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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Deutschlands Apotheken stehen unter wachsendem Druck: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Generalist und Spezialist sucht die Branche nach Orientierung. Politische Reformvorschläge wie höhere Fixhonorare, Skonti-Freigabe und Bürokratieabbau lassen auf Entlastung hoffen, doch gleichzeitig stockt der digitale Fortschritt – die elektronische Patientenakte verzögert sich erneut wegen IT-Sicherheitsmängeln. Während sich in der Pandemie Rückfragen zur Nähe zwischen Jens Spahn und René Benko häufen, warnt die Pharmaindustrie vor drohenden Versorgungslücken und einem Reformstau. Derweil wächst in Österreich der Handel mit gefälschten Medikamenten, und im Lifestyle-Segment wirbt Berberin als „natürliche“ Semaglutid-Alternative, obwohl der Nutzen fraglich bleibt. Hoffnung gibt ein neuer Antikörper gegen chronische Hauterkrankungen, während Sport als Stresskiller gefeiert wird – jedoch nur, wenn das Maß stimmt.
Apotheken zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Generalisten oder Spezialisten – Branche ringt um Ausrichtung
Die Anforderungen an öffentliche Apotheken nehmen stetig zu: Arzneimittelversorgung, Medikationsmanagement, Kundenberatung, IT-Kompetenz, Datenschutz und Marketing – das Tätigkeitsfeld scheint kaum Grenzen zu kennen. Während die grundlegende Aufgabe einer Apotheke weiterhin darin besteht, Patienten sicher mit Arzneimitteln zu versorgen und zu beraten, sieht sich der Berufsstand zunehmend mit der Frage konfrontiert, ob jede Apotheke wirklich alle Aufgaben gleichermaßen erfüllen muss – oder ob Spezialisierungen künftig an Bedeutung gewinnen werden.
Heike Gnekow, Hamburger Apothekerin und Vorsitzende des Bundesverbands der Versorgungsapotheker (BVVA), machte jüngst deutlich, dass Apotheken heute oftmals als „Alleskönner“ angesehen würden – ein Zustand, den sie kritisch hinterfragte. In ihrer Analyse betonte Gnekow, dass die Vielzahl der zu erfüllenden Anforderungen längst an ihre Grenzen stoße. Angesichts komplexer werdender Therapieformen, wachsender Ansprüche von Kunden und Patienten sowie zunehmender bürokratischer Vorgaben werde deutlich, dass ein allein auf Generalistentum setzendes Modell an Belastungsgrenzen gerate.
Vor diesem Hintergrund warb Gnekow dafür, gezielt auf Spezialisierungen zu setzen. Denkbare Schwerpunkte könnten dabei etwa die Versorgung von Krankenhäusern, patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung oder auch gezielte Angebote für spezifische Patientengruppen wie onkologische Patienten oder junge Familien sein. Die Apothekerin wies zugleich darauf hin, dass Spezialisierung nicht bedeute, die allgemeine Versorgungsaufgabe aufzugeben, sondern diese vielmehr durch ein arbeitsteiliges Netzwerk mit spezialisierten Partnern zu ergänzen. Nicht jede Apotheke müsse sämtliche Aufgaben übernehmen – vielmehr gehe es darum, durch Kooperationen eine umfassende und qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen.
Trotz der von Gnekow beschriebenen Chancen, die Spezialisierungen eröffnen könnten, wurden aus dem Publikum Bedenken laut. Kritiker verwiesen darauf, dass bei einer zu starken Spezialisierung insbesondere grundlegende Versorgungsleistungen, etwa die Rezepturherstellung, in der Fläche gefährdet sein könnten. Dies wiederum hätte direkte Auswirkungen auf die wirtschaftliche Basis der Apotheken, deren Finanzierung maßgeblich an die Wahrnehmung flächendeckender Kernleistungen gebunden ist.
Gnekow griff diese Bedenken auf und bezeichnete Apotheken letztlich nicht mehr als „Alleskönner“, sondern als „Alles-möglich-Macher“, die im Netzwerk gemeinsam alle Anforderungen erfüllen könnten. Die Branche müsse akzeptieren, dass es sowohl Generalisten als auch Spezialisten brauche – beide Gruppen könnten voneinander profitieren, wenn es gelänge, die Kooperation und Arbeitsteilung innerhalb der Apothekerschaft zu stärken.
Die Debatte um die künftige Ausrichtung der Apotheken zeigt: Der Berufsstand steht vor einer Richtungsentscheidung, deren Ergebnis maßgeblichen Einfluss auf die Versorgungssicherheit und die Wirtschaftlichkeit der Apotheken haben könnte. Ein Konsens zwischen Generalisierung und Spezialisierung dürfte in den nächsten Jahren darüber entscheiden, wie gut Apotheken den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind.
Apotheken stehen an einem Scheideweg. Dass die bisherige Praxis, alle Anforderungen gleichermaßen erfüllen zu wollen, an ihre Grenzen gerät, ist unübersehbar. Die Debatte um Generalisten und Spezialisten ist deshalb notwendig und dringend. Allerdings darf dabei nicht übersehen werden, dass Apotheken in erster Linie die flächendeckende Arzneimittelversorgung gewährleisten müssen. Der Ansatz einer arbeitsteiligen Vernetzung mag sinnvoll erscheinen – dennoch sollte die Politik genau hinschauen, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, damit dadurch keine Versorgungsengpässe entstehen.
Spezialisierungen dürfen nicht dazu führen, dass Grundversorgungsaufgaben wie Rezepturen oder die allgemeine Beratung in der Fläche wegbrechen. Deshalb braucht es klare Regelungen und Konzepte, die die Zusammenarbeit zwischen spezialisierten Apotheken und Generalisten steuern und fördern. Die Apothekerschaft muss offen diskutieren, wie eine vernünftige Balance aussehen kann, damit Spezialisierungen tatsächlich einen Mehrwert schaffen, statt die Versorgung zu gefährden.
Die Richtung, die jetzt eingeschlagen wird, wird über Jahre die Struktur und Qualität der Arzneimittelversorgung prägen. Deshalb sollten sich Apotheker und Verbände nicht scheuen, diesen Dialog aktiv zu gestalten. Die Herausforderung ist groß – aber ebenso groß könnte die Chance sein, wenn der Berufsstand endlich klare Antworten auf diese drängenden Fragen findet.
Zwischen Hoffnung und Realität: Die Zukunft der Apothekenbranche unter der Großen Koalition
Die jüngsten Entwicklungen in der Apothekenbranche, angestoßen durch die Große Koalition, haben eine Welle der Hoffnung durch die deutschen Apotheken gesendet. Nach langen Diskussionen und Verhandlungen hat die Arbeitsgruppe Gesundheit der Regierungsparteien Vorschläge präsentiert, die auf eine spürbare Entlastung der Apotheken abzielen. Zu den Kernpunkten gehören eine Anhebung des Fixums, die Erlaubnis für Skonti und ein allgemeiner Bürokratieabbau. Diese Maßnahmen wurden von der Branche lange gefordert und sollen jetzt die wirtschaftliche Lage der Apotheken stärken.
Trotz der anfänglichen Euphorie kehrt jedoch allmählich eine realistische Betrachtungsweise zurück. Die Freude über die geplanten Änderungen weicht zunehmend kritischen Nachfragen, insbesondere was die langfristige Finanzierung dieser Maßnahmen betrifft. Hierbei steht vor allem die Frage im Raum, ob die vorgesehenen Pläne über kurzfristige Impulse hinausgehen können oder ob sie im Sande verlaufen. Eine zentrale Sorge ist die Nachhaltigkeit der Finanzierungsmodelle, welche die Grundlage für die durchgeführten Reformen bilden sollen.
Ein weiterer Diskussionspunkt betrifft die beträchtlichen Rücklagen der Standesorganisationen, die in Millionenhöhe in Aktien, Immobilien und anderen Vermögenswerten angelegt sind. In der Branche wird diskutiert, ob es an der Zeit ist, diese Reserven neu zu bewerten und gegebenenfalls für die Förderung der Apotheken einzusetzen. Kritiker argumentieren, dass ein Teil dieser Kapitalreserven genutzt werden könnte, um innovative Projekte zu finanzieren oder die finanzielle Last der Apotheken in Krisenzeiten zu mildern.
Die Große Koalition steht somit vor der Herausforderung, nicht nur kurzfristige Lösungen zu präsentieren, sondern auch einen langfristigen Plan zu entwickeln, der die Apothekenbranche nachhaltig stärkt und die Versorgungssicherheit in der Fläche gewährleistet.
Die Initiativen der Großen Koalition zur Stärkung der Apotheken sind ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung, jedoch muss sich zeigen, ob diese Maßnahmen die strukturellen Probleme der Branche adressieren können. Die Diskussionen um die Finanzierung und die Verwendung der Rücklagen der Standesorganisationen offenbaren eine tiefergehende Unsicherheit innerhalb der Branche, die über finanzielle Fragen hinausgeht. Es geht um das Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger und deren Fähigkeit, nachhaltige Lösungen zu schaffen, die über Wahlperioden hinaus Bestand haben.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Apothekenbranche aktiv in den Dialog mit der Politik tritt und sich nicht mit kurzfristigen Zugeständnissen zufriedengibt. Die Zukunft der Apotheken in Deutschland hängt davon ab, wie effektiv die neue Politik die realen Bedürfnisse der Apotheker und ihrer Kunden adressiert. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die aktuellen Pläne der GroKo einen echten Wendepunkt darstellen oder lediglich eine weitere Reihe gut gemeinter, aber kurzlebiger Maßnahmen. In jedem Fall ist eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen nicht nur wünschenswert, sondern für die langfristige Gesundheit der Branche unabdingbar.
Finanzielle Reformen für Apotheken: Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD in der Diskussion
Inmitten der Koalitionsverhandlungen zwischen der Union und der SPD zeichnen sich bedeutende Veränderungen für die finanzielle Struktur deutscher Apotheken ab. Die Gesundheitspolitiker beider Parteien haben Vorschläge unterbreitet, die auf eine Anhebung des Apothekenhonorars von derzeitigen Sätzen auf 9,50 Euro abzielen. Zudem ist die Aufhebung des Skonti-Verbots vorgesehen, eine Maßnahme, die in der Vergangenheit für kontroverse Diskussionen sorgte. Ein weiterer signifikanter Vorschlag betrifft die Einführung eines variablen Honorarkorridors bis zu elf Euro, speziell ausgerichtet auf Apotheken in ländlich geprägten Regionen.
Diese geplanten finanziellen Anpassungen sollen zukünftig zwischen den Apotheken und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen direkt verhandelt werden, was eine Abkehr von den bisherigen, eher starren Vergütungsmodellen darstellt. Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) hat diese Initiativen grundsätzlich begrüßt, sieht jedoch weiterhin erheblichen Verbesserungsbedarf. Der Verband fordert eine Erhöhung des Honorars auf mindestens zwölf Euro sowie eine Dynamisierung der Honorare, um sie regelmäßig an die Inflation anzupassen. Darüber hinaus werden Kompensationen für die finanziellen Einbußen durch das abgeschaffte Skonti-Verbot und eine dringend benötigte finanzielle Soforthilfe für Apotheken gefordert, um die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.
Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV, betont die Notwendigkeit dieser Maßnahmen vor dem Hintergrund eines seit zwölf Jahren stagnierenden Honorars und der chronischen Unterfinanzierung des Apothekensystems. Groeneveld kritisiert, dass die vorgeschlagene Honorarerhöhung auf 9,50 Euro bei weitem nicht ausreicht, um den gestiegenen Betriebskosten effektiv entgegenzuwirken und eine langfristige Sicherung des Apothekennetzes zu gewährleisten.
Die aktuellen Vorschläge der Koalitionsverhandlungen zeigen, dass die Notwendigkeit einer Reform der Apothekenfinanzierung auf der politischen Agenda angekommen ist. Dennoch offenbaren die Reaktionen des LAV, dass es noch eine erhebliche Diskrepanz zwischen den politischen Absichtserklärungen und den praktischen Bedürfnissen der Apotheken gibt. Die Herausforderung wird darin liegen, einen Kompromiss zu finden, der sowohl die wirtschaftliche Realität der Apotheken berücksichtigt als auch den politischen und gesellschaftlichen Auftrag einer umfassenden und flächendeckenden Versorgung erfüllt. Diese Diskussionen sind ein Spiegelbild der größeren gesundheitspolitischen Debatte in Deutschland, die eine ausgewogene Balance zwischen Kostenkontrolle und Qualitätssicherung anstrebt.
Elektronische Patientenakte verzögert sich erneut – Bundesregierung ohne klaren Fahrplan
Die bundesweite Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) verzögert sich weiter. Ursprünglich sollte das zentrale Digitalisierungsprojekt im deutschen Gesundheitswesen bereits Mitte Februar 2025 flächendeckend an den Start gehen. Nachdem im vergangenen Dezember gravierende Sicherheitslücken aufgedeckt wurden, die IT-Experten des Chaos Computer Clubs mit relativ geringem Aufwand ausnutzen konnten, hatte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) den Roll-out auf das zweite Quartal verschoben. Doch nun, Anfang April, gibt es noch immer keinen konkreten Zeitplan.
Auf Nachfrage bestätigte das Gesundheitsministerium lediglich, dass derzeit die Ergebnisse der verlängerten Testphase intensiv geprüft würden. Erst anschließend wolle man einen verbindlichen Zeitplan für den bundesweiten Start vorlegen. Somit bleibt die flächendeckende Einführung der EPA weiterhin unklar und steht unter dem Vorbehalt der noch laufenden Evaluierung.
Die Verzögerung hängt offenbar mit tiefgehenden technischen und organisatorischen Schwierigkeiten zusammen. Laut Angaben der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) konnten viele der rund 300 Testpraxen erst seit März effektiv mit der EPA arbeiten. Dadurch fehlen derzeit ausreichende Erfahrungswerte, um eine sichere und verpflichtende Nutzung für alle Praxen zu gewährleisten. Die KZBV fordert daher das Bundesgesundheitsministerium auf, vorerst von einer verpflichtenden Einführung abzusehen und die Testphase weiter auszudehnen.
Auch andere Vertreter der Ärzteschaft hatten bereits zuvor Bedenken hinsichtlich eines zu frühen Starts der EPA geäußert. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZBV, betonte, dass zunächst die Sicherheit der elektronischen Patientenakte durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik abschließend bestätigt werden müsse. Zudem sollten weitere freiwillige Tests außerhalb der Modellregionen folgen, um die EPA in allen Praxisverwaltungssystemen gründlich zu prüfen.
Der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) bestätigte diese Einschätzung teilweise. Zwar seien die grundlegenden Funktionen der elektronischen Patientenakte weitgehend stabil und nutzbringend. Doch gleichzeitig bestünden erhebliche „strukturelle Herausforderungen“ – insbesondere in Bezug auf die zentrale technische Infrastruktur der EPA. Problematisch sei vor allem die zuverlässige und performante Erreichbarkeit der Systeme. Diese müsse dringend optimiert werden, bevor die EPA flächendeckend eingesetzt wird.
Ein weiterer Stolperstein ist der hohe Beratungs- und Aufklärungsbedarf sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten. Viele Praxen wissen nach Aussage des bvitg nicht, welche Daten verpflichtend gespeichert werden müssen und welche Haftungsfragen dabei entstehen könnten. Gleichzeitig nehmen Fragen der Patienten zur EPA im Praxisalltag viel Zeit in Anspruch. In diesem Zusammenhang fordern Experten eine intensivere und klarere Aufklärungsarbeit durch die Krankenkassen, um die Akzeptanz der EPA zu erhöhen und Unsicherheiten frühzeitig auszuräumen.
Aktuell deutet somit vieles darauf hin, dass eine baldige verbindliche Einführung der EPA eher unrealistisch ist. Es zeichnet sich ab, dass die notwendigen technischen, sicherheitstechnischen und organisatorischen Schritte deutlich umfangreicher ausfallen als ursprünglich geplant. Somit könnte sich der Startschuss für das digitale Schlüsselprojekt des deutschen Gesundheitswesens erneut um mehrere Monate verschieben.
Die erneute Verzögerung der elektronischen Patientenakte offenbart exemplarisch, wie Deutschland bei großen Digitalisierungsprojekten im Gesundheitswesen immer wieder an denselben Herausforderungen scheitert. Dass Sicherheitsmängel bereits im Vorfeld nicht ausreichend erkannt wurden, wirft Fragen auf, wie gründlich dieses zentrale Projekt überhaupt vorbereitet wurde. Dass das zuständige Ministerium aktuell keinen klaren Zeitplan nennen kann, verstärkt zudem die Zweifel an der Projektsteuerung.
Besonders bedenklich ist die Unsicherheit bei jenen, die letztlich mit der EPA arbeiten müssen: Ärzte und Patienten fühlen sich schlecht informiert und unzureichend vorbereitet. Die flächendeckende Einführung der EPA ist dringend notwendig – doch eine vorschnelle Einführung, die technische und organisatorische Probleme ignoriert, wäre kontraproduktiv und könnte das Vertrauen in die Digitalisierung nachhaltig schädigen.
Die Bundesregierung sollte nun alles daransetzen, sämtliche Sicherheits- und Infrastrukturprobleme schnellstmöglich zu beheben, gleichzeitig aber realistisch und transparent mit einem verbindlichen Zeitplan auftreten. Die digitale Zukunft des Gesundheitswesens verlangt mehr als halbherzige Schnellschüsse – sie braucht klare Entscheidungen und verlässliche Kommunikation. Andernfalls droht die elektronische Patientenakte zur Dauerbaustelle zu werden.
Vertrauliche Informationen im Fokus: Der fragwürdige Austausch zwischen Jens Spahn und René Benko während der Pandemie
Während der ersten Welle der Corona-Pandemie befand sich Deutschland in einer Ausnahmesituation. Als Gesundheitsminister spielte Jens Spahn eine zentrale Rolle in der Ausgestaltung der nationalen Reaktion auf die Krise, darunter die Einführung und Aufhebung von Lockdown-Maßnahmen. In dieser heiklen Phase unterhielt Spahn auch intensive Kontakte zu Wirtschaftsvertretern, wie etwa dem österreichischen Immobilienmogul René Benko, Gründer der insolventen Signa-Gruppe. Der Austausch zwischen diesen beiden Figuren wirft nun Fragen auf über den Einfluss von Wirtschaftsinteressen auf politische Entscheidungen.
Im April 2020, als Deutschland sich im ersten Lockdown befand, informierte Spahn Benko über geplante politische Maßnahmen, die insbesondere große Kaufhäuser betrafen. Diese Kommunikation erfolgte auf Basis eines von Benko vorgelegten Gutachtens, das eine rasche Öffnung dieser Einrichtungen befürwortete. Spahn äußerte sich kurz darauf kritisch zu den bestehenden Regelungen, die eine Öffnung von Geschäften bis zu einer bestimmten Größenordnung zuließen. In einem Interview hinterfragte er die Logik hinter der willkürlichen Grenze von 800 Quadratmetern, was Spekulationen über seinen möglichen Einfluss auf die bevorstehenden politischen Beschlüsse nährte.
Die Kritik am bestehenden Regelwerk mündete schließlich in einer bedeutenden Änderung: Am 6. Mai beschlossen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder eine weitreichende Lockerung, die es allen Geschäften erlaubte, unter strengen Hygieneauflagen wieder zu öffnen. Spahn, der diese Sitzungen mitgestaltete, hatte Benko bereits am Morgen vor der offiziellen Entscheidung informiert. Diese vorzeitige Weitergabe von Informationen wirft Fragen zur Vertraulichkeit und zur Integrität politischer Entscheidungsprozesse auf.
Über die Jahre entwickelte sich zwischen Spahn und Benko eine Verbindung, die bereits zu Spahns Zeit als Bundestagsabgeordneter begann. Während der Pandemie gehörte der Austausch mit Vertretern betroffener Branchen zur Tagesordnung, wie Spahns Sprecher betont. Jedoch betont dieser auch, dass solche Kontakte in der Regel der besseren Einschätzung der Lage dienten. Derzeit befindet sich Benko in Untersuchungshaft, und gegen ihn laufen strafrechtliche Ermittlungen in mehreren Ländern. Spahn ist weiterhin politisch aktiv und nimmt an den Koalitionsverhandlungen in Berlin teil, doch besteht laut seinem Sprecher seit Jahren kein Kontakt mehr zwischen ihm und Benko.
Die Enthüllungen um Jens Spahns Kommunikation mit René Benko während der frühen Phase der Corona-Pandemie stellen ernsthafte Fragen zur Durchlässigkeit zwischen politischer Entscheidungsfindung und wirtschaftlichen Interessen. Die Tatsache, dass ein hochrangiger Politiker detaillierte Informationen über bevorstehende politische Maßnahmen mit einem Wirtschaftsakteur teilte, der direkt von diesen Entscheidungen profitieren könnte, wirft ein kritisches Licht auf die Integrität des politischen Prozesses.
In Zeiten einer nationalen Krise sollten Entscheidungen transparent, nachvollziehbar und frei von externen Einflüssen getroffen werden. Der Austausch zwischen Spahn und Benko könnte als ein Beispiel für das Überschreiten dieser ethischen Grenzen angesehen werden. Solche Vorfälle können das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Politik nachhaltig schädigen, insbesondere wenn der Eindruck entsteht, dass wirtschaftliche Interessen den politischen Diskurs überlagern können.
Es ist zwingend notwendig, dass solche Interaktionen einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden, um sicherzustellen, dass alle politischen Entscheidungen im besten Interesse der Allgemeinheit getroffen werden. Dieser Fall dient als Mahnung, dass in der Politik nicht nur die getroffenen Entscheidungen selbst, sondern auch die Prozesse, die zu diesen Entscheidungen führen, von entscheidender Bedeutung sind. Solche Vorkommnisse sollten Anlass geben, Mechanismen der Rechenschaftspflicht zu stärken und sicherzustellen, dass Politiker ihre Macht nicht missbrauchen, um privaten oder wirtschaftlichen Interessen zu dienen.
Pharmaindustrie warnt vor Versorgungslücken – Reformdruck wächst
Bei einem wissenschaftlichen Symposium der Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen (GRPG) haben Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Industrie zentrale Herausforderungen für den Pharmastandort Deutschland diskutiert. Im Mittelpunkt standen die Auswirkungen europäischer Regulierungen, die nationale Arzneimittelstrategie und die Zukunft der Generikaversorgung.
Thomas Müller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium, verwies auf die Bedeutung der im Oktober 2023 in Kraft getretenen Pharmastrategie, die im Medizinforschungsgesetz (MFG) verankert wurde. Diese müsse nun konsequent umgesetzt werden. Zugleich räumte Müller ein, dass sich auf europäischer Ebene entscheidende Weichenstellungen verzögern. Das EU-Pharmapaket, das unter anderem den Unterlagenschutz, Bürokratieabbau und regulatorische Erleichterungen umfasst, befinde sich zwar in der Endphase, werde jedoch durch langsame Prozesse in Brüssel ausgebremst.
Besondere Sorgen bereitet den Beteiligten die neue Abwasserrichtlinie im Rahmen des Green Deal. Diese sieht eine erweiterte Verursacherverantwortung für pharmazeutische Rückstände im Abwasser vor und könnte laut Müller Investitionen in Milliardenhöhe nach sich ziehen. Die Kosten für eine vierte Klärstufe würden dabei vor allem Hersteller generischer Medikamente treffen, die aufgrund niedriger Erstattungspreise ohnehin unter starkem wirtschaftlichem Druck stehen. Eine wirtschaftliche Umsetzung sei kaum darstellbar, weshalb alternative Lösungen notwendig seien.
Auch Oliver Kirst, Vorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, kritisierte die neuen Umweltauflagen scharf. Er warnte vor einer Schwächung des Produktionsstandorts Deutschland und vor Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Die pharmazeutische Industrie könne die erwarteten Zusatzkosten in Höhe von bis zu 35 Milliarden Euro langfristig nicht alleine tragen. Kirst forderte ein faires Preissystem und eine Entlastung von überbordender Bürokratie. Innovationen müssten sich lohnen, andernfalls drohten Strukturbrüche.
Neben den ökologischen Auflagen rückten auch geopolitische Risiken in den Fokus. Müller verwies auf die Unsicherheiten im US-Markt, die durch potenzielle Zölle und veränderte regulatorische Ausrichtungen unter einer neuen US-Regierung entstehen könnten. Da der amerikanische Markt insbesondere für innovative Therapien von Bedeutung sei, seien die Entwicklungen dort auch für europäische Hersteller relevant.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den GKV-Finanzen. Zwar seien Generika weiterhin kosteneffizient, doch Umweltauflagen und Standortpolitik könnten auch diese Preise steigen lassen. Gleichzeitig steigen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung vor allem durch patentgeschützte Arzneimittel. Neue Therapieformen wie Gentherapien brächten zusätzliche Herausforderungen für bestehende Vergütungssysteme mit sich.
In der abschließenden Diskussionsrunde betonte Apothekerin Dr. Kerstin Kemmritz die Bedeutung einer wohnortnahen Versorgung und die Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen. Kordula Schulz-Asche (Grüne) kritisierte die mangelnde sektorübergreifende Zusammenarbeit im Gemeinsamen Bundesausschuss und forderte neue Kooperationsmodelle. Auch die Pflege dürfe nicht länger außen vor bleiben. Der Vertreter der Techniker Krankenkasse, Dr. Andreas Molch, monierte zudem das unzureichende Engagement in der Prävention.
Der Tenor der Veranstaltung war eindeutig: Die pharmazeutische Versorgung steht vor einem Strukturwandel. Ohne belastbare politische Rahmenbedingungen, investitionsfreundliche Regulierung und koordinierte Zusammenarbeit im Gesundheitswesen drohen nicht nur Innovationseinbußen, sondern auch Risiken für die Versorgungssicherheit.
Der Ruf nach Reformen im Gesundheitswesen ist nicht neu – doch selten war der Handlungsdruck so konkret wie derzeit. Die Balance zwischen Versorgungssicherheit, Umweltverantwortung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit ist kein abstraktes Ziel, sondern eine politische Pflichtaufgabe. Wer auf der einen Seite Nachhaltigkeit fordert, muss auf der anderen Seite realistische Rahmenbedingungen für deren Umsetzung schaffen. Gerade die Generikaversorgung ist ein neuralgischer Punkt im System: Sie sichert breite Verfügbarkeit zu vertretbaren Kosten, darf jedoch nicht durch gut gemeinte, aber wirtschaftlich unsinnige Auflagen untergraben werden. Der Standort Deutschland kann nur dann pharmazeutisch stark bleiben, wenn Innovation, Produktion und Versorgung nicht gegeneinander ausgespielt werden. Was es jetzt braucht, sind keine Symboldebatten, sondern verlässliche Strukturen und eine koordinierte Gesundheitsstrategie, die Realitätssinn mit Zukunftsfähigkeit verbindet.
Fälschungen nehmen zu: Zoll registriert immer mehr illegale Medikamentenpakete
In Österreich ist die Zahl der abgefangenen Pakete mit illegalen und gefälschten Medikamenten deutlich gestiegen. Obwohl der österreichische Zoll im vergangenen Jahr insgesamt weniger Präparate sicherstellte, erhöhte sich die Anzahl der entdeckten Einzelsendungen erheblich. Laut aktuellen Zahlen wurden im Jahr 2024 exakt 378.109 Arzneimittel in 7.147 Sendungen beschlagnahmt. Damit sank die Zahl der sichergestellten Präparate gegenüber 2023 zwar um mehr als die Hälfte, doch die gestiegene Anzahl der einzelnen Lieferungen deutet darauf hin, dass illegale Medikamentenlieferungen zunehmend kleinteiliger und damit schwerer kontrollierbar werden.
Besonders häufig fanden die Zollbeamten gefälschte Potenzmittel sowie vermeintlich fruchtbarkeitsfördernde Präparate. Auch illegale Schmerz- und Beruhigungsmittel, Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen sowie Schlafmittel wurden in großer Zahl entdeckt. Diese illegalen Arzneimittel wurden meist über Internetseiten vertrieben, die auf den ersten Blick vertrauenswürdig wirken, jedoch keinerlei behördlicher Kontrolle unterliegen. Der Vertrieb rezeptpflichtiger Medikamente über das Internet bleibt in Österreich gesetzlich verboten, was die Betreiber illegaler Online-Shops jedoch nicht abschreckt.
Der Handel mit illegalen Arzneimitteln bleibt laut Experten trotz zahlreicher Warnungen ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko. Gefälschte Präparate sind häufig falsch dosiert, verunreinigt oder enthalten gefährliche Zusätze. Im schlimmsten Fall können sie lebensbedrohliche Folgen für die Anwender haben. Besonders problematisch sei, dass die kriminellen Netzwerke im Hintergrund kaum zu greifen seien, da sie ihre Waren aus anonymen Produktionsstätten weltweit beziehen und oft über mehrere Zwischenstationen in Österreich verteilen.
Experten warnen daher weiterhin eindringlich davor, Medikamente außerhalb kontrollierter Vertriebswege zu erwerben. Apothekerkammer und pharmazeutische Industrie empfehlen, Arzneimittel nur über Apotheken oder zertifizierte Online-Apotheken zu beziehen, da diese zuverlässige Sicherheitsstandards garantieren. Der Anstieg der illegalen Pakete verdeutlicht allerdings, dass das Geschäft mit gefälschten Medikamenten floriert und die Behörden vor wachsenden Herausforderungen stehen.
Der erneute Anstieg der illegalen Medikamentenpakete verdeutlicht eine alarmierende Entwicklung: Trotz intensiver Warnungen greifen offenbar immer noch zu viele Menschen auf vermeintlich günstige und unkomplizierte Angebote im Internet zurück. Dahinter steht nicht nur Leichtsinn oder der Wunsch nach Bequemlichkeit, sondern oft schlicht Unwissenheit über die Risiken.
Dass die Gesamtzahl der beschlagnahmten Arzneimittel zwar zurückging, gleichzeitig aber deutlich mehr kleine Sendungen abgefangen wurden, macht deutlich, wie professionell die kriminellen Netzwerke mittlerweile organisiert sind. Sie haben erkannt, dass kleine Pakete weniger auffallen und leichter an Kontrollen vorbeikommen. Diese Taktik erschwert es den Behörden erheblich, den illegalen Medikamentenhandel einzudämmen.
Für Verbraucher bedeutet das vor allem eines: höchste Wachsamkeit. Jedes illegal erworbene Medikament ist ein unkalkulierbares Risiko. Gleichzeitig sind Behörden und Politik gefordert, durch schärfere Kontrollen und gezielte Aufklärungsarbeit klarzumachen, dass es um weit mehr geht als um reine Produktpiraterie – es geht um die Gesundheit und letztlich um das Leben der Menschen.
Berberin statt Spritze? – Was hinter dem Hype um die „natürliche Alternative“ zu Semaglutid steckt
Berberin, ein pflanzliches Alkaloid aus der Gruppe der Isochinoline, steht derzeit im Fokus der Öffentlichkeit – nicht zuletzt wegen seiner Bewerbung als vermeintlich „natürliche“ Alternative zu Arzneimitteln wie Semaglutid. Besonders Nahrungsergänzungsmittel mit Berberin sowie neuartige sogenannte GLP-1-Pflaster, die das Alkaloid enthalten, werden derzeit prominent vermarktet. Die Anbieter versprechen eine Regulation des Blutzuckerspiegels, die Dämpfung von Heißhungerattacken und eine dadurch begünstigte Gewichtsabnahme. Doch was sagt die Wissenschaft über den tatsächlichen Nutzen?
In mehreren kleineren Studien zeigte Berberin eine gewisse Wirksamkeit bei der Senkung des Nüchternblutzuckers sowie des HbA1c-Werts bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes. Einige Studien legen nahe, dass der Wirkstoff über die Aktivierung des Enzyms AMPK (Adenosinmonophosphat-aktivierte Proteinkinase) in den Energiestoffwechsel eingreift – ein Mechanismus, der auch bei antidiabetischen Arzneistoffen eine Rolle spielt. Zudem wurden in Einzelfällen moderate Effekte auf das Körpergewicht beobachtet. Allerdings weist die Datenlage erhebliche Lücken auf. Die Studienumfänge sind klein, die Designs oft uneinheitlich und die methodische Qualität variiert stark.
Die Bewerbung von Berberin-Pflastern als „GLP-1-Alternative“ erfolgt derzeit weitgehend ohne eine solide klinische Evidenz. Während GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid auf einem breiten Fundament randomisierter, kontrollierter Studien basieren, fehlen vergleichbare Daten für Berberin. Der Begriff „GLP-1-Pflaster“ selbst ist wissenschaftlich irreführend: Berberin bindet nicht an GLP-1-Rezeptoren und wirkt über gänzlich andere Mechanismen. Eine Zulassung als Arzneimittel liegt für keines der aktuell angebotenen Pflaster vor. Vielmehr handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetika mit begrenzter regulatorischer Prüfung.
Fachleute warnen daher vor einer Verharmlosung: Auch pflanzliche Substanzen können Nebenwirkungen verursachen oder mit Arzneimitteln interagieren. Bekannt sind beispielsweise gastrointestinale Beschwerden, Blutdruckveränderungen und potenzielle Leberenzymveränderungen unter Berberin-Einnahme. Schwangeren und stillenden Frauen wird die Anwendung nicht empfohlen. Besonders kritisch sehen Diabetologen die suggestive Bewerbung im Internet, die den Eindruck einer gleichwertigen Alternative zu etablierten Therapien vermittelt.
Der wissenschaftliche Konsens lautet derzeit: Berberin zeigt interessante pharmakologische Eigenschaften, die weiter erforscht werden sollten. Für eine Einstufung als echte Alternative zu zugelassenen GLP-1-Agonisten fehlt jedoch bislang die klinische Grundlage. Wer mit Übergewicht kämpft oder seinen Blutzucker regulieren möchte, sollte den ärztlichen Rat suchen und auf geprüfte Therapieoptionen setzen.
Die mediale Inszenierung von Berberin als „Semaglutid-Ersatz“ folgt einem bekannten Muster: Pflanzlich bedeutet vermeintlich sicher, natürlich wird gleichgesetzt mit harmlos. Diese Gleichung ist wissenschaftlich unhaltbar. Die Sehnsucht nach sanften Lösungen in der Medizin ist verständlich, darf aber nicht dazu führen, dass komplexe Wirkmechanismen simplifiziert und Erwartungen durch Marketingstrategien überhöht werden.
Gerade bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Adipositas ist eine belastbare Studienlage unerlässlich. Wer ohne klare Datenlage Therapieversprechen macht, spielt mit der Gesundheit von Menschen, die auf fundierte Beratung angewiesen sind. Statt neuer Etiketten braucht es evidenzbasierte Forschung und eine klare Trennung zwischen Nahrungsergänzung und Arzneimittel.
Berberin mag Potenzial besitzen – doch bis dahin gilt: Wer Alternativen sucht, sollte dies nicht im Internet, sondern im ärztlichen Gespräch tun.
Nemolizumab: Neuer Hoffnungsträger für Patienten mit schweren Hauterkrankungen
In Deutschland hat der Markteintritt von Nemolizumab, bekannt unter dem Handelsnamen Nemluvio®, eine neue Ära in der Behandlung chronischer Hautleiden eingeleitet. Als erster Antikörper, der gezielt den Interleukin-31-Rezeptor alpha (IL-31Rα) blockiert, adressiert dieser Wirkstoff einen zentralen Mechanismus, der bei der Entstehung von Juckreiz und entzündlichen Hautzuständen eine Schlüsselrolle spielt. Atopische Dermatitis (AD) und Prurigo nodularis (PN) sind zwei der Erkrankungen, für die Nemolizumab eine zugelassene Behandlungsoption bietet.
AD, im Volksmund oft als Neurodermitis bezeichnet, betrifft in Deutschland rund 2,5 Millionen Menschen. Diese chronische Hautkrankheit zeichnet sich durch wiederkehrende Episoden von trockener, rissiger und stark juckender Haut aus. Die herkömmlichen Behandlungen, die meist topische Steroide und Feuchtigkeitscremes umfassen, bieten vielen Betroffenen nur temporäre Erleichterung. Nemolizumab eröffnet nun eine möglicherweise langfristigere Lösung, indem es den Juckreiz direkt an seiner Wurzel bekämpft.
Ebenfalls von diesem neuen Medikament profitieren können Patienten mit PN, einer selteneren, jedoch ähnlich belastenden Hautkrankheit, die durch hartnäckige, knotenartige Hautläsionen charakterisiert ist. Die Prävalenz von PN in Deutschland wird auf 0,1 Prozent geschätzt. Auch hier bietet Nemolizumab eine innovative Therapieoption, die auf systemischer Ebene ansetzt, um die Symptome zu lindern.
Die klinische Evidenz für die Wirksamkeit von Nemolizumab stützt sich auf die Ergebnisse der ARCADIA- und OLYMPIA-Studien. In diesen umfangreichen Phase-III-Studien wurde gezeigt, dass der Wirkstoff signifikant die Symptome bei AD und PN verbessern kann, insbesondere den oft quälenden Juckreiz. Im Vergleich zu Placebo erreichten deutlich mehr Studienteilnehmer eine spürbare Verbesserung ihres Hautzustandes.
Die subkutane Verabreichung von Nemolizumab ermöglicht es den Patienten zudem, das Medikament nach einer entsprechenden Schulung selbst zu injizieren, was die Behandlung vereinfacht und den Alltag der Betroffenen weniger beeinträchtigt. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle sowie Kopfschmerzen, die jedoch in der Regel mild ausfielen.
Die Zulassung von Nemolizumab stellt zweifellos einen bedeutenden Fortschritt in der Therapie von AD und PN dar. Die Möglichkeit, direkt die Ursachen des Juckreizes und der Entzündung zu adressieren, könnte das Leben vieler Patienten erheblich verbessern. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich das Medikament in der breiten Anwendung bewährt und welche Langzeitwirkungen es haben könnte. Darüber hinaus wird die Frage der Kostenübernahme durch die Krankenkassen eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere angesichts der innovativen, aber vermutlich kostspieligen Natur dieses Biologikums. Die Einführung von Nemolizumab ist ein Hoffnungsschimmer, doch es gilt, die Entwicklungen kritisch zu begleiten und die Ergebnisse weiterer Forschungen abzuwarten, um ein vollständiges Bild von dessen Potenzial und Grenzen zu erhalten.
Wie Sport den Stresspegel beeinflusst: Weniger ist oft mehr
Mit dem Beginn des Frühlings zieht es wieder viele Menschen hinaus ins Freie, um Sport zu treiben oder sich zumindest etwas mehr zu bewegen. Bewegung gilt als bewährtes Mittel, um Stress zu reduzieren und die Gesundheit langfristig zu verbessern. Tatsächlich beeinflusst regelmäßige körperliche Aktivität nicht nur das Herz-Kreislauf-System positiv, sondern wirkt auch regulierend auf das Stresshormon Cortisol. Dieses Hormon wird von den Nebennieren ausgeschüttet und bereitet den Körper auf Herausforderungen und Belastungen vor. Im Tagesverlauf folgt es einem festgelegten Rhythmus, mit Höchstwerten am Morgen und niedrigeren Spiegeln gegen Abend, um die Entspannung und den Schlaf zu unterstützen.
Kurzfristige Erhöhungen des Cortisolspiegels helfen, in stressigen Situationen rasch zu reagieren. Problematisch wird es jedoch, wenn der Hormonspiegel durch andauernden Stress oder ungünstige Lebensgewohnheiten wie übermäßigen Alkoholkonsum und regelmäßigen Koffeingenuss dauerhaft erhöht bleibt. Dies führt zu einem Ungleichgewicht im Hormonsystem und kann langfristig negative gesundheitliche Folgen wie Schlafstörungen, Bluthochdruck und Immunschwäche nach sich ziehen.
Regelmäßige moderate sportliche Aktivitäten, etwa Radfahren, Schwimmen oder Yoga, können nachweislich dazu beitragen, die Cortisolproduktion zu normalisieren. Studien zeigen, dass Menschen, die sich regelmäßig bewegen, insgesamt über eine gesündere Stressreaktion verfügen. Entscheidend dabei ist jedoch, dass Bewegung nicht zur dauerhaften Belastung wird. Denn übermäßiges und zu intensives Training kann den gegenteiligen Effekt haben und das Hormonsystem zusätzlich strapazieren. Experten warnen davor, dass bei fehlenden Erholungsphasen ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel droht, der wiederum zu chronischer Erschöpfung und körperlichen Problemen führen kann.
Besonders vorsichtig sollten Menschen mit einer Nebennierenschwäche sein. Sie müssen ihre körperlichen Aktivitäten genau abstimmen und gegebenenfalls sogar ihre medikamentöse Behandlung anpassen, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. Insgesamt gilt, dass ein gesunder Mittelweg zwischen Aktivität und Ruhe entscheidend ist, um langfristig Stress zu senken und die Gesundheit effektiv zu fördern.
Sport ist gesund – diese Erkenntnis ist weder neu noch überraschend. Dennoch fällt es oft schwer, das richtige Maß zu finden. Der Frühlingsbeginn verleitet viele Menschen dazu, Bewegung plötzlich zum Allheilmittel gegen Stress zu stilisieren. Doch hier lauert eine Gefahr: Wer sich zu ehrgeizige Ziele setzt und zu intensiv trainiert, tut seinem Körper keinen Gefallen. Denn zu hohe sportliche Belastungen ohne ausreichende Pausen schaden langfristig mehr, als sie nützen.
Maßvoller Sport dagegen ist tatsächlich ein hervorragendes Instrument zur Stressregulation. Er sorgt für eine gesunde Balance im Cortisolhaushalt und stärkt sowohl das körperliche als auch das mentale Wohlbefinden. Umso wichtiger ist es, seinen Körper und dessen Grenzen genau zu kennen. Bewegung sollte Freude bereiten, statt zur zusätzlichen Belastung zu werden. Nur wer die Balance hält, profitiert langfristig von weniger Stress, besserem Schlaf und einem stabileren Immunsystem. Der Schlüssel dazu liegt in der gesunden Mitte – und nicht im Extrem.
Von Engin Günder, Fachjournalist
Sie haben einen Beruf gewählt, der weit mehr als reine Erwerbstätigkeit ist. Sie verfolgen im Dienste der Bevölkerung hohe ethische Ziele mit Energie, fachlicher Kompetenz und einem hohen Maß an Verantwortung. Um sich voll auf Ihre Aufgabe konzentrieren zu können, erwarten Sie die optimale Absicherung für die Risiken Ihrer Berufsgruppe.
Sie suchen nach Möglichkeiten, Ihre hohen Investitionen zu schützen und streben für sich und Ihre Angehörigen nach einem angemessenen Lebensstandard, auch für die Zukunft.
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