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MONOPOLKOMMISSION
Berlin - Um den Wettbewerb zwischen Apotheken zu verschärfen, will der Vorsitzende der Monopolkommission, Professor Dr. Justus Haucap, den Apothekenabschlag freigeben. Nach seinem Modell entfällt die Zuzahlung für Arzneimittel, die Versicherten zahlen stattdessen das Honorars des Apothekers von derzeit 8,10 Euro abzüglich Kassenabschlag. Aus diesem Betrag könnten die Apotheken Rabatte gewähren. „So könnte ein sanfter Preiswettbewerb unter Apotheken entstehen", sagte Haucap bei einem Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA).
Für "sanften Preiswettbewerb": Der Vorsitzende der Monopolkommission, Professor Dr. Justus Haucap, ist für eine Freigabe des Apothekenabschlags. Foto: Elke Hinkelbein
Besonders reizvoll findet Haucap, dass es so zu einer
Preisdifferenzierung zwischen Stadt und Land kommen würde: „Dann wären
Arzneimittel auf dem Land teurer, weil es weniger Konkurrenz gäbe." So
ließe sich aus seiner Sicht die flächendeckende Versorgung garantieren.
Preisobergrenzen könnten laut Haucap ein zu großes Preisgefälle
verhindern. Die Preisregulierung für verschreibungspflichtige
Arzneimittel sei aber derzeit noch sinnvoll, weil die Verbraucher bei
Medikamenten nicht so preissensitiv seien.
In Berlin findet Haucap bislang keine Unterstützung für seine Pläne: Die
letzte Bundesregierung habe seine Vorschläge nicht aufgegriffen und
auch jetzt gebe es keine konkreten Signale, räumte er ein. Auch mit der
Forderung nach einer weitgehenden Liberalisierung des Apothekenmarktes
stößt Haucap bei der Politik auf taube Ohren. Die Monopolkommission hält
die „Abschottung der Apotheken" durch das Fremd- und Mehrbesitzverbot
für „übertrieben". Für Haucap ist die im europäischen Vergleich relativ
hohe Apothekendichte in Deutschland „ein Indikator für das
Effizienzpotential, das noch gehoben werden kann".
Durch Synergien im Einkauf und Management könnten Apothekenketten aus
seiner Sicht ihre Kosten senken. Allerdings sei bei einer
Liberalisierung darauf zu achten, dass es nicht zu einer „regionalen
Monopolisierung" komme - wie in anderen Fällen. „Es sind Fehler gemacht
worden im Krankenhausmarkt. In Hamburg sind 75 Prozent der Krankenhäuser
in der Hand einer Klinikkette", so Haucap. Für Apothekenketten müsste
deshalb das Kartellrecht strenger angewandt werden, meinte der Chef der
Monopolkommission.
Auch das von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante Pick-up-Verbot
hält Haucap für übertrieben: „Man muss nicht das Kind mit dem Bade
ausschütten, nur weil es in einzelnen Fällen zu Verfehlungen gekommen
ist." Haucap sprach sich für Mindestanforderungen an Pick-up-Stellen
aus. Gleichzeitig machte er sich dafür stark, verschiedene Arzneimittel
wie Nikotinpflaster oder Aspirin aus der Apothekenpflicht zu entlassen.
Aus seiner persönlichen Erfahrung wünschten viele Patienten zu diesen
Produkten ohnehin keine Beratung.
Alexander Müller, Donnerstag, 06. Mai 2010, 20:30 Uhr
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