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  • 17.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apothekenrückgang, E-Rezept-Druck und neue Therapieansätze
    17.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apothekenrückgang, E-Rezept-Druck und neue Therapieansätze
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Deutschlands Apotheken stehen vor einem tiefgreifenden Wandel: Schließungen, wirtschaftlicher Druck und Personalmangel spitzen die Lage z...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Apothekenrückgang, E-Rezept-Druck und neue Therapieansätze

 

Schließungen, Online-Konkurrenz, innovative Forschung und strukturelle Veränderungen prägen Versorgung, Pharmazie und Gesundheitssystem gleichermaßen

Deutschlands Apotheken stehen vor einem tiefgreifenden Wandel: Schließungen, wirtschaftlicher Druck und Personalmangel spitzen die Lage zu. Das verpflichtende E-Rezept verschärft die Situation weiter – besonders, da Versandapotheken wie DocMorris mit 25-Euro-Gutschriften gezielt Kundschaft abwerben. Vor Ort geraten traditionelle Betriebe zunehmend ins Hintertreffen, viele kämpfen ums Überleben. Eine Apotheke in Trostberg versucht mit einem unkonventionellen Stellenmodell neue Wege in der Personalgewinnung. Parallel vollzieht sich auch im Pharmabereich ein Führungswechsel bei Boehringer Ingelheim, während die ABDA mit einer neuen AMK-Besetzung die Arzneimittelsicherheit stärken will. Medizinisch rücken innovative Therapien in den Fokus: Frühe Kombinationstherapien senken das kardiovaskuläre Risiko, neue Ansätze in der Parkinson-Forschung zielen auf eine Verlangsamung der Krankheit, und strukturierte Medikationsanalysen zeigen konkrete Verbesserungen bei Bluthochdruckpatienten. Derweil offenbaren Studien zum Klimawandel Risiken selbst für Giraffen und lenken den Blick auf verborgene Effekte wie die mögliche Beeinflussung des Zuckerstoffwechsels durch Schmerzmittel. Sogar in fiktiven Welten spiegelt sich gesellschaftlicher Wandel wider – wenn politische Überzeugungen unbewusst auf Superhelden projiziert werden.

 

Wie viele Apotheken wird es noch geben?

Die Lage der öffentlichen Apotheken in Deutschland spitzt sich weiter zu. Zwischen wirtschaftlichem Druck, regulatorischer Überforderung und zunehmendem Personalmangel rückt die Existenzsicherung vieler Betriebe in den Vordergrund. Der Rückgang der Apothekenzahlen ist längst keine abstrakte Entwicklung mehr, sondern konkret messbare Realität: Allein im Jahr 2023 verzeichnete die ABDA den stärksten Rückgang seit Jahrzehnten. Die Frage, wie viele Apotheken in Deutschland künftig noch bestehen können, ist daher nicht länger hypothetisch – sie drängt sich angesichts der strukturellen Entwicklungen mit aller Schärfe auf.

Wirtschaftlich stehen viele Apotheken mit dem Rücken zur Wand. Während Betriebskosten – insbesondere für Personal, Energie, Miete und IT-Infrastruktur – in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind, verharren die gesetzlichen Vergütungen auf einem Niveau, das vielfach nicht mehr kostendeckend ist. Die politisch diskutierte Erhöhung des Fixhonorars für rezeptpflichtige Arzneimittel auf 9,50 Euro wäre selbst im Falle einer Umsetzung nicht geeignet, diese Entwicklung nachhaltig zu korrigieren. Apotheken beklagen seit Langem ein Vergütungssystem, das weder Inflationsausgleich noch dynamische Kostenentwicklung berücksichtigt.

Gleichzeitig erhöht sich der bürokratische Aufwand im Apothekenbetrieb kontinuierlich. Neue Dokumentationspflichten, Auflagen im Rahmen pharmazeutischer Dienstleistungen und strengere Datenschutzvorgaben belasten die betrieblichen Abläufe. Besonders kleine und mittelgroße Apotheken verfügen oft nicht über die Ressourcen, um diese Anforderungen ohne Einschränkungen in der Versorgung zu erfüllen. In vielen Fällen bleibt keine andere Möglichkeit, als Öffnungszeiten zu reduzieren, Personal zu entlassen oder nicht mehr alle Leistungen anzubieten.

Hinzu kommt der sich verschärfende Fachkräftemangel. Die Zahl der approbierten Apothekerinnen und Apotheker stagniert seit Jahren, während gleichzeitig viele erfahrene Kräfte altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Die Nachwuchsgewinnung bleibt trotz diverser Kampagnen hinter den Erwartungen zurück. Vor allem im ländlichen Raum ist die Personaldecke so dünn, dass Apotheken ihren Betrieb oft nur unter größten Anstrengungen oder mit Fremdpersonal aufrechterhalten können.

Parallel dazu verschärfen sich die Versorgungsprobleme durch zunehmende Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Globale Abhängigkeiten, Produktionsausfälle und geopolitische Spannungen sorgen für anhaltende Unsicherheit. Für die Apotheken bedeutet das: zusätzlicher Kommunikationsaufwand mit Ärzten, Patienten und Großhändlern, vermehrte Lagerhaltung alternativer Präparate und ein erhöhter Beratungsbedarf – bei gleichbleibender oder gar sinkender Entlohnung.

Auch die Digitalisierung, die vielfach als Zukunftsinstrument beschworen wird, bleibt hinter den Erwartungen zurück. Die Einführung des E-Rezepts verläuft schleppend, die technische Infrastruktur ist uneinheitlich und nicht selten störanfällig. Viele Apotheken berichten von Systemausfällen, Verzögerungen in der Rezeptübermittlung und unklaren Verantwortlichkeiten bei Fehlern. Der Druck, in IT-Sicherheit, Schulungen und neue Prozesse zu investieren, ist groß – doch die finanziellen Spielräume sind begrenzt.

Im Ergebnis führt diese Gemengelage zu einer bedrohlichen Entwicklung: Immer mehr Apotheken sehen sich zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Allein im Jahr 2023 wurden über 400 Apothekenstandorte geschlossen – viele davon ersatzlos. Der Rückgang ist besonders in strukturschwachen Regionen spürbar, wo die verbleibenden Apotheken die Versorgung kaum noch abdecken können.

Hinzu kommt, dass viele Apothekenbetreiber trotz hoher Belastung keine systematische Risikoabsicherung betreiben. Angesichts zunehmender Cyberangriffe, Regressforderungen und Haftungsrisiken wächst jedoch die Bedeutung eines umfassenden Versicherungsschutzes. Versicherungen gegen Betriebsunterbrechung, Datenschutzverstöße oder Regressforderungen aufgrund fehlerhafter Abgabe gewinnen an strategischer Relevanz – werden aber häufig erst dann in Erwägung gezogen, wenn der Schaden bereits eingetreten ist.

Die flächendeckende Arzneimittelversorgung ist damit nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich in Gefahr. Ohne grundlegende Reformen droht der Apotheke vor Ort das schleichende Aus – mit gravierenden Folgen für die Gesundheitsversorgung, besonders in unterversorgten Gebieten.

Die Entwicklung im Apothekenwesen ist längst mehr als ein Warnsignal – sie ist Ausdruck eines systemischen Versagens. Während politische Entscheidungsträger in Sonntagsreden die Bedeutung der öffentlichen Apotheke betonen, bleibt es bei der konkreten Ausgestaltung des gesetzlichen Rahmens oft bei symbolischen Gesten. Eine Fixhonoraranhebung um einige Cent wird der Komplexität der Herausforderungen nicht gerecht – sie ist bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein.

Was fehlt, ist ein grundlegendes Verständnis für die tatsächliche Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen. Sie sind nicht nur Ausgabestellen für Medikamente, sondern übernehmen eine Vielzahl an Aufgaben: medizinische Beratung, Notfallversorgung, Impfungen, Medikationsanalysen und vieles mehr. Diese Leistungen werden zunehmend eingefordert – ohne jedoch mit den notwendigen Ressourcen hinterlegt zu sein.

Gleichzeitig wird die Belastung für die Betriebe kontinuierlich größer. Wer heute eine Apotheke führt, muss nicht nur fachlich exzellent sein, sondern auch unternehmerisch, rechtlich und technisch auf der Höhe der Zeit agieren. Es reicht längst nicht mehr, nur Arzneimittel korrekt abzugeben. Es braucht IT-Kenntnisse, Datenschutzverständnis, Personalführungskompetenz und betriebswirtschaftliche Klarheit.

Besonders kritisch ist, dass viele Apotheken diese Anforderungen unter wirtschaftlich prekären Bedingungen erfüllen müssen. Die fehlende Dynamik im Vergütungssystem, die unzureichende Honorierung pharmazeutischer Dienstleistungen und die ständigen Lieferprobleme sind nicht nur betriebliche Herausforderungen, sondern Ausdruck eines Gesundheitssystems, das seine dezentralen Strukturen zunehmend unter Wert behandelt.

Der Rückgang der Apothekenzahlen ist daher nicht nur eine ökonomische Statistik, sondern eine politische Bilanz. Er zeigt, dass die strukturelle Grundlage für die Arzneimittelversorgung vor Ort bröckelt. Was es jetzt braucht, ist keine weitere Diskussion über einzelne Honorarsätze, sondern ein politisches Bekenntnis zur Zukunft der öffentlichen Apotheke – mit klaren Investitionen, verlässlichen Rahmenbedingungen und entschlackten Strukturen.

Solange das nicht geschieht, bleibt die Frage, wie viele Apotheken in Deutschland noch bleiben, erschreckend aktuell – und die Antwort darauf immer besorgniserregender.

  

25 Euro pro E-Rezept: DocMorris verschärft digitalen Preiskampf – Apotheken vor Ort unter Druck

Mit einer neuen, besonders großzügigen Gutscheinaktion setzt die Versandapotheke DocMorris ein deutliches Zeichen im Wettbewerb um gesetzlich Versicherte. Für jedes eingelöste elektronische Rezept (E-Rezept) verspricht das Unternehmen aktuell eine Gutschrift in Höhe von 25 Euro. Die Abwicklung erfolgt ausschließlich über die hauseigene Online-Plattform, der Betrag wird direkt beim Einkauf angerechnet. Die Aktion ist klar darauf ausgerichtet, neue Kundinnen und Kunden an das E-Rezept-Verfahren zu binden und langfristig an den Online-Handel zu gewöhnen.

DocMorris nutzt damit das Momentum der Digitalisierung im Gesundheitswesen, um seine Marktstellung auszubauen. Die Einführung des E-Rezepts wird von vielen als Chance gesehen – insbesondere von großen, kapitalstarken Akteuren im Versandhandel. Während klassische Apotheken mit engen wirtschaftlichen Spielräumen, stagnierenden Honoraren, hohem bürokratischen Aufwand und regionaler Versorgungspflicht kämpfen, agieren internationale Konzerne wie DocMorris unter vergleichsweise flexiblen Bedingungen. Die Rabattaktion von 25 Euro pro Rezept ist dabei nicht nur eine Marketingmaßnahme, sondern eine strategische Attacke auf das bestehende Versorgungssystem.

Die Höhe des Gutscheins ist bemerkenswert: Bislang lagen vergleichbare Boni im Bereich von wenigen Euro. Ein Betrag von 25 Euro je Rezept entspricht mehr als dem gesetzlichen Fixhonorar, das stationären Apotheken pro abgegebenem verschreibungspflichtigem Medikament zusteht. Während diese für jeden Cent ihrer wirtschaftlichen Existenz kämpfen, hebelt DocMorris mit einem überdimensionierten Anreizmodell die klassische Preis- und Leistungskalkulation aus – unter dem Deckmantel digitaler Innovation.

Diese Praxis wirft grundlegende Fragen zur Chancengleichheit im Apothekenmarkt auf. Kritiker sehen darin eine massive Wettbewerbsverzerrung, die vor allem kleine und mittelständische Apothekenstandorte in der Fläche gefährdet. Insbesondere in strukturschwachen Regionen droht der Rückzug von Apotheken, wenn wirtschaftlicher Druck, Lieferengpässe und Personalmangel nicht mehr kompensierbar sind. Die Versorgungssicherheit könnte langfristig leiden – ein Risiko, das bislang weder politisch noch regulatorisch ausreichend adressiert wird.

Hinzu kommt, dass das Rabattmodell den Wert pharmazeutischer Dienstleistungen zu untergraben droht. Beratung, Medikationsmanagement, Rezeptprüfung und Versorgung in Notfällen werden in Vor-Ort-Apotheken tagtäglich erbracht – ohne die Möglichkeit, mit Einkaufsgutscheinen oder Lockangeboten Kunden zu binden. Stattdessen sind Apothekerinnen und Apotheker an gesetzliche Vorgaben gebunden, die wenig Raum für unternehmerische Flexibilität lassen.

Apothekenbetreiberinnen und -betreiber müssen sich daher verstärkt mit den Folgen dieses verschärften Wettbewerbs auseinandersetzen. Neben dem wirtschaftlichen Druck steigen auch die Anforderungen an Sichtbarkeit, digitale Kompetenz und Kundenbindung. Gleichzeitig geraten bestehende Geschäftsmodelle ins Wanken, wenn hochsubventionierte Plattformen mit attraktiven Rabatten ihre Marktdurchdringung vorantreiben. Es droht eine gefährliche Schieflage: Die flächendeckende Arzneimittelversorgung wird zunehmend durch eine auf Zentralisierung und Gewinnmaximierung ausgelegte Logik ersetzt.

Die Aktion von DocMorris ist mehr als ein Werbegag – sie ist ein Frontalangriff auf die Struktur der deutschen Arzneimittelversorgung. Mit 25 Euro pro E-Rezept werden Kundinnen und Kunden für die Nutzung einer digitalen Plattform belohnt, während gleichzeitig das Fundament der flächendeckenden Versorgung weiter erodiert. Die stationären Apotheken, die sich tagtäglich den Herausforderungen einer geregelten und sicheren Arzneimittelabgabe stellen, sehen sich einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt, dessen Spielregeln sich zunehmend zu ihren Ungunsten verändern.

Die Politik hat das E-Rezept als Fortschritt verkauft – doch ohne regulatorisches Korrektiv wird es zum Einfallstor für einen monopolisierten Medikamentenhandel. Wenn kapitalstarke Anbieter ihre Marktanteile durch massive Rabatte ausbauen können, während lokale Apotheken an wirtschaftlicher Substanz verlieren, wird aus digitalem Fortschritt ein strukturelles Ungleichgewicht. Es kann nicht sein, dass Apothekerinnen und Apotheker, die für persönliche Beratung, Nacht- und Notdienste sowie Rezeptprüfung verantwortlich sind, mit einem Fixhonorar abgespeist werden, während internationale Anbieter gleichzeitig mit Einkaufsgutscheinen operieren, die dieses Honorar um ein Vielfaches übersteigen.

Auch der Kunde, so bequem die digitale Bestellung auch erscheinen mag, verliert langfristig – nämlich dann, wenn die letzte Apotheke in erreichbarer Nähe schließt. In Krisenzeiten, bei Notfällen oder Versorgungsengpässen zeigt sich immer wieder, wie unverzichtbar die Apotheke vor Ort ist. Wer diesen Standortfaktor opfert, um kurzfristige Sparanreize zu nutzen, untergräbt die Stabilität des Gesundheitssystems.

Apothekenbetreiber sollten diese Entwicklung nicht nur aufmerksam beobachten, sondern aktiv hinterfragen: Wie kann man die eigene Position schärfen? Wie lässt sich das Leistungsversprechen gegenüber Patientinnen und Patienten trotz der Konkurrenz aus dem Netz klar kommunizieren? Und vor allem: Wie kann politischer Druck erzeugt werden, um faire Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer zu schaffen? Ohne ein klares Bekenntnis zur Sicherung der Vor-Ort-Versorgung droht der Apothekenlandschaft in Deutschland ein schleichender Strukturverlust – mit gravierenden Folgen für Patienten, Gesundheitsämter und ganze Regionen.

 

E-Rezept verdrängt traditionelle Apotheken vom Markt: Digitalisierung verändert Versorgung und Risikolandschaft

Seit der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts zu Jahresbeginn 2024 befindet sich das Apothekenwesen in Deutschland im Wandel. Was als digitaler Fortschritt gedacht war, wird zunehmend zur Belastung für viele traditionelle Apothekenbetriebe. Während große Versandapotheken von vereinfachten Rezeptabläufen und automatisierten Bestellprozessen profitieren, geraten wohnortnahe Apothekenbetriebe wirtschaftlich und organisatorisch unter Druck. Die Digitalisierung verändert nicht nur den Zugang zu Medikamenten, sondern wirkt tief in die Strukturen der Gesundheitsversorgung hinein – mit Konsequenzen, die längst nicht vollständig absehbar sind.

Der neue gesetzliche Standard sieht vor, dass Ärztinnen und Ärzte verschreibungspflichtige Medikamente nur noch per E-Rezept verordnen dürfen. Die Patientinnen und Patienten erhalten einen digitalen Code, der in einer stationären Apotheke eingelöst oder über eine App direkt an eine Versandapotheke gesendet werden kann. Was nach Vereinfachung klingt, führt in der Praxis zu einer markanten Verschiebung: Die Zahl der Apotheken, die schließen müssen, nimmt weiter zu – insbesondere in ländlichen Regionen. Gleichzeitig melden große Online-Anbieter wachsende Marktanteile.

Der Versandhandel profitiert von einem klaren Effizienzvorsprung. Zentralisierte Logistikzentren, automatisierte Verpackungsstraßen und eine nahtlose Integration von Rezeptübermittlung, Bestellung und Auslieferung ermöglichen ein Geschäftsmodell mit niedrigen Kostenstrukturen. Vor-Ort-Apotheken hingegen sehen sich einem gestiegenen Investitionsbedarf gegenüber: Teure Softwarelösungen, Schnittstellenanpassungen, Datenschutzanforderungen und IT-Sicherheitsvorkehrungen belasten die Budgets – bei gleichzeitig stagnierenden Honoraren, steigendem Fachkräftemangel und höheren Betriebskosten.

Die Integration des E-Rezepts in den Apothekenbetrieb bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich. Die Fehleranfälligkeit bei der digitalen Rezeptverarbeitung ist hoch, insbesondere wenn technische Störungen, Systemausfälle oder fehlerhafte Datenübermittlungen auftreten. Probleme in der Abrechnung mit Krankenkassen oder die Nichtanerkennung korrekt eingelöster E-Rezepte führen nicht selten zu Retaxationen – also zur Rückforderung bereits gezahlter Beträge. Der damit verbundene bürokratische Aufwand stellt kleinere Betriebe vor kaum zu bewältigende Aufgaben.

Parallel dazu rückt ein weiterer Bereich zunehmend in den Vordergrund: die IT-Sicherheit. Mit der elektronischen Übermittlung und Speicherung sensibler Gesundheitsdaten ist das Risiko für Cyberangriffe erheblich gestiegen. Ransomware-Attacken, gezielte Phishing-Versuche und das Abgreifen von Patientendaten stellen reale Bedrohungen dar. Viele Apotheken verfügen jedoch über keine ausreichenden Schutzmechanismen oder Notfallpläne. Der Ausfall der EDV kann nicht nur den Betrieb lahmlegen, sondern auch datenschutzrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Für Apothekenbetreiberinnen und -betreiber entsteht dadurch eine völlig neue Risikolandschaft, die über den klassischen Versicherungsschutz hinausgeht.

Trotz dieser Entwicklungen bleibt eine politische Reaktion weitgehend aus. Zwar wird das Ziel einer digitalen Gesundheitsversorgung betont, doch eine begleitende Strukturförderung für Apotheken fehlt. Während Investitionsförderungen für Großstrukturen im Gesundheitswesen bereitgestellt werden, müssen kleinere Apotheken die Digitalisierung weitgehend aus eigener Kraft stemmen. Auch im Bereich der Cybersicherheit gibt es bisher keine verbindlichen Mindeststandards oder Unterstützungsangebote – obwohl Apotheken inzwischen zur kritischen Infrastruktur zählen.

Die Folge ist eine zunehmende Erosion des wohnortnahen Versorgungsnetzes. Apotheken, die bislang unverzichtbare Aufgaben wie Notdienste, Arzneimittelberatung, Rezeptprüfung und Medikationsmanagement übernommen haben, verschwinden aus dem Stadtbild. In dünn besiedelten Regionen entstehen Versorgungslücken, die durch digitale Angebote allein nicht kompensiert werden können. Besonders für ältere Menschen, chronisch Erkrankte und Pflegebedürftige bedeutet das einen realen Verlust an Zugänglichkeit und Sicherheit in der Arzneimittelversorgung.

Gleichzeitig verschieben sich auch die Anforderungen an den Apothekenbetrieb selbst. Neben pharmazeutischem Fachwissen sind heute digitale Kompetenzen, juristische Kenntnisse im Datenschutzrecht und organisatorische Fähigkeiten im Umgang mit IT-Systemen gefragt. Die Betriebsführung wird komplexer, die Verantwortung größer. Wer sich nicht umfassend auf diese Veränderungen vorbereitet – auch im Hinblick auf Versicherungsschutz, Mitarbeiterschulungen und technische Prävention – läuft Gefahr, durch ein einziges Ereignis in existenzielle Schwierigkeiten zu geraten.

Die Einführung des E-Rezepts markiert einen Wendepunkt in der Arzneimittelversorgung – technologisch unausweichlich, politisch gewollt und gesellschaftlich begrüßt. Doch während die politischen Entscheidungsträger das Projekt als Meilenstein der Digitalisierung feiern, bleibt eine kritische Dimension oft unbenannt: die strukturellen und betrieblichen Folgen für das Apothekenwesen vor Ort. Was als Innovation geplant war, wird zunehmend zur Belastungsprobe für diejenigen, die seit Jahrzehnten die wohnortnahe Versorgung tragen.

Das E-Rezept ist nicht allein verantwortlich für das Apothekensterben – aber es beschleunigt einen bereits schwelenden Strukturbruch. Denn es bringt eine Dynamik in Gang, die große Player stärkt und kleine Betriebe an den Rand drängt. Versandapotheken profitieren von standardisierten Prozessen, während inhabergeführte Apotheken mit komplexen Vorgaben, wirtschaftlichem Druck und wachsender Verantwortung für digitale Abläufe kämpfen. Die vielbeschworene Gleichwertigkeit von Vor-Ort- und Versandversorgung existiert in der Realität kaum noch.

Dabei stellt sich nicht nur die wirtschaftliche Frage, sondern auch eine gesellschaftliche: Was bedeutet es, wenn Apotheken aus den Stadtteilen und Dörfern verschwinden? Wenn persönliche Beratung, direkte Rezeptprüfung und niedrigschwellige Arzneimittelinformationen durch anonyme Hotlines und algorithmengesteuerte Apps ersetzt werden? Die Versorgungssicherheit, auf die sich die Bevölkerung bislang verlassen konnte, steht damit auf dem Spiel.

Besonders problematisch ist, dass die Politik den Wandel nicht gestaltet, sondern lediglich zulässt. Weder werden inhabergeführte Apotheken gezielt bei der digitalen Transformation unterstützt, noch gibt es verbindliche Rahmenbedingungen zur IT-Sicherheit oder zur Absicherung neuer Betriebsrisiken. Die Verantwortung wird delegiert, ohne Hilfestellung – und wer scheitert, tut das leise und allein.

Die eigentliche Tragik liegt darin, dass mit jeder geschlossenen Apotheke nicht nur ein Betrieb verschwindet, sondern ein Stück gesundheitlicher Infrastruktur verloren geht. Apotheken sind keine reinen Abgabestellen, sie sind Teil des sozialen Netzes – beratend, begleitend, erreichbar. Wenn ihre Zukunft nur noch unter dem Vorzeichen der Effizienz und Digitalisierung gedacht wird, gerät der eigentliche Zweck aus dem Blick: die sichere, persönliche und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung.

Ein digitaler Fortschritt, der diese Grundversorgung untergräbt, ist kein Fortschritt – sondern ein Strukturbruch. Und der trifft ausgerechnet jene zuerst, die auf Hilfe am dringendsten angewiesen sind.

 

Stelle für den Handverkauf: Apotheke verzichtet bewusst auf Dokumentationspflicht

Eine Apotheke im oberbayerischen Trostberg geht neue Wege bei der Personalgewinnung und schreibt eine Stelle für approbiertes Fachpersonal aus, die sich ausschließlich auf den Handverkauf konzentriert. Anders als in den meisten Apothekenbranchenmodellen sind keine Tätigkeiten in der Rezeptur, im Backoffice oder bei pharmazeutischen Dienstleistungen vorgesehen. Auch Verwaltungsaufgaben, Dokumentationen und Notdienste sind explizit nicht Teil des Stellenprofils.

Hintergrund ist eine stabile Entwicklung des Betriebs und ein wachsender Beratungsbedarf im direkten Kundenkontakt. Um dem gestiegenen Anspruch an Service und pharmazeutische Betreuung gerecht zu werden, soll das bestehende Team um eine zusätzliche Kraft für den vorderen Bereich ergänzt werden. Die Ausschreibung richtet sich an Apothekerinnen und Apotheker, die sich auf die Beratung und Abgabe konzentrieren möchten – fernab von Verwaltungstätigkeiten und bürokratischen Zusatzaufgaben.

Das Konzept stößt in der Branche auf zunehmendes Interesse. Viele Apotheken beklagen seit Jahren eine deutliche Arbeitsverdichtung, die den Fokus von der Kernkompetenz, der Patientenberatung, ablenkt. Gleichzeitig wird der Fachkräftemangel immer spürbarer – auch, weil klassische Stellenprofile oft wenig Flexibilität bieten. Die gezielte Konzentration auf den HV-Bereich könnte insbesondere für Rückkehrerinnen und Rückkehrer, Teilzeitinteressierte oder erfahrene Apothekerinnen und Apotheker mit Beratungsfokus ein attraktives Modell darstellen.

Ob sich dieses Konzept langfristig etabliert, bleibt abzuwarten. Die zunehmenden Anforderungen an Apotheken – von digitaler Infrastruktur über gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationen bis hin zu pharmazeutischen Dienstleistungen – machen einfache Strukturen immer seltener. Dennoch zeigt das Beispiel: Eine bewusste Reduktion auf das Wesentliche kann unter bestimmten Voraussetzungen ein Erfolgsfaktor sein.

Die Ausschreibung einer reinen Handverkaufsstelle ohne Dokumentationspflicht stellt einen bemerkenswerten Kontrapunkt zur aktuellen Entwicklung im Apothekenwesen dar. Während vielerorts die Aufgabenbereiche von approbiertem Personal immer breiter und bürokratischer werden, wird hier ein Modell skizziert, das den ursprünglichen Kern des Berufs in den Mittelpunkt stellt: die direkte Beratung von Patientinnen und Patienten.

Diese Konzentration auf das Wesentliche könnte als Reaktion auf eine zunehmende Überlastung verstanden werden. Denn die Arbeitswirklichkeit in vielen Apotheken ist geprägt von Formularpflichten, Datenpflege, Lieferengpässen, Abrechnungsproblemen und der Integration neuer IT-Strukturen. In diesem Kontext erscheint die Reduktion auf die Beratungsleistung fast schon als Rückbesinnung – oder als pragmatischer Schritt zur Sicherung der Versorgungsqualität im HV-Bereich.

Gleichzeitig wirft das Modell Fragen zur strukturellen Entwicklung des Berufsbildes auf. Dass eine Stelle, die sich ausschließlich auf die Beratung konzentriert, als Ausnahme gilt, macht deutlich, wie stark der Apothekerberuf inzwischen durch Nebentätigkeiten geprägt ist. Die Diskussion um sinnvolle Arbeitsteilung, Aufgabenzuschreibung und Personalstruktur dürfte durch solche Ansätze neuen Auftrieb erhalten.

Allerdings zeigt sich auch hier: Solche Modelle setzen gewisse wirtschaftliche und organisatorische Voraussetzungen voraus. In strukturell oder wirtschaftlich belasteten Apotheken wird die Umsetzung kaum möglich sein. Dennoch verdeutlicht das Beispiel, dass kreative Personalstrategien ein Teil der Lösung im Kampf gegen Fachkräftemangel und Überlastung sein können – insbesondere, wenn sie gezielt auf die Stärken des Berufs zurückgreifen.

 

Führungswechsel bei Boehringer Ingelheim: Familienunternehmen setzt auf Kontinuität

Bei Boehringer Ingelheim kommt es zum Wechsel an der Unternehmensspitze: Christian Boehringer wird zum 30. Juni 2025 sein Amt als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses niederlegen. Ihm folgt sein Cousin Hubertus von Baumbach, der seinerseits die Leitung der Geschäftsführung abgibt. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Shashank Deshpande, bislang zuständig für das operative Geschäft im Bereich Humanpharma.

Der Übergang innerhalb der Familie spiegelt den besonderen Charakter des Unternehmens wider. Boehringer Ingelheim befindet sich seit seiner Gründung im Jahr 1885 in Familienbesitz und wird seit über einem Jahrhundert maßgeblich durch familiäre Verantwortung und langfristige Planung geprägt. Der scheidende Ausschussvorsitzende Christian Boehringer hatte das Amt 2007 übernommen und prägte in den folgenden Jahren die Entwicklung des Unternehmens hin zu einem global agierenden Pharmakonzern. In seiner Amtszeit wuchs Boehringer Ingelheim nicht nur wirtschaftlich, sondern auch strukturell: Die internationale Forschung und Entwicklung wurde massiv ausgebaut, die Produktionskapazitäten erweitert.

Hubertus von Baumbach, der künftig den Gesellschafterausschuss leiten wird, stand seit 2015 an der Spitze der Geschäftsführung. In dieser Funktion stärkte er die Innovationskraft des Unternehmens, trieb die Digitalisierung voran und forcierte strategische Allianzen auf internationalen Märkten. Mit dem Wechsel an die Spitze des Gesellschafterausschusses kehrt ein Familienmitglied in die strategische Kontrollfunktion zurück, das über umfassende Kenntnisse der Unternehmensführung verfügt.

Der designierte CEO Shashank Deshpande ist seit 2012 im Unternehmen tätig und gilt als international erfahrene Führungspersönlichkeit. Der aus Indien stammende Manager war vor seiner Zeit bei Boehringer Ingelheim unter anderem für Sanofi in den USA tätig und leitete zuletzt den zentralen Geschäftsbereich Humanpharma. Mit seiner Ernennung betont das Unternehmen seine Absicht, sowohl auf internationale Managementkompetenz als auch auf interne Kontinuität zu setzen.

Die personellen Veränderungen stehen in einer langen Tradition strategischer Übergaben im Familienkreis. Bereits nach dem Tod des Gründers Albert Boehringer 1939 hatten dessen Söhne und Schwiegersöhne die Verantwortung übernommen. Mit der Einführung des Gesellschafterausschusses 1992 vollzog das Unternehmen den Schritt in eine moderne, kontrollierte Unternehmensstruktur, ohne den Charakter des Familienunternehmens aufzugeben. Die operative Führung wurde seither zunehmend durch erfahrene Manager ergänzt.

Boehringer Ingelheim steht heute als forschendes Pharmaunternehmen mit über 50.000 Beschäftigten in mehr als 130 Ländern und einer starken Pipeline innovativer Medikamente vor großen Aufgaben. Die neue Führungsstruktur soll laut Unternehmensangaben den geplanten Wachstumskurs bis 2035 strategisch sichern und die Wettbewerbsfähigkeit auf den globalen Märkten festigen.

Der Wechsel an der Spitze von Boehringer Ingelheim ist mehr als eine formale Personalie – er ist Ausdruck eines Selbstverständnisses, das in der deutschen Unternehmenslandschaft Seltenheitswert hat. Die gezielte Weitergabe von Verantwortung innerhalb der Familie, gepaart mit der bewussten Einbindung international erfahrener Führungskräfte, zeigt, wie Kontinuität und Erneuerung sich nicht ausschließen müssen.

Während andere Pharmakonzerne auf kurzfristige Gewinne oder spektakuläre Fusionen setzen, verfolgt Boehringer Ingelheim seit jeher einen anderen Weg. Die Eigentümerstruktur erlaubt langfristiges Denken, jenseits von Quartalszahlen und Börsenlogik. Dass Shashank Deshpande nun die operative Führung übernimmt, ist ein Signal der Öffnung ohne Kontrollverlust – ein Schritt, der das Vertrauen in gewachsene Strukturen mit der Realität eines globalisierten Marktes verbindet.

In einer Branche, in der Glaubwürdigkeit, Forschungstiefe und Unabhängigkeit entscheidende Faktoren sind, sendet Boehringer Ingelheim mit dieser strukturell wohlüberlegten Staffelübergabe ein klares Signal: Verantwortung bleibt in der Familie – operatives Know-how wird global gedacht. Das ist keine Nostalgie, sondern strategische Weitsicht.

 

Neuberufung der AMK-Mitglieder – Stärkung der Arzneimittelsicherheit durch interdisziplinäre Expertise

Für die Amtszeit 2025 bis 2028 hat der Vorstand der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – die Mitglieder der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) neu berufen. Der bisherige Vorsitzende, Professor Dr. Martin Schulz, wurde in seinem Amt bestätigt und wird die Kommission weiterhin leiten. Mit insgesamt 21 Mitgliedern, darunter hochqualifizierte Fachleute aus verschiedenen Disziplinen der Pharmazie und der Arzneimitteltherapiesicherheit, repräsentiert die AMK eine zentrale fachliche Instanz im deutschen Gesundheitssystem. Ihre interdisziplinäre Zusammensetzung umfasst Expertinnen und Experten unter anderem aus Pharmakologie, Toxikologie, Kardiologie und Intensivmedizin.

Neu in die Kommission aufgenommen wurden drei namhafte Persönlichkeiten: Professor Dr. Burkhard Kleuser und Professor Dr. Anne Seidlitz von der Universität Berlin sowie Professor Dr. Martina Hahn von den Varisano Kliniken Frankfurt-Main-Taunus. Gleichzeitig verabschiedet sich die AMK zum Jahresende 2024 von drei langjährigen Mitgliedern – Professor Dr. Rolf Daniels, Professor Dietmar Schrenk und Professor Dr. Christoph Stein – deren Engagement in der Arzneimittelkommission über viele Jahre hinweg entscheidend zur Weiterentwicklung der Arzneimittelsicherheit beigetragen hat.

Die AMK erfüllt ihre Aufgaben auf Grundlage gesetzlicher Bestimmungen, insbesondere des Arzneimittelgesetzes. Ihre Hauptaufgabe liegt in der frühzeitigen Erkennung und Kommunikation von Arzneimittelrisiken. Dazu gehört die Auswertung von Verdachtsmeldungen aus Apotheken über unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Qualitätsmängel oder Arzneimittelrückrufe. Im Jahr 2024 wurden über 10.000 solcher Meldungen registriert. Apothekerinnen und Apotheker sind berufsrechtlich verpflichtet, entsprechende Beobachtungen an die AMK zu melden. Die Geschäftsstelle der AMK mit Sitz in Berlin übernimmt dabei eine koordinierende Rolle und steht in ständigem Austausch mit Apotheken, pharmazeutischen Unternehmen sowie nationalen und europäischen Überwachungsbehörden.

Die AMK stellt regelmäßig fundierte Stellungnahmen, Fachinformationen und Warnhinweise zur Verfügung und trägt damit wesentlich zur Handlungssicherheit im Apothekenalltag bei. Durch ihre kontinuierliche Arbeit leistet sie einen zentralen Beitrag zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und unterstützt Apothekerinnen und Apotheker bei der verantwortungsvollen Arzneimittelversorgung.

Besonderen Anlass zur Würdigung bietet in diesem Jahr zudem ein Jubiläum: Die AMK begeht ihr 50-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung verfolgt die Kommission das Ziel, Risiken bei der Anwendung von Arzneimitteln frühzeitig zu erkennen, Transparenz über mögliche Gefahren herzustellen und die Patientensicherheit durch fundierte Empfehlungen und Maßnahmen kontinuierlich zu erhöhen. Dieses Jubiläum markiert nicht nur einen historischen Meilenstein, sondern unterstreicht auch die nachhaltige Bedeutung der AMK für ein sicheres und modernes Arzneimittelwesen in Deutschland.

 

Frühe Kombinationstherapie senkt kardiovaskuläres Risiko deutlich

Die bisher empfohlene stufenweise Lipidsenkung nach einem Herzinfarkt gerät zunehmend in die Kritik. Neue Daten aus einer umfassenden schwedischen Kohortenstudie legen nahe, dass eine sofortige Kombinationstherapie mit Ezetimib und Statinen dem bisherigen Vorgehen überlegen ist. Die Untersuchung basiert auf den Auswertungen von 35.826 Patienten aus dem nationalen SWEDEHEART-Register und zeigt klare Vorteile einer frühzeitigen medikamentösen Eskalation innerhalb der ersten zwölf Wochen nach dem Ereignis.

Patientinnen und Patienten, die in dieser frühen Phase eine Kombination aus Statin und Ezetimib erhielten, verzeichneten signifikant niedrigere Raten schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse – darunter Todesfälle, nicht-tödliche Myokardinfarkte und Schlaganfälle – als jene, bei denen die Kombinationstherapie erst verzögert begann oder ganz ausblieb. Die Ein-Jahres-Inzidenz lag bei 1,79 pro 100 Patientenjahren in der Gruppe mit früher Kombinationstherapie, gegenüber 2,58 bei später Kombination und 4,03 bei alleiniger Statin-Monotherapie.

Auch beim Erreichen der LDL-Zielwerte zeigte sich ein deutlicher Unterschied. Während 55 Prozent der frühzeitig intensiv behandelten Patientinnen und Patienten die angestrebten Zielwerte von unter 1,4 mmol/L beziehungsweise einer Reduktion um mindestens 50 Prozent erreichten, gelang dies lediglich rund einem Viertel derer unter Monotherapie. Die Autoren der Studie fordern daher eine Anpassung der Behandlungsleitlinien und eine konsequentere Umsetzung einer proaktiven Strategie zur Lipidsenkung bereits vor der Entlassung aus der Klinik.

Unterstützt wird diese Forderung durch weitere Studienergebnisse zur Behandlung von Herzinsuffizienz. Eine 2022 veröffentlichte internationale Untersuchung belegt, dass eine schnelle Hochdosierung der leitliniengerechten Medikation nach einer stationären Aufnahme wegen akuter Herzinsuffizienz die Prognose der Betroffenen deutlich verbessert. Innerhalb von zwei Wochen erhielten die Teilnehmenden eine vollständige Aufdosierung von RAAS-Hemmern, β-Blockern und Mineralocorticoidrezeptor-Antagonisten – mit spürbaren Effekten. Die Wiederaufnahmerate sowie die Sterblichkeit innerhalb von 180 Tagen sanken signifikant gegenüber einer herkömmlichen, schrittweisen Versorgung.

Die neuen Erkenntnisse sprechen für einen Paradigmenwechsel in der kardiovaskulären Sekundärprävention. Eine frühzeitige und intensive Therapie, sowohl im Hinblick auf Lipidsenkung als auch auf Herzinsuffizienzmedikation, scheint das Risiko für Folgeereignisse nachhaltig zu senken. Die aktuellen Leitlinien mit ihrem zögerlichen Ansatz könnten künftig einer Überarbeitung bedürfen.

Die Evidenz ist eindeutig: Wer frühzeitig und konsequent behandelt, verbessert nicht nur Laborwerte, sondern verhindert auch Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle. Der alte Grundsatz „Start low, go slow“ scheint in der modernen Kardiologie zunehmend fehl am Platz zu sein. Es ist kaum vermittelbar, warum Patientinnen und Patienten nach einem lebensbedrohlichen Ereignis wie einem Herzinfarkt zunächst untertherapiert werden sollen – obwohl wirksame und gut verträgliche Kombinationstherapien längst verfügbar sind.

Auch bei der Herzinsuffizienz zeigen sich die Schwächen konservativer Strategien. Die große Zurückhaltung bei der Aufdosierung notwendiger Medikamente lässt sich angesichts der neuen Daten kaum rechtfertigen. Statt aus Sorge vor Nebenwirkungen zu zögern, sollten Ärztinnen und Ärzte die therapeutischen Chancen proaktiv nutzen – nicht zuletzt im Sinne der Patientensicherheit.

Leitlinien haben den Anspruch, die bestmögliche Versorgung zu definieren. Wenn sie jedoch nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Stand widerspiegeln, braucht es eine konsequente Aktualisierung. Denn jeder vermiedene Reinfarkt und jede verhinderte Krankenhauseinweisung ist ein Gewinn – für die Betroffenen, für das Gesundheitssystem und für die Versorgungsqualität insgesamt.

 

Neue Hoffnung bei Parkinson – Forschung zielt auf Krankheitsverlangsamung durch GLP-1 und Proteintherapie

Im Kampf gegen die Parkinson-Krankheit rücken zwei vielversprechende Therapieansätze zunehmend in den Fokus der Forschung: der GLP-1-Rezeptor und das Protein Alpha-Synuclein. Während bisher vor allem die Linderung der Symptome im Vordergrund stand, setzen neue Studien auf krankheitsmodifizierende Strategien, die das Fortschreiten der neurodegenerativen Erkrankung tatsächlich verlangsamen könnten.

Ein Ansatz beruht auf der Aktivierung des GLP-1-Rezeptors, der ursprünglich aus der Behandlung des Typ-2-Diabetes bekannt ist. Präklinische Studien deuten darauf hin, dass dieser Mechanismus eine schützende Wirkung auf Nervenzellen entfalten und den Krankheitsverlauf bei Parkinson positiv beeinflussen könnte. Parallel dazu richtet sich ein zweiter Forschungsstrang gegen das Protein Alpha-Synuclein, das bei Parkinson-Patienten in fehlgefalteter Form in den Nervenzellen abgelagert wird. Diese sogenannten Lewy-Körperchen gelten als ein zentraler pathologischer Faktor für die Zellschädigung. Therapeutische Entwicklungen zielen daher auf die Reduktion oder Neutralisierung dieser Proteinablagerungen ab.

Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen, Professorin Kathrin Brockmann, sprach anlässlich des Welt-Parkinson-Tages von einem „spannenden Fortschritt“, warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen. Derzeit gebe es noch keine ausreichenden Langzeitdaten, um die tatsächliche Wirksamkeit oder den klinischen Nutzen dieser Ansätze abschließend beurteilen zu können. Insbesondere müsse abgewartet werden, ob die beobachteten Effekte stabil sind und sich in größeren, placebokontrollierten Studien mit unterschiedlichen Patientengruppen bestätigen lassen.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht derzeit der Antikörper Prasinezumab, der gezielt gegen Alpha-Synuclein wirkt. Erste klinische Daten aus der sogenannten Pasadena-Studie deuten darauf hin, dass die monatliche Gabe von 1500 Milligramm des Wirkstoffs das Fortschreiten motorischer Einschränkungen bei Betroffenen mit rascher Krankheitsprogression verlangsamen könnte. In einer offenen Verlängerungsphase über vier Jahre wurde zudem beobachtet, dass eine längerfristige Behandlung mit dem Antikörper zu einer stabileren Symptomlage führen kann. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde die Padova-Studie initiiert, in der Prasinezumab aktuell als Zusatztherapie bei mehr als 580 Patientinnen und Patienten im Frühstadium der Krankheit getestet wird.

Gleichzeitig bleibt der GLP-1-Signalweg ein wichtiger Forschungsgegenstand, obwohl eine aktuelle Phase-III-Studie mit dem Wirkstoff Exenatid enttäuschende Ergebnisse lieferte. Nach 96 Wochen war keine signifikante Besserung im Vergleich zur Placebogruppe nachweisbar. Dennoch halten Wissenschaftler an diesem Ansatz fest – nicht zuletzt aufgrund epidemiologischer Hinweise, die auf eine geringere Parkinson-Inzidenz bei Typ-2-Diabetikern unter GLP-1-Therapie hinweisen. Ein weiteres Präparat, Lixisenatid, zeigte in einer aktuellen Untersuchung eine statistisch signifikante, jedoch nur mäßige Verlangsamung der Symptomverschlechterung. Die Ergebnisse werden als Ansporn gewertet, höhere Dosierungen oder Substanzen mit besserer ZNS-Verfügbarkeit zu erproben.

Die Suche nach einer ursächlich wirkenden Therapie bleibt damit ein dynamisches Feld. Die bisherigen Entwicklungen liefern Anzeichen für eine mögliche Verlangsamung des Krankheitsverlaufs – ein Ziel, das bisher keiner der zugelassenen Wirkstoffe erfüllen konnte. Ob diese Hoffnung gerechtfertigt ist, werden jedoch erst künftige Studien mit ausreichender Laufzeit, Patientenzahl und Aussagekraft zeigen.

Die Parkinsonforschung steht möglicherweise an einem Wendepunkt. Der Übergang von symptomorientierten zu krankheitsmodifizierenden Ansätzen ist ein bedeutender Fortschritt – nicht nur wissenschaftlich, sondern auch für die betroffenen Patienten, die bislang auf rein lindernde Therapien angewiesen sind. Doch bei aller Aufbruchsstimmung ist Zurückhaltung geboten. Erste Hinweise auf Wirksamkeit sind noch keine Durchbrüche, insbesondere wenn der Nutzen in Studien mit geringer Teilnehmerzahl und kurzer Beobachtungsdauer festgestellt wurde.

Die Forschung rund um den GLP-1-Rezeptor und Alpha-Synuclein zeigt, wie breit das Spektrum möglicher therapeutischer Eingriffe inzwischen ist. Dennoch darf der Druck, schnelle Ergebnisse zu liefern, nicht zu überzogenen Erwartungen führen. Gerade im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen hat sich oft gezeigt, dass vielversprechende Mechanismen in frühen Studien später nicht den erhofften Nutzen bringen.

Was jetzt zählt, sind belastbare Daten – aus großen, langfristig angelegten Studien mit klaren klinischen Endpunkten. Die Richtung stimmt, aber der Weg ist noch lang. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, diese neuen Ansätze vom Labor in die Routineversorgung zu überführen. Bis dahin bleibt Hoffnung – wissenschaftlich fundiert, aber noch ohne endgültige Gewissheit.

 

Medikationsanalyse bringt Klarheit: Kleine Umstellungen verbessern Bluthochdrucktherapie deutlich

In einem digitalen Weiterbildungsformat zur pharmazeutischen Betreuung von Hypertonie-Patienten wurde ein Praxisfall vorgestellt, der zeigt, wie relevante Therapieprobleme durch eine strukturierte Medikationsanalyse aufgedeckt und gezielt behoben werden können. Eine 60-jährige Patientin, die seit Jahren eine Osnabrücker Apotheke regelmäßig aufsucht, klagte über zunehmende Schlafprobleme infolge nächtlichen Harndrangs. Zusätzlich berichtete sie von allgemeinem Unwohlsein, das sich auf ihre Lebensqualität auswirkte.

Im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistung zur Medikationsanalyse wurde der bestehende Einnahmeplan der Patientin durchleuchtet. Auffällig war, dass das Diuretikum Indapamid am späten Nachmittag eingenommen wurde. Diese Einnahmezeit konnte als mitverantwortlich für den nächtlichen Harndrang identifiziert werden. Auch Lercanidipin, ein Kalziumkanalblocker mit zeitlich sensibler Bioverfügbarkeit, wurde zu diesem Zeitpunkt eingenommen. Die Wahl des Einnahmezeitpunkts beruhte auf einem Vorschlag des Arztes, die Medikamente zu einem alltäglichen Ritual wie der Kaffeezeit zu nehmen. Die Patientin räumte jedoch ein, diese Gewohnheit nicht täglich zu pflegen, was zu inkonsistenter Einnahme führte.

Zudem offenbarte das Patientengespräch, dass sie Schwierigkeiten hatte, die verordnete Irbesartan-Tablette zu teilen. Diese wurde in zwei halben Dosen täglich eingenommen, gelegentlich aber ganz weggelassen. Auch die Verwendung von Moxonidin als Bedarfsmedikament wurde kritisch hinterfragt – ein Einsatz, der pharmakologisch nicht begründet ist. Die Kombination des Antidepressivums Citalopram mit dem Schlafmittel Diphenhydramin wurde als potenziell problematisch eingestuft, da hierdurch das Risiko einer QT-Zeit-Verlängerung erhöht werden kann. Eine weitere Auffälligkeit war die Einnahme von Acetylsalicylsäure in unregelmäßigen Abständen, was der Patientin vom Arzt wegen Blutergussneigung so empfohlen worden war.

Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wurde der Einnahmeplan angepasst. Irbesartan und Lercanidipin werden nun morgens verabreicht, wobei Lercanidipin eine Viertelstunde vor dem Frühstück eingenommen wird, um die Resorption zu verbessern. Die Einnahme von Indapamid wurde vorgezogen oder angepasst, Moxonidin gestrichen und das Schlafmittel konnte weggelassen werden. Diese Änderungen führten zu einer Stabilisierung des Blutdrucks und einer deutlichen Verbesserung der Nachtruhe.

Der Fall verdeutlicht, wie Apothekerinnen und Apotheker durch eine strukturierte Analyse, gute Kenntnis der Arzneimitteltherapie und gezielte Kommunikation mit Patienten und Ärzten zur Optimierung komplexer Medikationsregime beitragen können.

Die vorliegende Fallanalyse offenbart einmal mehr, wie groß der Einfluss kleiner Korrekturen in der Arzneimitteltherapie sein kann – insbesondere bei multimorbiden Patienten mit komplexen Medikationsplänen. Der Beitrag der Apothekerschaft zur Arzneimitteltherapiesicherheit ist hier nicht theoretischer Natur, sondern konkret und lebensnah. Die Wechselwirkungen von Einnahmezeitpunkt, Arzneistoffeigenschaften und Patientenverhalten wurden in diesem Fall sorgfältig analysiert und in enger Abstimmung mit dem Arzt angepasst.

Gerade die Kombination aus pharmazeutischer Fachkompetenz und persönlichem Zugang zur Patientin führte zu Erkenntnissen, die in der ärztlichen Praxis häufig untergehen – etwa unregelmäßige Einnahmen aus praktischen Gründen oder Unsicherheiten im Umgang mit Teiltabletten. Dass derartige Probleme nicht nur erkannt, sondern auch erfolgreich gelöst werden konnten, zeigt, welchen Mehrwert eine interprofessionelle Zusammenarbeit für die Versorgungsqualität hat.

Es ist ein Beispiel dafür, dass Medikationsanalysen nicht als Bürokratie betrachtet werden sollten, sondern als wirksames Instrument zur Verbesserung der Patientenversorgung – vorausgesetzt, sie werden kompetent durchgeführt und ernsthaft genutzt.

 

Giraffen im Klimawandel: Wie das Fleckenmuster zur Gefahr wird

Der Klimawandel stellt zunehmend eine Herausforderung für die Tierwelt dar, und neue Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst die Giraffen, die mit ihrem markanten Fleckenmuster symbolisch für die afrikanische Savanne stehen, von den steigenden Temperaturen betroffen sein könnten. Laut einer aktuellen Studie könnte das charakteristische Muster der Giraffen, das bislang als perfekte Tarnung galt, auch eine entscheidende Rolle bei der Regulierung ihrer Körpertemperatur spielen – mit teils dramatischen Konsequenzen.

Die Forscher untersuchten von 2012 bis 2020 mehr als 800 Giraffen in Tansania und stellten fest, dass die Größe und Form der Flecken einen direkten Einfluss auf das Überleben der Tiere haben. Giraffen mit kleineren, zahlreichen Flecken können besser überschüssige Wärme abgeben, was sie für heiße Klimazonen besser geeignet macht. Im Gegensatz dazu bieten größere Flecken eine höhere Wärmespeicherung, was in kühleren Umgebungen von Vorteil ist. Doch genau dieses Merkmal könnte in einer wärmer werdenden Welt zur Falle werden.

Die dunklen Flecken auf dem Fell der Giraffen absorbieren die Sonnenwärme und sorgen so für eine natürliche Erwärmung des Körpers. Diese Eigenschaft ist in kühleren Zeiten von Vorteil, da sie hilft, die Körpertemperatur zu stabilisieren. Wenn jedoch die Temperaturen steigen, führt die zusätzliche Wärmeaufnahme zu einer Überhitzung der Tiere, was in den immer heißeren Savannenregionen zunehmend problematisch werden könnte.

Wissenschaftler, die die Giraffen über mehrere Jahre hinweg beobachteten, stellen fest, dass die Felldesigns der Tiere die Art und Weise beeinflussen, wie sie ihre Körpertemperatur kontrollieren. Um jeden Fleck verläuft ein komplexes System von Blutgefäßen, das es den Giraffen ermöglicht, überschüssige Wärme durch die Haut abzugeben. Diese biologische Anpassung hat sich über die Jahrtausende als nützlich erwiesen, doch im Angesicht des Klimawandels könnte sie nun zur Schwachstelle werden.

Ein weiterer Aspekt, der durch die Studie aufgezeigt wurde, betrifft die Massai-Giraffe, eine Unterart, die bereits jetzt als bedroht gilt. Angesichts der zunehmenden Temperaturen und der Herausforderungen durch die Erderwärmung, raten die Forscher, bei der Erarbeitung von Schutzplänen für diese Tiere künftig das Fleckenmuster als wichtigen Einflussfaktor mit zu berücksichtigen. Auch andere Tiere mit spezifischen Fellmustern, wie Leoparden, könnten in naher Zukunft mit ähnlichen Problemen konfrontiert werden, so die Wissenschaftler.

Die Beobachtungen legen nahe, dass die Klimakrise nicht nur die Lebensräume der Tiere bedroht, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf ihre biologischen Merkmale und ihre Fähigkeit zur Anpassung hat. Angesichts dieser neuen Erkenntnisse muss die Frage gestellt werden, inwieweit klassische Schutzmaßnahmen, die vorwiegend auf Lebensraum und Nahrung abzielen, künftig noch ausreichend sind. Die Anpassung an den Klimawandel erfordert nicht nur die Berücksichtigung von Genetik und Ökologie, sondern auch eine tiefergehende Analyse der morphologischen Merkmale, die für das Überleben entscheidend sind.

Die Studie über das Fleckenmuster der Giraffen liefert eine eindrucksvolle Lektion darüber, wie tief der Klimawandel in die biologischen Grundlagen von Lebewesen eingreifen kann. Es ist erstaunlich, dass ein so einzigartiges Merkmal wie das Fleckenmuster, das jahrtausendelang als Anpassung an die Umwelt galt, jetzt zu einem Risiko für das Überleben dieser Tiere wird. Die Forschung stellt nicht nur eine neue Perspektive auf die Rolle von äußeren Merkmalen im Überlebenskampf der Tiere vor, sondern fordert uns auch dazu auf, die Herausforderungen des Klimawandels noch differenzierter zu betrachten.

Dass die Giraffen als Symbole für die afrikanische Savanne in Gefahr geraten könnten, zeigt uns die weitreichenden Folgen der globalen Erwärmung. In einer Welt, in der der Klimawandel nicht mehr nur abstrakt diskutiert wird, sondern konkrete Auswirkungen auf die Tierwelt hat, ist es unerlässlich, dass auch der Schutz von Arten auf eine breitere, ganzheitliche Ebene gehoben wird. Der Fokus auf das Fellmuster der Giraffen mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch er macht deutlich, dass der Wandel nicht nur auf den Lebensraum, sondern auch auf die feinsten biologischen Anpassungen Einfluss nimmt.

Die Ergebnisse der Studie sind ein weiteres Beispiel für die Dringlichkeit, mit der wir den Klimawandel angehen müssen. Sie zeigen, dass Schutzmaßnahmen nicht nur die Schaffung von Schutzgebieten oder die Bekämpfung von Wilderei umfassen dürfen, sondern dass auch die biologischen und physiologischen Bedürfnisse der Tiere in einer sich wandelnden Welt berücksichtigt werden müssen. Der Fall der Giraffen sollte uns daran erinnern, dass die Erhaltung von Arten und die Bekämpfung des Klimawandels eng miteinander verbunden sind – beide erfordern ein tiefes Verständnis der biologischen Grundlagen und eine innovative Herangehensweise an den Naturschutz.

 

Schmerzmittel im Fokus: Können Ibuprofen und Naproxen den Zuckerstoffwechsel beeinflussen?

Die bekannten Wirkstoffe Ibuprofen und Naproxen könnten über einen bisher wenig beachteten Mechanismus Einfluss auf den menschlichen Zuckerstoffwechsel nehmen. Eine US-amerikanische Forschungsgruppe hat Hinweise darauf gefunden, dass die beiden nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch mit einem Rezeptor interagieren, der an der Regulation des Glukosestoffwechsels beteiligt ist. Der Rezeptorkomplex TAS1R2-TAS1R3, der ursprünglich mit der Wahrnehmung süßen Geschmacks im Mundraum in Verbindung gebracht wurde, ist auch in anderen Organen wie der Niere, dem Darm oder der Bauchspeicheldrüse aktiv.

Laboruntersuchungen an menschlichen Nierenzellen zeigten, dass die Behandlung mit Ibuprofen zu veränderten zellulären Reaktionen auf Zuckerstoffe wie Saccharose und künstliche Süßstoffe wie Sucralose führte. Ergänzend dazu empfanden Probanden in einer klinischen Untersuchung süße Geschmacksstoffe nach einer Mundspülung mit Ibuprofen oder Naproxen weniger intensiv. Dabei wurden Wirkstoffkonzentrationen eingesetzt, die vergleichbar mit den Plasmaspiegeln nach einer typischen Einnahme waren.

Die Forscher führen diese Beobachtungen auf eine mögliche hemmende Wirkung der NSAR auf den Rezeptorkomplex TAS1R2-TAS1R3 zurück. Der Rezeptor könnte eine zentrale Rolle bei der Regulation des Blutzuckerspiegels spielen. In den vergangenen Jahren war immer wieder spekuliert worden, ob regelmäßige NSAR-Einnahme mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes einhergehen könnte. Die neuen Erkenntnisse liefern nun einen potenziellen Erklärungsansatz, der über die bekannten antiinflammatorischen Effekte hinausgeht.

Trotz dieser vielversprechenden Hypothese mahnen Fachleute zur Zurückhaltung. Die vorliegenden Ergebnisse stammen aus einer frühen Phase der Forschung und wurden bislang nicht in umfangreicheren klinischen Studien überprüft. Eine Anwendung von Ibuprofen oder Naproxen zur Prävention von Stoffwechselerkrankungen lässt sich daraus nicht ableiten. Vielmehr sei es nun Aufgabe weiterer Studien, die Zusammenhänge zwischen Geschmackssensorik, Glukosestoffwechsel und medikamentöser Modulation systematisch zu untersuchen.

Die Entdeckung möglicher neuer Wirkmechanismen von Altbekanntem ist ein klassisches Motiv der medizinischen Forschung – und ein Grund dafür, warum etablierte Medikamente immer wieder in neuen Zusammenhängen betrachtet werden. Im Fall von Ibuprofen und Naproxen steht der Verdacht im Raum, dass sie nicht nur gegen Schmerzen und Entzündungen helfen, sondern auch in den Zuckerstoffwechsel eingreifen könnten. Das klingt spektakulär, bleibt aber zunächst eine Hypothese.

Gerade bei weitverbreiteten Wirkstoffen ist die Versuchung groß, voreilige Schlüsse zu ziehen und eine vorbeugende Wirkung zu unterstellen. Doch wissenschaftliche Neugier ersetzt keine belastbare Evidenz. Die aktuelle Datenlage reicht keineswegs aus, um eine therapeutische oder präventive Anwendung über die bekannten Indikationen hinaus zu rechtfertigen. Es gilt, die Beobachtungen ernst zu nehmen, aber sie auch korrekt einzuordnen: als Anstoß für vertiefte Forschung, nicht als Einladung zur Selbstmedikation.

Die Vorstellung, dass Rezeptoren für süßen Geschmack eine Rolle bei der Stoffwechselregulation spielen, eröffnet zweifellos ein faszinierendes Forschungsfeld. Ob daraus eines Tages neue Behandlungsstrategien entstehen, bleibt offen. Bis dahin gilt für Apothekerinnen, Ärzte und Patientinnen gleichermaßen: beobachten, bewerten, abwarten.

 

Politische Projektion in Fantasiewelten: Wenn Helden zur ideologischen Spielfläche werden

Menschen neigen dazu, ihre politischen Überzeugungen auf fiktive Figuren zu übertragen – ein psychologisches Phänomen, das tiefere gesellschaftliche Auswirkungen haben könnte. Das zeigt eine groß angelegte Untersuchung mit mehr als 3.000 Teilnehmenden aus den USA und dem Vereinigten Königreich. Demnach schreiben Befragte Heldenfiguren wie Spiderman, Aladdin oder Gandalf fast durchgehend dieselbe politische Ausrichtung zu, die sie selbst vertreten. Schurken hingegen werden bevorzugt mit der gegnerischen politischen Seite identifiziert.

Die Studie legt nahe, dass diese Zuschreibungen keine bewussten Entscheidungen sind, sondern Ausdruck einer unbewussten politischen Projektion. Dabei handelt es sich um einen psychologischen Mechanismus, bei dem Menschen ihre eigenen ideologischen Wertvorstellungen auf andere – reale wie fiktive – übertragen. Bereits im Kindesalter werden Figuren in Kategorien von Gut und Böse eingeordnet. Diese Unterscheidung bleibt auch im Erwachsenenleben erhalten und vermischt sich zunehmend mit politischen Haltungen.

Besonders deutlich zeigte sich dies in einem weiteren Teil des Experiments. Die Teilnehmenden sollten eine Kurzgeschichte über einen Lokalpolitiker lesen – einmal mit positivem, einmal mit negativem Charakterbild. Obwohl die Parteizugehörigkeit in keiner Version erwähnt wurde, glaubten viele anschließend, sich genau daran erinnern zu können. In der positiven Darstellung wurde der Politiker der eigenen Partei zugeschrieben, in der negativen der Opposition. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Gehirn Lücken in der Information automatisch mit parteipolitischen Vorannahmen füllt.

Fachleute sehen darin eine potenziell gefährliche Entwicklung. Wenn politische Identität zur moralischen Richtlinie wird, können sich ideologische Gräben verhärten. Das erschwert nicht nur differenzierte Meinungsbildung, sondern auch das gesellschaftliche Miteinander. Die Fähigkeit, politische Inhalte losgelöst von persönlichen Emotionen zu betrachten, wird geschwächt. In der Konsequenz drohen Polarisierung und die Abkehr von rationaler Debatte – ein Risiko, das sich auch auf demokratische Prozesse auswirken kann.

Was auf den ersten Blick wie eine kuriose Randnotiz aus der Schnittstelle von Popkultur und Politik wirkt, ist in Wirklichkeit ein ernster Befund über die wachsende Macht ideologischer Selbstvergewisserung. Wer die eigene Weltsicht auf Superhelden, Märchenfiguren oder Fantasy-Antagonisten überträgt, betreibt mehr als bloßes Wunschdenken. Es geht um die Konstruktion einer politisch-moralischen Weltordnung, in der Gut und Böse klar verteilt sind – und zwar entlang der eigenen Parteigrenzen.

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, wie stark politische Identität zum Teil der eigenen Persönlichkeit wird. In einer Zeit, in der Debatten ohnehin häufig emotional und polarisiert geführt werden, trägt diese unbewusste Projektion zur weiteren Verengung des Diskurses bei. Differenzierung wird ersetzt durch gefühlte Wahrheiten. Das gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt, weil es die Bereitschaft zum Perspektivwechsel untergräbt.

Wenn demokratische Verständigung gelingen soll, braucht es nicht nur Fakten und Argumente, sondern auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Die Fantasie als Projektionsfläche politischer Überzeugungen zu entlarven, ist ein erster Schritt – aber längst nicht der letzte.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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