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Berlin - Der innigste Wunsch der Generikahersteller ist die Abschaffung der Rabattverträge. Um Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) doch noch davon zu überzeugen, dass sich im Arzneimittelmarkt auch anders Geld sparen lässt, hat der Branchenverband Pro Generika eigene Vorschläge gemacht. Der Kern des Sparpakets ist ebenso simpel wie charmant aus Sicht der Generikaunternehmen: Ärzte sollen bei ihren Verschreibungen künftig eine feste Generikaquote einhalten.
Gesetzliche Quote: Pro Generika bringt sich mit eigenen Sparvorschlägen in die politische Diskussion ein. Foto: Elke Hinkelbein
900 Millionen Euro, so die Berechnung von Pro Generika, könnten die
Kassen sparen, wenn statt teurer Originalpräparate verstärkt Generika
abgegeben würden. Dazu müsste eine gesetzliche Quote von 90 Prozent des
generikafähigen Marktes festgeschrieben werden. Aktuell liegt die Quote
bei 81 Prozent.
Bei einer Quote von 85 Prozent ergäben sich demnach immer noch
Einsparungen von 393 Millionen Euro. Ärzte, die zu oft Originale
verordnen, sollen von den Kassen in Regress genommen werden, so der
Vorschlag.
Außerdem will Pro Generika das System der Zuzahlungen umstellen: Die
soll künftig durchgängig bei 10 Prozent des Arzneimittelpreises liegen.
Die Mindestzuzahlung von 5 Euro soll entfallen, die Kappungsgrenze bei
10 Euro erhalten bleiben. Auch dieses Instrument würde - was nicht
erstaunt - preiswerte Generika begünstigen, nach Hochrechnungen des
Verbandes aber zu Mindereinnahmen der Kassen von 120 Millionen Euro
führen.
Unter dem Strich würde sich der Vorschlag aber dennoch lohnen, rechnet
Pro Generika vor: Die Rabattverträge haben den Kassen nach Schätzungen
des Verbandes im vergangenen Jahr 750 Millionen Euro gebracht, die
hohen Transaktionskosten bei allen Beteiligten aber noch nicht
abgezogen. Selbst bei der veränderten Zuzahlungsregelung würde die
Generikaquote nach dieser Rechnung den Wegfall der Rabattverträge
abfedern.
Und die Verträge müssen aus Sicht des Verbandes unbedingt weg. Denn
reiner Preiswettbewerb sei stets ein „destruktiver und kastrierter
Wettbewerb". Die Alles-oder-Nichts-Situation bei den Ausschreibungen
zwinge die Hersteller zu Preiszugeständnissen, die
betriebswirtschaftlich nicht mehr rational seien. Zuschläge würden mit
Tiefstpreisen erkauft, „die sich in Grenzkostennähe, des Öfteren sogar
unter den Herstellungskosten bewegen", warnt Pro Generika.
Langfristig würden die Kassen demnach sogar draufzahlen: Nach einer zu
erwartenden Marktbereinigung könnte ein Hersteller-Oligopol den Kassen
künftig die Preise diktieren. Bis dahin gingen weitere Einsparungen
verloren, weil die Generikahersteller ihre Biosimilar-Programme nicht
mehr aus dem Kerngeschäft quer subventionieren könnten, so der Verband.
Ob diese Argumente im BMG erhört werden, wird sich zeigen. Die Chance
stehen offenbar nicht allzu gut. Dem Vernehmen nach will Rösler die
Rabattverträge nicht anfassen. Die im Koalitionsvertrag angekündigte
Überprüfung dieses Instruments könnte sich auf eine Makulatur bei der
Anwendung des Kartellrechts beschränken.
Alexander Müller, Dienstag, 16. Februar 2010, 15:27 Uhr
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