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SICHERHEIT | Medienspiegel & Presse |
Blutdruckmessung über 24 Stunden gilt als zentrales Instrument zur Diagnose und Kontrolle der Hypertonie. Während validierte Geräte mit Oberarmmanschette klinische Standards setzen, versprechen moderne Smartwatches und Sensoren eine bequeme Alternative. Doch wie genau sind diese digitalen Helfer? Eine Analyse zeigt: Viele Wearables liefern Werte ohne diagnostische Belastbarkeit – und können ärztliche Entscheidungen verzerren. Was Patienten oft nicht wissen: Die klassische Technik ist nicht nur sicherer, sondern auch präziser, standardisiert und leitlinienkonform. Zwischen digitalem Lifestyle und medizinischer Verantwortung tun sich gefährliche Grauzonen auf.
Die Messung des Blutdrucks über 24 Stunden hinweg ist für Ärztinnen und Ärzte eines der zentralen Instrumente zur differenzierten Diagnostik der arteriellen Hypertonie. Sie erlaubt es nicht nur, zwischen konstanter und situativer Blutdruckerhöhung zu unterscheiden, sondern liefert auch Informationen über das zirkadiane Muster, die nächtliche Blutdruckabsenkung (Dipping), mögliche Morgenanstiege und eine Vielzahl relevanter Schwankungen. Während die klassische Technik mit oszillometrischer Oberarmmanschette bislang als Goldstandard gilt, gewinnt die kontinuierliche Blutdruckmessung mittels tragbarer Sensoren, optischer Verfahren und smarter Wearables an Bedeutung. Doch wie belastbar sind diese neuen Technologien im Vergleich zum klinisch etablierten Verfahren – und was ist ihr tatsächlicher Nutzen in Diagnostik, Therapie und Alltag?
Die konventionelle 24-Stunden-Blutdruckmessung wird mit einem tragbaren Monitor durchgeführt, der über eine aufblasbare Oberarmmanschette in regelmäßigen Abständen automatisch misst – tagsüber meist alle 15 bis 30 Minuten, nachts alle 30 bis 60 Minuten. Die Daten werden gespeichert und in Form von Tagesprofilen analysiert. Dieses Verfahren ist international validiert, entspricht den Empfehlungen der European Society of Hypertension (ESH) und der European Society of Cardiology (ESC), und wird von den Krankenkassen anerkannt. Die Messgenauigkeit unterliegt strengen Normen – insbesondere der EN ISO 81060-2, die Prüfbedingungen für nicht-invasive automatisierte Blutdruckmessgeräte definiert. In klinischen Studien gilt die Oberarmmanschette als Referenzmethode.
Demgegenüber stehen moderne Verfahren, die sich auf kontinuierliche Messung spezialisieren: Sensorarmbänder mit photoplethysmografischen Verfahren (PPG), pulswellenbasierte Methoden (PTT), hautnahe Sensorpflaster und Wearables, die über optische oder elektrische Impulse versuchen, den systolischen und diastolischen Blutdruck sekundengenau zu bestimmen. Besonders Smartwatches mit Blutdruckfunktion – wie Modelle von Samsung, Huawei oder jüngst auch Apple – setzen auf eine Kombination aus PPG-Signalen und algorithmischer Kalibrierung. Sie messen den Puls über Lichtreflexionen an der Haut und berechnen daraus den Blutdruck – oft in Kombination mit Referenzwerten, die vorher mit einer klassischen Manschette eingegeben wurden.
Doch diese Verfahren haben zentrale Schwächen: Die Kalibrierung ist meist individuell und nur für kurze Zeit gültig, Bewegungsartefakte können die Messergebnisse stark verzerren, und bislang fehlt es an international akzeptierten Studien mit randomisierter Methodik, die eine Gleichwertigkeit zur Oberarmmessung belegen. Während klassische Geräte validierte und normgerechte Daten erzeugen, liefern viele Wearables zwar kontinuierliche Datenströme, deren medizinische Aussagekraft jedoch begrenzt ist. Die Deutsche Hochdruckliga warnt ausdrücklich vor der unkritischen Interpretation solcher Werte: Ohne standardisierte Referenz und dokumentierte Messbedingungen drohen Fehlinterpretationen, falsche Therapieentscheidungen oder unnötige Ängste beim Patienten.
Ein weiterer Nachteil: Die Langzeitmessung mit Smartwatches oder Armbändern versagt in klinisch relevanten Situationen – etwa bei nächtlicher Messung, unregelmäßigem Herzrhythmus oder bei Patienten mit starkem Armumfang, venöser Stauung oder vegetativer Dysregulation. Hinzu kommen Datenschutzfragen, wenn Gerätehersteller Messdaten auf Servern außerhalb der EU speichern oder kommerziell auswerten. Dennoch erfreuen sich die neuen Technologien großer Beliebtheit: Patienten schätzen die Diskretion, den Tragekomfort, die unmittelbare Rückmeldung über ihren Gesundheitszustand – und die Möglichkeit, aktiv an der Kontrolle ihrer Erkrankung mitzuwirken.
In der ärztlichen Praxis zeigt sich daher ein differenziertes Bild: Während für die initiale Diagnostik weiterhin die klassische 24-Stunden-Messung mit validiertem Oberarmgerät eingesetzt wird, nutzen viele Hausärztinnen und Kardiologen Smartwatch-Werte als orientierende Zusatzinformationen – etwa zur Verhaltensbeobachtung, zur Therapietreue oder bei Verdacht auf stressbedingte Spitzenwerte. Besonders in Kombination mit digitalem Blutdrucktagebuch oder begleitender Lifestyle-App kann sich daraus ein ganzheitlicher Eindruck ergeben. Doch dieser Zusatznutzen ersetzt keine normgerechte Messung.
Die Zukunft liegt möglicherweise in hybriden Systemen, die klinisch validierte Sensorik mit digitaler Echtzeitauswertung verbinden. Erste Prototypen arbeiten mit flexiblen Mikrosensoren unter der Haut, mit Lasertechnik zur Gefäßanalyse oder mit kontinuierlicher Messung der Pulswellengeschwindigkeit. Auch KI-gestützte Algorithmen zur Erkennung von Hypertonie-Mustern auf Basis multipler Körperparameter befinden sich in der Entwicklung. Doch bis solche Systeme den klinischen Beweis antreten, bleibt der Status quo bestehen: Die 24-Stunden-Blutdruckmessung mit Oberarmmanschette ist in Genauigkeit, Reproduzierbarkeit, Leitlinienbezug und Abrechnungssicherheit unübertroffen.
Für die Apotheke vor Ort bietet sich jedoch ein neues Beratungsfeld: Viele Kundinnen und Kunden vertrauen ihrer Smartwatch mehr als dem klassischen Blutdruckgerät – und brauchen fundierte Aufklärung. Eine gute pharmazeutische Beratung kann hier Missverständnisse vermeiden und den Unterschied zwischen Lifestyle-Messung und medizinischer Diagnostik vermitteln. Auch Hausärztinnen und Hausärzte stehen zunehmend vor der Herausforderung, patientengenerierte Daten aus Wearables einzuordnen, ohne sich von ihrer medizinischen Entscheidungskompetenz zu entkoppeln.
So ist die Debatte um die 24-Stunden-Blutdruckmessung mehr als eine Frage der Technik – sie ist ein Gradmesser für die Balance zwischen Innovation und Evidenz, zwischen Patientenautonomie und medizinischer Verantwortung. In einer Zeit, in der Gesundheitsdaten überall verfügbar sind, wird es umso wichtiger, ihre Aussagekraft zu verstehen – und echte von scheinbarer Präzision zu unterscheiden.
Blutdruckwerte rund um die Uhr messen – das klingt nach einem medizinischen Ideal, nach lückenloser Kontrolle, nach Prävention am Puls der Zeit. Doch je weiter die Technik voranschreitet, desto mehr droht ein gefährlicher Irrtum: dass Verfügbarkeit mit Verlässlichkeit verwechselt wird. Der Wunsch nach Kontrolle ist legitim, doch die medizinische Aussagekraft entsteht nicht durch Datenfülle, sondern durch diagnostische Validität. Wer verstehen will, warum die klassische 24-Stunden-Messung mit Oberarmmanschette allen Lifestyle-Gadgets überlegen bleibt, muss sich von der Illusion der Smartwatch-Präzision verabschieden.
Smarte Blutdruckmessung verspricht viel – und liefert oft wenig. Die Sensorik basiert auf optischen Verfahren, die für pulsoxymetrische Trendanalysen geeignet sein mögen, aber keine Aussage über absolute Druckverhältnisse in Gefäßen ermöglichen. Das technische Prinzip ist fragil, störanfällig, stark von der individuellen Kalibrierung abhängig – und medizinisch nicht abgesichert. Während die klassische Manschettenmessung auf validierter oszillometrischer Technik fußt, beruht der Smartwatch-Wert auf algorithmischen Schätzungen, die oft durch Bewegung, Licht, Hautbeschaffenheit oder Position gestört werden. Und selbst wenn der Wert scheinbar plausibel ist – was nützt er ohne Kontext, ohne Normbereich, ohne Wiederholbarkeit?
Noch gravierender ist ein anderer Effekt: Die scheinbare Messautonomie führt zu einer Verschiebung der Verantwortung. Patienten glauben zunehmend, sich selbst kontrollieren zu können, ohne ärztliche Rückbindung. Blutdruck wird zur Zahl, zur App, zur Benachrichtigung. Dabei ist Hypertonie eine chronische Erkrankung mit systemischen Folgen – nicht ein Lifestyle-Indikator. Wenn Ärztinnen und Apotheker beginnen, Patientendaten aus Geräten zu interpretieren, deren Funktionsweise sie weder kennen noch überprüfen können, verlagert sich das medizinische Risiko unkontrolliert ins Feld der Eigenverantwortung. Der Kontrollverlust beginnt dort, wo Technik ernst genommen wird, obwohl sie keine Aussagekraft besitzt.
Gerade deshalb ist es dringend geboten, die Debatte nicht nur technisch, sondern gesundheitspolitisch zu führen. Wer Gesundheit digitalisiert, muss Standards schaffen – nicht nur Produkte. Medizinische Diagnostik darf nicht durch Marktlogik ersetzt werden. Die Verantwortung liegt nicht bei jenen, die am Handgelenk messen, sondern bei jenen, die als Fachpersonen Orientierung geben. Auch Apotheken sind hier gefordert: Aufklärung ist keine Zusatzleistung, sondern Teil ihres Versorgungsauftrags.
Die Zukunft wird nicht ausbleiben. Sensorik wird besser, KI wird diagnostischer. Doch bis dahin gilt: Die 24-Stunden-Blutdruckmessung mit validierter Manschettentechnik ist nicht veraltet – sie ist der stabile Anker in einem Meer technischer Versprechungen. Wer medizinische Qualität sichern will, darf sich nicht blenden lassen. Präzision ist keine App. Verantwortung ist nicht delegierbar.
Von Engin Günder, Fachjournalist
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