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hier ist der vollständige Text für Sie:
IMPFSTOFFVERSORGUNG
Berlin - Obwohl die ersten Chargen des neuen Grippeimpfstoffs freigegeben sind, können in Sachsen-Anhalt derzeit nur Privatpatienten geimpft werden. Denn die Stern-Apotheke am Hasselbachplatz in Magdeburg, die im Auftrag der Krankenkassen ganz Sachsen-Anhalt mit Grippeimpfstoffen versorgen soll, hat von ihrem Vertragspartner noch keine Lieferung erhalten. Die ersten Ärzte werden ungeduldig, der Landesapothekerverband (LAV) kritisiert die zentrale Versorgung.
Nur für Privatversicherte: In Sachsen-Anhalt können Kassenpatienten noch nicht geimpft werden. Foto: Elke Hinkelbein
Die Stern-Apotheke hatte Anfang des Jahres bei der gemeinsamen
Impfstoff-Ausschreibung aller Krankenkassen den Zuschlag erhalten. Da
vorher nicht bekannt gewesen sei, wann das PEI die Chargen freigeben
werde, sei mit den Kassen die Belieferung der Praxen bis zur 35.
Kalenderwoche vereinbart worden, sagt Apothekeninhaber Boris Osmann.
„Wir bekommen am Freitag die Impfstoffe vom Hersteller, so dass wir am
Montag mit der Auslieferung an die Arztpraxen beginnen können." Man
liege absolut im Zeitplan.
Vereinzelt habe es bereits Nachfragen von den Ärzten gegeben, die
Osmann nicht bedienen konnte. Denn der Apotheker aus Magdeburg hat sich
für den Impfstoff von Solvay entschieden. Dieser war jedoch nicht unter
den acht Millionen Impfdosen, die das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in
der vergangenen Woche freigeben hatte.
Kritik an seinem Vertragspartner lässt Osmann nicht gelten: „Die vorab
durch das PEI freigegebenen Dosen hätten bei einer deutschlandweiten
Verteilung ohnehin nicht für ganz Sachsen-Anhalt gereicht", so der
Apotheker. Selbst wenn er mit diesen Herstellern Verträge geschlossen
hätte, hätte sich die Frage gestellt, welche Ärzte zuerst beliefert
werden und welche später.
Bei den Kassen sieht man keine Notwendigkeit zur Eile. „Wir reden hier
über eine Vorsorgeleistung, nicht über eine Akutmedikation", so ein
Sprecher der IKK gesund plus gegenüber APOTHEKE ADHOC. Es sei in jedem
Jahr so, dass die Chargen nach und nach freigegeben werden. Da die
Chargen von Solvay diese Woche dabei gewesen seien, könne es nächste
Woche los gehen.
Die Ärzte werden trotzdem ungeduldig, schließlich sind Impfstoffe von
anderen Herstellern bereits verfügbar. „Wir haben in dieser Woche
Pakete mit Kanülen, Pflastern, Alkoholtupfern und Patientenbroschüren
bekommen, aber den Impfstoff haben wir noch nicht", sagt der
Magdeburger Allgemeinmediziner Dr. Friedrich-Wilhelm Onnasch.
Normalerweise habe man immer ab 20. August mit der Impfung in
Altenheimen begonnen. Zudem gebe es Patienten, die im September
verreisen und sich noch vorher schützen wollten.
Auf Chargen anderer Hersteller, die beim Großhandel vorrätig sind,
können die Ärzte nicht ausweichen. „Die Kassen haben damit gedroht, die
Impfstoffe nicht zu bezahlen, wenn wir bei anderen Apotheken
bestellen", so Onnasch. Die Kassen hätten den Ärzten die zentrale
Versorgung „aufgedrückt". „Es ist legitim, etwas Neues zu versuchen,
aber wir wollen das gleiche Versorgungsniveau wie in den Vorjahren",
sagt Onnasch.
Beim LAV ist man überzeugt davon, dass die dezentrale Versorgung unter
Einbindung aller Apotheken das bessere System war. „Beim Großhandel
sind seit Anfang August Impfstoffe von verschiedenen Herstellern
lieferbar", sagt der LAV-Vorsitzende Mathias Arnold. In anderen
Bundesländern könnten daher alle Patienten versorgt werden, in
Sachsen-Anhalt allerdings nur Privatversicherte. „Mit jedem Tag geht
Zeit verloren, in der Ärzte impfen könnten. Das Ziel der Impfung,
möglichst viele Menschen zu schützen, wird aktuell verfehlt", so Arnold.
Désirée Kietzmann, Donnerstag, 19. August 2010, 10:58 Uhr
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