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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Apotheken stehen zunehmend zwischen digitalem Fortschritt und strukturellem Rückstand. Der Stromausfall in Portugal hat gezeigt, wie verletzlich moderne Versorgungseinrichtungen ohne funktionierende Sicherungssysteme sind. In Deutschland geraten Apotheken in eine ähnliche Gefahrenlage: Software wie CGM Stella soll Prozesse optimieren, schafft aber neue Abhängigkeiten. Gleichzeitig nutzt Redcare die Infrastruktur des E-Rezepts für wirtschaftliche Zwecke, während vor Ort Lieferengpässe, Nachwuchslücken und Rechtsunsicherheiten dominieren. Die PTA-Reform trifft ganze Jahrgänge unvorbereitet, das GKV-Vorschaltgesetz droht wirtschaftlichen Spielraum zu nehmen. Und gesetzliche Rettungsmechanismen wie das StaRUG werden nicht genutzt. Was bleibt, ist ein Versorgungsnetz am Limit – ohne Redundanz, ohne Absicherung, ohne strategischen Kompass.
Der landesweite Stromausfall in Portugal hat eine Realität offengelegt, die auch deutschen Apotheken unmittelbar droht: das völlige Erliegen des Betriebs bei Ausfall digitaler Infrastrukturen. Innerhalb weniger Minuten standen dort Rezeptabfragen, Kassensysteme, Kühleinrichtungen und Kommunikationskanäle still. Kein Internet, kein Mobilfunk, keine Möglichkeit zur Interaktion mit Ärzten oder Großhändlern. Apotheken waren faktisch handlungsunfähig. Dieses Szenario ist keine theoretische Ausnahme, sondern ein realer Stresstest für ein System, das in Deutschland ähnlich verletzlich ist. Apotheken, die auf E-Rezepte, automatisierte Logistik, Cloudlösungen und papierlose Dokumentation angewiesen sind, wären im Fall eines Stromausfalls in derselben Lage.
Parallel schreitet die Digitalisierung in deutschen Apotheken rasant voran – jedoch ohne flächendeckende Sicherheitsstrukturen. Mit CGM Stella startet in Kürze die Pilotphase einer Cloud-basierten KI-Software, die Beratung, Logistik und Bestellwesen digitalisieren und optimieren soll. 200 Mitarbeitende arbeiteten über drei Jahre an der Entwicklung. Doch der Fortschritt birgt Risiken: Bei Netzausfällen oder Cyberangriffen sind Apotheken mit zentraler Systemarchitektur nicht mehr handlungsfähig. Der Apothekenbetrieb hängt zunehmend von stabiler Konnektivität ab – eine Schwachstelle, die bislang politisch und regulatorisch nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Zeitgleich verändert sich die Wettbewerbsdynamik. Der niederländische Versandriese Redcare nutzt das E-Rezept systematisch zur Kundenbindung: Mit der sogenannten CardLink-Funktion lassen sich Gesundheitskarten von Angehörigen in der App speichern, E-Rezepte einlösen und Prämien kassieren. Redcare belohnt jede Nutzung mit zehn Euro – eine aggressive Maßnahme, die klassische Apotheken weder kontern noch wirtschaftlich auffangen können. Im ersten Quartal 2025 wuchs die Kundenbasis auf elf Millionen Nutzerinnen und Nutzer, während sich der Quartalsverlust auf 11,8 Millionen Euro erhöhte. Wachstum wird auf Kosten nachhaltiger Strukturen betrieben, während stationäre Apotheken unter Bürokratie, fehlender Rechtssicherheit und Versorgungslücken leiden.
Diese Lücken werden auch an anderer Stelle sichtbar. Methylphenidat, ein zentrales Medikament zur Behandlung von ADHS, ist seit über einem Jahr in Deutschland kaum verfügbar. Aktuelle Engpässe betreffen Retardtabletten mit 36 und 54 Milligramm, bei Hexal fällt die Produktion voraussichtlich bis Ende Juli aus. Die Ursache: eine massiv gestiegene Nachfrage, die nicht mehr mit bestehenden Produktionskapazitäten gedeckt werden kann. Apotheken müssen täglich improvisieren, Erklärungen liefern, Alternativen organisieren – ohne verlässliche Lieferketten und ohne Entlastung durch Politik oder Krankenkassen.
Gleichzeitig sorgt die PTA-Reform für zusätzliche Verunsicherung. Sie trat am 1. Januar 2023 in Kraft und bringt neue Prüfungsinhalte, Bewertungskriterien und Wiederholungsmöglichkeiten. Doch wer seine Ausbildung im August 2022 begonnen hat, fällt in eine rechtliche Grauzone: geschult nach neuem Curriculum, geprüft nach alter Ordnung. Diese Übergangslücke schafft Frust bei Auszubildenden, Überforderung bei Ausbildern und Unsicherheit in den Betrieben. Eine verbindliche Klärung fehlt bis heute. So wie bei vielen anderen Reformansätzen bleiben Grundsatzfragen ungelöst – die Umsetzung belastet die Praxis.
Dabei gibt es gesetzliche Instrumente, um den Strukturverfall zu bremsen. Das Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) bietet Apotheken die Möglichkeit, schon vor Eintritt der Insolvenz Sanierungsmaßnahmen einzuleiten – diskret, rechtlich abgesichert, verhandlungsfähig mit Gläubigern. Doch dieses Werkzeug wird kaum genutzt: Aus Angst vor Stigmatisierung, aus Unkenntnis, aus Unsicherheit. So rutschen viele Apotheken in die Zahlungsunfähigkeit, obwohl Umsteuerung rechtzeitig möglich wäre. Besonders kritisch wird dies, wenn gleichzeitig politische Weichen falsch gestellt werden.
Der GKV-Spitzenverband fordert aktuell ein Vorschaltgesetz zur Ausgabenkontrolle. Hintergrund ist die finanzielle Schieflage der gesetzlichen Krankenkassen. Geplant ist ein Ausgabenmoratorium, das Preissteigerungen und Honoraranhebungen unterbindet, solange keine strukturelle Deckung besteht. Für Apotheken wäre das ein schwerer Schlag: Investitionen in Personal, Technik und Sicherheit lassen sich ohne planbare Einnahmen nicht stemmen. Während Redcare Boni verteilt und Cloudanbieter Pilotphasen feiern, fehlt es den Apotheken an betrieblicher Stabilität, digitaler Resilienz und politischer Unterstützung. Was bleibt, ist ein wachsames Abwarten auf den nächsten Ausfall – und die stille Gewissheit, dass es kein Ausnahmefall mehr ist.
Die strukturelle Belastung der Apotheken spitzt sich dramatisch zu. Die flächendeckende Stromkrise in Portugal war kein lokales Phänomen, sondern ein Symptom für ein viel größeres Problem: die systemische Anfälligkeit digitalisierter Grundversorgungsbereiche ohne ausreichende Sicherheitsarchitektur. In Apotheken, die in Deutschland zunehmend auf cloudbasierte Infrastrukturen, elektronische Rezeptverarbeitung und automatisierte Warenwirtschaft setzen, wird der Strom zum neuralgischen Punkt. Die politisch gewollte Digitalisierung wird hier zur Einbahnstraße, solange keine Backup-Systeme, keine gesetzlichen Notfallpläne und keine technische Redundanz geschaffen werden. Die Realität in vielen Apotheken zeigt: Bei Ausfall des Netzes steht nicht nur die Versorgung, sondern der gesamte Betrieb still – ohne rechtliche, technische oder finanzielle Abfederung.
Hinzu kommt der wachsende Druck durch aggressive Marktakteure wie Redcare. Was regulatorisch möglich ist, wird ökonomisch ausgenutzt – auch wenn das auf Kosten flächendeckender Strukturen geschieht. Die Verknüpfung des E-Rezepts mit Bonusprogrammen, wie sie über die CardLink-Funktion realisiert wird, zeigt: Technische Innovation kann zur Waffe im Wettbewerb werden, wenn keine klaren Regeln für Transparenz, Beratungspflicht und Gleichbehandlung existieren. Während die Politik von Digitalisierung spricht, nutzen Plattformanbieter die rechtlichen Grauzonen – und die Versorgung wird zunehmend von wirtschaftlicher Logik statt von Patientenbedürfnissen gesteuert.
Die PTA-Reform ist ein weiterer Beleg für unvollständige Gesetzgebung. Wer ein Ausbildungssystem umstellt, ohne Übergangsregelungen abzusichern, produziert strukturelle Ungleichheit. Der Jahrgang 2022, der zwischen alter Prüfungsordnung und neuem Curriculum steht, ist zum Symbol einer Reform geworden, die im Ansatz notwendig, in der Umsetzung aber unzulänglich ist. Wenn junge Menschen in Unsicherheit ausgebildet werden, gefährdet das nicht nur Karrieren, sondern auch die Nachwuchssicherung in einem ohnehin angespannten Berufsfeld.
Gleichzeitig versagen die bestehenden Versorgungssysteme an der Basis. Die Lieferengpässe bei Methylphenidat sind nicht neu, aber sie werden chronisch – mit allen Folgen für Patientinnen und Patienten. Dass die Politik auf diesen Notstand nicht mit strukturellen Maßnahmen reagiert, sondern den Fokus auf Deckelung von GKV-Ausgaben legt, verschärft die Lage. Die Forderung nach einem Vorschaltgesetz zur Ausgabenkontrolle zeigt, dass die Perspektive der Krankenkassen derzeit Vorrang vor der Sicherung der Versorgung hat. Für Apotheken bedeutet das: weniger Spielräume, mehr Risiko, kaum Perspektive.
In dieser Konstellation wird die Forderung nach einer präventiven Restrukturierungsmöglichkeit zur Überlebensfrage. Das StaRUG bietet eine solche Option – doch es wird kaum genutzt, weil es politisch nicht aktiv unterstützt, fachlich nicht breit kommuniziert und kulturell noch stigmatisiert ist. Apotheken, die rechtzeitig sanieren wollen, finden keine Partner – weder auf Bankenseite noch im politischen Raum. Dabei wäre genau das nötig: ein strategisches Frühwarnsystem, flankiert von Förderprogrammen, rechtlichen Sicherheiten und politischem Rückhalt. Ohne diesen Wandel bleibt nur das Prinzip Hoffnung. Und das reicht nicht aus, um eine flächendeckende Gesundheitsversorgung in Krisenzeiten zu gewährleisten.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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