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  • 31.03.2025 – Apotheken-News: 100 Jahre Steiner, neuer Apothekentarif, Stellenabbau bei Knapp, Versandhandel im Aufwind, eID-Pflicht bei dm
    31.03.2025 – Apotheken-News: 100 Jahre Steiner, neuer Apothekentarif, Stellenabbau bei Knapp, Versandhandel im Aufwind, eID-Pflicht bei dm
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Rudolf Steiners ganzheitlicher Ansatz wirkt bis heute in Medizin und Pharmazie nach – während Apotheken im Hier und Jetzt zwischen Digi...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: 100 Jahre Steiner, neuer Apothekentarif, Stellenabbau bei Knapp, Versandhandel im Aufwind, eID-Pflicht bei dm

 

Wie medizinisches Erbe, wirtschaftlicher Druck und Digitalisierung die Zukunft der Apotheken prägen

Rudolf Steiners ganzheitlicher Ansatz wirkt bis heute in Medizin und Pharmazie nach – während Apotheken im Hier und Jetzt zwischen Digitalisierung, wachsender Nachfrage nach Selbsttests und rechtlichen Neuerungen bei Medizinprodukten manövrieren. Die Kombination von Vitamin D und K wirft dabei ebenso Fragen auf wie der richtige Umgang mit digitalen Identitäten am Arbeitsplatz. Parallel ringt die Branche mit wirtschaftlichen Realitäten: Ein neuer Gehaltstarifvertrag in Nordrhein, der Wegfall von Mittagspausen für besseren Service und der drohende Stellenabbau beim Automatenhersteller Knapp in Gelsenkirchen zeigen, wie tiefgreifend der Wandel ist. Gleichzeitig werfen politische Entwicklungen neue Schatten: Tino Sorge könnte auf Karl Lauterbach folgen, und der aktuelle Koalitionsentwurf könnte massive Auswirkungen auf die Apothekenlandschaft haben. Ob vor Ort oder im Versand – Apotheken stehen vor der Aufgabe, sich neu zu positionieren, ohne ihren Versorgungsauftrag aus den Augen zu verlieren.

Am 30. März jährte sich der Todestag von Dr. phil. Rudolf Steiner zum hundertsten Mal. Doch obwohl sein physisches Wirken bereits 1925 endete, bleibt sein geistiges Erbe in zahlreichen Lebensbereichen bis heute präsent. Insbesondere die anthroposophische Medizin, die Steiner gemeinsam mit Ita Wegman begründete, prägt nach wie vor Teile der ärztlichen und pharmazeutischen Praxis. Ihr Ziel: Die Behandlung des Menschen als Einheit von Körper, Seele und Geist. In Zeiten zunehmender Spezialisierung und Technisierung in der Medizin erfährt dieser ganzheitliche Ansatz neue Aufmerksamkeit – etwa in integrativen Kliniken, durch anthroposophische Arzneimittel oder in der Nachfrage nach komplementärmedizinischen Behandlungen in Apotheken.

Parallel dazu zeigt sich auch auf dem Feld der Nahrungsergänzungsmittel eine wachsende Sensibilität für evidenzbasierte Empfehlungen. Die kombinierte Einnahme von Vitamin D und Vitamin K wird in vielen Ratgebern als sinnvoll für die Knochengesundheit dargestellt. Wissenschaftlich betrachtet ist die Wirkung von Vitamin D, insbesondere in der Form D3, gut belegt: Es fördert die Aufnahme von Calcium und Phosphat und unterstützt die Erhaltung der Knochendichte, was gerade bei älteren Menschen zur Prävention von Osteoporose und Frakturen beitragen kann. Weniger eindeutig ist jedoch die Evidenz zur Rolle von Vitamin K in diesem Zusammenspiel. Zwar gibt es Hinweise, dass Vitamin K2 an der Regulation der Calciumverwertung im Körper beteiligt ist, doch umfassende Studien, die klare gesundheitsbezogene Aussagen stützen könnten, fehlen bislang. Experten raten daher zu einer differenzierten Betrachtung und empfehlen eine ärztliche Beratung, bevor hochdosierte Kombinationen eingenommen werden.

Die Rolle der Apotheke als niederschwellige Anlaufstelle für Gesundheitsfragen zeigt sich auch in der gestiegenen Nachfrage nach Selbsttests. Ob zur Früherkennung von Infektionen, dem Nachweis von Vitaminmängeln oder zur Einschätzung hormoneller Veränderungen – das Sortiment an frei verkäuflichen Tests wächst stetig. Was viele Kunden nicht wissen: Solche Tests liefern nur Momentaufnahmen und sind in ihrer Aussagekraft begrenzt. Ohne fundierte Beratung können Ergebnisse falsch interpretiert und unnötige Ängste geschürt werden. Deshalb kommt den Apothekenteams eine wichtige Aufklärungsrolle zu – etwa in Form von Hinweisen auf mögliche Störfaktoren, die richtige Anwendung oder das weitere Vorgehen bei auffälligen Ergebnissen.

Ein weiteres dynamisches Feld in der Apotheke betrifft die Abgabe von Medizinprodukten. Seit der Abschaffung der sogenannten Präqualifizierung für viele apothekenübliche Hilfsmittel hat sich der rechtliche Rahmen deutlich verändert. Gleichzeitig wachsen die pharmazeutischen Dienstleistungen, was Apotheken neue Chancen bietet, sich als kompetente Versorger im Hilfsmittelbereich zu positionieren. Auf dem ApothekenRechtTag diskutierte Dr. Volker Lücker, Herausgeber des Medizinprodukte Journals, die rechtlichen Implikationen dieser Entwicklung. Er mahnte dabei zu einer sorgfältigen Dokumentation, einem klaren Abgrenzungsmanagement gegenüber nicht apothekenüblichen Produkten und zur engen Kooperation mit Krankenkassen, um Retaxationen und Haftungsrisiken zu vermeiden.

Dass Apotheken auch in ihrem Alltag flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren, zeigt das Beispiel der Kreuz-Apotheke in Seelze. Inhaber Dr. Thomas Meyer hat entschieden, die traditionelle Mittagspause abzuschaffen. Hintergrund ist eine neue Taktung in den umliegenden Arztpraxen, die durchgehende Sprechzeiten eingeführt haben. Die Apotheke folgt diesem Vorbild und signalisiert damit Kundenservice und Anpassungsfähigkeit – auch wenn dies organisatorisch zusätzliche Herausforderungen für das Team mit sich bringt.

Einen wichtigen Impuls für die Apothekenlandschaft in Nordrhein stellt die neue Gehaltsvereinbarung dar, die zwischen der Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) und der Adexa vereinbart wurde. Sie gilt rückwirkend ab Jahresbeginn und bringt eine moderate, aber flächendeckende Anhebung der Gehälter für Apothekenangestellte mit sich. Die Vereinbarung berücksichtigt dabei sowohl die wirtschaftlichen Belastungen der Betriebe als auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten der Beschäftigten. Beide Seiten betonten die konstruktive Gesprächsbasis während der Verhandlungen.

Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation rücken neue Versorgungsmodelle stärker in den Fokus. So wurde auf der Interpharm das Thema Versandhandel als Ergänzung zum Botendienst intensiv diskutiert. Apotheker und IT-Berater Lorenz Weiler erläuterte in seinem Vortrag die Unterschiede zwischen lokalem Versandhandel und klassischem Botendienst. Während Letzterer durch bestehende Regelungen stärker an die Präsenzapotheke gebunden ist, eröffnet der Versandhandel neue wirtschaftliche Potenziale – vorausgesetzt, rechtliche und logistische Anforderungen werden erfüllt. Weiler rief die Apotheken dazu auf, sich frühzeitig strategisch mit dieser Option auseinanderzusetzen, um Anschluss an den Wandel nicht zu verlieren.

Dass dieser Wandel auch negative Folgen haben kann, zeigt die aktuelle Entwicklung beim österreichischen Unternehmen Knapp. Das auf Automatisierungslösungen spezialisierte Unternehmen kündigte einen Stellenabbau am Standort Gelsenkirchen an, der zwischen 50 und 100 Beschäftigte betreffen könnte. Als Grund nennt Knapp die schwache Investitionsbereitschaft deutscher Apotheken im Bereich der Automatisierung. Diese sei eine direkte Folge der angespannten finanziellen Lage vieler Betriebe. Marketingleiter Patrick Renner betonte, man wolle dennoch an den Standort glauben, müsse aber gleichzeitig Ressourcen effizienter bündeln und das Geschäftsmodell überdenken.

Politisch bahnen sich ebenfalls bedeutende Veränderungen an. Im Zuge der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD steht das Bundesgesundheitsministerium im Zentrum des Interesses. Als potenzieller Nachfolger von Karl Lauterbach wird Tino Sorge gehandelt, derzeit gesundheitspolitischer Sprecher der Union. Sollte es zu einem Ministerwechsel kommen, könnten sich grundlegende Akzente in der Gesundheitspolitik verschieben – insbesondere im Hinblick auf Digitalisierung, Selbstverwaltung und die zukünftige Rolle der Apotheken.

Im Rahmen des westfälisch-lippischen Apothekertags in Münster-Hiltrup beleuchtete Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der Abda, die möglichen Auswirkungen des Koalitionsentwurfs auf die Apothekenbranche. Sie wies darauf hin, dass sich die wirtschaftlichen Spielräume weiter verengen könnten, sollten politische Entscheidungen zu Lasten der Honorierung oder zur Ausweitung bürokratischer Vorgaben getroffen werden. Korf forderte daher einen strukturellen Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern sowie eine stärkere Einbindung der Apotheken in gesundheitspolitische Gestaltungsprozesse.

Für öffentliche Diskussionen sorgte zuletzt auch eine interne Arbeitsrichtlinie der Drogeriemarktkette dm, die ihre Mitarbeiter verpflichtet, während der Arbeitszeit einen digitalen Personalausweis mit aktivierter eID-Funktion zu tragen. Die Maßnahme soll dazu dienen, biometrische Passbilder schneller und digital an Bürgerämter zu übermitteln. Während die Unternehmensleitung auf Effizienz und Modernisierung verweist, kritisieren Datenschützer und Gewerkschaften eine potenzielle Überwachung am Arbeitsplatz und fordern eine umfassende Prüfung der Maßnahme durch Aufsichtsbehörden.

All diese Entwicklungen – von philosophischen Grundlagen über praktische Alltagsentscheidungen bis hin zu politischen Weichenstellungen – zeigen: Die Gesundheitsbranche in Deutschland befindet sich in einem umfassenden Wandlungsprozess. Apotheken als niedrigschwellige, vertrauenswürdige Anlaufstellen müssen sich nicht nur medizinisch und digital weiterentwickeln, sondern auch rechtlich, wirtschaftlich und ethisch neu positionieren, um ihren Platz in der Versorgung der Zukunft zu behaupten.


Kommentar:

Was auf den ersten Blick wie eine lose Abfolge aktueller Entwicklungen wirkt – vom Andenken an Rudolf Steiner bis zur digitalen Identitätskontrolle bei dm – entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Spiegel eines Systems im Wandel. Die Apotheke steht dabei im Zentrum einer gesundheitspolitischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruchphase, in der sich Tradition, Verantwortung und Zukunftsvisionen zu einem komplexen Geflecht verweben.

Der Rückblick auf Rudolf Steiner erinnert an eine Zeit, in der die Medizin als geistige wie praktische Kunst gedacht wurde. Heute, hundert Jahre später, ringt das Gesundheitswesen darum, in einer durchökonomisierten und digitalisierten Welt nicht den Menschen aus dem Blick zu verlieren. Die anthroposophische Medizin ist dabei nicht nur ein ideengeschichtliches Relikt, sondern Ausdruck eines bleibenden Bedürfnisses: nach ganzheitlicher Heilkunst, die Körper, Seele und Geist umfasst – ein Anspruch, der gerade in den Apotheken wieder an Bedeutung gewinnt.

Gleichzeitig zeigt sich: Die Realität im Apothekenalltag ist weit weniger spirituell, sondern zunehmend geprägt von Kostendruck, Personalengpässen und regulatorischer Überlastung. Dass Apotheken wie in Seelze die Mittagspause abschaffen, um patientennahen Service zu gewährleisten, spricht Bände – und lässt sich nur mit großem persönlichem Einsatz des Apothekeninhabers und seines Teams leisten. Der neue Gehaltstarifvertrag in Nordrhein versucht, die Interessen von Angestellten und Inhabern in Einklang zu bringen – ein Balanceakt, der angesichts steigender Belastungen an Grenzen stößt.

Der Versandhandel, einst als Bedrohung gesehen, wird nun vielerorts als Erweiterung verstanden. Doch der digitale Fortschritt bringt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken – etwa in Form von wachsender Bürokratie, technischer Abhängigkeiten oder wie bei dm in Form eines übergriffigen Umgangs mit sensiblen Daten. Die Forderung nach mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen darf nicht dazu führen, dass Kontrolle über Menschen obsiegt.

Der Fall Knapp in Gelsenkirchen verdeutlicht schmerzhaft, dass wirtschaftliche Folgen gesundheitspolitischer Entscheidungen längst nicht mehr auf Apotheken beschränkt bleiben. Wenn Investitionen in Automatisierung ausbleiben, gefährdet das nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Standorte. Die strukturelle Schwäche des Apothekenmarkts wirkt inzwischen weit über seine Branchengrenzen hinaus.

Und während im politischen Berlin über neue Koalitionen und mögliche Ministerposten verhandelt wird, erwarten Apotheken auf dem Land, in der Stadt und überall dazwischen endlich eines: Planungssicherheit, Wertschätzung und Verlässlichkeit. Es genügt nicht mehr, Reformen anzukündigen – sie müssen mit der Praxis rückgekoppelt werden. Der Vortrag von Claudia Korf in Münster war in dieser Hinsicht ein Weckruf an die Politik: Wer eine stabile flächendeckende Versorgung will, muss die Apotheken stärken – nicht schwächen.

Der Kommentar all dieser Entwicklungen lautet: Es ist Zeit, die Apotheke nicht länger nur als Vertriebskanal für Arzneimittel zu sehen. Sie ist Gesundheitsdienstleister, Aufklärungszentrum, sozialer Raum – und zunehmend auch politisches Symbol für ein System, das sich neu justieren muss. Wer die Apotheke stärkt, stärkt das Gemeinwohl. Wer sie schwächt, riskiert mehr als nur wirtschaftliche Schäden. Es steht mehr auf dem Spiel: das Vertrauen in die Versorgung – und damit in unser Gesundheitssystem insgesamt.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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