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  • 17.04.2025 – Apotheken-News: Apotheken im Spannungsfeld: Rezeptbetrug, Finanzdruck, Therapieumbruch, Versorgungsrisiken
    17.04.2025 – Apotheken-News: Apotheken im Spannungsfeld: Rezeptbetrug, Finanzdruck, Therapieumbruch, Versorgungsrisiken
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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken im Spannungsfeld: Rezeptbetrug, Finanzdruck, Therapieumbruch, Versorgungsrisiken

 

Zwischen Coaching, Nullretax, Tamoxifen und Alzheimer – wenn der pharmazeutische Alltag von Systemlücken und Innovationsdruck geprägt ist

Coaching etabliert sich in Apotheken zunehmend als strategisches Instrument zur Entlastung, während professionelle Rezeptfälschungen mit teuren GLP-1-Präparaten die wirtschaftliche Existenz bedrohen. Parallel warnen Krankenkassen vor finanziellen Schieflagen und drängen auf politische Kurskorrektur. In der Versorgung setzen sich neue Leitlinien durch – etwa der gezielte Verzicht auf Antibiotika bei Harnwegsinfekten –, doch die praktische Umsetzung erfordert Ressourcen, die vielerorts fehlen. Das Brustkrebsmittel Tamoxifen bleibt trotz erhöhter Festbeträge schwer verfügbar, weil wirtschaftliche Anreize weiterhin fehlen. Und bei Alzheimer eröffnet eine neue Therapie zwar Hoffnung, setzt aber rechtzeitige Diagnosen voraus – ein Anspruch, dem das System oft nicht gerecht wird. Zwischen Überlastung, Innovation und politischem Zögern wird deutlich: Die Apotheke ist kein Randakteur, sondern zentraler Schauplatz eines überfälligen Wandels.


Coaching in Apotheken ist längst kein Randthema mehr, sondern entwickelt sich zunehmend zu einem zentralen strategischen Instrument im Apothekenalltag. Angesichts wachsender Herausforderungen durch Personalengpässe, wirtschaftlichen Druck, sich wandelnde Kundenbedürfnisse sowie neue regulatorische Anforderungen suchen viele Inhaber gezielt nach professioneller Unterstützung, um ihre Strukturen zu optimieren und sich selbst zu entlasten. Dabei steht Coaching für deutlich mehr als bloße Einzelberatung: Es geht um die systematische Entwicklung von Führungsstärke, die Förderung konstruktiver Teamkommunikation, den reflektierten Umgang mit Stress und Überforderung sowie die strategische Weiterentwicklung der Unternehmenskultur. Gleichzeitig wirft dieser Trend Fragen zur Qualität und Zielsetzung der Angebote auf. Wer coacht wen – auf welcher fachlichen Basis? Während manche Apotheken auf branchenerfahrene Berater setzen, bieten andere eher allgemein ausgebildete Coaches ihre Leistungen an, was in einem sensiblen und regulierten Umfeld wie der öffentlichen Apotheke auch Risiken birgt.

Parallel dazu geraten viele Apotheken in Deutschland immer stärker unter Druck durch ein systemisches Risiko: professionell organisierter Rezeptbetrug. Insbesondere hochpreisige Arzneimittel zur Behandlung von Typ-2-Diabetes wie Semaglutid und Tirzepatid sind zunehmend Ziel krimineller Aktivitäten. Die Täter agieren arbeitsteilig und mit hoher krimineller Energie. Sie erstellen täuschend echt wirkende Rezepte, nutzen entweder fiktive Arztpraxen oder missbrauchen real existierende Praxisstempel und veranlassen die Abholung über angebliche Angehörige oder Boten. Apotheken stehen dabei vor einem Dilemma: Einerseits unterliegen sie der Pflicht zur zügigen Abgabe verschriebener Medikamente, andererseits drohen bei der späteren Entdeckung eines Betrugs erhebliche wirtschaftliche Schäden durch sogenannte Nullretaxationen seitens der Krankenkassen. Die derzeitige Gemengelage aus Digitalisierungsdefiziten, rechtlicher Unsicherheit und hoher Schadenshöhe verschärft den Druck auf Apotheken, ohne dass sie über geeignete Prüfmechanismen oder realistische Präventionsmöglichkeiten verfügen.

Zugleich spitzt sich die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherung weiter zu. Die Techniker Krankenkasse (TK) fordert deshalb dringendes politisches Eingreifen zur Stabilisierung der Beitragssätze. In einer aktuellen Stellungnahme kritisiert der Verwaltungsrat der TK den Koalitionsvertrag als unzureichend, um kurzfristig gegenfinanzierende Maßnahmen zu realisieren. Die vorgesehene Expertenkommission, die bis 2027 arbeiten soll, sei aus Sicht der Krankenkasse ein Schritt in die falsche Richtung, da konkrete Maßnahmen zur kurzfristigen Beitragsentlastung fehlen. Stattdessen sei ein klarer politischer Kurswechsel nötig, um die Last nicht weiter auf Beitragszahler und Leistungserbringer abzuwälzen.

Auch aus medizinischer Sicht zeichnen sich relevante Entwicklungen ab. So gewinnt der gezielte Verzicht auf Antibiotika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten zunehmend an Bedeutung. Fachgesellschaften und medizinische Leitlinien empfehlen in vielen Fällen, zunächst auf nicht-antibiotische Therapieoptionen zu setzen, sofern der klinische Verlauf dies zulässt. Diese Strategie soll der wachsenden Bedrohung durch resistente Keime entgegenwirken, die durch den übermäßigen Einsatz antimikrobieller Medikamente gefördert wird. Patientensicherheit, Symptomkontrolle und nachhaltige Versorgungsstrategien müssen dabei in Einklang gebracht werden, was in der Praxis einen hohen Beratungsbedarf und eine enge interprofessionelle Zusammenarbeit erfordert.

Die Versorgungssituation bei essenziellen Arzneimitteln bleibt ebenfalls angespannt. Das Brustkrebsmittel Tamoxifen, das heute mit einem um 50 Prozent erhöhten Festbetrag belegt wurde, bleibt trotz der Maßnahme ein Sorgenkind. Ziel der Festbetragsanpassung ist es, durch wirtschaftlich attraktivere Konditionen die Herstellung versorgungskritischer Wirkstoffe zu sichern. Doch laut dem Generikaverband Pro Generika neutralisieren bestehende Rabattverträge und rigide Preisregulierungen die potenziellen Effekte fast vollständig. Hersteller sehen sich nach wie vor nicht in der Lage, wirtschaftlich tragfähige Produktionsentscheidungen zu treffen, was die Stabilität der Lieferketten weiter infrage stellt.

Schließlich rückt die Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen erneut in den Fokus der Fachöffentlichkeit. Mit der EU-Zulassung des Antikörpers Lecanemab steht erstmals eine medikamentöse Therapie zur Verfügung, die das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung verlangsamen kann – jedoch nur, wenn die Diagnose frühzeitig erfolgt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt, dass die bestehenden Versorgungsstrukturen nicht ausreichend auf diese Herausforderung vorbereitet sind. Viele Patientinnen und Patienten könnten das sogenannte „Therapiefenster“ verpassen, da Diagnosestellen überlastet oder nicht ausreichend vernetzt sind. Der Ruf nach besserer Früherkennung und systematischer Diagnostik wird lauter – doch es fehlt an politischen und infrastrukturellen Impulsen, um diese Versorgungslücke nachhaltig zu schließen.


Kommentar:

Coaching, Rezeptbetrug, Beitragsdruck, Therapiewechsel, Lieferengpässe, Früherkennung – der rote Faden all dieser Entwicklungen ist ein wachsendes Spannungsfeld zwischen Verantwortung und Systemversagen. Die öffentliche Apotheke steht dabei nicht nur an vorderster Front, sondern oft auch allein im Regen. Während Coaching als moderne Führungsstrategie begrüßenswert ist, darf es nicht als Pflaster für strukturelle Mängel herhalten. Wenn Apothekeninhaberinnen und -inhaber gezwungen sind, externe Begleitung zu organisieren, um den wachsenden Druck abzufedern, stellt sich die Frage, wer ihnen eigentlich den Rücken stärkt.

Das zeigt sich drastisch im Umgang mit Rezeptbetrug. Die politische Rhetorik fordert Digitalisierung und Kontrolle, lässt Apotheken aber im Ernstfall auf dem wirtschaftlichen Schaden sitzen. Nullretaxationen sind kein Instrument der Korrektur, sondern Ausdruck einer kafkaesken Verantwortungskaskade: Der Kriminelle geht straflos, die Kasse spart Geld, und die Apotheke zahlt die Zeche.

Gleichzeitig geraten die Krankenkassen selbst ins Schlingern und fordern entschlosseneres Handeln – zu Recht. Doch wo politische Konzepte fehlen und mit Kommissionen auf Zeit gespielt wird, verschärft sich die Unsicherheit im System. Wer heute Beiträge stabilisieren will, muss den Mut aufbringen, auch über Leistungsgerechtigkeit und Finanzierungslogik zu sprechen – und nicht allein über Sparmaßnahmen.

Dasselbe gilt für den Arzneimittelmarkt. Die Erhöhung des Festbetrags für Tamoxifen ist ein symbolischer Akt, aber noch lange keine Lösung. Solange Rabattverträge und Preisdeckel die Produktion wirtschaftlich unattraktiv machen, bleibt die Versorgung wackelig – gerade bei lebenswichtigen Wirkstoffen.

Auch bei der Behandlung von Harnwegsinfekten oder der Alzheimer-Früherkennung zeigt sich, wie sehr die Versorgungsrealität hinter dem medizinischen Fortschritt zurückbleibt. Der Verzicht auf Antibiotika mag medizinisch sinnvoll sein – aber nur, wenn Beratung, Monitoring und Zeitressourcen verfügbar sind. Und eine Alzheimer-Therapie, die zu spät kommt, ist eine vertane Chance.

Der gemeinsame Nenner: Es fehlt nicht an guten Ideen, sondern an struktureller Umsetzungskraft, klaren Zuständigkeiten und echtem politischem Willen. Die Apotheke bleibt auch in dieser Gemengelage der Ort, an dem alles zusammenläuft – mit all den Chancen, aber auch der vollen Verantwortung. Wer das ernst nimmt, muss die Apotheke nicht coachen – sondern endlich stärken.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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