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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die digitale Patientenakte steht vor dem Pflichtstart, doch in der Praxis herrscht Chaos. Während Lauterbach von einem Meilenstein spricht, kämpfen Pilotregionen mit technischen Problemen. Zeitgleich bröckelt die Einigkeit des Westens in der Ukraine-Politik, und die USA kehren dem neuen WHO-Pandemievertrag den Rücken. In deutschen Apotheken wird derweil um die Zukunft der Rezeptur gerungen – ein Gericht stärkt einem engagierten Apotheker den Rücken. Industrieunternehmen wie Klosterfrau und Hevert investieren Millionen in moderne Produktionslinien, während Phoenix mit seinem Payback-Modell Erfolge feiert. Neue Therapien, etwa für Hämophilie oder hormonresistenten Brustkrebs, geben Hoffnung – ebenso wie ein hochdosiertes Vitamin D von Wörwag. Doch pflanzliche Mittel wie Tribulus terrestris bleiben trotz großer Versprechen wissenschaftlich fragwürdig. Fortschritt? Ja. Aber oft nicht da, wo er am dringendsten gebraucht wird.
Die elektronische Patientenakte (ePA) steht kurz vor dem bundesweiten Start. Ab dem 29. April soll sie flächendeckend zur Verfügung stehen, die verpflichtende Nutzung ist für Oktober vorgesehen – zumindest nach dem Fahrplan des Bundesgesundheitsministeriums. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht von einem Meilenstein der digitalen Gesundheitsversorgung. Doch in der praktischen Umsetzung zeigen sich erhebliche Probleme. In den Pilotregionen Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen wird deutlich, wie holprig der digitale Wandel tatsächlich verläuft. Ärzte, Apotheken und Patienten klagen über technische Schwierigkeiten, fehlende Informationen und einen erheblichen Schulungsbedarf. Die ePA, die eigentlich einen niederschwelligen Zugang zu medizinischen Informationen ermöglichen und Doppeluntersuchungen vermeiden soll, wird in der Praxis vielfach als zusätzliche Belastung empfunden. Hinzu kommt die Sorge um Datenschutz und IT-Sicherheit – ein Thema, das im sensiblen Gesundheitsbereich besondere Relevanz hat.
Während die Digitalisierung im Gesundheitswesen schleppend voranschreitet, zeigt sich auf internationaler Bühne ein anderes Bild. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich auf einen neuen Pandemievertrag geeinigt. Ziel ist es, die globale Vorbereitung und Reaktion auf künftige Gesundheitsnotlagen zu verbessern. Die USA verweigern unter der erneuten Präsidentschaft von Donald Trump jedoch ihre Beteiligung und kündigten sogar den Austritt aus der WHO zum Januar 2026 an. Damit stellt sich die größte Volkswirtschaft der Welt bewusst außerhalb eines multilateralen Rahmens, was weltweit für Unverständnis sorgt. Die Isolation Washingtons wird insbesondere im Kontext wachsender geopolitischer Spannungen als gefährliches Signal gewertet.
Auch die europäische Einigkeit gerät unter Druck. Mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist die anfängliche Geschlossenheit des Westens weitgehend einer ernüchternden Realität gewichen. Zwar werden weiterhin Waffen geliefert und humanitäre Hilfe zugesagt, doch die Unterstützung erfolgt zunehmend selektiv, zögerlich und mit Blick auf innenpolitische Konjunkturen. Die Ukraine wird immer öfter zum Objekt politischer Opportunität. Der Krieg ist längst nicht nur ein Konflikt auf osteuropäischem Boden, sondern auch ein Lackmustest für die demokratische Belastbarkeit westlicher Staaten. Solidarität wird zunehmend zur Frage des Budgets, nicht der Überzeugung.
Auch im deutschen Gesundheitswesen spitzen sich die Fronten zu – etwa im Streit um die Rezepturherstellung in Apotheken. Der Bundesverband der Pharmazeutisch-technischen Assistent:innen (BVpta) warnt eindringlich vor dem Bedeutungsverlust dieses letzten handwerklichen Segments im Apothekenalltag. Ute Jobes, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, bezeichnet die Rezeptur als das letzte echte Apotheken-Handwerk, das keinesfalls verloren gehen dürfe. Während viele Apotheken angesichts wirtschaftlicher Belastungen und fehlender Fachkräfte ihre Herstellungskapazitäten reduzieren, fordern PTA eine Stärkung dieser Kernkompetenz. Unterstützung erhalten sie durch ein aktuelles Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main: Der Apotheker Uwe-Bernd Rose darf den nicht zugelassenen Krebswirkstoff ONC201 weiterhin im Rahmen individueller Rezepturen herstellen. Die Unterlassungsklage der Wettbewerbszentrale wurde abgewiesen. Das Gericht stellte das Patientenwohl über regulatorische Bedenken und betonte die Relevanz individueller Therapieoptionen in lebensbedrohlichen Situationen.
Auch auf der Industrieseite tut sich einiges. Der Naturheilmittelhersteller Hevert hat in Nussbaum eine neue Verpackungslinie für Solida-Formen in Betrieb genommen. Die neue Anlage erweitert die Produktionskapazitäten und soll den Standort langfristig sichern. Die Inbetriebnahme erfolgte rund anderthalb Jahre nach Beginn der Planungsarbeiten und wird als Meilenstein in der Weiterentwicklung der firmeneigenen Infrastruktur gewertet. Parallel dazu investiert auch das Traditionsunternehmen Klosterfrau kräftig: Mit einem Volumen von 60 Millionen Euro soll der Berliner Standort modernisiert und für die Herstellung steriler Arzneimittel ausgebaut werden. Die erste neue Anlage für vorgefüllte Spritzen wurde im Rahmen eines Festakts in Betrieb genommen.
Auch der Pharmagroßhändler Phoenix meldet sich zu Wort: Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Partnerschaft mit dem Bonusprogramm Payback zieht das Unternehmen Bilanz. Im Jahr 2024 wurden über 330 Millionen Payback-Punkte an Kunden vergeben – Grundlage war ein Non-Rx-Umsatz von 130 Millionen Euro. Die Zahlen unterstreichen die Bedeutung digitaler Kundenbindungsprogramme im zunehmend wettbewerbsintensiven Apothekenmarkt.
Auf der Produktebene setzt Wörwag mit Soligamma 20.000 I.E. ein Zeichen. Das neue verschreibungspflichtige Vitamin-D-Präparat enthält 500 Mikrogramm Colecalciferol pro Weichkapsel und richtet sich an Erwachsene mit diagnostiziertem Mangel. Es ergänzt das bisherige Sortiment an rezeptfreien Produkten und fokussiert auf eine gezielte therapeutische Versorgung. In der Onkologie wird unterdessen ein dualer Wirkstoffansatz zur Bekämpfung hormoneller Resistenzen bei Estrogenrezeptor-positivem Brustkrebs erprobt. Die neuen dualen Aromatase-Steroidsulfatase-Inhibitoren sollen durch kombinierte Enzymhemmung eine effektivere Kontrolle des Tumorwachstums ermöglichen und Resistenzen überwinden helfen, die unter Standardtherapien häufig auftreten.
Für Hämophilie-Patienten mit Hemmkörpern steht mit Alhemo® (Concizumab) ein innovatives Medikament vor dem Markteintritt. Der Antikörper blockiert gezielt den Gewebeweg-Hemmer TFPI und stellt eine subkutane Behandlungsoption für Jugendliche und Erwachsene dar, bei denen klassische Faktorpräparate nicht mehr wirksam sind. Die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur erfolgte im Dezember 2024, der Marktstart ist für dieses Jahr geplant.
Abseits der großen Schlagzeilen rückt auch die Frage nach der Wirksamkeit pflanzlicher Mittel erneut in den Fokus. Tribulus terrestris, oft in Nahrungsergänzungsmitteln als Potenzmittel beworben, wurde in einem aktuellen systematischen Review unter die Lupe genommen. Das Ergebnis fällt differenziert aus: Zwar gibt es Hinweise auf hormonelle Effekte, doch die klinische Relevanz bleibt unklar. Die Studienlage ist dünn, die Effekte bestenfalls moderat – und oft statistisch nicht signifikant. Die Hoffnung auf eine pflanzliche Alternative bei erektiler Dysfunktion bleibt damit vorerst Wunschdenken.
Die elektronische Patientenakte, der WHO-Pandemievertrag, Kriegsunterstützung, pharmazeutisches Handwerk und Hightech-Innovationen – all diese Themen eint ein gemeinsamer Nenner: der Anspruch, Fortschritt zu gestalten und Strukturen krisenfest zu machen. Doch zwischen politischem Pathos und der Realität vor Ort klafft eine beunruhigende Lücke. Der Start der ePA etwa soll ein Meilenstein sein – tatsächlich aber stolpert das Projekt über technische Unzulänglichkeiten und unzureichende Vorbereitung. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens bleibt ein Flickenteppich, in dem Vision und Wirklichkeit nur selten deckungsgleich sind.
Dass ausgerechnet Apotheker mit Rezepturherstellungen Leben retten und sich vor Gericht gegen Bürokratie behaupten müssen, während gleichzeitig Millionenbeträge in Bonuspunkte oder neue Spritzenlinien fließen, offenbart ein strukturelles Ungleichgewicht: Innovation darf kein Selbstzweck sein, sondern muss den Menschen dienen – individuell, praktikabel, und mit gesundem Maß an Bodenhaftung. Auch international zeigt sich, wie brüchig die Koordinierung ist, wenn egoistische Rückzüge wie der der USA aus der WHO das globale Miteinander gefährden. Solidarität wird zur rhetorischen Hülle, sobald nationale Interessen dominieren.
Derweil geraten pharmazeutische Fachkräfte und PTA zunehmend in den Schatten politischer und ökonomischer Narrative. Sie verteidigen das letzte echte Handwerk der Apotheken, kämpfen gegen Bedeutungsverlust – und stehen dabei sinnbildlich für viele, die das Fundament unseres Gesundheitswesens bilden, aber kaum Gehör finden. Ebenso erinnert die wissenschaftlich entzauberte Hoffnung auf pflanzliche Mittel wie Tribulus terrestris daran, dass Fortschritt auch Ehrlichkeit braucht – vor allem, wenn Erwartungen und Evidenz auseinanderdriften.
Was wir brauchen, ist kein Fortschrittsmantra, sondern eine Fortschrittsverantwortung: für Systeme, die funktionieren, für Berufe, die anerkannt bleiben, und für Politik, die nicht nur gestaltet, sondern auch versteht.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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