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  • 02.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Globale Zölle, digitale Risiken, Apothekenreformen
    02.04.2025 – Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Globale Zölle, digitale Risiken, Apothekenreformen
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | In einer Welt, in der globale Zölle die Arzneimittelversorgung bedrohen und Apotheken mit steigenden Bezugspreisen und Lieferschwierigkeite...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Globale Zölle, digitale Risiken, Apothekenreformen

 

Handelskonflikte, IT-Sicherheitslücken, ärztlicher Widerstand gegen pharmazeutische Dienstleistungen, Nachwuchswerbung auf TikTok und neue Cannabistherapien verändern die Apothekenlandschaft in Deutschland grundlegend

In einer Welt, in der globale Zölle die Arzneimittelversorgung bedrohen und Apotheken mit steigenden Bezugspreisen und Lieferschwierigkeiten kämpfen, wird die Notwendigkeit umfassender digitaler Sicherheitsnetze immer dringlicher. Während die Digitalisierung des Gesundheitssektors voranschreitet, stehen Apotheken vor der Herausforderung, ihre Systeme gegen eine Vielzahl von Risiken zu schützen. Gleichzeitig führt die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen zu Spannungen zwischen Apothekern und Ärzten, was die tief sitzenden Ressentiments innerhalb des deutschen Gesundheitssystems offenbart. Trotz finanzieller Herausforderungen zeigt sich die Apobank robust mit einem signifikanten Gewinn, während die Koalitionsverhandlungen neue Perspektiven für deutsche Apotheken versprechen. In einem kreativen Zug versucht die ABDA, über soziale Medien wie TikTok junge Talente für den Apothekerberuf zu gewinnen. Doch während die Gesundheitskompetenz in Deutschland abnimmt, rücken kritische Medikationsprobleme in der Geriatrie und die sichere Wiedereinführung von Medikamenten wie Champix in den Fokus. Diese komplexe Landschaft ist geprägt von wissenschaftlichen Rivalitäten, Debatten über die optimale Verabreichungsform von Vitamin B12 und der Einführung neuartiger Medizinalcannabis-Produkte, die die Therapieoptionen erweitern. All dies unterstreicht die Notwendigkeit, verschiedene Risikofaktoren zu vermeiden, um die Lebenserwartung zu erhöhen und gesünder zu leben.

 

Globale Zölle, lokale Folgen – Wie der weltweite Handelskonflikt die Arzneimittelversorgung gefährdet

Die weltwirtschaftliche Lage wird zunehmend von Spannungen dominiert, die sich aus einem wiedererstarkten Protektionismus ergeben. Insbesondere die Vereinigten Staaten treiben unter der Führung von Donald Trump eine aggressive Zollpolitik voran, die ursprünglich unter dem Banner des „America First“ als Schutzmaßnahme für die heimische Industrie begann, mittlerweile jedoch weltweite Versorgungsprozesse ins Wanken bringt. Die Auswirkungen dieser Entwicklung zeigen sich immer deutlicher auch in sensiblen Bereichen wie der Arzneimittelversorgung. Apotheken in Deutschland berichten vermehrt über Lieferschwierigkeiten, steigende Bezugspreise und eine wachsende Unsicherheit in der Bestandsplanung – direkte Folgen einer fragmentierten Weltwirtschaft.

Ein zentrales Problem ergibt sich aus der internationalen Abhängigkeit der pharmazeutischen Industrie von wenigen Produzentenländern. Ein Großteil der aktiven Wirkstoffe für Medikamente wird in China und Indien hergestellt. Werden nun im Zuge von Handelskonflikten Strafzölle auf Vorprodukte oder Zwischenstufen erhoben oder Handelsbeziehungen politisch belastet, führt dies unmittelbar zu Engpässen bei der Herstellung und Lieferung von Arzneimitteln. Selbst wenn Deutschland selbst keine unmittelbaren Zollschranken aufbaut, geraten europäische Hersteller durch globale Preissteigerungen und instabile Transportwege unter Druck. Die Folge: Apotheken erhalten bestimmte Medikamente verzögert oder gar nicht, während die Einkaufskosten durch Zwischenlagerung, Expresslieferungen oder neue Bezugsquellen steigen.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung sind weitreichend. Apotheken, die ohnehin unter dem Druck stagnierender Honorare und steigender Betriebskosten stehen, müssen zusätzlich mit den Folgen geopolitischer Verwerfungen umgehen. Insbesondere kleinere Betriebe mit begrenzten Lagerkapazitäten oder fehlenden finanziellen Rücklagen sind gefährdet. Die Unsicherheit trifft aber nicht nur die wirtschaftliche Seite – auch die Patientensicherheit leidet. Wenn wichtige Medikamente, etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Antibiotika zur Behandlung von Infektionen, nicht mehr zuverlässig verfügbar sind, gerät die Versorgung ins Wanken. In vielen Fällen müssen Apotheken auf alternative Präparate ausweichen, was zusätzlichen Beratungsaufwand und Verunsicherung bei den Patienten bedeutet.

Gleichzeitig warnen Gesundheitsexperten vor einem gefährlichen Dominoeffekt: Wenn Investitionen in Forschung und Produktion durch wirtschaftliche Unsicherheiten ausbleiben, geraten die ohnehin angespannten Lieferketten weiter unter Druck. Die Resilienz des Gesundheitssystems gegenüber globalen Krisen sinkt – ein Umstand, der in Zeiten von Pandemien, Kriegen oder Naturkatastrophen dramatische Folgen haben kann. Die Politik hat bislang kaum Antworten auf diese Entwicklungen gefunden. Zwar wird über europäische Produktionsinitiativen gesprochen, doch konkrete Umsetzungen lassen auf sich warten.

In diesem Umfeld bleibt den Apotheken wenig Spielraum. Viele versuchen, durch gezielte Vorratshaltung, individuelle Beratung und kreative Beschaffungsstrategien gegenzusteuern. Doch das Risiko, dass globale Machtspiele und nationale Egoismen auf dem Rücken der Arzneimittelversorgung ausgetragen werden, wächst mit jeder neuen Zollrunde. Ohne eine koordinierte und nachhaltige Handelspolitik, die die besondere Bedeutung von Gesundheitsgütern anerkennt, droht eine schleichende Erosion der Versorgungssicherheit.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen eines auf Konfrontation ausgerichteten Welthandels treffen nun auch jene Bereiche, die eigentlich unter besonderem Schutz stehen müssten: die Gesundheitsversorgung. Während Politiker wie Donald Trump Handelszölle als strategisches Instrument zur Verteidigung nationaler Interessen verkaufen, geraten elementare Versorgungsstrukturen ins Rutschen. Dass Medikamente heute über mehrere Kontinente hinweg produziert, verarbeitet und transportiert werden, ist längst Realität – eine Realität, die durch politische Alleingänge gefährlich ins Wanken gerät.

Es ist bemerkenswert, wie wenig Aufmerksamkeit dieser Aspekt in der öffentlichen Debatte erhält. Apotheken, als letzte Instanz in der Versorgungskette, sehen sich zunehmend gezwungen, mit Improvisation und Belastungsgrenzen zu reagieren. Der staatlich regulierte Apothekenmarkt ist für globale Preissprünge denkbar schlecht gerüstet – eine Notlage, die sich nicht durch Rabattverträge oder Digitalisierung beheben lässt.

Was fehlt, ist ein struktureller Blick auf die geopolitischen Abhängigkeiten in der Arzneimittelversorgung. Die Rückverlagerung von Produktion nach Europa mag ein langfristiges Ziel sein, doch kurzfristig bedarf es klarer internationaler Absprachen, definierter Ausnahmeregelungen für medizinische Güter und eines Handelsrahmens, der Resilienz über politische Machtspiele stellt. Die Gesundheit der Bevölkerung darf nicht zur Verhandlungsmasse globaler Zollpolitik verkommen.

Die Politik muss endlich anerkennen, dass wirtschaftliche Souveränität und gesundheitliche Sicherheit Hand in Hand gehen müssen. Wer Gesundheitsversorgung als nationalen Besitzstand behandelt, ohne die globalen Verflechtungen zu bedenken, gefährdet nicht nur das eigene Land, sondern auch die internationale Stabilität. Die Apotheke vor Ort kann vieles auffangen – aber sie kann keine Weltpolitik reparieren.

 

"Nicht in meinen Kompetenzbereich!" – Wenn Ärzte bei pharmazeutischen Dienstleistungen die Nerven verlieren

Die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen (pDL) durch Apotheken war politisch gewollt, gesetzlich verankert und wird von den Krankenkassen finanziert. In der Praxis jedoch zeigt sich, dass die Realität an mancher Stelle auf einen erbitterten Widerstand trifft – insbesondere in den Schnittstellen zwischen Apotheke und ärztlicher Praxis. Ein aktueller Vorfall, von einer Apothekerin geschildert, wirft ein Schlaglicht auf die tief sitzenden Ressentiments, die sich im deutschen Gesundheitssystem offenbaren.

„Ein Arzt hat kürzlich einen Patienten angeschrien, weil dieser mit einer Medikationsanalyse von uns zurück in die Praxis kam“, berichtet die Inhaberin einer Stadtapotheke. Der Patient sei verunsichert gewesen, habe lediglich einige Fragen zur Verträglichkeit seiner Dauermedikation stellen wollen. Die Reaktion des Arztes sei jedoch scharf, aggressiv und persönlich gewesen. „Er warf dem Patienten vor, sich von uns Apothekerinnen gegen ihn aufhetzen zu lassen“, so die Apothekerin. „Dabei war es eine ganz sachliche Analyse mit konkreten Hinweisen auf potenzielle Wechselwirkungen und eine fehlerhafte Doppelverordnung.“

Was wie ein Einzelfall klingt, ist in Wirklichkeit ein Muster: Apothekerinnen und Apotheker berichten immer häufiger von ähnlichen Vorfällen – von Ärzten, die sich weigern, Medikationspläne zu überprüfen, über herablassende Bemerkungen gegenüber Patienten bis hin zu regelrechten Eskalationen. Der Grund: Die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen verschieben – zumindest gefühlt – die bisherigen Machtverhältnisse im Gesundheitswesen.

Dabei war die Zielsetzung der pDL eindeutig: Patientensicherheit erhöhen, Arzneimitteltherapie optimieren, chronisch Erkrankte besser begleiten. Nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung sollte das Prinzip sein. Doch genau hier liegt offenbar das Problem. Manche Ärztinnen und Ärzte sehen in den Dienstleistungen eine unzulässige Einmischung in ihren originären Kompetenzbereich – obwohl Medikationsanalysen längst wissenschaftlich anerkannt sind und selbst Leitlinien für deren Nutzen sprechen.

Besonders problematisch ist der fehlende Austausch: Während Apotheken oft gut dokumentierte Analysen mit Vorschlägen zur Therapieoptimierung anfertigen, erhalten sie selten Rückmeldung aus den Arztpraxen. Teils werden die Hinweise ignoriert, teils aggressiv abgewehrt. Die Leidtragenden sind die Patienten – verunsichert, zwischen zwei Fachkräften stehend, oft ohne das notwendige Hintergrundwissen, um die Situation einordnen zu können.

Berufsverbände fordern daher seit Langem strukturierte Kommunikationswege, verbindliche Kooperationsmodelle und eine gemeinsame digitale Plattform, auf der Daten sicher und nachvollziehbar ausgetauscht werden können. Der Gesetzgeber hat bisher jedoch keine ausreichenden Rahmenbedingungen geschaffen, um diese interprofessionelle Zusammenarbeit zu fördern. Die Folge: Apotheken investieren Zeit, Kompetenz und Personal in Dienstleistungen, deren Wirkung durch destruktive Widerstände auf ärztlicher Seite teilweise wieder zunichtegemacht wird.

Die aktuelle Situation zeigt: Solange es keine Klarheit über Rollenverständnisse, keine gemeinsame Weiterbildung und keine Gesprächsformate zwischen Ärzteschaft und Apothekerschaft gibt, wird das Konfliktpotenzial weiter zunehmen – mit allen Risiken für die Versorgung.

Die pharmazeutischen Dienstleistungen waren eine überfällige Reformmaßnahme. Dass sie überhaupt notwendig wurden, lag nicht zuletzt an der zunehmenden Komplexität moderner Arzneimitteltherapien und der chronischen Überlastung vieler Arztpraxen. Es war eine logische Entscheidung, Apotheken mit ins Boot zu holen, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu stärken. Umso bedauerlicher ist es, dass diese Chance in Teilen der Ärzteschaft offenbar als Angriff empfunden wird.

Wenn ein Arzt einen Patienten anschreit, weil dieser sich über seine Medikamente informieren will – auf Basis einer fachlich fundierten Analyse –, dann offenbart sich darin ein autoritäres Berufsbild, das mit der heutigen Versorgungsrealität nicht mehr vereinbar ist. Hier geht es nicht um Kompetenzstreitigkeiten im akademischen Elfenbeinturm, sondern um reale Versorgung im Alltag: Menschen nehmen fünf, sechs oder mehr Medikamente ein, und es braucht alle verfügbaren Kompetenzen, um Risiken zu minimieren.

Dass manche Ärzte in den pDL eine Bedrohung sehen, liegt auch daran, dass es an echter Zusammenarbeit fehlt. Das System ist auf Monologe ausgelegt: Ärzte verordnen, Apotheken liefern. Doch wer glaubt, diese Trennung sei im Sinne der Patienten, irrt. Es braucht Dialog, Rückfragen, auch Widerspruch – professionell vorgetragen und gemeinsam lösungsorientiert.

Die Apothekerinnen und Apotheker stehen längst bereit. Sie investieren in Personal, Fortbildung und Prozesse, um pDL anzubieten. Doch sie stoßen an Grenzen, wenn auf ärztlicher Seite Blockadehaltung herrscht. Die Politik darf sich nicht länger auf dem Erfolg der pDL-Einführung ausruhen, sondern muss nachsteuern: durch bessere Vernetzung, durch klare Kommunikationsstandards und durch ein deutliches Signal, dass die Versorgung der Patientinnen und Patienten keine Spielwiese verletzter Eitelkeiten sein darf.

Denn eines ist klar: Wer heute noch glaubt, pharmazeutische Dienstleistungen seien nur ein Nebenschauplatz, verkennt die Zukunft der ambulanten Versorgung. Apotheker sind keine „Medikamentenausgeber“, sondern Heilberufler mit eigener Expertise – und diese sollten Ärztinnen und Ärzte nicht bekämpfen, sondern nutzen. Zum Wohl derer, die es am meisten betrifft: der Patienten.

 

Apobank mit hohem Gewinn – Mitgliederzahlen unter Korrekturdruck

Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat das Geschäftsjahr mit einem deutlichen Vorsteuergewinn von 312 Millionen Euro abgeschlossen. Trotz einer erheblichen steuerlichen Nachforderung, die den Jahresüberschuss auf 96 Millionen Euro drückte, soll die Dividende bei sechs Prozent stabil bleiben. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Vertreterversammlung eine Ausschüttung in Höhe von 76 Millionen Euro vorschlagen.

Der Zinsüberschuss blieb mit 972 Millionen Euro nahezu konstant auf dem hohen Vorjahresniveau. Das Darlehensneugeschäft legte spürbar zu und erreichte ein Volumen von fünf Milliarden Euro. Insbesondere Baufinanzierungen und Existenzgründungskredite trugen zum Wachstum bei. Die Bestände in der Gründungsfinanzierung stiegen auf 8,5 Milliarden Euro. Parallel wuchsen die Kundeneinlagen auf 30,3 Milliarden Euro.

Beim Provisionsüberschuss wurde trotz des Wegfalls des Verwahrstellengeschäfts ein stabiles Ergebnis erzielt. Mit 177 Millionen Euro lag dieser nur geringfügig unter dem Vorjahr. Der Verwaltungsaufwand konnte leicht auf 731 Millionen Euro gesenkt werden, wobei der Rückgang vor allem auf reduzierte Rückstellungen im Personalbereich zurückzuführen ist. Gleichzeitig stiegen die Sachkosten infolge regulatorischer und strategischer Projekte.

Die Risikovorsorge für das operative Geschäft blieb mit 61 Millionen Euro weitgehend konstant, während die Vorsorge mit Reservecharakter deutlich von 132 auf 35 Millionen Euro zurückgeführt wurde. Damit lag das operative Ergebnis vor Risikovorsorge bei 408 Millionen Euro – sechs Prozent unter dem Vorjahr. Allerdings war das Vorjahresergebnis durch ein außergewöhnliches Plus von 80 Prozent geprägt gewesen.

Kritisch zu bewerten ist eine nachträgliche Korrektur bei den Mitgliederzahlen. Die Bank hatte im Vorjahr einen Zuwachs von 1.000 Mitgliedern gemeldet, musste jedoch einräumen, dass rund 2.000 Abgänge nicht berücksichtigt worden waren. Tatsächlich war die Mitgliederzahl 2023 um etwa 3.000 gesunken. Zudem wurden Geschäftsguthaben von über 1.200 verstorbenen Mitgliedern fehlerhaft weitergeführt, was zu einer bilanzwirksamen Überbewertung von rund 16 Millionen Euro führte.

Im laufenden Jahr verzeichnet die Bank einen Nettozuwachs von rund 1.100 Mitgliedern, womit die Zahl auf 111.472 stieg. Damit scheint der Abwärtstrend der vergangenen Jahre zunächst gestoppt. Dennoch liegt die Mitgliederzahl rund 4.500 unter dem Höchststand von 2020. Die Korrekturen werfen Fragen hinsichtlich der Datenqualität und internen Kontrollmechanismen auf.

Strategisch richtet die Bank ihren Blick auf angestellte Heilberufler, die bislang nicht im Zentrum der Geschäftstätigkeit standen. Ab 2026 soll dieser Bereich gezielt ausgebaut werden. Schon jetzt zählt die Apobank etwa jeden fünften angestellten Heilberufler in Deutschland zu ihren Kunden. Die Bank plant, diesen Anteil mithilfe spezialisierter Beratung und digitaler Angebote auszubauen.

Die Apobank zeigt sich wirtschaftlich solide, doch der korrigierte Mitgliederrückgang wirft einen Schatten auf das positive Gesamtbild. Dass eine Genossenschaftsbank mehrere tausend Abgänge übersieht und Geschäftsguthaben von Verstorbenen weiterführt, wirft Fragen zur internen Governance auf. Vertrauen ist die Grundlage genossenschaftlicher Strukturen – gerade hier darf bei der Datenpflege kein Spielraum für Fehler bestehen. Zwar scheint die strategische Neuausrichtung auf angestellte Heilberufler zukunftsorientiert, doch sie wird nur dann Erfolg haben, wenn die Bank ihre internen Prozesse konsequent und transparent modernisiert. Ein Gewinn allein reicht nicht – Glaubwürdigkeit zählt mehr.

 

Zukunftsweisende Veränderungen: Koalitionsverhandlungen bringen neue Perspektiven für deutsche Apotheken

Inmitten der jüngsten Koalitionsverhandlungen zeichnen sich bedeutende Entwicklungen für die Apothekenlandschaft in Deutschland ab. Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) zeigt sich optimistisch und begrüßt die Vorschläge der Arbeitsgruppe Gesundheit als progressive Schritte, die eine lang erwartete Anerkennung der Apothekerinnen und Apotheker darstellen. Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des BVDAK, betonte in seiner jüngsten Stellungnahme die Bedeutung der beschlossenen Maßnahmen, die als wegweisend für die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken gelten.

Die Koalitionsverhandlungen haben mehrere zentrale Maßnahmen für die Apothekenbranche vorgeschlagen, darunter die Anerkennung der Vor-Ort-Apotheken als erste Anlaufstelle in der Gesundheitsversorgung und die Bestärkung des Fremdbesitzverbots. Zudem sollen bürokratische Hürden abgebaut und die Präventionsstrukturen gestärkt werden. Eine wesentliche Neuerung ist auch die geplante Anhebung des Fixums auf 9,50 Euro, mit einer Option zur weiteren Erhöhung auf bis zu 11 Euro für Apotheken in ländlichen Regionen. Die Vergütungsstruktur soll künftig direkt zwischen den Apotheken und dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt werden, was die finanzielle Autonomie der Apotheken stärkt.

Die Vorschläge beinhalten weiterhin einheitliche Regelungen für Vor-Ort- und Versandapotheken in Bezug auf Kühlketten und Nachweispflichten, was die Qualitätssicherung und den Patientenschutz weiter vorantreibt. Dr. Hartmann fordert eine schnelle und vollständige Umsetzung dieser Maßnahmen und betont die Notwendigkeit einer führenden Rolle der Abda bei der weiteren politischen Begleitung.

Die aktuelle Dynamik in den Koalitionsverhandlungen bietet eine historische Chance für die Apotheken in Deutschland. Die positiven Ansätze, die Dr. Stefan Hartmann hervorhebt, sind nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung für die pharmazeutische Profession, sondern auch ein klarer Aufruf zu einem koordinierten und fokussierten Handeln. Die Forderung, sich nicht in Nebendiskussionen zu verzetteln, ist dabei besonders relevant, denn nur so können die Apotheken ihre zentrale Rolle im Gesundheitssystem effektiv stärken und ausbauen.

Es bleibt abzuwarten, wie diese Vorschläge in praktische Politik umgesetzt werden und welche Auswirkungen sie auf den Alltag in den Apotheken haben werden. Doch die klare Richtung, die durch die Koalitionsverhandlungen vorgegeben wird, gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus, dass die Apothekenlandschaft in Deutschland vor einer deutlichen Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und ihrer Stellung im Gesundheitssystem steht.

 

Digitale Pfade in der Apothekenbranche: ABDA setzt auf TikTok zur Nachwuchsgewinnung

Angesichts eines zunehmenden Fachkräftemangels in der Apothekenbranche unternimmt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) innovative Schritte, um potenzielle Apothekerinnen und Apotheker zu gewinnen. Mit dem Aufbau eines eigenen TikTok-Kanals namens "die_apotheke" reagiert die ABDA auf die Herausforderungen, qualifizierten Nachwuchs für Apothekenberufe zu interessieren. Die Plattform, die vor allem bei Jugendlichen beliebt ist, dient als strategisches Instrument, um die Zielgruppe direkt auf ihren bevorzugten sozialen Medien zu erreichen.

Im Rahmen ihrer Nachwuchskampagne, die unter dem provokanten Titel „How to sell drugs offline“ bereits für Aufsehen gesorgt hatte, setzt die ABDA erneut auf Humor und direkte Ansprache. Die Kampagne richtet sich primär an junge Menschen, die sich in der Orientierungsphase ihrer beruflichen Laufbahn befinden. Der TikTok-Kanal bietet eine Mischung aus informativen und unterhaltsamen Inhalten, die Einblicke in den Alltag und die Ausbildungswege der Apothekenberufe geben.

Der Kommunikationsleiter der ABDA, Benjamin Rohrer, betont die Bedeutung von TikTok als schnell wachsende Plattform, die eine ideale Schnittstelle zu Jugendlichen bietet. Über 20 Millionen Menschen in Deutschland nutzen TikTok monatlich, wobei ein großer Teil der Nutzer zwischen 14 und 18 Jahren alt ist. Diese demografische Zielgruppe soll durch angepasste Inhalte spezifisch angesprochen werden.

Die Initiative zielt darauf ab, den Jugendlichen nicht nur den Beruf des Apothekers nahezubringen, sondern auch auf die Karriereseite der ABDA zu leiten. Diese Online-Plattform enthält detaillierte Informationen über die verschiedenen Apothekenberufe, virtuelle Touren durch Apotheken, Berufsvideos und eine Jobbörse.

Thomas Preis, Präsident der ABDA, äußert sich zum Fachkräftemangel: „Die Situation in den Apotheken ist ernst. Wir stehen vor der Herausforderung, bis zum Ende dieses Jahrzehnts bis zu 10.000 approbierte Apothekerinnen und Apotheker zu ersetzen. Der Einsatz von sozialen Medien ist ein wichtiger Schritt, um diesen Mangel zu adressieren.“ Er betont weiterhin die Bedeutung der Apothekenarbeit, die nicht nur einen Beitrag zur Gesundheitsversorgung leistet, sondern auch lokale Arbeitsplätze sichert und somit eine sinnstiftende Tätigkeit darstellt.

Die Entscheidung der ABDA, TikTok als Plattform für die Nachwuchsgewinnung zu nutzen, zeigt eine notwendige Anpassungsfähigkeit an die Kommunikationsgewohnheiten der jüngeren Generation. Während traditionelle Rekrutierungsmethoden ihre Grenzen erreichen, bieten soziale Medien die Möglichkeit, direkt und authentisch zu kommunizieren. Diese strategische Wahl könnte ein Wendepunkt für die Gewinnung zukünftiger Fachkräfte sein und gleichzeitig das Image der Apothekenberufe modernisieren. Allerdings bleibt abzuwarten, wie effektiv diese moderne Ansprache die tatsächliche Bereitschaft junger Menschen zur Berufswahl beeinflusst. Die Herausforderung wird sein, nicht nur Aufmerksamkeit zu erregen, sondern auch langfristiges Interesse und Engagement für die Apothekenberufe zu fördern.

 

Gesundheitskompetenz in Deutschland: Ein kritischer Blick auf die aktuellen Herausforderungen

In den letzten Jahren zeigt sich ein alarmierender Trend: Die Gesundheitskompetenz in Deutschland hat signifikant abgenommen. Eine Studie der Technischen Universität München, in Kooperation mit dem WHO Collaborating Centre for Health Literacy und dem Wort & Bild Verlag, hat ergeben, dass etwa jeder Dritte in Deutschland Schwierigkeiten hat, mit Gesundheitsinformationen umzugehen. Dies stellt eine Verschlechterung um 20 Prozentpunkte im Vergleich zu 2014 dar.

Professor Dr. Kai Kolpatzik, Chief Scientific Officer, definiert Gesundheitskompetenz als die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und sinnvoll anzuwenden. Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um gesundheitsförderliche Entscheidungen treffen zu können. Die Studie weist darauf hin, dass gerade in einer Zeit, in der Falschinformationen und "Fake News" immer mehr zum Alltag gehören, die Stärkung der Medien- und Gesundheitskompetenz unerlässlich ist.

Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach betont die Rolle der Apotheken, die über die reine Medikamentenabgabe hinausgeht. Apotheken könnten wesentlich zur Prävention beitragen, indem sie die Bürger in Gesundheitsfragen kompetent beraten und so helfen, Krankheiten vorzubeugen. Der Masterplan Prävention, an dem sich 151 Partner beteiligen, zielt darauf ab, präventive Maßnahmen zu stärken und direkt vor Ort in den Apotheken anzusetzen.

Die Herausforderungen sind jedoch vielschichtig. Während Informationen über gesunde und ungesunde Lebensweisen relativ leicht zugänglich sind und 75 bis 81 Prozent der Befragten diesen folgen können, gibt es erhebliche Probleme im Umgang mit psychischen Gesundheitsproblemen und präventiven Maßnahmen gegen Krankheiten. Hier zeigen sich deutliche Defizite in der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung.

Die Ergebnisse der Studie zur Gesundheitskompetenz in Deutschland sind ein dringender Weckruf. Sie zeigen nicht nur auf, wo dringender Handlungsbedarf besteht, sondern auch, dass präventive Maßnahmen und die Ausbildung einer fundierten Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung verstärkt in den Fokus gerückt werden müssen. Die Apotheken spielen hierbei eine Schlüsselrolle, doch die Verantwortung darf nicht allein auf ihren Schultern liegen.

Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Gesundheitskompetenz zu stärken. Dazu gehört nicht nur die Verbesserung der Bildungsangebote in Schulen und öffentlichen Einrichtungen, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von Medien und Werbung. Die Politik ist gefordert, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die es jedem Einzelnen ermöglichen, informierte Gesundheitsentscheidungen zu treffen. Die aktuelle Lage fordert ein umgehendes Handeln, um die Gesundheitskompetenz nachhaltig zu verbessern und so die Grundlage für ein gesünderes Deutschland zu schaffen.

 

Kritische Medikationsprobleme in der Geriatrie: Ein Weckruf für verbesserte Kommunikation

Auf dem Westfälisch-lippischen Apothekertag in Münster teilte die Stationsapothekerin Ina Richling einen beunruhigenden Fall, der die Komplexität der Medikationsverwaltung bei älteren Patienten beleuchtet. Sie präsentierte die Geschichte einer 86-jährigen Patientin, die nach einem Sturz zahlreiche gesundheitliche Probleme erlitt, darunter eine Nasenbeinfraktur und eine Beckenprellung, welche sie immobil machten. Die Symptome der Patientin waren vielfältig und schwerwiegend: Schwindel, große Müdigkeit, Lethargie, Schluckstörungen und Obstipation.

Der Medikationsplan der Patientin war überwältigend – 18 verschiedene Arzneimittel mit insgesamt 21 Wirkstoffen, verteilt über fünf tägliche Einnahmezeiten. Dieser komplexe Plan führte zu einer intensiven Diskussion unter den Teilnehmern, die verschiedene arzneimittelbezogene Probleme identifizierten, darunter das Risiko von Stürzen und die Entwicklung einer Hyponatriämie, eine Elektrolytstörung, die durch die Einnahme von Diuretika wie Torasemid und einem überdosierten Hydrochlorothiazid verschärft wurde. Auch das Antidepressivum Citalopram trug durch seine potenzielle Wirkung auf das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion zur Problematik bei.

Richling nutzte diesen Fall, um auf die notwendige Überarbeitung der Medikationspläne zu drängen und setzte wichtige Anpassungen um, indem sie die Dosis einiger Medikamente reduzierte und andere komplett strich. Trotz dieser Bemühungen zeigte der Fall tragische Grenzen auf: Die Patientin nahm nach ihrer Entlassung ihre alte Medikation wieder auf, da der optimierte Entlassbrief nie ihren Hausarzt erreichte.

Der Fall, den Ina Richling auf dem WLAT ansprach, veranschaulicht eine tiefgreifende Herausforderung im Gesundheitswesen – die sektorenübergreifende Kommunikation. Die Tatsache, dass die optimierte Medikation der Patientin nach der Entlassung nicht fortgeführt wurde, da der Entlassbrief nicht den Hausarzt erreichte, spricht Bände über die Notwendigkeit, die Übergänge in der Patientenversorgung zu verbessern. Dieser Vorfall sollte als Weckruf dienen, die Rolle der öffentlichen Apotheken zu stärken und die interprofessionelle Zusammenarbeit zu fördern, um sicherzustellen, dass ältere Patienten eine sichere und effektive Medikation erhalten. Die Einführung digitaler Tools könnte hierbei unterstützen, jedoch ist das persönliche Engagement von Gesundheitsfachkräften unerlässlich, um eine qualitativ hochwertige Versorgung am Lebensende zu gewährleisten. Dieser Fall unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Prozesse zu überdenken und systemische Verbesserungen in der Medikationsverwaltung und Patientenkommunikation zu implementieren.

 

Champix kehrt nach regulatorischer Pause zurück auf den deutschen Markt

Pfizer hat angekündigt, dass Champix®, ein Medikament zur Raucherentwöhnung, ab dem 1. April 2025 wieder in Deutschland verfügbar sein wird. Die Wiedereinführung folgt auf eine Unterbrechung des Vertriebs im Jahr 2021, ausgelöst durch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Wirkstoffs Varenicilin. Spezifische Untersuchungen hatten Nitrosamin-Verunreinigungen identifiziert, die potenziell krebserregend sein können. Als Reaktion darauf forderte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) eine Überarbeitung der Zulassungsbedingungen, um die Einhaltung strengerer Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Diese Anforderungen wurden von Pfizer erfolgreich umgesetzt, was den Weg für die erneute Zulassung ebnete.

Das Medikament, das ursprünglich 2006 die Zulassung erhielt, ist speziell zur Unterstützung der Raucherentwöhnung bei Erwachsenen konzipiert. Es wird in Form von Tabletten angeboten, die in einer initialen Titrationsphase über eine Woche schrittweise bis zu einer Standarddosis von 1 mg zweimal täglich gesteigert werden. Diese spezielle Dosierung ist darauf ausgerichtet, das Verlangen nach Nikotin und die Entzugssymptome zu mindern.

Im Dezember 2023 hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die Ergebnisse einer Nutzenbewertung veröffentlicht, die Varenicilin zusammen mit Nikotinersatztherapien als überlegene Optionen für die Behandlung schwerer Tabakabhängigkeit ausweist. Andere Wirkstoffe wie Bupropion und Cytisin konnten in dieser Hinsicht keine vergleichbaren Ergebnisse vorweisen. Trotz der positiven Bewertung durch das IQWiG werden Arzneimittel zur Raucherentwöhnung vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als Lifestyle-Produkte eingestuft, was bedeutet, dass die Kosten für diese Medikamente nicht von den Krankenkassen übernommen werden, sondern von den Verbrauchern selbst getragen werden müssen.

Die Rückkehr von Champix auf den deutschen Markt ist ein signifikantes Ereignis, nicht nur für diejenigen, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern auch für die öffentliche Gesundheitspolitik insgesamt. Die vorübergehende Aussetzung und die anschließende Wiedereinführung des Medikaments werfen ein Schlaglicht auf die kritische Rolle regulatorischer Prozesse. Sie unterstreichen die Notwendigkeit, dass Pharmaunternehmen und Gesundheitsbehörden zusammenarbeiten, um die Sicherheit der Verbraucher zu gewährleisten. Während die erneute Verfügbarkeit von Champix eine willkommene Nachricht für viele Raucher in Deutschland sein mag, bringt die Klassifizierung als Lifestyle-Medikament auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Kostenübernahme. Dieser Umstand macht deutlich, dass effektive Raucherentwöhnung eine gesellschaftliche Herausforderung bleibt, die kollektive Anstrengungen und möglicherweise neue Ansätze in der Gesundheitspolitik erfordert, um die Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit solcher lebensverändernden Medikamente zu verbessern.

 

Wissenschaft im Widerstreit: Robert Koch und Max von Pettenkofer – Pioniere mit Differenzen

Im späten 19. Jahrhundert entwickelte sich eine bemerkenswerte wissenschaftliche Rivalität zwischen zwei herausragenden Persönlichkeiten der Medizingeschichte: Robert Koch und Max von Pettenkofer. Ihre Auseinandersetzungen beleuchteten nicht nur die komplexen Facetten der medizinischen Forschung, sondern auch die starken Persönlichkeiten, die hinter den wissenschaftlichen Debatten standen.

Robert Koch, der 1882 den Tuberkulose-Bazillus entdeckte, gilt als einer der Gründerväter der modernen Bakteriologie. Seine Arbeit hatte nicht nur tiefgreifende Auswirkungen auf die medizinische Wissenschaft, sondern auch auf die gesellschaftliche Wahrnehmung von Infektionskrankheiten. Kochs Entdeckung des Cholera-Erregers während einer Expedition nach Ägypten und Indien im Jahr 1884 wurde in Deutschland als Triumph gefeiert und brachte ihm hohe Ehrungen und eine bedeutende finanzielle Anerkennung.

In München, auf seiner Rückreise, traf Koch auf Max von Pettenkofer, den ersten Inhaber eines Lehrstuhls für Hygiene und einen weltweit anerkannten Experten für Cholera. Pettenkofer vertrat eine ganz andere Ansicht zur Bekämpfung von Epidemien. Während Koch auf die Isolierung des Erregers und strikte Quarantänemaßnahmen setzte, betonte Pettenkofer die Bedeutung von Umwelt- und sozialen Bedingungen für die Verbreitung von Krankheiten.

Die Differenzen zwischen den beiden Wissenschaftlern traten deutlich hervor, als Pettenkofer, in einem Akt dramatischer Selbstbehauptung, öffentlich ein Glas Wasser trank, das mit Cholera-Bakterien verseucht war. Er überstand den Selbstversuch nahezu unbeschadet, was seine Theorie stützte, dass nicht nur der Erreger allein, sondern auch die Umweltbedingungen und die individuelle Disposition eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen.

Pettenkofers Leben nahm jedoch eine tragische Wendung. Nach Jahren des wissenschaftlichen Engagements und der öffentlichen Anerkennung beendete er sein Leben 1901 selbst, ein dramatischer Abschluss seines tiefen Engagements und seiner Überzeugungen in der öffentlichen Gesundheit.

Die Geschichte von Koch und Pettenkofer ist mehr als eine wissenschaftliche Rivalität; sie ist ein Spiegelbild der komplexen Natur wissenschaftlicher Forschung, die oft von persönlichen Überzeugungen und sozialen Einflüssen geprägt ist. Während Kochs Ansätze in der Bakteriologie wegweisend waren und die Grundlagen für moderne Infektionsbekämpfung legten, erinnert uns Pettenkofers Engagement für umwelt- und sozialbedingte Faktoren daran, dass Gesundheit multidimensional ist.

Diese historische Auseinandersetzung zeigt, dass wissenschaftlicher Fortschritt oft aus dem Wettstreit divergierender Ansichten erwächst. Sie betont die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes in der Gesundheitspolitik, der nicht nur Pathogene, sondern auch die Bedingungen, unter denen Menschen leben, berücksichtigt. In einer Zeit, in der wir weiterhin mit globalen Gesundheitsherausforderungen konfrontiert sind, bietet das Erbe von Koch und Pettenkofer wertvolle Lektionen für die Balance zwischen wissenschaftlicher Forschung und öffentlicher Gesundheitspolitik.

 

Vitamin B12: Tablette oder Spritze – welche Gabeform ist medizinisch sinnvoller?

Immer mehr Menschen greifen zur Vitamin-B12-Supplementierung, sei es aus ernährungsbedingten Gründen oder infolge gesundheitlicher Störungen. Nach Angaben aktueller Verordnungsanalysen hat sich die Zahl der Verschreibungen für Vitamin-B12-Präparate in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Besonders häufig betroffen sind Personen mit veganer oder stark eingeschränkt tierischer Ernährung sowie Patienten mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder bestimmten Medikamenteneinnahmen. Doch über die richtige Applikationsform herrscht weiterhin Uneinigkeit.

Ein Mangel an Vitamin B12 kann schwerwiegende neurologische und hämatologische Folgen haben. Ursache ist häufig eine gestörte Aufnahme im Dünndarm, etwa durch einen Mangel des sogenannten Intrinsic Factor, wie er bei der perniziösen Anämie auftritt. Auch Operationen am Magen oder Darm, Entzündungsgeschehen, bestimmte Arzneimittel wie Metformin oder Protonenpumpenhemmer sowie exzessiver Lachgaskonsum können die Resorption beeinträchtigen. In der Folge kommt es zu einem funktionellen Defizit, das durch gezielte Substitution ausgeglichen werden muss.

Zur Verfügung stehen sowohl orale als auch parenterale Präparate. Während Tabletten bequem eingenommen werden können und kostengünstiger sind, gelten Injektionen – in der Regel intramuskulär – als direkter Weg zur Umgehung einer gestörten Resorption im Darm. Auch wenn ein kleiner Anteil des Vitamins durch passive Diffusion im Dünndarm aufgenommen werden kann, ist dies nur bei sehr hohen oralen Dosen effektiv. Studien zeigen, dass beide Applikationsformen bei ausreichender Dosierung vergleichbare Serumwerte erreichen können, doch die Evidenzlage ist begrenzt.

Insbesondere bei schwerem Mangel oder neurologischen Symptomen wird die parenterale Gabe bevorzugt, da eine schnelle und zuverlässige Versorgung erreicht werden kann. Die Anwendung erfordert jedoch medizinisches Fachpersonal und ist mit möglichen lokalen Reaktionen verbunden. Orale Gaben hingegen erfordern eine regelmäßige, meist tägliche Einnahme und setzen eine gute Therapieadhärenz voraus. Für ältere oder kognitiv eingeschränkte Personen kann dies problematisch sein.

Unklar bleibt, welche Gabeform langfristig die bessere Versorgung sicherstellt. Eine allgemeingültige Empfehlung existiert bislang nicht. Fachgesellschaften raten zu einer individuellen Entscheidung unter Berücksichtigung des klinischen Gesamtbildes, der Ursache des Mangels und der Patientenpräferenz. Unabhängig davon ist eine regelmäßige Kontrolle der Vitamin-B12-Spiegel unerlässlich, um eine dauerhafte Unterversorgung oder Übertherapie zu vermeiden.

Parallel zur medizinisch indizierten Behandlung nimmt die Zahl nicht indizierter Vitamininfusionen zu. In zahlreichen Praxen werden B12-Gaben als individuelle Gesundheitsleistung angeboten, obwohl ein objektiver Nutzen bei gesunden Menschen nicht belegt ist. Ohne nachgewiesenen Mangel besteht kein Anlass für eine vorbeugende Gabe. Fachkreise warnen vor der Verharmlosung medizinischer Maßnahmen und fordern eine evidenzbasierte Anwendung.

Die Debatte um die richtige Applikationsform von Vitamin B12 verdeutlicht einmal mehr die Spannungsfelder zwischen ärztlicher Praxis, Patientenwünschen und wissenschaftlicher Evidenz. Während Injektionen traditionell als Goldstandard gelten, bietet die orale Gabe bei vielen Patienten eine gleichwertige und zugleich praktikablere Alternative. Doch statt sich auf allgemeine Trends zu stützen, braucht es eine differenzierte Betrachtung jedes Einzelfalls.

Insbesondere die Kommerzialisierung von Vitamininfusionen ohne Indikation wirft Fragen auf. Hier wird der Eindruck erweckt, Wohlbefinden lasse sich per Kurzinfusion erkaufen – eine Vorstellung, die medizinisch nicht haltbar ist. Der verantwortungsvolle Umgang mit Mikronährstoffen sollte weiterhin ärztlich begleitet und auf nachvollziehbaren diagnostischen Grundlagen basieren. Eine Substitution ohne Mangeldiagnose ist nicht nur überflüssig, sondern potenziell riskant.

Was zählt, ist eine rationale Therapie – und die beginnt mit einer klaren Diagnose, nicht mit einer Lifestyle-Behandlung.

 

Neuartige Medizinalcannabis-Pastille erweitert Therapieoptionen

In Deutschland wird in Kürze eine innovative Form der Medizinalcannabis-Applikation eingeführt: Lutschpastillen. Diese Neuerung, die von der Firma Synbiotic in enger Zusammenarbeit mit dem Kölner Lohnhersteller Bolder Arzneimittel und einer Gruppe erfahrener Partnerapotheken entwickelt wurde, soll in den kommenden Wochen auf den Markt kommen. Nach einer dreijährigen Entwicklungszeit wird diese Darreichungsform als patientenfreundliche Alternative zu den traditionellen Cannabisprodukten wie getrockneten Blüten oder Extrakten angeboten.

Die Pastillen, die individuell nach ärztlicher Verschreibung in Apotheken hergestellt werden, zeichnen sich durch ihre einfache und diskrete Anwendbarkeit aus. Dies könnte besonders für Patienten vorteilhaft sein, die Wert auf Privatsphäre und einfache Handhabung ihrer Medikation legen. „Unser Ziel war es, eine Darreichungsform zu schaffen, die weniger stigmatisiert ist und gleichzeitig effiziente, reproduzierbare Ergebnisse liefert“, erklärt Daniel Kruse, CEO von Synbiotic.

Die Herstellung der Pastillen erfolgt ausschließlich auf Basis individueller Rezepte, was eine präzise Dosierung ermöglicht. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, da es die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung verbessert. Die Zulieferung der benötigten Bestandteile übernehmen die Tochterunternehmen Weeco Pharma und MH Medical Hemp, was den Prozess effizient und kontrollierbar macht.

Die Einführung der Medizinalcannabis-Pastillen könnte einen Wendepunkt in der Behandlung mit Cannabisprodukten in Deutschland markieren. Durch die Kombination von innovativer Technologie und patientenzentrierter Entwicklung wird eine Lücke in der aktuellen Versorgung geschlossen. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, dass medizinische Produkte nicht nur wirksam, sondern auch benutzerfreundlich gestaltet sind, um eine breite Akzeptanz und Anwendung zu erreichen. Es bleibt abzuwarten, wie Patienten und medizinisches Fachpersonal diese neue Option aufnehmen werden, aber die Potenziale für eine diskretere und genauere Medikamentenverwaltung sind zweifellos vielversprechend.

 

Jahrzehntelanger Gewinn: Wer fünf Risiken meidet, lebt deutlich länger

Menschen, die mit 50 Jahren frei von den fünf häufigsten kardiovaskulären Risikofaktoren sind, haben nach aktuellen Daten eine deutlich höhere Lebenserwartung und verbringen mehr Jahre ohne schwere Erkrankungen. Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Übergewicht, Diabetes und Rauchen gelten als Hauptverursacher für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – weltweit die häufigste Todesursache.

Ein internationales Forschungsteam mit deutscher Leitung analysierte Gesundheitsdaten von über zwei Millionen Personen aus 39 Ländern. Im Zentrum der Studie stand die Frage, wie sich diese Risikofaktoren im mittleren Lebensalter langfristig auf die Herzgesundheit und das Sterberisiko auswirken. Die Auswertung ergab, dass bereits das Fehlen eines einzelnen Faktors die Prognose verbessert. Besonders groß ist der Effekt jedoch, wenn alle fünf Risiken vermieden werden.

Demnach liegt das Risiko, bis zum 90. Lebensjahr eine kardiovaskuläre Erkrankung zu erleiden, bei Frauen ohne Risikofaktoren bei 13 Prozent und bei Männern bei 21 Prozent. Bei Vorhandensein aller fünf Faktoren steigt es auf 24 Prozent bei Frauen und auf 38 Prozent bei Männern. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei der Gesamtsterblichkeit: Ohne die genannten Risiken liegt die Wahrscheinlichkeit, vor dem 90. Lebensjahr zu sterben, bei Frauen bei 53 Prozent, mit allen Risikofaktoren bei 88 Prozent. Für Männer beträgt der Unterschied 68 zu 94 Prozent.

Die gesundheitlichen Vorteile zeigen sich nicht nur in Form einer längeren Lebenserwartung. Auch der Zeitraum bis zum Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschiebt sich signifikant. Frauen ohne Risikofaktoren erkrankten im Schnitt 13,3 Jahre später, Männer 10,6 Jahre später als ihre Altersgenossen mit allen fünf Belastungen. Gleichzeitig lebten Frauen im Schnitt 14,5 Jahre länger, Männer 11,8 Jahre.

Besonders ins Gewicht fielen der Verzicht auf Rauchen und das Verhindern oder effektive Behandeln eines Diabetes. Frauen ohne Diabetes gewannen durchschnittlich 6,4 Lebensjahre, Männer 5,8. Ein Leben ohne Nikotinkonsum verlängerte die Lebenserwartung um rund fünf Jahre bei beiden Geschlechtern.

Doch auch jenseits des 50. Lebensjahrs kann eine Umstellung des Lebensstils einen spürbaren Effekt haben. Eine gute Blutdruckeinstellung zwischen 55 und 60 Jahren bringt laut Schätzungen rund 1,7 zusätzliche Lebensjahre. Ein Rauchstopp in diesem Alter kann die Lebenserwartung bei Männern um 2,4 Jahre, bei Frauen um 2,1 Jahre verlängern.

Die Untersuchung belegt, dass Prävention – auch in späteren Lebensphasen – eine entscheidende Rolle spielt. Wer sich früh mit den eigenen Risikofaktoren auseinandersetzt oder im Alter bereit ist, Gewohnheiten zu ändern, kann nicht nur länger leben, sondern auch viele Jahre ohne chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbringen.

Der Blick auf die Zahlen ist ernüchternd und zugleich motivierend. Die fünf klassischen Risikofaktoren sind bekannt, doch viele Menschen unterschätzen ihre Wirkung im Zusammenspiel. Die neuen Langzeitdaten zeigen eindrucksvoll, wie viel Lebenszeit und Lebensqualität auf dem Spiel steht – oder eben gewonnen werden kann. Besonders bemerkenswert: Auch jenseits der 50 ist es nicht zu spät für Veränderungen. Ein Rauchstopp oder die Kontrolle des Blutdrucks zahlt sich selbst dann noch in Jahren aus. Prävention ist keine theoretische Empfehlung, sondern ein konkretes Angebot an jede und jeden Einzelnen – mit messbarem Effekt auf die Gesundheit.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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