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GESUNDHEIT | Medienspiegel & Presse |
Adipositas galt lange als Folge mangelnder Disziplin – doch die Wissenschaft zeichnet heute ein anderes Bild. Neueste Forschungsergebnisse offenbaren, dass bei Betroffenen das Belohnungssystem im Gehirn nachhaltig gestört ist. Selbst ausreichende Nahrungsaufnahme führt nicht mehr zu echter Befriedigung, stattdessen signalisiert das Gehirn dauerhaft Hunger. Welche neuronalen Mechanismen hinter dieser Entwicklung stecken, warum herkömmliche Diäten oft scheitern und warum Medikamente allein keine endgültige Lösung bieten, zeigt dieser umfassende Bericht.
Übergewicht und Adipositas zählen weltweit zu den drängendsten Gesundheitsproblemen unserer Zeit. Lange wurden sie überwiegend als Folge von übermäßiger Nahrungsaufnahme und mangelnder körperlicher Aktivität betrachtet. Doch neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung deuten auf tiefgreifendere Ursachen hin. Immer klarer wird, dass im Gehirn adipöser Menschen entscheidende Regulationsmechanismen für Hunger, Sättigung und Belohnung gestört sind. Diese neuronalen Veränderungen tragen maßgeblich dazu bei, dass Betroffene trotz ausreichender oder sogar überschüssiger Energiezufuhr weiter essen, wodurch sich das Übergewicht kontinuierlich verschlimmert.
Wissenschaftler verweisen insbesondere auf eine Störung des sogenannten neuronalen Belohnungssystems im Gehirn. Normalerweise sorgt dieses dafür, dass Essen Freude bereitet und der Verzehr von Nahrung auch ein befriedigendes Gefühl hervorruft. Doch gerade bei adipösen Menschen reagiert dieses Belohnungssystem nicht angemessen auf Nahrung. Stattdessen entsteht ein paradoxes Verhalten: Obwohl genügend Nahrung aufgenommen wurde, bleibt ein Gefühl von Unzufriedenheit, teils sogar gesteigerter Hunger bestehen. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Veränderung insbesondere durch den regelmäßigen Konsum stark verarbeiteter, hochkalorischer Lebensmittel hervorgerufen wird. Diese Art der Ernährung, die in den westlichen Ländern seit den 1970er-Jahren deutlich zugenommen hat, könnte somit eine zentrale Rolle bei der zunehmenden Verbreitung von Übergewicht spielen.
Kern des Problems scheint dabei die gestörte Kommunikation zwischen dem Gehirn und den peripheren Organen zu sein. So haben Untersuchungen ergeben, dass Betroffene häufig eine sogenannte Insulinresistenz entwickeln, die nicht nur die Bauchspeicheldrüse und die Muskeln betrifft, sondern auch direkt das Gehirn. Dadurch können Sättigungs- und Hungersignale, die normalerweise aus dem Körper ins Gehirn gelangen, nicht mehr korrekt interpretiert werden. Betroffene fühlen sich hungrig, obwohl sie längst satt sein müssten – der Körper signalisiert Hunger, obwohl ausreichend oder zu viel Energie vorhanden ist.
Neurologisch betrachtet spielen dabei vor allem zwei Neuronengruppen im Hypothalamus eine wesentliche Rolle: die POMC-Neuronen (Proopiomelanocortin), welche das Sättigungsgefühl vermitteln, sowie die AgRP-Neuronen (Agouti-Related Peptide), welche das Hungergefühl auslösen. Bei adipösen Menschen gerät das fein abgestimmte Zusammenspiel dieser Neuronen außer Kontrolle, was langfristig zu einer gestörten Nahrungsaufnahme führt. Forschende konnten inzwischen nachweisen, dass die durch ungesunde Ernährung ausgelösten Veränderungen vermutlich nicht vollständig reversibel sind, selbst dann nicht, wenn Betroffene deutlich an Gewicht verlieren. Diese Erkenntnis hat enorme Konsequenzen für die Therapie von Adipositas, da sie verdeutlicht, dass eine rein ernährungsbasierte Behandlung oft nicht ausreicht.
Große Hoffnung setzen Endokrinologen daher derzeit auf sogenannte Inkretinmimetika. Ursprünglich für die Behandlung von Diabetes entwickelt, greifen diese Medikamente gezielt in die Regulation von Hunger und Sättigung im Gehirn ein. Sie wirken als GLP-1-Rezeptor-Agonisten, aktivieren somit Sättigungsneuronen und hemmen jene neuronalen Schaltkreise, die Hungersignale aussenden. Erste Studien zeigen eine beachtliche Wirksamkeit bei der Gewichtsabnahme. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede in der Ansprechbarkeit: Während viele Patienten deutlich profitieren, reagiert etwa jeder zehnte Patient gar nicht oder nimmt sogar zu. Um diese Unterschiede besser zu verstehen, setzen Forscher nun verstärkt auf Grundlagenforschung und genetische Untersuchungen.
Ein bedeutender Fortschritt ist hierbei eine kürzlich veröffentlichte, räumlich genaue Zellkarte des menschlichen Hypothalamus, die „Hypomap“. Diese erlaubt es Forschern erstmals, die genauen neuronalen Strukturen und Unterschiede zwischen Mensch und Tiermodellen zu erfassen und darauf aufbauend gezielt neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Allerdings mahnen Experten an, dass Medikamente allein das Adipositasproblem nicht lösen werden. Vielmehr sei ein umfassender, interdisziplinärer Ansatz notwendig, der Medikamente, psychologische Unterstützung, Ernährungsumstellung und vermehrte Bewegung miteinander kombiniert.
Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entstehung und Behandlung von Adipositas markieren einen Paradigmenwechsel. Jahrzehntelang dominierte die Vorstellung, dass Übergewicht in erster Linie das Ergebnis mangelnder Selbstkontrolle sei. Diese Sichtweise ist nicht nur wissenschaftlich überholt, sondern auch problematisch, da sie Betroffene häufig stigmatisiert und in eine Rolle der Eigenverantwortung drängt, die nicht gerechtfertigt ist. Nun zeigt sich klarer denn je: Adipositas ist weit mehr als nur das Ergebnis schlechter Ernährung und fehlender Bewegung – sie ist auch eine neurologische Erkrankung.
Die Tatsache, dass neurologische Veränderungen bei adipösen Menschen das Hunger- und Sättigungssystem dauerhaft beeinträchtigen können, hat tiefgreifende Implikationen für die Behandlung. Es wird deutlich, dass traditionelle Ansätze, die allein auf Ernährungsumstellung und Diäten setzen, für viele Betroffene schlichtweg nicht ausreichend sind. Vielmehr braucht es einen umfassenderen Therapieansatz, der auch neurologische und psychologische Dimensionen einschließt. Die Forschungsergebnisse machen deutlich, dass Adipositas langfristige strukturelle Veränderungen im Gehirn hervorrufen kann – Veränderungen, die durch bewusste Verhaltensänderungen allein oft nicht rückgängig gemacht werden können.
Die Rolle der Lebensmittelindustrie darf dabei nicht außer Acht gelassen werden. Industriell gefertigte Lebensmittel, die mit ihren verführerischen Kombinationen aus Fett, Zucker und Salz gezielt das Belohnungssystem im Gehirn stimulieren, tragen wesentlich zur Entstehung und Verschärfung dieser neuronalen Veränderungen bei. Auch politische Entscheidungsträger sind daher gefordert, die Rahmenbedingungen für eine gesündere Ernährung zu schaffen, beispielsweise durch strengere Vorgaben bei Lebensmittelproduktion, Kennzeichnungspflichten und regulierende Maßnahmen beim Marketing hochverarbeiteter Produkte.
Medikamentöse Ansätze wie Inkretinmimetika können zwar helfen, sind aber letztlich nur ein Teil der Lösung. Dass nicht alle Patienten gleichermaßen von diesen Präparaten profitieren, unterstreicht zudem die Komplexität der Erkrankung. Ein kritischer Blick ist daher angebracht, da die Gefahr besteht, dass durch Medikamente nur Symptome, aber nicht Ursachen behandelt werden. Langfristig braucht es umfassende, gesellschaftliche Veränderungen: Bildung über gesunde Ernährung, Förderung eines aktiveren Lebensstils und verbesserte psychologische und medizinische Betreuungsangebote.
Nur wenn Wissenschaft, Politik und Gesellschaft gleichermaßen Verantwortung übernehmen, lässt sich der komplexen Herausforderung Adipositas erfolgreich begegnen. Die neurologischen Erkenntnisse zeigen klar auf, dass wir das Problem nicht isoliert, sondern als gemeinschaftliche Herausforderung betrachten müssen – sowohl medizinisch als auch gesellschaftspolitisch.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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