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APOTHEKE | Medienspiegel & Presse |
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor komplexen Herausforderungen, die von internen Konflikten bis hin zu strukturellen Veränderungen reichen. Entscheidungen wie die Entmachtung des „Apothekerparlaments“ innerhalb der ABDA und der Ausschluss der Presse bei Kammerversammlungen werfen Fragen nach Demokratie und Transparenz auf. Gleichzeitig setzen einige Landesapothekerkammern durch offene Debatten und prominente Gäste politische Impulse, während andere durch rigide Informationspolitik Kritik ernten. Die Einführung eines geodatenbasierten Notdienstsystems in Baden-Württemberg und die Diskussion über die stärkere Einbindung der Apotheken in präventive Gesundheitsmaßnahmen zeigen Potenzial für eine Modernisierung der Branche. Wirtschaftlich bleiben die Belastungen hoch, von der notwendigen Sanierung des Zentrallaboratoriums bis hin zu umstrittenen Werbekampagnen, die rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Vor dem Hintergrund des Apothekensterbens und der Unsicherheit über die künftige Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem drängen politische Akteure und Berufsverbände auf Reformen. Führungswechsel bei der Bundesapothekerkammer und mögliche Überraschungen bei der DAV-Wahl sorgen für Spannung, während Innovationen wie ein Pharmaziestudiengang in Brandenburg die langfristige Versorgung stärken könnten. Die Apotheken stehen an einem Scheideweg, an dem klare Konzepte und mutige Entscheidungen notwendig sind, um Vertrauen zurückzugewinnen und die Zukunft der wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu sichern.
Demokratie im Rückzug: Apothekerschaft vor einer Vertrauenskrise
Die jüngsten Entwicklungen in der Standesvertretung der Apotheker werfen Fragen nach demokratischen Prinzipien und Kommunikationsstrategien auf. In der ABDA-Mitgliederversammlung wurde beschlossen, das sogenannte „Apothekerparlament“ zu entmachten, was bei vielen Delegierten und Apothekern Unverständnis hervorruft. Diese Entscheidung reduziert die Mitbestimmungsrechte und wirft ein Licht auf den Umgang mit demokratischen Prozessen innerhalb der Standesorganisationen. Parallel dazu sorgt eine Landesapothekerkammer für Schlagzeilen, indem sie die Presse von Kammerversammlungen ausschließt – ein Schritt, der als Rückschritt in der Transparenz gewertet wird.
Zugleich bleibt die Kommunikation über die Zukunft der Apotheken im Gesundheitswesen ein großes Defizit. Während es Hinweise darauf gibt, dass Konzepte zu Themen wie Prävention und einer stärkeren Rolle der Apotheken in der Primärversorgung existieren, mangelt es an konkreten und öffentlich diskutierten Vorschlägen. Viele Apotheker und Branchenexperten bemängeln, dass die Öffentlichkeit und die Basis der Apothekerschaft kaum in die strategischen Überlegungen eingebunden werden. Ohne klar formulierte Pläne und ein transparentes Vorgehen könnten wichtige Reformideen bereits im Vorfeld an Akzeptanz verlieren.
In einer Zeit, in der Apotheken mit vielfältigen Herausforderungen wie Personalengpässen, Digitalisierung und wirtschaftlichen Belastungen kämpfen, erscheint ein einheitliches und kommunikatives Vorgehen der Standesvertretungen als essenziell. Die Apothekerschaft erwartet klare Aussagen, wie ihre Rolle in der Gesundheitsversorgung gestärkt werden soll. Ein Mangel an Offenheit könnte langfristig das Vertrauen in die Standesvertretungen weiter schwächen.
Die Ereignisse rund um die ABDA und einige Kammern sind ein Weckruf für die Standesvertretungen der Apothekerschaft. Demokratie lebt von Transparenz, und diese scheint zunehmend in den Hintergrund zu rücken. Die Entmachtung des „Apothekerparlaments“ und der Ausschluss der Presse aus Kammerversammlungen stehen sinnbildlich für eine gefährliche Entwicklung, die dem demokratischen Verständnis der Mitglieder widerspricht.
Genauso problematisch ist die mangelnde Kommunikation zu strategischen Zukunftsplänen. Die Apothekerschaft und die Öffentlichkeit verdienen es, an diesen Diskussionen teilzuhaben. Ohne klar definierte Konzepte und eine frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure drohen selbst gute Ansätze im Ansatz zu scheitern.
Die Standesvertretungen müssen ihre Strukturen und Prozesse überdenken, um Vertrauen zurückzugewinnen. Offenheit und Dialog sind keine Schwächen, sondern die Grundlage für eine starke, geeinte Apothekerschaft. Es ist höchste Zeit, die richtigen Signale zu setzen – bevor der Rückhalt der Basis vollständig erodiert.
Berliner Apothekerkammer: Presseverbot bei Kammerversammlung sorgt für Kritik
Die Berliner Apothekerkammer steht im Fokus einer kontroversen Diskussion, nachdem sie erneut die Presse von ihrer Kammerversammlung ausgeschlossen hat. Als einzige Apothekerkammer in Deutschland untersagt Berlin grundsätzlich den Zugang von Medienvertretern zu diesen Sitzungen. Bisher hatten Kammermitglieder die Möglichkeit genutzt, im Nachgang indirekt zu berichten, doch eine neue Verschärfung macht dies nun unmöglich: Externe Teilnehmer sollen eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen, die jede Weitergabe von Informationen untersagt. Eine betroffene Apothekerin verweigerte die Unterschrift und verließ die Sitzung ohne Bericht.
Die Kammer rechtfertigt diese Maßnahme mit dem Schutz vertraulicher Diskussionen und sensibler Themen. Zudem hieß es, dass alle Gäste – unabhängig von ihrem Hintergrund – verpflichtet seien, eine solche Erklärung abzugeben. Kritiker bemängeln jedoch, dass dies nicht nur ein Bruch mit der üblichen Praxis darstellt, sondern auch die Transparenz einer Körperschaft des öffentlichen Rechts infrage stellt.
Der generelle Ausschluss der Presse und die Einführung von Verschwiegenheitserklärungen werden von Beobachtern als überzogen angesehen. In anderen Bundesländern sind Kammerversammlungen für Medienvertreter zugänglich, wobei bei besonders sensiblen Themen explizit um Zurückhaltung in der Berichterstattung gebeten wird. Dieses Vorgehen hat sich als effektiv erwiesen, um die Interessen der Kammer zu schützen und gleichzeitig Transparenz zu gewährleisten.
Die Argumentation der Berliner Kammer, der Ausschluss der Presse liege auch an Platzproblemen, stößt ebenfalls auf Skepsis. Kritiker halten diese Begründung für unzureichend und betonen, dass Transparenz in einem demokratischen Berufsverband einen zentralen Stellenwert haben sollte. Der Eindruck, dass kritische Berichterstattung unterbunden werden soll, ist schwer zu entkräften und könnte langfristig das Vertrauen der Mitglieder in ihre Kammer beeinträchtigen.
Offen bleibt zudem die Frage, ob diese Regelung tatsächlich von einer Mehrheit der Kammerversammlung getragen wird oder ob sie eine Entscheidung der Kammerleitung darstellt. In jedem Fall wirft der Vorgang ein Licht auf die internen Strukturen und Kommunikationsstrategien der Berliner Apothekerkammer, die sich nun der Kritik an mangelnder Transparenz stellen muss.
Die Entscheidung der Berliner Apothekerkammer, Pressevertreter grundsätzlich von ihren Versammlungen auszuschließen, ist ein alarmierendes Signal für Transparenz und demokratische Strukturen in einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Kammerversammlungen sind nicht nur Orte, an denen wichtige berufs- und gesundheitspolitische Themen diskutiert werden, sondern auch Ausdruck demokratischer Mitbestimmung. Der Zugang von Medienvertretern sollte hier als selbstverständlicher Bestandteil einer offenen Kommunikation gesehen werden.
Verschwiegenheitserklärungen, die eine Berichterstattung pauschal unterbinden, widersprechen dem Grundgedanken der Transparenz. Sie erzeugen den Eindruck, dass Diskussionen bewusst im Verborgenen gehalten werden sollen. Dieses Vorgehen steht in einem deutlichen Widerspruch zu den Erwartungen der Mitglieder und der Öffentlichkeit an eine Berufsvertretung, die Verantwortung für ihre Entscheidungen übernimmt.
Die Berliner Kammer sollte den eingeschlagenen Kurs überdenken und eine Praxis etablieren, die sowohl den Schutz sensibler Inhalte als auch die Transparenz für ihre Mitglieder und die Öffentlichkeit gewährleistet. In einer Zeit, in der Vertrauen und Offenheit wichtiger denn je sind, kann die Kammer es sich nicht leisten, den Eindruck von Verschlossenheit und Intransparenz zu vermitteln. Nur durch klare Signale in Richtung einer offenen Kommunikationskultur kann sie das Vertrauen ihrer Mitglieder langfristig sichern.
Hessische Apothekerkammer setzt Zeichen für die Zukunft
Die hessische Landesapothekerkammer hat mit ihrer letzten Delegiertenversammlung der aktuellen Wahlperiode ein politisches Signal gesetzt. Vor den anstehenden Wahlen zur Neubesetzung der Delegiertenversammlung begrüßte Kammerpräsidentin Ursula Funke Dr. Sonja Optendrenk (CDU), Staatssekretärin im hessischen Gesundheitsministerium, als prominente Gastrednerin. Die Anwesenheit der Presse unterstrich die Bedeutung des Ereignisses und sorgte für eine breite Öffentlichkeit der gesundheitspolitischen Debatten.
In ihrer Rede positionierte sich Optendrenk klar gegen die Idee einer „Apotheke ohne Apotheker“. Diese werde es mit der Union nicht geben, erklärte sie. Dabei würdigte sie die hohe Qualifikation der PTA, stellte jedoch unmissverständlich klar, dass deren Berufsausbildung nicht mit der des Apothekers gleichzusetzen sei. Sie regte eine Weiterentwicklung und Qualifizierungsmöglichkeiten für den PTA-Beruf an, um diesen langfristig zu stärken und auszubauen.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Zukunft der Apothekenvergütung. Optendrenk forderte eine neue Herangehensweise an die Anpassung des Apothekenhonorars. Zusätzliche Aufgaben, die Apotheken zunehmend übernehmen, etwa in der Beratung unabhängig vom Verkauf von Arzneimitteln, müssten zwingend auch mit einer zusätzlichen Vergütung einhergehen. Ihre Worte wurden von den Delegierten mit Hoffnung aufgenommen, da sie auf die Bereitschaft der Union hinwiesen, die finanziellen Rahmenbedingungen der Apotheken nachhaltig zu verbessern.
Die Delegiertenversammlung bot somit nicht nur eine Plattform für politische Positionsbestimmungen, sondern war zugleich ein Ausdruck der Wertschätzung für die zentrale Rolle der Apotheken im Gesundheitswesen. Die Reformvorschläge und Honorierungspläne von Optendrenk geben einen Ausblick auf mögliche positive Entwicklungen nach der Wahl im Frühjahr.
Mit ihrer klaren Positionierung gegen die „Apotheke ohne Apotheker“ und den Appell zur Neugestaltung des Honorarsystems hat Dr. Sonja Optendrenk ein wichtiges Zeichen für die Apothekenlandschaft gesetzt. Diese Aussagen kommen in einer Zeit, in der Apotheken von politischen Unsicherheiten und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägt sind.
Die Anerkennung der Apotheken als unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems ist ein essenzielles Signal, das die Delegiertenversammlung geprägt hat. Besonders positiv ist die Bereitschaft der CDU, die Vergütung für Apothekenleistungen neu zu denken. Das zeigt ein Verständnis für die wachsenden Anforderungen an Apotheken, die zunehmend auch in der Prävention und Beratung eine Schlüsselrolle übernehmen.
Doch die Worte müssen nach der Wahl im Frühjahr mit Taten untermauert werden. Ohne konkrete Maßnahmen, die die finanzielle Stabilität der Apotheken sichern, droht ein Vertrauensverlust. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der politische Wille zur Unterstützung der Apotheken tatsächlich in greifbare Reformen mündet. Bis dahin bleibt Optimismus angebracht, aber Vorsicht geboten.
Noweda: Erfolgreiches Geschäftsjahr und klare Signale für die Zukunft
Der genossenschaftliche Großhändler Noweda hat auf seiner Generalversammlung ein erfolgreiches Geschäftsjahr präsentiert. Vorstandschef Dr. Michael Kuck zeigte sich erfreut über steigende Umsätze und Gewinne und unterstrich die Bedeutung strategischer Maßnahmen zur Sicherung der Apothekenlandschaft. Im Fokus standen neben wirtschaftlichen Erfolgen auch die politische und gesellschaftliche Einflussnahme durch die Apotheken.
Dr. Kuck betonte die zunehmende politische Stärke der Apothekerinnen und Apotheker. Der Wahlkampf biete eine günstige Gelegenheit, auf Missstände hinzuweisen und die Anliegen der Branche zu vertreten. Die hohe Glaubwürdigkeit der Apotheken in den Wahlkreisen sowie ihre kommunikative Reichweite sorgten dafür, dass Politiker Einladungen der Apothekerschaft wahrnahmen. „Apotheken können in Wahlkreisen massiven Druck aufbauen und sind für die Bevölkerung unverzichtbar,“ erklärte Kuck.
Zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit habe die Noweda in den vergangenen Wochen mehrere Millionen Flyer verteilt, Beiträge in der Kundenzeitschrift „My Life“ veröffentlicht und soziale Medien aktiv genutzt. Ziel sei es gewesen, auf die Hintergründe des Apothekensterbens aufmerksam zu machen. Laut Kuck zeigten diese Maßnahmen bereits Wirkung: Die Bevölkerung fordere zunehmend Lösungen von den Regierungsparteien, um die Arzneimittelversorgung langfristig zu sichern.
Mit Blick auf die Zukunft kündigte die Noweda weitere Schritte zur Stärkung der Apotheken an. Im Rahmen des „Zukunftspakts Apotheke“ werde ab 2025 die Grundgebühr für das System „Card-Link“ übernommen, um Apotheken im digitalen Wettbewerb zu unterstützen. Zudem sollen die Eigenmarken der Noweda in eine Tochtergesellschaft überführt werden. Die Anteile an dieser Gesellschaft würden an die Mitglieder übertragen, um die genossenschaftliche Struktur weiter zu stärken.
Dr. Kuck betonte, dass die Noweda mit diesen Maßnahmen nicht nur auf aktuelle Herausforderungen reagiere, sondern auch die Weichen für eine zukunftsfähige Apothekenlandschaft stelle.
Die Noweda beweist erneut, dass wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliches Engagement Hand in Hand gehen können. Während viele Branchen in Krisenzeiten den Rückzug antreten, zeigt die Genossenschaft, wie durch strategische Maßnahmen Stabilität geschaffen werden kann.
Besonders beeindruckend ist der politische Einsatz der Noweda. Indem sie Apotheken dazu ermutigt, ihre Stimme zu erheben, wird deutlich, welche Hebel die Branche tatsächlich bedienen kann. Der gezielte Druck auf politische Akteure ist nicht nur legitim, sondern angesichts der anhaltenden Schließungen von Apotheken auch dringend notwendig.
Die Investition in Digitalisierung und die Stärkung der genossenschaftlichen Strukturen sind klare Signale für die Zukunft. Damit zeigt die Noweda, dass sie nicht nur auf kurzfristige Gewinne aus ist, sondern langfristige Perspektiven für ihre Mitglieder schafft. Solche Initiativen könnten der gesamten Branche als Vorbild dienen.
Das erfolgreiche Geschäftsjahr ist ein starkes Fundament, doch die Herausforderungen bleiben groß. Der Apothekenlandschaft fehlt es weiterhin an politischen Rahmenbedingungen, die ihre wichtige Rolle nachhaltig absichern. Hier ist die Politik gefragt – die Noweda hat ihre Hausaufgaben gemacht.
Neue Notdienstregelung entlastet Apotheken in Baden-Württemberg
Die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg hat auf ihrer jüngsten Vertreterversammlung die Einführung eines geodatenbasierten Systems zur Notdienstverteilung beschlossen. Diese Neuerung, die ab 2025 gilt, sieht eine engere Zusammenarbeit mit den benachbarten Bundesländern Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz vor. Ziel ist es, den Notdienst der Apotheken effizienter und fairer zu gestalten.
Kern der neuen Verteilungsstrategie sind datenbasierte Planungsparameter, die Einwohnerzahlen, Apothekenabstände und die Vermeidung von Überlastungen einzelner Apotheken berücksichtigen. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass in jeder Region eine Mindestanzahl an diensthabenden Apotheken verfügbar ist. Laut Landesapothekerkammer soll die Umstellung vor allem eine gerechtere Verteilung der Dienste ermöglichen.
Für das Jahr 2025 wird prognostiziert, dass die Gesamtzahl der Notdienste in Baden-Württemberg im Vergleich zu 2024 um etwa 10.000 Einsätze sinken wird. Dabei profitieren 1.584 Apotheken von einer Entlastung, während für 191 Apotheken die Anzahl der Dienste unverändert bleibt. Jedoch müssen 375 Apotheken mit einer höheren Dienstbelastung rechnen. Diese Mehrbelastung ist notwendig, um eine flächendeckende Versorgung insbesondere in dünn besiedelten oder schwer zugänglichen Regionen wie dem Schwarzwald zu gewährleisten.
Die durchschnittliche Entfernung zur nächsten diensthabenden Apotheke wird auf 8 Kilometer geschätzt. In Ausnahmefällen, beispielsweise in ländlichen Regionen, kann diese Entfernung jedoch bis zu 25 oder 30 Kilometer betragen. Die Landesapothekerkammer betont, dass diese Distanzen in Deutschland weiterhin zumutbar seien, gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.
Trotz der geplanten Vorteile stößt das neue System auf Kritik. Insbesondere kleinere Apotheken sehen sich durch die gleichmäßigere Verteilung der Dienste in der Pflicht, zusätzliche Einsätze zu übernehmen, die ihre ohnehin angespannte Personal- und Finanzsituation verschärfen könnten. Zudem besteht die Sorge, dass durch die anhaltenden Apothekenschließungen in den kommenden Jahren weitere Belastungen entstehen könnten.
Die Landesapothekerkammer sieht in der Umstellung dennoch eine notwendige Modernisierung. „Das geodatenbasierte System ermöglicht uns, knappe Ressourcen gezielter einzusetzen und dabei die Versorgungssicherheit zu wahren“, heißt es von Seiten der Kammer. Auch in den benachbarten Bundesländern wird ein ähnliches Modell bereits erfolgreich praktiziert.
Die Einführung der geodatenbasierten Notdienstverteilung ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Organisation der Apothekennotdienste zeitgemäß zu gestalten. Die Integration von datenbasierten Analysen und die Einbindung der Nachbarländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz verdeutlichen den Willen zur Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg.
Kritik an der Mehrbelastung einzelner Apotheken ist verständlich, spiegelt jedoch auch das Grundproblem des deutschen Apothekenwesens wider: die zunehmende Schließung von Standorten, insbesondere im ländlichen Raum. Solche Entwicklungen machen deutlich, wie dringend eine strukturelle Reform des gesamten Apothekensystems notwendig ist.
Die durchschnittliche Entfernung von 8 Kilometern zur nächsten diensthabenden Apotheke mag in vielen Fällen akzeptabel erscheinen, doch für ältere Menschen oder Personen ohne eigenes Fahrzeug können größere Distanzen eine erhebliche Hürde darstellen. Hier wird deutlich, dass die Modernisierung der Notdienstverteilung nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern Hand in Hand mit einer Stabilisierung der Apothekenlandschaft erfolgen muss.
Insgesamt zeigt die Neuregelung, dass technologische Ansätze und pragmatische Lösungen essenziell sind, um die Gesundheitsversorgung in Deutschland zukunftsfähig zu machen. Die Herausforderung bleibt jedoch, die Bedürfnisse der Apotheken und der Patienten gleichermaßen zu berücksichtigen.
Zentrallaboratorium vor Umbruch: Sanierungsbedarf und strategische Neuausrichtung
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) steht vor einer entscheidenden Phase: Während das Gebäude des Instituts dringend sanierungsbedürftig ist, wird die Frage nach dem langfristigen Nutzen des ZL für die Apothekerschaft immer lauter. Die notwendigen Mittel für die Instandsetzung sollen von den Landesapothekerkammern bereitgestellt werden, die diese wiederum teilweise über Beiträge ihrer Mitglieder finanzieren könnten. Angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage vieler Apotheken wirft dies berechtigte Fragen nach der Zukunftsfähigkeit des ZL und seiner Aufgaben auf.
Auf der Kammerversammlung der Landesapothekerkammer Brandenburg stellte die wissenschaftliche Leiterin des ZL, Prof. Dr. Mona Tawab, die aktuellen Leistungen des Instituts sowie ihre Vision für die Weiterentwicklung bis 2030 vor. Unter dem Motto „Vision ZL 2030“ skizzierte sie Maßnahmen, die das Institut stärker an den Bedürfnissen der Apotheken ausrichten sollen.
Zu den geplanten Neuerungen zählen unter anderem eine intensivere Unterstützung der Apotheken bei der Einführung neuer Technologien, die Entwicklung innovativer Fortbildungskonzepte und die Entlastung bei analytischen Aufgaben. Zudem soll das ZL als Studienzentrum dienen, das praxisrelevante Fragen aus dem Apothekenalltag aufgreift und durch Forschung und Beratung Antworten liefert.
Tawab betonte die Bedeutung des ZL als unabhängiges Institut, das Apotheken nicht nur in der Qualitätssicherung unterstützt, sondern auch als vertrauenswürdiger Partner bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen agiert. „Es ist immer gut, ein unabhängiges Institut zu haben“, erklärte sie. Gleichzeitig rief sie dazu auf, die Sichtbarkeit des ZL sowohl innerhalb der Branche als auch in der politischen Wahrnehmung zu erhöhen. Eine stärkere Präsenz könnte nicht nur die Akzeptanz, sondern auch die langfristige Unterstützung des Instituts sichern.
Die finanzielle Belastung durch die Sanierung und die geplanten strategischen Erweiterungen des ZL sorgen dennoch für Diskussionen. In einer Zeit, in der Apotheken bereits mit steigenden Kosten und stagnierenden Einnahmen kämpfen, bleibt die Frage, ob sich die Branche diesen Ausbau leisten kann. Die Zukunft des ZL hängt entscheidend davon ab, wie überzeugend es seinen Mehrwert für die Apothekerschaft darstellt und ob die angestrebten Projekte tatsächlich zu einer spürbaren Entlastung und Unterstützung führen.
Die Debatte um die Zukunft des Zentrallaboratoriums könnte kaum aktueller sein. Die Apothekerschaft steht vor enormen Herausforderungen – wirtschaftlich, technologisch und gesellschaftlich. Ein unabhängiges Institut wie das ZL, das praxisnahe Lösungen anbietet und die Qualitätssicherung stärkt, könnte in diesen turbulenten Zeiten ein unverzichtbarer Partner sein. Doch Sympathie allein reicht nicht aus, um die Existenz eines solchen Instituts zu rechtfertigen. Die Leistungen des ZL müssen für die Apotheken spürbare Vorteile bringen, sei es durch innovative Technologien, praxisorientierte Fortbildungen oder die Entlastung im Arbeitsalltag.
Prof. Dr. Tawab hat mit der „Vision ZL 2030“ einen überzeugenden Fahrplan vorgelegt, doch dieser muss mit Leben gefüllt werden. Die Apotheken benötigen klare Belege dafür, dass das ZL mehr ist als ein kostenintensiver Traditionsverein. Auch die Politik ist gefordert: Ein Institut, das die Qualität und Versorgungssicherheit stärkt, verdient stärkere Unterstützung, nicht nur durch Beiträge der Apothekerschaft.
Am Ende steht eine Kernfrage im Raum: Können und wollen sich Apotheken ein ZL leisten, das zwar hohe Ansprüche formuliert, aber in der Praxis den Nutzen noch beweisen muss? Die Antwort darauf entscheidet über die Zukunft des ZL – und möglicherweise auch über einen wichtigen Pfeiler der Qualitätssicherung in der deutschen Apothekenlandschaft.
Apotheken in der Prävention: Chancen und Widerstände
Die Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem wird neu diskutiert. Politik und Berufsverbände, allen voran die ABDA, sehen in den Apotheken eine wichtige Anlaufstelle für präventive Maßnahmen. Sie schlagen vor, die pharmazeutischen Einrichtungen stärker in die Primärversorgung einzubinden, um die Prävention von Krankheiten zu fördern. Mit niedrigschwelligem Zugang und umfassender Gesundheitskompetenz könnten Apotheken insbesondere in ländlichen Gebieten dazu beitragen, Versorgungslücken zu schließen.
Die Forderungen basieren auf der Beobachtung, dass Arztpraxen durch hohe Patientenzahlen oft überlastet sind. Für ausführliche Beratung zu Präventionsmaßnahmen bleibt dort häufig kaum Zeit. Apotheken hingegen sind vielerorts die erste Anlaufstelle für Gesundheitsfragen und könnten in diesem Bereich eine größere Verantwortung übernehmen.
Gegenwind kommt vor allem aus den Reihen der Ärzteschaft. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns hat sich kritisch zu den Plänen geäußert und betont, dass Prävention ein integraler Bestandteil der hausärztlichen Tätigkeit sei. Eine Ausweitung der Präventionsangebote auf Apotheken würde, so die Befürchtung, zu einer Verwässerung der Zuständigkeiten und möglicherweise zu finanziellen Einbußen für die Ärzteschaft führen. Die Vergütung präventiver Leistungen sei bereits ein problematisches Thema in der ärztlichen Versorgung, da diese in der aktuellen Systematik kaum angemessen honoriert werde.
Experten mahnen jedoch, dass die Verlagerung von Teilen der Präventionsarbeit an Apotheken nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu verstehen sei. Nur durch interprofessionelle Zusammenarbeit ließen sich die wachsenden Anforderungen an das Gesundheitssystem bewältigen. Dabei sei eine klare Regelung notwendig, um Überschneidungen zu vermeiden und die Qualität der Versorgung zu gewährleisten.
Ob die Pläne politisch durchgesetzt werden können, hängt auch von der Frage ab, wie die zusätzlichen Aufgaben der Apotheken finanziert werden sollen. Ein breiter Konsens zwischen Politik, Ärzten und Apothekern erscheint bislang schwierig.
Die Diskussion über die Rolle der Apotheken in der Prävention zeigt exemplarisch, wie schwer sich das Gesundheitssystem mit interprofessioneller Zusammenarbeit tut. Die Argumente der Ärzte, Prävention sei ein fester Bestandteil ihrer Arbeit, sind grundsätzlich berechtigt. Doch in der Praxis bleibt diese oft hinter den Ansprüchen zurück. Überfüllte Wartezimmer und Zeitdruck lassen kaum Raum für präventive Beratung.
Hier könnten Apotheken eine wertvolle Ergänzung darstellen, nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung des bestehenden Angebots. Ihr niedrigschwelliger Zugang und ihre Nähe zu den Menschen machen sie prädestiniert dafür, wichtige Gesundheitsinformationen weiterzugeben und präventive Maßnahmen zu fördern. Die Angst der Ärzteschaft vor Einnahmeverlusten zeigt allerdings, dass es weniger um das Wohl der Patienten geht, sondern um finanzielle Interessen.
Ein Gesundheitssystem, das Patienten in den Mittelpunkt stellt, sollte sich über interprofessionelle Lösungen freuen, anstatt sie zu blockieren. Für die Politik bedeutet das, verbindliche Strukturen zu schaffen, in denen Apotheken und Ärzte kooperieren, ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Prävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle Akteure des Gesundheitswesens betrifft – und genau so sollte sie auch behandelt werden.
ABDA will Apotheken stärker in den Fokus der Bundestagswahl rücken
Die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) plant, die Interessen der Apothekerschaft im Vorfeld der Bundestagswahl prominenter in die Wahlprogramme der Parteien einzubringen. Wie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening im Online-Format „ABDA-Livetalk“ mitteilte, laufen bereits Gespräche mit verschiedenen politischen Akteuren. Ziel sei es, die Bedeutung der Apotheken als wohnortnahe Versorger und unverzichtbare Stütze im Gesundheitswesen zu betonen.
Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist eine innovative Öffentlichkeitsarbeit. Die ABDA will Selfievideos und Online-Statements von Bundestagskandidatinnen und -kandidaten einholen, um deren Positionen zur Zukunft der Apotheken transparent darzustellen. Diese Videos sollen die Bedeutung der Apotheken im politischen Diskurs hervorheben und gleichzeitig aufzeigen, welche Erwartungen die Politik an die Branche hat.
Parallel dazu finalisiert die ABDA ihre Kernpositionen für die Bundestagswahl. Diese sollen als Grundlage für die Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern dienen und die Rolle der Apotheken im digitalen und demografischen Wandel des Gesundheitswesens unterstreichen. Dabei wird auch die nachhaltige Finanzierung der Apotheken, insbesondere angesichts steigender Betriebskosten und eines sich verändernden Versorgungsbedarfs, in den Mittelpunkt gerückt.
Innerhalb der Apothekerschaft gibt es jedoch kritische Stimmen. Häufig wurde eine unzureichende Kommunikation der ABDA gegenüber der Basis bemängelt. Es wird erwartet, dass die Organisation ihre Strategie nicht nur der Politik, sondern auch den Apothekerinnen und Apothekern klar und nachvollziehbar darlegt. Die kommenden Wochen könnten entscheidend sein, um Transparenz und Vertrauen aufzubauen.
Ob die Bemühungen der ABDA erfolgreich sein werden, hängt maßgeblich davon ab, wie gut es gelingt, die politischen Parteien für die Anliegen der Apotheken zu sensibilisieren. Die Bundestagswahl bietet die Chance, die zukünftige Rolle der Apotheken im Gesundheitssystem nachhaltig zu stärken und ihre Bedeutung als unentbehrliche Versorgungsstütze klar zu definieren.
Die Initiative der ABDA, die Interessen der Apotheken im Bundestagswahlkampf stärker zu vertreten, kommt spät, aber nicht zu spät. Angesichts der immensen Herausforderungen, vor denen die Branche steht – von steigenden Betriebskosten bis hin zu wachsender Konkurrenz durch den Onlinehandel –, ist es zwingend notwendig, klare Positionen zu formulieren und politisch Gehör zu finden.
Die geplanten Selfievideos und Statements von Bundestagskandidaten sind ein kreativer Ansatz, um die Sichtbarkeit der Apotheken zu erhöhen. Doch kreative Formate allein reichen nicht aus. Es bedarf einer klaren, strategischen Kommunikation, die sowohl die Politik als auch die Apothekerschaft überzeugt. Hier hat die ABDA Nachholbedarf. Zu oft blieb in der Vergangenheit unklar, welche konkreten Forderungen und Ziele sie verfolgt.
Es bleibt zu hoffen, dass die finalisierten Kernpositionen der ABDA nicht nur klare Antworten liefern, sondern auch die Basis der Apothekerschaft stärker einbinden. Transparenz und Dialog sind der Schlüssel, um das Vertrauen der eigenen Mitglieder zu stärken und gleichzeitig die politische Schlagkraft zu erhöhen. Die Zeit bis zur Bundestagswahl muss die ABDA nutzen, um die Apothekerschaft als unverzichtbare Säule des Gesundheitssystems zu positionieren – für die Politik und die Gesellschaft gleichermaßen.
Neue Führung bei der Bundesapothekerkammer: Hoffmann und Scharpf übernehmen Verantwortung
Dr. Armin Hoffmann, ein erfahrener Industrieapotheker, wurde zum neuen Präsidenten der Bundesapothekerkammer (BAK) gewählt und tritt sein Amt zum Jahreswechsel an. Er folgt auf Thomas Benkert, der nach einer langen Amtszeit den Posten abgibt. Bereits im Vorfeld der Wahl galt Hoffmann als Favorit, was seine klare Positionierung als Vertreter eines modernen Berufsbildes der Apotheker unterstrich. Seine Wahl wird als Chance gesehen, frischen Wind in die Kammer zu bringen.
Eine Überraschung brachte die Wahl der Vizepräsidentschaft: Franziska Scharpf, die derzeit als Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer tätig ist, konnte sich mit einem deutlichen Ergebnis gegen Dr. Hannes Müller durchsetzen. Scharpf gewann 79 Prozent der Stimmen und wird nun eine zentrale Rolle in der Leitung der BAK einnehmen. Ihre Wahl wird von vielen als Signal für einen Generationswechsel sowie für eine stärkere Repräsentation von Frauen in der Pharmazie wahrgenommen.
Die neue Führung übernimmt die Verantwortung in einer Phase, in der die Apothekerschaft vor bedeutenden Herausforderungen steht. Themen wie die Digitalisierung, die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung und die Neuausrichtung politischer Rahmenbedingungen prägen die Agenda. Gleichzeitig gibt es Forderungen aus den Reihen der Apothekerinnen und Apotheker nach mehr Transparenz und Mitbestimmung in der Arbeit der Kammer. Hoffmann und Scharpf werden daran gemessen, ob sie diese Erwartungen erfüllen und die Berufsvertretung zukunftsfähig gestalten können.
Mit der Wahl Hoffmanns und Scharpfs setzt die BAK auf eine Kombination aus Erfahrung und Aufbruch. Während Hoffmann für seine strategische Weitsicht bekannt ist, bringt Scharpf als Vertreterin einer jüngeren Generation frische Perspektiven ein. Gemeinsam haben sie nun die Aufgabe, die Interessen der Apothekerschaft zu bündeln und die Herausforderungen der Branche aktiv anzugehen.
Die Wahl von Armin Hoffmann und Franziska Scharpf markiert einen Wendepunkt für die Bundesapothekerkammer. Die Apothekerschaft erwartet nicht weniger als eine Neuausrichtung ihrer Berufsvertretung. Hoffmanns Erfahrung in der Industrie könnte fruchtbar sein, um die strategischen Herausforderungen zu meistern, während Scharpfs deutlicher Wahlerfolg ein starkes Signal für die Erneuerung ist.
Jedoch liegen die Erwartungen hoch. Die Apothekerschaft ist von der bisherigen Arbeit der Kammer nicht immer überzeugt gewesen. Mehr Transparenz, offene Kommunikation und ein klares Bekenntnis zu den Kernanliegen der Apotheken sind essenziell. Insbesondere in Zeiten, in denen politische Entscheidungen die Existenz vieler Apotheken gefährden, braucht es eine starke und vereinte Stimme.
Die neue Führung steht damit vor einer Bewährungsprobe. Gelingt es Hoffmann und Scharpf, die verschiedenen Interessen innerhalb der Apothekerschaft zu vereinen und mit einer klaren Agenda aufzutreten, könnte dies ein Wendepunkt für die Zukunft der Kammer sein. Doch nur mit konkreten Ergebnissen und einer sichtbaren Wirkung wird dieser Neuanfang wirklich erfolgreich sein.
Pharmaziestudium in Brandenburg: Vision wird zur politischen Perspektive
Die Landespolitik Brandenburgs könnte in einer lange als unrealistisch geltenden Frage einen entscheidenden Schritt nach vorne machen: Im Entwurf des neuen Koalitionsvertrags der künftigen Landesregierung, bestehend aus SPD und BSW, wird erstmals die Prüfung der Einführung eines Pharmaziestudiengangs in Brandenburg erwähnt. Dieses Vorhaben, das gemeinsam mit dem benachbarten Bundesland Sachsen realisiert werden könnte, hat das Potenzial, die pharmazeutische Versorgung in der Region nachhaltig zu stärken.
Bereits seit mehreren Jahren fordert Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, die Einrichtung eines pharmazeutischen Instituts oder zumindest eines Studiengangs Pharmazie in Brandenburg. Trotz anfänglicher Skepsis seitens der Politik und zahlreichen Hindernissen ließ Dobbert nicht nach und brachte das Thema immer wieder in die Diskussion ein. Seine Beharrlichkeit scheint nun Früchte zu tragen, auch wenn die Umsetzung noch in weiter Ferne liegt.
Im Koalitionsvertrag heißt es explizit, dass eine Einführung geprüft werde. Angesichts des Fachkräftemangels in der Apothekerschaft, insbesondere in ländlichen Regionen, könnte dieser Schritt eine dringend benötigte Maßnahme sein. Die Landesregierung hat zudem angekündigt, sich verstärkt dafür einzusetzen, Apothekerinnen und Apotheker für die Arbeit in strukturschwachen Gebieten zu gewinnen. Dies unterstreicht den Stellenwert der flächendeckenden Versorgung mit pharmazeutischen Dienstleistungen als Teil der gesundheitlichen Daseinsvorsorge.
Der Weg von der Prüfung der Machbarkeit bis hin zur Realisierung eines Pharmaziestudiengangs ist jedoch lang und birgt zahlreiche Herausforderungen. Neben der Finanzierung stehen Fragen zur infrastrukturellen Umsetzung und zur Kooperation mit Sachsen im Raum. Dennoch sendet die Aufnahme des Themas in den Koalitionsvertrag ein wichtiges Signal an die Apothekerschaft und die Bevölkerung: Das Land erkennt die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen pharmazeutischen Ausbildung und Versorgung an.
Für Jens Dobbert dürfte dieser Schritt eine Bestätigung seines jahrelangen Einsatzes sein. Er hat gezeigt, dass Ausdauer und eine klare Vision selbst in politisch schwierigen Feldern zu greifbaren Ergebnissen führen können. Die Apothekerkammer wird zweifelsohne weiterhin aktiv daran arbeiten, dass die geplanten Maßnahmen konkrete Formen annehmen.
Die Aufnahme des Pharmaziestudiums in den Koalitionsvertrag Brandenburgs ist ein ermutigendes Signal – nicht nur für die Apothekerschaft, sondern auch für die ländliche Gesundheitsversorgung. Es zeigt, dass politische Visionen Realität werden können, wenn genügend Druck und Überzeugungskraft dahinterstehen.
Jens Dobbert hat bewiesen, dass Engagement und Beharrlichkeit eine lange Wirkung entfalten können. Dennoch darf man sich nicht zu früh freuen. Vom bloßen Erwähnen im Koalitionsvertrag bis hin zur Umsetzung ist es ein langer Weg. Die Erfahrungen anderer Bundesländer zeigen, dass selbst ambitionierte Projekte an fehlenden Ressourcen, politischem Willen oder Bürokratie scheitern können.
Dennoch verdient dieser erste Schritt Anerkennung. Die Landesregierung signalisiert, dass sie die Herausforderung der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung in Brandenburg ernst nimmt. Sollte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden, könnte es als Vorbild für andere Regionen dienen.
Die Apothekerschaft sollte jetzt geschlossen auftreten und die weiteren Schritte kritisch, aber konstruktiv begleiten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die groß angekündigten Pläne nicht in einem bürokratischen Dschungel verpuffen.
Werbe-Ärger um Günther Jauch: Gericht stoppt Kampagne der Shop Apotheke
Die Shop Apotheke sieht sich nach einer prominenten Werbekampagne mit rechtlichen und öffentlichen Herausforderungen konfrontiert. Das Landgericht Frankfurt hat der Online-Apotheke untersagt, weiterhin mit einer Aktion zu werben, bei der TV-Moderator Günther Jauch die Einlösung von E-Rezepten über die Plattform CardLink und einen damit verbundenen 10-Euro-Gutschein bewirbt. Nach Ansicht des Gerichts verstößt die Kampagne gegen geltendes Wettbewerbsrecht, da sie einen unzulässigen Anreiz für die Nutzung der Plattform schafft.
Im Mittelpunkt der Kampagne stand Jauch, dessen Bekanntheit und Glaubwürdigkeit die Reichweite und Akzeptanz der Werbeaktion steigern sollten. Die rechtliche Beanstandung richtet sich dabei insbesondere gegen die Verbindung von Rabattangeboten mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, die in Deutschland strengen Regularien unterliegen. Die Entscheidung des Gerichts setzt ein klares Signal gegen solche Maßnahmen, die die Integrität des Apothekenmarktes gefährden könnten.
Die Kritik an der Kampagne hat mittlerweile auch in den Medien ein breites Echo gefunden. So widmete die Illustrierte „Super-Illu“ dem Fall eine Titelstory, die sowohl die juristischen als auch die moralischen Aspekte beleuchtet. Brisant ist, dass der Burda-Verlag, der hinter der „Super-Illu“ steht, Mitbegründer des Zukunftspakts Apotheke ist, einer Initiative zur Stärkung stationärer Apotheken. Dies sorgt für zusätzlichen Gesprächsstoff, da der Konflikt zwischen stationären und Online-Apotheken ein zentrales Thema der Branche bleibt.
Für Günther Jauch, der sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert hat, dürfte der Fall ebenfalls unangenehm sein. Obwohl er vermutlich keinen direkten Einfluss auf die Ausgestaltung der Kampagne hatte, wird sein Name nun mit der rechtlich gestoppten Aktion in Verbindung gebracht. Dies könnte das Image des beliebten Moderators in einem sensiblen Bereich wie dem Gesundheitswesen belasten.
Die Entscheidung des Landgerichts Frankfurt wird als wegweisend für zukünftige Werbemaßnahmen im Apothekenmarkt angesehen. Sie verdeutlicht die strengen Regeln, die in diesem Sektor gelten, und zeigt, wie schnell Unternehmen bei deren Missachtung rechtliche und reputative Konsequenzen drohen.
Der Fall um die Werbekampagne von Shop Apotheke zeigt deutlich, wie sensibel der Gesundheitsmarkt auf aggressive Marketingstrategien reagiert. Die Entscheidung des Gerichts ist ein wichtiger Schritt, um die Grenzen der Werbung in diesem Bereich zu wahren. Rabattaktionen und prominente Gesichter mögen auf den ersten Blick als harmlose Marketinginstrumente erscheinen, doch sie greifen in ein hochreguliertes System ein, das die Neutralität und den Schutz von Patienteninteressen sicherstellen soll.
Für Günther Jauch stellt sich die Frage, ob ein prominenter Werbevertrag das Risiko von Reputationsschäden rechtfertigt. Sein bisher makelloses Image wird durch die juristische und moralische Kritik an der Kampagne zumindest in Teilen angekratzt. Es zeigt, wie wichtig es für Prominente ist, die Projekte, für die sie werben, genauer zu prüfen.
Der Fall wirft zudem ein Schlaglicht auf die Spannungen zwischen stationären und Online-Apotheken. Während Erstere unter steigenden Kosten und sinkenden Margen leiden, versuchen Letztere, ihre Marktanteile durch Rabatte und Digitalisierung zu erweitern. Die Frage bleibt, ob es in einer solchen Wettbewerbssituation gelingt, den Fokus weiterhin auf die Patientensicherheit und den fairen Zugang zu medizinischer Versorgung zu legen.
ABDA-Mitgliederversammlung vor entscheidender Weichenstellung: Satzungsänderung im Fokus
Am 11. Dezember wird die ABDA-Mitgliederversammlung erneut über die geplante Satzungsänderung beraten, die seit ihrer Ankündigung für kontroverse Diskussionen sorgt. Auf dem letzten Deutschen Apothekertag hatten Delegierte in einem Ad-hoc-Antrag gefordert, dass die Änderung zurückgezogen wird. Kritiker befürchten, dass die Neuregelung die Kompetenzen der Hauptversammlung und damit die Basisdemokratie innerhalb der ABDA schwächen könnte.
Die Satzungsänderung zielt darauf ab, Entscheidungsprozesse innerhalb der Organisation zu zentralisieren. Befürworter argumentieren, dass dadurch die Arbeitsfähigkeit und Effizienz verbessert werden könnten. Doch Vertreter mehrerer Landesapothekerkammern warnen vor langfristigen Folgen. Peter Stahl, Präsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, und Martin Braun, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, haben frühzeitig ihre Ablehnung geäußert. Beide betonen, dass die Hauptversammlung als zentrales Gremium für Transparenz und Mitbestimmung unverzichtbar sei.
Auch Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, gehört zu den entschiedenen Gegnern der Änderung. Sie setzt sich weiterhin dafür ein, den Beschluss zu revidieren, und appelliert an die Mitgliederversammlung, die Bedeutung demokratischer Strukturen zu berücksichtigen.
Obwohl die Debatte unter den Delegierten emotional geführt wird, ist der Ausgang der Abstimmung ungewiss. Es wird erwartet, dass sich sowohl Befürworter als auch Gegner auf der Mitgliederversammlung intensiv zu Wort melden. Der 11. Dezember könnte somit eine entscheidende Wegmarke für die Zukunft der ABDA und die Rolle der Hauptversammlung darstellen.
Die Diskussion um die geplante Satzungsänderung zeigt, wie tief die Spannungen innerhalb der ABDA reichen. Einerseits steht das Ziel im Raum, die Organisation durch effizientere Entscheidungswege zu stärken. Andererseits darf dabei nicht vergessen werden, dass Basisdemokratie und Mitbestimmung elementare Pfeiler einer standespolitischen Vertretung sind.
Die Hauptversammlung ist mehr als ein symbolisches Gremium – sie repräsentiert die Vielfalt und die Stimmen der Apothekerbasis. Wer diese Institution schwächt, riskiert, das Vertrauen in die ABDA als Ganzes zu beschädigen. Effizienz ist wichtig, aber sie darf nicht auf Kosten der Transparenz und demokratischen Kontrolle gehen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Mitgliederversammlung am 11. Dezember nicht nur die Satzungsänderung selbst, sondern auch die langfristigen Auswirkungen auf die demokratische Kultur innerhalb der ABDA sorgfältig abwägt. Ein Rückzug der geplanten Änderung wäre ein starkes Signal für den Zusammenhalt und die Einbindung der Basis.
Spannende Wendung bei der DAV-Wahl: Preis gegen Hubmann?
Die Wahl der Führungsspitze des Deutschen Apothekerverbands (DAV) am 4. Dezember könnte spannender werden als erwartet. Bisher galt die Wiederwahl des amtierenden Vorsitzenden Hans-Peter Hubmann und seiner Stellvertreterin Anke Rüdinger als sicher. Beide treten erneut an und haben in der Vergangenheit mit ihrer Erfahrung und Stabilität überzeugt. Doch nun machen Gerüchte die Runde, dass Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, eine Kandidatur in Erwägung zieht.
In einem Interview deutete Preis an, dass er bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, wenn die Mitglieder des DAV dies von ihm erwarten. Seine Äußerung hat Wellen geschlagen und lässt auf eine mögliche Kampfabstimmung schließen. Preis gilt als profilierter Vertreter der Branche und hat sich durch seine klare Kommunikation und seinen strategischen Weitblick einen Namen gemacht. Sollte er antreten, könnte dies eine bedeutende Herausforderung für Hubmann darstellen, der den Verband in einer Phase starker politischer und wirtschaftlicher Belastungen führt.
Die mögliche Kandidatur von Preis bringt Dynamik in das Wahlgeschehen und wird von vielen als Chance gesehen, frische Perspektiven in die Verbandsarbeit einzubringen. Zugleich steht die Frage im Raum, wie die Mitglieder auf diese Entwicklung reagieren werden. Ein Führungswechsel im DAV könnte weitreichende Konsequenzen für die strategische Ausrichtung des Verbands haben. Es bleibt abzuwarten, ob Preis offiziell seine Kandidatur ankündigt und wie sich die Abstimmung gestalten wird.
Die Apothekerschaft blickt mit Spannung auf die Wahl. Unabhängig vom Ausgang wird das Ergebnis ein Signal dafür sein, wie sich der DAV in einer von Reformdruck und wirtschaftlichen Herausforderungen geprägten Zeit positionieren möchte.
Eine Wahl, die plötzlich Spannung verspricht, ist für den Deutschen Apothekerverband eine Seltenheit – und vielleicht genau das, was nötig ist. Seit Jahren wird der Verband für seinen eher behäbigen Umgang mit den drängenden Herausforderungen der Branche kritisiert. Thomas Preis könnte der Impulsgeber sein, den viele sich wünschen: dynamisch, klar in der Ansprache und bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Doch ein Wechsel an der Spitze birgt auch Risiken. Hubmann steht für Kontinuität und Stabilität, Eigenschaften, die in einer Phase zahlreicher politischer Reformen nicht zu unterschätzen sind. Die Mitglieder des DAV stehen vor einer grundlegenden Entscheidung: Soll der Verband den Kurs halten oder sich neu aufstellen, um agiler auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren?
Die Apothekerschaft sollte die Gelegenheit nutzen, die Kandidaten kritisch zu prüfen. Egal, ob Hubmann bleibt oder Preis übernimmt – der DAV muss sich als starke Stimme der Apothekenlandschaft positionieren. Veränderungen sind kein Selbstzweck, aber in Zeiten wie diesen oft der erste Schritt zu notwendigem Fortschritt.
Die Zukunft der Apotheken: Primärversorgung als Rettungsanker?
Der Rückgang der Apotheken in Deutschland hat dramatische Ausmaße angenommen. Jahr für Jahr schließen zwischen 400 und 600 Apotheken ihre Türen – eine Entwicklung, die nicht nur die medizinische Versorgung gefährdet, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung in ein flächendeckendes Gesundheitssystem erschüttert. Angesichts dieser Situation ist ein zukunftsweisendes Konzept gefragt, doch von der ABDA, der zentralen Standesvertretung der Apotheker, kommen bislang nur vereinzelte Andeutungen.
In den letzten Monaten wurde ein Vorstoß bekannt, der die Rolle der Apotheken in der Primärversorgung in den Fokus rückt. Dabei geht es darum, Apotheken stärker in die Grundversorgung der Patienten einzubinden, eine Aufgabe, die bislang vor allem von Hausärzten übernommen wird. Die Idee ist nicht neu: In Ländern wie Großbritannien zeigt das „Pharmacy First“-Modell bereits, dass eine Verlagerung der Erstversorgung in Apotheken zu einer spürbaren Entlastung der ärztlichen Praxen führen kann.
Doch die Umsetzung eines solchen Modells in Deutschland ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Kritiker bemängeln, dass die ABDA ihre Basis bislang nicht ausreichend in die Diskussion eingebunden hat. Viele Apothekerinnen und Apotheker fragen sich, ob sie auf die zusätzlichen Aufgaben vorbereitet sind – sei es personell, fachlich oder organisatorisch. Hinzu kommen potenzielle Konflikte mit der Ärzteschaft, die eine Ausweitung der Kompetenzen von Apothekern möglicherweise kritisch sehen könnte.
Trotzdem könnte die verstärkte Einbindung der Apotheken in die Primärversorgung ein Weg sein, die Branche langfristig zu stärken. Durch eine engere Zusammenarbeit mit Krankenkassen und Politik ließen sich nicht nur neue Versorgungsmodelle entwickeln, sondern auch die Stellung der Apotheken im Gesundheitssystem deutlich aufwerten. Der Erfolg dieser Bemühungen wird jedoch maßgeblich davon abhängen, wie gut die Standesvertretung mit ihren Mitgliedern und anderen Akteuren kommuniziert und zusammenarbeitet.
Die Vision, Apotheken stärker in die Primärversorgung einzubinden, hat zweifelsohne das Potenzial, eine nachhaltige Lösung für die Herausforderungen im Gesundheitssystem zu bieten. Doch dieser Weg erfordert eine strategische Planung, die alle Beteiligten mitnimmt. Die ABDA steht in der Verantwortung, die Apothekerinnen und Apotheker frühzeitig in die Konzeptentwicklung einzubinden und deren Anliegen ernst zu nehmen. Gleichzeitig muss die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit Apotheken diese neuen Aufgaben übernehmen können – sei es durch zusätzliche finanzielle Unterstützung, rechtliche Anpassungen oder gezielte Fortbildungsangebote. Nur wenn alle Akteure an einem Strang ziehen, kann die Apotheke der Zukunft erfolgreich gestaltet werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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