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  • 18.04.2025 – Apotheken-News: ePA Digitalisierung auf dem Rücken der Apotheken
    18.04.2025 – Apotheken-News: ePA Digitalisierung auf dem Rücken der Apotheken
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die elektronische Patientenakte soll die medizinische Versorgung modernisieren und den Datenzugriff vereinfachen – doch statt eines digi...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: ePA Digitalisierung auf dem Rücken der Apotheken

 

Technisch unvollständig und politisch forciert – die neue Patientenakte startet im Krisenmodus

Die elektronische Patientenakte soll die medizinische Versorgung modernisieren und den Datenzugriff vereinfachen – doch statt eines digitalen Fortschritts zeigt sich vielerorts ein System voller Lücken, Unsicherheiten und Missverständnisse. Technische Probleme, fehlende Standards und unklare Zuständigkeiten werfen grundlegende Fragen auf: Wer profitiert wirklich von der ePA? Wo bleiben Datenschutz und Transparenz? Und warum erinnert der Einstieg in die digitale Gesundheitszukunft eher an ein vorschnelles Experiment als an einen durchdachten Wandel?


Am 29. April beginnt in Deutschland ein tiefgreifender Umbau der digitalen Gesundheitsversorgung: Die elektronische Patientenakte (ePA) wird bundesweit eingeführt – für alle gesetzlich Versicherten automatisch und verpflichtend, es sei denn, sie widersprechen aktiv. Mit diesem sogenannten Opt-out-Verfahren will die Bundesregierung die bislang enttäuschende Verbreitung der ePA überwinden. Doch was als Meilenstein verkauft wird, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als riskanter Schnellschuss mit offenen Baustellen.

Die Grundidee der ePA ist medizinisch sinnvoll: Sämtliche relevanten Gesundheitsdaten sollen in einer zentralen, digital abrufbaren Akte zusammengeführt werden – darunter Diagnosen, Medikationspläne, Impfungen, Arztbriefe und künftig auch Notfalldaten. So könnten doppelte Untersuchungen vermieden, Wechselwirkungen früh erkannt und Behandlungsverläufe effizienter koordiniert werden. Auch Patienten sollen von mehr Transparenz profitieren. Doch der praktische Zustand des Projekts lässt erhebliche Zweifel zu, ob diese Potenziale in absehbarer Zeit tatsächlich nutzbar sind.

Viele Arztpraxen und Kliniken sind technisch noch gar nicht in der Lage, relevante Informationen automatisiert und strukturiert in die Akte zu überführen. Die digitale Infrastruktur der Telematikinfrastruktur (TI), die als Rückgrat des Projekts dient, gilt in Fachkreisen als fehleranfällig, wartungsintensiv und personell unterbesetzt. In zahlreichen Fällen fehlt es an kompatibler Software oder ausgebildetem Personal, um die ePA sinnvoll zu befüllen. Der Datenfluss zwischen verschiedenen Systemen verläuft zäh, viele Funktionen – etwa die gezielte Zugriffssteuerung – sollen erst in künftigen Ausbaustufen hinzukommen.

Auch die Nutzerfreundlichkeit auf Patientenseite steht in der Kritik. Zwar stellen die Krankenkassen eigene Apps bereit, über die Versicherte Zugriff auf ihre Akte erhalten und Inhalte freigeben können. Doch die Qualität dieser Anwendungen variiert deutlich – sowohl technisch als auch in der Bedienbarkeit. Gerade ältere oder digital weniger affine Menschen stoßen dabei auf Hürden, die den angestrebten Nutzen konterkarieren.

Besonders sensibel ist der Umgang mit dem Thema Datenschutz. Die automatische Einrichtung einer Akte ohne vorherige Einwilligung ist ein tiefgreifender Eingriff in die Selbstbestimmung der Versicherten. Zwar kann man der Einrichtung widersprechen – doch vielen Bürgerinnen und Bürgern ist das Verfahren nicht einmal bekannt. Datenschützer kritisieren, dass die gesetzlichen Vorgaben bislang nicht ausreichen, um eine differenzierte Steuerung der Zugriffsrechte sicherzustellen. So ist aktuell nicht vollständig gewährleistet, dass Patienten granular festlegen können, wer welche Daten wann sehen darf.

Zudem bleibt unklar, welche konkreten Vorteile die ePA zum Start überhaupt bietet. Viele Praxen sind zurückhaltend, manche verweisen auf fehlende technische Voraussetzungen. In Apotheken, die bereits Erfahrungen mit der schleppenden Einführung des E-Rezepts gemacht haben, überwiegt Skepsis. Auch die Fachverbände mahnen zur Vorsicht. Der Hartmannbund sprach zuletzt von einem „System, das mehr Fragen als Antworten aufwirft“. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisiert, dass der politische Zeitplan Vorrang vor der funktionalen Reife genieße.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach verteidigt das Projekt dennoch vehement. Die ePA sei „überfällig“ und ein zentraler Baustein für eine moderne, datenbasierte Medizin. Sie solle auch die Grundlage für ein zukünftiges Gesundheitsdatenzentrum schaffen, das pseudonymisierte Daten für die medizinische Forschung bereitstellt. Doch auch dieses Vorhaben sorgt für Skepsis: Kritiker warnen vor einem Missbrauch sensibler Daten und fordern klare gesetzliche Schutzmechanismen.

Fest steht: Der Start der ePA erfolgt in einem Zustand, der eher an einen erweiterten Feldversuch erinnert als an ein ausgereiftes Versorgungstool. Ob das Vertrauen der Bevölkerung in die neue Akte wachsen kann, hängt entscheidend davon ab, ob die Regierung aus den Fehlern früherer Digitalisierungsprojekte gelernt hat – oder diese lediglich auf ein neues Feld überträgt.

 
Kommentar:

Die Einführung der elektronischen Patientenakte ist ein Paradebeispiel für die typische deutsche Digitalpolitik: gut gemeint, schlecht gemacht, mit viel Symbolkraft, aber wenig Substanz. Der Schritt hin zur ePA hätte ein Wendepunkt sein können – hin zu mehr Effizienz, mehr Transparenz und besserer Versorgung. Stattdessen dominiert der Eindruck einer unausgereiften Maßnahme, die mehr durch politischen Druck als durch technologische Reife vorangetrieben wurde.

Dass ein Projekt dieser Tragweite im Opt-out-Verfahren eingeführt wird, ist mehr als fragwürdig. Wer eine Akte mit hochsensiblen Gesundheitsdaten befüllt, sollte dies bewusst und informiert tun – nicht stillschweigend und automatisch. Gerade angesichts zahlreicher Datenschutzskandale in anderen Bereichen wäre mehr Sensibilität angebracht gewesen. Der Staat, der sonst auf Einwilligungspflicht pocht, drückt bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens plötzlich aufs Gaspedal – und verliert dabei das Vertrauen vieler Menschen.

Auch technisch zeigt sich ein altbekanntes Muster: Die Infrastruktur ist weder robust noch flächendeckend einsatzbereit. Die ePA ist aktuell weniger eine „Akte“, sondern ein loses Konstrukt aus PDF-Dokumenten, deren Mehrwert stark vom Einzelfall abhängt. Ohne verbindliche Standards, ohne flüssige Integration in die Praxissoftware, ohne zuverlässigen Support ist die ePA kaum mehr als ein digitales Placebo. Sie soll modern wirken, bleibt aber in ihrer Wirkung begrenzt.

Noch gravierender ist der kommunikative Fehler. Viele Versicherte wissen gar nicht, dass sie künftig automatisch eine Akte erhalten – und wie sie diese beeinflussen oder sogar ablehnen können. Die Informationskampagnen der Kassen sind lückenhaft, viele Menschen fühlen sich überrumpelt. Ein Projekt, das mit Transparenz wirbt, scheitert damit schon an seiner eigenen Vermittlung.

Der Gesundheitsminister setzt auf Tempo und verweist auf die großen Chancen, die eine umfassend genutzte ePA für Versorgung und Forschung bieten könne. Das ist prinzipiell richtig. Aber Tempo ersetzt keine Qualität. Wenn grundlegende Funktionen erst später nachgerüstet werden, entsteht kein Vertrauen – sondern Frust. Die Versicherten werden nicht zu Nutzern, sondern zu Testpersonen eines politisch motivierten Rollouts.

Es braucht jetzt eine Kurskorrektur. Die ePA kann und sollte ein Teil einer modernen Versorgung sein. Aber dafür muss sie technisch stabil, funktional überzeugend und kommunikativ transparent sein. Es reicht nicht, digitale Lösungen auf den Markt zu werfen – sie müssen auch verstanden, akzeptiert und zuverlässig genutzt werden können. Andernfalls bleibt von der Vision der digitalen Patientenakte am Ende nur ein weiteres Kapitel gescheiterter Gesundheits-IT.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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