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  • 07.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: E-Rezept, Insolvenzgefahr, Gewalt und neue Versorgungsrollen
    07.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: E-Rezept, Insolvenzgefahr, Gewalt und neue Versorgungsrollen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Deutschlands Apotheken stehen vor einem tiefgreifenden Wandel: Steigende Betriebskosten, ein zunehmend dominanter Onlinehandel und globale...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: E-Rezept, Insolvenzgefahr, Gewalt und neue Versorgungsrollen

 

Zwischen digitalem Umbruch, wachsendem Marktdruck und politischen Erwartungen ringen Deutschlands Apotheken um Stabilität und Vertrauen

Deutschlands Apotheken stehen vor einem tiefgreifenden Wandel: Steigende Betriebskosten, ein zunehmend dominanter Onlinehandel und globale Lieferprobleme erhöhen den wirtschaftlichen Druck spürbar. Die verpflichtende Einführung des E-Rezepts hat zusätzlich technische und sicherheitsrelevante Risiken geschaffen. Viele Inhaber reagieren mit neuen Kooperationsmodellen, um ihre Betriebe zu stabilisieren und gemeinsam der wachsenden Insolvenzgefahr zu begegnen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen von Politik und Gesellschaft: Pharmazeutische Dienstleistungen wie Impfungen, Medikationsanalysen oder Telemedizin sollen gestärkt werden – auch nach dem Vorbild Kanadas, wo Apotheken längst tragende Säulen der Grundversorgung sind. Doch die Realität in deutschen Offizinen bleibt angespannt: Aggressionen von Kunden nehmen zu, Rezeptbetrug wird professioneller, und die Unsicherheit über politische Zusagen wächst. ABDA-Präsident Thomas Preis mahnt vor einem erneuten Vertrauensbruch, während der VZA faire Rahmenbedingungen für spezialisierte Herstellungsapotheken fordert. Hinzu kommen globale Gesundheitsrisiken wie die zunehmende Verbreitung von Mpox sowie gesellschaftliche Debatten über den Missbrauch von Lachgas. Hoffnung hingegen macht die medizinische Forschung: Mit Sotatercept steht ein neuer Wirkstoff zur Behandlung der schweren pulmonalen arteriellen Hypertonie in Aussicht. Die Apothekenbranche steht zwischen Umbruch und Verantwortung – und sucht Wege, ihre unverzichtbare Rolle in der Gesundheitsversorgung zu sichern.

 

Kooperation statt Isolation: Apotheken reagieren auf wachsenden Marktdruck

Der Apothekenmarkt in Deutschland steht unter massivem Veränderungsdruck. Die zunehmende Dominanz des pharmazeutischen Großhandels, die Ausweitung von Handelsketten sowie wachsende wirtschaftliche Unsicherheiten zwingen viele selbstständige Apotheken zum Umdenken. In dieser angespannten Lage gewinnen kooperative Modelle an Relevanz. Immer mehr Apothekeninhaber entscheiden sich dafür, ihre Kräfte mit anderen Betrieben zu bündeln, um gemeinsam den steigenden Anforderungen von Markt, Gesetzgeber und Kundschaft begegnen zu können.

Der Hintergrund dieser Entwicklung ist vielschichtig. Auf der einen Seite kämpfen inhabergeführte Apotheken mit steigenden Betriebskosten, Fachkräftemangel und stagnierenden Honoraren. Auf der anderen Seite wächst der Druck durch zentral organisierte Handelsstrukturen, die mit skalierbaren Einkaufsvorteilen, digitalen Vertriebskanälen und aggressiver Preispolitik agieren. In einem solchen Umfeld verlieren kleinere Apotheken zunehmend an Marktmacht und wirtschaftlichem Spielraum.

Kooperationen bieten hier neue Spielräume. Sie ermöglichen unter anderem gemeinsame Verhandlungen mit Lieferanten, zentralisierte Prozesse im Bereich IT und Warenwirtschaft sowie abgestimmte Marketingstrategien. Zudem lassen sich durch gemeinsame Fortbildungsangebote und strukturelle Unterstützung auch personelle Ressourcen besser nutzen. Das Ziel ist es nicht, die Identität der einzelnen Apotheken aufzugeben, sondern ihre Position am Markt durch solidarische Strukturen zu stärken.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Möglichkeit, durch Kooperationen schneller auf regulatorische Änderungen und neue Anforderungen im Gesundheitswesen zu reagieren. Ob Datenschutzanforderungen, E-Rezept, pharmazeutische Dienstleistungen oder Notfallversorgung – viele Themen lassen sich gemeinsam effizienter bearbeiten und umsetzen. In Einzelstellung geraten viele Apotheken hier zunehmend an organisatorische Grenzen.

Gleichzeitig bestehen auch Spannungsfelder. Nicht alle Inhaberinnen und Inhaber stehen der Idee eines Verbundes positiv gegenüber. Die Sorge um den Verlust von Entscheidungsfreiheit, unterschiedliche Vorstellungen in strategischen Fragen oder die Angst vor einem zu starken Einfluss durch zentrale Koordinierungsstellen sind verbreitet. Auch besteht ein gewisser kultureller Widerstand gegen das Aufbrechen traditioneller Einzelstrukturen.

Trotz dieser Hürden ist eine zunehmende Bewegung in Richtung Kooperationen zu beobachten. In einem Markt, der sich rasant verändert und in dem politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen langfristig instabil erscheinen, sind gemeinschaftliche Netzwerke für viele eine realistische Antwort auf die Herausforderungen der Zeit.

Die Entwicklung hin zu mehr Kooperationen im Apothekenwesen ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine strukturelle Reaktion auf ein sich wandelndes Marktumfeld. Die Vorstellung der „einsamen“ inhabergeführten Apotheke, die unabhängig und selbstständig agiert, wird zunehmend von der Realität überholt. Wirtschaftliche Zwänge, technologische Umbrüche und politische Unsicherheiten stellen Anforderungen, die von Einzelbetrieben oft nicht mehr effizient zu bewältigen sind.

Kooperationen eröffnen hier Chancen. Sie schaffen die Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln, Kompetenzen zu teilen und gemeinsam Strategien zu entwickeln, die über den Horizont des Einzelstandorts hinausreichen. Sie bedeuten jedoch auch einen Kulturwandel – weg von der absoluten unternehmerischen Autonomie hin zu kollektiver Verantwortung und geteilten Entscheidungsprozessen.

Dieser Wandel ist nicht für alle Akteure leicht zu akzeptieren. Wer Kooperationen als Verlust von Kontrolle oder Identität versteht, übersieht jedoch oft das größere Bild: dass es hier nicht um Selbstaufgabe geht, sondern um die Sicherung der eigenen Zukunftsfähigkeit. Der Markt belohnt heute nicht mehr den Einzelkämpfer, sondern jene, die bereit sind, sich mit anderen zu verbinden und gemeinsam tragfähige Antworten auf komplexe Fragen zu finden.

Die Apothekenbranche steht an einem kritischen Punkt. Zwischen regulatorischem Reformdruck, ökonomischen Zwängen und digitalem Wandel ist die strategische Weichenstellung unausweichlich. Kooperationen sind in dieser Lage keine Schwäche, sondern Ausdruck von Weitsicht – und möglicherweise die einzige Chance, die Selbstständigkeit im Kern zu bewahren.

 

Finanzielle Zerreißprobe: Die wachsende Insolvenzgefahr in der Apothekenbranche

In der deutschen Apothekenbranche verdichten sich die Wolken am Horizont. Getrieben von der sich stetig verändernden Marktdynamik und den Nachwirkungen wirtschaftlicher Instabilität, stehen viele Apotheken vor enormen finanziellen Herausforderungen. Die steigenden Betriebskosten, eine zusehends konkurrierende Online-Präsenz und die Unsicherheiten globaler Lieferketten tragen dazu bei, dass die Insolvenzgefahr für Apothekenbetreiber deutlich steigt.

Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das Dilemma: Laut jüngsten Branchenberichten kämpfen über 20% der lokalen Apotheken mit finanziellen Engpässen, die ihre Existenz bedrohen könnten. Diese Betriebe, oft familiengeführt und seit Jahrzehnten im Dienst der Gemeinschaft, sehen sich einer doppelten Belastung ausgesetzt: Einerseits müssen sie in Technologien und Personal investieren, um mit den digitalen Angeboten Schritt zu halten, andererseits zehren erhöhte Miet- und Energiekosten sowie gestiegene Preise für Medikamente an ihrer finanziellen Substanz.

Die Pandemie hatte kurzzeitig für einen Umsatzschub gesorgt, da die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen sprunghaft anstieg. Doch dieser Effekt war nur von kurzer Dauer. Viele Apotheker berichten von einem drastischen Rückgang der Kundenzahlen nach dem Ende der akuten Pandemiephasen, während der Online-Handel weiterhin Zuwächse verzeichnet.

Die Geschäftsmodelle vieler Apotheken basieren traditionell auf einem hohen Maß an persönlicher Beratung und einem umfassenden Serviceangebot. Doch die sich wandelnden Verbraucherpräferenzen und das geänderte Kaufverhalten – verstärkt durch die Bequemlichkeit und oft niedrigeren Preise im Internet – erfordern ein Umdenken und schnelles Anpassen an die neuen Realitäten.

Die aktuelle Situation in der Apothekenbranche ist alarmierend und sollte als ernsthafter Weckruf für alle Beteiligten dienen. Es geht nicht nur um einzelne Betriebe oder die wirtschaftliche Gesundheit einer Branche, sondern um die Versorgungssicherheit und den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten und Gesundheitsberatungen für die gesamte Bevölkerung.

Diese Entwicklungen werfen grundlegende Fragen auf: Wie können wir die lokale Apotheke als unverzichtbaren Teil der Gesundheitsinfrastruktur erhalten? Welche Unterstützungsmechanismen müssen von staatlicher und gesellschaftlicher Seite angeboten werden, um nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die menschliche Nähe und fachliche Kompetenz, die Apotheken bieten, zu sichern?

Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Apotheken ermöglichen, ihre Rolle auch unter veränderten Marktbedingungen wirksam zu erfüllen. Dazu gehört auch, die regulatorischen und finanziellen Hürden für Innovationen zu senken und möglicherweise auch direkte finanzielle Unterstützung in Betracht zu ziehen.

Aber auch die Apotheken selbst müssen aktiv werden. Es bedarf einer strategischen Neuausrichtung, die digitale Angebote einschließt, ohne das Kerngeschäft – die persönliche Beratung und den direkten Patientenkontakt – zu vernachlässigen. Nur so können sie eine tragfähige Zukunft aufbauen und eine Krise, die zu einer bedrohlichen Welle von Insolvenzen führen könnte, abwenden.

 

E-Rezept und die neue Risikorealität: Was Apothekenbetreiber jetzt beachten müssen

Seit der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts Anfang 2024 hat sich die betriebliche Realität für Apotheken in Deutschland grundlegend verändert. Die Digitalisierung, die politisch als Fortschritt deklariert wird, stellt viele Apotheken vor tiefgreifende Herausforderungen – nicht nur im technischen und organisatorischen Alltag, sondern auch in der Absicherung gegen neue Risiken. Denn mit der digitalen Rezeptverarbeitung steigt nicht nur der administrative Aufwand, sondern auch die Verwundbarkeit der Betriebe. Die Frage, wie sich Apotheken künftig gegen hybride Bedrohungen – also analoge und digitale Risiken zugleich – schützen, wird zu einer betriebswirtschaftlich existenziellen.

Apotheken sind durch das E-Rezept in ein digitales Versorgungssystem eingebunden, das auf funktionierende IT-Infrastrukturen, stabile Schnittstellen, datenschutzkonformes Verhalten und ständige technische Aktualisierungen angewiesen ist. Im laufenden Betrieb bedeutet dies: Jede Apotheke muss in der Lage sein, Rezeptcodes korrekt auszulesen, in die Warenwirtschaft zu integrieren, mit den Systemen der Krankenkassen zu kommunizieren und die gesetzlichen Dokumentationspflichten einzuhalten. Bereits kleinere technische Störungen können diese Prozesse empfindlich stören – mit unmittelbaren Folgen für die Versorgung und spätere Abrechnung.

Hinzu kommt ein bislang unterschätztes Risikofeld: die Cybersicherheit. Apotheken verarbeiten durch die elektronische Rezeptabwicklung sensible Gesundheitsdaten, die als besonders schützenswert gelten. Sie geraten damit zunehmend ins Visier krimineller Akteure. Ransomware-Angriffe, bei denen Daten verschlüsselt und nur gegen Lösegeld freigegeben werden, gehören ebenso zum Repertoire wie gezielte Phishing-Versuche, bei denen Mitarbeitende zum ungewollten Datenabfluss verleitet werden. Auch der Zugriff auf Rezeptdatenbanken oder Manipulationen in Warenwirtschaftssystemen sind realistische Bedrohungsszenarien.

Viele Apotheken sind auf solche Ereignisse nicht vorbereitet. Die personellen und finanziellen Ressourcen reichen in der Regel nicht aus, um eine vollumfängliche IT-Sicherheitsstruktur inklusive Echtzeitüberwachung, Zugriffskontrollen und Wiederherstellungsplänen zu etablieren. Entsprechend groß ist die Lücke im betrieblichen Risikomanagement. Die Folge: Betriebsunterbrechungen, Reputationsverluste, rechtliche Konsequenzen und im schlimmsten Fall – die dauerhafte Schließung.

Diese digitale Gefahrenlage trifft auf ein klassisches Risikospektrum, das nach wie vor aktuell ist. Einbruch, Wasserschäden, Stromausfälle oder technische Defekte in Kühlsystemen bleiben reale Bedrohungen – insbesondere bei der Lagerung temperatursensibler Medikamente. Wird der Betrieb durch einen dieser Faktoren gestört und kommen digitale Ausfälle hinzu, potenziert sich der Schaden. Apotheken sind damit konfrontiert, Risiken nicht mehr getrennt, sondern in ihrer Wechselwirkung zu betrachten. Das erfordert ein grundsätzlich neues Verständnis von betrieblicher Absicherung.

Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem richtigen Versicherungsschutz. Während klassische Policen wie Betriebshaftpflicht oder Inhaltsversicherung weiterhin unverzichtbar sind, reicht ihr Schutzumfang heute nicht mehr aus. Viele dieser Verträge decken keine Cyberangriffe, keine Datenschutzverstöße und keine Unterbrechungsschäden durch digitale Ausfälle ab. Hier klafft eine gefährliche Lücke.

Cyberversicherungen gewinnen daher rasant an Bedeutung. Sie bieten im Idealfall nicht nur finanzielle Entschädigungen im Schadenfall, sondern auch Soforthilfe durch IT-Forensiker, Krisenkommunikation, juristische Beratung bei Datenschutzverstößen und die Übernahme von Kosten für Betriebsunterbrechung, Datenwiederherstellung oder Schadenersatzforderungen. Hinzu kommen Vertrauensschadenversicherungen, die bei Schäden durch eigenes Personal greifen, sowie Policen zur Absicherung gegen Vermögensverluste durch fehlerhafte Abrechnungen oder Retaxationen.

Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, bestehende Versicherungsverträge dringend zu prüfen und an die heutige Gefahrenlage anzupassen. Ebenso wichtig ist es, organisatorische Vorkehrungen zu treffen: Die Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit digitalen Systemen, die Definition von Notfallplänen, die Durchführung regelmäßiger Backups und das Monitoring sensibler Datenzugänge gehören inzwischen zum Pflichtprogramm eines sicheren Apothekenbetriebs.

Bisher bleibt die Unterstützung durch die Politik allerdings aus. Es existieren weder klare Mindestanforderungen für IT-Sicherheit in Apotheken noch Förderprogramme, die den Aufbau einer resilienten Infrastruktur in kleineren Betrieben unterstützen. Inhaberinnen und Inhaber tragen die Verantwortung für Sicherheit und Absicherung allein – trotz der Tatsache, dass sie als Teil der kritischen Infrastruktur eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen.

Die Einführung des E-Rezepts markiert einen Einschnitt, der weit über die reine Digitalisierung eines Verwaltungsakts hinausgeht. Er verändert das Selbstverständnis des Apothekenbetriebs, erweitert die Verantwortung der Betreiberinnen und Betreiber und erhöht die Risiken auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Wer heute eine Apotheke führt, muss nicht nur pharmazeutisch und betriebswirtschaftlich denken, sondern auch technisch und sicherheitsstrategisch handeln.

Das E-Rezept schafft neue Angriffsflächen, neue Haftungsszenarien und neue Versorgungsabhängigkeiten. Ein Systemausfall ist heute nicht mehr nur ein technisches Problem, sondern ein potenzieller Notfall mit haftungs- und versorgungsrelevanten Dimensionen. Die Risiken, die aus dieser Digitalisierung erwachsen, sind real – und sie treffen auf eine Branche, die vielerorts ohnehin unter wirtschaftlichem Druck steht.

Besorgniserregend ist, dass diese Risiken bislang systematisch unterschätzt werden – sowohl von Betrieben als auch von der Politik. Es fehlt an verpflichtenden Sicherheitsstandards, an Schulungsprogrammen, an staatlichen Investitionshilfen und an einer umfassenden Aufklärung über die Notwendigkeit digitaler Absicherung. Die Verantwortung liegt zu großen Teilen bei den Apotheken selbst – und damit bei Personen, die keine IT-Fachkräfte sind, aber plötzlich in einem hochsensiblen Datensystem agieren.

Versicherungen gegen digitale und physische Risiken sind längst keine Kür mehr, sondern Grundvoraussetzung für die Betriebsfähigkeit. Sie sind das Netz, das den Fortbestand eines Systems sichert, das politisch als „systemrelevant“ bezeichnet wird – aber in der Absicherung oft allein gelassen wird. Apothekenbetreiber müssen handeln. Doch die Rahmenbedingungen, die ihnen dies erleichtern würden, fehlen.

Wenn die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung gelingen soll, muss Sicherheit integraler Bestandteil sein – technisch, organisatorisch und versicherungstechnisch. Sonst droht das E-Rezept nicht zum Instrument des Fortschritts zu werden, sondern zum Auslöser einer Versorgungskrise, deren Ursache nicht technische Innovation ist – sondern politische Untätigkeit.

 

Apotheken zwischen Hoffnung und Misstrauen – Preis warnt vor neuem Vertrauensbruch

Die politischen Gespräche zur Bildung einer neuen Bundesregierung laufen weiterhin zäh. Insbesondere bei den Finanzen bestehen erhebliche Differenzen, die eine rasche Einigung verhindern. Trotz dieser Unsicherheiten gibt sich die Apothekerschaft vorsichtig optimistisch: Der Präsident der ABDA, Thomas Preis, zeigte sich beim PZ-Managementkongress überzeugt, dass Union und SPD die Anliegen der Apotheken nicht übergehen werden. Ein Ergebnispapier der Arbeitsgruppe Gesundheit lasse erste positive Signale erkennen. Doch Preis mahnt zur Vorsicht – zwischen Absichtserklärungen und gesetzlicher Umsetzung klaffe eine große Lücke.

In dem Papier wird unter anderem eine Dynamisierung des Apothekenhonorars in Aussicht gestellt. Auch eine Zulage für Apotheken in ländlichen Regionen wird angedacht. Doch Preis warnt vor falschen Erwartungen. Ein Fixhonorar von 9,50 Euro sei nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken sei angespannt, das bestehende Vergütungssystem seit Jahren von der realen Kostenentwicklung entkoppelt. Dringend notwendig seien eine kurzfristige finanzielle Entlastung und ein zukunftsfähiges Vergütungskonzept, das alle Apothekenstandorte einbezieht – unabhängig von ihrer Lage.

Preis lehnt eine selektive Förderung ländlicher Apotheken klar ab. Statt regionaler Zuschläge brauche es einen einheitlichen Apothekenpreis, der die Versorgung flächendeckend sichert. Entsprechende Vorschläge will die ABDA der Politik unterbreiten. Ein zentrales Element ist dabei das Konzept »Apotheke der Zukunft«, das am 9. April vorgestellt wird. Es sieht vor, Apotheken stärker in die Primärversorgung und Prävention einzubinden. Ziel ist es, auf gesellschaftliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel zu reagieren und gleichzeitig die ärztliche Versorgung zu entlasten.

Eine Konkurrenz zu Ärztinnen und Ärzten sieht Preis nicht. Im Gegenteil: Viele in der Ärzteschaft begrüßten es, wenn Apotheken Aufgaben wie Gesundheitsberatung oder niedrigschwellige Vorsorge übernehmen – etwa durch standardisierte Tests oder Medikationsanalysen. Die Apotheken seien bereit, Verantwortung zu übernehmen, vorausgesetzt, ihre Rolle werde von der Politik ernst genommen und angemessen honoriert.

Offen bleibt, ob die Apothekenthemen Eingang in den Koalitionsvertrag finden – und ob sie später tatsächlich gesetzlich umgesetzt werden. Preis machte deutlich, dass die Geduld der Branche begrenzt sei. Sollte es erneut politische Entscheidungen geben, die die Rahmenbedingungen für Apotheken verschlechtern, sei mit Protesten zu rechnen. Postkartenaktionen würden in diesem Fall nicht ausreichen. Einen konkreten Schwellenwert für mögliche Protestmaßnahmen nannte Preis nicht, betonte jedoch, dass die Apothekerschaft nicht länger bereit sei, still zuzusehen.

Die Worte von ABDA-Präsident Thomas Preis klingen wie ein politischer Seismograf: Die Apothekerschaft spürt den Druck, nimmt politische Bewegungen sensibel wahr – und steht bereit, sich zu wehren. Dass er von »klaren Forderungen« statt von »Wünschen« spricht, markiert eine Zäsur im Tonfall. Es geht nicht mehr um Bitten, sondern um das Einfordern von politischer Verlässlichkeit.

In der Tat ist der Vertrauensvorschuss aufgebraucht. Die Branche hat in den letzten Jahren viele Zumutungen ertragen: pandemiebedingte Zusatzbelastungen, wachsende Bürokratie, Lieferengpässe – und eine wirtschaftliche Stagnation, die zur Existenzfrage geworden ist. Das nun vorliegende Ergebnispapier der AG Gesundheit mag ein erster Schritt sein, doch es bleibt unverbindlich. Hoffnung ja – Vertrauen nein.

Die geplante stärkere Rolle der Apotheken in der Prävention ist sinnvoll und notwendig. Doch ohne ein stabiles Fundament an wirtschaftlicher Sicherheit droht jede Reform zu verpuffen. Wenn Apotheken künftig mehr Verantwortung übernehmen sollen, braucht es einen klaren politischen Auftrag – und eine Finanzierung, die diesen Auftrag trägt.

Dass Preis vor einem erneuten Vertrauensbruch warnt, ist mehr als eine rhetorische Spitze. Es ist die berechtigte Sorge, erneut übergangen zu werden. Die Koalitionsverhandlungen müssen zeigen, ob die Politik die Apotheken als Pfeiler der Gesundheitsversorgung anerkennt – oder sie weiterhin als Randnotiz behandelt.

 

Pharmazeutische Dienstleistungen als Zukunftsmodell für Apotheken

Die Rolle der Apotheken in Deutschland befindet sich im Umbruch. Eine zunehmend alternde Bevölkerung, verbunden mit stetigen Fortschritten in der Medizin und Technologie, fordert eine Anpassung traditioneller Geschäftsmodelle. Apotheken sehen sich mit der Notwendigkeit konfrontiert, ihr Dienstleistungsangebot erheblich zu erweitern. Dabei wird nicht nur eine Umstrukturierung der physischen Ladenflächen angestrebt, sondern auch eine Diversifikation der angebotenen Services, die von Intensivberatungen und Medikationsanalysen bis hin zu Impfungen und assistierter Telemedizin reichen.

Innovative Konzepte sehen vor, dass Beratungsräume in Apotheken eine ebenso große Fläche einnehmen wie der Bereich für den Handverkauf. Diese Räume sind für spezialisierte Gesundheitsdienstleistungen vorgesehen, die eine persönliche und intensive Beratung ermöglichen. Durch die Integration von Technologien wie Point-of-Care-Diagnostik sollen Apotheken zu einem vitalen Knotenpunkt in der Gesundheitsversorgung der Gemeinde werden.

Experten betonen die Dringlichkeit dieser Transformation. Sie argumentieren, dass die Stärkung des Dienstleistungsbereichs eine direkte Reaktion auf die sich wandelnden Anforderungen des Gesundheitsmarktes ist und eine strategische Notwendigkeit darstellt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die erweiterten Dienstleistungen bieten die Möglichkeit, den Beruf des Apothekers neu zu definieren und ihn attraktiver für zukünftige Generationen zu gestalten.

Zur Bewältigung dieser Herausforderung wird eine Neugestaltung der Apothekenbetriebe empfohlen. Dienstleistungen sollen aus dem allgemeinen Verkaufsbereich herausgenommen und in dedizierten Beratungsräumen angeboten werden, die durch eine effiziente Terminvergabe besser verwaltet werden können. Diese strukturelle Änderung ermöglicht eine präzisere Kundenansprache und eine optimierte Ressourcennutzung, was letztlich zu einer gesteigerten Kundenzufriedenheit und -bindung führen kann.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Marketing. Viele Verbraucher sind sich der Bandbreite der Dienstleistungen, die moderne Apotheken bieten können, nicht bewusst. Deshalb sind innovative Marketingstrategien essentiell, um die Sichtbarkeit dieser Dienstleistungen zu erhöhen. Technologische Lösungen wie Apps, digitale Kundenkarten und Geofencing könnten dabei eine Schlüsselrolle spielen, indem sie die Services einer Apotheke direkt auf die mobilen Endgeräte der Konsumenten bringen.

Die Einführung von assistierter Telemedizin wird als besonders zukunftsweisend betrachtet. Sie ermöglicht es Apotheken, Patienten schnell und effizient außerhalb regulärer Arztöffnungszeiten zu versorgen, was die Dringlichkeit für Besuche in Notaufnahmen reduzieren und die Belastung der Gesundheitssysteme insgesamt verringern könnte.

Die strategische Erweiterung des Dienstleistungsportfolios in Apotheken ist mehr als eine Reaktion auf den Markt; sie ist eine proaktive Maßnahme, um den Bedürfnissen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden. Diese Entwicklung repräsentiert nicht nur eine Geschäftschance, sondern auch eine soziale Verantwortung, die Apotheken zunehmend übernehmen. Indem sie sich als umfassende Gesundheitsdienstleister positionieren, tragen sie erheblich zur Entlastung des Gesundheitssystems bei und verbessern die Zugänglichkeit und Qualität der Patientenversorgung.

Jedoch erfordern diese Veränderungen nicht nur eine physische Umgestaltung der Apotheken und eine Erweiterung des Dienstleistungsangebots, sondern auch eine umfassende Schulung des Personals, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem sind Investitionen in die neuesten Technologien notwendig, um eine effiziente, sichere und kundenorientierte Servicebereitstellung zu gewährleisten. Langfristig könnten diese Anpassungen nicht nur die Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen stärken, sondern auch dazu beitragen, die Berufszufriedenheit zu erhöhen und neue Talente für den Pharmaziesektor zu gewinnen. Es ist ein entscheidender Moment für die Branche, der innovative Denkweisen und mutige Entscheidungen erfordert.

 

Forderungen nach Fairness: VZA setzt sich für bessere Konditionen in der pharmazeutischen Herstellung ein

Am 4. April 2025 versammelte sich der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) zu seiner Jahrestagung in Berlin. Der VZA-Präsident Oliver Feth nutzte diese Plattform, um entscheidende Anliegen des Verbands zu artikulieren, die auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen für Apotheken abzielen, die sich auf die Herstellung parenteraler Zubereitungen spezialisiert haben. Der Verband, der die Interessen von über 150 Mitgliedsapotheken vertritt, fordert eine Überarbeitung der Hilfstaxe und das Ende der Doppelrabattierung durch Hilfstaxen und Rabattverträge.

In seiner Rede betonte Feth, dass die parenterale Zubereitung eine zentrale pharmazeutische Aufgabe darstellt, die eine angemessene und auskömmliche Vergütung erfordert. Die derzeitigen Vergütungsstrukturen seien weit entfernt von einem wirtschaftlich tragbaren Modell, wodurch die Qualität und Verfügbarkeit der medizinischen Versorgung beeinträchtigt werden könnten. Eine der Hauptforderungen des VZA ist die Einführung einer neuen Rechtsform, der sogenannten „Apotheken-GmbH“, die nach Feths Ansicht die Position freiberuflich geführter Apotheken stärken und die Versorgungssicherheit erhöhen würde.

Die Diskussionen erstreckten sich auch auf die Herausforderungen, denen sich die pharmazeutischen Hersteller gegenübersehen, insbesondere im Bereich der Generika und Biosimilars. Führende Vertreter der Industrie, wie Bork Bretthauer und Christopher Kirsch, unterstrichen die Notwendigkeit von fairen Preisen und transparenten Marktbedingungen, um die Versorgungsketten zu stabilisieren und Arzneimittelknappheiten entgegenzuwirken.

Am Rande der Veranstaltung berichteten die Mitglieder auch von fortlaufenden Verhandlungen und rechtlichen Auseinandersetzungen, die die Rahmenbedingungen für die Preisgestaltung weiter beeinflussen. Eine wichtige Entwicklung ist dabei die Neuordnung der Hilfstaxe, die seit Jahren in der Diskussion ist und von der VZA als notwendig erachtet wird, um die wirtschaftliche Basis der Apotheken zu sichern.

Die Forderungen des VZA sind ein Spiegelbild der zunehmenden Spannungen zwischen pharmazeutischen Herstellern und den Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems. Während die Argumente für auskömmliche Preise und eine verbesserte Rechtsform überzeugend sind, stellt sich die Frage, wie diese Änderungen in einem Gesundheitssystem umgesetzt werden können, das von knappen Budgets und hohem Kostendruck geprägt ist. Die Initiative für eine „Apotheken-GmbH“ könnte tatsächlich eine innovative Lösung darstellen, die sowohl die wirtschaftliche Viabilität als auch die Unabhängigkeit der Apotheken fördert. Doch ohne einen breiten Konsens in der Politik und unter den Stakeholdern des Gesundheitswesens könnten solche Vorschläge schwer realisierbar sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Entscheidungsträger die Dringlichkeit dieser Probleme erkennen und entsprechende gesetzgeberische Maßnahmen ergreifen werden, um die pharmazeutische Versorgung in Deutschland nachhaltig zu stärken.

 

Globale Alarmstufe: Forscher mahnen zu entschlossenerem Vorgehen gegen Mpox

In einer jüngst veröffentlichten Studie im renommierten Fachjournal »Nature Medicine« warnen die britischen Virologen David Ulaeto und Carlos Maluquer de Motes eindringlich vor den potenziellen globalen Risiken einer Mpox-Epidemie. Der sorglose Umgang mit dem Virus könnte zu einer ernsthaften Bedrohung für die weltweite Gesundheit eskalieren. Die Forscher betonen, dass, obwohl präzise Vorhersagen über die Entwicklungen des Virus schwierig sind, klare Indikatoren für ein hohes Epidemie- und Pandemierisiko vorhanden sind. Besonders problematisch ist die Fähigkeit des Virus, sich von Mensch zu Mensch zu übertragen, unterstützt durch vier gleichzeitig aktive Ausbrüche verschiedener Viruskladen.

Besonders in Afrika, aber auch in westlichen Metropolen wie Berlin, mehren sich die Fälle. Allein in Berlin hat sich die Zahl der Infektionen seit Jahresbeginn im Vergleich zu den vorherigen zwei Jahren mehr als vervierfacht. Die aktuellen Varianten des Virus werden vorwiegend durch engen körperlichen Kontakt übertragen, wobei die Infektionen sich bisher auf spezifische Gruppen konzentrieren.

Die Forscher fordern eine Aufwertung der globalen Gesundheitsstrategien gegen Mpox. Momentan seien die verfügbaren Diagnosewerkzeuge und Behandlungsmethoden unzureichend. Eine bessere Überwachung und der Aufbau lokaler Kapazitäten zur Herstellung notwendiger medizinischer Ressourcen seien essenziell, um der Bedrohung entgegenzuwirken. Zudem entwickelt das Virus durch Mutationen neue Eigenschaften, die seine Anpassung an den Menschen weiter vorantreiben könnten.

Trotz vergangener Erfolge im Kampf gegen verwandte Viren, wie den Pocken, steht die Weltgemeinschaft vor einer schwierigen Aufgabe: Mpox kann wegen seiner tierischen Reservoirs nicht vollständig ausgerottet werden. Das stellt die Gesundheitsbehörden vor das Problem wiederkehrender Ausbrüche. Die Weltgesundheitsorganisation hat Mpox als eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite eingestuft, was die Dringlichkeit unterstreicht, doch die Maßnahmen und Ressourcen in den betroffenen Regionen sind nach wie vor unzureichend.

Die jüngsten Warnungen vor einer globalen Ausbreitung von Mpox durch die Forscher David Ulaeto und Carlos Maluquer de Motes sollten als dringender Weckruf verstanden werden. Es zeigt sich einmal mehr, dass Krankheiten keine Grenzen kennen und eine globale Herausforderung darstellen. Die internationale Gemeinschaft muss erkennen, dass Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur, Forschung und vorbeugende Maßnahmen unerlässlich sind, um zukünftige Epidemien effektiv zu bekämpfen. Der Kampf gegen Mpox ist nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein soziales und politisches Problem, das entschlossenes Handeln erfordert. Die Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen und das Fehlen angemessener Ressourcen in den am stärksten betroffenen Regionen verschärfen die Situation unnötig. Es ist an der Zeit, dass globale Solidarität und proaktives Handeln in den Vordergrund rücken, um nicht nur Mpox, sondern allen zukünftigen gesundheitlichen Bedrohungen wirkungsvoll begegnen zu können.

 

Zunehmende Aggression in Apotheken: Ein Spiegelbild gesellschaftlicher Spannungen

In den vergangenen Jahren hat sich ein beunruhigender Trend in deutschen Apotheken manifestiert: Die Zunahme verbaler und körperlicher Übergriffe auf das Apothekenpersonal. Die Herausforderungen, denen sich Apothekenmitarbeiter gegenübersehen, spiegeln tiefgreifende gesellschaftliche Probleme wider, insbesondere wenn es um die Verfügbarkeit von Medikamenten geht. Eine bundesweite Umfrage unter Apothekenteams hat aufgedeckt, dass mehr als die Hälfte der Befragten schon einmal Ziel von Aggressionen seitens der Kunden war. Hauptauslöser dieser Konflikte sind oft Lieferengpässe, die die Gemüter der ohnehin angespannten Kundschaft zusätzlich erhitzen.

Die verweigerte Abgabe von Arzneimitteln, Diskussionen über Kassenleistungen und unerfüllbare Erwartungen hinsichtlich der Verfügbarkeit von Medikamenten führen regelmäßig zu Auseinandersetzungen. Hinzu kommen lange Wartezeiten und Missverständnisse, die in der hektischen Atmosphäre einer Apotheke schnell eskalieren können. Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass die Aggressionen nicht nur auf verbale Ausfälle beschränkt bleiben; körperliche Übergriffe, obwohl weniger häufig, sind ebenfalls Teil des ernüchternden Alltags vieler Apothekenmitarbeiter.

Die Gewalt im Gesundheitswesen ist kein isoliertes Phänomen, sondern steht in direktem Zusammenhang mit der allgemeinen Zunahme von Gewalt in der Gesellschaft. Dies bestätigen auch andere Berufsgruppen im Gesundheitsbereich, wie Ärzte und Pflegepersonal, die ebenfalls von einer Verschärfung der Situation berichten. Die Politik hat auf diese Entwicklungen bisher zögerlich reagiert, trotz Forderungen nach strengeren Gesetzen und mehr Schutz für das medizinische Personal.

Um dem entgegenzuwirken, wünscht sich ein Großteil der Apothekenmitarbeiter verbesserte Sicherheitsmaßnahmen und eine stärkere Präsenz im Team, um potenziell gefährliche Situationen besser handhaben zu können. Technische Lösungen wie Alarmknöpfe, Notdienstschalter und Videoüberwachung werden ebenso befürwortet wie Fortbildungen im Umgang mit aggressiven Kunden.

Die Zunahme von Aggressionen in Apotheken ist ein Warnsignal, das nicht ignoriert werden darf. Es zeigt die Dringlichkeit auf, mit der wir als Gesellschaft sowohl die Ursachen der Medikamentenknappheit adressieren als auch unsere Einstellung gegenüber denjenigen, die im Gesundheitssektor arbeiten, überdenken müssen. Die Verbindung zwischen Lieferengpässen und steigender Aggression unterstreicht die Notwendigkeit einer stabileren, verlässlicheren Versorgungskette für Medikamente. Gleichzeitig müssen wir eine Kultur der Respektlosigkeit, die sich in aggressivem Verhalten äußert, aktiv bekämpfen. Letztlich sind es die menschlichen Begegnungen – im Gesundheitswesen und darüber hinaus – die das Fundament einer funktionierenden Gesellschaft bilden. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, dieses Fundament zu stärken und zu schützen.

 

Rezeptbetrug als Systemrisiko: Apotheken allein auf weiter Flur

Ein Fall von Rezeptfälschung in Brandenburg hat erneut die alarmierende Dimension eines Problems sichtbar gemacht, das Apotheken bundesweit betrifft. Zwei Tatverdächtige wurden am Mittwoch von der Polizei festgenommen, nachdem ein Mitarbeiter einer Apotheke eine gefälschte Verordnung für das begehrte Diabetesmedikament Mounjaro (Tirzepatid) erkannt hatte. Die Täter, so der Inhaber der betroffenen Apotheke, seien mit großer Selbstverständlichkeit aufgetreten. Der Betrugsversuch war professionell vorbereitet, das Rezept wirkte auf den ersten Blick authentisch. Als der Schwindel aufflog, flüchtete einer der Männer aus der Apotheke, wurde jedoch wenig später gemeinsam mit einem Komplizen gefasst.

Der Vorfall reiht sich ein in eine wachsende Zahl ähnlicher Fälle. Vor allem hochpreisige und stark nachgefragte Medikamente wie Mounjaro, Ozempic oder Botox geraten zunehmend ins Visier organisierter Tätergruppen. Apotheken berichten von aggressiven Nachfragen, auffälligen Rezepten und einer Häufung verdächtiger Anrufe. Teilweise wird dabei regelrecht gefeilscht: Die genaue Wirkstärke ist den Betrügern gleichgültig – entscheidend ist einzig der Zugriff auf das Medikament. Die Rezepte liegen, wie Apothekeninhaber berichten, oftmals bereits vorbereitet in den Taschen der Täter, die gezielt Filialen abklappern.

Für Apothekenbetreiber ergeben sich daraus erhebliche Risiken. Wird ein gefälschtes Rezept nicht rechtzeitig erkannt und das Medikament abgegeben, drohen mehrere Konsequenzen. Neben dem Verlust des Arzneimittels, das bei einem späteren Betrugsnachweis nicht erstattet wird, kommt es in der Regel zur Retaxation durch die Krankenkasse. Auch wenn das Personal in gutem Glauben handelte, wird der volle Betrag rückgefordert. Im Einzelfall kann dies vierstellige Summen bedeuten. Darüber hinaus besteht ein erhebliches Haftungsrisiko: Apotheken können zivilrechtlich in Anspruch genommen oder strafrechtlich belangt werden, wenn der Verdacht besteht, nicht ausreichend geprüft zu haben.

Die strukturellen Voraussetzungen, um solche Betrugsfälle zu verhindern, sind bislang unzureichend. Zwar gibt es technische Möglichkeiten zur Rezeptprüfung, etwa durch Softwareabgleiche oder die Einführung des E-Rezepts, doch ist die Umsetzung vielerorts lückenhaft. Besonders bei handschriftlichen oder faxbasierten Rezepten bleibt die Fälschungsanfälligkeit hoch. Die aktuelle Rechtslage verpflichtet Apotheken zur sorgfältigen Prüfung, bietet jedoch kaum konkrete Handlungssicherheit in Grenzfällen. Die Verantwortung lastet damit vollständig auf den Schultern der Betriebe.

Viele Apotheken setzen inzwischen auf interne Kontrollmechanismen, etwa ein Vier-Augen-Prinzip bei auffälligen Verordnungen oder Schulungen zur Erkennung gefälschter Rezepte. Doch diese Maßnahmen erhöhen den Arbeitsaufwand erheblich, ohne rechtlich verbindlichen Schutz zu garantieren. Zudem besteht Unsicherheit darüber, in welchen Fällen Verdachtsmeldungen an Behörden weitergegeben werden müssen und welche Pflichten mit dem Datenschutz kollidieren könnten.

In dieser angespannten Lage rückt auch die Frage der finanziellen Absicherung in den Fokus. Eine Vermögensschadenhaftpflicht oder spezielle Retax-Versicherung kann helfen, wirtschaftliche Folgen abzufedern – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Versicherer setzen häufig voraus, dass Kontrollsysteme vorhanden sind und regelmäßig dokumentiert werden. Eine Entlastung im Schadensfall erfolgt nur, wenn kein Organisationsverschulden vorliegt. Apothekenbetreiber sind daher gut beraten, ihre internen Prozesse regelmäßig zu überprüfen und die Reichweite ihres Versicherungsschutzes kritisch zu hinterfragen.

Währenddessen bleibt eine systematische Lösung auf politischer Ebene aus. Weder die vollständige Umstellung auf ein sicheres E-Rezept noch die Einführung eines zentralen Frühwarnsystems gegen Rezeptbetrug sind bislang flächendeckend realisiert worden. Die Apotheken stehen somit weitgehend allein im Kampf gegen eine zunehmend professionell organisierte Kriminalität – mit unklarem Ausgang.

Der Fall aus Brandenburg steht exemplarisch für ein strukturelles Versagen. Während Kriminelle mit Fälschungen agieren, die selbst Experten kaum noch als solche erkennen, werden Apotheken mit den Folgen allein gelassen. Es ist ein Paradox: Die Verantwortung für die korrekte Abgabe liegt vollständig bei den Betrieben, doch die gesetzlichen und technischen Mittel, sich gegen Missbrauch zu schützen, bleiben unzureichend.

Apotheken müssen nicht nur die medizinisch-pharmazeutische Versorgung der Bevölkerung sicherstellen, sondern zunehmend auch die Funktion einer Sicherheitsbehörde übernehmen. Sie sollen Fälschungen erkennen, Täter abwehren, Daten dokumentieren – und im Zweifelsfall haften. Diese Doppelbelastung ist weder personell noch strukturell tragbar. Besonders bedenklich ist, dass sich der wirtschaftliche Schaden aus Rezeptbetrug nicht etwa mit dem Täter, sondern mit der betroffenen Apotheke verknüpft. Eine Retaxation trifft den Betrieb unmittelbar, ohne Rücksicht auf die Umstände.

Die Idee, Versicherungen als Lösung ins Spiel zu bringen, greift zu kurz. Ja, sie können helfen – aber sie sind kein Ersatz für ein funktionierendes System. Versicherungen springen nur dann ein, wenn der Betrieb nachweisen kann, dass alles „ordnungsgemäß“ lief. Doch was heißt das konkret bei einem täuschend echt gefälschten Rezept? Wann endet Sorgfalt, wann beginnt Fahrlässigkeit? Diese Fragen bleiben juristisch oft unklar, mit der Folge, dass sich Apotheken auf rechtlich unsicherem Terrain bewegen.

Der Gesetzgeber ist gefordert, endlich Klarheit und Sicherheit zu schaffen. Das E-Rezept muss nicht nur technisch funktionieren, sondern auch verpflichtend werden – mit eindeutigen Prüfmerkmalen und zentraler Rezeptvalidierung. Gleichzeitig braucht es eine rechtlich geschützte Fehlerkultur in Apotheken: Wer meldet, darf nicht haftbar gemacht werden. Nur so lässt sich verhindern, dass sich die Spirale aus Misstrauen, Bürokratie und wirtschaftlichem Risiko weiterdreht.

Solange Apotheken die Schwachstellen des Systems allein ausgleichen sollen, bleibt ihre Position prekär – nicht nur in der Versorgung, sondern auch im Recht. Und das ist auf Dauer für alle Beteiligten untragbar.

 

Apotheken als Versorgungsanker: Was Deutschland von Kanada lernen könnte

In Kanada haben die Vor-Ort-Apotheken im Jahr 2024 eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen und sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der medizinischen Grundversorgung etabliert. Mit gezieltem Ausbau ihres Dienstleistungsspektrums, erweiterten Befugnissen und wachsendem politischen Einfluss haben sie einen Strukturwandel vollzogen, der das kanadische Gesundheitswesen maßgeblich entlastet. Die Apothekerschaft vor Ort übernimmt zunehmend Aufgaben, die traditionell in den Bereich ärztlicher Versorgung fallen – und das mit wachsender Akzeptanz in der Bevölkerung.

Nach Angaben des Berufsverbands Neighbourhood Pharmacy Association of Canada erreichen die mehr als 12.200 Apothekenstandorte über 95 Prozent der Bevölkerung innerhalb eines Fünf-Kilometer-Radius. Damit verfügen sie über eine Versorgungsdichte, die sie für viele Menschen zur ersten Anlaufstelle bei gesundheitlichen Anliegen macht. Diese gelebte Nähe wird inzwischen systematisch genutzt: Apothekerinnen und Apotheker verabreichen Impfungen gegen Influenza, Covid-19 und andere Infektionskrankheiten, beurteilen akute Beschwerden wie Atemwegserkrankungen und sind in mehreren Provinzen berechtigt, in definierten Fällen eigenständig Medikamente zu verschreiben.

Dieser Ausbau der Kompetenzen wurde politisch flankiert und regulatorisch verankert. Die Apothekerschaft war hierbei nicht nur Umsetzer, sondern aktiver Treiber des Wandels. Mit hohem Engagement in politischen Gremien, kontinuierlicher Kommunikation mit Entscheidungsträgern und gezielter Öffentlichkeitsarbeit konnte sie auf strukturelle Schwächen im Gesundheitssystem aufmerksam machen. Die Forderung nach einer nachhaltigen Finanzierung der Apotheken, nach stärkerer Einbindung in Versorgungsnetzwerke sowie nach staatlich koordinierter Aufsicht zur Sicherstellung von Qualitätsstandards gehört inzwischen zum politischen Diskurs.

Ein wesentlicher Impulsgeber war die im vergangenen Jahr gegründete nationale Task Force zur Qualitätssicherung und Effizienzsteigerung. Ihr Ziel ist es, neue Standards für die Versorgung durch Apotheken zu entwickeln, die sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch medizinisch fundiert sind. Dazu zählt nicht nur die qualitative Bewertung pharmazeutischer Dienstleistungen, sondern auch die Stärkung der Patientenautonomie durch Information, Beratung und digitale Angebote.

Die Leistungen der Apotheken beschränken sich dabei nicht auf Routineimpfungen oder Notfallversorgung. Vielmehr verstehen sie sich als niedrigschwellige Gesundheitspartner, die durch Früherkennung, Therapiebegleitung und Gesundheitsprävention zur Stabilisierung des Gesamtsystems beitragen. Dieser Rollenwandel wurde von der Bevölkerung gut aufgenommen – nicht zuletzt, weil die Apotheken in Kanada seit Jahren mit konstantem Vertrauen in der Bevölkerung rechnen können.

Der Bericht des Apothekerverbands macht deutlich, dass diese Entwicklung nicht zufällig erfolgte. Vielmehr handelt es sich um ein Ergebnis strategischer Planung, politischer Beharrlichkeit und beruflicher Selbstverantwortung. Die kanadische Apothekerschaft hat erkannt, dass sie ihre gesellschaftliche Relevanz nur sichern kann, wenn sie sich vom reinen Arzneimittelabgabe-Modell löst und aktiv Verantwortung übernimmt.

Angesichts der anhaltenden Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem stellt sich die Frage, ob und wie dieser Weg auch hierzulande gangbar wäre. Der kanadische Ansatz zeigt zumindest, dass Apotheken – wenn sie als systemrelevanter Teil der medizinischen Grundversorgung anerkannt und entsprechend ausgestattet werden – einen entscheidenden Beitrag zur Stabilität und Weiterentwicklung eines Gesundheitssystems leisten können.

Kanadas Apotheken beweisen eindrucksvoll, dass sich der Berufsstand wandeln kann – wenn man ihn lässt. Während in Deutschland viele Apotheken mit Bürokratie, Fachkräftemangel, Honorarstagnation und politischer Unsicherheit kämpfen, zeigen ihre Kolleginnen und Kollegen in Kanada, wie durch eine proaktive Haltung ein System gestaltet und verbessert werden kann.

Die kanadischen Apotheken haben sich nicht darauf beschränkt, ihre wirtschaftliche Lage zu beklagen, sondern konkrete Lösungen entwickelt – für Patientinnen und Patienten ebenso wie für politische Entscheidungsträger. Die flächendeckende Einführung von Impfangeboten, das eigenständige Verordnen einfacher Medikamente und die institutionalisierte Kooperation mit dem öffentlichen Gesundheitswesen sind keine Selbstverständlichkeiten. Sie sind das Resultat harter Arbeit, strategischer Bündnisse und des Willens, über den eigenen Ladentisch hinaus Verantwortung zu übernehmen.

Besonders bemerkenswert ist dabei, wie konsequent die Apothekerschaft in Kanada auf politische Sichtbarkeit setzt. Sie agiert als organisierte Interessengruppe, die Argumente liefert, Zahlen belegt, Lösungen anbietet. Dies unterscheidet sich deutlich vom deutschen Berufsbild, das häufig zwischen berufspolitischer Vorsicht und öffentlichkeitswirksamer Zurückhaltung schwankt. Zwar sind auch in Deutschland pharmazeutische Dienstleistungen auf dem Vormarsch, doch es fehlt vielerorts an Verbindlichkeit, Rechtsrahmen und Honorierung – die politische Initiative bleibt zögerlich.

Der Blick nach Kanada zeigt: Eine aktive Rolle im Gesundheitssystem ist keine Vision, sondern Realität – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Apotheken können weit mehr leisten als bisher vorgesehen. Sie können Lücken schließen, Prozesse vereinfachen, Versorgung sichern. Doch dazu braucht es in Deutschland mehr Mut zur Reform – sowohl auf Seiten der Politik als auch in der Standesvertretung.

Nicht jeder Aspekt des kanadischen Modells lässt sich eins zu eins übertragen. Aber das Prinzip der konsequenten Weiterentwicklung, der politischen Verantwortung und der konkreten Versorgungsnähe kann als Inspiration dienen. Denn was heute in Kanada möglich ist, könnte auch in Deutschland zum Schlüssel für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung werden – wenn man den Apotheken endlich zutraut, was sie längst leisten können.

 

Neue Hoffnung für Schwerkranke – Sotatercept zeigt deutliche Wirkung bei fortgeschrittener PAH

Ein neues Kapitel in der Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) eröffnet sich durch das Biologikum Sotatercept. Eine aktuelle Phase-III-Studie zeigt, dass der Wirkstoff auch bei schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener PAH und einem hohen Sterberisiko innerhalb eines Jahres signifikante therapeutische Effekte entfaltet. Die Erkrankung, bei der sich die kleinen Lungenarterien krankhaft verengen, führt zu einem stetig steigenden Druck in der Lunge und in der Folge zu einer Überlastung des rechten Herzens bis hin zur Rechtsherzinsuffizienz.

Im Zentrum der Erkrankung stehen gestörte Umbauprozesse im Endothel der Lungengefäße. Es kommt zu einer übermäßigen Zellproliferation und einer Verdickung der Gefäßinnenwände. Konventionelle Therapien setzen seit Jahren auf eine Erweiterung der Gefäße durch verschiedene vasodilatierende Wirkstoffe. Sotatercept hingegen verfolgt einen neuen Therapieansatz, indem es in den Aktivin-Signalweg eingreift – ein Mechanismus, der bei PAH pathologisch verstärkt ist.

Der Wirkstoff wirkt als sogenannte Ligandenfalle. Als rekombinantes Fusionsprotein enthält Sotatercept die extrazelluläre Domäne des Aktivin-Rezeptors Typ IIA und bindet zirkulierendes Aktivin A, bevor es seine proliferationsfördernde Wirkung entfalten kann. Damit wird erstmals gezielt in einen zentralen Regulationsmechanismus der Gefäßzellproliferation eingegriffen.

Die nun publizierten Ergebnisse der ZENITH-Studie untermauern die Bedeutung dieses Ansatzes. In die Untersuchung wurden 172 Betroffene eingeschlossen, die trotz maximaler Standardtherapie ein hohes Risiko für Krankheitsprogression oder Tod aufwiesen. Sie erhielten alle drei Wochen entweder Sotatercept oder ein Placebo. Der kombinierte primäre Endpunkt bestand aus Tod jeglicher Ursache, Lungentransplantation oder Krankenhausaufenthalt infolge einer Verschlechterung der PAH.

Die Studie wurde vorzeitig beendet, nachdem eine geplante Zwischenanalyse eine deutliche Überlegenheit der Verumgruppe gegenüber der Placebogruppe belegte. Die Rate der primären Endpunktereignisse lag in der Sotatercept-Gruppe bei 17,4 Prozent, während sie in der Kontrollgruppe 54,7 Prozent betrug. Das Risiko für eine gravierende Verschlechterung konnte somit um mehr als drei Viertel reduziert werden. Auch in weiteren Parametern wie Lebensqualität, körperlicher Belastbarkeit und pulmonalem Gefäßwiderstand zeigte sich der Wirkstoff signifikant überlegen.

Beobachtet wurden unter der Therapie vor allem unerwünschte Wirkungen wie Nasenbluten und Teleangiektasien – Nebenwirkungen, die bereits aus der Zulassungsstudie STELLAR bekannt waren. Insgesamt deuten die Daten auf einen bedeutenden therapeutischen Fortschritt hin, insbesondere für schwer erkrankte PAH-Patientinnen und -Patienten, für die bisherige Behandlungsmöglichkeiten nur begrenzte Erfolge brachten.

Die vorzeitige Beendigung der ZENITH-Studie ist ein medizinischer Einschnitt von besonderem Gewicht – nicht nur wegen der eindrucksvollen Wirksamkeit von Sotatercept, sondern auch wegen der ethischen Konsequenz, Patienten der Placebogruppe nicht weiter eine potenziell lebensverlängernde Therapie vorzuenthalten. Dass ein neuartiger Wirkmechanismus wie der Eingriff in den Aktivin-Signalweg eine so deutliche klinische Verbesserung bringen kann, zeigt, wie wichtig es ist, pathophysiologische Grundlagenforschung konsequent in die Arzneimittelentwicklung zu überführen. Sotatercept steht damit exemplarisch für einen Paradigmenwechsel in der Behandlung schwerwiegender Gefäßerkrankungen. Ob das Mittel sich langfristig etabliert, wird sich in der breiteren Versorgung zeigen – doch der Weg für eine neue Behandlungsära bei PAH ist geebnet.

 

Lachgas als Partydroge: Mehrheit fordert Verkaufsverbot für Minderjährige

Lachgas, auch bekannt als Distickstoffmonoxid, sorgt in Deutschland zunehmend für gesundheitspolitischen Diskussionsstoff. Einst in der Medizin als leichtes Betäubungsmittel etabliert, hat sich die farb- und geruchlose Substanz in den letzten Jahren unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Partydroge verbreitet. Der Konsum erfolgt meist über Luftballons, in die das Gas aus Kartuschen eingefüllt und anschließend inhaliert wird. Die Wirkung tritt schnell ein, verursacht kurze Euphoriephasen und wird oft als ungefährlich eingestuft. Fachleute schlagen jedoch seit Längerem Alarm.

Medizinische Warnungen häufen sich, da regelmäßiger oder hochdosierter Konsum mit schwerwiegenden neurologischen Folgen verbunden sein kann. Die Symptome reichen von Taubheitsgefühlen über Lähmungen bis hin zu dauerhaften Bewegungsstörungen. In besonders schweren Fällen kann es zu einem vollständigen Verlust der Gehfähigkeit kommen. Auch akute Gefahren wie Sauerstoffmangel mit Bewusstlosigkeit oder Erstickung sind bekannt.

Eine repräsentative Umfrage bestätigt die zunehmende gesellschaftliche Besorgnis: 76 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sprechen sich für ein bundesweites Verkaufs- und Besitzverbot von Lachgas für Minderjährige aus. Bislang existieren entsprechende Verbote lediglich auf kommunaler oder Länderebene, etwa in einzelnen Städten oder Landkreisen. Eine einheitliche gesetzliche Regelung auf Bundesebene steht weiterhin aus.

Das Bundesgesundheitsministerium hatte bereits im vergangenen Jahr entsprechende Schritte eingeleitet, doch durch politische Prioritätenverschiebungen blieb die Umsetzung bislang aus. Im Zuge neuer Koalitionsverhandlungen wird das Thema nun erneut diskutiert. Fachpolitikerinnen und -politiker verschiedener Parteien signalisierten Bereitschaft, das Thema erneut aufzugreifen und gesetzlich zu regeln.

Lachgas ist derzeit legal erhältlich und wird häufig als Treibgas in Sahnekapseln verkauft. Der einfache Zugang, die geringe Preisbarriere und die bislang fehlenden gesetzlichen Einschränkungen fördern den Konsum, insbesondere unter Jugendlichen. Präventionsexperten fordern daher nicht nur ein gesetzliches Verkaufsverbot, sondern auch verstärkte Aufklärungsarbeit in Schulen und öffentlichen Einrichtungen.

Ein bundesweites Verkaufsverbot für Minderjährige könnte nach Ansicht von Fachleuten ein wichtiger Schritt sein, um dem zunehmenden Missbrauch entgegenzuwirken und gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden. Gleichzeitig würde es ein deutliches Signal setzen, dass der Staat die Risiken dieser vermeintlich harmlosen Substanz ernst nimmt.

Die Diskussion um Lachgas zeigt erneut, wie träge der Gesetzgeber auf sich wandelnde Gefahrenlagen reagiert. Während die Substanz längst Einzug in den jugendlichen Freizeitkonsum gehalten hat, fehlen klare bundesweite Regelungen. Die Risiken sind medizinisch belegt, der Handlungsbedarf offensichtlich. Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine Substanz mit potenziell gravierenden gesundheitlichen Folgen weiterhin ungehindert an Minderjährige gelangt. Ein Verkaufsverbot würde keinen perfekten Schutz garantieren, aber einen wichtigen Schutzmechanismus etablieren. Wer die gesundheitliche Prävention bei jungen Menschen ernst meint, muss jetzt konsequent handeln – bevor aus einem vermeintlichen Spaß ein dauerhaftes gesundheitliches Problem wird.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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