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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Allianz-Chef Oliver Bäte sorgt mit seinem Vorschlag zur Wiedereinführung des Karenztages für Diskussionen, um Arbeitgeber von den steigenden Kosten durch hohe Krankenstände zu entlasten. Währenddessen entwickelt sich auf eBay ein alarmierender Handel mit Fentanyl, was die Regulierung von verschreibungspflichtigen Medikamenten im Internet erschwert. Im deutschen Gesundheitssystem nehmen Lieferengpässe dramatische Ausmaße an, wobei Apotheken gezwungen sind, alternative Medikamente zu finden. Gleichzeitig sorgt eine EU-Richtlinie zur Reduktion von Treibhausgasen in Dosieraerosolen für Aufsehen, während sexistische Weihnachtspost in einer Apotheke die Grenze zwischen Tradition und Belästigung überschreitet. Nach einer gescheiterten Impfstoffentwicklung richtet sich Curevac neu aus und fokussiert sich auf Forschung und Innovation. In Nordrhein-Westfalen sind die Schließungen von Apotheken auf einem Rekordniveau, was die Zukunft der pharmazeutischen Versorgung gefährdet. Das E-Rezept hat den Versandapotheken Zugang zum Markt für verschreibungspflichtige Arzneimittel eröffnet, doch Experten warnen vor den Risiken dieser Entwicklung für die Patientenversorgung. Ein Sofortprogramm für Arztpraxen soll die ambulante Versorgung stabilisieren, während die Meningokokken-B-Impfung für Kleinkinder nach einem Schiedsspruch nun einheitlich geregelt wird. Der Bundesverband Managed Care fordert eine Neuausrichtung des Gesundheitssystems, um Überlastungen zu verhindern, und eine Studie warnt vor den dramatischen Folgen einer Abschaffung des Orphan Drug-Status, die besonders seltene Erkrankungen betreffen könnte.
Glosse: Vorsicht, Nebenwirkungen! Satire aus der Apotheke 2025
Stellen wir uns vor, das Jahr 2025 rollt herein mit einer Überraschung der Extraklasse: Die Apotheken in Deutschland stehen kurz davor, zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt zu werden. Dieses kuriose Ereignis lässt nicht nur die Augenbrauen einiger UNO-Beamten in schwindelerregende Höhen klettern, sondern auch die Eintrittspreise in die Apotheken. Ja, Sie haben richtig gehört: Eintrittspreise! Wer hätte gedacht, dass der Gang zur Apotheke bald mehr nach Museumstour klingt als nach Medikamentenabholung?
Gabriele Regina Overwiening, die unermüdlich wiedergewählte ABDA-Präsidentin, setzt sich mit Feuereifer dafür ein, dass jeder Besucher fortan das Dreifache des heutigen Rx-Fixums als Eintritt zahlt, verknüpft mit der Gehaltsdynamik der UNO-Beamten. Das klingt nach einer fairen Preisgestaltung, nicht wahr? Ein echtes Schnäppchen, vor allem, wenn man bedenkt, dass man neben Blutdrucksenkern auch eine Prise Kultur bekommt.
Doch die politische Bühne bleibt nicht hinter dem kulturellen Rummel zurück. Christian Lindner, der FDP-Chef, der nach einem erneut enttäuschenden Wahlergebnis immer noch im Amt ist, überrascht die Nation mit einer neuen App namens „OptiMystik“. Diese wundersame Technologie verwandelt politische Niederlagen in strahlende Siege. Lindner verteidigt die magere Ausbeute seiner Partei mit den Worten: „Ich hatte eigentlich nur mit 2 % gerechnet, also sind 4 % ein doppelter Erfolg!“ Ein Beweis dafür, dass in der Politik alles eine Frage der Perspektive ist.
Währenddessen offenbart eine wirtschaftliche Konferenz, auf der die ABDA-Chefökonomin Claudia Korf spricht, bahnbrechende Einsichten. Sie präsentiert eine betriebswirtschaftliche Berechnung, die beweist: „An der einzelnen Packung machen wir Verlust, die Masse bringt aber den Gewinn.“ Dies könnte das erste Mal sein, dass jemand das Paradoxon des Verlustgewinns nicht nur versteht, sondern auch erfolgreich anwendet. Ihre Forschung wird wohl bald den Nobelpreis für Wirtschaft ad absurdum führen.
Im April erleben wir einen weiteren Rückschritt – oder ist es ein Fortschritt? Das Bundesgesundheitsministerium führt die „analoge Patientenakte“ (aPA) ein. Jeder gesetzlich Versicherte bekommt einen robusten Leitz-Ordner, komplett mit Papier, zwei Bleistiften und einem Spezial-Radiergummi. Diese Utensilien sollen die elektronische Patientenakte ersetzen, die nie so recht funktionieren wollte. In einer Zeit, in der alles digital ist, wirkt das fast schon revolutionär nostalgisch.
Der Herbst bringt weitere skurrile Vorschläge. Die SPD, frisch in der Opposition, fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen von 7.000 Euro, finanziert durch eine neue Steuer, die nur von denen gezahlt wird, die noch arbeiten möchten. Das klingt nicht nur nach einem gerechten Plan, sondern auch nach einem exzellenten Anreiz, den Arbeitsmarkt einmal gründlich zu entstauben.
Und als wäre das nicht genug, überrascht der neue Gesundheitsminister mit einem Gesetzentwurf, der das Mehrbesitzverbot für Apotheken aufhebt. Amazon und Co. könnten bald bis zu 17.000 Apotheken betreiben, was sicherstellt, dass auch das letzte Dorf Zugang zu allem Nötigen hat – vorausgesetzt, man hat Prime.
So könnte das Jahr 2025 aussehen, oder auch nicht. In einer Welt, in der die Grenze zwischen Satire und Realität immer verschwommener wird, bleibt uns nichts anderes übrig, als über die Absurditäten zu lachen, die das Apothekenleben so schreibenswert machen. Wer weiß, vielleicht wird das Jahr doch ganz anders – oder genau so, wie wir es uns nie hätten vorstellen können.
Debatte um Karenztag: Allianz-Chef fordert Änderungen bei Lohnfortzahlung
Allianz-Chef Oliver Bäte hat mit einem Vorschlag zur Abschaffung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag für Aufsehen gesorgt. In einem Interview mit dem Handelsblatt plädierte er dafür, den sogenannten Karenztag wieder einzuführen. „Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen“, erklärte Bäte. Der Vorschlag zielt darauf ab, Arbeitgeber von den wachsenden finanziellen Belastungen durch hohe Krankenstände zu entlasten.
Die gesetzliche Regelung, wonach Arbeitnehmer in Deutschland ab dem ersten Krankheitstag Anspruch auf Lohnfortzahlung haben, besteht seit Jahrzehnten und unterscheidet sich von Praktiken in anderen Ländern. In vielen europäischen Staaten, darunter Dänemark und Schweden, sind Karenztage üblich, bei denen Arbeitnehmer an den ersten Tagen einer Erkrankung keine Entgeltfortzahlung erhalten.
Bäte begründet seinen Vorstoß mit der steigenden Zahl von Krankmeldungen in Deutschland, die er als Kostenproblem für Unternehmen ansieht. Laut Statistischem Bundesamt waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2023 im Durchschnitt 15,1 Tage krankgemeldet. Noch höhere Zahlen meldet die Krankenkasse DAK-Gesundheit: Ihre Versicherten wiesen im Schnitt 20 Krankheitstage im Jahr auf, und mehr als die Hälfte hatte mindestens eine Krankschreibung.
Der Vorschlag stößt jedoch auf kontroverse Reaktionen. Kritiker argumentieren, dass die Einführung eines Karenztages vor allem finanziell schwächere Arbeitnehmer treffen würde, die sich kaum leisten könnten, auf einen Tageslohn zu verzichten. Gewerkschaften befürchten zudem, dass Arbeitnehmer aus Angst vor Einkommensverlusten auch krank zur Arbeit erscheinen könnten, was langfristig die Gesundheit und Produktivität gefährden könnte.
Bäte hingegen sieht die Maßnahme als notwendigen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern. Die Diskussion verdeutlicht, wie unterschiedlich die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Frage der Lohnfortzahlung bewertet werden. Während Unternehmen Einsparpotenziale sehen, wird von sozialpolitischer Seite vor einer möglichen Belastung der Arbeitnehmer gewarnt.
Die Debatte über den Karenztag könnte nun auch politische Dimensionen annehmen. Mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 und die Forderungen nach einer Reform des Gesundheitssystems wird das Thema voraussichtlich noch intensiver diskutiert werden. Ob Bätes Vorschlag eine breite Zustimmung findet, bleibt jedoch ungewiss.
Oliver Bäte hat mit seiner Forderung, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen, einen Nerv getroffen. Sein Vorschlag ist nicht nur eine wirtschaftspolitische Idee, sondern ein tiefgreifender Einschnitt in das soziale Gefüge des deutschen Arbeitsmarktes.
Auf den ersten Blick mag der Karenztag wie eine sinnvolle Entlastung für Unternehmen erscheinen, die unter steigenden Kosten leiden. Doch der Preis dafür wäre hoch: Arbeitnehmer, vor allem in niedrigeren Einkommensgruppen, würden die Hauptlast tragen. Es droht eine Situation, in der Menschen aus Angst vor Lohneinbußen auch krank zur Arbeit gehen – mit potenziell gravierenden Folgen für ihre Gesundheit und die ihrer Kollegen.
Bäte übersieht zudem, dass die hohen Krankenstände ein Symptom für strukturelle Probleme im Arbeitsumfeld sein könnten. Fehlende Präventionsmaßnahmen, zunehmender Stress und schlechte Arbeitsbedingungen tragen maßgeblich dazu bei, dass Arbeitnehmer häufiger ausfallen. Statt den ersten Krankheitstag zu bestrafen, sollte der Fokus darauf liegen, die Ursachen von Fehlzeiten zu bekämpfen.
Die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag ist eine Errungenschaft der sozialen Marktwirtschaft, die nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollte. Sie bietet Schutz und Sicherheit in einer Zeit, in der Krankheit ohnehin eine Belastung darstellt. Eine Debatte über Reformen ist legitim, doch der Vorschlag des Allianz-Chefs verkennt die sozialen und gesundheitspolitischen Folgen.
Die Politik ist nun gefordert, eine ausgewogene Lösung zu finden, die sowohl die Interessen der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer berücksichtigt. Pauschale Maßnahmen wie der Karenztag bieten hier keine Antwort, sondern verschärfen bestehende Probleme. Ein konstruktiver Dialog über nachhaltige Reformen im Gesundheits- und Arbeitsmarkt ist das Gebot der Stunde.
Alarmierender Trend: Der unkontrollierte Online-Verkauf von Fentanyl auf eBay
In den letzten Wochen hat sich auf der Online-Handelsplattform eBay ein besorgniserregender Handel entwickelt: Der Verkauf von verschreibungspflichtigen Medikamenten, insbesondere Fentanyl-Pflastern, zu Dumpingpreisen. Fentanyl, ein hochpotentes Schmerzmittel, das normalerweise unter strengen medizinischen Auflagen verabreicht wird, fand seinen Weg auf die Plattform, wo es für lediglich 5 Euro angeboten wurde. Dieser Preis liegt weit unter dem üblichen Marktwert, was die Transaktionen noch verdächtiger macht.
Diese Vorfälle sind alarmierend, da sie nicht nur rechtliche Fragen aufwerfen, sondern auch erhebliche Gesundheitsrisiken bergen. Fentanyl ist bekannt für seine Stärke und das hohe Risiko einer Überdosierung, was es besonders gefährlich für Personen macht, die es ohne ärztliche Aufsicht verwenden. Der Handel mit solchen Medikamenten auf einer Plattform wie eBay stellt eine ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar.
Interessanterweise blieben diese Angebote über einen ungewöhnlich langen Zeitraum aktiv, was Fragen zur Effizienz der Sicherheits- und Überwachungsmaßnahmen von eBay aufwirft. Es wurde berichtet, dass die Angebote erst entfernt wurden, nachdem mehrere Transaktionen stattgefunden hatten. Dies zeigt eine mögliche Lücke in den Protokollen der Plattform, die es ermöglicht, dass solche gefährlichen Produkte überhaupt zum Verkauf angeboten werden können.
Die Reaktionen auf diese Enthüllungen sind vielfältig. Verbraucherschützer, Gesundheitsexperten und Apothekeninhaber haben ihre Besorgnis ausgedrückt und fordern eine Überarbeitung der Sicherheitsstrategien auf Online-Marktplätzen. Sie argumentieren, dass eBay und ähnliche Plattformen ihre Verfahren zur Überprüfung und zum sofortigen Entfernen illegaler Arzneimittelangebote verstärken müssen. Zudem wird die Notwendigkeit betont, dass solche Plattformen proaktiver agieren sollten, um derartige Angebote gar nicht erst zuzulassen.
Der kürzliche Vorfall des Fentanyl-Verkaufs auf eBay wirft ein grelles Licht auf die dunklen Seiten des Online-Handels. Während E-Commerce-Plattformen für ihre Bequemlichkeit und Effizienz gefeiert werden, offenbaren sie gleichzeitig gravierende Schwächen in ihren Sicherheitssystemen. Der Handel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, besonders mit so gefährlichen Substanzen wie Fentanyl, ist ein klares Beispiel für die Risiken, die entstehen, wenn Profit über das öffentliche Wohl gestellt wird.
Diese Vorfälle sind ein Weckruf für Regulierungsbehörden und die Betreiber von Online-Marktplätzen, ihre Verantwortung ernst zu nehmen. Es reicht nicht aus, auf Vorfälle zu reagieren; es bedarf einer umfassenden Strategie, um sie zu verhindern. Wir müssen von den Plattformen verlangen, dass sie nicht nur reaktiv, sondern auch proaktiv handeln. Die Implementierung strengerer Kontrollen, die Einführung fortgeschrittener Überwachungstechnologien und die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden sind Schritte, die unverzüglich umgesetzt werden müssen, um sicherzustellen, dass unsere Online-Marktplätze sicher und vertrauenswürdig bleiben.
Letztendlich ist die Integrität des E-Commerce abhängig von der Fähigkeit der Plattformen, ihre Nutzer zu schützen. Der Handel mit Fentanyl auf eBay ist ein deutliches Zeichen dafür, dass viel mehr getan werden muss, um diese Integrität zu gewährleisten. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere digitalen Marktplätze zu einem Spielfeld für illegale und gefährliche Geschäfte werden.
Anhaltende Lieferengpässe bei Medikamenten: Eine dauerhafte Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem
Zu Beginn des Jahres 2025 steht das deutsche Gesundheitssystem erneut vor einer signifikanten Herausforderung: Die Liste der von Lieferengpässen betroffenen Arzneimittel hat eine Rekordzahl von 460 Präparaten erreicht. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigt, dass es sich um eine breite Palette von Medikamenten handelt, darunter essenzielle Antibiotika, Blutdruckmittel sowie wichtige Schmerz- und Beruhigungsmittel. Diese Engpässe zwingen Apotheken dazu, für mehr als drei Millionen Versicherte alternative Medikationen zu finden, eine Aufgabe, die sowohl Ressourcen als auch Geduld strapaziert.
Eine detaillierte Auswertung der vertragsärztlichen Arzneiverordnungsdaten für die Jahre 2022 bis 2024, durchgeführt vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), verdeutlicht die Schwere des Problems. Trotz Einführung des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) sind die Probleme nicht nur geblieben, sondern in einigen Bereichen sogar intensiver geworden.
Die größten Engpässe zeigen sich bei lebensnotwendigen Antibiotika wie Doxycyclin, Amoxicillin und Clindamicin, deren Verfügbarkeit teilweise erst für Mitte des Jahres erwartet wird. Auch bei Augenmedikamenten, insbesondere Augensalben, die Gentamicinsulfat enthalten, sowie bei Opioiden wie Hydromorphon und Buprenorphin, ist die Lage kritisch. Hier müssen Apotheker oft die Betroffenen über die Nichtverfügbarkeit ihrer gewohnten Präparate informieren, was die Versorgungslage zusätzlich erschwert.
Die anhaltenden Lieferengpässe betreffen nicht nur die Verfügbarkeit der Medikamente, sondern beeinflussen auch direkt die Qualität der Patientenversorgung. Ärzte und Apotheker stehen unter wachsendem Druck, adäquate Lösungen in einem Rahmen zu finden, der wenig Spielraum lässt.
Die Situation der Medikamentenlieferengpässe in Deutschland ist mehr als eine temporäre Unannehmlichkeit; sie ist ein Spiegelbild tiefgreifender struktureller Probleme innerhalb der pharmazeutischen Lieferkette und der Gesundheitspolitik. Während das ALBVVG ein Schritt in die richtige Richtung war, zeigt die aktuelle Krise, dass weit mehr getan werden muss, um die Resilienz des Systems zu stärken. Es ist essentiell, dass sowohl die Politik als auch die pharmazeutische Industrie innovative Lösungen entwickeln, die über das Krisenmanagement hinausgehen und eine nachhaltige Versorgungssicherheit gewährleisten. Nur durch eine Kombination aus verstärkter inländischer Produktion, verbesserten internationalen Kooperationen und klaren politischen Richtlinien kann Deutschland hoffen, solche wiederkehrenden Engpässe in der Zukunft zu vermeiden.
Das Dilemma der Dosieraerosole: EU-Richtlinie fordert klimafreundliche Medikationsversorgung
Die europäische Gesetzgebung nimmt erneut eine Vorreiterrolle im globalen Klimaschutz ein, indem sie durch die Richtlinie 2024/573 einen progressiven Plan zur Eliminierung fluorierter Treibhausgase bis 2050 vorschreibt. Diese Gase, bekannt für ihre erhebliche Treibhauswirkung, sind insbesondere in medizinischen Dosieraerosolen enthalten, die zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD verwendet werden. Betroffen ist vor allem der Inhaltsstoff Norfluran, ein nicht brennbares Treibgas, das in gängigen Medikamenten wie Salbutamol genutzt wird.
Diese Richtlinie stellt die Pharmaindustrie vor große Herausforderungen: Einerseits unterstützt die Branche das Ziel der Nachhaltigkeit, andererseits erfordert die Umstellung auf weniger umweltschädliche Alternativen erhebliche Investitionen und Zeit. Der Wechsel zu neuen Treibgasen oder die Entwicklung alternativer Applikationsmethoden muss gründlich erforscht, entwickelt und zugelassen werden, was den Prozess langwierig und kostspielig macht. Pharma Deutschland hat sich daher für Fristverlängerungen und spezielle Ausnahmeregelungen ausgesprochen, um potenzielle Versorgungsengpässe zu verhindern und eine kontinuierliche Medikamentenversorgung sicherzustellen.
Die finanziellen Belastungen für die Pharmaunternehmen sind erheblich. Nach Schätzungen von Brancheninsidern könnten die Kosten für die Umstellung auf neue Gase und Technologien in den Bereich von hohen zweistelligen Millionenbeträgen reichen. Die geringen Margen, insbesondere bei hochvolumigen, jedoch kostengünstigen Medikamenten wie Salbutamol, könnten dazu führen, dass einige Hersteller ihre Produktion drosseln oder sogar ganz einstellen, was zu einer weiteren Verknappung führen würde.
Ein weiteres Problem stellt die Eignung von Alternativen dar. Pulverinhalatoren, die kein Treibgas benötigen und somit eine umweltfreundliche Alternative darstellen könnten, sind technisch nicht für alle Patientengruppen geeignet. Insbesondere für Kinder, schwere Asthmatiker oder COPD-Patienten, die nicht die erforderliche Atemkraft aufbringen können, sind diese Geräte nicht anwendbar. Dies schränkt die Möglichkeiten für eine schnelle Umstellung auf solche Alternativen erheblich ein.
Die EU-Richtlinie 2024/573 symbolisiert einen entscheidenden Schritt im Bemühen, den Klimawandel zu bekämpfen. Jedoch stellt die Umsetzung dieser Regelungen die Pharmaindustrie und die medizinische Versorgung vor schwierige Entscheidungen. Die Integration von Umweltschutzmaßnahmen in die Produktion und Verbreitung medizinischer Produkte muss sorgfältig geplant und durchgeführt werden, um nicht die Gesundheit der Bevölkerung zu gefährden. Die Pharmaindustrie muss in diesem Kontext nicht nur als Teil des Problems, sondern auch als Teil der Lösung gesehen werden.
Es ist essentiell, dass die EU, nationale Gesundheitsbehörden und die pharmazeutische Industrie in einem konstruktiven Dialog bleiben, um gemeinsame Strategien zu entwickeln, die sowohl ökologische als auch medizinische Standards erfüllen. Die Forderung nach mehr Zeit und Flexibilität bei der Umsetzung der Richtlinie ist ein vernünftiger Ansatz, um sicherzustellen, dass Patienten weiterhin Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten haben, ohne dabei den Umweltschutz zu vernachlässigen. Nur durch eine ausgewogene und gut abgestimmte Politik können langfristige Gesundheits- und Umweltziele erreicht werden, ohne dass einer der beiden Bereiche zu kurz kommt.
Sexistische Weihnachtspost in Apotheke: Inhaberin setzt starkes Zeichen gegen Belästigung
In der Burg-Apotheke in Hanau-Steinheim ereignete sich ein Vorfall, der die Grenze zwischen harmloser Weihnachtstradition und unangemessener Übergriffigkeit deutlich machte. Helena Hartl, die Inhaberin der Apotheke, erhielt gemeinsam mit ihrem Team eine anonyme Weihnachtspost, die zunächst unscheinbar wirkte. Erst beim genaueren Hinsehen fiel auf, dass der Inhalt nicht nur ungewöhnlich, sondern auch unangemessen war: Sexualisierende Bemerkungen, die sich auf das rein weibliche Team der Apotheke bezogen, sorgten für Irritationen und Empörung.
Hartl zögerte nicht, ihre Stimme zu erheben. Für die erfahrene Apothekerin war klar, dass Schweigen in solchen Situationen das falsche Signal sendet. „Wir sind hier, um für die Gesundheit und das Wohl unserer Kundinnen und Kunden zu sorgen. Sexismus und Belästigungen haben in unserem Arbeitsumfeld nichts zu suchen,“ erklärte sie. Statt die Botschaft unter den Teppich zu kehren, entschied sie sich bewusst für den Schritt an die Öffentlichkeit. Auf Social-Media-Kanälen und in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen machte sie klar: Solche Vorfälle müssen ernst genommen und sichtbar gemacht werden.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das in vielen Branchen präsent ist, aber oft unterschwellig bleibt. In einer Apotheke, einem Ort des Vertrauens, kann sexualisiertes Verhalten gegenüber Mitarbeitenden besonders verstörend wirken. Die Anonymität der Post zeigt zudem, wie schwer es ist, gegen solche Übergriffe rechtlich vorzugehen. Dennoch ist Hartl überzeugt, dass bereits das Thematisieren solcher Vorkommnisse ein wichtiger Schritt ist, um für ein respektvolles Arbeitsumfeld zu kämpfen.
Die Reaktionen auf ihre Offenheit waren überwiegend positiv. Viele Kolleginnen und Kollegen aus der Branche lobten den Mut der Apothekerin und berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Einige sprachen von einem „Tabuthema“, das dringend mehr Beachtung finden müsse. Doch es gab auch kritische Stimmen, die ihr vorwarfen, das Thema überzubewerten. Für Hartl steht jedoch fest: Schweigen ist keine Option. Ihre klare Botschaft lautet: „Niemand sollte solche Erfahrungen einfach hinnehmen müssen.“
Der Vorfall verdeutlicht, dass selbst in vermeintlich neutralen Arbeitsumfeldern wie Apotheken sexistisches Verhalten eine reale Gefahr darstellt. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte wie Helena Hartl ein klares Zeichen setzen und damit dazu beitragen, die Arbeitskultur nachhaltig zu verändern.
Der Vorfall in der Burg-Apotheke zeigt eindrücklich, wie subtil, aber auch wie verletzend sexistische Übergriffe sein können. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Weihnachtspost aussah, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als gezielte sexualisierende Provokation. Dass dies anonym geschah, macht die Situation umso belastender, da die Betroffenen keine Möglichkeit haben, sich direkt mit dem Absender auseinanderzusetzen oder rechtliche Schritte einzuleiten.
Helena Hartls mutige Entscheidung, den Vorfall öffentlich zu machen, ist ein Signal von großer Bedeutung. Sie zeigt, dass Führungskräfte Verantwortung übernehmen müssen, um Belästigungen – ob subtil oder offensichtlich – entgegenzutreten und eine respektvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Ihr Handeln unterstreicht, dass Apotheken nicht nur Orte der Gesundheitsversorgung sind, sondern auch Vorbilder für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt sein sollten.
Sexismus am Arbeitsplatz bleibt oft ein Tabuthema, das aus Scham oder Angst vor Konsequenzen nicht angesprochen wird. Viele Betroffene entscheiden sich für das Schweigen – sei es aus Sorge um ihren Ruf oder aus der Überzeugung, dass sich ohnehin nichts ändern werde. Genau hier liegt die Bedeutung von Hartls Vorgehen: Sie zeigt, dass es wichtig ist, sich zur Wehr zu setzen und sich nicht von gesellschaftlichen Konventionen oder falscher Zurückhaltung einschüchtern zu lassen. Ihre öffentliche Stellungnahme gibt anderen Betroffenen Mut und schafft Aufmerksamkeit für ein Problem, das viel zu oft ignoriert wird.
Doch der Vorfall wirft auch die Frage auf, wie Unternehmen und Branchen stärker für solche Themen sensibilisiert werden können. Apotheken sind ein wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung und sollten Orte sein, an denen sich Mitarbeitende und Kundinnen und Kunden gleichermaßen sicher fühlen können. Arbeitgeber und Führungskräfte sind gefordert, klare Richtlinien gegen Diskriminierung und Belästigung zu etablieren und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem solche Vorfälle keinen Platz haben.
Helena Hartl hat mit ihrem Handeln eine Diskussion angestoßen, die weit über ihre Apotheke hinausreicht. Ihr Einsatz zeigt, dass der Kampf gegen Sexismus nicht nur auf individueller, sondern auch auf struktureller Ebene geführt werden muss. Es liegt an der gesamten Branche, diesem Beispiel zu folgen und gemeinsam daran zu arbeiten, ein respektvolles Miteinander in allen Bereichen zu gewährleisten.
Curevac nach Impfstoff-Pleite: Neustart mit Fokus auf Forschung und Restrukturierung
Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac befindet sich nach der gescheiterten Entwicklung eines Corona-Impfstoffs in einer umfassenden Neuausrichtung. Die hohe Erwartungshaltung an das Unternehmen während der Pandemie endete mit einer Enttäuschung und massiven finanziellen Verlusten. Vorstandschef Dr. Alexander Zehnder sieht jedoch weiterhin Potenzial: „Das ist das, was Curevac stark macht: Forschung, Innovation und frühe klinische Entwicklung“, erklärt er.
Künftig will Curevac mit seiner mRNA-Technologie neue Anwendungsfelder erschließen. Besonders im Fokus stehen Therapien gegen bakterielle Erkrankungen wie wiederkehrende Harnwegsinfektionen und der Bereich Onkologie. Für diese Projekte führt Curevac Gespräche mit potenziellen Partnern aus der Pharmabranche. Zugleich hat das Unternehmen die Rechte an seinen mRNA-basierten Grippe- und Covid-19-Impfstoffen an GlaxoSmithKline (GSK) verkauft. Dieser Deal, der eine Vorauszahlung von 400 Millionen Euro umfasst und ein Gesamtvolumen von bis zu 1,45 Milliarden Euro haben könnte, verschaffte Curevac dringend benötigte Liquidität. Durch die Partnerschaft mit GSK sieht sich das Unternehmen finanziell bis mindestens 2028 abgesichert.
Nach den turbulenten Jahren der Pandemie kehrte Curevac im dritten Quartal 2024 erstmals wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Dies ist auch das Ergebnis umfassender Restrukturierungsmaßnahmen. Curevac hatte sich während der Pandemie stark vergrößert, wurde nach eigener Einschätzung jedoch „zu groß und zu komplex“. Von sieben Hierarchieebenen wurden zwei abgeschafft, und Abteilungen wurden zusammengelegt. Zusätzlich trennte sich Curevac von 300 Mitarbeitenden, was rund 15 Prozent der Belegschaft ausmacht. Kündigungen konnten durch freiwillige Abfindungsprogramme vermieden werden, die das Unternehmen bisher 14 Millionen Euro kosteten. Ab 2025 erwartet Curevac durch diese Maßnahmen eine Reduktion der Betriebskosten um 30 Prozent.
Trotz der positiven Entwicklungen bleibt das Unternehmen in Rechtsstreitigkeiten um Patente auf mRNA-Technologien verwickelt. Besonders der Konflikt mit Biontech um ein Patent für Corona-Impfstoffe sorgt weiterhin für Unsicherheit. Das Bundespatentgericht hatte das Curevac-Patent für nichtig erklärt, wogegen das Unternehmen Berufung einlegte. Eine endgültige Entscheidung wird erst nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs erwartet. Parallel laufen Schadensersatzklagen, unter anderem vor dem Landgericht Düsseldorf, deren Ausgang ebenfalls offen ist.
Mit der Konzentration auf Kernkompetenzen, einer verschlankten Struktur und der finanziellen Stabilisierung durch die GSK-Kooperation sieht sich Curevac für die kommenden Jahre gut aufgestellt. Doch die laufenden Patentstreitigkeiten und die Notwendigkeit, innovative Produkte zur Marktreife zu bringen, bleiben Herausforderungen, die über die langfristige Zukunft des Unternehmens entscheiden könnten.
Curevac steht exemplarisch für die Höhen und Tiefen der Biotechnologiebranche. Während der Pandemie galt das Unternehmen als Hoffnungsträger, doch die ambitionierte Impfstoffentwicklung scheiterte und hinterließ tiefe Spuren in der Unternehmensbilanz. Mit dem aktuellen Strategiewechsel setzt Curevac auf seine wissenschaftlichen Stärken und eine klare Fokussierung – ein notwendiger Schritt, der Vertrauen bei Investoren und Partnern zurückgewinnen soll.
Die Partnerschaft mit GSK bietet Curevac eine solide finanzielle Grundlage und ermöglicht es, langfristige Projekte voranzutreiben. Dennoch bleibt das Risiko hoch. Biotechnologische Innovationen erfordern nicht nur exzellente Forschung, sondern auch eine wirtschaftlich tragfähige Umsetzung. Curevac muss beweisen, dass es aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und in der Lage ist, neue Therapien erfolgreich zu entwickeln.
Die laufenden Rechtsstreitigkeiten mit Biontech sind ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Sie binden Ressourcen und werfen die Frage auf, wie stark Curevac in der Lage ist, sich auf seine Kernprojekte zu konzentrieren. Zugleich wird das Unternehmen daran gemessen werden, ob die angekündigten Kosteneinsparungen die Effizienz tatsächlich steigern oder nur kurzfristig den Druck von den Zahlen nehmen.
Curevac befindet sich an einem Scheideweg: Die nächsten Jahre werden zeigen, ob es gelingt, das Unternehmen nachhaltig zu positionieren und sich als Vorreiter im Bereich der mRNA-Therapien zu etablieren. Der Neustart ist mutig, aber die Herausforderungen sind enorm. Es bleibt zu hoffen, dass Curevac nicht nur die Vergangenheit hinter sich lässt, sondern die Zukunft aktiv und erfolgreich gestaltet.
Rekordniveau bei Apothekenschließungen in NRW: Versorgung auf der Kippe
Die Apothekenlandschaft in Nordrhein-Westfalen steht vor einem dramatischen Umbruch. Wie aktuelle Zahlen der Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe belegen, mussten im Jahr 2024 insgesamt 131 Apotheken ihre Türen schließen. Dem gegenüber stehen lediglich 13 Neueröffnungen. Damit hat sich der negative Trend im bevölkerungsreichsten Bundesland weiter beschleunigt. Im Vorjahr wurden noch 101 Schließungen und 18 Neueröffnungen verzeichnet, was die Dynamik des Niedergangs verdeutlicht.
Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung in ländlichen Regionen, wo Apotheken häufig die einzigen Anlaufstellen für medizinische Beratung und die Versorgung mit Arzneimitteln sind. Mit jeder weiteren Schließung wächst die Gefahr, dass die Bevölkerung in strukturschwachen Gebieten ohne wohnortnahe pharmazeutische Versorgung bleibt. Patienten müssen längere Wege auf sich nehmen, was insbesondere für ältere Menschen und chronisch Kranke eine erhebliche Belastung darstellt.
Die Ursachen für das Apothekensterben sind vielfältig und vielschichtig. Apothekerinnen und Apotheker klagen seit Jahren über unzureichende Honorare, steigende Betriebskosten und eine wachsende Konkurrenz durch Versandapotheken. Hinzu kommen der Fachkräftemangel, der viele Betriebe an ihre Belastungsgrenze bringt, und eine ausufernde Bürokratie, die gerade kleinere Apotheken vor große Herausforderungen stellt.
Auch bundesweit zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Laut der ABDA ist die Zahl der Apotheken in Deutschland seit 2010 von über 21.600 auf knapp 17.000 gesunken – ein Rückgang von etwa 15 Prozent. Nordrhein-Westfalen nimmt dabei jedoch eine Sonderrolle ein, da der Rückgang hier besonders schnell und massiv erfolgt. Diese Entwicklung droht, die flächendeckende Gesundheitsversorgung nachhaltig zu gefährden.
Apothekerverbände und Kammern fordern von der Politik dringende Maßnahmen, um die Negativspirale zu durchbrechen. Neben einer besseren Honorierung von pharmazeutischen Dienstleistungen stehen Investitionen in die Digitalisierung und der Abbau von bürokratischen Hürden im Fokus der Forderungen. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch die Reform des Apothekenhonorars, das seit Jahren nicht mehr an die realen Kostensteigerungen angepasst wurde.
Die Frage bleibt, ob die Politik gewillt und in der Lage ist, die notwendige Unterstützung zu leisten. Ohne tiefgreifende Reformen und finanzielle Entlastungen könnte Nordrhein-Westfalen zum Vorboten einer flächendeckenden Versorgungskrise in Deutschland werden.
Die aktuellen Zahlen aus Nordrhein-Westfalen sollten Politik und Gesellschaft wachrütteln: Das Apothekensterben hat längst eine Dimension erreicht, die nicht mehr ignoriert werden kann. Was hier geschieht, ist nicht weniger als eine schleichende Erosion der Gesundheitsversorgung – und das mitten in einem der reichsten Länder der Welt.
Die Ursachen sind ebenso vielfältig wie tiefgreifend. Seit Jahren werden Apotheken wirtschaftlich ausgehöhlt, während die Anforderungen an ihre Arbeit kontinuierlich steigen. Die Vergütungssysteme sind veraltet und berücksichtigen weder die steigenden Betriebskosten noch die zunehmende Verantwortung, die Apotheken im Gesundheitswesen übernehmen. Stattdessen wird ihnen der Zugang zu zusätzlichen Einnahmequellen erschwert, und bürokratische Lasten wachsen weiter an.
Besonders dramatisch ist die Lage in ländlichen Regionen. Hier bedeutet die Schließung einer Apotheke oft mehr als nur den Verlust einer medizinischen Anlaufstelle – sie reißt Lücken in das soziale Gefüge. Apotheken sind weit mehr als Orte, an denen Medikamente verkauft werden. Sie sind Gesundheitsdienstleister, Berater und in vielen Fällen auch Vertrauenspersonen für ihre Kunden. Wenn sie verschwinden, verlieren gerade ältere und kranke Menschen einen unverzichtbaren Bestandteil ihrer Lebensqualität.
Die Verantwortung liegt jetzt bei der Politik. Es reicht nicht aus, die Probleme zu analysieren und den Kopf über die Zahlen zu schütteln. Es braucht konkrete, mutige Schritte, um den Abwärtstrend zu stoppen. Dazu gehört eine angemessene Vergütung für pharmazeutische Dienstleistungen, die den wirtschaftlichen Betrieb von Apotheken ermöglicht, ebenso wie Investitionen in die Digitalisierung, die Prozesse vereinfachen und entlasten könnten. Auch der Bürokratieabbau muss endlich ernst genommen werden, um Apothekerinnen und Apotheker wieder in die Lage zu versetzen, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren.
Darüber hinaus ist ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich. Die flächendeckende Versorgung durch Apotheken ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein zentraler Baustein unseres Gesundheitssystems, der geschützt und gefördert werden muss. Die Apotheken sind systemrelevant – nicht nur während einer Pandemie, sondern jeden Tag.
Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnte Nordrhein-Westfalen zum Sinnbild eines Versagens werden, das nicht nur die Apotheken betrifft, sondern die gesamte Gesundheitsversorgung gefährdet. Es ist an der Zeit, dass die Politik Verantwortung übernimmt und handelt – bevor es zu spät ist.
Rx-Versandverbot: Eckert warnt vor gefährlichen Konsequenzen für Patienten und Apotheken
Mit der Einführung des E-Rezepts haben Versandapotheken erstmals seit Jahren wieder spürbaren Zugang zum Markt für verschreibungspflichtige Arzneimittel gefunden. Während dies von der Branche als Fortschritt in der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung gefeiert wird, schlägt Dr. Schamim Eckert, designierte Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Alarm. Sie fordert eindringlich, die Diskussion um ein Rx-Versandverbot wieder auf die politische Tagesordnung zu setzen, und verweist auf die wachsenden Risiken, die dieser Entwicklung innewohnen.
Eckert kritisiert vor allem die Versandapotheken aus dem Ausland, allen voran aus den Niederlanden, die sich die europäische Gesetzgebung zunutze machen, um ohne die in Deutschland geltenden regulatorischen Anforderungen Arzneimittel an deutsche Kunden zu versenden. „Jede Packung, die über den Versandhandel in deutsche Haushalte gelangt, birgt ein erhöhtes Risiko für Qualitätsmängel, Fälschungen oder fehlerhafte Handhabung. Hier steht nicht nur die Sicherheit der Patienten, sondern auch die Integrität unseres Gesundheitssystems auf dem Spiel“, erklärte Eckert gegenüber Fachmedien.
Ein weiterer Kritikpunkt der hessischen Kammerpräsidentin ist der Verlust der persönlichen Beratung, die für viele Patienten essenziell ist. Insbesondere bei verschreibungspflichtigen Medikamenten, die potenziell schwere Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen aufweisen können, sei die persönliche Betreuung durch einen Apotheker vor Ort unverzichtbar. „Eine fachkundige Beratung schützt Patienten nicht nur vor Fehlanwendungen, sondern ist auch ein zentraler Baustein, um Therapieerfolge zu sichern“, betonte Eckert.
Neben den gesundheitlichen Risiken sieht Eckert auch wirtschaftliche Gefahren für die deutschen Vor-Ort-Apotheken. Diese kämpfen bereits mit steigenden Betriebskosten, einem wachsenden Fachkräftemangel und einer stagnierenden Vergütung für ihre Leistungen. Der Versandhandel übe zusätzlichen Druck auf die Apotheken aus, da er häufig mit Preisdumping und einer Umgehung von Qualitätsstandards arbeite. „Wenn wir die flächendeckende Versorgung sichern wollen, müssen wir Apotheken vor Ort stärken, anstatt den Wettbewerb durch ungleiche Bedingungen zu verzerren“, so Eckert weiter.
Die Diskussion um ein Rx-Versandverbot ist nicht neu, jedoch in den letzten Jahren in den Hintergrund geraten. Der Fokus der gesundheitspolitischen Debatte lag vermehrt auf der Einführung des E-Rezepts, der Bekämpfung von Lieferengpässen und der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Doch gerade mit der Einführung des E-Rezepts haben Versandapotheken neuen Aufwind erhalten. Eckert sieht darin eine Gefahr: „Ohne klare politische Regelungen droht der Versandhandel weiter an Bedeutung zu gewinnen – zum Nachteil von Patienten und Apotheken.“
Die designierte Kammerpräsidentin appelliert an die Bundesregierung, die Risiken des Rx-Versandhandels nicht länger zu ignorieren. „Es ist höchste Zeit, aktiv zu handeln, bevor es zu spät ist“, mahnte Eckert. Sie forderte eine breite Diskussion innerhalb der politischen und gesellschaftlichen Gremien, um den Versandhandel streng zu regulieren und die Sicherheit der Arzneimittelversorgung langfristig zu gewährleisten.
Dr. Schamim Eckert bringt mit ihrer Forderung nach einem Rx-Versandverbot ein Thema auf den Punkt, das längst wieder mehr Aufmerksamkeit verdient. Die wachsende Bedeutung von Versandapotheken, insbesondere aus dem Ausland, wirft Fragen auf, die weit über wirtschaftliche Interessen hinausgehen. Es geht um die fundamentale Frage, wie wir die Sicherheit und Qualität der Arzneimittelversorgung in Deutschland langfristig gewährleisten wollen.
Die Risiken des Rx-Versandhandels sind vielfältig. Einerseits droht eine zunehmende Gefahr durch Arzneimittelfälschungen und Qualitätsprobleme, die durch mangelnde Kontrollen im Ausland entstehen können. Andererseits fehlt vielen Patienten die persönliche Beratung, die bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Medikamenten essenziell ist. Gerade bei komplexen Therapien oder chronischen Erkrankungen können falsche Dosierungen oder unzureichende Informationen schwerwiegende Konsequenzen haben – Risiken, die sich durch den Versandhandel erheblich verstärken.
Darüber hinaus hat der Versandhandel auch eine disruptive Wirkung auf die deutsche Apothekenlandschaft. Vor-Ort-Apotheken sind nicht nur Dienstleister, sondern zentrale Akteure in der Gesundheitsversorgung, die mit ihrem Fachwissen und ihrer Beratungsleistung einen wichtigen Beitrag zum Wohl der Patienten leisten. Wenn diese Apotheken durch den Versandhandel verdrängt werden, droht in vielen Regionen, insbesondere im ländlichen Raum, eine deutliche Verschlechterung der Versorgungssituation.
Eckerts Forderung nach einem Rx-Versandverbot ist daher nicht nur ein wirtschaftliches Anliegen, sondern ein Appell an die Verantwortung der Politik. Es reicht nicht, den Versandhandel als Fortschritt zu betrachten, wenn gleichzeitig die Grundpfeiler unseres Gesundheitssystems ins Wanken geraten. Vielmehr muss der Fokus darauf liegen, wie die Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle in den Dienst der Patientensicherheit gestellt werden können, ohne dabei bewährte Strukturen zu gefährden.
Die Bundesregierung ist nun gefordert, klare Prioritäten zu setzen. Patientensicherheit und eine flächendeckende Versorgung müssen Vorrang vor kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen haben. Ein Rx-Versandverbot wäre ein Schritt in die richtige Richtung, um die Balance zwischen Innovation und Sicherheit wiederherzustellen. Die Debatte darf nicht länger aufgeschoben werden – die Zeit zum Handeln ist jetzt.
Ärzte fordern Neuanfang: Sofortprogramm für Praxen vorgestellt
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte des Virchowbundes haben ein Sofortprogramm präsentiert, das die ersten 100 Tage einer neuen Bundesregierung prägen soll. Ziel ist es, die ambulante Versorgung zu stabilisieren und langfristig zu sichern. Der Vorschlag umfasst vier Gesetzesvorhaben, die dringende Strukturreformen und finanzielle Maßnahmen für Arztpraxen einleiten sollen.
Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes, unterstrich die Dringlichkeit: „Es ist entscheidend, den Leistungsträgern ein klares Signal zu geben, dass sich die Rahmenbedingungen verbessern werden.“ Besonders die Entlastung der Praxen und die Sicherstellung der Versorgung stehen im Fokus. Die bisherigen Maßnahmen der Ampelkoalition bewertet Heinrich als unzureichend. „Die vergangenen Jahre waren verlorene Jahre für die Gesundheitspolitik“, erklärte er.
Das Sofortprogramm sieht zunächst eine Bestandsaufnahme der Finanzlage sowie kurzfristige Stabilisierungsmaßnahmen vor. Geplant ist unter anderem ein Praxisstärkungsgesetz, das eine Entbudgetierung haus- und fachärztlicher Leistungen vorsieht. Auch sollen die steigenden Gehälter medizinischer Fachangestellter (MFA) vollständig refinanziert werden.
Langfristig setzt der Virchowbund auf nachhaltige Maßnahmen wie die stärkere Nutzung von künstlicher Intelligenz, eine bessere Patientensteuerung und Präventionsprogramme. Ebenso soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden. In sozialen Brennpunkten sollen Gesundheitskioske eingerichtet werden, um den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verbessern.
Die Kritik am bisherigen Kurs der Gesundheitspolitik ist deutlich. Laut Heinrich habe Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wichtige Vorhaben nicht umgesetzt und die Akteure im Gesundheitswesen diskreditiert. Der Medizinklimaindex zeigt, dass die Stimmung unter Ärzten und anderen Leistungserbringern auf einem historischen Tiefpunkt ist.
Die Forderungen des Virchowbundes sind klar: Eine neue Bundesregierung müsse rasch handeln, um die ambulante Versorgung vor dem Kollaps zu bewahren. Die vorgeschlagenen Gesetze sollen den Weg für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung ebnen und verhindern, dass weitere Ärztinnen und Ärzte vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden.
Das Sofortprogramm des Virchowbundes ist ein dringender Weckruf an die Politik. Die Lage im Gesundheitswesen ist angespannt, die Belastungen für Praxen sind enorm, und die Zukunftssorgen wachsen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zeigen deutlich, wo die Schmerzpunkte liegen: von der Unterfinanzierung bis zur fehlenden Digitalisierung.
Besonders bemerkenswert ist die Forderung nach einer Entbudgetierung haus- und fachärztlicher Leistungen sowie die vollständige Refinanzierung von Tarifsteigerungen für MFA. Beides sind längst überfällige Schritte, um die Praxen wirtschaftlich zu stabilisieren. Auch die Einrichtung von Gesundheitskiosken in sozialen Brennpunkten ist ein richtiger Ansatz, um die Versorgung zu verbessern und die Akteure vor Ort zu entlasten.
Die Kritik an der bisherigen Gesundheitspolitik ist berechtigt. Die Ampelkoalition hat es versäumt, zentrale Herausforderungen konsequent anzugehen. Die Krankenhausreform bleibt ein Risiko, und die steigenden Kassenbeiträge treffen Versicherte und Praxen gleichermaßen. Die Politik steht nun in der Verantwortung, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Eine neue Bundesregierung muss die vorgeschlagenen Maßnahmen ernst nehmen und schnell umsetzen. Denn eines ist klar: Ohne funktionierende Praxen droht das Fundament des deutschen Gesundheitssystems zu erodieren. Der Virchowbund hat mit seinem Programm die Richtung vorgegeben – jetzt liegt es an der Politik, zu handeln.
Klare Regelung: Meningokokken-B-Impfung nicht länger auf Privatrezept
Die Meningokokken-B-Impfung gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen für Säuglinge und Kleinkinder. Dennoch war die Vergütung für diese Immunisierung lange Zeit ungeklärt, was Eltern oft in eine schwierige finanzielle Lage brachte. Nun hat ein Schiedsspruch in Schleswig-Holstein Klarheit geschaffen und sorgt ab sofort für eine einheitliche Regelung.
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) gab bekannt, dass die Vergütung für die Impfleistung künftig vollständig zulasten der gesetzlichen Krankenkassen erfolgt. Die Entscheidung beendet eine jahrelange Uneinigkeit zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den gesetzlichen Krankenkassen über die Höhe der Honorare.
Ärztinnen und Ärzte erhalten nun ein gestaffeltes Honorar von 12,50 Euro für die erste, 10,00 Euro für die zweite und 12,50 Euro für die abschließende Impfung. Die Impfstoffe müssen über das Muster-16A-Rezept bezogen werden, und die Abrechnung erfolgt über festgelegte Gebührenziffern. Damit entfällt für Eltern die Notwendigkeit, die Kosten vorzustrecken und sich diese anschließend erstatten zu lassen.
Die Meningokokken-B-Impfung ist für Kinder im Alter von zwei Monaten bis zum fünften Geburtstag empfohlen und erfolgt in drei Schritten. Zum Einsatz kommt ausschließlich der Impfstoff Bexsero des Herstellers GlaxoSmithKline, der von Apotheken auch in Teilmengen abgegeben werden kann.
Der Schiedsspruch hat unmittelbare Auswirkungen auf die Abrechnungspraxis. Privatabrechnungen, wie sie bislang üblich waren, sind nicht mehr zulässig. Ärztinnen und Ärzte müssen die Impfleistung über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Dies bringt nicht nur finanzielle Entlastung für Eltern, sondern schafft auch eine rechtssichere Basis für die Durchführung der Impfung.
Der Beschluss wird als wichtiger Schritt für eine verbesserte Impfversorgung angesehen. Kritiker hatten zuvor bemängelt, dass die bisherige Praxis Eltern unnötige Hürden auferlegte und die Impfquote negativ beeinflusste. Mit der neuen Regelung wird eine gerechtere und einheitlichere Versorgung sichergestellt, die auch als Modell für andere Bundesländer dienen könnte.
Der Schiedsspruch in Schleswig-Holstein ist ein längst überfälliger Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit und Effizienz im Gesundheitssystem. Die Meningokokken-B-Impfung ist eine essenzielle Maßnahme zum Schutz von Kleinkindern und sollte für Eltern nicht mit zusätzlichen finanziellen Belastungen verbunden sein. Die neue Regelung schafft nicht nur Klarheit, sondern setzt auch ein wichtiges Signal für die Bedeutung einer flächendeckenden Impfversorgung.
Doch trotz dieses Fortschritts bleiben Fragen offen. Warum musste ein Schiedsspruch notwendig werden, um eine Einigung zu erzielen? Der Streit über Honorare zeigt einmal mehr, dass das System der Vergütungsverhandlungen zwischen KVen und Krankenkassen oft zulasten der Patientinnen und Patienten geht. Hier ist eine grundlegende Reform gefragt, die bürokratische Hürden abbaut und schneller zu tragfähigen Lösungen führt.
Zudem ist die Regelung zunächst auf Schleswig-Holstein beschränkt. Es bleibt abzuwarten, ob andere Bundesländer nachziehen und ob der Schiedsspruch als Vorlage dienen wird. Eine einheitliche Regelung auf Bundesebene wäre der nächste logische Schritt, um die Impfversorgung bundesweit zu harmonisieren.
Insgesamt ist der Schiedsspruch ein wichtiger Erfolg, doch er darf nicht das Ende der Diskussion sein. Die Gesundheit von Kindern sollte nicht von regionalen Streitigkeiten abhängen. Hier ist eine vorausschauendere Politik gefragt, die die Interessen von Eltern und Ärztinnen gleichermaßen berücksichtigt.
Prävention statt Überlastung: BMC fordert Neuausrichtung des Gesundheitssystems
Knapp zwei Monate vor den anstehenden Neuwahlen hat der Bundesverband Managed Care (BMC) mit seinem Impulspapier „Für mehr Gesundheit und eine zukunftsgerichtete Versorgung“ den Fokus auf Prävention und Gesundheitsförderung gelegt. Ziel sei es, die Gesundheitsversorgung in Deutschland nachhaltig zu reformieren und Überlastungen im System zu vermeiden.
Laut Professor Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC, sei ein „Weiter so“ nicht tragbar. Die aktuellen Strukturen könnten die zukünftigen Herausforderungen nicht bewältigen. Stattdessen müsse die kommende Bundesregierung Prävention als zentralen Bestandteil ihrer Gesundheitspolitik verankern. Gesundheitsförderung sei nicht nur ein Mittel zur Entlastung des Systems, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, so Hager.
Das 14-seitige Impulspapier des BMC schlägt eine langfristige Neuausrichtung vor, die parallel zum laufenden Betrieb umsetzbar sein müsse. Kleinteilige Anpassungen reichten nicht aus, um die komplexen Probleme im Gesundheitswesen zu lösen. Vielmehr solle eine engere Zusammenarbeit zwischen Politikbereichen wie Bildung, Verkehr und Umwelt initiiert werden, um Präventionsmaßnahmen ganzheitlich zu fördern.
Präventionsangebote sollen künftig zielgerichtet in Risikophasen wie dem höheren Alter oder drohender Pflegebedürftigkeit ansetzen. Neben klassischen Maßnahmen wie Screenings und Impfungen schlägt der BMC auch Hausbesuche bei Pflegebedürftigen, Angehörigenschulungen und die Förderung von Laienhilfe vor. Diese Angebote sollen eng mit der Primärversorgung und Apotheken verknüpft werden.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die interprofessionelle Zusammenarbeit. Der BMC fordert, dass Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Pflegekräfte sowie andere Gesundheitsberufe stärker kooperieren, um Patientinnen und Patienten ganzheitlich zu versorgen. Jede Berufsgruppe solle entsprechend ihrer Qualifikation und Verfügbarkeit flexibel handeln können.
Um den Zugang zur Grundversorgung zu verbessern, schlägt der Verband die Einrichtung von Primärversorgungszentren vor. Diese sollen in strukturschwachen Regionen als Anlaufstelle dienen und bestehende Praxen oder Kliniken ergänzen. Gesetzliche Rahmenbedingungen und alternative Vergütungsmodelle seien notwendig, um solche Projekte flächendeckend zu etablieren.
Hager betont, dass Gesundheit die Basis für Wohlstand und Lebensqualität sei. Investitionen in Prävention und Gesundheitsförderung zahlten sich vielfach aus, sowohl für die Bevölkerung als auch für das Gesundheitssystem selbst. Die kommende Legislaturperiode sei eine Chance, grundlegende Reformen umzusetzen. „Die Zeit drängt“, mahnt Hager.
Die Forderung des BMC nach einer Neuausrichtung des Gesundheitssystems kommt zur rechten Zeit. Die Überlastung der Versorgung und der steigende Fachkräftemangel zeigen, dass das bestehende System an seine Grenzen stößt. Prävention könnte hier tatsächlich ein Schlüssel sein, um das Gesundheitswesen langfristig zu entlasten und gleichzeitig die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
Besonders hervorzuheben ist die interprofessionelle Zusammenarbeit, die nicht nur eine bessere Betreuung der Patienten ermöglicht, sondern auch die Fachkräfte entlasten könnte. Apotheken, die häufig als erste Anlaufstelle dienen, sollten in diesem Kontext eine stärkere Rolle spielen und gezielt in Präventionsprogramme eingebunden werden.
Dennoch bleibt die Frage, wie schnell solche umfangreichen Reformen umgesetzt werden können. Die Hürden sind hoch, nicht zuletzt aufgrund der komplexen Interessenlagen im Gesundheitswesen. Damit die Vorschläge des BMC nicht im politischen Tagesgeschäft untergehen, braucht es einen klaren Willen der Politik und eine breite Unterstützung aller Akteure.
Die kommende Bundesregierung steht vor der Aufgabe, nicht nur zu reagieren, sondern vorausschauend zu handeln. Prävention ist kein kurzfristiger Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft – für ein leistungsfähiges und gerechtes Gesundheitssystem.
Gefährdung von Orphan Drugs: Studie warnt vor dramatischen Folgen für Patientenversorgung
Eine aktuelle Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) wirft ein Schlaglicht auf die möglichen Konsequenzen einer Abschaffung des speziellen Orphan Drug-Status. Laut den Ergebnissen könnten 57 Prozent der Medikamente zur Behandlung seltener Erkrankungen vom Markt verschwinden. Die Studie, die die wirtschaftlichen und medizinischen Auswirkungen untersucht, zeigt auf, dass besonders innovative Therapien wie Gen- und Zelltherapien einem hohen Risiko ausgesetzt wären.
Hintergrund der Diskussion ist eine im Jahr 2022 eingeführte Verschärfung durch das Gesetz zur Finanzstabilisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FinStG). Die Umsatzgrenze, ab der ein Medikament nicht mehr unter den Orphan Drug-Status fällt, wurde von 50 auf 30 Millionen Euro gesenkt. Diese Änderung hat bereits erhebliche Auswirkungen auf die Marktstellung solcher Arzneimittel gezeigt. Der Orphan Drug-Status war ursprünglich geschaffen worden, um die Entwicklung von Medikamenten für seltene Erkrankungen zu fördern. Er gewährt unter anderem eine zehnjährige Marktexklusivität sowie Schutz vor Wettbewerb, sofern keine überlegenen Alternativen verfügbar sind.
Ohne diese besonderen Regelungen, so die Studie, würden viele dieser Medikamente den strengen allgemeinen Bewertungsstandards nicht standhalten können. Laut den Ergebnissen könnten 79 Prozent der Orphan Drugs keinen Zusatznutzen mehr nachweisen, was zu einem massiven Preisverfall führen würde. Dies hätte zur Folge, dass zahlreiche Medikamente nicht mehr rentabel wären und Hersteller gezwungen wären, sie vom Markt zu nehmen.
Der vfa warnt in diesem Zusammenhang vor einer Gleichstellung der Bewertungsstandards, wie sie in gesundheitspolitischen Diskussionen immer wieder gefordert wird. Die besondere Situation von Medikamenten für seltene Erkrankungen müsse berücksichtigt werden, da sie oft auf kleinen Studienpopulationen basieren und somit nicht die gleichen Kriterien wie Arzneimittel für häufige Indikationen erfüllen können.
Dr. Ulrike Götting, Geschäftsführerin des vfa, betonte die Notwendigkeit, den Orphan Drug-Status beizubehalten. Eine Abschaffung würde nicht nur die Versorgung von Patienten mit seltenen Erkrankungen gefährden, sondern auch die Entwicklung künftiger Therapien massiv beeinträchtigen. Sie forderte eine differenzierte Nutzenbewertung, die die besonderen Herausforderungen dieser Arzneimittel berücksichtigt.
Die Diskussion zeigt, wie sensibel das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Zwängen und patientenorientierter Versorgung ist. Sollten weitere Einschränkungen erfolgen, könnten schwerwiegende Folgen für die Patientenversorgung und die Innovationskraft der Pharmaindustrie drohen.
Die Studie des vfa verdeutlicht, wie fragil die Balance zwischen Gesundheitsökonomie und Patienteninteressen ist. Während politische Forderungen nach einheitlichen Bewertungsstandards auf den ersten Blick gerecht wirken, wird übersehen, dass Medikamente für seltene Erkrankungen unter ganz anderen Voraussetzungen entwickelt werden.
Die Absenkung der Umsatzgrenze im Jahr 2022 war ein Warnsignal. Doch statt das System weiter zu belasten, sollten Politik und Industrie gemeinsam nach Lösungen suchen, die die Versorgung langfristig sichern. Es ist paradox, dass gerade Medikamente, die für oft schwerstkranke Patienten entwickelt werden, durch bürokratische Hürden und ökonomische Zwänge an den Rand der Marktexistenz gedrängt werden könnten.
Eine differenzierte Nutzenbewertung ist kein Privileg, sondern eine Notwendigkeit. Die Förderung von Orphan Drugs erfordert flexible Ansätze, die der Realität kleiner Studienpopulationen und hoher Entwicklungskosten gerecht werden. Andernfalls riskieren wir, nicht nur lebenswichtige Therapien zu verlieren, sondern auch den Innovationsgeist einer Industrie, die maßgeblich zur Gesundheitsversorgung beiträgt.
Die Debatte darf nicht auf die Kosten reduziert werden. Im Fokus muss stehen, was für die Patienten wirklich zählt: der Zugang zu innovativen, lebensrettenden Therapien.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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