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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |
Was als bewusste Entscheidung für mehr Wohlbefinden beginnt, kann in eine stille Zwangsstörung münden: Orthorexie beschreibt eine wachsende Fixierung auf gesunde Ernährung, bei der nicht nur der Speiseplan, sondern das gesamte Leben unter Kontrolle geraten kann. Zwischen moralischem Anspruch, sozialem Rückzug und dem Verlust von Lebensqualität stellt sich die Frage, wo gesunde Lebensführung aufhört und pathologisches Verhalten beginnt.
Gesund essen gilt als erstrebenswert – doch bei manchen Menschen nimmt der Wunsch nach gesunder Ernährung obsessive Züge an. Das Phänomen, das in der Fachsprache als „Orthorexia nervosa“ beschrieben wird, ist keine offiziell anerkannte Essstörung, dennoch beobachten Psychologinnen und Psychologen zunehmend Fälle, in denen der Fokus auf eine „reine“ Ernährung das gesamte Leben der Betroffenen bestimmt. Im Gegensatz zu bekannteren Störungen wie Magersucht oder Bulimie steht bei der Orthorexie nicht das Körpergewicht im Zentrum, sondern die Qualität der Nahrung. Der Wunsch, dem eigenen Körper Gutes zu tun, schlägt in Kontrolle, Vermeidung und Verzicht um – mit mitunter drastischen sozialen und gesundheitlichen Folgen.
Die Grenzen zwischen gesunder Ernährung und orthorektischem Verhalten sind fließend. Was mit einem bewussteren Lebensstil beginnt, kann sich allmählich zu einer rigiden und dogmatischen Sicht auf Ernährung entwickeln. Betroffene verbringen viel Zeit mit der Auswahl, Planung und Zubereitung ihrer Mahlzeiten, meiden soziale Situationen, in denen sie keine Kontrolle über das Essen haben, und isolieren sich zunehmend. Lebensmittelgruppen wie Zucker, Gluten, Milchprodukte oder industriell Verarbeitetes werden rigoros ausgeschlossen. Dabei folgen die Maßstäbe nicht immer wissenschaftlich fundierten Empfehlungen, sondern oft subjektiven, moralisch aufgeladenen Prinzipien.
Orthorexie ist kein einheitliches Krankheitsbild. Die Bandbreite reicht von Veganern bis hin zu Anhängern der „Carnivore“- oder „Clean-Eating“-Bewegung. Entscheidend ist nicht die konkrete Diät, sondern die obsessive Beschäftigung mit ihr. Die damit verbundene mentale Anstrengung, kombiniert mit Ängsten vor „verunreinigten“ oder „ungesunden“ Nahrungsmitteln, beeinträchtigt den Alltag erheblich. Essen wird nicht mehr als sozialer oder genussvoller Akt erlebt, sondern als Aufgabe, als Pflicht, als Kontrollinstrument. In schweren Fällen können körperliche Mangelzustände oder ein gefährliches Untergewicht auftreten, obwohl die Intention ursprünglich eine gesündere Lebensweise war.
Bislang fehlt es an klaren diagnostischen Kriterien, weshalb Orthorexie nicht in den offiziellen Klassifikationssystemen wie dem DSM-5 oder dem ICD-10 aufgeführt ist. Der wissenschaftliche Diskurs ist gespalten: Manche Fachleute sehen in Orthorexie eine Variante anderer Essstörungen, andere plädieren für eine eigenständige Diagnose, um gezielte Behandlungsmöglichkeiten zu etablieren. Die fehlende offizielle Anerkennung erschwert Betroffenen jedoch den Zugang zu therapeutischer Hilfe. Gleichzeitig birgt eine vorschnelle Pathologisierung das Risiko, gesundheitsbewusstes Verhalten pauschal als krankhaft abzustempeln.
Die psychologischen Ursachen orthorektischen Verhaltens sind komplex. Perfektionismus, ein hohes Bedürfnis nach Kontrolle sowie Ängste – etwa vor Krankheiten oder dem Verlust der Selbstbestimmung – zählen zu den häufigsten Risikofaktoren. Auch frühere Erfahrungen mit Essstörungen oder ein familiäres Umfeld mit starker Gewichtung auf Ernährung können eine Rolle spielen. Die Bedeutung von Essen als Identitätsmerkmal nimmt dabei zu: Wer sich „richtig“ ernährt, fühlt sich diszipliniert, rein und moralisch überlegen. Abweichungen von den selbst gesetzten Regeln führen zu Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen.
Ein weiterer Einflussfaktor sind soziale Medien. Die ständige Konfrontation mit perfekt inszenierten Mahlzeiten, normierten Körperbildern und sogenannten „Detox“- oder „Superfood“-Trends wirkt besonders auf junge Menschen. Während einige über Online-Communities Unterstützung finden und sich kritisch mit ihren Verhaltensmustern auseinandersetzen, verstärken andere durch den digitalen Vergleich die eigenen Zwänge.
In der therapeutischen Praxis zeigen sich erste erfolgreiche Ansätze. Eine Behandlung orientiert sich meist an bestehenden Konzepten der Essstörungstherapie und umfasst Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie, achtsamkeitsbasierte Verfahren sowie gegebenenfalls eine Ernährungsberatung. Ziel ist nicht, sämtliche Überzeugungen infrage zu stellen, sondern den Blick für Flexibilität, Genuss und soziale Teilhabe wieder zu öffnen. Zentral ist die Erkenntnis: Gesundheit umfasst mehr als nur die Wahl der „richtigen“ Lebensmittel.
Orthorexie ist das stille Spiegelbild einer Gesellschaft, in der Gesundheit zunehmend zur moralischen Kategorie wird. Was als Ausdruck von Selbstfürsorge beginnt, entgleitet in eine Form der Selbstkontrolle, die wenig mit dem eigentlichen Ziel von Wohlbefinden zu tun hat. In einer Welt voller Ernährungsratgeber, Selbstoptimierung und digitaler Vergleichsmöglichkeiten scheint die Vorstellung, sich perfekt zu ernähren, beinahe zwangsläufig. Doch diese Fixierung verkennt, dass Gesundheit nicht allein im Teller liegt, sondern in der psychischen Ausgewogenheit, sozialen Einbindung und im Umgang mit Ambivalenzen.
Das Problematische an Orthorexie ist nicht nur der Verlust an Lebensqualität, sondern auch die gesellschaftliche Unsichtbarkeit. Es fehlt an klaren Begrifflichkeiten, an medizinischer Einordnung, an öffentlicher Debatte. Die Verherrlichung von Disziplin und „cleanem“ Lifestyle verschleiert, dass hinter vermeintlicher Stärke oft Unsicherheit, Angst und Selbstüberforderung stehen. Dabei sind es gerade diese inneren Spannungen, die ernst genommen werden müssen – nicht nur von Betroffenen, sondern auch von Ärztinnen, Therapeutinnen, Familien und der Öffentlichkeit.
Eine gesunde Gesellschaft braucht ein erweitertes Verständnis von Gesundheit: eines, das Fehler erlaubt, das Maß kennt und das den Menschen nicht auf seine Ernährungsweise reduziert. Denn wer nur auf das schaut, was auf dem Teller liegt, übersieht leicht, was dem Leben wirklich Substanz gibt.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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