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  • 21.03.2025 – Apotheken-News: Neue Apothekendienstleistungen, E-Rezept-Pannen, Impfhürden und rechtliche Risiken
    21.03.2025 – Apotheken-News: Neue Apothekendienstleistungen, E-Rezept-Pannen, Impfhürden und rechtliche Risiken
    APOTHEKE | Medienspiegel & Presse | Die deutschen Apotheken stehen vor einem tiefgreifenden Umbruch: Neue Dienstleistungen wie Impfungen und die Verwaltung elektronischer P...

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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |

Apotheken-News: Neue Apothekendienstleistungen, E-Rezept-Pannen, Impfhürden und rechtliche Risiken

 

Wie Digitalisierung, Haftungsfragen und Marktverschiebungen Deutschlands Apotheken unter Druck setzen

Die deutschen Apotheken stehen vor einem tiefgreifenden Umbruch: Neue Dienstleistungen wie Impfungen und die Verwaltung elektronischer Patientenakten erweitern ihr Aufgabenspektrum, bringen jedoch auch erhebliche rechtliche Unsicherheiten mit sich. Haftungsfragen, Datenschutzpflichten und unklare Vergütungsmodelle belasten den Berufsstand zusätzlich. Ein aktueller Fall zeigt die Schwächen des E-Rezept-Systems, bei dem ein Rezept bereits eingelöst wurde, ohne dass der Patient dies nachvollziehen konnte. Gleichzeitig sorgt das Ende der Online-Kooperation zwischen Douglas und L’Oréal mit apothekenexklusiven Marken für Aufmerksamkeit. Das Impfen in der Apotheke birgt Chancen, bleibt jedoch durch bürokratische Hürden und ein begrenztes Impfspektrum ausgebremst. Der Bundesgerichtshof stellt mit einem Urteil zur AvP-Pleite die gängige Praxis von Forderungsabtretungen gegenüber Rechenzentren in Frage – mit weitreichenden Folgen für die Liquiditätsplanung vieler Apotheken. Hinzu kommt eine wachsende Bedrohung durch unseriöse Anbieter, die Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mit vermeintlichen Alternativen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten ködern. Die Apotheken geraten zunehmend zwischen Anspruch und Realität – und kämpfen um Verlässlichkeit in einem instabilen System.


Die deutschen Apotheken befinden sich inmitten eines tiefgreifenden Wandels. Die Ausweitung apothekerlicher Dienstleistungen – von Impfungen bis hin zur aktiven Beteiligung an der Verwaltung elektronischer Patientenakten – markiert einen Paradigmenwechsel in der pharmazeutischen Versorgung. Was politisch als Modernisierung gefeiert wird, bringt für die Apotheken jedoch eine Vielzahl an rechtlichen und praktischen Herausforderungen mit sich. Vor allem der Datenschutz stellt eine zentrale Hürde dar. Denn wer Einsicht in sensible Gesundheitsdaten nimmt oder aktiv in deren Verwaltung eingreift, trägt eine erhebliche Verantwortung. Dabei ist unklar, wie weit die datenschutzrechtliche Mitverantwortung der Apotheken reicht, insbesondere wenn die Daten über externe Plattformen wie Telematikinfrastruktur oder Drittanbieter-Software verarbeitet werden. Gleichzeitig wachsen die Haftungsrisiken: Wer etwa eine Impfung durchführt oder Medikationsanalysen anbietet, rückt näher an das Feld der unmittelbaren Patientenversorgung – inklusive der damit verbundenen Risiken bei fehlerhaften Maßnahmen oder Dokumentationen.

Ein konkreter Fall veranschaulicht die Herausforderungen im Umgang mit E-Rezepten: Ein Apothekeninhaber wurde mit drei elektronischen Rezepten konfrontiert, die ihm ein Kunde präsentierte – ergänzt um einen Ausdruck eines QR-Codes aus dem Kundenportal von DocMorris mit dem Hinweis, das benötigte Arzneimittel sei nicht lieferbar. Die Recherche ergab, dass das Rezept bereits eingelöst war – allerdings nicht in der betroffenen Apotheke. Der Kunde gab glaubhaft an, keine andere Apotheke aufgesucht zu haben. Der Verdacht liegt nahe, dass das Rezept über das System von DocMorris möglicherweise bereits anderweitig verarbeitet wurde. Solche Fälle werfen dringende Fragen zur Nachverfolgbarkeit, Transparenz und technischen Absicherung des E-Rezept-Systems auf. Apotheker fordern seit Langem, dass Patienten aktiv und unmittelbar über Einlösungen informiert werden, um Missbrauch vorzubeugen und Vertrauen in das neue System zu stärken.

Gleichzeitig geraten auch wirtschaftliche Partnerschaften ins Visier der Branchenbeobachter. Die Kooperation zwischen Douglas und L’Oréal über den Online-Vertrieb von ursprünglich apothekenexklusiven Marken wie Vichy wurde beendet. Für viele Apotheker ist dies eine späte Genugtuung: Die Öffnung apothekenpflichtiger oder -exklusiver Marken für den freien Online-Markt war ein Affront gegen das traditionelle Apothekenmodell. Doch die Abkehr deutet womöglich auch auf ein neues Bewusstsein bei Herstellern hin, dass die Nähe zur professionellen Beratung in Apotheken ein nicht zu ersetzender Bestandteil der Markenidentität ist.

Währenddessen diskutiert die Apothekerschaft intensiv über das Potenzial des Impfens in der Offizin. Das Angebot von Grippe- und Coronaimpfungen hat sich vielerorts bewährt – doch viele Apotheker fordern eine Ausweitung des Impfspektrums auf alle Totimpfstoffe. Denn nur dann, so der Tenor, ließen sich betriebswirtschaftlich relevante Volumina erreichen. Die derzeitige Regelung binde enorme personelle und logistische Ressourcen, bringe jedoch kaum nennenswerte Honorare. Auch müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen, etwa zu Schulungspflichten und Haftung, praxistauglich ausgestaltet sein, damit sich das Impfen in der Apotheke langfristig durchsetzen kann.

Ein juristisches Minenfeld zeigt sich auch weiterhin im Zusammenhang mit der Insolvenz des Apothekenrechenzentrums AvP. Der Bundesgerichtshof hat in einem richtungsweisenden Urteil angedeutet, dass Forderungsabtretungen gegenüber Rechenzentren womöglich nicht mehr pauschal zulässig sind. Das Urteil hat erhebliche Unsicherheit in der Branche ausgelöst. Viele Apotheken nutzen Abtretungserklärungen, um kurzfristig Liquidität zu sichern oder Kredite abzusichern. Nach Ansicht des BGH könnten solche Konstruktionen nun einer differenzierten rechtlichen Prüfung unterzogen werden müssen – mit potenziell gravierenden Folgen für die Finanzierungsstrukturen zahlreicher Betriebe. Apotheken wird geraten, bestehende Verträge zu prüfen und im Zweifel rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

Parallel dazu rücken Betrugsversuche ins Blickfeld, die sich gezielt gegen Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes richten. Aktuell häufen sich Fälle, in denen unseriöse Anbieter versuchen, Nahrungsergänzungsmittel als angebliche Ersatzprodukte für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu verkaufen. Dabei wird teils aggressiv mit Falschaussagen geworben oder sogar die Wirkung von Insulin in Frage gestellt. Die Verbraucherzentralen warnen eindringlich vor diesen Angeboten. Apotheken spielen hier eine entscheidende Rolle: Sie sind oft die letzte seriöse Anlaufstelle für Patienten, die mit widersprüchlichen Informationen aus dem Internet konfrontiert sind. Eine gut geschulte Beratung in der Offizin kann dazu beitragen, Schaden von den Patienten abzuwenden und das Vertrauen in die evidenzbasierte Medizin zu stärken.

Insgesamt zeigt sich: Die Apotheke der Zukunft wird mehr sein als ein Abgabeort für Medikamente. Sie wird zur Anlaufstelle für Prävention, Beratung und digitale Gesundheitsdienste – vorausgesetzt, die rechtlichen, technischen und ökonomischen Rahmenbedingungen halten Schritt mit dem Innovationsdrang der Branche. Bis dahin jedoch bleibt der Alltag vieler Apotheker von Unsicherheit, regulatorischer Komplexität und wachsendem Druck geprägt.


Kommentar:

Die Apotheke im Wandel: Was politisch als Fortschritt verkauft wird, ist in der Praxis oft ein riskanter Drahtseilakt. Die Erweiterung apothekerlicher Dienstleistungen – von Impfungen bis hin zur digitalen Patientenakte – klingt zunächst nach Aufbruch, nach Zukunft, nach mehr Verantwortung und Anerkennung für eine Berufsgruppe, die seit jeher eine tragende Rolle in der Gesundheitsversorgung spielt. Doch dieser Aufbruch erfolgt ohne Netz und doppelten Boden.

Wer impft, wer Gesundheitsdaten verwaltet, wer Medikationsanalysen durchführt, bewegt sich zunehmend in einem juristischen Niemandsland – mit unkalkulierbaren Haftungsrisiken und unklaren Datenschutzpflichten. Während Ministerien von Digitalisierung und Versorgungsqualität sprechen, müssen Apotheken zusehen, wie sie sich rechtlich absichern, finanziell über Wasser halten und organisatorisch neu aufstellen.

Der Fall der missbräuchlich eingelösten E-Rezepte zeigt, wie wenig durchdacht selbst zentrale Digitalisierungsprojekte umgesetzt wurden. Patienten wissen nicht, wo ihre Verordnungen landen, Apotheken können Missbrauch kaum verhindern – und bleiben im Zweifel auf dem Schaden sitzen. Das Vertrauen, das diese Branche verdient, wird so systematisch untergraben.

Auch wirtschaftlich ist vieles im Argen. Die Kooperation zwischen Douglas und L’Oréal mit apothekenexklusiven Marken mag beendet sein – doch sie war ein mahnendes Beispiel für den leichtfertigen Umgang mit dem Vertrauensvorsprung, den Apotheken über Jahre aufgebaut haben.

Und wer sich als Apotheker auf das Impfen einlässt, muss sich fragen, ob sich der Aufwand lohnt, solange nur ein eingeschränktes Impfportfolio erlaubt ist. Ohne echte Perspektive auf Ausweitung und faire Honorierung bleibt das Versprechen eines „Gamechangers“ ein leeres Wort.

Die rechtlichen Stolpersteine rund um Forderungsabtretungen infolge der AvP-Pleite zeigen einmal mehr: Apotheken werden von einem System in die Pflicht genommen, das sie gleichzeitig rechtlich im Regen stehen lässt.

Und währenddessen schlagen Betrüger Kapital aus dem wachsenden Informationschaos und verunsichern gezielt chronisch Kranke mit pseudomedizinischen Versprechen – ein beunruhigender Beleg dafür, wie wichtig die Apotheke als stabile, beratende Instanz bleibt.

Der Berufsstand ist bereit, neue Aufgaben zu übernehmen. Aber er darf dabei nicht der Dumme sein. Wer die Apotheken in die Zukunft führen will, muss sie rechtlich, technisch und wirtschaftlich endlich so ausstatten, dass sie sicher gehen können – nicht auf einem Seil ohne Sicherung.

Von Engin Günder, Fachjournalist

 

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