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  • 23.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Wenn Apotheken haften, Patienten sparen und die Digitalisierung holpert
    23.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Wenn Apotheken haften, Patienten sparen und die Digitalisierung holpert
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Apotheken geraten immer häufiger zwischen gesetzliche Pflichten und wirtschaftliche Zumutungen: Wer beraten will, haftet – auch wenn de...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Wenn Apotheken haften, Patienten sparen und die Digitalisierung holpert

 

Beratung unter Risiko, Erstattungskürzungen, Systemfehler bei der EPA und neue Wege in Forschung, Coaching und Versorgung belasten das Gesundheitssystem auf breiter Front

Apotheken geraten immer häufiger zwischen gesetzliche Pflichten und wirtschaftliche Zumutungen: Wer beraten will, haftet – auch wenn der gute Wille im Vordergrund steht. Die Verantwortung für mögliche Fehler reicht vom falschen Hinweis auf Wechselwirkungen bis zur unzureichenden Dokumentation bei erstattungsrelevanten Arzneien. Gleichzeitig geraten Apotheken durch Festbetragsanpassungen finanziell ins Wanken, selbst wenn die Abgabe medizinisch notwendig und formal korrekt war. Derweil rollt mit der elektronischen Patientenakte eine Digitalreform an, deren Start bereits von Systemfehlern begleitet wird – und ab Oktober verpflichtend wird. Während sich manche Betriebe in Coachingmaßnahmen retten, bleibt der Coachingmarkt selbst weitgehend unreguliert. Niedersachsen meldet derweil einen historischen Tiefstand bei der Apothekenzahl – und warnt vor Versorgungslücken. Parallel präsentiert sich das Apothekenwesen digitaler denn je: Eine virtuelle Apotheke soll Nachwuchs gewinnen. Auch global wird die Branche gefordert: Die deutsche Pharmaindustrie sieht sich Exportchancen und neuen Zollrisiken gegenüber. In der Forschung weckt ein Onkologikum Hoffnung bei Lungenfibrose, während eine neue Mpox-Klade Europas Gesundheitsbehörden alarmiert. Konsumtrends und Therapiestrategien verändern sich: Meerwasserprodukte erobern das Nasensortiment, moderne Antiemese begleitet die Krebstherapie differenzierter denn je, und selbst banale Nasenduschen rücken medizinisch in den Fokus. Sicherheit bleibt zentral – vor allem für ältere Reisende, die Urlaub nicht ohne ärztliche Nähe planen. Ein vielschichtiger Blick auf ein System, das in Bewegung ist – und an vielen Stellen unter Druck steht.

 

Beratungsfehler in der Apotheke: Wenn guter Wille haftungspflichtig wird

Apotheken nehmen im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle ein – nicht nur als Arzneimittelabgabestellen, sondern zunehmend als niedrigschwellige Beratungsinstanzen. Doch genau diese beratende Funktion birgt ein rechtliches Risiko, das häufig unterschätzt wird: die Haftung für Beratungsfehler. Wer als Apothekenbetreiber Kundinnen und Kunden zu Medikamenten, Wechselwirkungen, Dosierungen oder Gesundheitsprodukten berät, übernimmt Verantwortung – mit juristischer Tragweite.

Grundsätzlich gilt: Der Apothekenleiter haftet für Fehler, die im Rahmen der pharmazeutischen Beratung gemacht werden – sowohl für eigene Versäumnisse als auch für die seiner angestellten Apothekerinnen und Apotheker sowie des pharmazeutischen Personals. Kommt es infolge einer fehlerhaften oder unterlassenen Beratung zu einem gesundheitlichen Schaden, kann dies sowohl zivilrechtliche als auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Schadensersatzforderungen von Patientenseite, Regressforderungen durch Krankenkassen und strafrechtliche Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung sind denkbare Folgen.

Ein häufiger Fehler: Die Beratung erfolgt nur oberflächlich oder wird aus Zeitdruck unterlassen – etwa bei OTC-Arzneimitteln, bei denen das Risiko von Wechselwirkungen oder Kontraindikationen unterschätzt wird. Auch die unzureichende Dokumentation von Beratungsvorgängen kann sich im Nachhinein als fatal erweisen, wenn Aussagen nicht mehr belegbar sind. In jüngerer Vergangenheit wurden mehrere Fälle bekannt, bei denen Apotheken nach Abgabe eines Medikaments ohne ausreichende Warnung vor Risiken oder ohne Rückfrage zu Vorerkrankungen haftbar gemacht wurden – mit teils erheblichen finanziellen und reputativen Folgen.

Für Apothekenbetreiber bedeutet das: Die Absicherung über eine branchenspezifische Berufshaftpflichtversicherung ist nicht optional, sondern existenziell. Diese sollte ausdrücklich Beratungsleistungen und typische Schadensszenarien im Apothekenbetrieb abdecken – auch im Zusammenhang mit pharmazeutischen Dienstleistungen, die künftig an Bedeutung gewinnen. Standardpolicen reichen in der Regel nicht aus, da sie branchenspezifische Risiken wie fehlerhafte Medikationsanalysen oder Beratung zu Medizinprodukten oft nicht im vollen Umfang berücksichtigen.

Besonders kritisch ist der Graubereich zwischen fachlicher Beratung und individueller Therapieempfehlung. Apotheker dürfen nicht diagnostizieren oder verschreibungspflichtige Behandlungen anregen – tun sie es doch, bewegen sie sich juristisch auf dünnem Eis. Auch Produktempfehlungen im Bereich Nahrungsergänzungsmittel oder pflanzliche Arzneimittel sollten sachlich, indikationsbezogen und evidenzbasiert erfolgen. Fehlt diese Grundlage, kann selbst eine gut gemeinte Empfehlung zur Haftungsfalle werden.

Neben der Versicherungspflicht spielt auch die interne Organisation eine Schlüsselrolle. Schulungen des Personals, klare Zuständigkeiten und eine standardisierte Dokumentation von Beratungsvorgängen sind unerlässlich, um im Streitfall handlungsfähig zu bleiben. Der Apothekerberuf ist ein Heilberuf – und unterliegt damit einem hohen Maß an Sorgfalts- und Aufklärungspflicht. Wer diesem Anspruch nicht gerecht wird, riskiert mehr als nur ein unzufriedenes Beratungsgespräch.

Der Beratungsauftrag in Apotheken wird politisch begrüßt und strukturell ausgeweitet – ohne dass die haftungsrechtlichen Folgen ausreichend in den Fokus rücken. Dabei ist längst klar: Wer im Alltag zwischen Verfügbarkeit, Personalmangel und Kundenandrang jongliert, läuft Gefahr, Fehler zu machen. Und anders als oft angenommen, endet die Verantwortung nicht mit dem Ladenschluss – sie beginnt mit jedem Satz, der über die Theke geht.

Die Erwartung, Apotheker müssten umfassend, spontan und rechtssicher beraten, steht im eklatanten Widerspruch zu den realen Arbeitsbedingungen. Trotzdem haftet am Ende der Betreiber – auch für Fehler, die unter Zeitdruck oder wegen fehlender Informationen passieren. Die Rechtsprechung hat in der Vergangenheit wenig Milde gezeigt, wenn es um Aufklärungslücken, unterlassene Hinweise oder falsch beratene Indikationen ging. Das Argument „gut gemeint“ schützt nicht vor Haftung.

Umso zentraler ist die Absicherung durch eine spezialisierte Berufshaftpflichtversicherung – nicht als Randnotiz, sondern als betriebliche Notwendigkeit. Sie schützt nicht nur vor ruinösen Forderungen, sondern ist ein Signal an das Team: Ihr dürft beraten – aber nicht ungeschützt. Denn die Beratung ist kein Zusatzdienst, sondern eine Kernleistung mit rechtlicher Sprengkraft.

Apotheken müssen ihre Rolle zwischen Gesundheitsberatung, Produktsicherheit und rechtlicher Verantwortung ernst nehmen – und sich entsprechend professionell absichern. Wer in dieser Gemengelage nicht vorausschauend handelt, riskiert mehr als nur Imageschäden. Er riskiert die eigene Existenz.

 

Elektronische Patientenakte: Start mit Systemfehler

Am 29. April beginnt der bundesweite Rollout der elektronischen Patientenakte (EPA) – ein Meilenstein der Digitalstrategie im deutschen Gesundheitswesen. Ab dem 1. Oktober wird ihre Nutzung für Arztpraxen und Apotheken verpflichtend. Bereits jetzt wurden laut Bundesgesundheitsministerium mehr als 70 Millionen Akten angelegt. Über 90 Prozent der Praxen seien demnach technisch vorbereitet. Dennoch mehren sich kritische Stimmen, die vor strukturellen Mängeln und mangelnder Inklusion warnen.

Insbesondere der Sozialverband VdK mahnt an, dass Menschen mit Behinderung bislang nicht gleichberechtigt am Projekt teilhaben können. Die Krankenkassen seien bei der Umsetzung nicht frühzeitig zur Einhaltung von Barrierefreiheitsstandards verpflichtet worden, was in der Praxis zu massiven Zugangshürden führe. Der Verband sieht darin nicht nur ein Versäumnis, sondern eine systematische Benachteiligung. Gerade für Menschen mit komplexen Erkrankungen, die regelmäßig auf eine verlässliche medizinische Dokumentation angewiesen sind, könne die EPA einen echten Nutzen stiften. Der faktische Ausschluss aufgrund nicht barrierefreier Anwendungen konterkariere jedoch diesen Anspruch.

Hinzu kommt eine anhaltende Unsicherheit hinsichtlich des Datenschutzes. Zwar beteuert das Bundesgesundheitsministerium, dass bekannte Schwachstellen geschlossen und die Datensicherheit umfassend verbessert worden seien. Doch die öffentliche Wahrnehmung hinkt hinterher. Warnungen von IT-Sicherheitsexperten, Medienberichten über potenzielle Datenlecks sowie die Sorge um den Schutz sensibler Gesundheitsinformationen wirken nach. In vielen Köpfen hat sich das Bild eines digitalen Risikos festgesetzt – eine Hypothek für ein Projekt, das auf Vertrauen angewiesen ist.

Zwar begrüßen viele Fachverbände die Grundidee der EPA, da sie medizinische Prozesse effizienter machen und unnötige Doppeluntersuchungen vermeiden könne. Doch der Weg dorthin wird durch grundlegende Konstruktionsfehler erschwert. Der Ausschluss bestimmter Nutzergruppen und die unzureichende Kommunikationsstrategie zur Sicherheitspolitik des Systems lassen Zweifel an der sozialen Tragfähigkeit der Reform aufkommen.

Die elektronische Patientenakte ist kein technisches Update – sie ist ein Versprechen auf Teilhabe und Transparenz im Gesundheitswesen. Doch wer dieses Versprechen gibt, muss es auch halten. Der Ausschluss von Menschen mit Behinderung ist kein Detailproblem, sondern ein strukturelles Versagen, das das Ziel der EPA – eine gerechtere, bessere Versorgung – ad absurdum führt. Auch der Umgang mit Sicherheitsbedenken wirkt wie eine Pflichtübung, statt als echter Dialog mit einer verunsicherten Öffentlichkeit.

Vertrauen lässt sich nicht verordnen – es muss erarbeitet werden. Dazu gehört, digitale Barrieren abzubauen, bevor man Systeme verpflichtend macht. Und es heißt, Sorgen ernst zu nehmen, statt sie wegzudiskutieren. Der digitale Fortschritt darf nicht nur die erreichen, die schon alle Türen offen vorfinden. Wer das ignoriert, gefährdet nicht nur das Projekt EPA, sondern auch das Vertrauen in eine moderne Gesundheitspolitik.

 

Versorgungspflicht ohne Rückhalt: Apotheken unter Druck durch Festbetragsanpassungen

Ein Fall aus Blankenburg in Sachsen-Anhalt zeigt exemplarisch, wie fragil die wirtschaftliche Grundlage vieler Apotheken geworden ist. Eine Apotheke hatte ein hochpreisiges Medikament korrekt und fristgerecht abgegeben – die Versorgung war medizinisch notwendig, die Dokumentation vollständig. Doch mit dem Beginn des neuen Monats trat eine geänderte Festbetragsregelung in Kraft. Die Krankenkasse erkannte den Preis zum Zeitpunkt der Abgabe nicht mehr an und kürzte die Erstattung um rund 1.500 Euro. Die Differenz blieb an der Apotheke hängen.

Diese Art der Retaxation – also die vollständige oder teilweise Verweigerung der Erstattung durch die Kassen – gehört mittlerweile zum Alltag vieler Apotheken. Sie erfolgt oft nicht aufgrund inhaltlicher Fehler, sondern wegen formaler Details wie zeitlicher Überschneidungen mit neuen Preislisten oder kurzfristig geänderten Rabattverträgen. Der betroffene Fall zeigt, wie schwer es Apotheken gemacht wird, Versorgungspflicht und betriebswirtschaftliche Sicherheit miteinander zu vereinbaren.

Die Informationslage ist ein zentrales Problem: Preisänderungen und Festbetragsanpassungen werden zwar veröffentlicht, doch nicht immer rechtzeitig, umfassend oder in einer für den Versorgungsalltag verwertbaren Form. Apotheken müssen Rezepte unter Zeitdruck bearbeiten, ohne in jedem Einzelfall eine tagesaktuelle Preisrecherche durchführen zu können. Bei hohem Rezeptvolumen, Personalengpässen und ständig wechselnden Regelungen ist die Fehleranfälligkeit groß – und die Konsequenzen mitunter existenzbedrohend.

Besonders betroffen sind hochpreisige Arzneimittel. Bei ihnen kann eine einzige Rezeptabrechnung, die mit einer rückwirkenden oder über Nacht gültigen Regelung kollidiert, zu einem finanziellen Schaden in vierstelliger Höhe führen. Die Apotheke in Blankenburg ist damit kein Einzelfall, sondern Teil einer strukturellen Schieflage, die sich durch das gesamte Apothekenwesen zieht.

Interne Kontrollsysteme, Softwarelösungen und Schulungen helfen nur begrenzt, solange sich rechtliche und vertragliche Rahmenbedingungen laufend und mit zu wenig Vorlauf ändern. Der Abschluss spezieller Versicherungen gegen Vermögensschäden infolge von Retaxationen wird inzwischen häufiger in Betracht gezogen – kann aber die systemische Unsicherheit nicht beheben. Vielmehr stellt sich die Frage, ob es vertretbar ist, dass ein gesetzlich verpflichteter Leistungserbringer überhaupt auf solche Absicherungsinstrumente zurückgreifen muss, um finanzielle Risiken zu mindern, die durch gesetzgeberische und verwaltungstechnische Defizite entstehen.

Der Monatswechsel markiert in diesem Zusammenhang eine besonders kritische Phase: Neue Preise gelten oft ab dem ersten Kalendertag eines Monats, unabhängig davon, ob eine Belieferung am Vortag medizinisch notwendig und rechtlich zulässig war. Diese Praxis ist nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht problematisch, sondern auch ethisch fragwürdig, da sie Apotheken in eine Zwangslage bringt: entweder sie liefern zeitnah – und riskieren Verluste – oder sie verzögern die Versorgung zulasten der Patientensicherheit.

Der Fall aus Blankenburg steht exemplarisch für ein strukturelles Missverhältnis im Gesundheitswesen: Apotheken sind rechtlich verpflichtet, Patientinnen und Patienten zeitnah mit dringend benötigten Medikamenten zu versorgen – zugleich tragen sie das volle ökonomische Risiko, wenn sich Preisregelungen kurzfristig ändern. Dass eine korrekte, medizinisch gebotene Arzneimittelabgabe zu einem vierstelligen Verlust führen kann, offenbart eine gefährliche Schieflage.

Retaxationen sind in ihrer ursprünglichen Idee ein legitimes Instrument, um Abrechnungsfehler zu korrigieren. Inzwischen jedoch haben sie sich zu einem bürokratischen Druckmittel entwickelt, das Apotheken in ihrer Rolle als Versorgungspartner schwächt. Nicht inhaltliche Fehler, sondern zeitliche Details und unklare Übergangsfristen führen zu finanziellen Sanktionen. Die Folge ist eine Unsicherheit, die längst über Einzelfälle hinausgeht und das Vertrauen in die Systemlogik untergräbt.

Zudem zeigt sich ein massives strukturelles Ungleichgewicht: Krankenkassen verfügen über zentral gesteuerte Prozesse, juristische Expertise und umfassende Datensysteme. Apotheken hingegen müssen in Echtzeit auf sich ständig ändernde Rahmenbedingungen reagieren – mit begrenzten personellen und technischen Ressourcen. Dass dabei Fehler entstehen oder Fristen versäumt werden, ist nicht nur nachvollziehbar, sondern systemisch vorprogrammiert.

Was jetzt gebraucht wird, ist keine Diskussion über Schuld oder Sorgfaltspflicht, sondern ein grundlegender Umbau des Abrechnungs- und Informationssystems. Preisänderungen müssen mit ausreichendem Vorlauf angekündigt werden, verbindliche Übergangsregelungen eingeführt und ein Schutzmechanismus vor rückwirkenden Retaxationen etabliert werden. Ebenso braucht es eine zentrale Plattform mit verlässlichen und tagesaktuellen Informationen für Apotheken.

Solange diese Reformen ausbleiben, bleibt die Versorgungssicherheit in Deutschland brüchig. Apotheken werden gezwungen, täglich zwischen rechtlicher Verpflichtung und betriebswirtschaftlicher Vernunft abzuwägen – ein Zustand, der weder Patientinnen und Patienten noch dem Gesundheitswesen insgesamt gerecht wird. Wer Versorgung fordert, muss sie auch absichern – und das gilt nicht nur für Medikamente, sondern auch für die, die sie bereitstellen.

 

Coaching in Apotheken: Ein unregulierter Markt zwischen Hilfsversprechen und Führungsdefiziten

Coaching hat sich in den vergangenen Jahren als gefragtes Instrument zur Unterstützung von Veränderungsprozessen, Teamdynamik und individueller Entwicklung etabliert – auch in der öffentlichen Apotheke. Ob zur Konfliktlösung, zur Förderung von Resilienz oder zur Reflexion von Führungsverhalten: Immer mehr Apothekenleitungen greifen auf externe Coaches zurück, um die wachsenden Anforderungen an Betriebsführung und Personalmanagement zu bewältigen. Der Bedarf ist nachvollziehbar – der Berufsalltag in Apotheken ist von zunehmender Komplexität, wirtschaftlichem Druck und personellen Engpässen geprägt. Doch die Entscheidung für ein Coaching-Angebot birgt mehr Fallstricke, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

Zentraler Schwachpunkt ist die fehlende Regulierung des Coaching-Markts. Der Begriff „Coach“ ist in Deutschland nicht geschützt, eine standardisierte Ausbildung ist ebenso wenig vorgeschrieben wie ein verbindlicher ethischer Kodex. In der Folge agieren auf dem Markt Akteure mit höchst unterschiedlichem fachlichen Hintergrund – von psychologisch geschulten Fachkräften mit systemischer Zusatzausbildung bis hin zu selbsternannten Lebensberatern mit oberflächlichem Methodentraining. Diese Intransparenz stellt insbesondere Apothekenleitungen vor große Herausforderungen, die weder Zeit noch Expertise haben, um Qualität verlässlich zu beurteilen.

Verstärkt wird das Problem durch die steigende Erwartungshaltung an Coaching. Viele Apothekeninhaber verbinden mit einem Coachingprozess die Hoffnung, komplexe personelle oder strukturelle Probleme zu entschärfen – etwa durch bessere Kommunikation im Team, neue Impulse für Führung oder einen Perspektivwechsel bei Belastungsthemen. Doch solche Erwartungen können Coaching überfordern. Nicht selten fehlen klare Zieldefinitionen, ein methodisches Konzept oder ein gemeinsames Verständnis über Reichweite und Grenzen der Maßnahme. Das Risiko ist hoch, dass Coaching als Allheilmittel genutzt wird – in der Annahme, es könne Konflikte lösen, Motivation fördern und zugleich betriebliche Schwächen kaschieren.

Besonders problematisch ist die zunehmende Verwischung der Grenzen zur psychologischen Betreuung. Viele Coaches bieten an, auch mit emotionalen Krisen, Erschöpfung oder persönlichen Blockaden zu arbeiten – oft ohne therapeutische Qualifikation. Gerade in Apothekenteams, die unter Dauerbelastung stehen und mit realen psychischen Herausforderungen konfrontiert sind, kann dies gefährlich sein. Die Verantwortung für psychische Stabilität lässt sich nicht auf ein Coaching auslagern – schon gar nicht ohne klare Abgrenzung zur Therapie und ohne Schutzmechanismen für die betroffenen Mitarbeitenden.

Hinzu kommt, dass Coachingmaßnahmen häufig isoliert durchgeführt werden – ohne strategische Einbettung in ein betriebliches Gesamtkonzept. Sie werden als Reaktion auf akute Konflikte oder Beschwerden eingesetzt, nicht selten ohne vorherige Ursachenanalyse oder Begleitmaßnahmen. Die Gefahr besteht, dass Coaching zur punktuellen Symptombehandlung verkommt. Solche Kurzinterventionen führen oft zu kurzfristigen Effekten, können jedoch keine nachhaltige Veränderung bewirken, wenn strukturelle Rahmenbedingungen – etwa Überstundenbelastung, unklare Führungsrollen oder fehlende Kommunikation – unangetastet bleiben.

Für Apothekenleitungen ergibt sich daraus eine klare Verantwortung. Wer Coaching einsetzt, sollte nicht nur Anbieter sorgfältig auswählen, sondern auch Rahmenbedingungen schaffen, die einen reflektierten, freiwilligen und transparenten Prozess ermöglichen. Dazu gehört die Abklärung der Zielsetzung, eine schriftliche Vereinbarung über Ablauf und Inhalte, eine eindeutige Rollendefinition zwischen Leitung, Coach und Team sowie eine gemeinsame Evaluation. Nur unter solchen Bedingungen kann Coaching sein Potenzial entfalten – als Impulsgeber, nicht als Ersatz für Führung oder strukturelle Reformen.

Coaching kann einen wertvollen Beitrag leisten – etwa zur Stärkung von Eigenverantwortung, zur Entlastung von Führungskräften oder zur Aktivierung von Teamressourcen. Doch es wirkt nicht im luftleeren Raum. Ohne Kontext, ohne Führung und ohne Bereitschaft zur Veränderung bleibt es oft folgenlos – oder führt im schlimmsten Fall zu einer Verschärfung bestehender Spannungen. Gerade im gesundheitlich hoch sensiblen Umfeld der Apotheke ist eine klare, verantwortungsvolle Steuerung solcher Prozesse unerlässlich.

Coaching ist kein Problemlöser auf Abruf – und schon gar nicht in der Apotheke, wo hohe Taktung, personelle Engpässe und zunehmender Frust zum Alltag gehören. Dass Apothekenleitungen nach entlastenden Lösungen suchen, ist nicht nur nachvollziehbar, sondern angesichts der Rahmenbedingungen fast zwingend. Coaching scheint hier wie ein Angebot zur Selbsthilfe – individuell, flexibel und anpassbar. Doch der Schein trügt, wenn nicht kritisch hinterfragt wird, was genau mit Coaching erreicht werden soll – und zu welchem Preis.

Der Coaching-Markt gleicht in weiten Teilen einem blinden Fleck. Keine Regulierung, keine Qualitätskontrolle, keine Transparenzpflicht – dafür Versprechungen, die selten belegbar sind. In einem Bereich, der mit Vertrauen, persönlichen Grenzen und psychischer Stabilität arbeitet, ist das ein strukturelles Problem. Apothekenleitungen, die Coaches ins Haus holen, handeln in einem rechtlich wie ethisch unsicheren Raum. Diese Verantwortung darf nicht unterschätzt werden – vor allem nicht, wenn Mitarbeiter in emotionale Prozesse eingebunden werden, ohne zu wissen, wie professionell der Coach wirklich arbeitet.

Noch gefährlicher wird es, wenn Coaching nicht als unterstützende Begleitung verstanden wird, sondern als Ersatz für Führung. Der Rückzug hinter einen externen Berater entlastet kurzfristig, schwächt aber langfristig die Führungsposition – und untergräbt das Vertrauen im Team. Coaching ersetzt keine Entscheidung, keine Haltung und keine Verantwortungsübernahme. Es kann hilfreich sein – aber nur dann, wenn es eingebettet ist in ein Klima, das Offenheit zulässt, Strukturen hinterfragt und Veränderung ernst meint.

Es ist an der Zeit, Coaching nicht nur als Modebegriff, sondern als ernstzunehmendes Instrument zu behandeln – mit allem, was dazugehört: Auswahlkriterien, Qualitätssicherung, methodische Transparenz und klare Grenzen. Für Apothekenleitungen heißt das: keine Abkürzungen, keine Scheinlösungen und keine Delegation von Verantwortung. Wer Coaching richtig einsetzt, kann profitieren – aber nur, wenn er bereit ist, auch die eigene Führungsrolle zu reflektieren. Coaching beginnt nicht beim Coach, sondern bei der Entscheidung, Führung bewusst und glaubwürdig auszuüben.

 

Apothekenrückgang in Niedersachsen: CDU warnt vor Versorgungslücken

In Niedersachsen ist die Zahl der öffentlichen Apotheken auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gefallen. Wie aus aktuellen Erhebungen hervorgeht, waren zum 31. Dezember 2024 nur noch 1671 Apotheken im Land registriert – ein Wert, der zuletzt 1979 verzeichnet wurde. Die CDU-Landtagsabgeordnete Anna Bauseneick aus Lüneburg sieht darin ein alarmierendes Signal für die Gesundheitsversorgung im Flächenland.

In einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung erkundigte sich Bauseneick nach der aktuellen Versorgungslage und forderte eine Neubewertung der politischen Rahmenbedingungen. Sie kritisierte, dass Apotheken in der gesundheitspolitischen Debatte oftmals wie wirtschaftliche Randakteure behandelt würden. „Apotheken sind keine Luxusläden, sondern ein tragender Pfeiler der medizinischen Grundversorgung“, stellte die CDU-Politikerin klar.

Laut Apothekerkammer zählen zu den Hauptursachen des Rückgangs stagnierende Honorare sowie ein gravierender Fachkräftemangel. Viele Apotheken kämpfen mit der Schwierigkeit, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, insbesondere auf dem Land. Dort bedeutet die Schließung einer Apotheke nicht selten, dass ganze Ortschaften ohne wohnortnahe Arzneimittelversorgung auskommen müssen.

Während Städte teils noch eine gewisse Ausweichstruktur bieten, ist die Lage im ländlichen Raum bereits angespannt. Für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen können lange Wege zur nächsten Apotheke zu einem unüberwindbaren Hindernis werden – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Therapie und Medikamentensicherheit.

Die Landesregierung kündigte an, die Situation im Blick zu behalten. Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen blieben bislang jedoch aus. Aus Sicht vieler Betroffener droht damit eine weitere Erosion der Versorgungsstrukturen – mit langfristigen Folgen für die öffentliche Gesundheit.

Der Rückgang der Apothekenzahlen in Niedersachsen ist kein Randphänomen, sondern Ausdruck eines strukturellen Versagens. Seit Jahren wird an zentralen Stellschrauben nicht gedreht: Weder wurden die Honorare realitätsgerecht angepasst, noch gibt es eine durchdachte Strategie gegen den Nachwuchsmangel im pharmazeutischen Bereich. Dass nun eine CDU-Politikerin öffentlich das Wort ergreift, zeigt, wie tief die Problematik inzwischen in der politischen Wahrnehmung verankert ist.

Es geht hier nicht um romantische Vorstellungen kleiner Apotheken an der Straßenecke. Es geht um die faktische Absicherung medizinischer Grundversorgung. Wenn wohnortnahe Apotheken verschwinden, entstehen Versorgungslücken – nicht auf dem Papier, sondern in der Lebensrealität vieler Menschen. Wer diese Entwicklung ignoriert, gefährdet nicht nur das System, sondern die Gesundheit der Bevölkerung.

Die politisch Verantwortlichen müssen begreifen: Eine Apothekenlandschaft lässt sich nicht kurzfristig reparieren, wenn sie erst einmal ausgedünnt ist. Wer Versorgung will, muss sie sichern – mit Mut zu Reformen, verlässlicher Finanzierung und dem politischen Willen, auch abseits urbaner Zentren Verantwortung zu übernehmen.

 

Digitale Einblicke ins Apothekenwesen – Virtuelles Modell erweitert Informationsangebot für Berufseinsteiger

Die digitale Plattform www.apotheken-karriere.de hat ihr interaktives Angebot zur Berufsorientierung in der Pharmazie ausgebaut. Herzstück der Seite ist die sogenannte „virtuelle Apotheke“, ein 3D-Modell, das Interessierten seit Herbst 2023 Einblicke in den Arbeitsalltag innerhalb einer Apotheke ermöglicht. Nun wurde das Modell um zusätzliche Bereiche erweitert, darunter die Arzneimittelversorgung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

Ziel der virtuellen Umgebung ist es, ein realistisches Bild der vielfältigen Tätigkeitsfelder im Apothekenwesen zu vermitteln – nicht nur für potenzielle Berufsanfänger, sondern auch für Eltern, Lehrkräfte und Quereinsteiger. Neben der öffentlich zugänglichen Offizin sind nun auch für Kundinnen und Kunden üblicherweise unzugängliche Bereiche wie Labor, Rezeptur und Warenlager virtuell begehbar. In jedem Raum stehen multimediale Informationen bereit, die Gerätschaften, Abläufe und Zuständigkeiten sachlich darstellen. Ergänzt wird das Angebot durch kurze Videosequenzen.

Mit der Erweiterung des Modells wird ein bisher kaum sichtbarer Teil der pharmazeutischen Versorgung sichtbar gemacht. Die digitale Apotheke zeigt nicht nur den Frontbereich, sondern macht auch die Arbeit jener Berufsgruppen nachvollziehbar, die unter hohem regulatorischem und fachlichem Anspruch im Hintergrund agieren. Damit entsteht ein umfassenderes Bild des Berufsfeldes, das weit über das klassische Kundenverständnis hinausgeht.

Wie die Bundesapothekerkammer betont, ist das Projekt Teil einer strategischen Nachwuchsinitiative. Die Nachfrage nach Fachpersonal sei in allen Bereichen der Apothekenstruktur hoch. Daher setzt man verstärkt auf niedrigschwellige digitale Informationsformate, die Orientierung bieten und das Interesse für ein Berufsfeld wecken sollen, das aktuell unter hohem Druck steht – wirtschaftlich, personell und strukturell.

Bereits mehr als 315.000 Nutzerinnen und Nutzer haben das Portal besucht. Für viele Jugendliche, die sich beruflich orientieren wollen, bietet die virtuelle Apotheke einen ersten Zugang zu einem ansonsten schwer greifbaren Berufsumfeld. Parallel engagieren sich die Apothekerkammern weiterhin auf Ausbildungsmessen und bieten Praktikumsplätze direkt vor Ort an. Die digitale Welt soll dabei kein Ersatz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zur persönlichen Begegnung sein.

Mit der Erweiterung der virtuellen Apotheke ist ein Schritt gelungen, der längst überfällig war: Die unsichtbaren Räume des Gesundheitswesens werden sichtbar gemacht – nicht nur in technischer, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Der Alltag in Apotheken ist geprägt von komplexen Anforderungen, von denen die Öffentlichkeit nur einen Bruchteil wahrnimmt. Wer in die pharmazeutische Praxis einsteigen will, braucht ein realistisches Bild – nicht Hochglanzprospekte, sondern Zugang zu authentischen Strukturen.

Die digitale Apotheke erfüllt dabei nicht nur eine Aufklärungsfunktion, sondern auch eine politische. Sie dokumentiert stillschweigend, welche Aufgaben Apotheken täglich schultern, obwohl sie zunehmend unter Personalnot und wirtschaftlichem Druck leiden. Wer die Versorgungsrealität kennt, kann sie auch bewerten – und im besten Fall verbessern. Die Frage, wie man junge Menschen für Gesundheitsberufe begeistert, beginnt mit Transparenz. Die virtuelle Apotheke liefert sie – sachlich, nüchtern, notwendig.

 

Exportdruck und Zollrisiken: Pharmabranche zwischen Aufschwung und Abhängigkeit

Die deutsche Pharmabranche erwartet im laufenden Jahr ein deutliches Wachstum – trotz drohender Handelsbarrieren durch die Vereinigten Staaten. Während die gesamtwirtschaftliche Entwicklung hierzulande von Stagnation geprägt ist, rechnet die Industrie mit steigenden Umsätzen, einem Zuwachs an Beschäftigten und einer Ausweitung der Produktion. Hintergrund sind starke Exportimpulse, insbesondere in Richtung USA, sowie beschleunigte Auslieferungen angesichts der von Washington angekündigten Zölle auf Medizinprodukte.

Nach Einschätzung führender Branchenvertreter profitieren deutsche Arzneimittelhersteller kurzfristig von einer Art Schockreaktion auf die Zollpläne der US-Regierung. Viele Unternehmen haben ihre Exporte in die Vereinigten Staaten massiv ausgeweitet und Lagerbestände dort aufgestockt. Hinweise darauf liefern unter anderem gestiegene Transportvolumina im Luftfrachtverkehr. Der Versand sensibler Pharmaerzeugnisse über den Atlantik hat laut Branchenlogistikern ein neues Rekordniveau erreicht.

Gleichzeitig bleibt die strukturelle Abhängigkeit vom US-Markt ein strategisches Risiko. Rund ein Viertel der deutschen Pharmaexporte entfällt auf die Vereinigten Staaten. Im Gegenzug stammen knapp 17 Prozent der Arzneimitteleinfuhren sowie über ein Zehntel wichtiger Vorprodukte – etwa für die sterile Herstellung – aus den USA. Ein eskalierender Handelskonflikt könnte damit nicht nur die Erlösseite, sondern auch die Versorgungssicherheit im Inland gefährden.

Trotz dieser Risiken zeigen sich die Pharmaunternehmen bislang zuversichtlich. Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller prognostiziert für das Jahr ein Umsatzwachstum von 2,5 Prozent, eine Produktionssteigerung um 2,9 Prozent und einen Beschäftigungszuwachs um rund 1.100 Personen. Während andere Industriezweige mit Investitionszurückhaltung reagieren, baut die Pharmabranche ihre Kapazitäten weiter aus – getrieben von globaler Nachfrage und innovationsstarken Segmenten wie Immuntherapien und spezialisierten Impfstoffen.

In der politischen Debatte mehren sich unterdessen die Rufe nach einer wettbewerbsfähigen europäischen Arzneimittelpolitik. Führende Pharmamanager mahnen die EU zu strukturellen Reformen. Neben innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen fordern sie eine Debatte über Preisstrukturen, um den Abwanderungstendenzen forschungsintensiver Unternehmen entgegenzuwirken.

Ob die gegenwärtige Wachstumsdynamik Bestand hat, dürfte maßgeblich davon abhängen, wie sich die internationale Handelspolitik entwickelt. Sollte es zu flächendeckenden Zollerhebungen kommen, wären zahlreiche Geschäftsmodelle infrage gestellt – nicht nur mit Blick auf den Export, sondern auch hinsichtlich der Versorgungssicherheit und Produktionsstabilität in Europa.

Das Paradoxe an der aktuellen Lage der Pharmabranche ist ihre Stärke im Schatten einer drohenden Schwächung. Dass die Aussicht auf Zölle kurzfristig zum Konjunkturprogramm wird, zeigt die nervöse Verwundbarkeit globalisierter Lieferketten. Die Pharmaindustrie reagiert schnell und effizient – doch ihr Wachstum basiert auf Vorzieheffekten, nicht auf struktureller Resilienz. Genau hier liegt das Problem.

Deutschland bleibt in der Arzneimittelversorgung stark abhängig von Importen aus Drittländern – nicht nur bei fertigen Medikamenten, sondern auch bei essenziellen Vorprodukten. Ein transatlantischer Handelsstreit hätte daher eine doppelte Wirkung: ökonomisch destabilisierend für exportorientierte Unternehmen, aber auch potenziell gesundheitsgefährdend für die Bevölkerung, wenn Lieferketten reißen.

Statt auf kurzfristige Absicherung zu setzen, braucht es eine strategische Industriepolitik mit langfristigem Fokus: weniger Abhängigkeit, mehr Eigenproduktion, gezielte Innovationsförderung – und einen klaren Blick für geopolitische Realitäten. Andernfalls bleibt Wachstum nur ein Strohfeuer, entfacht an der Lunte einer sich zuspitzenden Handelskonfliktdynamik.

 

Checkpoint-Hoffnung bei Lungenfibrose – Ipilimumab zeigt in Tierversuchen unerwartete Wirkung

Ein vielversprechender neuer Therapieansatz zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) sorgt in der medizinischen Forschung für Aufsehen. Forschende haben Hinweise darauf gefunden, dass der Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab, bislang vor allem in der Onkologie eingesetzt, die fortschreitende Vernarbung des Lungengewebes im präklinischen Modell nicht nur aufhalten, sondern sogar teilweise umkehren kann. Die Ergebnisse stammen aus einer US-amerikanischen Studie, in der Mäuse mit künstlich induzierter Lungenfibrose behandelt wurden.

Die IPF gilt als besonders aggressive und bislang unheilbare Form der Lungenfibrose, bei der sich ohne erkennbare äußere Ursache funktionsloses Narbengewebe in der Lunge bildet. Die Erkrankung betrifft vorwiegend Menschen jenseits des 50. Lebensjahres und tritt bei Männern deutlich häufiger auf als bei Frauen. Patienten leiden zunehmend unter Atemnot, da der Gasaustausch in den Lungenbläschen durch die Fibrosierung massiv gestört ist. Aktuell zugelassene Therapien wie Pirfenidon oder Nintedanib können den Krankheitsverlauf zwar verlangsamen, bieten jedoch keine Aussicht auf Heilung.

Im Fokus der aktuellen Forschung stehen sogenannte seneszente Fibroblasten – alternde Bindegewebszellen, die sich nicht mehr teilen, aber auch nicht absterben. Stattdessen verharren sie im Lungengewebe und fördern dort Entzündungen und Vernarbungen. Die Arbeitsgruppe um Dr. Santosh Yadav von der Tulane University stellte fest, dass Immunzellen in der Nähe dieser seneszenten Zellen das Protein CTLA-4 vermehrt exprimieren. Diese sogenannte Immunbremse hindert T-Zellen offenbar daran, die schädlichen Zellen zu eliminieren.

Durch die Blockade von CTLA-4 mit Ipilimumab gelang es den Forschenden, die T-Zellen wieder in die Lage zu versetzen, gegen die seneszenten Zellen vorzugehen. Die Folge war eine nachweisbare Rückbildung der Fibrose und eine beginnende Regeneration des Lungengewebes. Die Ergebnisse deuten auf eine potenziell grundlegend neue Behandlungsstrategie hin, bei der nicht das krankhafte Gewebe direkt angegriffen, sondern die Immunabwehr gezielt zur Reinigung aktiviert wird.

Ob dieser immunmodulatorische Ansatz auf Menschen übertragbar ist, bleibt allerdings offen. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse beruhen ausschließlich auf Tierversuchen. Kritisch wird derzeit diskutiert, welche Dosis eines CTLA-4-Inhibitors einerseits effektiv genug ist, um seneszente Zellen zu beseitigen, und andererseits keine gravierenden Nebenwirkungen auslöst. Checkpoint-Inhibitoren sind für ihre potenziell schweren immunvermittelten Nebenwirkungen bekannt und müssten bei chronischen Erkrankungen wie IPF besonders vorsichtig eingesetzt werden.

Langfristig eröffnet sich jedoch ein weitergehender Horizont: Sollten sich die Befunde bestätigen lassen, könnten ähnliche Mechanismen auch bei anderen altersbedingten Erkrankungen eine Rolle spielen – etwa bei neurodegenerativen oder kardiovaskulären Leiden. Die Vorstellung, seneszente Zellen durch gezielte Immunaktivierung zu entfernen, bringt die Idee einer systemischen, regenerativen Therapieform ins Blickfeld. Noch ist dieser Weg jedoch rein experimentell.

Der präklinische Erfolg von Ipilimumab bei Lungenfibrose markiert einen bemerkenswerten Perspektivwechsel: Weg von rein symptomorientierten Medikamenten, hin zu einer gezielten Reaktivierung körpereigener Abwehrprozesse gegen krankhafte Zellalterung. Es ist ein Ansatz, der nicht nur mutig, sondern auch riskant ist – denn das Immunsystem ist kein leicht zu steuerndes Instrument. Die entscheidende Herausforderung wird darin bestehen, therapeutische Immunaktivierung mit klinischer Sicherheit zu vereinen.

Was auf den ersten Blick nach einem spektakulären Durchbruch aussieht, bleibt ein Befund im Tiermodell. Die Versuchung, in den präklinischen Ergebnissen bereits eine Heilungsperspektive zu erkennen, ist groß – doch sie wäre voreilig. Medizinische Innovation braucht Zeit, Geduld und vor allem eine klare Abgrenzung zwischen Hoffnung und Hypothese. Sollte sich jedoch bestätigen, dass das gezielte Ausschalten seneszenter Zellen auch beim Menschen möglich ist, könnte dies weit über die Behandlung der IPF hinausreichen.

Noch aber steht diese Forschung ganz am Anfang. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob aus einer vielversprechenden Hypothese eine tragfähige Therapie wird – und ob Ipilimumab, einst für die Krebsmedizin entwickelt, künftig auch gegen das Altern selbst antritt.

 

Neue Mpox-Klade erreicht Europa – Experten warnen vor unterschätztem Ausbreitungspotenzial

Die neu identifizierte Mpox-Klade Ib hat Deutschland erreicht – und mit ihr wachsen die Sorgen über eine unterschätzte Infektionswelle. Nachdem die Variante zunächst nur in zentralafrikanischen Ländern zirkulierte, mehren sich nun auch außerhalb des afrikanischen Kontinents die Fallzahlen. Inzwischen sind Infektionen aus mehreren europäischen Staaten, darunter auch Deutschland, dokumentiert. Der Verlauf der Fälle ist überwiegend mild, doch das eigentliche Risiko liegt tiefer: Das Virus zeigt eine zunehmende Fähigkeit zur Mensch-zu-Mensch-Übertragung und eine beachtliche geographische Dynamik.

Virologen und Epidemiologen sehen in der Entwicklung ein ernstzunehmendes Warnsignal. Die Kombination aus wachsender internationaler Mobilität, fehlender Herdenimmunität und der Tatsache, dass viele jüngere Menschen nie gegen Pocken geimpft wurden, schafft ein günstiges Umfeld für die Ausbreitung. Zusätzlich begünstigen enge körperliche Kontakte – ob im privaten, beruflichen oder sexuellen Umfeld – die Weitergabe des Erregers.

Das Robert Koch-Institut (RKI) beobachtet die Lage mit wachsender Aufmerksamkeit. Zwar sei die öffentliche Gesundheitsversorgung auf Mpox grundsätzlich vorbereitet, doch die Dynamik der aktuellen Klade verlange eine erhöhte Wachsamkeit. Die gegenwärtige Fallzahl sei noch überschaubar, aber der Blick auf internationale Daten zeige ein diffuses Bild: Cluster treten unerwartet auf, Kontaktverfolgungen gestalten sich schwierig, Diagnosen werden verzögert gestellt. Besonders problematisch: In mehreren Fällen ist der Infektionsweg unklar geblieben – ein Indiz für verdeckte Übertragungswege.

Die gesundheitspolitischen Implikationen reichen über den akuten Infektionsschutz hinaus. Die potenzielle Persistenz des Virus in bestimmten Bevölkerungsgruppen oder Regionen könnte eine langfristige Herausforderung darstellen. Fachleute fordern daher nicht nur eine Intensivierung der Surveillance, sondern auch eine sachliche Debatte über gezielte Impfempfehlungen für besonders exponierte Gruppen. Klar ist: Die trügerische Ruhe der aktuellen Situation darf nicht zum Argument für Untätigkeit werden.

Mpox ist nicht vorbei – es ist komplexer geworden. Die aktuelle Ausbreitung der Klade Ib erinnert daran, wie träge die Wahrnehmung neuartiger Gesundheitsrisiken oft reagiert. Dass sich ein zoonotisches Virus, das einst als exotische Randerscheinung galt, nun auch in Mitteleuropa etabliert, sollte die Verantwortlichen auf allen Ebenen alarmieren. Es geht dabei nicht um Panikmache, sondern um nüchternen Realitätssinn.

Die gesundheitspolitische Reaktion muss vorausschauender werden. Das bloße Reagieren auf Ausbrüche reicht nicht mehr aus, wenn Infektionsketten schwer nachvollziehbar sind und Präventionslücken offensichtlich bleiben. Mpox ist keine Pandemie – aber ein Lehrstück über die Gefahren unvollständiger Risikokommunikation und die Notwendigkeit resilienter Gesundheitssysteme. Wer jetzt handelt, verhindert, dass später auf Sicht gefahren werden muss.

 

Haleon erweitert Nasensortiment um Meerwasserprodukte – OtriNatural setzt auf sanfte Nasenpflege

Der Gesundheitskonzern Haleon hat sein Nasensortiment unter der etablierten Dachmarke Otriven um eine neue Produktlinie erweitert. Mit OtriNatural bringt das Unternehmen fünf Medizinprodukte auf den Markt, die vollständig auf Meerwasserlösungen basieren. Ziel ist es, eine natürliche und konservierungsstofffreie Alternative zur klassischen Nasentherapie bereitzustellen.

Im Zentrum der neuen Linie steht das OtriNatural Schnupfenspray, eine hypertonische Lösung mit 2,3 Prozent Natriumchlorid. Das Produkt soll durch osmotische Effekte eine abschwellende Wirkung entfalten und dabei helfen, Nasensekret zu verflüssigen. Die Anwendung erfolgt symptomatisch bei verstopfter Nase, wobei der Hersteller auf den Einsatz von α-Sympathomimetika verzichtet.

Daneben werden mehrere isotonische Varianten angeboten, darunter das OtriNatural Nasenspray zur täglichen Reinigung und Befeuchtung der Nasenschleimhäute. Die Lösung enthält weder Konservierungsstoffe noch weitere chemische Zusätze.

Für gezielte Spülungen hat Haleon zwei differenzierte Applikationsformen entwickelt: OtriNatural Nasenreinigung strong für Kinder ab zwei Jahren und Erwachsene sowie OtriNatural Nasenreinigung soft für Säuglinge ab Geburt. Beide Produkte basieren auf isotonischem Meerwasser, unterscheiden sich jedoch im Sprühdruck. Während die Variante strong eine gründlichere Spülung der Nasennebenhöhlen ermöglichen soll, richtet sich die soft-Version an besonders empfindliche Anwendergruppen.

Komplettiert wird das Sortiment durch OtriNatural Baby Einzeldosispipetten mit isotonischer Kochsalzlösung. Die Pipetten sind für Säuglinge gedacht, die ihre Nase noch nicht eigenständig reinigen können, und verzichten ebenfalls auf jegliche Konservierungsstoffe.

Mit der Einführung der OtriNatural-Produkte reagiert Haleon auf einen anhaltenden Trend zu sanfteren Therapieansätzen im Bereich der Selbstmedikation. Gleichzeitig unterstreicht das Unternehmen damit seine Strategie, das Otriven-Portfolio um nicht-medikamentöse Alternativen zu erweitern, ohne auf Wirksamkeit und praktische Anwendbarkeit zu verzichten.

Die Einführung der OtriNatural-Linie verdeutlicht den Spagat zwischen medizinischem Anspruch und dem Bedürfnis nach schonenden Therapieformen. Während klassische Wirkstoffe wie Xylometazolin weiterhin gefragt bleiben, zeigt der Markt für Meerwasserlösungen ein wachsendes Bedürfnis nach natürlichen Optionen – insbesondere bei empfindlichen Nutzergruppen wie Kleinkindern oder Allergikern.

Dass Haleon konsequent auf Konservierungsstoffe verzichtet und die Produkte differenziert auf verschiedene Altersgruppen zuschneidet, ist nicht als bloßes Nischenmanöver zu bewerten, sondern als strategische Antwort auf veränderte Anforderungen an moderne Nasenpflege. Die Entscheidung, dabei auf eine klare Trennung zwischen medikamentösen und nicht-medikamentösen Anwendungen zu setzen, könnte sich langfristig als Modell für andere Marktsegmente etablieren.

 

Gezielte Kontrolle gegen das Erbrechen – Wie moderne Antiemese die Krebstherapie begleitet

Übelkeit und Erbrechen zählen zu den am häufigsten gefürchteten Nebenwirkungen onkologischer Behandlungen. In bis zu 50 Prozent der Fälle berichten Patientinnen und Patienten von Übelkeit, etwa ein Drittel leidet unter Erbrechen. Entscheidend für das Auftreten ist nicht nur die Wahl des Medikaments, sondern auch die Verabreichungsform, die individuelle Disposition der Erkrankten und die psychische Verfassung. Besonders junge Frauen, Menschen mit schlechter Allgemeinverfassung oder einer Neigung zu Angst gelten als besonders gefährdet.

Bei der medikamentösen Tumortherapie unterscheidet die Medizin zwischen akutem, verzögertem und antizipatorischem Erbrechen. Akutes Erbrechen tritt meist innerhalb von 24 Stunden auf und wird durch Serotoninfreisetzung aus enterochromaffinen Zellen des Darms ausgelöst. Die verzögerte Form zeigt sich typischerweise am zweiten bis fünften Tag nach Therapiebeginn und beruht auf der Wirkung des Neurotransmitters Substanz P im zentralen Brechzentrum. Antizipatorische Übelkeit entsteht bereits vor Beginn der Behandlung – als Folge früherer negativer Erfahrungen.

Zur Vorbeugung setzen Ärzte auf eine Kombination verschiedener Antiemetika. Je nach emetogenem Risiko der eingesetzten Zytostatika kommen Serotoninantagonisten, Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten, Glucocorticoide und zunehmend auch atypische Neuroleptika zum Einsatz. Besonders bei hoch emetogenen Substanzen wie Cisplatin oder bei Ganzkörperbestrahlung sind Vierfachkombinationen heute Standard. Palonosetron als langwirksamer 5-HT3-Antagonist, Aprepitant als NK1-Rezeptorblocker, Dexamethason sowie Olanzapin bilden dabei ein wirksames Prophylaxeregime.

Die Herausforderung wächst bei oralen Tumortherapien über mehrere Tage. Hier überlagern sich akute und verzögerte Symptome. Die Antiemese muss lückenlos angepasst werden – nicht selten mit anschließender Rescue-Medikation, wenn Symptome trotz Prävention auftreten. Diese wird im nächsten Zyklus berücksichtigt und das Prophylaxekonzept entsprechend modifiziert.

Unterschätzt wird häufig die antizipatorische Symptomatik, die frühzeitig psychologisch abgefangen werden sollte. Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und anxiolytische Medikamente wie Benzodiazepine ergänzen hier die medikamentöse Versorgung. Auch Akupressur oder Ingwer werden als begleitende Maßnahmen eingesetzt – wissenschaftlich jedoch mit eingeschränkter Evidenz.

Die differenzialdiagnostische Abgrenzung ist zentral: Treten Symptome außerhalb der zu erwartenden Zeitfenster auf oder weichen in ihrer Intensität deutlich von bisherigen Erfahrungen ab, müssen andere Ursachen geprüft werden – von Infektionen über Stoffwechselentgleisungen bis hin zu zentralnervösen Störungen.

Die moderne Antiemese hat sich damit zu einer präzisen Begleittherapie der Onkologie entwickelt. Sie erhöht nicht nur das Wohlbefinden der Betroffenen, sondern trägt maßgeblich dazu bei, die Therapietreue zu sichern – eine Voraussetzung für den langfristigen Erfolg jeder Krebsbehandlung.

Dass Übelkeit und Erbrechen bei der Krebstherapie keine bloßen „Nebenwirkungen“ mehr sind, sondern zentral mitbedacht werden müssen, ist ein Fortschritt – allerdings einer, der konsequent umgesetzt werden muss. Denn nach wie vor erhalten nicht alle Patientinnen und Patienten eine individuell abgestimmte Antiemese, obwohl das Wissen verfügbar ist und die Medikamente zur Verfügung stehen. Gerade in ambulanten Therapiesettings besteht die Gefahr, dass Beschwerden bagatellisiert oder auf Folgegespräche vertagt werden.

Dabei ist die Symptomkontrolle nicht nur ein Akt der Fürsorge, sondern auch ein medizinisches Erfordernis. Wer sich vor der nächsten Therapie fürchtet, weil der Körper noch die letzte „Welle“ erinnert, läuft Gefahr, die Behandlung zu unterbrechen oder gar abzubrechen. Die Antiemese ist kein Beiwerk, sondern Teil der onkologischen Hauptsache. Es liegt an den Versorgern, die individuelle Begleitung mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu gestalten – in Praxis, Klinik und Apotheke gleichermaßen.

 

Nasendusche bei Heuschnupfen: Linderung mit Nebenwirkungen

Immer mehr Betroffene greifen bei Heuschnupfen zu Nasenduschen – in der Hoffnung auf schnelle Erleichterung. Die einfache Spülung mit Kochsalzlösung soll Pollen und Schleim aus der Nase befördern und die Schleimhäute beruhigen. Was auf den ersten Blick harmlos wirkt, ist medizinisch nicht unumstritten. Denn nicht jede Anwendung bleibt ohne Risiko.

Die Methode ist einfach: Eine isotonische Salzlösung wird durch ein Nasenloch eingeführt und fließt durch das andere wieder ab. Dabei werden eingeatmete Allergene und festsitzender Schleim ausgespült. Befürworter betonen die mechanische Reinigung der Schleimhäute – eine Maßnahme, die Beschwerden lindern kann, ohne dass Medikamente notwendig sind. Tatsächlich berichten viele Nutzer von einer freien Nase und besserem Allgemeinbefinden.

Doch medizinische Experten warnen vor einem unreflektierten Einsatz. Zwar gilt die Nasendusche bei richtiger Anwendung als gut verträglich, doch der tägliche Gebrauch über längere Zeiträume kann kontraproduktiv sein. Die Schleimhaut, natürlicher Schutzfilter der Atemwege, wird durch zu häufiges Spülen anfälliger für Keime. Zudem drohen Reizungen, wenn Konzentration oder Temperatur der Lösung nicht stimmen. Besonders problematisch: Wer trotz entzündeter Nebenhöhlen zur Nasendusche greift, kann den Abfluss von Sekret behindern und die Beschwerden verschlimmern.

Ein weiteres Problem: Die Anwendung mit der Hand – von manchen als unkomplizierte Alternative propagiert – birgt hygienische Risiken. Ohne penible Sauberkeit gelangen möglicherweise Keime in die Atemwege. Auch handelsübliche Nasenduschen aus Plastik sind nicht per se unbedenklich. Werden sie nicht regelmäßig gereinigt und vollständig getrocknet, können sich Mikroorganismen ansiedeln – mit unklaren Folgen.

Angesichts dieser Punkte raten Fachleute zu maßvoller Anwendung. Eine kurzfristige Nutzung – etwa während akuter Pollenbelastung – kann sinnvoll sein. Wer jedoch täglich zur Salzlösung greift, sollte kritisch hinterfragen, ob der Nutzen den potenziellen Schaden überwiegt. Gerade bei chronischen Beschwerden empfiehlt sich der ärztliche Blick auf die Gesamtproblematik statt alleiniger Selbstbehandlung mit Hausmitteln.

Die Nasendusche ist kein Wundermittel – und sie ersetzt keine kritische Auseinandersetzung mit den Ursachen allergischer Beschwerden. Dass viele Patienten in der Pollenzeit zu Alternativen zur Tablette greifen, ist nachvollziehbar. Doch wer mechanische Reinigung mit medizinischer Wirkung verwechselt, läuft Gefahr, sich einen Bärendienst zu erweisen. Hygiene, Dosierung und Anwendungsdauer entscheiden über Nutzen und Schaden. Es braucht nicht mehr Geräte oder Salzlösungen – sondern mehr Aufklärung darüber, wann Schluss sein sollte.

 

Gesundheit im Blick: Ältere Reisende achten auf medizinische Versorgung am Urlaubsort

Mit steigendem Alter wächst bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Sicherheit – auch beim Reisen. Für eine Mehrheit der über 65-Jährigen in Deutschland ist die Nähe zu medizinischer Versorgung am Urlaubsort ein entscheidendes Kriterium bei der Reiseplanung. Das zeigt eine aktuelle Befragung, bei der ältere Reisende klar machten: Gesundheitliche Aspekte bestimmen zunehmend das „Wie“ und „Wohin“ ihrer Urlaubsentscheidungen.

Während noch 30 Prozent der 65- bis 70-Jährigen gesundheitliche Einschränkungen angeben, die Einfluss auf ihre Reisepläne nehmen, steigt dieser Wert bei den 71- bis 75-Jährigen auf 39 Prozent. In der Altersgruppe ab 76 Jahren berichtet bereits knapp die Hälfte von relevanten Einschränkungen. Diese Entwicklung unterstreicht, dass die gesundheitliche Belastbarkeit mit dem Alter abnimmt – und dass die Rahmenbedingungen einer Reise entsprechend angepasst werden müssen.

Unabhängig vom konkreten Gesundheitszustand legen viele ältere Menschen Wert auf eine verlässliche medizinische Infrastruktur im Urlaub. 54 Prozent der Befragten ab 65 Jahren bezeichnen diesen Aspekt als wichtig. Unterschiede zwischen den Altersgruppen zeigten sich dabei kaum – ein Indiz dafür, dass das Bedürfnis nach gesundheitlicher Absicherung generationenübergreifend innerhalb der älteren Bevölkerung geteilt wird.

Rund 22 Prozent hingegen messen der medizinischen Versorgung vor Ort keine Bedeutung bei. Der verbleibende Teil äußerte sich neutral oder enthielt sich einer Bewertung. Auch das verweist auf ein differenziertes Bild: Für manche ist Reisen vor allem eine Frage des Vertrauens in die eigene Konstitution, für andere zählt die Absicherung vor unvorhergesehenen Ereignissen.

Insgesamt wird deutlich: Reisen ist für viele Seniorinnen und Senioren fester Bestandteil eines aktiven Lebens. Doch anders als bei Jüngeren verschiebt sich der Fokus – Komfort, Erreichbarkeit und gesundheitliche Sicherheit werden wichtiger als Spontanität oder Exotik. Die wachsende Sensibilität für medizinische Infrastruktur am Urlaubsort ist Ausdruck dieser Entwicklung und verdeutlicht die Notwendigkeit, Reiseangebote an die realen Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft anzupassen.

Die Zahlen liefern ein klares Signal: Ältere Menschen reisen – aber nicht um jeden Preis. Während die Tourismusbranche weiterhin mit Erlebnisversprechen wirbt, rückt für viele über 65-Jährige ein anderer Maßstab ins Zentrum: die Absicherung im Fall der Fälle. Die medizinische Versorgung wird zum entscheidenden Komfortfaktor. Es geht nicht mehr nur um schöne Aussichten, sondern auch um erreichbare Arztpraxen.

Diese Haltung ist kein Ausdruck von Angst, sondern von realistischem Risikobewusstsein. Wer gesundheitlich vorgeprägt ist, plant vorausschauend. Dass fast jeder Zweite über 75 Jahre gesundheitliche Einschränkungen nennt, ist nicht alarmierend, sondern ein Fakt, dem man gerecht werden muss – touristisch wie gesundheitspolitisch.

Die Reisebranche täte gut daran, diese Entwicklung ernst zu nehmen. Angebote für ältere Reisende sollten nicht nur barrierefrei, sondern auch medizinisch durchdacht sein. Es braucht keine Exklusivprodukte, sondern verlässliche Standards. Denn wer sich sicher fühlt, reist länger, öfter – und entspannter.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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