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  • 30.03.2025 – Apotheken-News: Apothekenreform zwischen Hoffnung und Unsicherheit mit höheren Honoraren 
    30.03.2025 – Apotheken-News: Apothekenreform zwischen Hoffnung und Unsicherheit mit höheren Honoraren 
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die Arbeitsgruppe Gesundheit der Ampel-Koalition hat ein erstes Reformpapier zur Apothekenversorgung vorgelegt. Vorgesehen sind unter an...

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ApoRisk® Nachrichten - APOTHEKE:


APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Apothekenreform zwischen Hoffnung und Unsicherheit mit höheren Honoraren 

 

Bürokratieabbau und Präventionsförderung jedoch bleibt die Umsetzung unklar und verzögert sich auf Jahre

Die Arbeitsgruppe Gesundheit der Ampel-Koalition hat ein erstes Reformpapier zur Apothekenversorgung vorgelegt. Vorgesehen sind unter anderem höhere Fixhonorare, Zuschläge für Landapotheken, weniger Bürokratie und die Abschaffung von Nullretaxationen. Auch Präventionsleistungen sollen gestärkt und Abgabevorschriften vereinfacht werden. Doch viele Fragen bleiben unbeantwortet: Die Finanzierung basiert auf Umverteilungen, eine Dynamisierung des Honorars ist nicht vorgesehen, und zentrale Maßnahmen sollen frühestens 2026 greifen. Während Standesvertreter vorsichtige Zustimmung signalisieren, üben Krankenkassen und Oppositionsparteien Kritik. Der Bericht beleuchtet Inhalte, Reaktionen und die offenen Baustellen des Reformvorhabens.


Die Arbeitsgruppe Gesundheit der Ampel-Koalition hat ein internes Arbeitspapier vorgelegt, das Vorschläge zur Stärkung der Apothekenversorgung in Deutschland enthält. Ziel ist es, den Apothekenstandort insbesondere in strukturschwachen Regionen zu sichern, Versorgungsqualität zu erhalten und wirtschaftliche Perspektiven für Apothekenbetriebe zu verbessern. Das Papier stellt damit eine Reaktion auf die anhaltenden Klagen der Branche über Unterfinanzierung, Bürokratiebelastung und fehlende Planungssicherheit dar. Konkrete Gesetzesvorschläge enthält das Dokument nicht, es dient vielmehr als Vorlage für die laufenden Koalitionsverhandlungen.

Zentraler Bestandteil des Entwurfs ist die geplante Erhöhung des Fixhonorars für die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel. Die bislang geltenden 8,35 Euro sollen auf 9,50 Euro steigen, teilweise wird auch ein Betrag von 10 Euro genannt. Für Landapotheken ist ein gestaffelter Zuschlag vorgesehen, der bis zu 11 Euro betragen könnte. Die genaue Ausgestaltung bleibt offen. Die zusätzlichen Mittel sollen teilweise aus dem Etat für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) entnommen werden, was eine faktische Umverteilung innerhalb des Apothekenhonorars bedeuten würde.

Eine Dynamisierung des Fixums, etwa über einen festen Anpassungsmechanismus, ist nicht vorgesehen. Stattdessen sollen zukünftige Anpassungen zwischen dem Deutschen Apothekerverband (DAV) und dem GKV-Spitzenverband verhandelt werden. Diese Lösung ist nicht neu und wurde bereits im sogenannten Lauterbach-Papier skizziert. Branchenvertreter kritisieren diese Konstellation als strukturell unausgewogen, da Krankenkassen eine deutlich stärkere Verhandlungsposition besitzen. Eine automatische, an die Kostenentwicklung gekoppelte Anpassung des Honorars bleibt damit weiterhin ausgeschlossen.

Neben der Honorarfrage adressiert das Papier weitere Problemfelder. So sollen Apotheken mehr Spielraum beim Austausch von Arzneimitteln erhalten, insbesondere bei Lieferengpässen. Dokumentations- und Berichtspflichten sollen reduziert und damit der Verwaltungsaufwand gesenkt werden. Ob dies lediglich als Absichtserklärung zu werten ist oder in konkrete Maßnahmen mündet, bleibt vorerst unklar. Auch die bislang praktizierten Nullretaxationen bei formalen Fehlern sollen abgeschafft werden. Diese Praxis war in der Vergangenheit häufig Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen und wurde von Apotheken als existenzbedrohend kritisiert.

Ein weiterer Punkt betrifft das Skonti-Verbot im Arzneimittelgroßhandel. Dieses soll aufgehoben werden, um den Apotheken wirtschaftlichen Spielraum zurückzugeben. Der Vorschlag dürfte auf Widerstand bei Großhändlern stoßen, die sich bereits in der Vergangenheit kritisch zu ähnlichen Vorstößen geäußert hatten. Das Papier enthält zudem Ankündigungen zu mehr Präventionsarbeit durch Apotheken. Dafür sollen Mittel aus dem pDL-Topf genutzt werden, was eine weitere Verschiebung von Vergütungskomponenten darstellt.

Die Standesvertretung ABDA bewertet das Papier grundsätzlich positiv, warnt jedoch vor einem zeitlichen Verzug bei der Umsetzung. Laut Arbeitspapier soll die Erhöhung des Fixums frühestens ab dem Jahr 2026 erfolgen. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen vieler Betriebe erscheint diese Verzögerung problematisch. Rückendeckung aus anderen Bereichen des Gesundheitswesens ist bislang verhalten. Die Ärzteschaft will abwarten, ob die Vorschläge Eingang in den Koalitionsvertrag finden. Die AOK kritisiert, dass der Arzneimittelbereich vollständig von Einsparungen ausgenommen sei. Die Grünen bemängeln, dass viele Vorschläge gezielt bestimmte Interessengruppen bedienen würden.

Unklar bleibt auch, wer künftig die Umsetzung verantworten wird. Im politischen Raum kursieren Namen möglicher Gesundheitsminister. Als möglicher Kandidat wird Klaus Holetschek (CSU) genannt, aktuell Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag. Innerhalb der Apothekerschaft gilt Karl-Josef Laumann (CDU), derzeit nordrhein-westfälischer Gesundheitsminister, als Wunschkandidat, wie Umfragen nahelegen. Die bisherige SPD-geführte Gesundheitspolitik wird von vielen Apothekeninhabern kritisch beurteilt, vor allem wegen der als unzureichend empfundenen Reaktionen auf wirtschaftliche Schieflagen im Apothekenbereich.

Das Papier der AG Gesundheit enthält zahlreiche Punkte, die von den Apotheken seit Jahren gefordert werden. Dennoch bleibt abzuwarten, inwieweit diese Vorschläge politische Realisierungschancen haben und in welcher Form sie letztlich in Gesetzesform gegossen werden. Die Vorschläge markieren einen Richtungswechsel, aber noch keinen Durchbruch.


Kommentar:

Das Papier der Arbeitsgruppe Gesundheit sendet gemischte Signale. Einerseits dokumentiert es, dass die Probleme der Apothekenbranche inzwischen Eingang in die politische Wahrnehmung gefunden haben. Die geplante Erhöhung des Fixums, die Abschaffung der Nullretaxationen und die Aussicht auf weniger Bürokratie greifen zentrale Forderungen auf, die von der Branche seit Langem formuliert werden. Doch der Teufel liegt im Detail – und vor allem im Zeitplan.

Die vorgesehene Umsetzung der Fixhonoraranhebung erst ab dem Jahr 2026 steht im Widerspruch zur wirtschaftlichen Realität vieler Apothekenbetriebe, insbesondere im ländlichen Raum. Die finanzielle Lage vieler Betriebe hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft – unter anderem durch steigende Personalkosten, inflationsbedingte Belastungen und zunehmenden Investitionsbedarf in Digitalisierung und Infrastruktur. Eine späte Umsetzung nimmt der Maßnahme einen Teil ihrer Wirkung.

Zudem wirft die Finanzierung über den pDL-Topf Fragen auf. Anstatt frische Mittel zur Verfügung zu stellen, sollen bereits vorhandene Budgets umverteilt werden. Das kann zu Spannungen zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen führen. Wenn Apotheken bei den pharmazeutischen Dienstleistungen aus wirtschaftlichen Gründen zurückhaltend agieren, wird gleichzeitig die Erwartung an ihre präventive Rolle unterlaufen.

Besonders problematisch erscheint der Vorschlag, zukünftige Honorarentwicklungen zwischen DAV und GKV-Spitzenverband auszuhandeln. Diese Konstruktion verkennt die strukturellen Machtverhältnisse im System. Die Krankenkassen haben eine klar dominierende Stellung und verfügen über deutlich stärkere Ressourcen in solchen Verhandlungen. Eine solche Konstellation kann kaum als gleichberechtigter Interessenausgleich gelten.

Die Ankündigungen zur Bürokratieentlastung und zur Flexibilisierung bei der Arzneimittelabgabe sind zu begrüßen, wurden in ähnlicher Form aber bereits mehrfach angekündigt – ohne spürbare Entlastung in der Praxis. Auch hier bleibt Skepsis angebracht. Ob aus Ankündigungen reale Vereinfachungen werden, hängt maßgeblich von der konkreten gesetzlichen Ausgestaltung ab.

Das Papier enthält zweifellos positive Ansätze. Es zeigt, dass politische Bewegung in der Sache möglich ist. Doch es bleibt ein Entwurf – ohne Garantie auf Umsetzung, ohne finanzielle Neuausrichtung und mit vielen offenen Fragen. Die Apotheken brauchen keine bloßen Signale, sondern verlässliche, kurzfristig wirksame Reformschritte. Das vorgelegte Papier kann ein Anfang sein, aber es darf nicht das Ende des politischen Gestaltungswillens markieren. Die Zeit drängt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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