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  • 09.05.2025 – Apotheken-News: E-Rezept, Preisbindung, Opioide
    09.05.2025 – Apotheken-News: E-Rezept, Preisbindung, Opioide
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Drei Entwicklungen fordern Apotheken aktuell heraus: Das E-Rezept bringt neue Sicherheitsrisiken, der Bundesgerichtshof überrascht bei d...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: E-Rezept, Preisbindung, Opioide

 

Apotheken im Sog von Digitalzwang, Gerichtsentscheidung und Arzneimittelrisiken

Das neue Jahr begann mit einem digitalen Paukenschlag: Seit Januar 2024 ist das E-Rezept verpflichtend – und damit der Druck auf Apotheken spürbar gewachsen. Die digitale Umstellung verlangt nicht nur technische Anpassungen, sondern stellt auch neue Anforderungen an Sicherheit, Datenschutz und Betriebsprozesse. Parallel dazu erschütterte ein Urteil des Bundesgerichtshofs die Apothekenlandschaft: Anstatt die Rx-Preisbindung zu stärken, wich das Gericht in eine unerwartete Richtung aus – mit potenziell weitreichenden Folgen für das Gleichgewicht im Binnenmarkt. Und als ob die Herausforderungen nicht schon groß genug wären, rückt eine neue medizinische Erkenntnis die Risiken von Opioiden in der Schwangerschaft ins Zentrum der pharmazeutischen Beratung: Sie greifen messbar in die neurologische Entwicklung Neugeborener ein. Drei Entwicklungen, die auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen, verdichten sich im Apothekenalltag zu einer brisanten Schnittstelle zwischen Digitalisierung, Recht und medizinischer Verantwortung. Diese Analyse zeigt, was die aktuelle Gemengelage für Apothekenbetreiberinnen und -betreiber bedeutet – und warum es mehr als nur technische Resilienz braucht, um diesem Druck standzuhalten.


Mit dem 1. Januar 2024 ist das deutsche Apothekenwesen in eine neue Ära eingetreten. Die verpflichtende Einführung des E-Rezepts sollte ursprünglich ein Symbol für Fortschritt, Entbürokratisierung und digitale Effizienz im Gesundheitswesen sein. Doch was auf dem Papier politisch sinnvoll erscheint, entfaltet in der Praxis erhebliche Reibungsverluste. Apotheken müssen heute nicht nur Medikamente abgeben, sondern parallel ein hochkomplexes digitales Netzwerk absichern – mit allen Risiken, die damit einhergehen.

Die technische Umsetzung des E-Rezepts erfordert eine durchgängige Anbindung an die Telematikinfrastruktur, ein sicheres Handling der elektronischen Gesundheitskarte sowie die tägliche Interaktion mit verschiedenen Softwareanbietern und Systemkomponenten. Fehlerquellen sind zahlreich: Authentifizierungsabbrüche, verzögerte Rezeptübermittlungen, widersprüchliche Abrechnungsdaten. Der betriebliche Mehraufwand ist erheblich, insbesondere in Stoßzeiten, in denen analoge und digitale Prozesse gleichzeitig bewältigt werden müssen.

Hinzu kommt ein wachsendes Problemfeld: die IT-Sicherheit. Während Angriffe auf Krankenhäuser medienwirksam thematisiert werden, bleibt die Bedrohungslage in Apotheken oft unter dem Radar. Dabei verfügen Apotheken über hochsensible Gesundheitsdaten, die ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle darstellen. Ransomware-Angriffe, gezielte Phishing-Kampagnen und Systemblockaden häufen sich – besonders in Betrieben, die mangels Ressourcen keine umfassenden Sicherheitsarchitekturen aufbauen konnten. Die Aufsichtsbehörden mahnen, doch standardisierte Schutzkonzepte fehlen bislang.

Neben dieser digitalen Belastungssituation sorgt auch eine juristische Entwicklung für Verunsicherung. Der Bundesgerichtshof hatte im Frühjahr 2024 die Chance, ein klares Signal für die Rx-Preisbindung zu setzen – und tat es nicht. Stattdessen wich er auf eine formale Bewertung aus, die zentrale Fragen offenlässt. Damit bleibt unklar, wie dauerhaft stationäre Apotheken gegen Versandhändler mit ausländischem Sitz geschützt sind. Die Preisbindung – einst ein Bollwerk gegen ruinösen Wettbewerb – wird zum juristischen Spielball. Für Inhaberinnen und Inhaber bedeutet das: eine weitere strategische Unwägbarkeit in einer ohnehin krisengeschüttelten Branche.

Gleichzeitig werden neue medizinische Erkenntnisse zur Belastungsprobe für die pharmazeutische Beratung. Eine breite internationale Auswertung von Studien hat bestätigt, dass die Anwendung von Opioiden in der Schwangerschaft strukturelle Veränderungen im kindlichen Gehirn auslösen kann – insbesondere im Bereich der kortikalen Reifung und Neurotransmitterregulation. Auch wenn sich die genaue Dosis-Wirkungs-Beziehung noch in der Erforschung befindet, ist der Handlungsdruck real: Apotheken müssen Frauen im gebärfähigen Alter aktiv auf Risiken hinweisen – was nicht nur medizinische, sondern auch kommunikative Sensibilität erfordert.

Zusammen genommen ergibt sich ein dramatisches Bild. Apotheken stehen vor einer Dreifachbelastung, die strukturell wirkt: Die technische Komplexität des E-Rezepts ist nicht durch ausreichende Schulungen oder staatliche Unterstützung flankiert. Die rechtliche Absicherung ihrer Marktposition wird schleichend aufgeweicht. Und die medizinische Beratung rückt immer näher an kritische bioethische Grenzfragen heran – ohne dass der Rahmen dafür institutionell gestärkt würde.

Auch in der Fläche zeigen sich bereits die Folgen: Kleinere Apotheken berichten von wachsenden Ausfallzeiten durch technische Störungen, viele Betriebe verschieben IT-Investitionen mangels finanzieller Rücklagen, die Beratung wird auf das Nötigste reduziert, um das Tagesgeschäft zu bewältigen. Nicht wenige Inhaberinnen und Inhaber denken darüber nach, die Kassenzulassung abzugeben oder ganz aus dem Betrieb auszusteigen.

Die Apothekenlandschaft verändert sich damit in ihrer Struktur. Es ist nicht nur eine Frage von Digitalisierung, sondern eine systemische Umwälzung, die an die Substanz geht. Ohne politische Kurskorrektur und eine aktive Rückendeckung für die Versorgung vor Ort droht ein weiterer Verlust an Versorgungssicherheit – digital beschleunigt, juristisch begünstigt und medizinisch verschärft.


Kommentar:

Wenn ein Gesundheitssystem einen seiner wichtigsten Versorgungspfeiler zugleich digital überfordert, juristisch verunsichert und medizinisch alleinlässt, ist das keine Reform – es ist ein schleichender Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung. Die aktuelle Entwicklung rund um das E-Rezept, das Preisbindungsrecht und neue medizinische Erkenntnisse zur Opioidgabe in der Schwangerschaft offenbart nicht nur operative Schwächen, sondern einen grundsätzlichen Strukturbruch im Verhältnis zwischen Politik und Apothekenbetrieb.

Die Einführung des E-Rezepts wurde ohne eine belastbare digitale Infrastruktur forciert. Während Krankenhäuser durch Milliardenprogramme unterstützt wurden, mussten Apotheken die technische Anbindung weitgehend selbst stemmen – mit spärlicher Förderung, unsicheren Updates und ständig wechselnden Anforderungen. Statt Sicherheit zu erzeugen, wurde Unsicherheit digitalisiert. Die Digitalisierung wurde nicht als partnerschaftlicher Prozess gestaltet, sondern als Durchsetzungspflicht.

Noch fataler ist jedoch das Signal aus Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof hätte nach Jahren juristischer Zickzacklinien die Chance gehabt, die Preisbindung bei rezeptpflichtigen Medikamenten als unverzichtbaren Bestandteil der flächendeckenden Versorgung zu bestätigen. Dass dies ausblieb, wirft grundlegende Fragen auf: Welche Zukunft hat das duale System aus Versand und Präsenzversorgung, wenn die rechtlichen Leitplanken wanken? Wie soll ein inhabergeführter Betrieb wirtschaftlich kalkulieren, wenn die Grundlage der Preisbildung instabil wird?

Diese Unsicherheit schlägt sich bereits in Geschäftsmodellen nieder. Apotheken, die ohnehin durch steigende Betriebskosten, Personalmangel und Lieferengpässe geschwächt sind, sehen sich nun auch noch mit strategischer Ohnmacht konfrontiert. Sie sollen digitalisieren, investieren, beraten und gleichzeitig auf einem Markt bestehen, dessen Regeln täglich fragiler werden.

Dazu kommt die medizinische Zuspitzung: Opioide in der Schwangerschaft waren lange ein Randthema – heute werden sie zur Beratungsfalle. Was medizinisch richtig ist, kann juristisch riskant und kommunikativ hochsensibel sein. Apothekerinnen und Apotheker, die im Vertrauen auf ihre Expertise warnen, bewegen sich in einem ethischen Niemandsland zwischen Informationspflicht und Zurückhaltung. Der Staat, der sie zu Lotsen macht, lässt sie gleichzeitig ohne Karte, Kompass und Haftungsrahmen zurück.

Was wir derzeit erleben, ist kein Transformationsprozess, sondern ein schrittweiser Funktionsverlust. Apotheken werden funktional überladen, strukturell unterversorgt und politisch instrumentalisiert. Wer weiterhin auf die Widerstandskraft der Betriebe setzt, ignoriert die Realität: Es geht nicht mehr um Anpassung, sondern um Substanzsicherung.

Was fehlt, ist ein politisches Bekenntnis zur Präsenzapotheke – nicht in Form von Lippenbekenntnissen, sondern in rechtlich verlässlichen, finanziell tragfähigen und organisatorisch unterstützenden Strukturen. Das E-Rezept darf kein Einfallstor für Systemversagen sein, sondern muss durch echte Resilienz flankiert werden. Die Rx-Preisbindung gehört nicht relativiert, sondern gestärkt. Und medizinische Erkenntnisse wie jene zur Opioidwirkung müssen eingebettet werden in eine flächendeckende, haftungssichere und zeitlich realistische Beratungskultur.

Ansonsten droht nicht weniger als ein schleichender Versorgungskollaps – nicht plötzlich, nicht laut, aber systematisch. Der Apothekenmarkt steht nicht vor der Zukunft, sondern vor der Frage, ob er unter den aktuellen Bedingungen überhaupt noch eine hat.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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