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  • 20.04.2025 – Apotheken-News: Coaching in Apotheken ist oft ein unterschätztes Risiko
    20.04.2025 – Apotheken-News: Coaching in Apotheken ist oft ein unterschätztes Risiko
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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Coaching in Apotheken ist oft ein unterschätztes Risiko

 

Zwischen wachsender Verantwortung, fehlenden Standards und der Gefahr falscher Entscheidungen

Apotheken stehen unter wachsendem Druck: Personalmangel, steigende Anforderungen und ein zunehmend raues wirtschaftliches Umfeld fordern Leitung und Team gleichermaßen. Coaching wird in diesem Kontext häufig als hilfreiches Instrument gesehen – zur Konfliktlösung, zur Teamentwicklung oder zur Unterstützung der Führung. Doch der Coaching-Markt ist unreguliert, die Grenzen zwischen professioneller Begleitung und unqualifizierter Einflussnahme oft unsichtbar. Ohne klare Standards und sorgfältige Auswahl drohen Fehlentscheidungen, Vertrauensverlust und zusätzliche Belastung. Coaching kann wirksam sein – aber nur dann, wenn es verantwortungsvoll eingebettet, kritisch reflektiert und nicht als Ersatz für strukturelle Lösungen missverstanden wird.


In deutschen Apotheken wächst das Interesse an externem Coaching. Angesichts steigender Arbeitsdichte, wachsender Personalengpässe und zunehmender Anforderungen an betriebswirtschaftliche Führung sehen viele Inhaber Coaching als Hilfsmittel, um mit diesen Herausforderungen besser umzugehen. Die Themen reichen von Mitarbeiterkommunikation über Stressmanagement bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung. Coaching wird dabei häufig als moderne Ergänzung zur klassischen Führungsarbeit verstanden – doch die Wirklichkeit ist komplexer.

Die zentrale Schwierigkeit beginnt bereits bei der Definition. „Coaching“ ist kein geschützter Begriff, es existieren keine staatlich regulierten Standards, kein Berufsbild mit verbindlicher Ausbildung oder Zulassung. Die Folge: Der Markt ist unübersichtlich. Jeder kann sich Coach nennen, unabhängig von Qualifikation oder Erfahrung. Für Apothekenbetreiber, die nach professioneller Unterstützung suchen, ist das ein ernstzunehmendes Problem. Denn ohne klare Kriterien fällt es schwer, zwischen seriösen Angeboten und unqualifizierter Beratung zu unterscheiden.

Hinzu kommt, dass Coaching zunehmend in Bereiche vordringt, die bisher klar therapeutisch geprägt waren. Wenn Coaches beispielsweise in Apotheken mit dem Versprechen auftreten, Burnout zu verhindern, emotionale Blockaden zu lösen oder Führungspersönlichkeiten „neu zu programmieren“, werden Erwartungen geweckt, die mit der Realität nicht immer in Einklang stehen. In der Praxis kann dies zu Missverständnissen führen – oder sogar zu Übergriffen, wenn Mitarbeitende sich unter Druck gesetzt fühlen, persönliche Themen in einem nicht geschützten Rahmen zu offenbaren.

Für die Apothekenleitung entsteht daraus eine doppelte Verantwortung. Einerseits besteht ein legitimes Interesse daran, das Team zu stärken und interne Spannungen konstruktiv zu bearbeiten. Andererseits müssen rechtliche, ethische und fachliche Grenzen gewahrt bleiben. Die Abgrenzung zur Therapie, die Freiwilligkeit der Teilnahme, der Schutz sensibler Informationen – all das muss klar geregelt sein. Andernfalls riskiert man Vertrauensverlust, Verunsicherung oder im schlimmsten Fall langfristige Belastung im Team.

Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist Coaching kein Allheilmittel. Wenn externe Beratung als Ersatz für strukturelle Veränderung missverstanden wird – etwa für eine dringend notwendige Personalaufstockung, eine Reform der Arbeitsorganisation oder eine strategische Neuausrichtung – verlagert sich das Problem vom System auf das Individuum. Das kann kurzfristig Entlastung suggerieren, langfristig aber die Ursachen überdecken. Besonders kritisch wird es, wenn Coaching dazu genutzt wird, um individuelles Verhalten „anzupassen“, statt die Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Dennoch lässt sich der Nutzen von Coaching nicht pauschal infrage stellen. Im Gegenteil: Professionell durchgeführt und sinnvoll eingebettet, kann Coaching Apothekenteams helfen, Konflikte zu klären, Kommunikation zu verbessern oder Veränderungsprozesse zu begleiten. Entscheidend ist jedoch, dass die Maßnahme gut vorbereitet, transparent kommuniziert und sorgfältig evaluiert wird. Eine klare Zieldefinition, nachvollziehbare Methoden, eine realistische Zeitplanung und die Einbindung aller Beteiligten sind dabei ebenso wichtig wie die fachliche Qualifikation des Coachs.

Woran aber lässt sich ein seriöser Anbieter erkennen? Neben einem anerkannten Ausbildungsweg, etwa in systemischer Beratung, Organisationsentwicklung oder Psychologie, geben auch Mitgliedschaften in Berufsverbänden wie dem DBVC oder der ICF Orientierung. Wichtig ist zudem die Offenlegung der eigenen Methoden, eine klare Abgrenzung zur Psychotherapie sowie ein professioneller Umgang mit Grenzen, Kritik und Gruppenprozessen. Wer Coaching anbietet, sollte nicht versprechen, zu „heilen“, sondern begleiten – auf Augenhöhe, mit Respekt und fachlicher Distanz.

Die Verantwortung für diese Differenzierung liegt bei den Apothekenleitungen. Sie müssen nicht nur den passenden Anbieter auswählen, sondern auch die Bedingungen dafür schaffen, dass Coaching im Team als Chance verstanden wird – und nicht als Kontrollinstrument. Dazu gehört eine offene Fehlerkultur, die Bereitschaft zur Selbstreflexion und das Vertrauen darauf, dass Entwicklung nicht von außen verordnet, sondern nur gemeinsam gestaltet werden kann.

 
Kommentar:

Coaching ist kein Wundermittel – und dennoch wird es häufig so behandelt. In der Apotheke, einem Arbeitsumfeld mit hohem Verantwortungsdruck, interdisziplinärer Zusammenarbeit und stetiger Überforderung, scheint der Griff zum Coach naheliegend. Doch wer glaubt, damit automatisch Probleme lösen oder das Betriebsklima verbessern zu können, macht es sich zu einfach. Coaching ist ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug hängt seine Wirksamkeit von der richtigen Anwendung ab.

Die Vorstellung, man könne mit wenigen Gesprächen Führungskultur verändern oder psychische Belastungen auffangen, übersieht den Kern der Problematik. Viele Herausforderungen in Apotheken sind systemisch bedingt: zu wenig Personal, unklare Rollenverteilungen, überbordende Bürokratie. Coaching kann hier unterstützend wirken – etwa indem es den Blick für Zusammenhänge schärft oder Kommunikationsprozesse verbessert. Aber es kann keine strukturellen Defizite ausgleichen. Wer diese Erwartung an ein Coaching stellt, verschiebt die Verantwortung – vom System auf das Individuum.

Besonders kritisch wird es, wenn Coaching autoritär verordnet oder manipulativ eingesetzt wird. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, im Rahmen einer Maßnahme „verändert“ werden zu sollen, ohne dass sie darin mitentscheiden dürfen, entsteht kein Fortschritt, sondern Widerstand. Coaching darf kein Machtinstrument sein. Es ist dann am wirksamsten, wenn es freiwillig, transparent und auf Augenhöhe stattfindet.

Für Apothekeninhaberinnen und -inhaber bedeutet das: Sie müssen Coaching nicht nur beauftragen, sondern auch mittragen. Sie müssen bereit sein, nicht nur ihr Team, sondern auch ihre eigene Rolle zu reflektieren. Coaching wirkt nicht durch Anwesenheit eines Externen, sondern durch die Bereitschaft zur ehrlichen Auseinandersetzung. Das verlangt Mut, Zeit und oft auch Selbstkritik.

Was fehlt, ist ein gesamtgesellschaftlicher Rahmen, der Coaching als unterstützende Maßnahme versteht – nicht als Ersatz für Führung, Fürsorge oder politische Reform. Solange der Markt unreguliert bleibt, liegt die Verantwortung bei den Auftraggebern. Sie müssen Qualität erkennen, Risiken einschätzen und klar benennen, wofür Coaching stehen soll – und wofür nicht. Denn zwischen sinnvoller Begleitung und sinnfreier Inszenierung liegt oft nur eine Entscheidung.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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