Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Nachdem
die AMG-Novelle für Einzelimporteure von Arzneimitteln überraschende
Einschnitte gebracht hat, plant die Branche jetzt die Gründung einer
eigenen Interessensvertretung. Mit dem Import von in Deutschland nicht
zugelassenen Arzneimitteln besetze man eine kleine, aber wichtige
Marktnische, geben sich die Internationalen Apotheken und Importfirmen
selbstbewusst.
Strenge Auflagen: Deutschlands
Einzelimporteure gründen einen Verband, um in der politischen
Diskussion gehört zu werden. Foto: Elke Hinkelbein
VEIA - Verband der Einzelimporteure Internationale Arzneimittel -
könnte der Verband künftig heißen. Der Name steht allerdings noch nicht
endgültig fest, auch der Zeitplan der Gründung ist noch offen. Sicher
sind sich die Importeure dagegen, dass sie vom Image der Einzelkämpfer
weg möchten: „Wir wollen Themen künftig miteinander diskutieren und
gegenüber Politik und Öffentlichkeit einheitlicher auftreten",
skizzierte Sabine Fuchsberger-Paukert, Apothekerin und
Geschäftsführerin der Firma „Internationale Arzneimittel -
Ludwigs-Arzneimittel München", die Ziele des Verbands gegenüber
APOTHEKE ADHOC. Ihr Kollege aus der Geschäftsleitung, Florian Picha,
hatte die Verbandsgründung vorgeschlagen.
Nach ersten Gesprächen im vergangen September hat Fuchsberger die 16
größten Importeure schriftlich nach ihrem Interesse an der
Verbandsgründung gefragt. Sechs Firmen haben bereits zugesagt -
zusammen mit dem von Fuchsberger vertretenen Unternehmen genug
Mitglieder für die Gründung. In den nächsten Wochen soll ein erstes
Treffen in München stattfinden.
Die Branche ist stark fragmentiert: Mittelständer wie Lucien Ortscheit,
CS Pharma und Import International teilen sich ein Umsatzvolumen, das
niemand beziffern kann - oder will. Einige Firmen importieren seit
vielen Jahrzehnten: Für die Internationale Ludwigs-Apotheke in München
etwa markierte die Ankunft der Gastarbeiter in den 1960er Jahren den
Startpunkt für ein vollkommen neues Geschäftsfeld. Importiert wurde
bald auch für andere Apotheken; 2006 schließlich wurde das
Großhandelsgeschäft ausgegliedert. Diesen Schritt vollzog Stuttgarter
Internationalen Apotheke bereits 1982: Das Auslandsgeschäft war so
stark angewachsen, dass „Pharma Import Export" von der öffentlichen
Apotheke firmenrechtlich abgekoppelt wurde.
Rund 100.000 ausländische Medikamentenpackungen werden Schätzungen
zufolge pro Monat durch Einzelimporteure nach Deutschland eingeführt;
der durchschnittliche Warenpreis liegt Experten zufolge bei rund 30
Euro. Jede Apotheken bestellt rein rechnerisch etwa einmal monatlich
bei Einzelimporteuren. Doch die wirklichen Zahlen schwanken stark -
abhängig etwa von der Größe und Lage der einzelnen Apotheken sowie dem
Verschreibungsverhalten der Ärzte und den Wünschen einzelner Patienten.
Grundsätzlich darf jede Apotheke im Ausland bestellen. Allerdings muss
sie neben Kontakten auch die Logistik eigenständig organisieren.
Importeure bündeln die bei ihnen eingegangenen Bestellungen. Oft lohnt
sich ein Vergleich der verschiedenen Anbieter, denn die Kosten der
eingeführten Arzneimittel können frei kalkuliert werden. Weil sich
einige Firmen auf bestimmte Länder oder Wirkstoffe spezialisiert haben,
sind Preisschwankungen möglich.
Das Arzneimittelgesetz hält den Import von in Deutschland nicht
zugelassenen Medikamentenn in engen Grenzen: Arzneimittel dürfen nur
auf vorliegende Bestellungen und in geringer Menge importiert werden.
Sie dürfen also nicht vorrätig gehalten werden. Außerdem müssen sie im
Ausland verkehrsfähig sein. Aus Ländern des Europäischen
Wirtschaftsraums - hierzu gehören neben den EU-Ländern auch Norwegen,
Island und Liechtenstein - dürfen nicht-verschreibungspflichtige
Wirkstoffe auf Wunsch des Patienten importiert werden. Für Importe aus
Drittstaaten, hierzu zählen etwa die USA und die Schweiz, wird auch für
OTC-Arzneimittel ein Rezept benötigt.
In den vergangenen Jahren waren die Auflagen für Einzelimporte immer
strenger geworden: Laut einem Urteil des Bundessozialgerichts müssen
Krankenkassen die Kosten für Arzneimittel, die zwar in anderen
EU-Staaten, aber nicht in Deutschland zugelassen sind, nicht
übernehmen. Seit Mitte 2004 müssen Patienten im Zweifelsfall also für
die Kosten selbst aufkommen. Seitdem ist der Umsatz mit ausländischen
Medikamenten rapide gesunken.
Mit der letzten AMG-Novelle wurde eine weitere Hürde eingeführt: Seit
Juli 2009 dürfen ausländische Arzneimittel nur importiert werden, wenn
„hinsichtlich des Wirkstoffs identische und hinsichtlich der Wirkstärke
vergleichbare Arzneimittel" in Deutschland nicht auf dem Markt sind.
Die Branche stöhnt über die Neuregelung. Denn die Firmen müssen nun bei
jeder Bestellung zunächst prüfen, ob ein vergleichbares Medikament in
Deutschland bereits zugelassen ist. Wird bei der oft zeitaufwändigen
Recherche ein deutsches Äquivalent gefunden, geht der Importeur leer
aus. „Die Regelung ist nicht patientenfreundlich", kritisiert Albrecht
Fribolin, Prokurist beim Offenbacher Importunternehmen Walter Krebs.
„Die Gefahr besteht, dass pharmazeutische Sicherheitslücken entstehen -
nämlich dann, wenn Patienten Medikamente, die sie auf Grund der
verschärften Regelung nicht über uns und die Apotheken bekommen,
unkontrolliert an uns vorbei im Ausland bestellen."
Der Import lohne sich immer weniger, heißt es in Branchenkreisen. Längst hat beispielsweise Krebs seinen Schwerpunkt auf den Export verlegt - nur knapp 15 Prozent des Umsatzes werde mit dem Import nach Deutschland generiert, sagte Fribolin. (apotheke adhoc)
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