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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Mit Geschlossenheit und strategischer Lobbyarbeit hat die Apothekerschaft eine tiefgreifende Reform von Gesundheitsminister Lauterbach gestoppt – ein bemerkenswerter Sieg, der auf dem Sächsischen Apothekertag gefeiert wurde. Gleichzeitig wächst der Druck auf das pharmazeutische Personal, insbesondere auf PTA, die unter hoher Belastung zwischen Berufung und Überforderung stehen. Währenddessen sorgt die steuerliche Behandlung von Erhaltungsaufwendungen bei Immobilienbesitzern für Unsicherheit – besonders bei wetterbedingten Schäden in den ersten Jahren nach dem Erwerb. Inmitten dieser Herausforderungen wagt ein Apotheker in Berchtesgaden mit Innovationsgeist den Schritt in die Selbstständigkeit, während bundesweit die Einführung der elektronischen Patientenakte durch technische Mängel und politische Versprechen ins Stocken gerät. Die Versorgungssicherheit bleibt auch nachts Thema, denn die Neustrukturierung der Notdienste erfordert eine effizientere Planung. Parallel dazu treibt die Digitalisierung voran: Mit der von der Gematik zugelassenen CardLink-Lösung von Cherry könnten Apotheken bald kostengünstiger E-Rezepte einlösen. Doch auch der Klinikalltag offenbart neue Risiken – Mikroplastik aus Infusionsbehältern gelangt direkt in den Blutkreislauf. In der Diabetesversorgung entzündet ein fehlerhafter FreeStyle Libre-Sensor eine Debatte über Technik, Verantwortung und Patientenschulung. Und schließlich zeigen neue Studien, dass Schmerzmittel wie Ibuprofen und Naproxen sogar den Geschmackssinn beeinflussen und dadurch eine bisher kaum erforschte Verbindung zum Zuckerstoffwechsel darstellen könnten.
Geschlossen gegen den Kahlschlag – Wie die Apothekerschaft Lauterbachs Reform stoppte
Mit klarer Haltung, politischem Geschick und beispielloser Geschlossenheit hat die Apothekerschaft in Deutschland entscheidenden Einfluss auf die Apothekenpolitik genommen. Der Versuch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, das Modell einer „Apotheke ohne Apotheker“ gesetzlich zu verankern, scheiterte nicht zuletzt am Widerstand der Berufsvertretung. Beim Sächsischen Apothekertag in Chemnitz analysierte der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel die Gründe für diesen politischen Erfolg – und lobte die strategisch geführte Lobbyarbeit der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda).
Auslöser für die Eskalation war ein Interview des Ministers kurz vor dem Deutschen Apothekertag 2023. Statt sich dem Berufsstand im direkten Austausch zu stellen, übermittelte Lauterbach sein Grußwort per Videoschalte. In der Apothekerschaft wurde dies als demonstrative Distanz verstanden – der Unmut war groß, das Vertrauensverhältnis endgültig beschädigt. Die anschließende Streikbereitschaft erreichte ein neues Niveau. Verbände und Basis traten erstmals in dieser Form einheitlich auf, was politische Wirkung entfaltete.
Grindel hob hervor, dass diese Geschlossenheit der zentrale Hebel der erfolgreichen Lobbyarbeit gewesen sei. Eine klar abgestimmte Kommunikationslinie und eindeutige Zielvorgaben seien ebenso ausschlaggebend gewesen wie der gezielte Aufbau politischer Allianzen. Insbesondere mit Teilen der FDP sei es gelungen, strategische Bündnisse zu knüpfen. Deren Widerstand gegen die Apotheke ohne Apotheker habe den Gesetzentwurf bereits im Kabinett scheitern lassen – ein Schritt, der ohne breite und konsequente Lobbyarbeit nicht denkbar gewesen wäre.
Der frühere Abgeordnete machte deutlich, dass es in der politischen Einflussnahme nicht allein auf inhaltliche Argumente ankomme. Auch die Einbindung fachfremder Abgeordneter, gezielte Kontakte zur Landespolitik und die Platzierung der Thematik in lokalen Medien seien wichtige Elemente gewesen. In Wahlkreisen, in denen Apotheken streikten oder Patientinnen und Patienten auf ihre Versorgung aufmerksam machten, sei der Druck auf Abgeordnete aller Fraktionen gestiegen. So habe sich das Thema weit über den Gesundheitsausschuss hinaus in der parlamentarischen Debatte etabliert.
Trotz des Erfolgs betonte Grindel die Notwendigkeit, politische Kontakte dauerhaft zu pflegen. Die Abda habe bewiesen, dass Interessenvertretung im Gesundheitswesen wirksam sein kann, wenn sie transparent, sachlich und geschlossen auftritt. Der Zwischenstand in den Verhandlungen zum Koalitionsvertrag sei ein Teilerfolg, aber noch kein Grund zur Entwarnung. Welche Elemente der Reformpläne künftig wieder auftauchen könnten, bleibe offen.
Einigkeit innerhalb der Berufsgruppe, klare Kommunikation und gezielte Allianzen haben die Apotheke ohne Apotheker vorerst verhindert. Wie dauerhaft diese Weichenstellung wirkt, hängt nun vom weiteren politischen Prozess ab – und von der Fähigkeit der Apothekerschaft, ihre Stimme weiterhin wirkungsvoll einzubringen.
Die Apothekerschaft hat gezeigt, dass sie keine leichte Beute politischer Reformexperimente ist. Der Rückzug des Gesundheitsministeriums von der Idee einer Apotheke ohne approbierte Fachkräfte war kein Zufall, sondern das Ergebnis eines ungewöhnlich geschlossenen und entschlossenen Vorgehens. Was in der Vergangenheit oft an mangelnder Einigkeit und zögerlicher Kommunikation gescheitert ist, wurde diesmal zur Stärke: Ein Schulterschluss über Standes- und Verbandsebenen hinweg, gestützt von sachlicher Argumentation und politischer Weitsicht.
Dass die FDP zur Bremse für Lauterbachs Pläne wurde, ist nicht zuletzt das Verdienst gezielter Gespräche und strategischer Bündnisbildung. Doch die Apothekerschaft darf sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen. Die politische Landschaft bleibt volatil, und vermeintlich begrabene Reformideen tauchen schnell in neuen Gewändern wieder auf.
Der Berufsstand ist gut beraten, die derzeitige Einigkeit zu bewahren und den Austausch mit politischen Entscheidungsträgern weiter zu intensivieren. Die Versorgungssicherheit und die Attraktivität des Berufs hängen auch künftig davon ab, ob die Standesvertretung in der Lage ist, politische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, sachlich zu bewerten und wirksam zu beeinflussen. Der bisherige Verlauf zeigt: Es lohnt sich.
PTA-Beruf zwischen Belastung und Berufung: Eindrücke aus dem Apothekenalltag
Die Tätigkeit als pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) in öffentlichen Apotheken gehört zu den tragenden Säulen der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Während der Corona-Pandemie hat sich jedoch gezeigt, unter welchen enormen Belastungen das pharmazeutische Personal steht – insbesondere PTA, die oft an vorderster Front im direkten Kundenkontakt agieren.
Rückblickend berichten viele PTA von einer Zeit, die geprägt war von Unsicherheit, Überforderung und einem enormen Informationsdruck. Die ständig wechselnden Vorgaben zu Maskenpflicht, Impfungen und Teststrategien verlangten ein Höchstmaß an Flexibilität, während gleichzeitig die Erwartungshaltung der Bevölkerung stieg. Hinzu kamen massive Lieferengpässe bei Medikamenten, ungeduldige oder verunsicherte Kundinnen und Kunden sowie interne personelle Engpässe – eine Kombination, die für viele PTA physisch und psychisch zur Zerreißprobe wurde.
Trotz dieser Herausforderungen ist für viele PTA der Beruf mehr als nur ein Arbeitsplatz – er ist eine Berufung. Die Tätigkeit in der Offizin bietet eine einzigartige Verbindung aus pharmazeutischem Wissen, praktischer Anwendung und zwischenmenschlicher Kommunikation. Das Erklären von Medikamenten, das Beraten zu Wechselwirkungen oder das Aufzeigen von Alternativen bei nicht lieferbaren Präparaten – all das gehört zum täglichen Aufgabenfeld. Für viele PTA ist diese Vielseitigkeit eine zentrale Motivation, dem Beruf treu zu bleiben, auch wenn äußere Bedingungen die Arbeit zunehmend erschweren.
Der bürokratische Aufwand hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Dokumentationspflichten, digitale Umstellungen wie das E-Rezept, neue Dienstleistungen im Rahmen pharmazeutischer Services sowie administrative Aufgaben beanspruchen immer mehr Zeit – Zeit, die für die persönliche Beratung am HV-Tisch fehlt. Zudem klagen viele PTA über stagnierende Gehälter, fehlende Entwicklungsperspektiven und eine zunehmende gesellschaftliche Geringschätzung ihrer Arbeit. Insbesondere im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen empfinden viele die öffentliche Wahrnehmung als unzureichend.
Gleichzeitig bleibt der Beruf für viele erfüllend. Der tägliche Kontakt mit Menschen, die Möglichkeit, durch fachliche Beratung konkret helfen zu können, sowie das Arbeiten in einem eingespielten Team geben vielen PTA das Gefühl, gebraucht und geschätzt zu werden – zumindest auf persönlicher Ebene innerhalb der Apotheke.
Inmitten der Diskussionen um Apothekenhonorare, Personalmangel und Reformen im Gesundheitswesen bleibt festzuhalten: Der PTA-Beruf ist systemrelevant. Diejenigen, die trotz widriger Umstände mit Engagement und Kompetenz ihren Beitrag leisten, sichern tagtäglich die flächendeckende Arzneimittelversorgung – auch unter extremen Bedingungen.
Der Beruf der pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten steht exemplarisch für ein grundlegendes Spannungsverhältnis im deutschen Gesundheitswesen: hoher Anspruch bei begrenzter Anerkennung. PTA tragen in erheblichem Maße zur Versorgungssicherheit bei, übernehmen komplexe Aufgaben in Beratung, Abgabe, Rezeptkontrolle, Medikationsanalyse und neuerdings auch bei pharmazeutischen Dienstleistungen – oft unter Bedingungen, die weder mit den verfügbaren personellen noch finanziellen Ressourcen im Einklang stehen.
Die Pandemie hat diese Schieflage verschärft. Sie hat aber auch gezeigt, dass PTA zu den Berufsgruppen gehören, die unter großem Druck weiterhin verlässlich arbeiten, improvisieren, beraten und Lösungen finden – oftmals ohne dass ihre Leistung öffentlich gewürdigt oder strukturell honoriert wird. Die Belastungen in dieser Zeit waren außergewöhnlich und haben dennoch kaum zu einer grundlegenden Neubewertung des PTA-Berufs geführt. Die Frage nach angemessener Bezahlung, nach Fortbildungszugängen und nach einer langfristigen Perspektive bleibt für viele ungeklärt.
Wenn über die Zukunft der Apotheken gesprochen wird, darf der PTA-Beruf nicht am Rand behandelt werden. Vielmehr sollte er im Zentrum der Diskussion stehen – als einer der Berufe, die moderne, patientenorientierte Arzneimittelversorgung überhaupt ermöglichen. Die Erfahrungen der letzten Jahre machen deutlich, dass Reformen nur dann tragfähig sind, wenn sie die Realität derjenigen berücksichtigen, die täglich im direkten Patientenkontakt stehen.
Es braucht eine systematische Stärkung der PTA – nicht nur durch Worte der Wertschätzung, sondern durch konkrete Maßnahmen: strukturell, finanziell und perspektivisch. Nur so lässt sich verhindern, dass motivierte und qualifizierte Fachkräfte langfristig abwandern. Wer den Beruf heute noch als „das Nonplusultra“ empfindet, verdient nicht nur Respekt, sondern echte Perspektiven.
Steuerliche Absetzbarkeit von Erhaltungsaufwendungen: Was bei wetterbedingten Schäden gilt
Innerhalb der ersten drei Jahre nach dem Erwerb eines Mietobjektes oder eines Eigenheims können größere Erhaltungsaufwendungen steuerlich problematisch werden. Wer in diesem Zeitraum erhebliche Investitionen zur Instandhaltung oder Modernisierung tätigt, muss diese Aufwendungen unter Umständen über einen längeren Zeitraum abschreiben. Dies bedeutet, dass die Kosten nicht sofort in voller Höhe steuerlich absetzbar sind, sondern über die Nutzungsdauer des Objektes verteilt werden müssen.
Jedoch gibt es Ausnahmen, die insbesondere bei wetterbedingten Elementarschäden relevant sind. Wenn ein Gebäude durch außergewöhnliche Ereignisse wie Sturm, Hagel, Hochwasser oder ähnliche Naturgewalten beschädigt wird, kann der Eigentümer die notwendigen Reparaturkosten möglicherweise sofort als Werbungskosten absetzen. Dies gilt vor allem dann, wenn die Schadensereignisse nachweislich unvermeidbar und unvorhersehbar waren.
Ein aktueller Fall aus Bayern verdeutlicht die Problematik: Ein Vermieter hatte sein Mietobjekt gerade erst ein Jahr zuvor erworben, als ein schwerer Hagelsturm erhebliche Schäden am Dach verursachte. Die Reparaturkosten beliefen sich auf mehrere zehntausend Euro. Normalerweise hätte der Vermieter diese Kosten nur über die nächsten Jahre hinweg steuerlich geltend machen können. Doch aufgrund der außergewöhnlichen Natur des Schadensereignisses konnte er die Kosten sofort in voller Höhe als Werbungskosten absetzen.
Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, die spezifischen Umstände eines Schadensereignisses sorgfältig zu dokumentieren. Eine genaue Aufzeichnung der Wetterlage und die Einholung von Gutachten können dabei helfen, die Einmaligkeit und Unvermeidbarkeit des Schadens zu belegen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die steuerliche Absetzbarkeit nicht infrage gestellt wird.
Experten raten daher Immobilieneigentümern, sich frühzeitig über die steuerlichen Auswirkungen von Instandhaltungsmaßnahmen zu informieren und gegebenenfalls fachlichen Rat einzuholen. Besonders in den ersten drei Jahren nach dem Erwerb einer Immobilie sollten alle Erhaltungsaufwendungen genau geprüft und dokumentiert werden. So lassen sich unangenehme Überraschungen bei der Steuererklärung vermeiden.
Die steuerliche Behandlung von Erhaltungsaufwendungen innerhalb der ersten drei Jahre nach dem Erwerb eines Mietobjektes ist ein heikles Thema. Eigentümer, die in dieser Phase größere Investitionen tätigen, müssen mit erheblichen steuerlichen Belastungen rechnen. Umso wichtiger ist es, sich über Ausnahmeregelungen zu informieren, die insbesondere bei wetterbedingten Schäden greifen können. Der Fall aus Bayern zeigt, dass eine sorgfältige Dokumentation und die Einholung von Gutachten entscheidend sein können, um die steuerliche Absetzbarkeit zu gewährleisten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Finanzbehörden künftig eine klare Linie bei der Bewertung von Elementarschäden verfolgen und so für mehr Rechtssicherheit sorgen. Immobilienbesitzer sollten in jedem Fall proaktiv handeln und sich frühzeitig informieren, um ihre finanziellen Risiken zu minimieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass unvorhergesehene Schadensereignisse nicht zu einer zusätzlichen steuerlichen Belastung führen.
Neue Perspektiven: Ein Apotheker setzt auf Innovation und Kundennähe in Berchtesgaden
Andreas Erharter, ein Apotheker aus Österreich, hat den entscheidenden Schritt gewagt, sich in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit und einer wachsenden Zahl von Apothekenschließungen selbstständig zu machen. Am 1. März übernahm er eine Apotheke in Berchtesgaden, Bayern, eine strategisch gelegene Stadt nahe der österreichischen Grenze. Sein Schritt in die Selbstständigkeit fällt in eine Epoche, in der viele Branchenkollegen den Rückzug antreten.
Erharter sieht seine neue Rolle nicht nur als Geschäftsbetreiber, sondern auch als Gesundheitsberater, der die Dienstleistungsqualität vor Ort maßgeblich verbessern möchte. Durch die Einführung innovativer Angebote und den Einsatz seiner pharmazeutischen Expertise will er die Apotheke zu einem zentralen Anlaufpunkt für gesundheitliche Anliegen in der Gemeinde machen. Sein Ziel ist es, das Vertrauen der Kunden durch fachkundige Beratung und persönlichen Einsatz zu gewinnen und dadurch die Bindung zur lokalen Bevölkerung zu stärken.
Die Herausforderungen für Apotheker in Deutschland sind vielfältig und umfassen neben der ökonomischen Druck auch regulatorische Hürden. Trotzdem bleibt Erharter optimistisch und glaubt an die Stärke und Notwendigkeit von stationären Apotheken. Seine Strategie, durch Qualitätssteigerung und kundenzentrierte Serviceangebote einen Mehrwert zu schaffen, könnte anderen in der Branche als Inspirationsquelle dienen.
Die Entscheidung von Andreas Erharter, in diesen turbulenten Zeiten eine Apotheke zu übernehmen, ist ein starkes Zeichen von Unternehmertum und Engagement für die Gesundheitsversorgung. Während viele sich aus dem Apothekenmarkt zurückziehen, zeigt Erharter, dass mit Risikobereitschaft und einer klaren Vision auch in schwierigen Zeiten Erfolg möglich ist. Seine Bemühungen, die Apotheke in Berchtesgaden zu einem gesundheitlichen Dreh- und Angelpunkt zu machen, könnten wegweisend für die Zukunft der Apothekenlandschaft sein. In einer Zeit, in der die persönliche Beratung in vielen Bereichen durch Online-Angebote ersetzt wird, betont Erharter die Bedeutung der menschlichen Komponente und der lokalen Präsenz. Sein Ansatz verdient Anerkennung und könnte als Modell für eine neue Generation von Apothekern dienen, die die traditionellen Rollen neu definieren und an die Bedürfnisse ihrer Gemeinden anpassen wollen.
Verzögerter Start der elektronischen Patientenakte: Zwischen technischen Herausforderungen und politischen Versprechen
Der geplante flächendeckende Start der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland erfährt erneut eine Verzögerung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der auf der Digital-Health-Messe DMEA in Berlin als Keynote-Speaker auftrat, kündigte an, dass der Rollout der ePA nun schrittweise in den kommenden Wochen beginnen soll – eine bedeutende Abweichung vom ursprünglichen Plan, der einen Start Mitte Februar vorsah. Diese Anpassung der Zeitpläne folgt auf Enthüllungen durch den Chaos Computer Club (CCC), die erhebliche Sicherheitsmängel aufzeigten.
Seit dem 15. Januar befindet sich die ePA in einer Testphase in ausgewählten Modellregionen, deren Ergebnisse laut Lauterbach überwiegend positiv sind. Die Sicherheitslücken, die der CCC aufdeckte, sind mittlerweile behoben, und das System funktioniert nach Angaben des Ministers wie erwartet. Lauterbach betonte die Bedeutung einer sorgfältigen und sicheren Implementierung und erklärte, dass eine vorläufige Freiwilligkeit in der Nutzung der ePA für medizinische Praxen vorgesehen sei, um niemanden zu bestrafen, der auf Systemfehler stößt, die außerhalb seiner Kontrolle liegen.
Während der Minister die stufenweise Einführung als notwendigen Schritt zur Gewährleistung der Systemsicherheit darstellt, kommt Kritik von Dr. Carola Reimann, der Vorstandsvorsitzenden des AOK-Bundesverbandes. Reimann äußerte sich enttäuscht über das Fehlen eines konkreten Startdatums und beschrieb die Verzögerung als mangelhaft im Einklang mit Lauterbachs früheren Versprechungen, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu beschleunigen. Die AOK und andere Krankenkassen hätten ihre Teile der Vorbereitungen termingerecht abgeschlossen und die technischen Probleme bereits gelöst.
Die wiederholten Verzögerungen bei der Einführung der elektronischen Patientenakte zeigen die Komplexität und Herausforderungen, die mit der Digitalisierung sensibler Gesundheitsdaten einhergehen. Obwohl die schrittweise Einführung eine vorsichtige Herangehensweise darstellt, wirft sie Fragen nach der Effektivität der bisherigen Planungs- und Implementierungsstrategien auf. Es bleibt abzuwarten, ob die verlangsamte Einführung der ePA das Vertrauen der Ärzte und Patienten in das System stärken oder die Frustration über die fortwährenden Verzögerungen weiter verschärfen wird. Die Herausforderung liegt darin, eine Balance zwischen Sicherheit und Effizienz zu finden, um eine moderne und funktionierende ePA zu realisieren, die das Gesundheitswesen in Deutschland maßgeblich verbessern könnte.
Notdienst in der Apotheke: Effiziente Planung als Schlüssel zur Patientenversorgung
In vielen Regionen Deutschlands wird die Dichte der Apotheken immer geringer, während gleichzeitig die Notdienstbezirke neu strukturiert werden. Diese Entwicklung führt zu längeren Anfahrtswegen für Patienten, die außerhalb der regulären Öffnungszeiten dringend Medikamente benötigen. Die Organisation eines effektiven Notdienstes stellt Apotheken daher vor wachsende Herausforderungen.
Eine Schlüsselkomponente für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit ist die vorausschauende Planung. Die Apotheken müssen nicht nur ihre Lagerbestände erweitern, sondern auch ihre Logistikprozesse optimieren. Eine enge Vernetzung mit lokalen Notdienstpraxen ist dabei unerlässlich. Durch eine frühzeitige Abstimmung mit den diensthabenden Ärzten können die Apotheken den tatsächlichen Bedarf besser abschätzen und ihre Bestände entsprechend anpassen.
Ein innovatives Beispiel hierfür bietet die Berliner Apothekerin Annette Dunin von Przychowski, die einen direkten Kommunikationsweg zwischen Apotheken und Notdienstärzten etablierte. Durch die Umgehung der allgemeinen Notdienstnummer und die direkte Kontaktaufnahme zu Ärzten an Notdienstpraxen verbessert sich die Reaktionszeit erheblich, was gerade in Notfällen von entscheidender Bedeutung ist.
Zudem ist eine regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Warenbestände von großer Wichtigkeit. Die Apotheken entwickeln dabei ein Gefühl dafür, welche Medikamente permanent vorrätig sein sollten, um kurzfristigen Anstiegen der Nachfrage gerecht zu werden und gleichzeitig unnötige Kosten durch Überbestellungen oder Retouren zu vermeiden.
Trotz der Herausforderungen zeigt sich, dass durch die Implementierung einer strukturierten Notdienstlogistik und die Nutzung alternativer Lieferoptionen durch Großhändler die kontinuierliche Versorgung der Patienten sichergestellt werden kann. Auch spezielle Notdienstbestellungen, die durch schnelle Sonderlieferungen gekennzeichnet sind, tragen dazu bei, dass keine Versorgungslücken entstehen.
Die steigenden Anforderungen an den Apothekennotdienst verdeutlichen die Dringlichkeit einer gut organisierten Notfallversorgung. Apotheken stehen im Zentrum dieser Bemühungen und spielen eine entscheidende Rolle, um die medizinische Versorgung rund um die Uhr zu gewährleisten. Die Entwicklungen in Berlin könnten ein Vorbild für andere Regionen sein, um die Effizienz und Schnelligkeit der Notdienste zu steigern. Dies fordert jedoch auch eine kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der bestehenden Systeme, um auf die sich ändernden Bedingungen reagieren zu können. Letztlich geht es darum, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und gleichzeitig die Belastung für Patienten und medizinisches Personal zu minimieren.
Digitalisierung im Apothekenmarkt: Cherry bringt kostengünstige CardLink-Lösung zur DMEA
In Berlin nimmt die Digitalisierung des Gesundheitssektors weiter Fahrt auf. Zur Eröffnung der Digital-Health-Messe DMEA präsentierte der Terminal-Anbieter Cherry eine innovative Entwicklung: die CardLink-Lösung, die nun von der Gematik offiziell zugelassen wurde. Dies markiert einen bedeutenden Schritt für die Einbindung von E-Rezepten in den deutschen Apothekenalltag, der sich durch erhöhte Effizienz und geringere Kosten auszeichnen könnte.
Die Lösung, die unter dem Namen „SmartLink“ operiert, bietet Apotheken die Möglichkeit, E-Rezepte günstiger als bisher zu verarbeiten. Ursprünglich stieß der Übertragungsweg auf Skepsis, da er zunächst nur von großen Versandapotheken aus den Niederlanden angeboten wurde. Doch mit der Zeit haben auch lokale Apotheken die Vorteile erkannt und beginnen nun, diesen Dienst zunehmend zu nutzen. Cherry hebt sich in diesem wettbewerbsintensiven Markt durch das Versprechen hervor, das kostengünstigste Angebot zu liefern – 36 Cent pro Transaktion, ohne Mindestabnahmemengen und ohne Gebühren für nicht eingelöste Rezepte.
Die Abwicklung erfolgt dabei einfach und kundenfreundlich: Kunden lösen ihr E-Rezept mittels elektronischer Gesundheitskarte (eGK) und einem NFC-fähigen Smartphone in der Apotheke ihrer Wahl ein. Hierbei kooperiert Cherry eng mit Doctorbox, um die Abwicklung zu optimieren. Zudem fördert Doctorbox mit der neuen App APO360 die Digitalisierung der Kundenbeziehungen in Apotheken. Diese App ermöglicht es, ärztlich verordnete Medikamente digital zu übernehmen und unterstützt die Patienten mit Funktionen wie Medikationserinnerungen und der Verwaltung ihrer Medikamentenvorräte.
Dr. Philip Groth, Geschäftsführer der Cherry Digital Health GmbH, erklärte, dass diese technologische Innovation darauf abzielt, den E-Rezept-Markt effizient zu erweitern und Apotheken dabei zu unterstützen, sich den digitalen Anforderungen der Zukunft anzupassen. Julian Maar, Geschäftsführer von Doctorbox, betonte, dass APO360 Apotheken eine einmalige Gelegenheit bietet, die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen proaktiv zu gestalten und ihre Kundenbindung zu stärken.
Die Einführung von Cherry’s CardLink-Lösung auf der DMEA ist mehr als nur eine technologische Neuerung – es ist ein klarer Indikator für den unumkehrbaren Trend zur Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen. Während die Lösung deutliche Vorteile in Bezug auf Kosteneffizienz und Benutzerfreundlichkeit bietet, wirft sie auch Fragen hinsichtlich des Datenschutzes und der Marktkonzentration auf. Die Akzeptanz durch die Vor-Ort-Apotheken zeigt zwar eine positive Entwicklung, jedoch müssen kleinere Anbieter darauf achten, nicht von größeren Ketten oder technologischen Riesen verdrängt zu werden. Dieser Wandel erfordert eine sorgfältige Überwachung durch Regulierungsbehörden, um eine faire und gerechte Integration dieser Technologien zu gewährleisten.
Mikroplastik aus der Infusion – Unsichtbare Gefahr im Klinikalltag
Mikroplastik ist längst kein rein ökologisches Problem mehr. Es betrifft zunehmend auch den medizinischen Bereich – dort, wo Patienten eigentlich Schutz und Heilung erwarten. Eine neue Untersuchung zeigt, dass selbst handelsübliche Infusionslösungen mit winzigen Kunststoffpartikeln belastet sein können. Die Partikel stammen aus den Polypropylenbehältern, in denen die Flüssigkeiten gelagert und verabreicht werden. Besonders kritisch: Die Partikel gelangen nicht über Umwege, sondern direkt in den Blutkreislauf.
Bei der Analyse wurden Infusionslösungen unter kliniküblichen Bedingungen durch eine feinporige Membran filtriert. Die Auswertung der Rückstände ergab, dass pro Liter Lösung durchschnittlich rund 7500 Mikroplastikpartikel enthalten waren. Ihre Größe reichte von einem bis zu 62 Mikrometern, das Material wurde eindeutig als Polypropylen identifiziert. Die Forscher arbeiteten unter streng kontrollierten Bedingungen, um externe Kontaminationen auszuschließen. Das Ergebnis: Die Quelle liegt eindeutig in den Kunststoffverpackungen selbst.
Besondere Brisanz erhält der Befund durch die Art der Anwendung. Anders als bei oraler Aufnahme, bei der ein Großteil der Partikel vom Körper wieder ausgeschieden wird, entfällt bei intravenöser Gabe jeglicher Schutzmechanismus. Das Mikroplastik gelangt ungehindert in die systemische Zirkulation. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass es sich in Organen wie Leber, Niere und Lunge ablagern kann. Auch in arteriellen Plaques und Thromben wurde es bereits nachgewiesen.
Welche gesundheitlichen Folgen sich aus dieser Belastung ergeben, ist noch nicht abschließend geklärt. Mediziner befürchten jedoch, dass Mikroplastik nicht nur lokale Entzündungen auslösen, sondern auch langfristig zu chronischen Schäden führen könnte. Besonders Patienten mit geschwächtem Immunsystem oder hohem Infusionsbedarf – etwa während Operationen oder Chemotherapien – gelten als potenziell stärker gefährdet.
Fachleute fordern nun eine rasche Überprüfung gängiger Lagerungs- und Anwendungsstandards. Klar ist: Unter Einfluss von UV-Strahlung und Wärme erhöht sich die Partikelabgabe aus Kunststoffbehältern. Um die Belastung zu minimieren, sind Schutzmaßnahmen wie lichtgeschützte Lagerung und die Verwendung von Mikrofiltern während der Infusion empfehlenswert. Langfristig stellt sich jedoch auch die Frage, ob Kunststoff als Verpackungsmaterial in der Infusionstherapie überhaupt noch vertretbar ist.
Dass Mikroplastik ausgerechnet über Infusionen direkt ins Blut gelangen kann, macht deutlich, wie weitreichend die Problematik bereits ist – und wie wenig sie bislang in medizinischen Fachkreisen thematisiert wurde. Der Befund sollte nicht als isoliertes Laborergebnis abgetan werden, sondern Anlass für eine grundsätzliche Diskussion über Sicherheitsstandards bei Medizinprodukten sein.
Während sich die Forschung noch mit den möglichen Langzeitfolgen befasst, ist die unmittelbare Konsequenz klar: Patientenschutz muss auch den Schutz vor unsichtbaren Partikeln umfassen. Die Medizin darf nicht länger davon ausgehen, dass Mikroplastik nur ein Umweltproblem ist. Es ist im Klinikalltag angekommen – mitten in einem System, das eigentlich auf Reinheit und Präzision angewiesen ist. Das Vertrauen der Patienten hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Branche bereit ist, diese Herausforderung anzunehmen.
Fehlalarm beim Blutzucker? Streit um FreeStyle Libre-Sensoren entfacht Debatte
Ein Fall aus einer westfälischen Hausarztpraxis sorgt derzeit für Aufsehen in der Diabetesversorgung: Eine Allgemeinärztin berichtet über einen Patienten, dessen FreeStyle Libre-Sensor von Abbott über Wochen hinweg unplausibel niedrige Glukosewerte angezeigt haben soll. Der Vorfall wurde auf der Plattform LinkedIn öffentlich gemacht und hat eine kontroverse Diskussion ausgelöst – über Technikverlass, Patientenschulung und ärztliche Zuständigkeiten.
Demnach hatte ein insulinpflichtiger Patient über drei Wochen hinweg kein Insulin mehr verabreicht, nachdem zwei aufeinanderfolgende Sensoren dauerhaft Werte im Bereich einer schweren Hypoglykämie angezeigt hatten. Um einer Unterzuckerung vorzubeugen, konsumierte der Mann regelmäßig zuckerhaltige Getränke. Erst eine blutige Kontrollmessung in der Arztpraxis ergab einen tatsächlichen Blutzuckerwert von 158 mg/dL – der Sensor hingegen zeigte 45 mg/dL. Die behandelnde Ärztin sprach in einem Video von einem „Skandal“ und warnte vor einer potenziell lebensgefährlichen Fehlsteuerung der Diabetestherapie.
Der Hersteller Abbott reagierte auf den Vorwurf mit einer schriftlichen Stellungnahme. Man habe keine Hinweise auf fehlerhafte Produktchargen und betonte, dass man um Aufklärung bemüht sei. Man habe die Ärztin kontaktiert, um den geschilderten Vorfall gemeinsam aufzuarbeiten. Das Unternehmen verweist darauf, dass die Glukosemessung im interstitiellen Gewebe stattfinde, was technische Abweichungen gegenüber blutigen Messmethoden erklären könne.
Unter den Reaktionen auf den Fall finden sich neben Zustimmung auch kritische Stimmen gegenüber der hausärztlichen Versorgung. Ein Nutzer forderte, Patienten mit komplexer Diabetesproblematik konsequent an Fachärzte zu überweisen, da Hausärzte oft nicht ausreichend mit der Technologie vertraut seien. Andere Kommentatoren hoben die Verantwortung des Patienten hervor. Es sei nicht nachvollziehbar, warum über Wochen keine Kontrollmessung erfolgt sei. Fachärzte betonten, dass CGM-Systeme kein Ersatz für regelmäßige blutige Vergleichsmessungen seien, insbesondere bei auffälligen oder symptomatisch nicht erklärbaren Werten.
Auch aus der Fachwelt wurde die Diskussion durch neue Studien begleitet. So wurden in Untersuchungen mit gesunden Probanden durchschnittliche Abweichungen von 16 mg/dL zwischen CGM-Sensor und Referenzmethode festgestellt. Die Differenz lag damit im Toleranzrahmen aktueller Normen. Fachleute verweisen darauf, dass trotz aller Fortschritte im Bereich der Glukose-Sensorik weiterhin die Einweisung, Platzierung, Pflege und kritische Interpretation durch den Anwender entscheidend für valide Messwerte sei.
Für Apothekenteams ergibt sich aus dem Fall die Notwendigkeit, CGM-Nutzer regelmäßig auf das korrekte Handling hinzuweisen. Dazu gehört insbesondere der Hinweis auf die Wichtigkeit blutiger Kontrollmessungen bei ungewöhnlichen Werten, eine korrekte Platzierung am Oberarm, saubere und trockene Hautstellen sowie ein regelmäßiger Wechsel des Sensors. Bei Problemen kann die Kontaktaufnahme mit dem Hersteller erfolgen, um mögliche Produktfehler zu melden oder Ersatz zu erhalten.
Der Vorfall macht deutlich, dass moderne Medizintechnik nur dann zur Verbesserung der Therapie beiträgt, wenn Patienten ausreichend informiert sind und medizinische Fachpersonen eng eingebunden bleiben. Technische Hilfsmittel können die Verantwortung für eine sichere Therapie nicht ersetzen.
Der Fall um fehlerhafte Sensoranzeigen beim FreeStyle Libre zeigt eindrücklich, dass Hightech-Medizin an der Basis scheitern kann, wenn grundlegende Prinzipien der Patientenführung vernachlässigt werden. Weder Sensoren noch Apps ersetzen die ärztliche Einschätzung oder das kritische Hinterfragen unplausibler Werte. Es ist beunruhigend, wenn Patienten über Wochen hinweg auf ein technisches Gerät vertrauen, ohne einmal blutig gegenzumessen – ebenso wie die Tatsache, dass offenbar auch ärztlich nicht frühzeitig gegengesteuert wurde.
Gleichzeitig offenbart sich ein Kompetenzkonflikt, der exemplarisch für das deutsche Gesundheitswesen steht: Während Fachärzte auf Spezialisierung pochen, ringen Hausärzte um Anerkennung ihrer Versorgungsleistung. Doch in der Versorgung insulinpflichtiger Diabetiker muss die Grenze zwischen generalistischer Betreuung und spezialisierter Technikschulung klar gezogen werden.
Die Hersteller solcher Systeme müssen ihrer Verantwortung ebenfalls gerecht werden – nicht nur durch reaktive Kommunikation, sondern durch transparente Aufklärung über technische Grenzen und Fehlerquellen. Am Ende zählt nicht die Technik, sondern das Zusammenspiel aus Aufklärung, Sorgfalt und gesunder Skepsis gegenüber digitalen Messwerten.
Schmerzmittel beeinflussen Süßgeschmack – Mögliche Verbindung zum Glucose-Stoffwechsel entdeckt
Die gängigen Schmerzmittel Ibuprofen und Naproxen könnten über einen bislang wenig beachteten Mechanismus Einfluss auf den menschlichen Zuckerstoffwechsel nehmen. Einer aktuellen Studie zufolge beeinträchtigen beide Wirkstoffe gezielt die Wahrnehmung süßer Geschmacksreize – ein Effekt, der nicht nur für die Ernährungsforschung, sondern auch für die Prävention metabolischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus von Interesse sein könnte.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Dänemark und der University of Pennsylvania führten kontrollierte Untersuchungen mit gesunden Probanden durch. Ziel war es, die Auswirkungen verschiedener Schmerzmittel auf die sensorische Wahrnehmung zu analysieren. Dabei fiel auf, dass sowohl Ibuprofen als auch Naproxen nach der Einnahme zu einer deutlich reduzierten Empfindlichkeit gegenüber süßem Geschmack führten – unabhängig von Dosierung oder Geschlechtszugehörigkeit. Die Reaktion auf andere Geschmacksrichtungen wie bitter, sauer, salzig oder umami blieb dagegen weitgehend unverändert.
Die Forschenden vermuten, dass dieser Effekt auf eine Beeinflussung der sogenannten Cyclooxygenase-Enzyme (COX) zurückzuführen ist, die nicht nur an entzündlichen Prozessen beteiligt sind, sondern offenbar auch in den komplexen Regelkreisen der Geschmackswahrnehmung mitwirken. Insbesondere die Hemmung des Enzyms COX-2 könnte eine Rolle bei der Modulation der Geschmacksknospen und deren Signalübertragung spielen. Da diese Signale eng mit hormonellen Steuermechanismen wie Insulinfreisetzung und Sättigungsgefühl verknüpft sind, liegt der Verdacht nahe, dass Schmerzmittel über diesen Weg auch den Glucose-Stoffwechsel beeinflussen könnten.
In früheren Tierstudien konnte bereits gezeigt werden, dass COX-2-Hemmer den Appetit und das Essverhalten modifizieren. Die neue Studie liefert nun erstmals Hinweise auf vergleichbare Effekte beim Menschen. So gaben Probanden nach Einnahme der Medikamente nicht nur eine verminderte Süßempfindung an, sondern konsumierten auch geringere Mengen an süßen Lebensmitteln. Diese Beobachtung könnte von klinischer Relevanz sein, insbesondere für Menschen mit erhöhtem Risiko für Übergewicht, Insulinresistenz oder Typ-2-Diabetes.
Dennoch mahnen die Autorinnen und Autoren zur Vorsicht. Die Ergebnisse beruhen auf kurzfristigen Beobachtungen unter kontrollierten Bedingungen und sind nicht ohne Weiteres auf den Alltag übertragbar. Ob eine dauerhafte Einnahme von Ibuprofen oder Naproxen tatsächlich positive Effekte auf den Zuckerstoffwechsel hat oder vielmehr das Risiko für Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Blutungen, Nierenschäden oder Herz-Kreislauf-Komplikationen überwiegt, müsse in Langzeitstudien geklärt werden. Zudem sei unklar, ob der beobachtete Effekt auch bei Patienten mit chronischen Erkrankungen oder bei älteren Menschen in gleichem Maße auftritt.
Die Studie eröffnet gleichwohl neue Perspektiven für die medizinische Forschung. So könnten gezielt entwickelte Medikamente, die nur den süß-spezifischen Signalweg beeinflussen, künftig als therapeutische Unterstützung bei der Regulierung von Appetit und Blutzucker dienen – ohne die bekannten Nebenwirkungen klassischer NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika).
Die Erkenntnis, dass alltägliche Schmerzmittel wie Ibuprofen und Naproxen weit mehr tun könnten als Schmerz und Entzündung zu lindern, wirft ein neues Licht auf das Zusammenspiel von Medikamenten und Stoffwechselprozessen. Was zunächst wie eine kuriose Beobachtung am Rande klinischer Studien erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als wissenschaftlich hochrelevante Spur: Die Fähigkeit, den Süßgeschmack zu dämpfen, könnte zu einem geringeren Zuckerkonsum und damit zu einer verbesserten Blutzuckerkontrolle führen – ein Aspekt, der in Zeiten steigender Diabetesraten von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung ist.
Gleichzeitig wäre es fahrlässig, aus den vorliegenden Daten voreilige Schlüsse zu ziehen. Schmerzmittel sind keine Lifestyle-Produkte. Ihre Einnahme ist mit Risiken verbunden und gehört in die ärztliche Betreuung. Die Vorstellung, über rezeptfreie Medikamente die eigene Zuckeraufnahme gezielt zu steuern, wäre nicht nur medizinisch problematisch, sondern auch ethisch fragwürdig.
Die Studie zeigt vielmehr, wie wenig wir über die komplexen Nebenwirkungen und potenziellen Zusatzwirkungen etablierter Medikamente wissen. Gerade diese unbeabsichtigten Effekte könnten jedoch neue Türen öffnen – vorausgesetzt, sie werden sorgfältig erforscht, differenziert bewertet und verantwortungsvoll weiterentwickelt. Es wäre nicht das erste Mal in der Medizingeschichte, dass ein ursprünglich als Nebenwirkung beobachtetes Phänomen zum Ausgangspunkt für eine neue Therapieform wird.
Für die medizinische Forschung, aber auch für die klinische Praxis und Gesundheitsprävention ist diese Entdeckung deshalb mehr als nur ein Nebenschauplatz. Sie mahnt zu mehr interdisziplinärem Denken, zur kontinuierlichen Evaluation bekannter Wirkstoffe und zur kritischen Auseinandersetzung mit deren Einfluss auf Ernährung, Verhalten und Stoffwechsel. Der süß gedämpfte Geschmack könnte am Ende weitreichendere Folgen haben, als bislang angenommen.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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