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  • 08.04.2025 – Corona-Infektion reaktiviert Epstein-Barr-Virus bei Kindern
    08.04.2025 – Corona-Infektion reaktiviert Epstein-Barr-Virus bei Kindern
    GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse | Ein mysteriöses Entzündungssyndrom bei Kindern sorgt seit Beginn der Pandemie für Fragen: Wochen nach einer durchgemachten Corona-Inf...

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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |

Corona-Infektion reaktiviert Epstein-Barr-Virus bei Kindern

 

Wie das geschwächte Immunsystem schwere Entzündungen wie Pims auslösen kann

Ein mysteriöses Entzündungssyndrom bei Kindern sorgt seit Beginn der Pandemie für Fragen: Wochen nach einer durchgemachten Corona-Infektion entwickeln Betroffene teils lebensbedrohliche Beschwerden. Nun liefert eine internationale Studie Hinweise auf einen möglichen Auslöser – das reaktivierte Epstein-Barr-Virus. Die Forschung zeigt, wie stark SARS-CoV-2 das Immunsystem junger Menschen aus dem Gleichgewicht bringen kann und welche Folgen das Wiedererwachen eines lange schlummernden Virus haben könnte.


Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Berliner Universitätsmedizin Charité und des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums hat neue Erkenntnisse zur Entstehung des sogenannten Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (Pims) nach einer SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern veröffentlicht. Die Ergebnisse, die im Fachjournal Nature erschienen sind, liefern erstmals starke Hinweise darauf, dass eine Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus (EBV) für die gefährlichen Entzündungsreaktionen bei betroffenen Kindern verantwortlich sein könnte. Pims ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Folgeerkrankung, die vier bis acht Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten kann.

Im Zentrum der Studie steht die Beobachtung, dass das Immunsystem von Kindern durch die Corona-Infektion aus dem Gleichgewicht geraten kann, wodurch es nicht mehr in der Lage ist, latente Viren unter Kontrolle zu halten. In diesem Zusammenhang rückt das Epstein-Barr-Virus in den Fokus. Dieses weit verbreitete Herpesvirus ist bekannt als Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Eine Infektion erfolgt meist unbemerkt im Kindes- oder Jugendalter, kann aber dauerhaft im Körper verbleiben und unter bestimmten Bedingungen erneut aktiv werden.

Für die Untersuchung analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Blutproben von 145 Kindern im Alter von zwei bis 18 Jahren, die zwischen 2021 und 2023 wegen Pims in Kliniken in Deutschland, Frankreich, Italien, der Türkei und Chile behandelt wurden. Die Vergleichsgruppe bestand aus 105 Kindern, die ebenfalls eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden hatten, aber kein Pims entwickelten. Bei etwa zwei Dritteln der Kinder mit Pims fanden die Forscher Hinweise auf eine aktive EBV-Reaktivierung. Das Virus war dabei vor allem in B-Zellen nachweisbar – jenen weißen Blutkörperchen, die maßgeblich an der Bildung von Antikörpern beteiligt sind.

Zusätzlich wurde bei allen Pims-Patienten eine starke Vermehrung EBV-spezifischer T-Zellen festgestellt. Diese T-Zellen sind normalerweise dafür zuständig, virusinfizierte Zellen zu erkennen und zu vernichten. Der Nachweis deutet laut den Forschern mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass das Immunsystem dieser Kinder versuchte, gegen eine erneute EBV-Aktivität anzukämpfen. Auch spezifische Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus wurden bei etwa 80 Prozent der Pims-Fälle gefunden. Dennoch gelang es dem Immunsystem offenbar nicht, das Virus effektiv zu bekämpfen.

Eine Schlüsselrolle bei diesem Scheitern spielt den Studienergebnissen zufolge der Botenstoff TGF-β (Transforming Growth Factor beta), der im Zuge der SARS-CoV-2-Infektion in großen Mengen ausgeschüttet wurde. TGF-β wirkt hemmend auf das Immunsystem und kann insbesondere die Aktivität von T-Zellen unterdrücken. Die Folge: Die Immunantwort wird abgeschwächt, das reaktivierte Virus kann sich ausbreiten und eine überschießende, fehlgeleitete Immunreaktion hervorrufen – das klinische Bild von Pims.

Das Syndrom äußert sich unter anderem durch hohes Fieber, Hautausschläge, eine entzündete Herzmuskulatur und im Extremfall durch einen kardiogenen Schock. Etwa die Hälfte der betroffenen Kinder muss auf einer Intensivstation behandelt werden. Laut Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) wurden zwischen Januar 2020 und April 2023 insgesamt 926 Pims-Fälle in Deutschland erfasst. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch höher liegen, da milde Verläufe womöglich nicht erkannt oder nicht gemeldet wurden. Todesfälle infolge von Pims sind in Deutschland bislang nicht dokumentiert.

Die Ergebnisse der Studie werfen auch ein neues Licht auf sogenannte postvirale Syndrome wie Long Covid. In der Fachwelt wird zunehmend diskutiert, ob auch bei Erwachsenen mit langfristigen Beschwerden nach einer Corona-Infektion eine Reaktivierung von latenten Viren wie EBV eine Rolle spielen könnte. Die Forscher sehen darin einen möglichen therapeutischen Angriffspunkt: Medikamente, die TGF-β blockieren, könnten künftig zur Behandlung solcher postinfektiösen Entzündungssyndrome eingesetzt werden. Konkrete klinische Studien zu dieser Hypothese stehen allerdings noch aus.

Seit Herbst 2022 wird Pims nur noch vereinzelt diagnostiziert. Fachleute vermuten als Ursache eine steigende Grundimmunität in der Bevölkerung sowie einen veränderten Immunstimulus durch die neuen Corona-Varianten, die seltener zu schweren Immunreaktionen führen. Es bleibt dennoch unklar, ob die Erkrankung tatsächlich seltener auftritt oder lediglich milder verläuft und somit weniger häufig erkannt wird.


Kommentar: Ein gefährlicher Balanceakt des Immunsystems mit weitreichenden Folgen

Die neuen Erkenntnisse zur Rolle des Epstein-Barr-Virus bei schweren Entzündungsreaktionen nach Corona-Infektionen werfen ein Schlaglicht auf die komplexen Mechanismen des menschlichen Immunsystems – insbesondere im Kindesalter. Während SARS-CoV-2 selbst bei Kindern oft mild verläuft, kann die Virusinfektion offenbar Prozesse in Gang setzen, die Wochen später zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Das stille Wiederaufflammen eines Virus, das viele Menschen jahrzehntelang in sich tragen, offenbart ein bislang unterschätztes Risiko.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie entscheidend das fein austarierte Zusammenspiel zwischen verschiedenen Immunzellen und regulatorischen Botenstoffen ist. Wird dieses Gleichgewicht gestört, etwa durch eine neuartige Virusinfektion wie COVID-19, können schwer kontrollierbare Entzündungskaskaden ausgelöst werden. Besonders dramatisch ist, dass das Immunsystem in solchen Fällen nicht etwa zu schwach reagiert, sondern im Gegenteil – zu stark und ungezielt. Die dabei freigesetzten Immunzellen greifen nicht nur das reaktivierte Virus, sondern auch körpereigene Strukturen an, was zu massiven Organschäden führen kann.

Auch die Diskussion um Long Covid gewinnt durch die neuen Daten an Tiefe. Die Vorstellung, dass latente Viren wie EBV bei langanhaltenden Symptomen nach einer Corona-Infektion beteiligt sein könnten, ist nicht neu, erhält nun aber eine solide immunologische Grundlage. Es zeigt sich, dass die Pandemie in ihrer Nachwirkung weit mehr ist als eine akute Atemwegserkrankung – sie bringt verborgene Krankheitsprozesse ans Licht, die auch noch Jahre später medizinische Relevanz haben könnten.

Diese Forschung verdeutlicht den hohen Wert langfristiger Beobachtungsstudien und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Sie liefert keine einfachen Antworten, aber eine neue Richtung für Diagnose und Therapie – nicht nur für Pims, sondern auch für komplexe postvirale Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen. Die Herausforderung besteht nun darin, die Erkenntnisse aus dem Labor in konkrete medizinische Strategien zu überführen, um den betroffenen Patienten effektiv helfen zu können.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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