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  • 07.04.2025 – Apotheken-News: Apotheken im Umbruch mit Kooperationen, Tarifsteigerung, Beratungskrise, Impfversagen und Altersvorsorgekrise
    07.04.2025 – Apotheken-News: Apotheken im Umbruch mit Kooperationen, Tarifsteigerung, Beratungskrise, Impfversagen und Altersvorsorgekrise
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Kooperation statt Konkurrenz, Tarifwandel, strukturelle Erschöpfung – in der Apothekenwelt verdichten sich die Spannungen. Ein Berliner...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken im Umbruch mit Kooperationen, Tarifsteigerung, Beratungskrise, Impfversagen und Altersvorsorgekrise

 

Kooperationen gegen Großhandelsdruck, erweiterter Urlaubsanspruch im Tarif, Rückzug vom HV-Tisch, Masernausbruch in den USA und zunehmende Unsicherheit bei der Altersvorsorge

Kooperation statt Konkurrenz, Tarifwandel, strukturelle Erschöpfung – in der Apothekenwelt verdichten sich die Spannungen. Ein Berliner Apotheker sucht in Netzwerken den Ausweg aus der Großhandelsabhängigkeit, während bundesweit das Herzstück der Beratung am HV-Tisch ins Wanken gerät. Der neue Bundesrahmentarifvertrag bringt mehr Urlaub, doch entlastet er wirklich? In den USA stirbt ein ungeimpftes Kind an Masern, und hierzulande wächst die Sorge um die Altersversorgung der Apotheker. Parallel beschreibt ein Arzt den Burn-out der Gesellschaft – ein Zustand, der auch vor dem Apothekenteam nicht haltmacht. Ein Panorama zwischen Überforderung, Verantwortung und der Suche nach neuen Wegen.


In Berlin, einer Stadt, in der wirtschaftliche Umbrüche und strukturelle Machtverschiebungen längst zum Alltag gehören, geraten auch die Apotheken zunehmend unter Druck. Die Dominanz großer Großhändler und Handelsketten verändert die Marktbedingungen tiefgreifend. In dieser Situation sehen sich viele Inhaberinnen und Inhaber vor der Entscheidung, ob sie als Einzelkämpfer bestehen oder auf Kooperationen setzen wollen. Der Berliner Apotheker Sebastian Huber hat sich für Letzteres entschieden und damit ein deutliches Signal gesetzt. In Zeiten rückläufiger Margen, wachsender Bürokratie und schwindender Planbarkeit erhofft er sich durch die Kooperation bessere Einkaufskonditionen, eine professionellere Vernetzung und langfristig mehr Resilienz gegenüber dem strukturellen Wandel. Der Zusammenschluss mit anderen Apotheken biete nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern ermögliche auch eine strategische Positionierung jenseits des Einflusses dominanter Marktakteure. Derartige Bündnisse könnten sich künftig als überlebensnotwendig erweisen – gerade in urbanen Räumen mit hoher Konkurrenzdichte.

Gleichzeitig wird an einem anderen neuralgischen Punkt der Apothekenrealität ein weiteres strukturelles Problem sichtbar: der Rückzug der Mitarbeitenden vom Handverkaufstisch. Wo früher der direkte Austausch mit Patientinnen und Patienten stattfand, herrscht heute vielerorts Zurückhaltung. Die Präsenz am HV-Tisch wird spürbar reduziert, Beratungsgespräche geraten ins Stocken. Was zunächst als individueller Rückzug erscheinen mag, offenbart bei näherer Betrachtung ein tiefer liegendes Missverhältnis. Arbeitsdruck, Personalmangel und eine zunehmende Digitalisierung verschieben den Fokus weg von der persönlichen Betreuung hin zu administrativen Aufgaben. Die Folge ist eine Entfremdung vom zentralen Ort der pharmazeutischen Arbeit, die nicht nur das Teamgefüge, sondern auch das Vertrauen der Kundschaft beeinträchtigen kann. Für viele Inhaber stellt sich die Frage, wie das Betriebsklima wieder gestärkt und die Beratungsleistung als Kernkompetenz der Apotheke gesichert werden kann.

Auch arbeitsrechtlich bringt die Branche Veränderungen mit sich, wie die neuen Regelungen im Bundesrahmentarifvertrag seit August 2024 zeigen. Der Bundesrahmentarifvertrag unter der Federführung des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken sieht eine Erhöhung der Urlaubstage für Vollzeitbeschäftigte vor: von bislang 34 auf nun 35 Tage. Beschäftigte mit einer Betriebszugehörigkeit von vier Jahren erhalten sogar 36 Tage. Die Neuregelung wird überwiegend positiv aufgenommen, denn sie erkennt die körperlich und psychisch anspruchsvolle Arbeit in der Apotheke an. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie kleinere Betriebe die zusätzlichen Ausfallzeiten organisatorisch auffangen können – gerade vor dem Hintergrund bestehender Personalengpässe. Es bleibt abzuwarten, ob der neue Tarifvertrag auch langfristig zu einer höheren Bindung von Fachkräften beiträgt oder ob strukturelle Probleme wie die geringe Attraktivität des Berufsbildes damit nur kosmetisch überdeckt werden.

Während sich in Deutschland Tariffragen und Strukturwandel abzeichnen, spitzt sich in den USA eine ganz andere gesundheitspolitische Krise dramatisch zu. In Texas ist ein weiteres Kind an den Folgen einer Masernerkrankung gestorben. Das schulpflichtige Kind war nicht geimpft und erlag schließlich einem Lungenversagen. Der Fall ist kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine Serie vermeidbarer Infektionen ein, die bereits mehrere Bundesstaaten betreffen. Er ist das zweite bekannte Todesopfer unter Kindern in diesem Jahr. Gesundheitsexperten warnen eindringlich vor den Folgen sinkender Impfquoten, die nicht nur Einzelne gefährden, sondern die Herdenimmunität der gesamten Bevölkerung untergraben. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die brüchige Impfdisziplin in Teilen der US-Bevölkerung und zeigt, wie schnell medizinische Errungenschaften ins Wanken geraten können, wenn Vertrauen in wissenschaftlich belegte Prävention verloren geht.

Zurück nach Deutschland, wo auf dem Fortbildungskongress der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am Wochenende in Neumünster deutliche Worte gefallen sind. Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen forderte die Politik zu mehr Verantwortung auf. Vor voll besetztem Haus erklärte er, dass Apotheken nicht noch weitere Aufgaben schultern könnten, solange die wirtschaftliche Basis nicht gesichert sei. Christiansen betonte, dass die Versorgungssicherheit gefährdet sei, wenn das System weiterhin auf Verschleiß laufe. Nur mit einer angemessenen Honorierung könne die Qualität der Arzneimittelversorgung auch in Zukunft gewährleistet werden. Der Applaus aus dem Publikum ließ erkennen, wie tief der Frust in der Berufsgruppe sitzt – und wie dringend eine politische Kurskorrektur gewünscht wird.

Parallel dazu sorgt ein anderes Thema für Unruhe in der Branche: das Versorgungswerk der Apotheker. Immer mehr Stimmen berichten von finanziellen Problemen der Einrichtung, die eigentlich für die Altersvorsorge der Berufsangehörigen zuständig ist. Die Sorge wächst, dass die zugesagten Renten nicht mehr in vollem Umfang abgesichert werden könnten. In einer Zeit, in der Altersarmut auch für ehemals gut ausgebildete Fachkräfte zur realen Bedrohung wird, entfaltet sich hier ein brisantes Konfliktpotenzial. Sollte sich die finanzielle Schieflage weiter verschärfen, drohen nicht nur Vertrauensverluste, sondern auch rechtliche Auseinandersetzungen und politische Konsequenzen. Die Zukunftsfähigkeit des Versorgungswerks steht auf dem Prüfstand – und mit ihr das Vertrauen in ein zentrales Element beruflicher Daseinsvorsorge.

Diese Entwicklung steht in einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhang, denn auch jenseits der Apotheke ist Deutschland spürbar erschöpft. Immer mehr Menschen berichten von chronischer Überlastung, emotionaler Erschöpfung und einem tiefgreifenden Vertrauensverlust gegenüber politischen und institutionellen Akteuren. Der Arzt und Autor Dr. Thomas Bergner spricht von einem "Burn-out der Gesellschaft" – einem Zustand, der sich nicht nur in den individuellen Biografien zeigt, sondern in der kollektiven Grundstimmung der Nation. Die Ursachen seien tief verwurzelt und reichten bis in die Nachkriegszeit zurück, als Leistung, Verzicht und Disziplin als Tugenden galten. Heute jedoch scheine die Gesellschaft an den Ansprüchen zu zerbrechen, die sie sich selbst auferlegt hat. Für Apotheken, die traditionell eine vermittelnde Rolle zwischen medizinischem System und Alltagsrealität einnehmen, bedeutet dieser Zustand eine doppelte Herausforderung: Sie müssen nicht nur mit den eigenen strukturellen Problemen fertig werden, sondern zugleich als erste Anlaufstelle für eine zunehmend belastete Bevölkerung bereitstehen. Die Frage, wie viel Verantwortung die öffentliche Apotheke in einem erschöpften Gesundheitswesen noch tragen kann, bleibt dabei unbeantwortet.


Kommentar:

Die Apotheke wird zum Seismografen gesellschaftlicher und struktureller Erschütterungen – und gleichzeitig zum Brennpunkt ihrer Lösung. Was sich derzeit in Berlin, Schleswig-Holstein und weit darüber hinaus abzeichnet, ist ein vielschichtiger Umbruch: ökonomisch, personell, organisatorisch – und zutiefst menschlich. Die Entscheidung von Apotheker Sebastian Huber, auf Kooperation statt Isolation zu setzen, ist dabei nicht nur klug, sondern überfällig. In einem Markt, der von Großhandelsmacht, digitalem Druck und politischer Vernachlässigung geprägt ist, können nur starke Netzwerke überleben.

Doch was nutzt die beste Kooperationsstruktur, wenn im Innersten der Apotheke – am HV-Tisch – das Herzstück der Versorgung stillzustehen droht? Der schleichende Rückzug der Mitarbeitenden aus der Kundenberatung ist kein Zeichen von Faulheit, sondern ein Warnruf. Zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit, zu wenig Wertschätzung. Wenn der Dialog mit den Patientinnen und Patienten zur Belastung wird, ist die Apotheke nicht mehr das, was sie sein sollte: ein Ort des Vertrauens und der Fürsorge. Politik und Standesvertretungen sind jetzt gefragt, nicht nur Sonntagsreden zu halten, sondern echte Entlastung zu schaffen – finanziell wie strukturell.

Gleichzeitig zeigt der neue Tarifvertrag mit 35 beziehungsweise 36 Urlaubstagen, dass punktuelle Verbesserungen möglich sind. Doch auch hier gilt: Ein freier Tag ist wenig wert, wenn der Arbeitsplatz am nächsten Tag zur Dauerbaustelle geworden ist. Entlastung muss ganzheitlich gedacht werden – tariflich, personell, digital und mental.

Der Blick über den Atlantik, wo ein Kind an Masern stirbt, erinnert uns eindringlich daran, was auf dem Spiel steht, wenn Gesundheitspolitik versagt und Verantwortung verweigert wird. Und der Fall des Versorgungswerks macht schmerzhaft deutlich, dass auch im deutschen System Sicherheit längst kein Selbstläufer mehr ist. Wer sein Leben der Gesundheit anderer widmet, darf im Alter nicht mit Unsicherheit entlohnt werden.

Und dann ist da noch die große Leerstelle, die sich quer durch alle Themen zieht: das kollektive Erschöpfungssyndrom einer Gesellschaft, die ihre Leistungsträger – auch in Apotheken – systematisch überfordert. Wer nicht endlich handelt, riskiert nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern den moralischen Kern unseres Gesundheitswesens. Die Apotheke ist mehr als eine Abgabestelle. Sie ist Gradmesser unseres Gemeinwohls. Und ihr leiser Rückzug wäre ein Alarmsignal, das niemand überhören dürfte.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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