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Berlin - 520 Millionen
Euro will die AOK in diesem Jahr mit ihren Rabattverträgen einsparen.
Seit 2007 habe das AOK-System damit ein Einsparvolumen von 1 Milliarde
Euro ausgehandelt, verkündete AOK-Rabattchef Dr. Christopher Hermann
heute in Berlin. Für die Pläne des Bundesgesundheitsministers Dr.
Philipp Rösler (FDP), die Rabattverträge zu entschärfen, hat er
überhaupt kein Verständnis.
Die am Donnerstag startende vierte Rabattrunde über 80 Wirkstoffe
bewertet Hermann als vollen Erfolg: „Einige Rabattgebote waren in
Bereichen, die wir für wenig wahrscheinlich gehalten hatten; jenseits
der 90 Prozent", sagte Hermann. Wegen des Vorwurfs der Dumpingpreise
hatte die AOK ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen damit beauftragt, die
Angebote der Unternehmen auf Plausibilität abzuklopfen. Nur in einem
Fall habe die Kasse einen Anbieter ausschließen müssen, teilte Hermann
mit. Auch rechtlich sei diese Ausschreibung „geräuschlos" über die Bühne
gegangen, nachdem man sich in den Jahren zuvor bis aufs Messer bekämpft
habe, so Hermann.
Der AOK-Rabattchef nimmt für seine Verträge in Anspruch, das Oligopol
der großen Generikahersteller gebrochen zu haben: Der Marktanteil der
drei größten Generikaunternehmen sei in den vergangenen Jahren leicht
gesunken - nach markanten Zuwachsraten vor Start der ersten
Rabattverträge. „Oligopole waren gestern, Angebotsvielfalt ist heute",
so Hermann. Die AOK habe in der vierten Rabattrunde mit 39 verschiedenen
Unternehmen 715 Einzelverträge geschlossen. Allerdings hat nach Angaben
der Kasse in gut 80 Prozent der Fälle nur ein Unternehmen in allen fünf
Gebietslosen den Zuschlag erhalten.
Deshalb ist Hermann gegen Röslers Idee von einer Mehrkostenregelung, bei
der Versicherte mittels Aufzahlung ihr gewohntes Präparat erhalten
können: „Mit den Rabattverträgen sind die Verbindungen der Industrie zu
den Ärzten und Apothekern gekappt oder zumindest geschwächt worden. Wer
daran jetzt wieder etwas ändern wollte - wie wir es in den Eckpunkten
lesen - legt die Axt an dieses erfolgreiche Steuerungsinstrument", sagte
Hermann. Er fürchtet, dass dann die Generikahersteller „wieder die
Abgabe am Counter beherrschen" würden. „Die Verlagerung zurück in die
Apotheke ist der völlig falsche Weg", so Hermann.
Arzt statt Apotheker: AOK-Rabattchef Dr. Christopher Hermann ließ sich diesmal vom Hausärzte-Chef Ulrich Weigeldt unterstützen. Foto: Elke Hinkelbein
Während die neue Rabattrunde im vergangenen Jahr noch gemeinsam mit den
Apothekern vorgestellt wurde, hatte sich Hermann diesmal die
Unterstützung des Deutschen Hausärzteverbandes gesichert. Dessen
Vorsitzender Ulrich Weigeldt lobte dann auch die Rabattverträge als
wirksames Sparinstrument ohne Qualitätsverluste in der Versorgung. Eine
Mehrkostenregelung hält dagegen auch er für „gut gemeint, aber
gefährlich", weil die Patienten das Gefühl bekommen könnten, über den
Rabattvertrag ein schlechteres Präparat zu erhalten.
Die AOK hat sich außerdem mit einer Umfrage abgesichert, die unter mehr
als 3000 Versicherten der Kasse durchgeführt wurde. Demnach bewerten
mehr als die Hälfte der Versicherten die Möglichkeit, Rabattverträge zu
schließen, als positiv; nur 15 Prozent sprachen sich dagegen aus. Bei
der Auswahl zwischen Rabattvertrag und Beitragserhöhung war die
Verteilung laut Befragung noch eindeutiger.
Auch deshalb will die AOK unbenommen der politischen Ankündigungen noch
im April eine fünfte Ausschreibung starten. Die Verträge sollen im
Oktober in Kraft treten und wie gewohnt zwei Jahre laufen. Auch an den
exklusiven Zuschlägen und den Gebietslosen hält die AOK fest.
Bedeutendster Wirkstoff wird Clopidogrel sein. Damit wäre laut Hermann
im wesentlichen der gesamte Generikamarkt bei der AOK unter
Rabattvertrag.
Alexander Müller, Dienstag, 30. März 2010, 13:57 Uhr
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