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  • 20.04.2025 – Apotheken-News: Zwischen Machtwechsel und Systemstau stehen Apotheken vor einer ungewissen Zukunft
    20.04.2025 – Apotheken-News: Zwischen Machtwechsel und Systemstau stehen Apotheken vor einer ungewissen Zukunft
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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Zwischen Machtwechsel und Systemstau stehen Apotheken vor einer ungewissen Zukunft

 

Offene Ministerfrage, ungelöste Zuständigkeit beim Honorar, Retax-Bürokratie und digitale Unsicherheiten belasten die Apotheken – dringend nötige Strukturreformen lassen weiter auf sich warten

Apotheken stehen derzeit im Brennpunkt gesundheitspolitischer und struktureller Ungewissheiten. Mit dem anstehenden Regierungswechsel rückt nicht nur die Frage nach dem neuen Gesundheitsminister in den Fokus – auch die künftige Zuständigkeit für das Apothekenhonorar bleibt ungeklärt. Gleichzeitig sorgen ausufernde Retax-Praktiken, die schleppende Digitalisierung mit fragiler elektronischer Patientenakte und die seit Jahren ausstehende Reform der Approbationsordnung für wachsenden Frust in der Branche. Der politische Stillstand gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Stabilität vieler Apotheken, sondern auch die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung. Klar ist: Ohne tiefgreifende Reformen bleibt die Apotheke vor Ort ein Spielball zwischen Ministerien, Bürokratie und digitalem Risiko.


Während sich das politische Berlin auf die Wahl des neuen Bundeskanzlers vorbereitet, herrscht in der Apothekenlandschaft vor allem eines: gespannte Erwartung. Die Frage, wer künftig das Bundesgesundheitsministerium leiten wird, ist für Apothekerinnen und Apotheker nicht nur von symbolischer Bedeutung, sondern hat direkten Einfluss auf ihre wirtschaftliche und berufliche Zukunft. Parallel dazu bleibt unklar, ob die Zuständigkeit für das Apothekenhonorar künftig weiter beim Wirtschaftsministerium verbleibt oder ins Gesundheitsministerium überführt wird – ein Schritt, der unter der bisherigen Bundesregierung mehrfach angekündigt, aber nie vollzogen wurde.

Im Zentrum der Spekulationen steht die CDU, die nach aktuellem Stand das Gesundheitsministerium übernehmen dürfte. Der Name Tino Sorge, bisher gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, kursierte frühzeitig als potenzieller Kandidat. In den letzten Tagen meldete sich auch der Virologe Hendrik Streeck mit Ambitionen. Seine Rolle im Corona-Expertenrat der Bundesregierung ist vielen noch in Erinnerung, seine Positionen gelten als wissenschaftlich geprägt, aber politisch weniger fest umrissen.

Noch offener ist die Lage im Wirtschaftsministerium. Überraschend ist, dass Carsten Linnemann, engster Vertrauter von CDU-Chef Friedrich Merz, auf das ihm zugedachte Ministeramt offenbar verzichtet. Infolge dessen wird über eine Rückkehr des früheren Gesundheitsministers Jens Spahn auf die politische Bühne spekuliert – diesmal als Wirtschaftsminister. Spahns Verhältnis zur Apothekerschaft war in seiner ersten Amtszeit als kühl bis technokratisch beschrieben worden. Seine damalige Reformpolitik zielte auf Digitalisierung und Effizienzsteigerung ab, ließ jedoch strukturelle Unterstützung für Vor-Ort-Apotheken weitgehend vermissen. Sollte Spahn erneut eine Schlüsselrolle übernehmen, wäre eine substanzielle Honorarerhöhung für Apotheken aus heutiger Sicht kaum wahrscheinlich.

Parallel dazu wird mit Andreas Jung ein weiterer Kandidat für das Wirtschaftsministerium genannt. Als bisheriger Energie- und Umweltpolitiker verfügt er zwar über fachliche Erfahrung, doch seine Haltung zur Apothekenvergütung und deren Rolle im Gesundheitswesen ist nicht bekannt. Dies verstärkt die Unsicherheit in der Branche, die angesichts steigender Betriebskosten, Lieferengpässen und Personalmangel ohnehin unter Druck steht.

Ein weiteres Problemfeld bleibt die Praxis der sogenannten Retaxationen durch Krankenkassen. Apotheker berichten regelmäßig von Einzelfällen, in denen minimale formale Fehler zu überproportionalen Rechnungskürzungen führen – selbst wenn die Korrektur für die Kasse mit höheren Kosten verbunden ist. Ein aktueller Fall aus Westfalen-Lippe verdeutlicht die Absurdität: Eine Retaxation über 3,21 Euro wurde per Einschreiben mit Portokosten von 4,75 Euro übermittelt. Der betroffene Apotheker spricht von einem „wirtschaftlichen Unding“, und der Apothekerverband fordert ein Ende der völligen Rechnungskürzungen bei Bagatell- oder Formfehlern. Die Bürokratie treibt hier nach Ansicht vieler Akteure absurde Blüten, ohne dem Solidarsystem zu nützen.

Nicht minder komplex ist die Lage rund um die elektronische Patientenakte (ePA). Trotz jahrelanger Planung und politischer Bekenntnisse kommt das Projekt nur schleppend voran. Die flächendeckende Einführung wurde nun für den 29. April angekündigt – allerdings zunächst auf freiwilliger Basis. Erst ab Oktober 2025 wird die Befüllung für Arztpraxen verpflichtend, Sanktionen drohen ab Januar 2026. Die Apothekerschaft sieht Potenzial in der ePA, etwa im Bereich des Medikationsabgleichs. Doch massive Zweifel bestehen weiter hinsichtlich der Datensicherheit. Sicherheitsexperten verweisen auf bestehende Schwachstellen in der Systemarchitektur, die auch nach offiziellen Nachbesserungen weiterhin ausnutzbar seien. Obwohl das Bundesgesundheitsministerium diese Bedenken als ausgeräumt betrachtet, bleiben Zweifel an der Praktikabilität und Akzeptanz bei Patienten und Leistungserbringern.

Auch bei der dringend erforderlichen Reform der Approbationsordnung für das Pharmaziestudium herrscht Stillstand. Studierendenverbände begrüßen zwar die Erweiterung pharmazeutischer Dienstleistungen, mahnen jedoch eine strukturelle Erneuerung des Studiums an. Fächer wie Klinische Pharmazie, Pharmakologie sowie interprofessionelle Ausbildung müssten gestärkt und besser verankert werden. Ein konkreter Fahrplan fehlt bislang. Auch von Seiten der Standesvertretung kommt zu wenig Druck. Die Modernisierung der Ausbildung bleibt damit ein weiteres Versäumnis in der aktuellen gesundheitspolitischen Debatte.


Kommentar:

Die Apotheken in Deutschland stehen vor einem entscheidenden Wendepunkt – und zugleich vor einer Reihe ungelöster systemischer Probleme. Der bevorstehende Regierungswechsel bringt Hoffnung, aber auch tiefe Unsicherheit. Wer künftig über Apothekenhonorare, digitale Infrastruktur und ordnungspolitische Rahmenbedingungen entscheidet, ist mehr als nur eine Personalfrage – es ist eine Richtungsentscheidung für die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung.

Es ist ein alarmierendes Signal, dass die zentralen Fragen für die Apothekenbranche im politischen Tauziehen um Ministerämter untergehen. Das Festhalten am alten Kompetenzwirrwarr zwischen Gesundheits- und Wirtschaftsministerium ist ein Paradebeispiel für strukturelle Vernachlässigung. Solange das Apothekenhonorar weiterhin im Wirtschaftsministerium verankert bleibt, wird die Versorgungssicherheit als betriebswirtschaftliches Randthema behandelt – nicht als integraler Bestandteil der Daseinsvorsorge.

Gleichzeitig offenbart die Praxis der Retaxationen eine tiefgreifende Dysfunktion im Verhältnis zwischen Krankenkassen und Apotheken. Dass formale Fehler bei gleichzeitig korrekter Arzneimittelabgabe zu vollständigen Rechnungskürzungen führen können, ist Ausdruck einer Misstrauenshaltung, die das System zermürbt. Wenn die Krankenkassen selbst bei Bagatellen höhere Verwaltungskosten in Kauf nehmen als die Kürzungsbeträge einbringen, steht das Verhältnis von Aufwand und Nutzen längst nicht mehr im Gleichgewicht. Eine solche Praxis ist weder solidarisch noch ökonomisch vertretbar.

Hinzu kommen digitale Großprojekte wie die elektronische Patientenakte, die in ihrer aktuellen Form mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern. Die Politik sieht darin einen Game-Changer, doch in der Realität fehlt es an Vertrauen, Funktionalität und Sicherheit. Das Versprechen einer transparenten, vernetzten Gesundheitsversorgung droht an praxisfernen Konzepten und unzureichender Kommunikation zu scheitern.

Dass selbst bei der dringend notwendigen Reform der Approbationsordnung nur zaghafte Fortschritte zu beobachten sind, rundet das Bild ab. Die Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses wird durch veraltete Curricula ausgebremst, während der Bedarf an klinisch und digital kompetenten Fachkräften stetig wächst.

Die Apothekerschaft befindet sich somit in einem Spannungsfeld aus politischen Versäumnissen, bürokratischer Überregulierung und digitalen Unsicherheiten. Was fehlt, ist ein klarer politischer Wille zur strukturellen Stärkung des Berufsstandes – angefangen bei einer verlässlichen Vergütung über realistische Digitalisierungsschritte bis hin zu einer modernen Ausbildung. Ohne diese Weichenstellungen bleibt das Apothekenwesen anfällig, fragmentiert und zunehmend abhängig von politischen Zufällen. Ein Neustart ist überfällig – doch ob er kommt, ist derzeit offen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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