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Berlin - Die
angekündigten Zusatzbeiträge bei Krankenkassen werden schon bald
mindestens zwölf Millionen Krankenversicherte treffen. Mittelfristig
könnten sogar fast alle 51 Millionen zahlenden Mitglieder betroffen
sein, warnen die Krankenkassen und fordern gemeinsam mit
Verbraucherschützern die Bundesregierung zum Handeln auf. Zu den ersten
Kassen, die Zusatzbeiträge zum gesetzlich festgelegten Satz von 14,9
Prozent erheben wollten, zählten die DAK mit 4,6 Millionen Mitgliedern
und mehrere Betriebskrankenkassen, darunter die Deutsche BKK.
Im Schnitt seien in der gesamten GKV rechnerisch 6,50 Euro im Monat pro
Mitglied nötig, sagte der Vorsitzende des Ersatzkassenverbands vdek,
Thomas Ballast. „Zusatzbeiträge werden deshalb keine Einzelfälle sein."
Über kurz oder lang seien die meisten der 169 Kassen betroffen. Laut
Bild-Zeitung wollen bis Sommer rund 30 Kassen die Prämien erheben. Dies
wurde in der Branche als wahrscheinlich, aber noch nicht sicher
bezeichnet.
„Vier Krankenkassen haben Zusatzbeiträge beantragt", sagte ein Sprecher
des Bundesversicherungsamts (BVA). „Wir erwarten noch weitere Anträge."
Die Prüfungen könnten ergeben, dass die beantragten Beiträge im
Einzelfall nicht hoch genug oder zu hoch seien. Bis zum 29. Januar
müssen die Kassen dem BVA ihre Haushaltspläne vorlegen. Am Montag
wollen rund ein Dutzend Kassen in Berlin zu dem Thema in die
Öffentlichkeit gehen.
„Die neue Bundesregierung sollte jetzt nicht tatenlos zusehen, dass nun
Zusatzbeiträge auf breiter Front Realität werden", forderte Ballast.
Insgesamt sei ein Finanzloch von 4 Milliarden Euro zu stopfen - trotz
des um 3,9 Milliarden erhöhten Steuerzuschusses in diesem Jahr.
Die einzelnen Kassen seien nicht schuld, sagte der Sprecher des
GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz. „Zusatzbeiträge sind eine logische
Folge des Gesundheitsfonds. Sie sind kein Hinweis darauf, ob eine Kasse
gut oder schlecht wirtschaftet." Kommt eine Kasse mit den
Fonds-Zuweisungen nicht aus, muss sie den Obolus erheben. In der Regel
dürften die Prämien bis zu acht Euro betragen. Das Maximum sind 37,5
Euro im Monat.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) forderte
Gesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) auf, kletternde Kosten zu
verhindern. „Anstatt Millionenbeträge in die Administration von
Zusatzbeiträgen zu lenken, muss die Bundesregierung endlich eine
Strategie zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen vorlegen", verlangte
Verbandschef Gerd Billen. Für die Extra-Beiträge müssten individuelle
Konten für jedes der mehr als 50 Millionen Kassenmitglieder
eingerichtet und Zahlungsaufforderungen geschickt werden. Bis zu eine
Milliarde Euro fielen dafür an. „Bürokratieabbau sieht anders aus",
mahnte Billen.
Ballast forderte ein Preismoratorium, Preisverhandlungen sowie reduzierte Mehrwertsteuern für Arzneimittel. Das Sparvolumen liege bei 4,5 Milliarden Euro. Ballast und Billen verlangten zudem mehr Freiheit für die Kassen für Verträge mit Ärzten und Kliniken. Der SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach warnte in der ARD vor den sozialen Folgen der Zusatzbeiträge: „Das ist weniger Netto vom Brutto." Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Martina Bunge, kritisierte, die SPD habe sie mitbeschlossen. Die Volkssolidarität warnte, die Gesundheitskosten immer weiter einseitig auf die Versicherten zu verlagern. dpa
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