die diesjährigen Preisträger des Deutschen Apotheken-Awards. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat beim Wirtschaftstreffen in Berlin am 14. Mai drei Projekte ausgezeichnet, die exemplarisch für das Engagement, die Kreativität und die Zukunftsfähigkeit der Vor-Ort-Apotheke stehen. Von Pflegevernetzung über ganzheitliche Prävention bis hin zur jugendnahen Blutdruckaufklärung – die ausgezeichneten Apotheken zeigen, dass sich pharmazeutische Versorgung längst zu einem gesellschaftlichen Ankerpunkt entwickelt hat.
Den ersten Platz erhält die Heegbach-Apotheke aus Erzhausen in Hessen. Apotheker Nojan Nejatian hat mit dem „Erzhäuser Gesundheits- und Pflegenetzwerk“ eine lokale Struktur geschaffen, die Pflegekräfte, Angehörige und medizinische Fachgruppen in einen aktiven Austausch bringt. Mit einem jährlichen Tag der Gesundheit und Pflege sowie kontinuierlichen Veranstaltungen bietet das Netzwerk praxisnahe Hilfe, fachliche Weiterbildung und emotionale Entlastung für eine Berufsgruppe, die oft zwischen Systemlücken agieren muss. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie Apotheken als Koordinatoren zwischen Versorgungsebenen fungieren und Verantwortung für Gemeinwohl und Versorgungsqualität übernehmen.
Platz zwei geht nach Berlin. Die Medios-Apotheke von Anike Oleski wurde für ihre ganzheitliche Präventionsstrategie ausgezeichnet. Sie kombiniert evidenzbasierte Ernährungsberatung mit Lebensstilinterventionen und pharmazeutischer Aufklärung, wobei besonders auf sensible Lebensphasen geachtet wird – etwa Schwangerschaft, chronische Erkrankungen oder Altersveränderungen. Der niedrigschwellige Zugang zur Beratung, die Vernetzung mit Gesundheitsdienstleistern und das gezielte Coaching machen das Projekt zu einem übertragbaren Modell für andere urbane Apothekenstandorte.
Der dritte Preis wurde der Vital-Apotheke in Bad Saulgau (Baden-Württemberg) verliehen. Unter dem Motto „Bassd scho!“ entwickelt Apothekerin Tatjana Buck die Offizin zu einem Erlebnisort für junge Menschen mit Hypertonie. Mit lebensnaher Sprache, interaktiven Angeboten und aufsuchender Gesundheitsbildung wird eine Zielgruppe erreicht, die bisher kaum mit Prävention in Berührung kam. Die spielerisch angelegte Gesundheitswelt der Apotheke nimmt dabei Rücksicht auf die Alltagsrealität junger Menschen, ohne auf Präzision und Seriosität zu verzichten – ein mutiger Schritt, der neue Zielgruppen für Gesundheitsversorgung erschließt.
Alle drei Projekte demonstrieren, dass Apotheken nicht auf politische Reformen warten, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits heute Versorgung sichern, Vernetzung ermöglichen und Präventionskultur fördern. Dass sich 36 Projekte aus ganz Deutschland beworben haben, unterstreicht das enorme kreative Potenzial in der Apothekerschaft. DAV-Vizevorsitzende Anke Rüdinger betont in ihrer Laudatio, wie wichtig diese Initiativen für eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung sind – nicht als Ausnahme, sondern als Vorbild. Die dotierten Preise von insgesamt 7.000 Euro wirken angesichts der gesellschaftlichen Wirkung dieser Projekte fast nebensächlich. Entscheidend ist das Signal: Die Vor-Ort-Apotheke ist bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn man sie lässt.
Der Deutsche Apotheken-Award 2025 ist mehr als eine Preisverleihung – er ist ein politisches Signal. Während auf ministerialer Ebene um Fixhonorare und Lieferfristen gefeilscht wird, zeigen die ausgezeichneten Apotheken, dass Versorgung auch ohne Reformdekrete gelingen kann – vorausgesetzt, man lässt ihnen Gestaltungsspielraum. Was sich hier entfaltet, ist das Bild einer neuen Apothekengeneration: vernetzt, präventionsorientiert, auf Augenhöhe mit Patient und System. Die drei Projekte stehen exemplarisch für das, was Apotheken leisten könnten, wenn bürokratische Hürden, wirtschaftlicher Druck und politische Ignoranz sie nicht permanent ausbremsen würden.
Dass eine Apotheke zum Pflege-Netzwerk wird, eine andere zum Lebensstil-Coach und eine dritte zur Gesundheitswelt für junge Bluthochdruckpatienten – all das zeigt, dass der pharmazeutische Beruf im 21. Jahrhundert längst über das Dispensieren hinausgewachsen ist. Doch während die Preisträger Applaus erhalten, bleibt die strukturelle Wirklichkeit vieler Apotheken prekär: Unterfinanzierung, Personalmangel und Reformstau lassen kaum Raum für solche Projekte. Der DAV würdigt Engagement, das häufig gegen Widerstände entsteht – das sollte auch die Politik zur Kenntnis nehmen.
Gerade in einer Zeit, in der Versorgungslücken zunehmen, digitale Plattformen klassische Strukturen verdrängen und Gesundheitskompetenz ungleich verteilt ist, brauchen wir mehr dieser Orte, an denen Versorgung konkret wird. Die Heegbach-Apotheke, die Medios-Apotheke und die Vital-Apotheke leisten genau das – sie bauen Brücken in einer zersplitterten Versorgungslandschaft. Ihre Ideen gehören nicht nur gewürdigt, sondern in die Fläche gebracht. Apotheken könnten mehr leisten – wenn man sie ließe.
Warken unter Reformdruck, Beitragsschock im Anmarsch
Gesundheitsministerin muss liefern, Experten warnen vor teurem Stillstand
Die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) steht am heutigen Donnerstag vor ihrer ersten großen Bewährungsprobe. Um 13:25 Uhr wird sie im Bundestag ihr Regierungsprogramm vorstellen – eine mit Spannung erwartete Rede, die nicht nur die politische Opposition, sondern auch die Verbände des Gesundheitswesens mit scharfem Blick verfolgen. Denn das System krankt längst nicht mehr nur an Symptomen, sondern an einem strukturellen Reformstau, der selbst innerhalb der Regierungskoalition für zunehmende Nervosität sorgt.
Bereits am Vortag hatten Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) in ihren Erklärungen tiefgreifende Veränderungen angekündigt. Die Einrichtung einer sogenannten Strukturreformkommission, deren Vorschläge erst bis Frühjahr 2027 vorliegen sollen, ist zwar Bestandteil des Koalitionsvertrags – doch die Geduld in der Branche wie im Parlament scheint erschöpft. Die Grünen, allen voran der gesundheitspolitische Sprecher Janosch Dahmen, kritisieren das Vorgehen scharf. Er warnt vor einer Verschleppung konkreter Maßnahmen und macht unmissverständlich klar, dass Deutschland keine weiteren Prüfaufträge brauche, sondern entschlossenes Regierungshandeln.
Der Druck ist real. Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds hat ihre gesetzlich festgelegte Mindestgrenze unterschritten – ein Hilfszuschuss in Höhe von 800 Millionen Euro musste vorgezogen werden. Es ist eine symbolträchtige Notmaßnahme, die das strukturelle Defizit jedoch nicht behebt. In diesem Licht betrachtet wird Warkens Antrittsrede zu mehr als einer programmatischen Einordnung – sie wird zum Lackmustest für die politische Ernsthaftigkeit, mit der die neue Regierung ihre Ankündigungen umzusetzen gedenkt.
Finanzminister Klingbeil versuchte bereits am Mittwoch, die Bedeutung der bisherigen Reformen unter Ex-Minister Karl Lauterbach zu betonen. Die Krankenhausstrukturreform, Digitalisierungsinitiativen und neue Qualitätsvorgaben im Rettungswesen könnten Einsparungen bringen, so Klingbeil. Doch selbst er räumte ein, dass die Zeit knapp wird – und dass weitere Schritte folgen müssen, um den Sozialstaat nicht mit der „Kettensäge“ anzutasten, wie er sich ausdrückte.
Die Realität auf der Versorgungsebene spricht eine andere Sprache: Praxen und Pflegeeinrichtungen ächzen unter Bürokratie, Vergütungsdifferenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung lähmen Reformprozesse, während gleichzeitig Beitragserhöhungen für gesetzlich Versicherte im Herbst drohen. Experten bezweifeln längst, dass bis 2027 abgewartet werden kann. Die von der Ampelregierung eingeleiteten, aber vielfach nicht vollzogenen Reformpakete zur Notfallversorgung, Pflegekoordination und Steuerung über die hausärztliche Versorgung liegen ungenutzt auf dem Tisch.
Mit Nina Warken beginnt ein neuer Abschnitt – zumindest in der Theorie. Die politische Realität wird nun zeigen müssen, ob aus den wohlklingenden Ankündigungen ein Kurswechsel mit Substanz wird. Denn längst steht nicht nur die Beitragsstabilität auf dem Spiel, sondern die Legitimität des gesamten Systems solidarischer Gesundheitsfinanzierung.
Die gesundheitspolitische Lage in Deutschland lässt sich nicht länger mit Kommissionen vertagen. Wenn Nina Warken heute im Bundestag ihre Pläne vorstellt, muss sie mehr liefern als nur strategische Absichtserklärungen. Die Reserve des Gesundheitsfonds ist geplündert, Beitragserhöhungen sind programmiert, und die Reformprojekte der letzten Regierung liegen halb umgesetzt in den Schubladen. Die Bürgerinnen und Bürger, die Versicherer, die Kassenärztlichen Vereinigungen und auch die Apotheken vor Ort erwarten Klartext – nicht Zwischenberichte. Die politische Taktik, Verantwortung an Expertengremien zu delegieren, während sich der Reformstau verfestigt, ist gescheitert. Deutschland braucht keine Denkpausen, sondern Umsetzungsmut. Wenn Warken heute keine neuen Pflöcke einschlägt, wird sie nicht als Gestalterin, sondern als Verwalterin der Krise in Erinnerung bleiben.
Apothekerausbildung verliert den Anschluss
Die Approbationsordnung blockiert Fortschritt bei Praxisnähe und Digitalisierung
Die pharmazeutische Ausbildung in Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Wandel, doch der Reformstau wächst. Die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift "Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz" widmet sich in einem umfangreichen Themenschwerpunkt dem Entwicklungsweg der Apothekerausbildung, ihren gegenwärtigen Defiziten und den Anforderungen an ein zukunftsfestes Curriculum. Die Debatte um eine Überarbeitung der Approbationsordnung für Apotheker zeigt seit Jahren die strukturellen Blockaden des Systems. Zu viele beteiligte Akteure, zu wenig Dynamik und nicht zuletzt ein politischer Sparmodus bremsen die Entwicklung aus.
Herausgegeben von Professor Dr. Ulrich Jaehde und Professor Dr. Peter Heisig analysiert das Themenheft die historische Entwicklung der Apothekerausbildung ebenso wie die europäische Vergleichsperspektive. Der Rückblick von Professor Dr. Axel Helmstädter zeigt, dass sich die pharmazeutische Lehre in Deutschland nur schleppend vom handwerklich geprägten Beruf zur akademischen Wissenschaft entwickelt hat. Andere europäische Staaten waren deutlich schneller, insbesondere bei der Integration klinischer und patientenzentrierter Inhalte. Deutschland verliert hier sichtbar den Anschluss.
Zentrale Kritikpunkte betreffen die starke Bindung an die veraltete Approbationsordnung, die eine Integration moderner Inhalte erheblich erschwert. Professor Dr. Anita Elaine Weidmann und Professor Dr. Freyja Jónsdóttir verdeutlichen dies anhand internationaler Curricula, die weitaus praxisorientierter und interprofessioneller ausgerichtet sind. Zugleich bleibt die naturwissenschaftliche Fundierung unbestritten eine zentrale Voraussetzung für pharmazeutische Kompetenz, wie Professor Dr. Bernd Clement betont. Eine Modernisierung darf diesen Kern nicht verwässern, sondern muss ihn ergänzen durch therapeutische, kommunikative und digitale Inhalte.
Professor Dr. Frank Dörje und sein Team legen praktikable Formate für patientenzentriertes Lernen vor, deren Implementierung bislang jedoch unvollständig bleibt. Jennifer Weber und Kollegen unterstreichen die Relevanz interprofessionellen Lernens mit Medizinstudierenden, das in Deutschland bislang eher randständig betrieben wird. Einen weiteren Innovationsschub verspricht der Einsatz digitaler Lernformen, wie Professor Dr. Christoph Ritter aus Greifswald schildert. Auch die Studierenden selbst, vertreten durch Elisabeth Jones und Nikita Vassiljev, fordern eine Reform, die sich an der Praxis und am Nationalen Kompetenzorientierten Lernzielkatalog Pharmazie orientiert. Ohne strukturelle Veränderung droht eine Abkopplung vom internationalen Ausbildungsniveau.
Ein bereits 2017 verabschiedetes Perspektivpapier der Bundesapothekerkammer mit dem Titel "Apotheke 2030" versucht, bestehende Spielräume innerhalb der Approbationsordnung zu nutzen. Dr. Berit Winter stellt dieses Konzept vor und plädiert für eine konsequentere Umsetzung. Doch die zentralen Herausforderungen bleiben ungelöst. Wie gelingt nachhaltige Qualitätssicherung in einem dynamischen Umfeld? Dr. Konstanze Schäfer verweist auf das Prinzip des Continuing Professional Development, das in vielen EU-Staaten bereits verbindlich etabliert ist. In Deutschland fehlt eine solche Fortbildungspflicht bislang. Das Resultat ist ein Flickenteppich regionaler Angebote ohne verbindlichen Standard.
Länder wie die Schweiz, Frankreich oder das Vereinigte Königreich setzen auf strikte Revalidierungsverfahren, um Qualität und Aktualität der pharmazeutischen Kompetenz zu sichern. In Österreich ist die Fortbildungspflicht erst 2024 eingeführt worden. Ein Positionspapier verschiedener Fachgremien liegt dem Bundesgesundheitsministerium seit 2022 vor. Doch die politische Umsetzung stockt. Deutschland droht, den Anschluss an europäische Standards endgültig zu verlieren. Was fehlt, ist nicht Wissen oder Strategie, sondern der politische Wille zur Neugestaltung.
Der Reformstau in der pharmazeutischen Ausbildung zeigt exemplarisch, wie träge und widersprüchlich das deutsche Gesundheitswesen auf strukturelle Erneuerung reagiert. Während andere europäische Länder längst moderne Ausbildungswege geöffnet und verbindliche Fortbildungssysteme eingeführt haben, hält Deutschland an einem regulatorischen Konstrukt fest, das die Gegenwart nicht mehr abbildet.
Die Approbationsordnung steht dabei sinnbildlich für ein Ausbildungssystem, das Innovation verhindert, statt sie zu ermöglichen. Ihre starren Vorgaben lassen weder Raum für therapeutische Praxis noch für digitale Lehrformate oder echte Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen. Wer heute Pharmazie studiert, lernt noch immer zu viel in Disziplinen und zu wenig in Versorgungsrealitäten.
Diese Schieflage hat Folgen. Sie entzieht angehenden Apothekerinnen und Apothekern die Chance, ihre Rolle im Versorgungssystem aktiv mitzugestalten. Gerade in Zeiten wachsender Erwartungen an pharmazeutische Beratung, Medikationsmanagement und Prävention kann es sich die Gesellschaft nicht leisten, am alten Ausbildungsmodell festzuhalten.
Es ist nicht der Mangel an Ideen, der den Fortschritt blockiert. Es ist die politische Entscheidungslosigkeit, die längst vorliegenden Konzepte ignoriert, aussitzt oder zersetzt. Die Approbationsordnung muss deshalb nicht nur reformiert, sondern durch ein dynamisches Ausbildungskonzept ersetzt werden, das auf Kompetenzentwicklung, Praxisnähe und interprofessionelle Anschlussfähigkeit setzt.
Gleichzeitig darf Fortbildung nicht länger als freiwilliger Zusatz gelten. Wer Verantwortung in der Arzneimittelversorgung trägt, muss seine Qualifikation regelmäßig nachweisen – so wie es in anderen Ländern längst Standard ist. Dass Deutschland hier weiterhin ohne System agiert, ist ein Rückfall in überkommene Standeslogik.
Wer den Anschluss an europäische Ausbildungsstandards nicht verlieren will, braucht Mut zu Strukturveränderung. Eine moderne Pharmazie braucht kein Beharrungsvermögen, sondern ein neues Berufsverständnis – getragen von verlässlichen Regeln, echten Lernräumen und einer Politik, die Reform nicht nur predigt, sondern ermöglicht.
Tiktok statt Tageslicht
OECD warnt: Deutschlands Jugendliche verbringen fast sieben Stunden täglich am Bildschirm
Die digitale Durchdringung des Alltags von Kindern und Jugendlichen schreitet mit einer Geschwindigkeit voran, die zunehmend alarmiert – nicht nur Eltern, sondern auch internationale Organisationen. Eine neue Studie der OECD zeigt nun: Deutschlands Jugendliche zählen im weltweiten Vergleich zu den intensivsten Bildschirmnutzern. Bereits 15-Jährige verbringen durchschnittlich 48 Stunden pro Woche mit digitalen Medien – das entspricht fast sieben Stunden täglich. Die Inhalte reichen von Social Media und Streaming über Online-Gaming bis zu Lernplattformen. Besonders auffällig: Die Nutzung zu reinen Unterhaltungszwecken dominiert. Fast drei Viertel der deutschen Jugendlichen überschreiten werktags die Zwei-Stunden-Grenze, die laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als gesundheitlich unbedenklich gilt.
Die Studie beschreibt einen Trend, der sich schon vor der Pandemie abzeichnete, durch Lockdowns jedoch massiv beschleunigt wurde. In einer Zeit, in der Sportvereine, Musikschulen und Freizeitaktivitäten ausfielen, wurden Bildschirme zur Hauptquelle von Unterhaltung, Kommunikation und Zerstreuung. Was als Ausnahme begann, hat sich in vielen Familien dauerhaft verfestigt. Zwar zeigen einige Erhebungen, dass die Bildschirmzeit nach der Pandemie leicht zurückgegangen ist – wie etwa die Digitalstudie der Postbank –, doch das Ausgangsniveau bleibt hoch. Die OECD spricht in ihrer Analyse von einer „stabilen Dauerübernutzung“, insbesondere in wohlhabenden Staaten mit hoher Digitalverfügbarkeit.
Die Folgen dieser Entwicklung sind laut Studienlage vielschichtig. Sie reichen von körperlicher Inaktivität und Adipositas über Konzentrationsstörungen bis zu psychosozialen Problemen wie Vereinsamung, depressiven Verstimmungen oder einem verzerrten Körperbild, insbesondere bei exzessiver Social-Media-Nutzung. Auch wenn viele Studien nur Korrelationen, keine Kausalitäten belegen, warnen Fachleute vor einer verharmlosenden Haltung. Die Realität in deutschen Kinder- und Jugendzimmern widerspricht den Präventionsempfehlungen. Und sie widerspricht der Annahme, dass junge Menschen den Umgang mit digitalen Medien intuitiv und verantwortungsbewusst beherrschen würden.
Die OECD ruft zu einem grundlegenden Umdenken auf: Die Verantwortung dürfe nicht allein bei den Familien liegen. Schulen müssten systematisch Medienkompetenz vermitteln, die Politik dürfe sich nicht auf Appelle beschränken, sondern müsse verbindliche Strukturen schaffen – etwa durch verbindliche Bildschirmzeitgrenzen an Bildungseinrichtungen, gezielte Gesundheitskampagnen und Förderprogramme für analoge Freizeitangebote. Denn in der Bilanz steht nicht nur die Frage nach digitaler Nutzung, sondern nach der Resilienz einer Generation, die zunehmend in virtuellen Räumen lebt, während reale Räume verschwinden.
Die Daten der OECD legen den Finger in eine offene Wunde: Deutschland ist nicht nur digital rückständig in der Infrastruktur – es ist auch konzeptlos im Umgang mit digitaler Überflutung. Während Glasfaserkabel in manchen Regionen noch fehlen, sitzen Jugendliche bereits stundenlang in TikTok-Loops fest, werden durch Algorithmen gesteuert und erleben ihre Lebensrealität zunehmend durch Displays. Die Entwicklung wird beklagt, aber nicht gestaltet. Und das ist der eigentliche Skandal.
Statt eine ernsthafte gesellschaftliche Debatte zu führen, duckt sich die Politik weg. Eltern werden zu digitalen Türstehern erklärt, obwohl sie weder die Werkzeuge noch die Rückendeckung dafür haben. Schulen sollen Medienkompetenz vermitteln, bekommen aber weder Zeit noch Budget. Und Konzerne verdienen Milliarden mit dem Aufmerksamkeitskonsum Minderjähriger, ohne sich regulatorisch verantworten zu müssen. Diese Konstellation ist nicht tragfähig – und sie ist gefährlich.
Denn die Risiken sind real. Wer sich täglich sieben Stunden digitalen Reizen aussetzt, läuft Gefahr, die Fähigkeit zur Konzentration, zur sozialen Interaktion und zur Selbstwahrnehmung zu verlieren. Das ist kein Alarmismus, sondern empirisch gestützte Realität. Und doch bleibt die politische Antwort diffus: Appelle an die Vernunft, freiwillige Elternratgeber, vereinzelte Schulprojekte. Was fehlt, ist ein klarer Rahmen. Warum gibt es keine verbindlichen digitalen Ruhezeiten in Schulen? Warum keine Regulierung für manipulative Inhalte in sozialen Netzwerken? Warum kein staatlich geförderter Gegenentwurf zur digitalen Dauerbespielung?
Der öffentliche Raum für Kinder schrumpft, während der virtuelle wächst – aber ohne Schutz, ohne Orientierung, ohne Widerstand. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird diese Generation nicht nur digitalisiert, sondern entwirklicht. Eine Gesellschaft, die ihre Jüngsten dem Bildschirm überlässt, darf sich über deren Rückzug aus der Realität nicht wundern. Die OECD hat geliefert – jetzt wäre es an der Zeit, dass Deutschland antwortet.
Delgocitinib schlägt Alitretinoin bei chronischem Handekzem
Neue Studie zeigt bessere Wirkung und höhere Verträglichkeit der topischen Therapie
Ein paradigmatischer Wechsel in der Behandlung des schweren chronischen Handekzems kündigt sich an. Die Ergebnisse der kürzlich publizierten DELTA-FORCE-Studie im Fachjournal Lancet lassen keinen Zweifel: Die topische Anwendung von Delgocitinib wirkt signifikant besser als die systemische Therapie mit Alitretinoin – bei gleichzeitig deutlich geringerem Nebenwirkungsrisiko. Die randomisierte Studie, die rund 500 erwachsene Patientinnen und Patienten einbezog, verglich die zweimal täglich applizierte Delgocitinib-Creme mit der einmal täglich eingenommenen Alitretinoin-Kapsel. Bewertet wurde unter anderem die Veränderung des HECSI-Scores (Hand Eczema Severity Index) über einen Zeitraum von zwölf Wochen.
Das Ergebnis spricht eine klare Sprache: Unter Delgocitinib sank der mittlere HECSI-Wert um 67,6 Punkte, unter Alitretinoin lediglich um 51,5 Punkte – eine statistisch wie klinisch signifikante Differenz. Besonders bemerkenswert ist zudem die Nebenwirkungsbilanz: Nur 49 Prozent der Delgocitinib-Gruppe berichteten über unerwünschte Ereignisse, verglichen mit 76 Prozent unter Alitretinoin. Häufige Beschwerden wie Kopfschmerzen (4 gegenüber 32 Prozent) oder Übelkeit (<1 gegenüber 6 Prozent) traten unter dem lokal wirksamen JAK-Hemmer deutlich seltener auf.
Delgocitinib, in Deutschland unter dem Handelsnamen Anzupgo® von Leo Pharma erhältlich, ist seit 2023 zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem chronischem Handekzem bei Erwachsenen zugelassen, wenn topische Corticosteroide nicht ausreichend wirken oder kontraindiziert sind. Die Creme hemmt als panselektiver Januskinase-Inhibitor gezielt den JAK-STAT-Signalweg, der bei chronisch entzündlichen Hauterkrankungen eine zentrale Rolle spielt. Die nun vorliegenden Daten stützen nicht nur die pathophysiologische Plausibilität, sondern definieren auch einen neuen Standard: lokal statt systemisch, wirksamer statt traditionell, sicherer statt belastend.
Die Auswirkungen auf Versorgung, Verordnungsverhalten und medizinische Leitlinien dürften beträchtlich sein – vorausgesetzt, Gesundheitspolitik und Erstattungssysteme reagieren mit angemessener Geschwindigkeit auf die neue Evidenzlage. Die DELTA-FORCE-Studie liefert dafür den notwendigen klinischen Nachweis. Dass dieser Wandel ausgerechnet im Bereich einer oft unterschätzten, aber hochbelastenden Erkrankung wie dem chronischen Handekzem stattfindet, zeigt einmal mehr, wie groß die Bedeutung gezielter Innovationsforschung in der Dermatologie geworden ist.
Das Urteil der Wissenschaft ist klar – und doch beginnt die eigentliche Debatte erst jetzt. Denn was die DELTA-FORCE-Studie an Evidenz liefert, stellt nicht nur eine medizinische Weichenstellung dar, sondern konfrontiert das System mit grundsätzlichen Fragen: Warum wurden Patientinnen und Patienten so lange mit einem Retinoid behandelt, dessen Nebenwirkungsprofil belastend und dessen Wirkung begrenzt ist? Warum bedarf es erst einer Lancet-Publikation, um den Einsatz innovativer Wirkprinzipien zu legitimieren?
Delgocitinib ist nicht einfach ein weiterer Wirkstoff – es ist der Beleg, dass topische Therapien mit molekularer Präzision systemische Lösungen ersetzen können. Für Ärztinnen und Apotheker wird das Konsequenzen haben, denn Therapieentscheidungen müssen neu bewertet, Verordnungsgewohnheiten überdacht und Patientengespräche anders geführt werden. Gleichzeitig erfordert dieser Fortschritt eine klare Haltung der Krankenkassen, die eine unbürokratische Erstattung ermöglichen sollten – ohne Rückgriff auf pauschale Wirtschaftlichkeitsprüfungen oder eng gefasste Indikationsvorbehalte.
Das chronische Handekzem ist nicht nur eine Hautkrankheit, sondern ein sozialer Risikofaktor, der Menschen aus dem Berufsleben drängen kann. Wer einen lokal wirksamen, gut verträglichen und hochpotenten Therapieansatz ignoriert, verspielt medizinisches Potenzial und gesellschaftliche Teilhabe. Die DELTA-FORCE-Daten sind nicht nur ein klinischer Durchbruch – sie sind ein Prüfstein für die Zukunftsfähigkeit eines solidarischen, evidenzbasierten Versorgungssystems.
Zöliakie oder Sensitivität?
Wie Medizin zwischen Autoimmunreaktion und Trend navigiert
Gluten ist längst kein bloßes Nahrungsbestandteil-Thema mehr, sondern ein medizinischer und gesellschaftlicher Reizbegriff. Immer mehr Menschen klagen über unspezifische Beschwerden wie Blähungen, Müdigkeit, Hautirritationen oder Konzentrationsstörungen nach dem Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel. Doch während die Zöliakie als klar definierte Autoimmunerkrankung wissenschaftlich anerkannt ist, stellt die sogenannte Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS) nach wie vor ein diffuses und kontrovers diskutiertes Syndrom dar. Der mediale Hype um glutenfreie Ernährung hat die Grenze zwischen medizinischer Notwendigkeit und Ernährungstrend zunehmend verwischt.
Zöliakie ist eine genetisch bedingte, systemische Erkrankung, bei der das Immunsystem auf Gliadin – einen Bestandteil von Gluten – mit einer Entzündungsreaktion der Dünndarmschleimhaut reagiert. Diese Reaktion führt zur Atrophie der Zotten im Dünndarm und in der Folge zu einer gestörten Nährstoffaufnahme. Eisenmangel, Osteoporose, chronischer Durchfall, Gedeihstörungen bei Kindern, neurologische Symptome und Müdigkeit zählen zum typischen Bild. Diagnostisch sichern Antikörpertests, HLA-Typisierung und histologische Befunde die Diagnose. Die einzige derzeit anerkannte Therapie besteht im lebenslangen strikten Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel.
Demgegenüber steht die NCGS, bei der keine immunologischen oder strukturellen Veränderungen nachgewiesen werden können, die Symptome jedoch mit dem Verzehr glutenhaltiger Nahrung in Verbindung gebracht werden. Patienten berichten über Bauchbeschwerden, Kopfschmerzen, Ekzeme oder eine ausgeprägte Erschöpfung, obwohl klassische Marker der Zöliakie oder Weizenallergie fehlen. Die Ursachen dieser Beschwerden sind nicht abschließend geklärt. Neben Gluten werden auch andere Weizenbestandteile wie Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) oder fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole (FODMAPs) als mögliche Trigger diskutiert.
Die diagnostische und therapeutische Herausforderung besteht darin, zwischen medizinisch relevanter Erkrankung und funktioneller Reaktion zu unterscheiden. Eine diagnostisch saubere Abklärung ist zwingend erforderlich: Ausschlussdiagnostik, Ernährungstagebuch, begleitete Eliminationsdiät und anschließende Provokation gehören zum Standard. Bei NCGS ist ein völliger Verzicht auf Gluten meist nicht notwendig, wohl aber eine individuelle Reduktion oder Auswahl verträglicher Lebensmittel.
Die Lebensmittelindustrie reagiert längst auf das gewachsene Bedürfnis nach glutenfreien Produkten – nicht nur für Zöliakie-Patienten, sondern zunehmend für gesundheitsorientierte Verbraucher ohne klare Diagnose. Dieser Trend birgt Chancen, aber auch Risiken: Einerseits profitieren Betroffene von größerer Produktauswahl, andererseits wird durch die Popularisierung ein Krankheitsbild verflacht, das für Zöliakie-Betroffene ernste Folgen hat.
Besonders sensibel ist die Situation bei Kindern. Hier kann eine unerkannte Zöliakie nicht nur zu Gedeihstörungen führen, sondern langfristig auch das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen erhöhen. Gleichzeitig darf die Zöliakie nicht zur Erklärung jeder Entwicklungsverzögerung herangezogen werden. Auch bei Kindern gilt: Nur eine fundierte Diagnostik schützt vor unnötiger Einschränkung und falscher Sicherheit.
Gluten ist also weder per se gefährlich noch harmlos. Die Debatte um seine Wirkung muss zurückgeführt werden auf den Boden medizinischer Evidenz. Nur wer unterscheidet, kann schützen – die Betroffenen ebenso wie die Integrität der wissenschaftlichen Diskussion.
Der gesellschaftliche Diskurs über Gluten leidet unter einer gefährlichen Verkürzung. Was als medizinische Notwendigkeit für eine kleine, klar definierte Patientengruppe begann, ist mittlerweile zu einem kulturellen Code geworden: „glutenfrei“ gilt als gesund, als rein, als überlegen. Doch der Preis für diese Generalisierung ist hoch – und wird nicht von Trendsetzern, sondern von jenen gezahlt, die auf eine glutenfreie Ernährung tatsächlich angewiesen sind.
Die Zöliakie ist eine ernsthafte, chronische Erkrankung mit klaren diagnostischen Kriterien und erheblichem gesundheitlichem Risiko. Wer sich aus reiner Selbstvermutung oder Lifestyle-Gründen glutenfrei ernährt, verändert nicht nur das eigene Essverhalten, sondern beeinflusst auch das gesellschaftliche Bild dieser Krankheit. Diagnosen werden entwertet, medizinische Notwendigkeiten relativiert, therapeutische Maßnahmen bagatellisiert.
Ebenso problematisch ist die andere Seite: Die Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität ist real – und wird dennoch oft belächelt, weil ihre medizinische Unschärfe zur Projektionsfläche für alles Ungeklärte geworden ist. Hier zeigt sich das Dilemma moderner Medizin: Wie geht man mit Symptomen um, die keiner klaren Kategorie folgen? Die Antwort kann nicht Ignoranz sein – aber ebenso wenig Pauschalverzicht oder Modediagnose.
Die Verantwortung liegt bei Ärzten, Medien und Politik gleichermaßen. Medizinische Aufklärung muss lauter sein als Marketing, fundierte Diagnostik stärker als Produktetiketten. Nur durch Differenzierung lässt sich die notwendige Balance zwischen therapeutischem Ernst und gesellschaftlicher Vernunft wiederherstellen. Wer Gluten zu einem Feindbild erklärt, spielt nicht den Betroffenen in die Hände, sondern den Verkäufern von Angst.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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