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  • 13.05.2025 – Apotheken-News: Medikamentenmangel, US-Dumpingpreise und Politikwechsel
    13.05.2025 – Apotheken-News: Medikamentenmangel, US-Dumpingpreise und Politikwechsel
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Retaxationen wegen korrekter Stückelung, geopolitische Preisoffensiven und ein abrupter Kurswechsel in der SPD-Gesundheitspolitik bring...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Medikamentenmangel, US-Dumpingpreise und Politikwechsel

 

Was jetzt auf die Apothekerschaft zukommt und welche Risiken zunehmen

Apotheken geraten zunehmend in den Sog nationaler und internationaler Krisendynamiken. Was als Entlastung geplant war, wird in der Praxis zur Falle: Die ALBVVG-konforme Abgabe von Arzneimitteln bei Lieferengpässen führt durch stückelungsbedingte Zuzahlungsfehler zu massiven Retaxationen. Parallel droht eine globale Erschütterung der Preisstruktur: Die US-Regierung strebt eine radikale Absenkung der Arzneimittelpreise an, was die Importabhängigkeit Europas verschärft und die Position deutscher Apotheken im internationalen Wettbewerb weiter schwächt. Hinzu kommt eine tektonische Verschiebung im politischen Gefüge: Karl Lauterbach zieht sich aus dem Gesundheitsausschuss zurück und gibt die Verantwortung für zentrale gesundheitspolitische Weichenstellungen ab. Die neuen Besetzungen werfen Fragen zur künftigen Ausrichtung der SPD auf. Währenddessen mahnt die EMA zur Vorsicht bei bekannten Otologika, fordert PRAC neue Warnhinweise, und Apotheken sollen Mometason-Cremes ohne offizielle DAC-Basis herstellen. Vor dem Hintergrund explodierender Hautkrebszahlen, zunehmender Medikationsrisiken bei Herzinsuffizienz und der Dauerkrise der Versorgung wird deutlich: Die Apotheken stehen unter wachsendem Druck aus allen Richtungen.


Die geplante Flexibilisierung durch das ALBVVG droht für viele Apotheken zum Bumerang zu werden. Zwar soll das Gesetz Betrieben ermöglichen, bei Lieferengpässen andere Packungsgrößen abzugeben, doch in der Realität werden sie dafür häufig bestraft. Besonders perfide: Selbst bei korrekter Anwendung der Vorschriften kommt es zu Retaxationen, wenn etwa die Zuzahlung formal nicht exakt auf die gestückelte Abgabe angepasst wurde. Die Kassen begründen dies mit vermeintlich unvollständiger oder falscher Abrechnung, obwohl die Apotheken exakt nach Gesetz handeln. Dieser Widerspruch zwischen Gesetzesintention und Abrechnungspraxis offenbart nicht nur eine gefährliche Grauzone, sondern untergräbt die wirtschaftliche Stabilität vieler Betriebe. Der bürokratische Aufwand steigt, das finanzielle Risiko wächst, die Versorgungssicherheit leidet.

Parallel dazu geraten die globalen Rahmenbedingungen zunehmend ins Wanken. Die angekündigte Preisoffensive der US-Regierung zur Senkung der Medikamentenkosten um bis zu 80 Prozent hat das Potenzial, das internationale Preisgefüge massiv zu verschieben. Während sich US-Bürger über niedrigere Preise freuen sollen, geraten europäische Produzenten und Versorger unter Druck. Der deutsche Markt, ohnehin stark von generikabasierten Importen abhängig, könnte in eine gefährliche Abhängigkeit geraten. Apotheken werden dadurch doppelt belastet: Einerseits geraten ihre Margen unter Druck, andererseits steigen die Risiken durch instabile Lieferketten. Die politische Antwort auf diese Dynamik steht noch aus.

Während auf internationaler Ebene geopolitischer Preisdruck herrscht, ordnet sich auf Bundesebene die gesundheitspolitische Landschaft neu. Karl Lauterbachs Rückzug aus dem Gesundheitsausschuss markiert das Ende einer Ära. Der SPD-Politiker, der über Jahre hinweg das gesundheitspolitische Gesicht seiner Partei war, zieht sich aus der operativen Gestaltung zurück. Sein Wechsel in andere Ausschüsse – unter anderem Forschung und Entwicklung – signalisiert einen Schwerpunktwechsel, der weitreichende Folgen für die pharmazeutische Versorgung haben könnte. In den Apotheken herrscht Verunsicherung, denn Lauterbach galt – bei aller Kritik – als verlässlicher Gesprächspartner mit Fachkompetenz. Wer künftig die gesundheitspolitischen Linien der SPD prägen wird, ist unklar. In einer Phase, in der die Branche Stabilität braucht, fehlt es an Kontinuität.

Auch auf der Ebene der Arzneimittelsicherheit spitzen sich die Herausforderungen zu. Die EMA warnt aktuell vor Ohrentropfen mit Oxytetracyclin, Hydrocortisonacetat und Polymyxin-B-Sulfat, wie sie unter anderem in Terra-Cortril enthalten sind. Die Anwendung bei geschädigtem Trommelfell könne zu bleibenden Hörschäden führen. Neue Warnhinweise sollen folgen. Für Apotheken bedeutet das nicht nur eine gesteigerte Beratungspflicht, sondern auch ein erhöhtes Risiko bei fehlerhafter Abgabe oder unzureichender Aufklärung. Der ohnehin schon komplexe Beratungsalltag wird durch neue regulatorische Anforderungen weiter verdichtet.

Nicht weniger heikel ist der Umgang mit Mometasonfuroat im Rahmen des zweiten bundesweiten Rezeptur-Ringversuchs. Apotheken sollen eine hydrophile Creme mit dem Glucocorticoid herstellen – jedoch ohne etablierte DAC- oder NRF-Vorgabe. Damit bewegen sie sich in einem juristisch und pharmazeutisch prekären Zwischenraum. Ohne abgesicherte Grundlage entstehen Unsicherheiten bei Haltbarkeit, pH-Wert, Konservierung und Galenik. Für viele Betriebe bedeutet das eine riskante Gratwanderung zwischen praktischer Machbarkeit und rechtlicher Verantwortlichkeit.

Diese strukturellen Unsicherheiten treffen auf eine Versorgungslage, die sich dramatisch zuspitzt. Die Zahl der stationären Hautkrebserkrankungen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 88 Prozent gestiegen. Besonders stark ist der Anstieg beim hellen Hautkrebs – ein Hinweis darauf, dass Prävention und Früherkennung nicht ausreichen. Apotheken, die bei Sonnenschutz und Hautscreening sensibilisieren könnten, werden in dieser Debatte kaum berücksichtigt. Parallel dazu stellt die ESC mit einem neuen Konsensuspapier die Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten infrage. Polypharmazie – die gleichzeitige Einnahme von mehr als fünf Medikamenten – ist bei dieser Patientengruppe die Regel. Apotheken, die Risiken erkennen und therapiebegleitend intervenieren könnten, kämpfen mit Personalengpässen, Überregulierung und mangelnder Vergütung.

All diese Entwicklungen münden in einem Bild wachsender Überforderung. Apotheken sollen Versorgungslücken schließen, regulatorisch lückenlose Prozesse gewährleisten, Beratungsleistung erbringen, wirtschaftlich überleben und politisch flexibel reagieren. Die Widersprüche zwischen Anspruch und Realität spitzen sich zu – inmitten einer Gemengelage aus internationalen Verwerfungen, nationaler Planlosigkeit und systemischer Überforderung. Kommentar: Die Apothekenlandschaft steht an einer Schwelle, an der sich systemische Widersprüche unversöhnlich verdichten. Das ALBVVG, einst als pragmatischer Schritt gegen den Versorgungskollaps gefeiert, wird zur fiskalischen Stolperfalle. Dass gesetzeskonformes Handeln retaxiert wird, untergräbt nicht nur die ökonomische Stabilität der Betriebe, sondern auch das Vertrauen in eine konsistente Gesundheitspolitik. Der Gesetzgeber erweist sich erneut als visionär in der Theorie, aber fahrlässig in der Umsetzung. Die Kassen wiederum agieren wie Erfüllungsgehilfen einer Systemlogik, die Fehlervermeidung zur Kostenvermeidung pervertiert.

Hinzu kommt die außenpolitisch getriebene Marktverwerfung durch die US-amerikanische Arzneipolitik. Wenn Europa weiterhin auf offene Lieferketten setzt, ohne gleichzeitig seine Produktionsautonomie zu stärken, dann droht eine Deindustrialisierung der pharmazeutischen Versorgung. Die politischen Entwicklungen in Deutschland verschärfen diesen Zustand. Lauterbachs Rückzug lässt ein Vakuum zurück, das bisher weder personell noch inhaltlich gefüllt wurde. Seine Bilanz bleibt ambivalent: Pandemie-Manager mit Sendungsbewusstsein, aber wenig Gespür für die mikrostrukturellen Spannungen in der pharmazeutischen Praxis.

Dass Apotheken zudem im Bereich der Rezeptur in rechtliches Niemandsland gedrängt werden, während parallel die Zahl der Hautkrebserkrankungen explodiert und die Medikationskomplexität bei Herzinsuffizienz neue Höchststände erreicht, ist ein alarmierendes Signal für eine überforderte Versorgungsstruktur. Apotheken sind längst mehr als Abgabestellen. Sie sind systemische Brennpunkte. Dass sie in einer solchen Lage nicht gestärkt, sondern mit neuen Retaxfallen, regulatorischen Lücken und politischer Gleichgültigkeit konfrontiert werden, offenbart ein strukturelles Versagen, das sich nicht mehr hinter Reformversprechen verstecken lässt.


Kommentar:

Was sich derzeit in deutschen Apotheken abspielt, ist keine Randnotiz der Gesundheitspolitik, sondern ein systemischer Alarm. Die Konvergenz aus regulatorischer Überforderung, internationalem Preisdruck und politischer Desorientierung treibt viele Betriebe in eine stille Krise – unsichtbar für die Öffentlichkeit, aber täglich spürbar hinter dem HV-Tisch. Wenn Apotheken für korrekt dokumentierte, ALBVVG-konforme Abgaben wegen formaler Detailfehler retaxiert werden, offenbart das eine Schieflage, in der gesetzgeberischer Wille und Krankenkassenpraxis nicht nur auseinanderklaffen, sondern sich regelrecht widersprechen. Die Folge ist ein struktureller Rechtsunsicherheitszustand, der Apotheken betriebswirtschaftlich untergräbt und fachlich lähmt. Dabei sind es genau diese Apotheken, die das Versorgungssystem am Laufen halten, wenn Softwareversagen, ärztliche Unterbesetzung oder Lieferengpässe auftreten.

Dass parallel dazu ein US-Präsident mit globaler Wirkung Preisoffensiven initiiert, zeigt die geopolitische Naivität der europäischen Gesundheitspolitik. Während sich Europa weiter auf Preisreferenzsysteme und Rabattverträge verlässt, hebelt eine Nation wie die USA die globale Preisarchitektur gezielt aus. Für Apotheken bedeutet das: Die Lieferquellen werden nicht nur teurer und unzuverlässiger, sondern auch politisch unberechenbarer. Wer sich noch Illusionen über internationale Verlässlichkeit macht, dem sei gesagt: Die nächste Retax erfolgt mit Ansage – durch den Markt selbst.

Der Rückzug von Karl Lauterbach aus dem gesundheitspolitischen Zentrum verstärkt dieses Machtvakuum. Lauterbach war – bei allen berechtigten Einwänden – ein Fixpunkt in der politischen Debatte. Dass er nun auf Forschung und Raumfahrt umschwenkt, während das Versorgungssystem wankt, ist ein Signal politischen Desinteresses. Die SPD, ohnehin mit Identitätskrisen beschäftigt, scheint derzeit nicht willens oder in der Lage, gesundheitspolitische Führungsverantwortung zu übernehmen. Wer sich jetzt nicht klar positioniert, wird vom nächsten Apothekensterben überrascht sein – wieder einmal.

Dass die EMA zeitgleich neue Sicherheitswarnungen zu bekannten Präparaten ausspricht, verschärft die Lage weiter. Apotheken werden damit zu Sicherheitsinstanzen, ohne dass ihnen die nötigen Werkzeuge oder juristischen Sicherheiten an die Hand gegeben werden. Terra-Cortril mag ein Spezialfall sein – doch das Grundproblem ist systemisch: Die Verantwortung wird an die Apotheken delegiert, die Haftung bleibt jedoch bei ihnen. Das Gleiche gilt für den Ringversuch zu Mometason. Ohne offizielle NRF-Vorgabe sind Apotheken gezwungen, in einer Grauzone zu arbeiten, die sie bei etwaigen Zwischenfällen rechtlich exponiert. So sieht moderne Arzneimittelsicherheit offenbar nicht aus.

Und über allem schwebt ein dramatischer epidemiologischer Befund: Hautkrebsfälle explodieren, Medikationsbelastung bei Herzinsuffizienzpatienten erreicht toxische Komplexität. Die Apotheke könnte hier zum systemischen Puffer werden – zur beratenden, kontrollierenden, therapeutisch stabilisierenden Instanz. Doch das politisch-administrative System misst ihr diese Rolle nicht zu. Es setzt auf Digitalisierung, auf Prozessvereinfachung, auf Selektivverträge – aber nicht auf den Menschen vor Ort. Der Mensch in der Apotheke aber bleibt der letzte funktionierende Knotenpunkt zwischen Medikament, Versorgungslage und Patient.

Was bleibt, ist das Bild eines Berufsstands, der in die Breite gedrückt wird: fachlich, wirtschaftlich, juristisch und politisch. Die eigentliche Katastrophe ist nicht, dass Apotheken scheitern – sondern dass sie systematisch in Situationen gebracht werden, in denen sie nur scheitern können. Die Retaxfalle ist dabei nur ein Symptom. Die Krankheit ist ein System, das sich seiner letzten tragenden Strukturen selbst beraubt. Wer das nicht sieht, schaut bewusst weg. Und wer nichts ändert, nimmt den Zusammenbruch in Kauf.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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