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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Rezeptfälschungen nehmen zu – oft professionell vorbereitet, strategisch platziert und schwer erkennbar. Apothekenteams stehen damit unter wachsendem Druck: Sie müssen in Sekunden entscheiden, ob ein Rezept echt ist, dabei rechtlichen Vorgaben genügen und zugleich Eskalationen vermeiden. Zwischen Zeitmangel, unklaren Haftungsfragen und fehlender Systemunterstützung entsteht ein Alltag, in dem jeder Fehler teuer werden kann. Wer nicht strukturiert vorgeht, läuft Gefahr, zur letzten und zugleich schwächsten Kontrollinstanz eines lückenhaften Systems zu werden.
Rezeptbetrug ist ein stetig wachsendes Risiko für öffentliche Apotheken in Deutschland. Während sich Kriminelle zunehmend professionalisieren und gezielt Schwachstellen im System ausnutzen, bleiben Apotheken vielfach auf sich allein gestellt. Die Folgen können erheblich sein – nicht nur finanziell, sondern auch rechtlich und organisatorisch. Wer unwissentlich gefälschte Rezepte beliefert, riskiert Retaxationen, Anzeigen und im schlimmsten Fall den Vorwurf grober Fahrlässigkeit. Umso wichtiger ist es, dass Apothekenteams nicht nur sensibilisiert sind, sondern auch wissen, wie sie im Verdachtsfall richtig handeln.
Die Täter agieren meist systematisch. Sie wählen gezielt Apotheken aus, bei denen sie mit geringem Entdeckungsrisiko rechnen – insbesondere solche mit hoher Kundenfrequenz, anonymem Publikum oder Personalengpässen. In der Praxis zeigt sich: Fälschungen werden häufig zu Stoßzeiten vorgelegt, etwa am späten Nachmittag, kurz vor Ladenschluss oder während des Wochenend- und Feiertagsnotdienstes. Die eingeschränkte Erreichbarkeit von Arztpraxen in diesen Zeitfenstern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Rückfragen unterbleiben – genau darauf setzen die Täter.
Ein weiteres typisches Muster ist die Kombination aus unbekannten Kunden und auswärtigen Arztpraxen. Wenn der Patient nicht im Apothekenumfeld bekannt ist und das Rezept von einer Praxis stammt, die sich weit außerhalb des regionalen Einzugsgebiets befindet, sollte besondere Vorsicht geboten sein. Vor allem dann, wenn weder eine plausible Erklärung für die Entfernung noch ein erkennbarer Bezug zum Aufenthaltsort besteht, sollte das Apothekenteam misstrauisch werden.
Auch das Rezept selbst kann Auffälligkeiten aufweisen. Ungenaue oder unübliche Dosierungsangaben, Korrekturen ohne Gegenzeichnung, ein uneinheitliches Schriftbild oder verdächtig wirkende Stempel gehören zu den klassischen Warnsignalen. Besonders im Fokus stehen dabei Verordnungen von Medikamenten mit Missbrauchspotenzial, wie hochdosierte Schmerzmittel oder Psychopharmaka, sowie teure Arzneimittel, die sich auf dem Schwarzmarkt weiterveräußern lassen.
Ein weiteres Indiz ist die telefonische Vorbestellung solcher Präparate. Hier geht es den Betrügern vor allem darum, sicherzustellen, dass das gewünschte Medikament vorrätig ist. Auffällige Mengen, ungewöhnlich hohe Dosierungen oder explizite Forderungen nach bestimmten Präparaten – ohne dass ein persönlicher Bezug zur Praxis erkennbar ist – sollten Anlass für eine vertiefte Prüfung sein.
Doch Warnzeichen allein genügen nicht. Entscheidend ist, wie Apothekenteams intern damit umgehen. Klare Abläufe zur Prüfung und Bearbeitung verdächtiger Rezepte sind unerlässlich. Wer entscheidet über die Abgabe oder Ablehnung? Welche Rücksprachewege mit Arztpraxen sind etabliert? Welche Schritte zur Dokumentation werden verbindlich eingehalten? Gerade in angespannten Situationen braucht es eindeutige Entscheidungsstrukturen.
Ebenso wichtig ist die regelmäßige Schulung aller Mitarbeitenden. Nur wer typische Muster kennt und weiß, wie Täter vorgehen, kann im entscheidenden Moment richtig reagieren. Dabei sollten nicht nur pharmazeutisch-technische Kenntnisse vermittelt werden, sondern auch kommunikative Kompetenzen: Wie äußert man begründeten Verdacht gegenüber Kunden? Wie vermeidet man Eskalationen? Und wie lässt sich der Spagat zwischen Patientenservice und Schutzpflicht für den Betrieb bewältigen?
Nicht zuletzt spielt auch die psychologische Komponente eine Rolle. Der Umgang mit aggressiven oder manipulativen Kunden, die versuchen, Druck auszuüben oder Verunsicherung zu erzeugen, gehört mittlerweile zum Berufsalltag. Eine gelebte Fehlerkultur, bei der Unsicherheiten offen kommuniziert und Erfahrungen im Team ausgetauscht werden, ist deshalb genauso wichtig wie technische Abläufe.
Rezeptbetrug lässt sich nicht vollständig ausschließen – aber durch strukturierte Abläufe, ein geschultes Auge und eine konsequente interne Kommunikation lässt sich das Risiko signifikant senken. In einer Zeit, in der Apotheken ohnehin unter zunehmendem wirtschaftlichen und organisatorischen Druck stehen, ist dies keine bloße Vorsichtsmaßnahme, sondern eine betriebliche Notwendigkeit.
Kommentar: Zwischen Systemlücke und Alltagsdruck – warum Apotheken beim Rezeptbetrug allein gelassen werden
Die Verantwortung für die Echtheit ärztlicher Verordnungen liegt in der Praxis fast vollständig bei den Apotheken. Eine Realität, die nicht nur fachlich, sondern auch politisch brisant ist. Denn obwohl Apotheken keinerlei Einfluss auf die Ausstellung eines Rezepts haben, müssen sie im Zweifel für dessen Fälschung geradestehen – sei es durch Retaxationen der Krankenkassen, Regressforderungen oder strafrechtliche Ermittlungen. Das offenbart ein strukturelles Ungleichgewicht im Gesundheitssystem.
Während sich Kriminelle immer besser auf die Schwachstellen im Apothekenalltag einstellen, bleibt die Unterstützung durch Behörden, Kammern oder Kassen oft vage. Hinweise auf Fälschungswellen oder Täterprofile erreichen Apotheken – wenn überhaupt – mit erheblicher Verzögerung. Eine zentrale Meldestelle, die aktuelle Fälle bündelt, Warnsignale systematisch aufbereitet und Apothekenteams aktiv informiert, existiert bislang nicht. Dabei wäre genau das dringend notwendig, um dem Problem auf systematischer Ebene zu begegnen.
Hinzu kommt: Der politische Diskurs über Digitalisierung, Bürokratieabbau und Patientenorientierung lässt die Realität der Apothekenpraxis häufig außen vor. Statt den Fokus auf praxistaugliche Sicherheitsmechanismen zu legen, wird an anderer Stelle weiter reguliert. Dass viele Apotheken inzwischen selbst interne Strukturen zur Betrugserkennung aufbauen müssen – inklusive Schulungen, Dokumentationen und klarer Meldewege – ist Ausdruck einer Überforderung, die auf Dauer nicht tragfähig ist.
Auch rechtlich herrscht Unsicherheit. Wann ist ein Rezept "offensichtlich gefälscht"? Welche Prüfpflichten bestehen konkret, und wann beginnt eine mögliche Haftung? Antworten darauf bleiben oft diffus – mit dem Ergebnis, dass sich Apotheken im Zweifel für eine Abgabe entscheiden, um keine Versorgungslücke zu verursachen, und damit unter Umständen ins Risiko gehen.
Rezeptbetrug ist kein Randphänomen, sondern ein Symptom dafür, dass die Last der Verantwortung in der Versorgungskette ungleich verteilt ist. Wer Apotheken in dieser Rolle ernst nimmt, muss ihnen mehr geben als Appelle zur Wachsamkeit. Es braucht verbindliche Standards, rechtliche Klarheit und operative Unterstützung. Bis dahin bleibt Rezeptprüfung ein Hochseilakt – bei dem Apothekenteams täglich zwischen Sorgfalt, Stress und Systemversagen balancieren.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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