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  • 30.03.2025 – Apotheken-News: Apotheken in der Krise mit Reformdruck aus Hessen, Cannabisproblemen, EuGH-Datenschutzurteil und Digitalisierungsdruck
    30.03.2025 – Apotheken-News: Apotheken in der Krise mit Reformdruck aus Hessen, Cannabisproblemen, EuGH-Datenschutzurteil und Digitalisierungsdruck
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Apotheken in Deutschland geraten zunehmend unter Druck – wirtschaftlich, strukturell und regulatorisch. Eine deutliche Resolution ...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apotheken in der Krise mit Reformdruck aus Hessen, Cannabisproblemen, EuGH-Datenschutzurteil und Digitalisierungsdruck

 

Hessens Resolution, pharmazeutische Risiken, EuGH-Entscheidung und Telemedizin verändern das Apothekenwesen grundlegend

Die Apotheken in Deutschland geraten zunehmend unter Druck – wirtschaftlich, strukturell und regulatorisch. Eine deutliche Resolution aus Hessen fordert nun einen politischen Kurswechsel, um dem Apothekensterben Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig wächst die Notwendigkeit, sich gegen pharmazeutische Risiken und Naturkatastrophen besser abzusichern. Auch das Cannabisgesetz steht auf dem Prüfstand: Die umstrittene Praxis digitaler Rezeptvergabe heizt die Debatte um Regulierung und Verantwortung weiter an. Ein Urteil des EuGH verschärft zudem den Blick auf den Datenschutz im Arzneimittelhandel. Währenddessen entstehen neue Allianzen für die Zukunft der Apotheken, wie der Beitritt von Alliance Healthcare zum „Zukunftspakt Apotheke“ zeigt. Zugleich geraten digitale Gesundheitsdienste wie die Teleclinic ins Visier der Aufsichtsbehörden – ein Spannungsfeld zwischen Innovation und Versorgungssicherheit.


In einer bislang einzigartigen Initiative hat die Hessische Landesapothekerkammer unter der neuen Führung von Präsident Christian Ude eine Resolution verabschiedet, die als Weckruf an die Bundesregierung verstanden werden muss. Die Kammer fordert tiefgreifende und nachhaltige Reformen im Apothekenwesen, um der alarmierenden Entwicklung entgegenzuwirken, die sich in einem anhaltenden Rückgang öffentlicher Apotheken manifestiert. Besonders in ländlichen Regionen droht die flächendeckende Arzneimittelversorgung zu erodieren. Die Resolution spricht sich für eine verlässliche finanzielle Grundlage, eine Aufwertung pharmazeutischer Dienstleistungen sowie für mehr unternehmerischen Handlungsspielraum aus. Christian Ude betont, dass die Apotheken am Limit arbeiten und der Staat in der Verantwortung steht, eine tragfähige Zukunftsperspektive zu schaffen. Die Forderungen richten sich explizit an die Bundesregierung, die bislang aus Sicht der hessischen Apothekerschaft kein ausreichendes Reformsignal ausgesendet hat.

Zeitgleich gewinnt das Thema Risikomanagement in deutschen Apotheken an Bedeutung. Vor dem Hintergrund zunehmender pharmazeutischer Risiken – darunter fehlerhafte Arzneimittelchargen, nicht planbare Lieferengpässe, komplexe regulatorische Anforderungen und instabile internationale Lieferketten – haben viele Apotheken begonnen, ihre internen Sicherheitsvorkehrungen umfassend zu überarbeiten. Eine immer größere Rolle spielen dabei digitale Frühwarnsysteme, pharmazeutische Rückrufdatenbanken sowie verstärkte Versicherungsmaßnahmen, die nicht nur klassische Risiken wie Feuer und Einbruch, sondern auch sogenannte „weiche Risiken“ wie Reputationsschäden oder haftungsrechtliche Entwicklungen abdecken. Gerade in Zeiten regulatorischer Unsicherheit und zunehmender Bürokratisierung wächst der Druck auf Apothekeninhaber, ihre betrieblichen Schutzkonzepte regelmäßig zu evaluieren und auf den neuesten Stand zu bringen.

In einem weiteren hochaktuellen Bereich zeigt sich dringender politischer Handlungsbedarf: Die Debatte um die Reform des deutschen Cannabisgesetzes wird intensiver geführt denn je. Ursprünglich konzipiert, um sowohl medizinisches Cannabis in kontrollierten Bahnen verfügbar zu machen als auch den Schwarzmarkt einzudämmen, hat sich in der Praxis ein problematisches Spannungsfeld entwickelt. Besonders kritisch sehen Experten und Fachverbände die Rolle digitaler Medizinal-Cannabis-Plattformen, die mittels einfacher Online-Fragebögen Rezepte ausstellen – ohne persönliches Arztgespräch oder tiefgreifende Anamnese. Dieses Verfahren hat nicht nur zu einem rapiden Anstieg der Verordnungen geführt – wie die sprunghaft gestiegenen Importzahlen belegen –, sondern birgt erhebliche Gefahren im Hinblick auf eine unkontrollierte Medikationspraxis. Kritiker werfen den Plattformen vor, primär wirtschaftliche Interessen zu verfolgen und medizinische Sorgfaltspflichten zu vernachlässigen. Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, die rechtlichen Rahmenbedingungen zügig nachzuschärfen, um die Versorgungsqualität zu sichern und Missbrauch zu unterbinden.

Auch in Fragen des Datenschutzes hat sich die Rechtslage durch ein weitreichendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) erheblich verändert. Der Gerichtshof stellte fest, dass Kundendaten, die beim Erwerb von Arzneimitteln über Online-Marktplätze wie Amazon verarbeitet werden, als besonders schützenswerte Gesundheitsdaten im Sinne der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gelten. Auslöser des Falls war der Münchner Apotheker Hermann Vogel jr., der 2017 gegen zwei Kollegen aus Sachsen-Anhalt vorging, die Arzneimittel über Amazon vertrieben und dabei ohne ausdrückliche Zustimmung der Kunden deren Daten speicherten. Das Urteil des EuGH markiert einen Meilenstein für den Datenschutz im Gesundheitswesen und könnte weitreichende Folgen für den gesamten digitalen Apothekenhandel haben. Anbieter sehen sich nun in der Pflicht, ihre Datenschutzpraxis zu überdenken und klare Einwilligungsprozesse zu implementieren, um empfindliche Bußgelder zu vermeiden.

Ein weiterer, bisher oft unterschätzter Aspekt betrifft den Katastrophenschutz in Apotheken. Die jüngsten Naturereignisse – von Hochwasserlagen über Stürme bis hin zu anhaltender Hitze – haben verdeutlicht, dass Apotheken ihre Resilienz gegen Elementargefahren stärken müssen. Da sie zur kritischen Infrastruktur gehören, ist ihre Betriebsfähigkeit in Krisenzeiten von überragender Bedeutung. Experten empfehlen neben baulichen Präventivmaßnahmen wie Rückstausicherungen oder Notstromaggregaten auch die Implementierung von Notfallplänen, Kommunikationsketten und Versicherungen, die Elementarschäden explizit abdecken. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch im Ernstfall eine kontinuierliche Versorgung mit Arzneimitteln möglich bleibt.

In der strategischen Weiterentwicklung des Apothekenmarktes setzt der Pharmagroßhändler Alliance Healthcare Deutschland (AHD), eine Tochter der internationalen Walgreens Boots Alliance, ein starkes Signal. Das Unternehmen hat sich dem „Zukunftspakt Apotheke“ angeschlossen, einem Kooperationsbündnis, das 2018 von Noweda und dem Burda-Verlag ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit inhabergeführter Apotheken durch digitale Innovation, strukturelle Vernetzung und gemeinsame Marketingstrategien zu stärken. AHD bringt dabei nicht nur logistische Expertise ein, sondern auch ein breites Netzwerk innerhalb der europäischen Gesundheitsbranche. Der Beitritt wird als bedeutender Schritt gewertet, um dem zunehmenden Druck durch den Versandhandel entgegenzutreten und Apotheken eine digitale Zukunftsperspektive zu eröffnen.

Schließlich sorgt auch die zunehmende Digitalisierung medizinischer Leistungen für Konflikte und Klärungsbedarf. Im Zentrum der aktuellen Auseinandersetzung steht die Teleclinic, eine auf digitale Arztkonsultationen spezialisierte Plattform und Tochterfirma des DocMorris-Konzerns. Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 bietet sie medizinische Beratung per Videosprechstunde an und ermöglicht so den niedrigschwelligen Zugang zu ärztlichen Leistungen. Während Befürworter die Effizienz und Patientennähe loben, sehen die Kassenärztlichen Vereinigungen darin einen Angriff auf die ärztliche Grundversorgung. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) erhebt besonders scharfe Kritik am Geschäftsmodell der Teleclinic und zweifelt an der Seriosität und Tiefe der Online-Diagnosen. Die juristische Auseinandersetzung könnte zu einem Präzedenzfall werden, der klärt, welche Rolle digitale Gesundheitsdienstleister im künftigen System der ärztlichen Versorgung einnehmen dürfen – und welche Grenzen ihnen gesetzlich gezogen werden müssen.


Kommentar:

Was sich derzeit im deutschen Apothekenwesen abzeichnet, ist kein schleichender Strukturwandel mehr – es ist ein lauter Hilferuf einer Branche, die sich im Dauerkrisenmodus befindet. Die Resolution aus Hessen bringt das auf den Punkt, was viele Apothekerinnen und Apotheker bundesweit denken, aber zu selten mit politischem Nachdruck artikuliert haben: Ohne echte Reformen, ohne finanzielle Planungssicherheit und ohne klare Perspektive droht einem der wichtigsten Grundpfeiler der wohnortnahen Gesundheitsversorgung der langsame Zerfall. Und das in einem Land, das sich seiner Versorgungsqualität so gerne rühmt.

Während Apotheken auf der einen Seite mit komplexer werdenden Lieferketten, regulatorischen Fallstricken und steigenden Haftungsrisiken kämpfen, müssen sie auf der anderen Seite ausbaden, was die Politik versäumt hat: klare Regeln für den digitalen Wandel, konsequenter Datenschutz und vor allem eine schlüssige Arzneimittelpolitik. Die Entwicklungen rund um Cannabis-Plattformen, die Rezeptausstellungen zur Massenware verkommen lassen, sind ein symptomatisches Beispiel dafür, wie ein Graubereich entsteht, wenn das Gesetz zu spät reagiert.

Das Urteil des EuGH zeigt eindrucksvoll, wie weit die Realität des digitalen Handels dem Datenschutz hinterherhinkt. Dass sensible Gesundheitsdaten über Plattformen wie Amazon ohne ausdrückliche Zustimmung gesammelt wurden, ist nicht nur ein Datenschutzskandal, sondern Ausdruck eines Kontrollverlusts über die digitale Arzneimittelvergabe.

Ebenso alarmierend ist die Tatsache, dass viele Apotheken nach wie vor kaum gegen Naturereignisse geschützt sind, obwohl sie als systemrelevant gelten. Hier offenbart sich eine gefährliche Lücke in der Katastrophenvorsorge – und erneut sind es die Apotheken, die sich selbst um Lösungen bemühen müssen, weil politische Unterstützung ausbleibt.

Positiv hervorzuheben ist die strategische Allianz zwischen Alliance Healthcare Deutschland und dem Zukunftspakt Apotheke. Doch auch diese Partnerschaft kann langfristig nur dann Wirkung entfalten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und politische Versäumnisse nicht weiter durch private Initiativen kompensiert werden müssen.

Besonders brisant bleibt der Konflikt um digitale Gesundheitsdienste wie die Teleclinic. So verlockend niedrigschwellige Angebote auch erscheinen mögen: Gesundheit ist kein Experimentierfeld für Geschäftsmodelle, sondern ein öffentliches Gut. Der Gesetzgeber muss klar definieren, wo digitale Versorgung eine Ergänzung sein kann – und wo sie zur Gefahr für medizinische Qualität und Vertrauen wird.

Die Summe dieser Entwicklungen zeigt: Die Apotheken in Deutschland stehen an einem Scheideweg. Was es jetzt braucht, sind keine Lippenbekenntnisse mehr, sondern politischer Wille, Weitblick und ein echtes Bekenntnis zur Vor-Ort-Versorgung. Alles andere wäre nicht weniger als ein schleichender Rückzug aus der Verantwortung.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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